MASARYKOVA UNIVERZITA Příloha č. 11 Posudek oponenta habilitační práce Masarykova univerzita Fakulta Obor řízení Uchazeč Pracoviště uchazeče Habilitační práce (název) Oponent Pracoviště oponenta filozofická obecná a diachrónni lingvistika Mgr. TomአKáňa, Pli.D. Masarykova univerzita, Pedagogická fakulta Česká a německá demimttiva na pozadí korpusových dat Univ.-Prof.in Dr.in Irena Zavrl, PhD Fachhochschule Burgenland, Eisenstadt Text posudku Die vorgelegte Habilitationsschrift setzt sich zum Hauptziel die detaillierte Beschreibung von Diminutivapparaten im Tschechischen und Deutschen und die Abgrenzung der echten Diminutive zu jenen Formen, die von Laien aber auch von einigen LinguistenZ-innen für Diminutive gehalten werden (vgl. S. 46-47) zu erforschen. Dafür hat der Autor eine eigene Definition der Diminutive postuliert (S. 42), die anhand von Korpusdaten überprüfbar ist, wie er an mehreren konkreten Beispielen auch belegt. An dieser Stelle muss festgestellt werden, dass diese Definition eher die traditionelle Auffassung der Diminutive ..rehabilitiert", was die Form der Diminutive anlangt. Das-modernere Verständnis der Diminution umfasst eben auch die sog. analytische Diminution im Sinne von Schneider (2003) oder inherente Diminution (Zadnvoort 1965 und später). Diese bezeichnet der Autor als „unechte Diminutive" und widmet ihnen nun soweit Aufmerksamkeit, dass er konsequent begründet, warum diese Diminutive eigentlich keine Diminutive sind. Die Definition/Abgrenzung der Diminutive (S. 42) und „Nicht-Diminutive" (S. 43) wird so formuliert, dass sie auf alle Wortarten anwendbar ist und dass die Diminutive auch anhand von Korpusdaten quantitativ erschließbar sind. Aufgrund nicht ausreichend vorhandener Korpusdaten zu den meisten Wortarten erwies sich aber gerade dieser Punkt als problematisch, wie der Autor auch selbst einräumt (z.B. auf S. 280). In diesen Fällen wo die Analyse nicht mehr ausschließlich quantitativ (also auf der Basis von Korpusdaten) erstellt werden konnte, muss der Autor auf qualitative Erhebungen (teilweise aus dem Internet) zurückgreifen. Dennoch sind die Resultate dieser Arbeit einmalig und äußerst überzeugend. Die Arbeit besteht aus drei umfangreichen Hauptteilen: aligemeine Einführung (Abt. I), tschechische Diminutive (Abt. II), deutsche Diminutive (Abt. III), die durch eine kontrastive Sicht auf die Problematik (Abt. IV) und ein abschließendes Kapitel (Abt. V.) ergänzt werden. Im theoretischen Teil werden alle relevanten Abhandlungen zum Thema Diminutive zusammengetragen und neu nach unterschiedlichen Aspekten synthetisiert (Kap. 1.1 im Abschnitt I. Obecná část). Schade finde ich nur, dass unter den slawischen Sprachen z.B. ein Hinweis auf das Slowenische fehlt (z.B. Cuden, Darko: Diminution als (potentieller) Ausdruck des Emotionellen im Slowenischen und im Deutschen, oder zumindest die Übersicht über die Suffixe in Petrič, Teodor: Zur Nähesprachlichkeit von Texten). Es war allerdings kein Ziel der i IMI MASARYKOVA UNIVERZITA Habilitationsschrift einen Überblickt über die Diminutivapparate in möglichst vielen Sprachen zu schaffen. Selbst die allgemeine Einführung ist ein wertvolles Unterfangen, das auch zum Nachdenken über die bisherigen Ergebnisse der Diminutivforschung anregt. Der Autor stellt nämlich die linguistischen Theorien in Kontrast zur Wahrnehmung der Diminutive unter den Sprachbenützern/-innen dar - den Anfang seiner Recherche startet er eben mit Umfragen unter den Muttersprachlerinnen und Muttersprachlern des Tschechischen und des Deutschen, von denen sich einige Fragen ergeben, die dann in weiteren Kapiteln anhand mehrerer Koipusanalysen beantwortet werden. Die Recherchen sind einleuchtend im Kap. 4.4 dargestellt und zeugen von einem riesigen Datenvolumen, das den Ergebnissen zu Grunde liegt. Die tschechischen und die deutschen Diminutive werden minutiös nach den Wortarten und innerhalb dieser Kapitel dann nach einzelnen Mitteln, die die Diminutive markieren, aufgebaut. Die Abgrenzung der echten Diminutive von „Quasidiminutiven", wie sie der Autor nennt, und homonymen Formen („nicht-Diminutiven") ist präzise beschrieben und stellt die ganze Problematik sehr plastisch dar. Die komplexen Lautänderungen der tschechischen substantivischen Diminutive versucht der Autor so zu umgehen, dass er die Diminutive strikt nach der Änderung des Wortendes systematisiert. Dies ist zwar nicht „ganz unproblematisch" (wie er selber auf S. 59 schreibt); diese Vorgangsweise führt jedoch meines Erachtens zu einer besseren Übersichtlichkeit des ganzen Diminutivsystems, das am Anfang jedes Kapitels in Form einer Tabelle dargestellt wird. Auch das deutsche System der diminutiven Suffixe wird hier auf den Prüfstand gestellt und vor jedem Kapitel erläutert. Eine Tabelle fehlt zwar im Kapitel 4, Abt. II zu Diminutiven ..anderer deutscher Wortarten" (S. 373). Da sich diese Diminutivmarker mit den substantivischen decken und im Text beschrieben sind, empfinde ich es allerdings nicht wirklich als Manko. Als eine besonders wertvolle Leistung für die Grammatik finde ich in beiden Hauptteilen auch die Anmerkungen zur Moiphologie der Diminutive, die einige eingefahrene Postuláte über die Diminutive revidieren: z.B. „ein Umlaut des Stammvokals der Basis tritt in Verbindung mit -lein stets ein" (Fleischer (1969:165; 1995:179) wird auf S. 324 mit einigen (allen Korpus-) Beispielen widerlegt. Neu belegt (und zum Teil auch widerlegt) ist die Geschlechtszuweisung bei deutschen Derivaten auf -/', -ie (S. 351). In diesem Zusammenhang muss die zeitaufwendige Arbeit, die Tomáš Káňa als Autor dieser Habilitationsschrift geleistet hat, hervorgehoben werden. Hinter vielen Sätzen verbirgt sich eine kürzere oder längere Korpusrecherche, wodurch seine Anmerkungen eben alle auf real verwendeter Sprache beruhen: z.B. „substantivizovaná interjekee *šňup není doložena" (S. 65); „milá (subst.) ~ Liebe, Liebste, Schatz/milka « Schätzchen, (mein) Liebchen1' (S. 136), um nur vertretend zwei hier zu nennen. Die Belege in der Arbeit werden aus unterschiedlichen Perspektiven durch Kontext- und Kollokationsanalysen, Frequenzen und parallelen Vergleichen mit anderen Sprachen verdeutlicht. Dies bezeugt, dass der Autor über solide Kenntnisse von Korpora und der Arbeit mit ihnen verfugt. 2 MA5ARYKOVA UNIVERZITA Zwar nicht systematisch, jedoch zielführend (dort wo es an Daten in den beiden Zentral sprachen dieser Arbeit gefehlt hat) werden auch andere Sprachen einbezogen: Englisch, Slowakisch, und Russisch. Es ist naheliegend, dass in einer Arbeit zu einem solch breiten Thema nicht alles umfassend bearbeitet werden kann, dennoch findet man hier viele Ansätze, die eine Tür in verschiedene weitere Forschungsrichtungerl öffnen: semantische Felder der Diminutive, ihre Frequenz, Vergleich unterschiedlicher Diminutivformen von gleichen Grundwörtern, regionale Unterschiede im Diminutivgebrauch und in ihren Formen, typische Kollokationen und andere mehr. Weitere wichtige Punkte werden noch im Schlusswort und Ausblick (im Kap. „Deficity a výhledy" S. 413) erwähnt. Der Autor hat im Bereich der Diminutivforschung einen enormen Beitrag nicht nur für die Bohemistik und Germanistik geleistet, sondern auch für die allgemeine Linguistik. Die zahlreichen Exkurse in andere Sprachen lassen erkennen, was ungefähr die Pendants von deutschen und tschechischen Diminutiven in anderen Sprachen sind, und wie und wo die größten Divergenzen zu suchen sind. Der Text ist von einem gut lesbaren, jedoch stets wissenschaftlichen Stil geprägt, der von gutgewählten (transparenten und interessanten) Beispielen aufgelockert wird. Als größten Kritikpunkt muss ich allerdings die zahlreichen Fehler anbringen. Positiv zu vermerken ist, dass der Arbeit ein relativ umfangreiches Korrekturverzeichnis beiliegt (zehn Seiten), was zwar bei einem Textumfang von fast 450 dichtbeschriebenen Seiten vielleicht nicht so dramatisch erscheint, dennoch empfehle ich vor einer eventuellen Veröffentlichung eine gründliche Korrektur. Tomáš Káňa hat bewiesen, dass er sein wissenschaftliches Potential ausgezeichnet nützen kann. Er geht aufmerksam und kritisch mit der Fachliteratur um, wählt eine Methode die unbestritten zum gewünschten Ziel führt. Er bearbeitete eine umfassende Belegmenge und stellt die Ergebnisse stringent und nachvollziehbar dar. Die vorgelegte Arbeit erfüllt alle wissenschaftlichen sowie formalen Kriterien einer Habilitationsschrift, deswegen empfehle ich nachdrücklich, sie als solche anzunehmen. Nach erfüllen aller anderen Formalia des Habilitationsverfahrens empfehle ich dem Herrn Tomas Käha den Titel „docent" /Dozent zu erteilen. 3 IUI MASARYKOVA UNIVERZITA Dotazy oponenta k obhajobě habilitační práce (počet dotazů dle zvážení oponenta) 1. Erläutern Sie bitte Ihre Position in der Diskussion zur Problematik der Diminutive als Universalie. 2. Gibt es gravierende Unterschiede in der Bildung und Verwendung von Diminutiven innerhalb der Sprachfamilien - konkret in den germanischen und slawischen Sprachen? 3. Welche weiteren Schritte beabsichtigen Sie in Ihrer Forschung? Habilitační práce Tomáše Káni „Česká a německá deminutiva na pozadí korpusových dat" požadavky standardně kladené na úroveň habilitačních práci v oboru obecná a diachroní lingvistika. Závěr splňuje Datum: Eisenstadt, April, 2, 2017 Univ.-Prof. Dr, Irena Zavri, PhD