Institut für deutsche Philologie Sprachwissenschaftliche Abteilung Am Hubland D-97074 Würxburg Prof. em. Dr. Dr.h.c.mult. Norbert Richard Wolf nrwolf@gerrnanistik.uni-wuerzburg.de 8. August 2013 Gutachten HANA BERGEROVÄ: Untersuchungen zum Emotionswortschaft des Deutschen anhand des semantischen Feldes „Ärger" unter Berücksichtigung des Tschechischen und mit Fokus auf lerncrphraseographische Fragestellungen. Habilitationsschrift, Brno 2012 Der etwas umständliche Titel der vorliegenden Habilitationsschrift zeugt einerseits vom häufig anzutreffenden Bestreben, die Inhalt einer ganzen Arbeit in einem Titel zusammenzufassen; andererseits signalisiert sie dem Leser sehr schnell, was er zu erwarten hat: 1. Die Arbeit befindet sich im Bereich der sog. ,Emotionslinguistik', was nicht verwundert, weil Frau BERGEROVÄ von Anfang an im einschlägigen Projekt an der Universität Ostrava mitgearbeitet hat. 2. Es handelt sich um eine lexikologische Arbeit. Die weiteren sprachlichen Ebenen, die vor Allem im Ostrauer Projekt als einschlägig herausgearbeitet worden sind, bleiben unberücksichtigt. 3. Auch wenn es sich um eine germanistische Arbeit handelt, nutzt Frau BERGEROVÄ die Möglichkeit des Kontrastes Deutsch-Tschechisch für zahlreiche wesentliche Einsichten in die Versprachlichung von Emotionen. 4. Es geht auch auch DaF-Theorie, vor allem um Lernerwörrerbücher und die Behandlung der Phraseologie in solchen Wörterbüchern. Dass hier nur noch die Phraseologie genannt wird, schränkt den Skopus des lexikologischen Inreresses stark ein. Ich möchte der Autorin empfehlen, für die Druckfassung eine kürzere und zugkräftigere Themenformulierung zu suchen. Jetzt aber werde ich mein Gutachten an diesen vier Punkten ausrichten und von ihnen ausgehend die Arbeit Frau BERGEROVäs beschreiben. 1. Zur Emotionslinguistik „Dem eigentlichen sprachwissenschaftlichen Schwerpunkt der Arbeit geht ein Exkurs in die Emotionspsychologie voran, insbesondere in die Psychologie des Ärgers." (S. 12) Frau BERGEROVÄ holt dafür sehr weit aus; sie beginnt damit, dass man sich auch in der Psychologie nicht einig ist, was eine Emotion ist bzw. wie man sie definieren kann. Als hilfreich erweist sich da eine Liste von Merkmalen (S. 15), die Emotionen als „Basisemotionen" charakterisieren. Als erstes Merkmal wird genannt: „Sie [=die Emotion. NRW] muss abrupt einsetzen als Reaktion auf ein Ereignis oder einen Gedanken." (ebd.) Hier wäre es reizvoll, in der Literatur, vor Allem in der Belletristik zu überprüfen, was einer Emotion als auslösendes Moment vorausgeht. Man muss Julius-Maximilians- UNIVERSITÄT WÜRZBURG Seite 1 von 6 „Ereignis" oder „Gedanken" schon sehr weit fassen, um alle denkbaren Möglichkeiten darunter subsumieren zu können. Danach erörtert sie die Differenz(en) zwischen ,Emotion' und ,Gefühl' und kommt dabei, wie die psychologische Forschungsliteratur, zu keinem Ergebnis, sondern stellt pragmatisch fest: „Für die Belange dieser Arbeit ist eine solche Unterscheidung eher von untergeordneter Bedeutung. Ich favorisiere jedoch im Folgenden den Ausdruck Emotion." (S. 16) Als wichtig „für die nachfolgenden Betrachtungen des phraseosemantischen Feldes Arger"' sind drei Parameter: „Wertigkeit (positiv vs. negativ), Dauer (permanent vs. nicht permanent)und Intensität (intensiv vs. gemäßigt" (S. 16). So plausibel diese Festlegung erscheint, so überraschend ist sie im Kontext der Arbeit, denn eine Seite vorher führt Frau BERGEROVA als ein Charakteristikum für Emotionen an: „Sie muss von kurzer Dauer sein" (S. 15). Im Zusammenhang mit den „Arger-Emotionen" spricht Frau BERGEROVA von „Vorwurfs-Emotionen" (S. 20), was wiederum überrascht, den ein ,VorwurP ist primär keine Emotion, sondern eine Sprechhandlung, ein Sprechakttyp, der negative Emotionen ausdrücken kann, aber sicherlich nicht immer ausdrückt. Es zeigt sich wieder einmal, dass andere Disziplinen nicht dazu geeignet sind, sprachwissenschaftliche Probleme zu lösen oder sprachwissenschaftliche Fragen zu beantworten. Für die Druckfassung möchte ich anregen, dieses ganze Kapitel von einer genau(er)en Textanalyse ausgehen zu lassen und dann zu den notwendigen Fesdegungen mit Hilfe psychologischer Literatur zu kommen. Man könnte zu diesem psychologisierenden Kapitel noch Manches sagen, dies will ich hier unterlassen, weil die „Emotionspsychologie als erste Quelle der Untersuchung" (so die Überschrift zu Kapitel 2, S. 14) nur wenig ergiebig ist und somit das Meiste für die vorliegende Arbeit weitgehend irrelevant erscheint. Vielmehr kann man sich vom Kapitel 3 „Das Verhältnis zwischen Sprache und Emotionen) als zweite Quelle der Untersuchung" (S. 39) erwarten, weil die Frage nach diesem Verhältnis auf einen Kernbereich der Sprachwissenschaft zielt, nämlich auf das Verhältnis zwischen Sprecher und Sprache. Wenn man annimmt, dass es die fundamentale Funktion von menschlicher Sprache ist, als Zeichensystem es dem Sprecher zu ermöglichen, Bewusstseinsinhalte intersubjektiv auszudrücken, dann spielt der sprachliche Ausdruck von Emotionen eine ganz wichtige Rolle, weil menschliches (Zusammen-)Leben ohne Emotionen kaum denkbar ist. Deshalb würde ich auch nicht von einer „Widerspiegelung der Konzeptualisierungen von Emotionen in sprachlichen Ausdrucksformen" (S. 40) sprechen. Einerseits ist der Terminus ,Widerspiegelung' doch allzu sehr an die materialistische Sprachtheorie gebunden, andererseits verschwindet die kreative Funktion der ,Konzeptualisierung' aus dem Blickfeld der Sprachwissenschaft, und genau diese, die Kreativität und nicht die .Widerspiegelung' ist ja das Interessanteste in diesem Zusammenhang. Und nur in diesem Kontext ist es auch sinnvoll, vom „Beispiel des Deutschen" (S. 39) zu sprechen, denn Emotionen, zumindest Basisemotionen sind ein universales Phänomen, nicht aber deren sprachlicher Ausdruck. Nach einem kurzen Forschungsreferat (S. 39ff.) stellt Frau BERGEROVA eine grundsätzliche Frage: „Was aber ist der Gefühlswortschatz?" (S. 42) Leider wird die Frage nicht direkt beantwortet, sondern wieder einmal der Unterschied zwischen Emotion und Gefühl diskutiert. Unklar bleibt, ob es sich bei diesen Diskussionsgegenständen um die Sache ,Emotion' resp. .Gefühl' oder um die entsprechenden Wörter handelt. Wie dem auch sei, man sollte heutzutage nach Jahrzehnten vor Allem der strukturellen Semantik nicht mehr die Meinung vertreten, dass ,Synonymie' „eine prinzipielle Austauschbarkeit" der Synonyme „in allen Verwendungskontexten" (S. 43) voraussetzt. Zudem sollte deutlicher zwischen ,Wort' und ,Begriff unterschieden werden (dieses Gravamen bezieht sich auf die Verwendung von „Emotionsbegriffen" S. 44 et passim). Seite 2 von 6 Zurecht kommt in diesem Kapitel Frau BERGEROVÄ auf die ,Interjektionen' als eine Wortklasse, die zuvörderst dem Ausdruck von Emotionen dienen, zu sprechen. In diesem Zusammenhang vermisse ich die Untersuchungen von Damaris Nübling, deren Name auch im Literaturverzeichnis fehlt. Ich habe den Findruck, dass Frau BERGEROVÄ sich als sehr belesen erweist und mit einigen wenigen Ausnahmen die einschlägige Forschungsliteratur sehr gut kennt. Sie kann sich aber nicht von ihr lösen, sondern bleibt im Referat einzelner Auffassungen stecken, ohne einen eigenen Stand punkt aus dem Stand der Forschung(en) entwickeln zu können. Vermutlich spielt auch eine Rolle, dass Frau BERGEROVÄ sich um generelle Literatur zu ihren einzelnen ,Teildisziplinen' nur wenig kümmert. Im Literaturverzeichnis begegnet zwar der Name Eugenio COSERIU zwei Mal, doch hat dies keine Wirkung auf ihre ,Argumentation' in den einleitenden Kapiteln. Es soll aber nicht der Eindruck entstehen, dass die Kritik nach der Lektüre der vorliegenden Arbeit überwiegt. Da es aber Frau BERGEROVÄ vorzieht, in erster Linie theoretische und methodische Probleme zu behandeln und ,konkrete' sprachliche Phänomene nur als Beispiele für theoretisch Geäußertes zu präsentieren, richtet sich das Hauptaugenmerk des Gutachters eben auf theoretische und definitorische Problemfälle. 2. Lexikologie Im Titel ihrer Arbeit spricht Frau BERGEROVÄ vom „Emotionswortschatz" und vom „semantischen Feld". Wenn man nur diese beiden Tcrrrdni liest, denkt man sofort an eine Untersuchung im Sinn der strukturellen Semantik resp. der Wortfeldtheorie. Doch die Überschrift zum einschlägigen Kapitel 4 lautet: „Phraseologie als dritte Quelle der Untersuchung" (S. 91). Nur so nebenbei sei bemerkt, dass ich die rekurrente Metapher von der Quelle der Untersuchung nicht verstehe. Wichtiger indes ist, dass die Arbeit mitnichten als eine Untersuchung des „Emotionswortschatzes" geplant ist, sondern, wie schon angedeutet, als eine Untersuchung von ,Emotions-phraseologismen' und dass das dabei nicht um ein semantisches Feld, sondern um solche Phraseo-logismen im Referenzbereich der Emotion ,Arger' handelt. Frau BERGEROVÄ beginnt dieses Kapitel wieder mit einer „Gegenstandsbestimmung", die sie gleich als „eine unendliche Geschichte" (S. 91) charakterisiert. Doch schon nach vier Seiten stellt Frau BERGEROVÄ fest, dass ,Phraseologismus' der Übergriff zu mehreren Erscheinungsformen ist, etwa zu ,(Wort-)Idiom', ,Sprichwort', ,Routineformer und ,Kollokation' (S. 94). Sie folgt damit einer Reihe von Forschern/innen, von denen sie sagt, dass diese sich „durchgesetzt" (S. 93) hätten. Ob allerdings diese Art von terminologischem ,Imperialismus' sinnvoll ist, insbesondere zweckmäßig in einer lexikologischen Untersuchung, wird nicht gefragt. Immer wieder zeigt sich, dass Frau BERGEROVÄ sehr autoritätsgläubig vorgeht. Auffällig wird dieser Stilzug etwa auf S. 95, wo Frau BERGEROVÄ ein klassifizierendes Diagramm nach Harald Burger präsentiert und die Beispiele dazu, selbst wenn sie nichts mit Emotionen zu tun haben, ebenfalls von Burger übernimmt und nicht berücksichtigt, inwieweit diese Terminologie sich auch für sie als praktikabel erweist. Dasselbe gilt für die Übersicht über „Feldkonzeptionen" (S. 125ff.). Ich persönlich bin gegenüber dem ,weiten Begriff von Phraseologismus sehr skeptisch, denn auf diese Weise werden ganz unterschiedliche Phänomene unter einen Hut gebracht, Idiome haben die grammatische Funktion von Wörtern, auch wenn sie satzförmig sind (sie sind dann eben Verben); demgegenüber sind Sprichwörter Mikrotexte, Routineformeln sind satzförmig und satzwertig und somit auf ganz unterschiedlichen kommunikativen/pragmatischen Ebenen anzusiedeln. Auf keinen Fall sind alle Subtypen von Phraseologismen Gegenstand einer lexikologischen Arbeit. Wenn Frau Seite 3 von 6 BERGEROVA bei dieser Auffassung bleibt (was ihr gutes Recht ist), dann muss sie wohl Idiome und Kollokationen in den Titel ihrer Arbeit bringen. In jeder lexikologischen Arbeit muss man sich auch um grammatische Kategorien (und Funktionen) kümmern. In der Tabelle auf S. 110 spricht Frau BERGEROVA von „Adverbien", wo es sich in den meisten Fällen um Adjektive handelt. Vergleichbares begegnet des Öfteren in dieser Arbeit. 3. Metalexikographie und deutsch-tschechischer Kontrast Ihre analytische Stärke demonstriert Frau BERGEROVA in Kapitel 5 „(Lerner-)Lexikographie als vierte Quelle der Untersuchung" (S. 130ff.). Sie kennt die einschlägige Literatur sehr gut, hier ist sie imstande, eigene Ansätze, vor Allem eigene Kriterien zur Beurteilung auf der Basis der durchaus disparaten Forschungsliteratur zu entwickeln. Ich hoffe, dass die Wörterbuchmacher, insbesondere die der Lernerwörterbücher dieses Kapitel genau lesen, um daraus Schlüsse für kommende Auflagen zu ziehen. Allerdings spielt in diesem Kapitel der Emotionswortschatz kaum eine Rolle; es handelt sich um eine eigenständige metalexikographische, in Sonderheit wörterbuchkntische Untersuchung. Mit anderen Worten, auch im einzigen analyrischen Kapitel untersucht Frau BERGEROVA eher die Metasprache bzw. einen Metabereich als eine Objektsprache. Die Stärke der Autorin manifestiert sich auch im Kontrastkapitel. Sie überprüft den Nutzen von zweisprachigen deutsch-tschechischen phraseologischen Wörterbüchern anhand von selbst konstruierten „Konsulationssituationen" (S. 166 et passim). Sehen wir uns als ein Beispiel „Konsulta tionssituation I" (S. 166) an: „Eine tschechischer Benutzer möchte z.B in einem Brief oder einer Mail — auf Deutsch ein Erlebnis schildern, das ihn wütend gemacht hat. Ihm schwebt die deutsche Entsprechung für den tschechischen Phraseologismu byt v^teky be* sehe vor, er kämpft mit Hinübersetzungsschwierigkeiten, gleichzeitig braucht er Hilfe bei der Textproduktion in der FS [=Fremdsprache. NRW]." (S. 166) Zunächst möchte man schon meinen, dass dies eine typische ,Didaktikersituation' ist, die es einem/ einer Lerner/in leicht(er) machen kann, sich in eine Siruation hineinzudenken, in der er/sie einen bestimmten Phraseologismus verwenden will. Allerdings habe ich Schwierigkeiten, mir vorzustellen, dass ein Brief- oder Mailschreiber ganz gezielt die Absicht hat, einen Phraseologismus zu verwenden. Da auch Frau BERGEROVA immer wieder betont, dass ein ein- oder zweisprachiges Wörterbuch auch die Verwender im Auge haben muss, frage ich mich, ob nicht eine metaphorische Wendung wie sauer sein angemessener wäre als das etwas altertümliche oder altensprachliche außer sich sein vor Wut. Dazu kommt, dass im Rahmen einer Arbeit, die den Emotionswortschatz, in Sonderheit die phraseologische Lexik aus dem „semantischen Feldj] Arger" (Titel) als Objekt gewählt hat, natürlich über die Wut irgendwie erzählt werden soll. Auch oder gerade in einem solchen Zusammenhang wäre eine Situationsanalyse aus einem zweisprachigen Volltextkorpus zumindest eine gute Ergänzung oder gar ein guter Ausgangspunkt für eine Wörterbuchkritik. Eine kontrastive Wortschatzanalyse findet sich nirgends in dieser Arbeit. Seite 4 von 6 4. „Empirische Fundierung" Die Kapitel 6 „Zum (phraeo)semantischen Feld ,Ärger' - Überlegungen zu seinem Umfang und seinen Grenzen" (S. 218ff.) und 7 „(Lerner-)Phraseographie im Spiegel empiriebasierter Untersuchungen" (S. 247ff.) haben im Inhaltsverzeichnis die unnummerierte ,Uberiiberschrifť „Empirische Fundierung der Arbeit" (S. 8), die im Text der Arbeit fehlt. Frau BERGEROVÁ scheint hier eine Untersuchung sprachlicher Daten im theoretischen Rahmen der strukturellen Semantik zu planen, denn sie geht von der bekannten Definition des ,Wortfeldes' durch Eugenio COSERIU aus, allerdings ohne dessen fundamentale Unterscheidung zwischen primärem und sekundärem Wortschatz zu berücksichtigen und zu prüfen oder Phraseologismen — hier kann es in erster Linie nur um Idiome gehen - nun dem primären Wortschatz zuzurechnen sind. Frau BERGEROVÁ nimmt als „Korpusquellen" (S. 219) diverse deutsche und tschechische phraseologische Wörterbücher, sucht darin einschlägige Phraseologismen und erörtert einzelne Gesichtspunkte, teilweise anhand von Beispielen aus dem DeReKO. Der Frage, ob bestimmte Lemmata, auch phraseologische, in den Wörterbüchern gewissermaßen als Wörterbuchleichen' (dieses Kompositum wurde von mir in Anlehnung an Karteileichen gebildet) existieren oder im tatsächlichen Sprachgebrauch eine Rolle spielen, wird nicht anhand von authentischen Korpusbelegen (etwa aus DeReKo) nachgegangen. Gerade in diesem Zusammenhang wäre es angebracht, gestaffelte' oder zweckgebundene' Korpora (Terminologie von Wolf 2010) einzusetzen. Frau BERGEROVÁ liefert auf diese Weise interessante und reizvolle Gruppierungen von einschlä gigen Phraseologismen und weiß diese einleuchtend zu kommentieren oder zu charakterisieren. Allerdings liefert sie keine lexikalischen Strukturen, in denen deutlich wird, wodurch, d.h. durch welche ,Seme' sich ein Phraseologismus von einem ,Feldnachbarn' unterscheidet. Es dürfte — ich setze hier einen oben angedeuteten Gedanken fort — durchaus plausibel sein, Mehrwortiexeme wie Phraseologismen und Kollokationen zusammen mit den Einwortlexemen zum primären Wortschatz zu rechen, doch dann müsste man Feldstrukturen mit allen Mitgliedern eines Feldes darstellen. Dann wäre auch das schon im Titel angekündigte Ziel der „Untersuchungen zum Emotionswortschatz" [!] mehr als nur ansatzweise erreicht. Kontrastive Felduntersuchungen sind besonders reizvoll, weil sie sehr schön deutlich und anschaulich machen (können), auf welche Weisen zwei Sprachen das „Inhaltskontinuum" (Eugenio coseriu) des Ärgers (der in diesem Zusammenhang eben kein semantisches Feld, auch kein phraseosemantisches, was immer das sein mag, ist) durch ,Wörter' aufteilen. Aufs Neue erweist sich Frau BERGEROVÁ im Kapitel 7 als eine geradezu exzellente Metalexiko-graphin. Der Forschungsüberblick zu diesem Kapitel „Phraseologieforschung und ihre Methoden" (S. 247) überrascht, zum Einen weil doch schon oft genug von der Phraseologieforschung in der vorliegenden Arbeit gehandelt worden ist, zum Anderen weil es wohl eher um ,Phraseo-graphieforschung' gehen sollte. Dennoch möchte auch diesen Teil der Arbeit jedem Wörterbuchmacher dringend zur Lektüre empfehlen. Fazit Ich habe Frau BERGEROVÁs Arbeit durchaus mit Genuss und sicherlich auch mit Gewinn gelesen. Sie ist gut geschrieben, sie ist konsequent aufgebaut, und sie bietet uns eine große Zahl interessanter Einsichten, weniger in die deutsche Sprache als in die Erforschung der deutschen (und auch der tschechischen) Sprache. Nach der Lektüre des Titels der Arbeit - dies habe ich mehrfach Seite 5 von 6 auszudrücken versucht - war ich doch etwas enttäuscht, weil Frau BERGEROVÁ in erster Linie keine sprachwissenschaftliche, sondern eine mctasprachwissenschaftliche Arbeit liefert. Eine solche MetaSprachwissenschaft hat ebenfalls ihren Wert, doch mir persönlich läge weit mehr an einlässlichen Analysen von lexikalischen Strukturen. An zahlreichen Stellen wäre es wünschenswert gewesen, wenn Frau BERGEROVÁ sich über die in der Regel gut gelungene Darstellung unterschiedlicher Ansätze und Forschungsmeinungen erhoben und eigene Standpunkte erarbeitet und eingenommen hätte. Dass sie dazu imstande ist, zeigt sie in den metalexikographischen Teilen ihrer Arbeit. Wie dem auch sei, Frau BERGEROVÁ präsentiert sich als eine Wissenschafderin, mit der zu diskutieren sich lohnt. Und das ist wohl das höchste Lob, das man in unserem Metier aussprechen kann. Ich erlaube mir daher, der Philosophischen Fakultät der Masatyk-Universität zu empfehlen, die vorliegende Arbeit als vollgültige Habilitationsleistung anzunehmen und die weiteren Schritte des Verfahrens einzuleiten. Prof. Norbert Richard Wolf Seite 6 von 6