Lehrveranstaltung Finanzmärkte - Wertpapiere und Wertpapiermärkte doc. Ing. Martin Svoboda Ph.D. Masaryk Universität Wintersemester 2006/2007 Gliederungsübersicht Internationale Finanzmärkte II Veranstaltung I: Wertpapiermärkte, Rahmenbedingungen Veranstaltung II: Der Börsengang eines Unternehmens Veranstaltung III: Sonstige Aktiengeschäfte, Anleihenmärkte Veranstaltung IV: Spezielle Anleiheformen 27. Oktober 3. November 17. November 1. Dezember I. Wertpapiermärkte 1. Arten von Wertpapieren Grundzüge von Wertpapieren I. 1 Arten von Wertpapieren Verbriefung von Ansprüchen (Rechtsgeschäft) Geltendmachung durch Vorlage der Urkunde Verbriefung als Namenspapier oder Inhaberpapier Prinzipiell jederzeitige Fungibilität durch Erwerb oder Veräußerung Stückelung in geringe Mindestbeträge Gleichartigkeit dieser Stücke hinsichtlich Konditionen Arten: Aktien, Anleihen, Fonds, derivative Wertpapiere Charakteristika von Aktien und Anleihen I. 1 Arten von Wertpapieren Aktie Anleihe Eigenkapital Fremdkapital Bruchteil am Reinvermögen Nennwert BefristungDauer des Unternehmens NeinStimmrecht Hauptversammlung Zins und TilgungDividendeZahlungen Mitwirkungsrecht Laufzeit Wert Art Finanzierung Mischformen zwischen Aktie und Anleihe I. 1 Arten von Wertpapieren Goldene Aktie Nachrangige Anleihe Ewige Anleihe Options- und Wandelanleihe Genußschein Vorzugsaktie Stimm- recht Stimm- recht Aktie Anleihe Zins und Tilgung I.1. Arten von Wertpapieren Beispiel: Ewige Anleihe der Claas AG Ergebnis: Zurechnung als Eigenkapital gemäss Bilanzierungsstandards Elemente ,,Anleihe" Bis 2014: Zinssatz 7,62 % p.a. Ab 2014: 6-Monats-Euribor + 550 Basispunkte Kündigungsrecht Claas Elemente ,,Aktie" Zinszahlung nur bei Dividende Beteiligung an Verlust durch Reduzierung des Nennwertes Wiederaufholung Zins/Nennwert Kein Anspruch auf Rückzahlung Euro 80.000.000 Millionen Ewige Anleihe der Claas AG von 2004 I.1. Arten von Wertpapieren Elemente von derivativen Wertpapieren SchuldnerEmittent Definierter BasiswertBezugsgröße Begrenzt bzw. vorzeitiges KündigungsrechtLaufzeit Zertifikate, Optionsscheine, AktienanleihenProduktgruppen Inhaberschuldverschreibung (,,Anleihe")Rechtsgrundlage Gemäss Struktur: Mit oder ohne laufende ErträgeAusschüttung In der Regel Optionsstrukturen: Nach bestimmten Regeln abhängig von Entwicklung des Basiswertes Rückzahlung Handelbarkeit Kleine Stückelung, Market Making, Börsenhandel I.1. Arten von Wertpapieren Gestaltungsprinzipien für Wertpapiere Währung Gesetze Banken/Intermediäre/Börsen Anleger/Emittenten Verankerungsprinzip Notenbank Ausstattung, Anlegerschutz, Besteuerung öffentl.Angebot, Plazierung, Handelbarkeit Reifegrad der Volkswirtschaften I. Wertpapiermärkte 1. Wertpapierbörsen Der Handel mit Wertpapieren I.2. Wertpapierbörsen Marktformen Art der Transaktion Primärmarkt Sekundärmarkt Erfüllungszeitpunkt Kassamarkt Terminmarkt Wirtschaftliche Strukturierung Handelsplattform (Börse) Nicht-organisierter Handel (OTC) I.2. Wertpapierbörsen Charakteristika einer Börse Kennzeichen Organisierte Marktveranstaltung: Angebot trifft Nachfrage Handel mit fungiblen Gütern: Wertpapiere, Waren, Derivate Institutionalisierte Einrichtung: Organisation und Bedingungen Anhaltspunkte Güter nicht am Handelsplatz vorhanden Regelmäßig und zeitlich definierter Handel Handel an einem bestimmten Ort bzw. über bestimmte System Keine ,,Börse" Immobilien-, Tourismus- und Uhren"börsen" Definition einer Börse I.2. Wertpapierbörsen Unter einer Börse wird meistens die regelmäßige Zusammenkunft von Kaufleuten und deren Hilfspersonen verstanden, die an einem bestimmten Ort und zu bestimmter Zeit stattfindet, um Geschäfte in vertretbaren Waren und Wertpapieren, die nach Gattungen gehandelt werden, abzuschließen, wobei die gehandelten Gegenstände an dem Ort des Handels nicht effektiv vorrätig sind. I.2. Wertpapierbörsen Ökonomische Leistungen einer Börse Idealer Markt Anforderungen Bündelung von Angebot und Nachfrage Nichtdiskriminierung der Teilnehmer Schnelligkeit der Preisreaktion Transparenz des Marktes Optimale Allokation des Kapitals Liquidität Transparenz Überwachung Kosteneffizienz I.2. Wertpapierbörsen Aspekte für Wertpapierbörsen im Wandel Von der Präsenzbörse (,,Parkett") zur Computerbörse Vordringen außerbörslicher Handelssysteme (,,ECN)" Technik Übernahme der öffentlich-rechtlichen Aufgaben In Deutschland: BaFin z.B. Anlegerschutz, Insider Politik Organisation mit Absicht der Gewinnerzielung Vordringen privatwirtschaftlicher Rechtsformen Statt Besitz von Banken jetzt eigene Börsennotierung Eigentümer Wettbewerb Durch Technik keine physische Präsenz notwendig Möglichkeiten zu grenzüberschreitenden Fusionen Börsensegmente in Deutschland I.2. Wertpapierbörsen Marktsegment Rechtliche Einstufung Amtlicher Markt Organisierter Markt Geregelter Markt Organisierter Markt Nicht organisierter MarktFreiverkehr Organisierter Markt: öffentlich-rechtlicher Charakter Nicht-organisierter Markt: Selbstverwaltung der Börse Unterschiede der gesetzlichen Bestimmungen bei Zulassung von Wertpapieren, Durchführung des Handels Bislang: Freiverkehr als deutsche Besonderheit I. Wertpapiermärkte 3. Börsen im Wettbewerb bei derivativen Wertpapieren Handel und Vertrieb derivativer Wertpapiere I.3. Börsen im Wettbewerb bei derivativen Wertpapieren Formen: Zertifikate, Optionsscheine, Aktienanleihen Verbriefung von Optionsstrukturen in der Form eines Wertpapieres Kontinuierliche Emission gemäss Nachfrage und Marktentwicklung Wichtigste Anbieter Finanzinstitute aus dem Inland und Ausland Typische Nachfrager Kunden Banken, Sparkassen, Discount-Broker Aspekt Organisation Vertrieb und Market Making Nahezu alle potenziellen Kunden verfügen nicht über Konto beim Anbieter I.3. Börsen im Wettbewerb bei derivativen Wertpapieren Anzahl: derivative Wertpapiere August 2004 SWX 188 3.879 865 2.826 SeDeX 135 2.932 470 2.327 EuroN n.a. 4.853 613 4.240 Börse Optionsscheine Knock-Out* Zertifikate** Summe EUWAX 5.730 48.454 15.884 26.840 Smart T 5.539 47.543 15.828 26.176 * Einschließlich exotische Optionen. ** Einschließlich Aktienanleihen. Quellen: Börsen, Monatsberichte August 2004. Daten für Ende August 2004. I.3. Börsenwettbewerb bei derivativen Wertpapieren Volumen: derivative Wertpapiere August 2004 Zertifikate** 859 717 Börse Optionsscheine Knock-Out* EUWAX 901 348 Smart T 99 50 973 482 SWX 176 315 872 231 SeDeX 130 511 371 131 EuroN n.a. 240 Summe 2.108 866 * Einschließlich exotische Optionen. ** Einschließlich Aktienanleihen. Quellen: Börsen, Monatsberichte August 2004. Daten in Mio Euro für Monat August 2004 (für SWX in Euro umgerechnet). Die Daten für EuroNext beziehen sich auf Amsterdam, Brüssel, Lissabon und Paris. I.3. Börsenwettbewerb bei derivativen Wertpapieren Rahmenbedingungen: internationaler Vergleich Schweiz ItalienLand Gesetze: Produkte Öffentl. Angebot Anzahl Börsen Derivatesegment Börsensegmente Deutsch EuroN DurchBörsen zubeeinflussen Extern bestimmt I.3. Börsen im Wettbewerb bei derivativen Wertpapieren Börsensegmente im internationalen Vergleich In Deutschland: fast alle derivativen Wertpapiere im Freiverkehr In anderen Ländern: Börsen mit einheitlichen Marktsegmenten ­ Ausschließlich ,,amtlicher Markt" ­ Zulassung grundsätzlich entsprechend Standards bei Aktien ­ Keine Erleichterungen bei der Prospektpflicht In Deutschland durch Liberalität des Börsengesetzes ­ Konkurrenz: außerbörsliche, elektronische Vertriebssysteme Das Marktsegment "Freiverkehr" I.3. Börsen im Wettbewerb bei derivativen Wertpapieren Rechtliche Sicht Selbstverwaltung Keine ,,Börse" Anlegersicht Handelsplattform Teil der ,,Börse"Unterschiedliche Wahrnehmung Keine gesetzlichen Zulassungsbestimmungen zum Freiverkehr Prospektpflicht gemäß Verkaufsprospektgesetz Eigenständige Qualitätsstandards der jeweiligen Börsenteilnehmer I.3. Börsen im Wettbewerb bei derivativen Wertpapieren Deutsche Wertpapierbörsen im Wettbewerb 1989 2004 Marktmodell Düsseldorf Makler Frankfurt Ansatz: Elektronik Stuttgart Semi-Elektronik ,,Multiple Listing": Notierung der Wertpapiere an mehreren Börsen Für den Anleger: freier Zugang zu den Handelsplattformen Bei gleichem Rechtsrahmen und grundsätzlich identischen Kosten Stuttgart seit 1999 zur führenden Derivatebörse Europas I.3. Börsen im Wettbewerb bei derivativen Wertpapieren Positionierung bei derivativen Wertpapieren Neutralität durch öffentlich-rechtliche Elemente Wandel von der Handels- zur Vertriebsplattform ­ ,,Liquidität" durch Market Making der Emittenten ­ Fokus auf schnelle Abwicklung von Käufen und Verkäufen Rahmenbedingungen für Orders von Privatanleger ­ Transparenz durch Regeln zu Spreads, Ordergrössen, Veröffentlichung von Kursen und Misstrades Funktion als Informationsplattform ­ Sachgerechte Aufklärung zu Chancen und Risken I. Wertpapiermärkte 4. Emission von Wertpapieren Eigenemission versus Fremdemission I.4. Emission von Wertpapieren Erstmalige Ausgabe von Wertpapieren (Aktien, Anleihen, Optionsscheine) Eigenemission Platzierung durch den Emittenten selbst Daueremissionen z. B. der Hypothekenbanken, Bundesschatzbriefe, Optionsscheine Fremdemissionen Unter Mitwirkung von Banken (Konsortium) Übernahme von Emittenten Platzierung bei Anlegern I.4. Emission von Wertpapieren Vorteile einer Fremdemission Know-how bei der Strukturierung der Transaktion (Equity Story, Volumen, Timing) Ausarbeitung der Dokumentation (Verkaufsprospekt, Börsenzulassung, Verträge) Garantie zur Übernahme der Wertpapiere Eigenständiges Research zur Emission Zugang zu einer Vielzahl von Anlegern Kurspflege und -stabilisierung nach Platzierung Reputation durch Zusammensetzung des Konsortiums I.4. Emission von Wertpapieren Formen der Platzierung Öffentliche Platzierung Privatplatzierung Börsenzulassung Anlegerkreis Emissionsgröße Art der Emission Zeitbedarf Abhängig von Aufnahmefähigkeit der Anleger Keine Einschränkungen Häufig strukturierte Emissionen Keine Einschränkungen Vorbereitung Dokumentation und Platzierung Prinzipiell unbegrenzt; auch in kleinen Stückelungen Zulassung/Notierung an einer Börse, aktiver Handel Grundsätzlich keine Börsenzulassung Meist institutionelle Anleger, große Stückelung Kurzfristig umsetzbar I.4. Emission von Wertpapieren Fremdemission durch ein Konsortium Ein Konsortium (Syndikat) ist die zeitweilige Vereinigung selbständig bleibender Einheiten (Banken) zur Durchführung von Einzelgeschäften (Wertpapiere, Kredite) auf gemeinsame Rechnung in der Regel mit dem Zweck, die Platzierungs- und Leistungskraft durch die Vereinigung zu erhöhen und gleichzeitig das Risiko, die Haftung und die Kapitalbelastung für das einzelne Mitglied zu vermindern. Vertragsbeziehungen bei Fremdemission I.4. Emission von Wertpapieren Emittent Anleger Konsortium Übernahmevertrag Order/Zuteilung Konsortialvertrag Aufbau eines Bankenkonsortiums I.4. Emission von Wertpapieren FührungLead-Manager / Bookrunner / Global Coordinator (Joint-Lead-Manager) Übernahmequote Platzierung Co-Lead-Manager / Co-Manager Best Effort PlatzierungSubcontractor / Selling Agent I.4. Emission von Wertpapieren Konsortialführung Auswahl nach ,,Beauty Contest" Nur in Ausnahmefällen mehrere Führungsbanken Verantwortung Struktur, Timing, Dokumentation, Platzierung Börsenzulassung und öffentliches Angebot Zusammenstellung des übrigen Konsortiums Vorschläge für Gestaltung der Quoten und der Zuteilung Kurspflege und -stabilisierung nach Emission I.4. Emission von Wertpapieren Zusammenstellung des Konsortiums Zahl der Banken abhängig von Volumen und Internationalität der Transaktion Kapitalkraft und Stellung der Banken im Markt Angestrebte Streuung der Aktien bei Anlegern (Internet, Private, Institutionelle, Regionen) ,,Second Opinion" im Emissionsprozeß Reziprozität bei Emittenten und Banken (Hausbanken, gegenseitige Berücksichtigung) Signalwirkung nach außen bei kleinen Emissionen Rolle Sales & Trading und Konsortialgeschäft I.4. Emission von Wertpapieren Enge Zusammenarbeit: Konsortialabteilung und Sales & Trading Umfassende Informationen über Entwicklungen, Mechanismen und Akteure im Handel mit Finanztiteln Stärkere Platzierungskraft am Primärmarkt durch - Marktadäquate Preisfindung bei Neuemissionen - Kontinuierliche Kontakte zu institutionellen Kunden - Vertrautheit mit Marktpflege und Kursstabilisierung I. Wertpapiermärkte 5. Die neue EU-Prospektrichtlinie: Öffentliches Angebot und Börsen- zulassung I.5. Öffentliches Angebot und Börsenzulassung: Die neue EU-Prospektrichtlinie Gegenwärtige Vorschriften in Deutschland ,,Öffentliches Angebot" ,,Börsenzulassung" Erlaubnis zum öffentlichen Vertrieb von Wertpapieren Verkaufsprospektgesetz Zulassung zur Notierung und zum Handel an organisiertem Markt Börsengesetz Ein deutscher Sonderweg ­ Richtlinienkonforme Umsetzung einer EU-Richtlinie von 1989 ­ Börsenzulassungsprospekt: Plausibilitätsprüfung Zulassungsstelle ­ Verkaufsprospekt: Hinterlegung BaFin ­ In den meisten Ländern jedoch einheitliche Anforderungen ­ Dadurch keine Anerkennung von Verkaufsprospekten im Ausland I.5. Öffentliches Angebot und Börsenzulassung: Die neue EU-Prospektrichtlinie EU-Aktionsplan Finanzdienstleistungen 1998 Zielsetzung des Aktionsplanes der Europäischen Kommission ­ Finanzmarktintegration nach Einführung des Euro ­ Schaffung eines einheitlichen EU-Marktes für Firmenkunden ­ Europaweiter Zugang zu Finanzdienstleistungen für Privatkunden ­ Strukturierte Zusammenarbeit zwischen den nationalen Behörden ­ Abbau der Verzerrungen aufgrund unterschiedlicher Steuerregeln Wichtige Gesetzesinitiativen neben der EU-Prospektrichtlinie ­ Marktmissbrauchsrichtlinie (Anlegerschutzverbesserungsgesetz) ­ Wertpapierdienstleistungs-Richtlinie ­ Transparenz-Richtlinie Zusammenarbeit der Aufsichtsbehörden I.5. Öffentliches Angebot und Börsenzulassung: Die neue EU-Prospektrichtlinie Grundsätzlich: Zuständigkeit der jeweils nationalen Aufsichtsbehörden ­ Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Committee of European Securities Regulators (CESR) ­ Gründung durch die nationalen Aufsichtsbehörden ­ Tätigkeit seit Juni 2001 mit Sitz in Paris Zielsetzung ­ Verbesserte Koordination zwischen den nationalen Behörden ­ Beratungsfunktion für die EU-Kommission ­ Sicherstellung einer konsistenten und zeitnahen Umsetzung der EU-Gesetzgebung in den Mitgliedsländern I.5. Öffentliches Angebot und Börsenzulassung: Die neue EU-Prospektrichtlinie Der so genannte ,,Lamfalussy Prozess" Level 1 Nationale Umsetzung spätestens zum 1. Juli 2005 ausstehend Prospekt-Richtlinie durch EU-Parlament als Grundlage für nationales Gesetz StatusAktion Level 2 Bereits in Kraft seit 30. April 2004 Durchführungsverordnung der EU-Kommission Level 3 Zur Zeit Konsultationsverfahren durch CESR Konsistente Umsetzung Richtlinie/Verordnung Level 4 Ab 1. Juli 2005Anwendung Regelungen I.5. Öffentliches Angebot und Börsenzulassung: Die neue EU-Prospektrichtlinie Level 1 bis Level 3: Die Texte Level 1 (EU-Parlament/nationaler Gesetzgeber) Richtlinie 2003/71/EG 4. Nov. 2003 (Amtsblatt L 345 31. Dez. 2003) http://europa.eu.int/eur-lex/pri/de/oj/dat/2003/l_345/l_34520031231de00640089.pdf Level 2 (EU-Kommission) Verordnung 809/2004 29. April 2004 (Amtsblatt L 149 30. April 2004) http://europa.eu.int/eur-lex/pri/de/oj/dat/2004/l_215/l_21520040616de00030103.pdf Level 3 (CESR) Dokument CESR/04-225b vom 24. Juni 2004 Zielsetzung Empfehlungen zu Aspekten von Level 1 und Level 2 http://www.cesr-eu.org (Consultations) I.5. Öffentliches Angebot und Börsenzulassung: Die neue EU-Prospektrichtlinie Anwendungsbereich der Richtlinie Eine Mitteilung an das Publikum in jedweder Form und auf jedwede Art und Weise, die ausreichende Informationen über die Angebotsbedingungen und die anzubietenden Wertpapiere enthält, um einen Anleger in die Lage zu versetzen, sich für den Kauf oder die Zeichnung dieser Wertpapiere zu entscheiden [Art. 2 (1) d)] Öffentliches Angebot von Wertpapieren Die Mitgliedsstaaten stellen sicher, dass jede Zulassung von Wertpapieren zum Handel an einem geregelten Markt, der in ihrem Hoheitsgebiet gelegen ist oder dort funktioniert, an die Veröffentlichung eines Prospektes gebunden ist [Art. 3 (3)] Zulassung zum Handel an einem geregelten Markt I.5. Öffentliches Angebot und Börsenzulassung: Die neue EU-Prospektrichtlinie Prospektfreiheit bei öffentlichem Angebot Keine Verpflichtung zu einem Prospektes bei Angebot, zum Beispiel ­ an qualifizierte Anleger (Unternehmen, Finanzdienstleister, Privatpersonen gemäss einem öffentlich verfügbaren Register) ­ an weniger als 100 natürliche oder juristische Personen pro Mitgliedsstaat, die nicht qualifizierte Anleger sind ­ mit Mindesterwerb/Mindeststückelung von 50.000 Euro je Anleger Jede spätere Weiterveräußerung als gesondertes Angebot mit Prospektpflicht bei einer Qualifizierung als öffentliches Angebot Prospektfreiheit auch für bestimmte Emissionen, zum Beispiel ­ Mitgliedsstaaaten bei nationalem Angebot ­ Anleihen von Kreditinstituten bis zu 50 Millionen Euro pro Jahr ­ Ausgabe von Gratisaktien durch Unternehmen I.5. Öffentliches Angebot und Börsenzulassung: Die neue EU-Prospektrichtlinie Konsequenzen für Prospektpflicht Keine Differenzierung: Verkaufsprospekt und Börsenzulassungsprospekt Enge Definition des öffentlichen Angebotes Prospektfreiheit bei öffentlichem Angebot ­ Rechtssicherheit für Privatplatzierungen ­ Ohne Börseneinführung in Luxemburg, möglich aber Freiverkehr ­ Neuartiges Konstrukt des "qualifizierten Anlegers" Keine Prospektfreiheit, zum Beispiel ­ Bei Aufstockungen bestehender Emissionen ­ Bei "bis zu 10 %" Kapitalerhöhungen von Aktien I.5. Öffentliches Angebot und Börsenzulassung: Die neue EU-Prospektrichtlinie Der ,,Europäische Pass" ab 1. Juli 2005 Prospekt, vorgelegt durch Emittenten oder Anbieter Zusammenfassung Überblick 2.500 Worte Inhaltliche Prüfung und Genehmigung durch zuständige Behörde Das Wertpapier Wertpapierbeschreibung Der Emittent Registrierungsformular Nationale Emission Öfftl. Angebot/Börsenzulassung Bei Angebot in anderen Staaten: Übersetzung Zusammenfassung I.5. Öffentliches Angebot und Börsenzulassung: Die neue EU-Prospektrichtlinie Prospektinhalt: Registrierungsformular Kreditinstitut Sonstiger Emittent (auch Special Purpose Vehicle) RF Banken Anhang XI RF Schuldtitel/ Derivate < 50 T Anhang IV RF Schuldtitel/ Derivate 50 T Anhang IX Aus EU/OECD Nicht aus EU/OECD Wertpapiere < 50.000 Euro nur Wertpapiere 50.000 Euro EmittentAnhang Keine Emission von Aktien Emission von Aktien bzw. Derivate auf Konzernaktien RF Aktien Anhang I I.5. Öffentliches Angebot und Börsenzulassung: Die neue EU-Prospektrichtlinie Prospektinhalt: Wertpapierbeschreibung Rückzahlung zu 100 % [Schuldtitel gem. Art. 8 (2)] Rückzahlung nicht zu 100 % [Derivative Wertpapiere] Auf Aktien Sonstige Basiswerte Wertpapiere < 50.000 Euro Nur Wertpapiere 50.000 Euro Typ und An geregeltem Markt oder ähnlichem Markt außerhalb EU Rückzahlung zu 100 % [Schuldtitel gem. Art. 8 (2)] Rückzahlung nicht zu 100 % [Derivative Wertpapiere] Auf Aktien Sonstige Basiswerte WB Schuldtitel < 50.000 Euro Anhang V WB Schuldtitel 50.000 Euro Anhang XIII WB Basistitel Dividendenwerte Anhang XIV WB derivative Wertpapiere Anhang XII Wertpapiere < 50.000 Euro Nur Wertpapiere 50.000 Euro TypAnhang und An organisiertem Markt oder ähnlichem Markt außerhalb EU Aktien WB Aktien Anhang I Nicht an organis. oder ähnl. Markt außerh. EU und physische Lieferung I. Wertpapiermärkte 6. Haftung der Marktteilnehmer Wesensmerkmale der Produkttypen I.6. Haftung der Marktteilnehmer AktienProdukt Anleihen Derivate Typische Emissions- struktur Primäre Quelle Preisbewegung Primäre Quelle Haftung Fremd-/ Eigenemission Renditeniveau/ Bonitätsspread Bonität des Emittenten Eigenemission Preis/Volatilität Basiswert Struktur des Produktes Fremdemission Bonität des Emittenten Markt-/ Unternehmens- entwicklung Anlegerkommunikation und Haftung I.6. Haftung der Marktteilnehmer Verkaufsprospekt Research Ad-hoc Publizität, Insider Anlageberatung Kontoführende Bank Unternehmen/Organe Verantwortliche Bank Emittent und emissionsbegleitende Banken Kommunikation Verantwortliche Stelle I.6. Haftung der Marktteilnehmer Verkaufs- bzw. Börsenzulassungsprospekt Grundlage der Haftung § 13 VerkProspG in Verbindung mit §§ 45, 77 BörsG Richtigkeit und Vollständigkeit aller wesentlichen Umstände Haftung für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit Keine Vereinheitlichung der Haftung gemäss EU-Prospektrichtlinie Verpflichtete Emittent und unterzeichnende Banken Stellen, von denen der Erlass des Prospektes ausgeht (Banken, Alteigentümer, Organe, Intermediäre) Anspruchsgrundlage Kausalität des Prospektes für Kaufentscheidung 12 Monate ab Kenntnis, 3 Jahre Verjährung Schaden beschränkt auf Erwerbspreis, maximal Ausgabepreis des Titels I.6. Haftung der Marktteilnehmer Finanzanalyse Problematik Publikation an unbestimmten Personenkreis mit Analyse und Empfehlung Inhalt mit zukunftsgerichteten Prognosen und Bewertungen Zielsetzung einer Unterstützung einer Platzierung Potenzielle Interessenkonflikte durch Verflechtung mit Unternehmen Grundlage für Haftung § 34b Wertpapierhandelsgesetz und Rechtsverordnung Generell zu Finanzinstrumenten und deren Emittenten Aspekte zur Haftungsvermeidung Verpflichtung zu Sachkenntnis, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit Offenlegung von Interessenkonflikten zum expliziten Haftungsausschluß Implementierung von bankinternen Prozessroutinen (,,Chinese Walls") I.6. Haftung der Marktteilnehmer Insiderinformationen/Ad-hoc-Publizität Rechtsgrundlage und Grundsätze Neu: Anlegerschutzverbesserungsgesetz (EU-Marktmissbrauchsrichtlinie) Informationen über nicht öffentlich bekannte Umstände oder Ereignisse, die bei öffentlichem Bekanntwerden den Kurs erheblich beeinflussen kann Umstand eingetreten bzw. hinreichend wahrscheinlich Wertung eines verständigen Anlegers bei Anlageentscheidung Grundlage für Haftung §§ 12ff. Wertpapierhandelsgesetz Ad-hoc: Veröffentlichung der unmittelbar betreffenden Informationen Wesentliche Aspekte Verbot der Insidergeschäfte für erweiterten Personenkreis Führung eines Insiderverzeichnisses Selbst Befreiung für Veröffentlichung bei wichtigem Grund I.6. Haftung der Marktteilnehmer Anlageberatung durch Finanzdienstleister Allgemeine Grundlagen §§ 31ff. WpHG: ­ Sachkenntnis, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit gegenüber Kunden ­ Bemühen um Vermeidung von Interessenkonflikten ­ Kenntnis der Anlageziele und finanziellen Verhältnisse des Kunden ­ Unterrichtung des Kunden mit allen zweckdienlichen Informationen Finanztermingeschäftsfähigkeit § 37d: Verpflichtung bei Finanztermingeschäften ­ Schriftliche (und evtl. mündliche) Risikoaufklärung von Nichtkaufleuten ­ Einverständnis durch regelmäßige Unterzeichnung eines Formblattes Unsicherheit bei bestimmten derivativen Wertpapieren zur Einstufung: Urteile des Bundesgerichtshofes zu Aktienanleihen und Indexzertifikaten