Nepro¹lo jazykovou ani grafickou úpravou! Derivation Die Derivation (oft als Ableitung bezeichnet) ist im Deutschen auch eine sehr produktive Wortbildungsart. (Im Tschechischen ist sie überhaupt am produktivsten.) Das Prinzip der Ableitung besteht darin, dass zu einem ursprünglichen (fundierenden) Wort bzw. Wortstamm ein Affix hinzugefügt wird. Durch die Ableitung entsteht also auch ein komplexes Wort, das aus einer Basis und einem (oder mehreren Affixen) besteht. Die Basis des Wortes kann unterschierdlichste Erscheinungsformen einnehmen: Simplex, Kompositum, Derivation (Derivat), Konversion oder Kontraktion. Die traditionelle Wortbildungswissenschaft (z.B. Fleischer, 1982) unterscheidet zwischen Derivation (Ableitung) und Präfigierung als einer selbstständigen Wortbildungsart, weiterhin wird noch die "implizite" Derivation als eine Sonderart der Derivation betrachtet. In späteren Ansätzen (z.B. Patocka, 2003) wird wiederum die Derivation grundsäzlichg als Affigierung (Ableitung durch Affixe) verstanden und die implizite Derivation wird zur Konversion gerechnet. Beide Auffassungen verfolgen ihre eigene Logik und sind so ein polemisches Thema in der Linguistik. (vgl. Schippan, 114ff.) Für die synchrone Wortbildungslehre und vor allem für die DaF-Linguistik ist es sinnvoll einen vereinfachten Mittelweg zu finden: Derivation (lat. "derivatio") heißt "ableiten aus einer Ursprungsform". Dieses "Ableiten" kann durch unterschiedliche Vorgangsweisen erfolgen: Ableitung durch Affixe Ableitung durch Präfixe oder Präfixoide (Präfigierung) Ableitung durch Suffixe oder Suffixoide (Suffigierung) Ableitung ohne Affix (implizite Derivation, "Null-Ableitung") Ableitung durch Wortartwechsel ohne Formativänderung (Konversion, die aber oft auch als "Null-Ableitung" bezeichnet wird.) Präfigierung und Suffigierung Diese beide Wortbildungsarten bilden die sog. "explizite Derivation". Sie erweitern die Base um ein Präfix oder Suffix (selten durch ein Ziurkumfix). Während der triviale Unterschied zwischen der Präfixbildung und der Suffixbildung darin liegt, dass die Präfigierung die Base um ein Präfix und die Suffigierung um ein Suffix erweitert, gibt es zwischen den beiden Wortbildungsarten noch andere Unterschiede: Präfix Suffix + ändert nie die Wortart der Base + ordnet die Base einer Wortart zu + kann unspezifisch sein + ist für (nur) eine Wortart spezifisch + ist betont oder unbetont + ist immer unbetont + dient in erster Linie zur semantischen + dient in erster Linie zur Überführung der Base erweiterung der Base in eine andere Kategorie Präfigierung Durch Präfixe wird in erster Linie die Base semantisch erweitert. Weiterhin können Präfixe als Intensifikatoren (erzblöd) dienen, oder sie können den Aspekt ändern (enden -- beenden, ändern -- verändern) Präfigierung läßt sich nach unterschiedleichen Kriterien betrachten: - nach dem grammatikalischen Verhalten der Präfixe (bei Verben: trennbare x unternnbare) - nach der Herkunft der Präfixe (fremde x einheimische) - Fremde Präfixe kommen in der Regel mit fremden Basen vor. - nach der Semantik der Präfixe (räumliche, ornative, negative, privative, rekurrente...). In diese Kategorie bilden Präfixe auch Grupen von Synonymen (dis-, un-, anti-) oder Oppositionen (auf- x ab-, ein- x aus-), sogar Homonymen (um- x um-). Da das System der Präfixe und Präfixoide der deutschen Sprache sehr komplex ist, werden wir uns nur dem Bereich widmen, der erfahrungsgemäß für die tschechische Zielgruppe Schwierigkeiten bereitet. Eine ausführliche übersicht über die Semantik einzelner Präfixe und Präfixoide und ihr Vorkommen in einzelnen Wortarten liefern Engel und die Duden-Grammatik, sowie Fleischer. Hier werden nur die wichtigsten semantischen Gruppen der Präfixe und Präfixoide angeführt. Ihre Bedeutung kann nur grob erfasst werden, deswegen sind alle Bedeutungen in Anführungszeichen angegeben. Negation nicht-, un-, non-, an-, des-, dis-, in-/il-/ir-: Nichtmuttersprachler, nichtgetätigt, nichtkorrekt, Unlust, Unschuld, Unsitte, unübersichtlich, unmenschlich, Nonsens, Nonkonformist, nonverbal, anormal, Desinteresse, Disharmonie, inhuman, illegal, irregulär... "Fehlerhaft, schlecht, irrtümlich" ist eine Untergruppe der Negation. fehl-, miß-, ver-: fehlschlagen, Fehlebetrag, Fehlanzeige, mißbilligen, mißlingen, Mißglück, Mißwirtschaft, Versprecher,(sich) verschreiben, (sich) verfahren Zeitliche und räumliche Bezeichnungen "später" oder "Vorbild" nach-: Nachgeschmack, Nachwehen, Nachtrag, nachahmen, nachlesen,nachhören, nachweinachtlich, Nachhilfe und sogar Nachrichten ("Mitteilung nach der man sich richtet" DUDEN 1053), "früher" oder "näher" oder aber auch "Vorbild" vor-: Vorgeschmack, Vorwehen, Vorfahren, vorgehen, vorchristlich, Vorhalle, Vorraum; Vorbild, vorschreiben... "ehemalig, vergangen" alt,- ex-: Altbürgermeister, Altbundespräsident, altmodisch, Exfrau, Exkommunist. (Ex- wird häufig pejorativ verwendet.) "Anfang" an-, er- : ansprechen, anbeißen, anbraten, erblühen... "Ende mit Bewirkung" ab,-, auf-, aus-, be-: abriegeln, abschmecken, abschließen, abdanken, aufessen, ausschalten, ausarbeiten, begrenzen, beherschen, beschildern, "Plazierung zwischen zwei Punkten" zwischen-: Zwischenrufe, Zwischenkriegszeit, Zwischenbilanz... "nach oben" auf-, er-: aufsteigen, errichten... "nach unten" ab-, unter-: absteigen, untertauchen, untergehen "hinein" ein-: einwandern, einlegen, Einblick "Änderung der Richtung, des Ortes, Wandel" um-: umladen, umsteigen, umfahren; umbenennen "Auseinanderbewegung" zer-: zerschlagen, zermahlen... "Bewegung zu einem Punkt, zielgerichtete Tätigkeit" zu-: zudrücken, zuschließen, zugehen, zuschuen, zureden, zuteilen... "zusammen, miteinander" mit-, ko-, zusammen-: Mitschüler, Mitfahrer, mitarbeiten, Koproduktion, Koautor, kooperieren, zusammenarbeiten, Zusammenfassung... "Gegensätzlichkeit" anti-, gegen-, kontra-, wider-: Antithese, Antichrist, antidepressiv, antipatrioptisch, Gegenpapst, Gegenwind, Gegenwirkung, Kontrarevolutionär, Kontrapunkt, kontraproduktiv, widerspiegeln, widersprechen "Qualität und Quantität" "Wichtigkeit - das Wichtigste" haupt-: Hauptgebäude, Hauptbahnhof... Bezeichnug der "Größe" mini-: Minibaterie, Minirock maxi-, riesen-, jumbo-: Maxidisk, Maxiportion, Riesenerfolg, Riesenglück, Jumboburger, Jumboessen... "hoher Grad oder Extremwert, Überschreiten einer Norm oder Besonderheit" ober-, über-, super-, spitzen-, erz-, extra-, hyper-, sonder-...: oberfaul, Oberkellner, überdimensional, überbewerten, supergünstig, Erzbischof, erzdebil, extraarbeit, hypernervös, hyperaktiv, Sonderangebot, Sondermüll... "Endgüligkeit" ver-: verhungern, verböden, versprechen, vergolden... "Ausgangspunkt, Ausgangsqualitä/-quantität" ur-: Ursprung, Urmensch, uralt, Ururgroßeltern... "Wiederholung, Neuafstellung" wieder-, re-: wiederholen, wiedersehen, reanimieren, reprivatisieren "stellvertretend" vize-: Vizebürgermeister, Vizekanzler... Aufgaben: 1. Welches Wort gehört nicht in die Reihe? Einlage, Anlage, Zulage, Verlage, Vorlage, Rücklage, Ablage, Auflage, Unterlage 2. Finden Sie zu ihnen einemWörterbuch lexikalische Äquivalente im Tschechischen. weitere Aufgaben werden ergänzt Suffigierung Die Suffigierung dient in erster Linie dem Wortartwechsel (lesen -> leserlich, lesbar, Leser), weiter zum Zweck der Movierung (Leser -> Leserin) und Diminutivierung (Bildung von Verkleinerungsformen), seltener zeichnet sie semantischen Erweiterung, bzw. semantische Opposition (Gold -> golden x goldig) Die Suffigierung (auch "Suffixbildung" oder "Ableitung durch Suffix" genannt) läßt sich nach unterschiedlichen Kriterien beschreiben: - nach der Semantik der Suffixe; - nach der Wortart des fundierenden Wortes/des Ursprungswortes; - nach der Wortart des neuenstandenen Wortes; - und letzendlich auch danach, ob das Suffix ein "echtes" Suffix oder ein Suffixoid ist. Aus der synchronen Sicht lassen sich alle Komponente, die die Funktion eines Sufixes erfüllen als Suffixe bezeichnen, ungeachtet dessen, ob sie eine homonyme Form mit einem selbstständigen Wort einnehmen. Mann erkennt das Suffixoid von einem Grundwort des Kompositums daran, dass das Sufixoid desemantisiert ist: Astwerk, Laubwerk, Handwerk -- beide bezeichnen kein "Werk". In ihrer Funktion unterscheiden sich die Suffixe von den Präfixen vor allem darin, dass sie immer typisch für eine Wortart sind (z.B. -bar ist immer und nur ein adjektivisches Suffix, -ieren ein verbales, -maßen ein adverbiales und --er ein substantivisches Wortbildungssuffix). Weiterhin sind fast alle substantivischen Suffixe genusbestimmend (so merkt sich bald jeder Schüler, dass alle Substantive auf --ung, -keit/-heit, -schaft Feminina sind.) Eine ausführliche Übersicht über die einzelnen Suffixe und Suffixoide liefern: die DUDEN-Grammatik - Aufteilung nach der Semantik der Suffixe; Fleischer (1969) -- diachrone und synchrone Aufteilung der Suffixe einzelner Wortarten und Engel (1988) -- Suffixe einzelner Wortarten und substantivischen Genusgruppen mit ihrer kurzen semantischen Beschreibung. Hier behandeln wir nur die wichtigsten und/oder problematischsten Wortbildungssuffixe einzelner Wortarten. Substantiva Von den produktiven substantivischen Suffixen weisen nur -at und --nis die Genusschwankung auf. Alle andere sind auf ein bestimmtes Genus fixiert. (Engel, S. 513) -at Die meisten nomina auf --at sind sächlich wenn sie eine Institution (s Dekanat, s Rektorat, s Matriarchat) oder Ergebnis einer Tätigkeit (s Destilat, s Diktat, s Referat, s Zitat) bezeichnen. Alle treten an Nomina oder Verben fremder Herkunft. Ausnahmen: r Legat, r Magnat, r Senat -nis e Befugnis, e Besorgnis, e Finsternis, e Verderbnis aber: s Ärgernis, s Begräbnis, s Erlebnis, s Erzeugnis, s Hindernis, s Vermächtnis Maskulina -er Das wohl häufigste maskuline Suffix bezeichnet: den Täter einer Aktion: Arbeiter, Begleiter, Geber, Täter... das Ergebnis einer Aktion: Ausrutscher, Versprecher, Seufzer, Rülpser... Instrumente: Kugelschreiber, Träger, Schall-/ Stoßdämpfer, Rechner... Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe und/oder Herkunft: (in der bundesdeutschen und österreichischen Varietät mit eingeschobenem "-l-".): Gewerkschaftler, Wissenschftler (in der schweizerischen Varietät jedoch: Gewerkschafter, Wissenschafter) Etrusker, Albaner, Preßburger, Mährer, Steirer... Ableitung von Numeralien (bezeichnet damit die Zugehörigkleit zu einer Klasse): Tausender (Geldschien), Achtundsechziger (Mitglied oder Anhänger der "68-er Bewegung"), Fünfer, Zweier (ugs. "Zwarer"), Einunddreißiger (süddeutsche und östrerreichische Bezeichnung für eine Straßenbahn- oder Liniennummer) -ling kann Pejoration (schlechte Beurteilung) bedeuten, wenn es an ein Substantiv oder Adjektiv zutritt: Diechterling, Schreibling, Fiesling, Feigling, Schönling..., als Ableitungssuffix zu Numeralia oder Verba ist es neutral: Zwilling, Drilling, Ankömling, Findling... Die Suffixe --ler und --ling können sich auch regional in der Produktivität konkurieren: Sympathling (Deutschland, Schweiz) Sympathler (Österreich) (lt. Cosmas). Andere maskulinen Suffixe sind fremder Herkunft und treten oft nur an fremde Basen: -agoge: Pädagoge oder Demagoge -ologe: Philologe, Ornitologe, Psychologe, Museologe... -and (Bezeichnet Patiens, also den "Leidenden" bei einem Geschehen.): Proband, Examinand, Doktorand -ant (Bezeichnet Agens, also der Handelnden bei einem Geschehen): Muzikant, Laborant, Denunziant, Emigrant, Fabrikant (Ursprünglich hat etwas "fabriziert".) -ismus: Pazifismus, Autismus, Symbolismus -eur: Ingenieur, Regisseur, Instalateur, Friseur Aufgaben: 3. Finden Sie Bezeichnungen für Wissenschftler, die auf den folgenden Gebieten tätig sind: Onomaseologie, Lexikologie, Translatologie, Logik, Pädagogik, Didaktik, Geologie, Botanik 4. Finden sie Bezeichnungen für den Anhänger folgender Bewegungen/Strömungen: Marxismus, Populismus, Reaktionismus, Protestantismus, Katolizismus Feminina -heit, -keit, -igkeit gelten als ein Suffix (Allosuffixe) und ihre Form richtet sich nach der Basis: -heit tritt an nicht abgeleitete Adjektive: dumm -> Dummheit, feig(e) -> Feigheit, schön -> Schönheit... -keit tritt an Adjektive auf --bar, -ig, -isch, -lich, -sam: dankbar -> Dankbarkeit, protzig -> Protzigkeit, bedeutsam -> Bedeutsamkeit -igkeit tritt an Adjektive auf --haft und --los: bildhaft -> Bildhaftigkeit, arbeitslos -> Arbeitslosigkeit -e ist ein häufiges Ableitungssuffix von Verben: Abreise, Anfrage, Bremse, Spritze, Liege, Feile, Hacke, Fresse... oder von Adjektiven (hier bezeichnet es dann Eigenschaften oder Zustand): Breite, Schwäche, Schräge... -(er)ei "bezeichnet oft den Ort wo sich eine Tätigkeit abspielt" (Engel, 515): Putzerei, Brauerei, Bäckerei, Druckerei... oder "eine lästige Tätigkeit" (ibd.): Schreiberei, Plauderei, Schurkerei... -schaft bezeichnet Eigenschaften im weiten Sinne: Feindschat, Schwangerschaft... oder "Grupierungen von Menschen": Brüderschschaft, Eidgenossenschaft, Genossenschaft -ung ist ein der produktivsten Suffixe überhaupt und tritt am häufigsten an Verben: Untersuchung, Lieferung, Bezeichnung, Umsiedlung... Vor Häufung der "-ung-Bildungen" ist allerdings zu warnen, denn im Deutschen wirkt sie stilistisch holprig: "Mahnung über die Verspätung der Zahlung," kling im Deutschen genauso unmöglich, wie im Tschechischen: "Upozornìní o zprodlení uhrazení" oder "Potvrzení o povolení k vycestování". (Das Letztere hat es tastächlich vor 1990 als Formular geben.) Andere feminine Suffixe sind fremder Herkunft und treten fast ausschließlich an fremde Basen: -age: Sabotage, Massage, Vernissage, Blamage... -anz: Akzeptanz, Diskrepanz, Konkordanz... -(at)ur: Reparatur, Legislatur, Kandidatur... -enz: Effizienz, Äquivalenz, Konkurrenz, Tendenz, Rekurrenz... -ie und -erie: Analogie, Polysemie, Demokratie; Pedanterie, Koketterie, Prüderie... -ik: Mimik, Gestik, Kinestetik, Logik, Germanistik... -ion: Direktion, Station, Sponsion, Promotion, Disertation... -ität: Realität, Anonymität, Situationalität, Produktivität... -itis: Hepatitis, Bronchitis... Aufgaben: 1. Finden Sie tschechische Äquivalente zu den oben angeführten Beispielen zu den fremden femininen Suffixen (-age bis --itis). Wie lauten die äquivalenten Suffixe im Tschchischen? 2. Bilden Sie Substantiva von diesen Adjektiven: blind, rund, lesbar, lebenslustig, wichtig, moralisch, kinderfreundlich Neutra Die wichtigsten sächlichen Suffixe sind zweifellos die Diminutivsuffixe (siehe weiter unter "Diminutivierung"). Andere Marker der Sächlichkeit sind: Zirkumfix Ge-e: gibt die Größe oder Menge wieder (vgl. Engel, 517): Gebirge, Gedränge, Gehuste, Gebell(e); oft schwindet jedoch das "e": Gespräch, Gemisch, Gebrüll, Geschwafel Fremdsuffixe --ement, --at, und --nis (die letzteren siehe auch oben): Bombardement, Engagement, Regiment; Denotat, Konotat, Magistrat, Substrat; Zeugnis, Ärgernis, Begräbnis, Erlebnis, Erzeugnis, Hindernis, Vermächtnis Suffixoide ("unechte Suffixe") --gut, -tum, -werk und --zeug: Gedankengut, Streugut; Heldentum, Christentum, Bürgertum, Heiligtum, Eigentum; Astwerk, Laubwerk (als Kollektiva); Spielzeug, Schreibzeug, Grünzeug... (Alle Beispiele sind tatsächlich Ableitungen - keine Komposita!) Aufgaben: 1. Finden Sie zu den auf --ement, --at, und --nis endenden Neutra tschechische Äquivalente und vergleichen Sie das Genus der Wörter in beiden Sprachen. 2. Das gleiche bitte mit den Neutra auf --gut, -tum, -werk und --zeug. Adjektiva -bar ist eines der produktivsten Adjektivsuffixe und bezeichnet grundsätzlich "was gemacht werden kann" (Engel, 579): schiffbar, strafbar, lesbar, ansprechbar... -e(r)n bebeutet "bestehend aus": golden, seifen, hölzern, kupfern, steinern, platinern... Üblicher sind im heutigen Deutsch jedoch Komposita mit Determinant Gold-, Seifen-, Holz- etc. Eine lebendige Ausnahme ist in Regensburg zu finden: die Steinerne Brücke. -haft ist die deutsche Form vom Fremdsuffix --esk, und bedeutet "wie etwas," oder "als ob": lachhaft, scherzhaft, märchenhaf, frühlingshaft... -ig, -lich und --sam sind Suffixe die die Base semantisch wenig bereichern. Durch --ig und --lich werden in erster Linie Adjektive aus Substantiven gebildet: frostig, nebelig, faltig, staubig; winterlich, sommerlich... Durch --sam entstehen vor allem deverbative Adjektive: arbeitsam, bedeutsam, ratsam, sparsam... -isch bildet Adjektive auch vorwiegend aus Substantiven und nennt die Herkunft oder bildet Adjektive von Toponymen (geographischen Namen); weiterhin beziechnet es Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Eigenart: ungarisch/magyarisch, schlesisch, muslimisch, katholisch, türkisch, logisch... -mäßig bedeutet "in Bezug auf": berufsmäßig, gewichtsmäßig, verhältnismäßig... Fremde Suffixe werden fast ausschließlich mit fremden Basen kombinikert:: -abel: praktikabel, passabel, honorabel... -al: fatal, ideal, kolosal, pauschal... -esk: baladesk, kafkaesk, chaplinesk -ös: porös, ominös, skandalös Aufgaben: Wöreter zur Wahl: S 34ff Adverbien -s ist mit Abstand das häufigste und produktivste Adverbialsuffix, das eigentlich nur zur Wortartwechsel dient (ist semantisch mehr oder weniger lehr): morgens, abends, rechts, stets, bestens, frühestens... Zu diesen Adverbien zählen auch Ordinalzahlen: zweitens, fünftens, tausendstens... Auch andere Adverbialsuffixe sind mehr oder weniger semantisch leer. --wärts signalisiert Richtung: nordwärts, talwärts, stadteinwärts, -auswärts... -maßen gleichermaßen, einigermaßen, gewissermaßen, dermaßen, folgendermaßen, bekanntermaßen, zugegebenermaßen, gezwungenermaßen, erklärtermaßen, solchermaßen, erwiesenermaßen sind die 11 häufigsten Adverbien auf "-maßen"(nach ihrer Frequenz sortiert) im Cosmas-Korpus. -weise beispielsweise, teilweise, möglicherweise, beziehungsweise, zeitweise, möglicherweise, normalerweise, vergleichsweise, schrittweise, ausnahmsweise kommen offensichtlich in deutschen Texten sehr häufig vor. (beispielsweise 100, ausnahmsweise 5 tausend Treffer) -lei mit Fugenelement "--er-": mancherlei, einerlei, keinerlei... Verba Abgesehen vom grammatikalischen Infinitivsuffix --(e)n (siehe weiter unter "Konversion") sind die gewöhnlichsten verbalen Ableitungssuffixe: -eln, das in den meisten Fällen als diminuierendes Suffix (signalisiert die Verkleinerungs-/Verniedlichungsform) dient. In dieser Funktion wird es auch dort Behandelt (siehe Kap. Diminutivbildung durch Ableitung). Weiterhin werden durch --eln Verben der "Schallnachahmungen" gebildet: nuscheln, quasseln, sabbeln, schwappeln, zappeln... -ern als Ableitungssuffix von Substantiven, die ihre Pluralform mit --er bilden (vgl. Fleischer, 292f): bändern, löchern, rädern, schildern; und neben --eln auch als lautmahlerische Verben: blubbern, knabbern, kanttern, knistren, knuspern, plappern... -igen ist ein desemantisiertes Ableitungssuffix (trägt keine Bedeutung), bildet Verba von Substantiven und Adjektiven und im heutigen Deutsch ist es selten und nicht produktiv: ängstigen, peinigen, steinigen, huldigen, festigen, reinigen, befähigen... -ieren ist ein hochproduktives Fremdsuffix, tritt meist zu fremden Basen und ist auch desemantisiert: turnieren, probieren, diktieren, garnieren, frisieren... -isieren und --ifizieren sind auch produktive Fremdsuffixe, tragen jedoch ornative Bedeutung (geben zusätzliche Qualität): pragmatisieren, motorisieren, organisieren, dämonisieren, liberalisieren, elektrifizieren, verifizieren, qualifizieren... Aufgaben: werden ergänzt Movierung - wird ergänzt. Ist nicht Teil der Prüfung. Diminutivierung - wird ergänzt. Ist nicht Teil der Prüfung. Implizite Derivation Implizite Derivation besteht darin, dass ein Wort zwar offensichtlich abgeleitet worden ist, bzw. es ist sichtbar, dass zwei (oder mehreren) Wörtern eine gemeinsame Basis zugrunde liegt (z.B. Ruf und rufen), sie weisen jedoch keine äußeren/expliziten Merkmale der Ableitung (Präfix oder Suffix) auf. Damit könnte man sie zur Konversion (der Wortstämme) zählen. Und tatsächlich finden sich immer im Flexionsparadigma (wenn auch in den früheren Entwicklungsphasen) der entsprechende Wortstamm: gehen - gegangen -> Gang, binden -- band -- gebunden -> Band -- Bund; bei einigen müsste man tief in die Geschichte greifen, der ethymologische Zusammenhang ist jedoch nachvollziehbar: brechen -> Bruch, können -> Kunst (beim Letzterem handelt es sich allerdings auch um eine explizite Ableitung mit dem Suffix --t) Diese Wortbildungsart (oft auch als "innere Ableitung" bezeichnet) ist in der Fachliteratur deswegen regelrecht umstritten und wird in der neuesten Literatur als Konversion bezeichnet (Kluge/Seebold, Patocka). Darüber hinaus ist diese Wortbildungsart im heutigen Deutsch nicht mehr produktiv, wenn auch regional die Tendenz zu dieser Ableitung noch relativ stark seien kann. So zum Beispiel in der Schweiz: verladen -> Verlad (sonst Verladung) untersuchen -> Untersuch (sonst Untersuchung). Es schient aber trotzdem sinnvoll diese Erscheinung separat zu behandeln, denn in manchen Fällen konkurrieren sich implizite Ableitungen und Konversionen, die dann in Texten unterschiedliche semantische oder stilistische Funktionen erfüllen. So ist darauf hinzuweisen, dass die substantivischen impliziten Derivate aus Verben die expliziten Ableitungen mit --ung "blokieren" (vgl. Duden 469) rufen -> Ruf (*Rufung), fallen -> Fall (*Fallung). Als Konkurrenzformen zu ihnen stehen dann Konversionen aus Infinitive, die dann oft als dynamische Substantive bezeichnet werden können: das Fallen, Rufen... (sie "dauern" länger als der Fall oder der Ruf). Substantive Die meisten "impliziten Derivate" finden wir im nominalen Bereich. Für Deutschlernenden ist sie in erster Linie deswegen interessant, weil sie eine verhältnismäßig homogene Gruppe der Maskulina bilden: Fang, Halt, Lauf, Rat, Ruf, Schrei, Kuss, Schuss, Bruch, Floß, Fluss, Trieb, Zug, Zwang, Befehl, Befund, Beginn, Erwerb, Verkauf, Verleih, Verbund, Auslauf, Durchgang., Einlass, Ausstieg, Schein, Schlaf, Sinn, Streich, Stoß... Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen: das Band, das Grab, das Schloss. In welche Kategorie (ob implizite Ableitung oder Koneversion) die Wörter das Muss, das Soll hingehören ist auch umstritten. Ihr Genus signalisiert zwar eine einfache Konversion vom Verbum finitum, ihre Form könnte jedoch auf eine Analogiebildung deuten: küssen -> Kuss, müssen -> Muss. In anderen Wortarten (Adjektive und Partikeln) spielen implizite Derivate im heutigen Deutsch eine noch kleinere Rolle und können alle aus der synchronen Sicht mit gutem Gewissen zu Konversionen gezählt werden: Adjektive sich regen -> rege, starren-> starr, wachen -> wach, wirren -> wirr, fließen -> flott, zähmen -> zahm Partikeln lauten -> laut, trotzen -> trotz (siehe weiter im Kap. "Konversion") Aufgaben: Wöreter zur Wahl: S 68 Konversion Das Prinzip der Konversion besteht darin, dass ein sprachliches Element in eine andere Wortart ohne formale Änderung einfach überführt/transponiert wird. Sie dient ausschließlich dem Wortartwechsel. Die Konversion im engeren Sinne (Wortartwechsel ohne jegliche formale Änderung, wie z.B. leben -> das Leben) spielt eine besondere Rolle unter den Wortbildungsarten. Von einigen Grammatiken wird sie nämlich als keine Wortbildung sondern nur als eine grammatische Erscheinung betrachtet, denn alles kann zum Beispiel substantiviert werden, jedoch nicht alles wird lexikalisiert (vgl. Schippan, 116). So werden im Satz: "Im Wort "Berufung" ist das -ung ein Ableitungssuffix und das Be- ein Präfix." das --ung und Be- als selbständige Substantive betrachtet, im Wörterbuch würden wir sie aber vergeblich suchen. Diese Sprachwissenschaftler betrachten gleichzeitig alle Verben, die vom Substantiv abgeleitet worden sind (desubstantivierte Verben), als explizite Ableitungen mit dem Suffix --(e)n: Schaufel -> schaufeln, Dank -> danken, Mail -> mailen etc. Wenn wir aber die Infinitivendung --(e)n als ein rein grammatikalisches Suffix betrachten, können wir auch diese Wörter als Konversionen bezeichnen. In Anlehnung an die neuere Theorie (Schippan, Patocka, ua.) betrachten wir die Konversion im weiteren Sinne als eine Ableitung ohne Präsenz jeglicher Wortbildungselemente. Diese Definition eröffnet jedoch die Möglichkeit auch der Grammatik gerecht zu werden. So können auch alle deverbativen Konversionen bei Substantiven mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben werden, sekundäre Präpositionen aus Substantiven (dank, kraft, etc.) dürfen klein geschrieben werden und desubstantivierte Verben lassen sich dann ganz normal konjugieren. Die Konversion umfasst demnach ein ziemlich großes Tätigkeitsfeld und ist im Deutschen des dritten Jahrtausends ziemlich produktiv, wie wir weiter sehen werden. Es zeigt sich sinnvoll (nach den Aufgaben) die Konversionen in den einzelnen Wortarten zu betrachten. Aufgaben: 1. Welche substantivische Konversionen finden Sie im DUDEN-Universal Wörterbuch nicht? Ismus, Ung, Lesen, Springen, Malen, Du, Vor 2. Welche sekundären Präpositionen oder Kon-/Junktionen kennen Sie und wie sind sie entstanden? Substantive Grundsätzlich lässt sich jedes sprachliche Element anhand von Konversion substantivieren. Die meisten substantivischen Konversionen sind sächlich: (Alle Beispiele sind aus dem Mannheimer Korpus "Cosmas") ... "A" wie atemberaubende Atmosphäre, (doppeltes) "L" wie lukullische Leibfreuden oder Lust auf Luxus... Wußten Sie, daß der Computer im Paßamt kein ,,scharfes S" schreiben kann? So, daß er aus einem scharfen ein rundes S macht Eine Reportage über das Mit- und Nebeneinander ..., dass die neue Strafanstalt Pöschwies nicht das weiche "B" der dortigen Flur, sondern ein hartes "P" in ihrem Namen übernommen hat... Ähnlich: das laute Uff, leises Ach... Substantivierte Infinitive: das Sein, das Schlittschuhlaufen, das Essen.... In stilisierten Texten dienen die substantivierten Infinitive zur Erhebung des Stils. Substantivierte Verbstämme (ggfs. Verbstamm mit Präfix) wurden im Kap. "implizite Ableitung" behandelt. Substantivierte Adjektive und Partizipien das Alte, das Schöne, das Lebendige, das Nächste, das Teuerste, das Gelesene, das Bezahlte, das Mögliche... Personenbezeichnungen und elliptische Ausdrücke bilden eine besondere Kategorie der substantivischen Konversionen. Das Genus der Personenbezeichnungen richtet sich nach dem natürlichen Geschlecht der Person, bzw. nach der ausgelassenen Komponente: der Alte (Mann), die Alte (Frau), der Deutsche (Mann) die Bildungsbeauftragte (Frau); kleiner Schwarzer (Kaffee), weißer G´spritzter (Wein), Geselchtes (Fleisch), die (Nummer) Fünf, spezielle Feier zum Zwanzigsten (Geburtstag)... Substantivierte Numeralia Als solche sind nur wenige zu bezeichnen: das Dutzend, das Hundert, das Tausend. Seit bald zehn Jahren treffen sich jeden Donnerstag morgen (...) ein paar Dutzend Frauen vom Teenager bis zum Grosi,... Die Athleten schleppen ein dutzend Paar schnellfahrende Ski durch den Winter. Bemerkung: Million, Milliarde, Billion etc. sind alle feminine Substantiva und unter den Zahlenwörtern gelten als Konversionen aus den Substantiven. Adjektive Viele Wörter in adjektivischer Position entstehen als Konversionen aus Verben und Zahlwörtern. Adjektive aus Verben Alte (und äußerst seltene) Adjektive (wie starr, flott etc.), die aus einem Verbstamm entstanden sind, wurden im Kap. "implizite Ableitung" behandelt. Aus dem Partizip I oder II jedes Verbs lässt sich ein Adjektiv bilden (jeweils freilich mit einer anderen syntaktisch-semantischer Funktion): Beispiele aus dem Cosmas: das lesende Publikum, das meist gelesene Buch -- die Bibel, Reis essende Asiaten, damals gegessener Mohnstrudel, der neugebaute Streckenabschnitt; der neu zu bauende Neckarbrückensteg, abgemachter Betrag, beduselte Geister... Hier ein Beispiel der unterschiedlichen Funktionen der Konversion: ...aus beiden Gründen ausgelachte (Adj.) Ehefrau (...) Denn die Ausgelachte(Subst.) büßt ein kleines Stück ihrer Macht ein. Adjektive aus Zahlwörtern Die Numeralia sind im Text oft in der Position des Attributs (vgl. Engel, 556). Deswegen müssen sie als adjektivische Konversionen von Zahlenwörtern betrachte werden: Für den siebten Himmel sind Sie selbst zuständig; meine zwei Kinder, im Zwanzigsten (Bezirk)... Partikeln Als partikulare Konversionen können alle Wörter bezeichnet werde, die im Text für ein Adverb, Präposition oder Kon-/Junktion typische Position belegen, die aber ursprünglich zu einer anderen Wortart gehörten. Adverbien Recht (Subst.) -> recht (Adj.)-> recht, z. B. Bitte, recht freundlich!; Heim (Subst.) -> heim, z. B. Ich gehe heim. (= ugs. nach Hause) Präpositionen und Kon-/Junktionen Kraft (Subst.) -> kraft, z. B. kraft des Gesetzes... Dank (Subst.) -> dank, z. B. dank deiner Weisheit... anlässlich (Adj.) -> anlässlich, z.B. anlässlich seines Jubiläums... kaum (Adv.) -> kaum, z.B. Kaum ist er gekommen, drehte er durch. Verben Im Bereich der Verbalen Konversionen eröffnet sich die Frage, ob z.B. das Verb schaufeln von Schaufel kommt, oder umgekehrt. Für die synchrone Sprachbetrachtung ist die Lösung so wichtig, wie etwa die Antwort auf das ewige Dilemma "Was es zu erst gegeben hat: Die Henne oder das Ei?" Wesentlich ist jedoch, dass die Konversion aus Substantiven zu Verben in den letzten Jahren stark zunimmt. (Der Einfluss des Englischen ist auch hier zu verzeichnen.) So wurden vor fast hundert Jahren viele Verben aus Substantiven oft mittels expliziter Derivation abgeleitet: Telefon -> telefonieren, Stenograph -> stenographieren, oder sie wurden gar als Komposita gebildet: Maschine schreiben, Funk hören. Allerdings hat es auch damals verbale Konversionen gegeben: Buch -> buchen Die verstärkte Tendenz zum einfachen Wortartwechsel sehen wir an Bezeichnungen für moderne "Tätigkeiten", die längst ein festes Bestandteile des deutschen Wortschatzes geworden sind: Tipp (Lotto-Tipp) -> tippen, Mail -> mailen, Chat -> chatten, Fax -> faxen, Snowboard -> snowboarden (sehr selten auch "Snowboard fahren" als Analogiebildung zu "Ski fahren"), Fußball -> fußballen... Darüber hinaus werden aus übernommenen englischen Substantiven Verben gebildet, die der englischen Morphologie folgen: Leasing -> leasen (im Englischen war der Prozess eben in der verkehrten Reihenfolge to leas -> leasing (Gerundivum) -> leasing (Subst.) Aufgaben: 1. Bestimmen Sie das Genus der Substantive. (Alle sind in Singular angegeben.) 2. Suchen Sie Verben bzw. verbo-nominale Phrasen zu den Substantiven in der Tabelle. 3. Schreiben Sie dazu tschechische Äquivalnte. Bemerkung: Einige können nur in übertragenem Sinne verwendet wereden. Rechen Spaten Löffel Radl (ugs.) Turm Brücke Messer Gabel Wurm Tiger Volleyball Surfbrett Kontraktion Interessanterweise hat sich für die Kürzung das Fremd- und Fachwort "Kontraktion" in der Literatur nicht sehr eingenistet. (Im Unterschied zu Komposition, Derivation, Konversion, Reduplikation...) Wahrscheinlich deswegen, weil die "Kontraktion" schon als eine Beziechnung für die Zusammenziehung zweier Wörter in der Linguistik fungiert: war es -> war´s, zu dem -> zum. Die Kürzung ist aber eine Unterkategorie der Kontraktion (siehe weiter). Es scheint also sinnvoll das Wort "Kontraktion" als Sammelbegriff für jegliche Reduktion des Wortformativs bzw. der Wortformative zu verwenden. Unter anderem werden so die einzelnen Wortbildungsarten stilistisch kohärent bezeichnet. Die Kontraktion gehört traditionell zu der Wortbildung, wobei sie eigentlich keine Wortbildung ist. Bei der Kürzung werden nämlich weder neue Wörter gebildet, noch werden sie in andere Wortart überführt. Das Prinzip der Kürzung besteht nämlich darin, dass an dem Inhalt des ursprünglichen Wortes gar nichts geändert wird, es ändert sich nur die äußere Form des Wortes. So ist diese Wortbildungsart lediglich eine Art Vereinfachung des bestehenden Wortbestands. Der weitere Unterschied zu den anderen Wortbildungsarten besteht darin, dass Abkürzungen relativ willkürlich gebildet werden. Grundsätzlich kann sich jeder Autor sein eigenes Abkürzungsapparat aufstellen, das dann aber dem Leser/Rezipienten erklärt werden muss. Oft verwendete und allgemein gültige Kontraktionen werden lexikalisiert. Deswegen entstehen eigene Wörterbücher der Abkürzungen. Nicht nur für die Nicht-Muttersprachler bereiten sie einige Komplikationen und können oft die Stolpersteine bei der Rezeption der Texte sein. Aufgaben: 1. Vergleichen Sie die Abkürzungsapparate im Duden-Universalwörterbuch und Langenscheidt DaF. Bei der Kürzung können prinzipiell zwei Hauptverfahren verfolgt werden: die Abkürzung und die Kürzung. Bei der Abkürzungsbildung ist das Ergebnis die Abkürzung oder das Abkürzungswort, bei der Kürzung ist es immer nur ein Kurzwort. Abkürzung -> Abkürzung, Kürzel oder Logogram ae Abkürzungswort Kürzung -> Kurzwort Abkürzung Abkürzungen sind entweder nur schriftsprachengebunden (Abkürzunegen im engern Sinne, Kürzel und Logograme), oder sie werden in der gesprochenen und geschriebenen Sparche gleich verwendet (Abkürzungswörter). Abkürzungen, Kürzel, Logograme Abkürzungen, Kürzel oder Logograme werden nur in der geschriebenen Sparche realisiert. Sie dienen zu Verdichtung, vereinfachung und zur besseren Übersichtlichkeit der Texte: Abkürzungen werden immer als das ursprüngliche Wort ausgesprochen, falls der Text laut vorgelesen wird. Z.B.: z.B. <- zum Beispiel, etc. <- et cetera/zum Beipiel, vgl. <- vergleiche... Kürzel werden auch fast immer in voller Länge ausgesprochen: m <- Meter, ha <- Hektar, km/h <- Kilometer pro Stunde/Stundenkilometer/ jedoch auch "ka--em-ha" Logograme sind sonderzeichen, die statt einer üblichen Buchstabenkombination in schriftlichen Texten verwendet werden. Sie werden immer als das "Ursprungswort" gelesen. € <- Euro, % <- Prozent, @ <-, & <- und, $ <- Dollar, -L- <- Pfund, § <-, (c) <- .... Abkürzungswörter (Akronyme) geschriebene und gesprochene Sprache werden meist buchstabiert: ÖBB, ARD, KFZ, CA... wenn es die Buchstabenkombination erlaubt, werden sie auch als ein Wort ausgesprochen: NATO, UNICEF, BAWAG... Oft werden sie (wegen der Aussprache) aus einigen Sylben des ursprünglichen Formativs gebildet: MuKi-Pass <- Mutter-Kind-Pass, Raika <- Raiffeisensparkassa Kurzwort Kopfform: Kilo (-gramm), Uni(-versität), Foto(-graphie) Schwanzform: (Autoomni-)Bus, (Eisen-)Bahn... Klammerform: S(chnell)-Bahn, Fern(sprech)amt...