225 E Methodische Aspekte des Lehrens und Lernens fremder Sprachen E1 Vermittlungskonzepte 40. Vermittlungsmethoden: Historischer Überblick 1. Probleme der Begriffsbestimmung Der Begriff Methode ist aus dem griechisch-lateinischen Wort methodos/methodus abgeleitet und bedeutet etwa „Zugang/Weg, der zu einem bestimmten Ziel führt" (Heuer 1979, 115). Gemäß der traditionellen Definition beschäftigt sich die Methodik mit den Lehr- und Lernverfahren (Wie soll unterrichtet/gelehrt werden?), die Didaktik mit den Lehrinhalten (Was soll gelehrt werden?) In der Methodenlehre werden diejenigen Ansätze, Verfahren und wiederholbaren Handlungsmuster zusammengefasst, die geeignet sind, das unterrichtspraktische Handeln des Lehrers zu leiten, das sich auf den auswählend gliedernden und stufenden Umgang mit verschiedenen Arten von Lehrgegenständen in der sprachlichen Interaktion mit Schülern bezieht und das Ziel verfolgt, bestimmte Lerninhalte möglichst anwendungsbereit und dauerhaft zu vermitteln (Werlich 1986, 11). Lehrmethoden beschreiben also nicht nur die unterrichtlichen Steuerungsprozesse, sie umfassen auch Anweisungen zur Unterrichtsplanung und zur Entwicklung von Lehrmaterial (Krumm 1981, 217; Freudenstein 1970, 176; Art. 86). In der Fachdiskussion herrscht jedoch beim Gebrauch des Terminus Methode keine Einheitlichkeit. Vorgeschlagen wird deshalb eine Unterscheidung von approach (theoretische Grundlagen), me-thod (Unterrichtsprinzipien und -Strategien) und techniqiie (spezifische Aktivitäten und Verfahren in der Unterrichtspraxis) (Anthony 1963; zitiert nach pert 1973, 217 f.). Gegenüber der von uns oben skizzierten engeren Begriffsdefinition ordnen weiter gefasste Konzepte auch die Lernstoffauswahl, -abstufung und -gliederung dem Bereich der Methode zu (Mackey 1965), umschließen also auch den Bereich der Didaktik. Eine Zusammenfassung der beiden Bereiche (Lehrstoff/Lehrverfahren) unter dem Begriff Methodenlehre ist offensichtlich immer dann möglich, wenn ein - meist nicht artikulierter - Konsens bezüglich der gesellschaftlich-institutionellen Rahmenbedingungen und der übergreifenden Zielsetzung des Fremdsprachenunterrichts besteht. In diesem Sinn wurde der Terminus Methode häufig in der Fachliteratur der sozialistischen Länder gebraucht (Desselmann/Hellmich 1986, 18 ff.). Aus dem gleichen Grund wurden bis zum Ende der 50er-Jahre umfassende Veröffentlichungen zur Theorie und Praxis des neusprachlichen Unterrichts (etwa: Bohlen 1952; Schubel 1958) als Methodiken bezeichnet. Erst mit der expliziten Erweiterung der fachdidaktischen Perspektive auf übergreifende Fragen von Bildungspolitik, Allgemeiner Didaktik und Pädagogik kommt es zu einer klareren Unterscheidung unterschiedlicher Ebenen, deren innerer Ableitungszusammenhang deutlich wird. Die Wissenschaftlichkeit der Fachdidaktik wird aus der Integration der Befunde fachübergreifender und fachspezifischer Wissenschaften - von z.B. Bildungstheorie, Allgemeiner Didaktik, Lerntheorie, Sprachpsychologie, Linguistik, Literatur-/Textwis-senschaft und Landeskunde - nachgewiesen. Fehlt dieser Begründungszusammenhang, erscheint die Fachmethodik als subjektiv und apodiktisch, als „vorwissenschaftliche Rezeptologie" (Achtenha-