Anfänge der Forschung der KJL Heinrich Wolgast Hermann Leopold Koster Richard Bamberger ♦ Volksschullehrer, Literaturpädagoge, Schulreformer ♦ Das Elend unserer Jugendliteratur (1896) ♦ Kritik des niedrigen Niveaus der schulischen Lektüre und großer Vorliebe für Trivialliteratur. Gegenwärtige Forschung der KJL f. Hans-Heino Ewers: ♦ Literatur für Kinder und Jugendliche Eine Einführung in grundlegende Aspekte des Handlungs- und Symbolsystems Kinder- und Jugendliteratur (Frankfurt am Main, 2000) vinaer- un Jugendliteraturforschung befasst sich mit einem gegrenzten Teil der Literatur, mit einem Ausschnitt aus dem literarischen Gesamtangebot. Sie ist die Wissenschaft von der Literatur, die als geeignete potentielle Kinder-und Jugendlektüre anqesehen wird." (Ewers) vinaer- un Jugendliteratur ♦ KJL ist die Bezeichnung für a) alle Texte, welche ausdrücklich für Kinder und Jugendliche produziert sind (spezifische KJL), b) alle Schriften, welche von Kindern und Jugendlichen konsumiert werden, ohne dass sie für diese speziell verfertigt zu sein brauchen (z.B. Zeitung), oder von jugendlichen Lesern rezipiert (Schul-, Lehrbuch) werden. KJL wird auch in den Massenmedien, wie Film, Tonband, Schallplatte verbreitet." (K. Doderer) inaer- una jugenaiiteraiur (nac H.H. Ewers) L ist ein Textkorpus er- und Jugendlektüre Intentionale KJL Intendierte und nicht intendierte Kinder-und Jugendlektüre Sanktionierte und nicht sanktionierte KJL Spezifische KJL Verbindung intentionaler und spezifischer KJL ugenaiiieratur ais Handlungssystem ♦ Polysystem: Zusammensetzung der verschiedenen Ebenen, auf denen die KJL vermittelt und gelesen wird, wo ihre Kritik stattfindet. IHMcliTS OKI ISS ST3 Kommunikation ♦ Kinder sind Anfänger im Rahmen der literarischen Kommunikation ♦ Ewers: „...über Dritte vermittelte lit. Kommunikation wers: „uoppeitaaressierte Literatur" Erwachsene sind „inoffizielle Mitlese mehrfachadressierte KJL Paratext v^ ♦ nimmt bestimmte Signalbereiche in Anspruch. ♦ A) Peritext: Untertitel, Vorwort, Kapitelüberschriften, Anmerkungen ♦ B) Epitext: Autorengespräche, Informationen in Fachzeitschriften, Buchprospekte etc. ojtor im Kinaer- un jugendliterarischen System Von einem Autor kann erst dann gesprochen werden, wenn der Text als „sein" Werk bezeichnet ist. ♦ Der Begriff „Originalautor" ♦ KJL nicht als Autorenliteratur, sondern als Zielgruppenliteratur ♦ Erziehungsschriftsteller: Mit Kindern erzieherisch zu kommunizieren, der Inhalt sollte übermittelt werden ♦ Der Autor als Erzähler 4 Autortypen ♦ 1) Der Autor bringt a) die von ihm beobachtete Lebenswirklichkeit seiner kindlichen Adressaten zur Darstellung, b) er entwirft in seinem Werk eine utopische Kindheit. ♦ 2) Der Kinderdichter evoziert naive Vorstellungen der Kindheit. ♦ 3) Sentimentaler Kindheitsdichter ♦ 4) Moderner Kindheitsdichter der Gegenwart. Das Symbolsystem KJL ymbolsystem Literatur" sind die Formen der Gattungen und der Genres, die Fragen des Stils, der Topik, Motivik und Semantik bilden ♦ Ewers: „Unter dem Symbolsystem KJL handelt es sich teilweise um eine ungeschriebene kulturelle Tradition, teilweise um eine geschriebene, eine schriftlich fixierte Tradition." jnaer- un Jugendliteraturnormen L als didaktische Literatur ♦ 2. KJL als kind- und jugendgemäße ♦ 3.KJL als vollwertige Ausprägung von Literatur ♦ 4. KJL als Wiede Volkspoesie der jnaer- una jugenagema Akkommodation . Jugendgemäßheit: Textverstä nd I ichkeit, -attraktivität ♦ Akkomodation: ♦ a) Paratextuelle A. ♦ b) Sprachliche i ♦ c) Formale und gattungsmäßige A. ♦ d) Stoffliche und inhaltliche A. ♦ e) Thematische A. - f^ Normative A. L als Anfängerliteratur ind ichen Leser Aufkläruna x Romantik ♦ Literaturerwerb: Kompetenz ♦ Lit. Bildung: K< Traditionen und Erlangung der Mt. m erke konkreter er mun Schriftliteratur ► Von der Oralität zur Literarität ♦ 4 Stufen der lyrischen und erzählerischen Kommunikation ♦ 1. Mündli oetische K. ♦ 2. Der Erwachsene erzählt eine Geschichte, entnommen einer I schriftlichen Quelle ♦ 3. Vorlesesituation ♦ 4. Schrift- und buchliterarische K ♦ Trivium: Grammatik, Rhetorik Dialektik ♦ Quadrivium: Geometrie, Arithmetik, Astronomie, Musiktheorie ♦ Sittenbuch des Mittelalters: "Distich; Catonis" (1487) ♦ JL: diente der Belehrui ugena-um dem Humanismus ■ensch im Mittelpunkt des Denkens ;mus von Rotterdam (1466-1536): „De civilitate morum puerilium"(dt. „Züchtiger Sitten zierlichen wandeis und höfflicher Geberden der Jugent" ♦ Friedrich Dedekind: „Grobianus ♦ Satire: polemische Auseinandersetzung mit moralischen Verfehlungen ♦ Galantes Zeitalter ♦ Ch.F. Weise: „Der politische Redner" (1677) ♦ Fürstenspiegel - F. de Salignac de la Mothe Fénelon: „Die Abenteuer des TelemacrT (dt. 1700) ♦ Abenteuerroman ♦ Tugendschriften für weibliche Jugend Werke zur Rhetorikerziehung ♦ Erasmus von Rotterdam: Vertraute Gespräche (1518-1533) ♦ Martin Luther: „Sendschreiben", „Der kleine Katechismus" ♦ Kinderbibeln von Johann Hübner ♦ Comenius: „Orbis sensualium pictus Volksbücher, ♦ Jörg Wickra Spieger (1554). .ure: Ritterromane ■ Edelstein" (dt 5 Fabeln aus Esopo r jungen Knaben Aufklärung Immanuel Kant (1724-1804): „Was ist Aufklärung" (1784) ♦ Jean -Jacques Rousseau (1712-1778): „Emil oder über die Erziehung" (1762; ♦ Philantropisten: Johann Bernhard Basedow (1724-1790) ♦ Joachim Heinrich Campe (1746-1830) ♦ ABC- und Lesebücher, Ratgeber für die Jugend, Sachliteratur ♦ Ch.F. Weiße: „Der Kinderfreund" -moralische Wochenschrift I . Campe: -8(ľ ultídllWtliulW iitMitilMi Klassiker „Robinson der Jüngere ♦ Robinsonade: ♦ A. Th. Sonnleitner: „Die Höhlenkinder" (1918-20) ♦ Lisa Tetzner: „Die Kinder auf der Inser (1944) ♦ William Golding: „Herr der Fliegen (dt. 1956) Romantik und Biedermeier Ludwig Tieck (1773-1853) ♦ Joseph von Eichendorff (1788-1857) ♦ Märchen, Sagen, Rätsel, Reime und Legenden ♦ Volkspoesie als KL - C. Brentano und A. von Arnim: „Des Knaben Wunderhorn" ♦ Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859): „Kinder- und Hausmärchen (1812) ♦ Kunstmärchen - E.T.A. Hoffmann (1776-1822): „Nußknacker und Mausekönig" Friedrich Fröbel: „Mutter und Koselieder" (1844) Erste Bilderbücher Wilhelm Hey (1789-1854): „Fünfzig Fabeln für Kinder" (1833) ♦ Heinrich Hoffmann (1809-1894): „Der Struwwelpeter" (1845) ♦ Märchen und Sagen im Biedermeier ♦ Wilhelm Hauff (1802-1827): „Märchenaimanach für Söhne und Töchter gebildeter Stände" ♦ H.Ch. Andersen (1805-1875)"Mährchen und Erzählungen für die Kinder" (1805-1875) ♦ Ludwig Bechstein (1801-1860): „Deeutsches Märchenbuch" (1845) ♦ Illustrator Ludwig Richter v^ agen sind anonyme, ursprünglich nur mündlich überlieferte, einfache und objektiv unwahre Geschichten, deren phantastische und unerhörte Ereignisse Staunen und Bewunderung hervorrufen sollen. Sie gehören allen Zeiten und Völkern an, sie sind meist ernst, wollen fesseln und erschüttern." (Göttersagen, Heldensagen, Volkssagen) [Kol.: Einführung in die KJL der Gegenwart, S. Gustav Schwab (1792-1850): „Das Buch der schönsten Geschichten und Sagen" Tendenzen des Realismus Sachliteratur ♦ Historische Themen ► Ferne Welten 8s!~ ♦ Exkurs in die Weltliteratur. Jules Verne (1828-1905): „Reise um die Erde in 80 Tagen" (dt. 1874) ♦ Sklavenfrage. Harriet Becher Stowe (1811-1896): „Onkel Toms Hütte" (dt. 1852) ♦ Indianerbücher. James Fenimore Cooper (1789-1851): sog. „Lederstrumpferzählungen". ♦ Karl May (1842-1912): ,,Winnetou"(1893), „Old Shatterhand" (1894-6). ädchenliteratur umpert: „Herzblättchens Zeitvertreib. Unterhaltungen für kleine Knaben und Mädchen zur Herzensbildun und Entwicklung der Begriffe" (Zeitschril 1909-1933) ♦ Clementine Helm: „Backfischchens Leiden und Freuden (1863) ♦ Emmy von Rhoden (1832-1885): „Trotzkopf (1885) ♦ Johanna Spyri (1827-1901): „Heidis Lehr-und Wanderjahre (1882) Die ungepassten Kinder ♦ Mark Twain (1935-1910): „Tom Sawyer" (dt. 1876), „Huckleberry Finn" (dt. 1890) sch (1832-1908): „Hans Huckebein, der Unglücksrabe" (1867), „Max und Moritz" (1865) einrich Wolgast (1860-1920) las Elend unserer Jugendliteratur (1896; ♦ Forderungen: 1. Hebung des aallgemeinen Bildungsniveaus. ♦ 2. „Die Jugendschrift in dichterischer Form muß ein Kunstwerk sein." jjnstmoaerne Wende zum 20.Jh. ilderbuch ♦ Sachbilderbücher ♦ Ernst Kreidolf (1863-1956): „Blumenmärchen (1898) ♦ Adoleszenzroman: Ablösung von den Eltern, Ausbildung eigener Wertvorstellungen, erste sexuelle Kontakte, Aufbau von Sozialbeziehungen, Hineinwachsen bzw. Ablehnung eigener sozialen Rolle. ♦ Frank Wedekind (1864-1918): „Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie" ♦ Robert Musil (1880-1962): „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" (1906) ♦ Hermann Hesse (1877-1962): „Unterm Rad" Exkurs: Comics ♦ Comics-Strips: Lustige Bildergeschichten mit einer Verknüpfung von Illustrationen, Sprechblasen und Blockkommentaren. In Deutschland erst nach 194 ♦ Serien: „Micky Maus", „Donald Duck", „Fix und Foxi", „Asterix" ♦ Charles M. Schulz (1922-2000): „Peanuts" Märchen und Fantastík regungen aus europäischen Ländern: ♦ Lewis Carroll (1832-1898): „Alice im Wunderland" (dt. 1869) ♦ Carlo Collodi (1826-1890): „Die Abenteuer des Pinocchio" (dt. 1913) ♦ Alan Alexander Milne (1882-1956): „Pu der Bär" (dt. 1928) ► Rudyard Kipling (1865-1936): „Dschungelbuch" (1895) ♦ Selma Lagerlöf (1858-1940): „Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen" (dt. 1908) ♦ Waldemar Bonseis (1881-1952): „Die Biene Maja" (1912) cnatzsucnern un Goldgräbern ♦ Robert Louis Stevenson (1850-1894): „Schatzinser (dt. 1897) ♦ Jack London (1876-1916): „Der — 1929) ♦ Kolonialroman ♦ C. Falkenhorst: „j Afrika" (^s^oo^ ~ unstier un Anfang des 20. Jhs. ♦ Christian Morgenstern (1871-1914): »as Hasenbuch" (1908) „Geheimes Kinder-Spiel-Buch (1924) ♦ Bertolt Brecht (1898-1956): n drei Soldaten" (1932), „Kinderkreuzzug" (1939) Die Realistische Großstadtgeschichten Erich Kästner (1899-1974) ♦ Neue Sachlichkeit ♦ Detektivgeschichten: ♦ „Emil und die Detektive" (1929, Fortsetzung „Emil und die drei Zwillinge"), „Pünktchen und Anton" (1931), „Das fliegende Klassenzimmer" (1933), „Das doppelte Lottchen" (1949) ♦ NS-Zeit: Sein Werk wurde verboten - facit:er bearbeitete Klassiker für Kinder: „Erich Kästner erzählt" (1938-1961). „Münchhausen", „Gullivers Reisen", „Till Eulenspiegel", „Die Schildbürger" und „Don Quijote". Walter Trier (1890-1951) eboren als Sohn eines Handschuhmachers in Realschule und Kunstgewerbeschule in Prag (E.E.Kisch) 1909: Münchener Kunstakademie. Zeichnungen für „Simplicissimus" 1910 Berlin: Zeichnungen für „Lustige Blätter" und „Berliner Illustrierte" 1927 lernt Erich Kästner kennen 1936 Emigration nach London 1947 Übersiedlung nach Kanada 1951 Zusammenarbeit mit der Internationalen Jugendbibliothek in München (gegründet von Jefla Lepmann) oziaiistiscne des 20. Jh. ♦ Hermynia zur Mühlen (1883-1951) Märchensammlung: „Was Peterchens Freunde erzählen" (1921). Personifizierte Gegenstände. Erich Kästner: „Pünktchen und Anton" (1931) Alex Wedding (1905-66): „Ede und Unku (1932) Lisa Tetzner (1894-1963): „Hans Urian' 1(1931), „Die Kinder aus Nr. 67" (Romanzyklus 1933-1949) Literaturlenkung nach 1933 7\ ♦ Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 ♦ „Reichsstelle für das Jugendschrifttum ♦ Listen und Empfehlungskataloge: „Das Buch der Jugend" (1934); „Das Verzeichnis guter Mädchenbücher" (1942) ♦ Trotzdem erschien 1933: „Das fliegende Klassenzimmer" von Erich Kästner. ♦ Janusz Korczak (1868-1942): „Der Bankrott des kleinen Jack" (dt. 1935). Jterariscne trzienung zu Gemeinschaft und Krieg . rritz Steuben (1889-1981): „Tecumsehf (1930-39) ♦ Harmlose Geshichten für Kinder als Ausweg: ♦ Hans Fallada (1893-1947); „Geschichten aus der Murkelei" (1938); „Hoppelpoppel, wo bist du?" (1936) ♦ Erich Kästner „Emil und die drei Zwillinge (1935); „Till Eulenspieger (1938) ♦ Zuflucht in der Schweiz: ♦ Kurt Held (1897-1959): „Die rote Zora und ihre Bande" (1941)