38 Tage später Betreff: Kein Euro! Werte -Like—Verlagsleitung, ich habe mich von Ihrem Magazin dreimal schriftlich und zweimal telefonisch (bei einer gewissen Frau Hahn) getrennt. Wenn Sie mir die Zeitung dennoch welter schicken, so betrachte ich das als Ihr Privatvergnügen. Den soeben zugesandten Zollschein in der Höhe von 186 Euro behalte ich gerne als Souvt-nir, um mich auch dann noch an »Uke« zu erinnern, wenn Ich endlich keine Ausgaben mehr zugestellt bekomme. Rechnen Sie aber bitte nicht damit, dass ich auch nur einen Euro einzahlen werde. Hochachtungsvoll, E. Rothner. Zwei Stunden später AW: Liebe Frau Rothner, machen Sie das absichtlich? Oder haben Sie schlechte Tage abonniert? Mfg, Leo Leike. 15 Minuten später RE: Lieber Herr Leike, das ist mir jetzt wirklich überaus peinlich. Ich habe leider einen chronischen "Ei--Fehler, also eigentlich einen »E«-vor-»I«-Fehler. Wenn ich schnell schreibe, und es soll ein »I« folgen, rutscht mir immer wieder ein »E« hinein. Es ist so, dass sich da meine beiden Mittelfingerkuppen auf der Tastatur bekriegen. Die linke will immer schneller als die rechte sein. Ich bin nämlich eine gebürtige Linkshänderin, die in der Schule auf rechts umgepolt wurde. Das hal mir die Linke bis heute nicht verziehen. Immer schiebt sie mit der Mittelfingerkuppe ein -E- hinein, bevor die Rechte ein -I- setzen kann. Verzeihen Sie die Belästigung, kommt (wahrscheinlich) nicht wieder vor. Schönen Abend noch, E. Rothner. 8 Vier Minuten später AW: Liebe Frau Rothner, darf ich Ihnen eine Frage stellen? Und hier noch eine zweite: Wie lange haben Sie für Ihre E-Mail mit der Darlegung Ihres "Ei-Fehlers gebraucht? Lg, Leo Leike. Drei Minuten später RE: Zwei Fragen zurück: Wie lange schätzen Sie? Und warum fragen Sie? Acht Minuten später AW: Ich schätze, Sie haben nicht länger als zwanzig Sekunden dafür gebraucht. Für diesen Fall gratuliere ich Ihnen: In der kurzen Zeit ist Ihnen eine tadellose Mitteilung gelungen. Sie hat mich zum Schmunzeln gebracht. Und das schafft heute Abend sonst wohl nichts und niemand mehr. Auf Ihre zweite Frage, warum ich frage: Ich bin beruflich derzeit auch mit der Sprache von E-Mails befasst. Und nun noch einmal meine Frage: Nicht länger als zwanzig Sekunden, liege ich richtig? Drei Minuten später RE: Soso, Sie sind beruflich mit E-Mails befasst. Klingt spannend, allerdings fühle ich mich jetzt ein bisschen wie eine Testperson. Aber egal. Haben Sie eigentlich eine Homepage? Wenn nein, wollen Sie eine? Wenn ja, wollen Sie eine schönere? Ich bin nämlich beruflich mit Homepages befasst. (Bis hierher habe ich exakt zehn Sekunden gebraucht, ich habe es gestoppt, war aber ein Berufsgespräch, das geht immer flott.) Bei meiner banalen E-Mail mit dem »E—vor-»I--Fehler haben Sie sich leider gründlich verschätzt. Das hat mir sicher gute drei Minuten meiner Lebenszeit gestohlen. Na ja, weiß man, wofür es gut war? Nun würde mich aber doch noch eines interessie- 9