IV. Linguistische Gegenstände in ihrer Bedeutung für das Deutsche284 28. Textsorten4771 1. Textsorten: Bestimmung und Klassifikation4772 2. Beziehungen zwischen Textsorten4773 3. Beschreibungsdimensionen4774 4. Textsorten und Deutsch als Fremdsprache4775 5. Literatur in Auswahl4776 1. Textsorten: Bestimmung und Klassi ikation4777 Unter Textsorten wird im Allgemeinen eine Klasse von Texten verstanden, die als kon-4778 ventionell geltende Muster bestimmten (komplexen) sprachlichen Handlungen zuzuord-4779 nen sind (etwa Brinker 2001 oder Heinemann und Viehweger 1991). Textsorten sind4780 musterhafte Ausprägungen zur Lösung wiederkehrender kommunikativer Aufgaben und4781 haben sich in der Sprachgemeinschaft historisch entwickelt zur Bewältigung gesellschaft-4782 lich kommunikativer Aufgaben. Dass Sprecher Ϫ wenn auch unterschiedlich umfangrei-4783 che Ϫ produktive wie rezeptive Textsortenkompetenz haben, ist bereits bei Dimter (1981:4784 bes. 123 ff.) belegt. Daraus ergibt sich die methodische Forderung an eine Textsortenlin-4785 guistik, dass sie auf vorhandene Alltagskonzepte von Textsorten und das dementspre-4786 chende Alltagswissen der Sprachbenutzer Bezug nehmen und dies zum Ausgangspunkt4787 einer wissenschaftlichen Analyse machen sollte (etwa Heinemann 2000a, Brinker 2001:4788 105, Adamzik 1995: 21 ff.).4789 Bei der Beschreibung von Textsorten und ihrer Musterhaftigkeit wird eine Menge von4790 Texten bzw. Textexemplaren aufgrund gemeinsamer textexterner und/oder textinterner4791 Merkmale gebündelt; manche von diesen Merkmalen sind textsortenkonstitutiv (ihr Auf-4792 treten ist also obligatorisch), andere nur textsortenspezifisch. Kombination und Ausprä-4793 gung der jeweiligen Merkmale machen die Musterhaftigkeit einer Textsorte aus und gren-4794 zen sie von anderen Textsorten ab. Da Textsorten und die ihnen zugrundeliegenden kon-4795 ventionalisierten Textmuster prototypischen Charakter haben, können Textexemplare4796 erhebliche Unterschiede aufweisen, was ihre Textstruktur und/oder die konkrete sprachli-4797 che Ausgestaltung betrifft. Dabei differieren die einzelnen Textsorten hinsichtlich der4798 Möglichkeit zur Variation; vgl. etwa stark standardisierte Textsorten wie Zeugnis, Haft-4799 befehl mit offeneren wie Dankschreiben, Geburtsanzeige oder Tagebuch, bei denen es4800 deshalb prototypische und weniger typische Exemplare gibt. Da bestimmte Textsorten4801 unscharfe Ränder aufweisen, können konkrete Textexemplare bisweilen auch mehreren4802 Textsorten zugeordnet werden. Berücksichtigen muss man in diesem Zusammenhang4803 auch Veränderungen von Textsorten aufgrund unterschiedlichster Faktoren (besonders4804 auffällig sind derzeit Textsortenveränderungen, die sich im Kontext der Neuen Medien4805 feststellen lassen; s. dazu Eckkrammer und Eder 2000, Fandrych und Thurmair i. Vorb.).4806 Die im Lauf der Forschungsgeschichte vorgelegten Textsortenklassifikationen spie-4807 geln die Entwicklung des Textbegriffs wieder und gehen von Ansätzen, die vorwiegend4808 textinterne Merkmale berücksichtigen, zu stärker kommunikations- und handlungsbezo-4809 genen Ansätzen. Methodisch lassen sich theoretisch-deduktive Ansätze, die Textsorten4810 aus einem umfassend angelegten Kommunikationsmodell ableiten (etwa Heinemann und4811 Viehweger 1991, Rolf 1993), von empirisch-induktiven Ansätzen unterscheiden, die aus4812 28. Textsorten 285 der Analyse konkreter Textsorten relevante Analysekriterien ableiten; zwei Forschungs- 4813 richtungen, die Adamzik (1995: 30) charakterisiert als „Texttypologie“ einerseits, „der es 4814 um systematische Klassifizierung von Texten mittels universell anwendbarer wissen- 4815 schaftlicher Kategorien geht“, und „Textsortenforschung“ andererseits, „die sich auf die 4816 Beschreibung einzelsprachspezifischer Routinen richtet“. Nicht nur aus erkenntnistheo- 4817 retischen Gründen, sondern auch aus anwendungsbezogener und kulturvergleichender 4818 Perspektive sind stärker empirisch orientierte Herangehensweisen wünschenswert. 4819 2. Beziehungen zwischen Textsorten 4820 Da sich Textsorten durch eine Kombination je verschiedener Merkmale beschreiben las- 4821 sen, gibt es innerhalb des Gesamtspektrums von Textsorten vielfältige Beziehungen zwi- 4822 schen diesen. Im Zusammenhang mit hierarchischen Beziehungen zwischen verschiede- 4823 nen Textsorten stellt sich die Frage, ob die nach Adamzik (1995: 14 ff.) unspezifische 4824 Lesart von Textsorte (als eine Art Oberbegriff mit großer Extension) zugrundeliegt oder 4825 die Ϫ heute im Allgemeinen vertretene Ϫ spezifische Lesart, wonach Klassen von Texten 4826 nach inhärenten, textkonstitutiven Merkmalen differenziert sind. Im letzteren Falle ist 4827 es plausibel, andere, zusätzliche Hierarchiestufen anzunehmen, und die verschiedenen 4828 Textsorten aufgrund eines bestimmten Merkmales zu bündeln. Bei der weit verbreiteten 4829 Kategorisierung nach Textfunktionen wird in der Literatur dann meist zwischen globale- 4830 ren Einheiten wie Texttyp, Textart oder Textklasse und den (spezifischeren) Textsorten 4831 unterschieden: etwa die Textklasse der normativen oder auffordernden Texte bei Große 4832 (1976; genauer Heinemann 2000b; s. ähnlich die Texttypen bei Werlich 1979 oder Franke 4833 1987 oder die globalen Textmuster bei Heinemann und Heinemann 2002: 132 ff.). Die 4834 hierarchische Gliederung und Bündelung nach Textfunktionen hat analytisch den Vor- 4835 teil, dass bestimmte sprachliche Strukturen über einzelne Textsorten hinweg in größeren 4836 Textklassen/Texttypen funktional vergleichbar auftreten und dementsprechend auch 4837 kontrastierend beschrieben werden können (so z. B. in einem „instruktiven Texttyp“ die 4838 Frage, wie die jeweiligen Instruktionen sprachlich realisiert werden (können) und warum 4839 bestimmte Textsorten eine ganz spezifische Auswahl aus den vorhandenen sprachlichen 4840 Mitteln treffen). Ähnlich ließe sich auch mit einer Subklassifizierung nach der Themen- 4841 entfaltung verfahren, die dann etwa auch paradigmatisch verbundene Textsorten als z. B. 4842 ,narrative Texte‘, ,argumentative Texte‘ etc. bündelt. Hier ergeben sich auch in der 4843 Fremdsprachvermittlung Möglichkeiten (Thurmair 2001a, 2001b). 4844 Neben textfunktionsbasierten werden auch Hierarchiebeziehungen und Textsortenbe- 4845 ziehungen diskutiert, die über die mediale Spezifik von Textsorten bestimmt sind: Am 4846 Beispiel von Briefen, Telefongesprächen, Zeitungsartikeln (Ermert 1979: 57 ff., Rolf 1993: 4847 46 ff.) und E-Mails (Ziegler 2002) wurde vorgeschlagen, diese nicht als Textsorten zu 4848 klassifizieren, sondern als Kommunikationsformen, da sie lediglich eine mediale Art der 4849 Kommunikation beschreiben, aber inhaltlich, situational und funktional völlig offen 4850 sind. Eine weitere sehr frequente Bündelung und Hierarchisierung lässt sich in der Zu- 4851 ordnung von Textsorten zu einem bestimmten Kommunikationsbereich sehen (Gansel 4852 und Jürgens 2007), wobei die Textsorten dabei sowohl in hierarchischen als auch in ande- 4853 ren Beziehungen zueinander stehen können; hier entstehen dann Gruppierungen wie po- 4854 litische Textsorten, Textsorten im Bereich der Medien etc. (s. dazu u. 3.1.). Auch thema- 4855 IV. Linguistische Gegenstände in ihrer Bedeutung für das Deutsche286 tisch beschreibbare Hierarchiebeziehungen zwischen verschiedenen Textsorten lassen sich4856 feststellen, etwa Wetterbericht und Reisewetterbericht; diese werden allerdings in der4857 Textsortenforschung im Allgemeinen nicht zur Grundlage von Hierarchisierungen ge-4858 macht. Heinemann (2000a: 514) schlägt vor, bei Erscheinungen unterhalb der „Basisein-4859 heiten“ von „Textsortenvarianten“ zu sprechen, die meist durch zusätzliche inhaltliche4860 Merkmale geprägt sind. Stärker handlungsorientierte Beziehungen bestehen wiederum4861 zwischen Textsorten, die in einem größeren Handlungszusammenhang miteinander ver-4862 bunden sind, sei es linear im Sinne einer Handlungsabfolge oder vernetzt (s. Adamzik4863 2001b und spezifischer für Fachtexte Baumann und Kalverkämper i. Vorb.).4864 Problematisch sind weiterhin der Umfang und die Grenzen von Textsorten: Ist der4865 Lexikonartikel (wie vielfach in der Literatur) eine Textsorte oder eher das Lexikon als4866 Ganzes? Ist der Tagebucheintrag eine Textsorte oder das Tagebuch selbst? Hier kann nur4867 aufgrund einer Kombination von kommunikativen und anderen Kriterien auf der Basis4868 größeren empirischer Untersuchungen eine genauere Bestimmung vorgenommen werden4869 (zur Abgrenzung von Textsorten s. Hausendorf und Kesselheim 2008: 39 ff.). Anderer-4870 seits gibt es auch Textsorten, bei denen von Abgeschlossenheit oder Abgegrenztheit nicht4871 mehr gesprochen werden kann; etwa die „Puzzletexte“ (Püschel 1997), aber auch Hyper-4872 textsorten (Jacobs 2003). Schließlich können auch (eindeutig als solche anerkannte) Text-4873 sorten in bestimmten Ausnahmefällen in andere eingebettet auftreten: etwa ein Witz in4874 einem Tagebucheintrag, ein Rezept in einem Roman. All diese Erscheinungsformen kann4875 man vermutlich nur adäquat beschreiben, wenn man zulässt, dass sich der Begriff Text-4876 sorte auf Erscheinungen unterschiedlicher Hierarchieebenen systematisch beziehen kann.4877 3. Beschreibungsdimensionen4878 In der Text(sorten)linguistik ist man sich mittlerweile einig darüber, dass eine Textsor-4879 tenanalyse verschiedene Beschreibungsdimensionen kombinieren muss (in manchen An-4880 sätzen sind diese hierarchisch, in anderen eher additiv), zu denen auf jeden Fall die4881 Kommunikationssituation, die Textfunktion, die thematisch-strukturelle und die formal-4882 grammatische Ebene gehören (z. B. Brinker 2001, Heinemann und Viehweger 1991, Hei-4883 nemann 2000a, Adamzik 2004).4884 3.1. Kommunikationssituation4885 Als ganz grundlegendes Merkmal in der Beschreibungsdimension der Kommunikations-4886 situation hat Adamzik (2004: 61 ff.) die Weltspezifik in die Diskussion gebracht, d. h. die4887 Frage nach der Welt, in der Texte angesiedelt sind bzw. die Kommunikationsteilnehmer4888 sie situieren. Damit ergibt sich die Ϫ von der Textsortenforschung im Allgemeinen ver-4889 nachlässigte Möglichkeit Ϫ auch literarische Texte in das Beschreibungsmodell mit ein-4890 zubeziehen, aber auch die Texte, die der „Welt der Sinnfindung“, des Übernatürlichen4891 oder des Spiels/der Fantasie (Adamzik 2004: 64) angehören.4892 Ein spezifischeres Merkmal für die Beschreibung und Differenzierung von Textsorten4893 ist der Kommunikationsbereich (manchmal auch: Verwendungsbereich); ausgegangen4894 wird dabei von der Annahme, dass Kommunikationsbereiche sozial und situativ definiert4895 28. Textsorten 287 sind, dass die dort geltenden Handlungsnormen auch die jeweils verwendeten Textsorten 4896 konstituieren und Textsorten ihrerseits in größeren Handlungszusammenhängen veran- 4897 kert sind (Brinker et al. 2000: XIXϪXX). In der Textsortenliteratur werden unterschied- 4898 liche Kommunikationsbereiche angenommen: stellvertretend sei hier auf Brinker et al. 4899 (2000) verwiesen, die etwa Textsorten der Verwaltung, der Medizin, des Bereichs Schule, 4900 Hochschule und Wissenschaft, des Bereichs Rechtswesen und Justiz und andere beschrei- 4901 ben. Analysen funktional aufeinander bezogener Texte innerhalb eines kommunikativen 4902 oder thematischen Bereichs erscheinen ergiebig (so auch Adamzik 2001b), insbesondere 4903 auch für den Bereich des Deutschen als Fremdsprache (nicht zuletzt im Hinblick auf die 4904 Lernerorientierung). 4905 Was den medialen Aspekt der Kommunikationssituation betrifft, so besteht in der 4906 Forschung eine grundsätzliche Diskussion im Hinblick auf den mündlichen und schriftli- 4907 chen Sprachgebrauch: In vielen Ansätzen werden als Textsorten nur schriftliche Vorkom- 4908 men gefasst, mündliche werden dann eher als Gesprächs- oder Diskurstypen oder auch 4909 als kommunikative Gattungen bezeichnet (vgl. dazu die grundlegende Unterscheidung 4910 von Text und Diskurs etwa bei Ehlich 1984; auch Heinemann & Heinemann 2002: 64 ff.). 4911 Zwar lassen sich in der Tat grundsätzliche Unterschiede zwischen diesen beiden Erschei- 4912 nungsformen feststellen, auf der anderen Seite kann man aber breite Übergangsbereiche 4913 konstatieren, die eine strikte Trennung a priori nicht geraten sein lassen: So finden sich 4914 etwa mediale Kombinationen; eine Begrenzung auf schriftliche Vorkommen kann den 4915 analytischen Blick verengen, wenn etwa in einem Handlungszusammenhang mündliche 4916 und schriftliche Textsorten systematisch aufeinander bezogen vorkommen oder auch, 4917 wenn bestimmte Textsortenvorkommen mündlich wie schriftlich realisiert werden kön- 4918 nen. Ein weiterer textsortenbezogener medialer Aspekt zielt auf die Frage, welche ande- 4919 ren Medien bei einer Textsortenanalyse eine Rolle spielen (können); dies betrifft insbe- 4920 sondere den Einbezug von Bildern (dazu Fix und Wellmann 2000). Schließlich sollen 4921 auch parasprachliche Aspekte bei der Bestimmung von Textsorten berücksichtigt werden. 4922 Ein weiteres zentrales Kriterium im Bereich der Kommunikationssituation sind Text- 4923 produzent und Textrezipient, mithin die Frage: wer produziert den Text für wen und/oder 4924 wer rezipiert den Text? Was den Produzenten betrifft, so lassen sich Textsorten danach 4925 unterscheiden, ob es überhaupt einen identifizierbaren Produzenten gibt oder eher be- 4926 stimmte Instanzen (eine Firma, eine Partei); es können Persönlichkeitsmerkmale (wie 4927 Alter, Geschlecht, Status) relevant werden oder die Frage, in welcher Rolle jemand einen 4928 Text produziert u. a. (s. dazu ausführlich Adamzik 2004: 83 ff.). Was den Rezipienten 4929 betrifft, so lassen sich etwa Textsorten unterscheiden, die einen konkreten Adressaten 4930 haben, die sich an unbestimmte Adressaten richten oder die mehrfach adressiert sind. In 4931 Bezug auf die Beziehung zwischen Textproduzenten und Textrezipienten können Textsor- 4932 ten z. B. danach charakterisiert werden, ob es ein Machtgefälle oder ein Wissensgefälle 4933 (und somit asymmetrische Kommunikation) zwischen Produzent und Rezipient gibt. 4934 Aspekte von Raum und Zeit spielen auf der Ebene der Kommunikationssituation 4935 ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Frage der raumzeitlichen Kopräsenz von Produzent 4936 und Rezipient ist das zentrale Kriterium bei der Unterscheidung zwischen (konzeptionell) 4937 schriftlichen und mündlichen Texten, das sich grundlegend und systematisch auch auf 4938 die Gestaltung konkreter Textsorten auswirkt. Zeitlichkeit stellt außerdem hinsichtlich 4939 der „Gültigkeitsdauer“ bzw. des „Verfallsdatums“ (nach Adamzik 2004: 78 ff.) ein konsti- 4940 tutives Merkmal bei der Bestimmung von Textsorten dar. Der räumliche Aspekt wird 4941 relevant, wo es um den konkreten Ort der Produktion und der Rezeption eines Textes 4942 IV. Linguistische Gegenstände in ihrer Bedeutung für das Deutsche288 geht oder um den Ort seiner ,Aufbewahrung‘ (relevant etwa bei Inschriften und Schil-4943 dern). Einen weiteren wichtigen Aspekt in diesem Zusammenhang macht die von Adam-4944 zik (2004: 82) so genannte „Zugänglichkeit“ einer Textsorte aus (Zugänglichkeit für mög-4945 liche Rezipienten oder zeitliche Zugänglichkeit).4946 Eine wichtige Dimension, die man hier anschließen kann, stellt die kulturräumliche4947 Gebundenheit von Textsorten dar (dazu etwa Fix 2008: 103 ff.) Da sich Textsorten in4948 Sprachgemeinschaften gesellschaftlich entwickelt haben, ist es nicht weiter verwunder-4949 lich, dass sie deutlich kulturell geprägt sind. Die kulturellen Unterschiede, deren Erfor-4950 schung anhand einzelner Textsorten von kontrastiven Textsortenuntersuchungen auch4951 aus den Translationswissenschaften ausging, werden heute in vielen Zusammenhängen4952 systematisch berücksichtigt (etwa Fix, Habscheid und Klein 2001, Adamzik 2001a, Eck-4953 krammer, Hödl und Pöckl 1999, Drescher 2002), sie spielen natürlich auch für den Be-4954 reich Deutsch als Fremdprache eine zentrale Rolle (s. dazu speziell Eßer 1997, Hufeisen4955 2002, Venohr 2007; kritisch Adamzik 2005). Dabei ist, was kulturelle Unterschiede be-4956 trifft, sowohl der (eher seltene) Fall anzunehmen, dass bestimmte Textsorten in einer4957 anderen Kultur gar nicht existieren, als auch der Fall, dass Textsorten kulturell andere4958 Textfunktion(skombination)en aufweisen, dass die Position in der Handlungsabfolge4959 oder die durch eine Textsorte eröffneten Handlungsspielräume unterschiedlich sind, dass4960 kulturell unterschiedliche Teiltexte auftreten, die Textstruktur divergiert oder dass die4961 sprachliche Ausgestaltung kulturell variiert.4962 3.2. Text unktion4963 Die in der Literatur als zentrales Kriterium zur Klassifikation von Textsorten diskutier-4964 ten Textfunktionen werden entweder im Anschluß an Bühler und Jacobson gesehen oder4965 stützen sich stärker auf die Sprechakttheorie von Searle (etwa Franke 1987, Rolf 1993).4966 Die immer noch am weitesten verbreitete Unterscheidung ist die von Brinker (2001:4967 105 ff.), der fünf grundlegende Textfunktionen annimmt (und die verschiedenen Textsor-4968 ten entsprechend zu fünf Text(sorten)klassen bündelt): Informationsfunktion, Appell-4969 funktion, Obligationsfunktion, Kontaktfunktion und Deklarationsfunktion. Heine-4970 mann & Vieweger (1991: 145 ff.) setzen neben ihren Textfunktionen sich ausdrücken, kon-4971 taktieren, informieren, steuern zusätzlich Ϫ bezogen auf die fiktionale Welt literarischer4972 Texte Ϫ eine Funktion ,ästhetisch wirken‘ an, die alle vorgenannten überlagern kann.4973 Dass die Textfunktion ein zentrales Merkmal bei der Analyse von Textsorten darstellt, ist4974 unumstritten; unterschiedlich sind die in der Literatur angenommenen Textfunktionen:4975 während deduktiv-klassifizierende Ansätze leichter auf das (begrenzte) Inventar etwa der4976 Searle’schen Sprechakte zurückgreifen, bestimmen empirisch-induktive Ansätze, die sich4977 meist mit einer oder einer geringen Menge an Textsorten beschäftigen und gerade nicht4978 eine umfassende Textsortenklassifikation im Auge haben, die Textfunktion ihrer analy-4979 sierten Textsorte(n) oft sehr spezifisch. Erhellend wären hier mehr Untersuchungen, die4980 induktiv-empirisch vorgehen, aber eine größere Bandbreite an verschiedenen Textsorten4981 berücksichtigen. Hinter den Unterschieden in den Textfunktionen verbirgt sich die4982 grundsätzliche theoretische Frage, ob die angenommenen Funktionen eine prinzipiell4983 offene Liste darstellen oder ob eine „geschlossene Typologie auf oberster Stufe vorgelegt“4984 wird (Adamzik 2004: 108). In diesem Zusammenhang wird, vor allem bei Analysen grö-4985 ßerer Textsortenmengen, diskutiert, inwieweit eine poetische oder ästhetische Funktion4986 28. Textsorten 289 anzunehmen ist (dahinter steht die Frage, inwieweit Textsortenklassifikationen über- 4987 haupt literarische Texte und nicht nur Gebrauchstexte berücksichtigen sollen/müssen). 4988 Unklar ist auch, ob es so etwas wie eine unterhaltende Textfunktion geben kann (so etwa 4989 bei Hausendorf und Kesselheim 2008, die als Textfunktionen Darstellung, Steuerung, 4990 Beleg, Kontakt, Unterhaltung und Reflexion annehmen). Schließlich ist auch die Bezie- 4991 hung der Textfunktionen untereinander ungeklärt, d. h. inwieweit Funktionen hierarchi- 4992 siert werden können (kann z. B. die unterhaltende Funktion der informativen unterge- 4993 ordnet werden, wie ist die poetisch/ästhetische Funktion mit den anderen in Beziehung 4994 zu setzen etc.). 4995 Weiter wurde im Zusammenhang mit Textfunktionen (insbesondere an Gebrauchsan- 4996 weisungen und Bewertungstexten wie Rezensionen) diskutiert, ob Texte eine oder meh- 4997 rere Funktionen haben können. Empirisch-induktive Analysen, die mehrere unterschied- 4998 liche Textsorten betrachten, machen deutlich, dass viele Textsorten mehrere Funktionen 4999 vereinen, Monofunktionalität also oft nicht beschreibungsadäquat ist und eher deduktive 5000 Ansätze kennzeichnet. So werden heute bei konkreten Textsortenanalysen durchaus auch 5001 mehrere Textfunktionen angenommen, von denen gegebenenfalls eine dominiert. Unter- 5002 schiedlich wird gerade in neueren Untersuchungen auch die Frage diskutiert, wie der 5003 Begriff Textfunktion genau zu bestimmen ist: während einige Ϫ vor allem frühere Ϫ 5004 Ansätze diese von der Intention des Autors alleine ableiten, wird heute vielfach eine 5005 differenzierte Sichtweise verfolgt. Adamzik (2004: 116) schlägt als der Intention überge- 5006 ordnete Kategorie den „Ertrag“ vor, als das, was die Kommunikationsteilnehmer aus 5007 einem Text gewinnen können. Häufig wird auch zwischen Textfunktion (als kommunika- 5008 tiver Funktion des Textes) und der Texthandlung (welche der Produzent vollzieht), unter- 5009 schieden (etwa Thim-Mabrey 2001: 28 ff., Hausendorf und Kesselheim 2008). 5010 3.3. Thema, Textstruktur und sprachliche Ausgestaltung 5011 Das Thema (machmal auch: der Inhalt) eines Textes ist natürlich ein weiteres wichtiges 5012 Kriterium zur Beschreibung von Textsorten. In der Forschung wird dies allerdings vor 5013 allem im Hinblick auf die verschiedenen Arten der Themenentfaltung (auch: Vertextungs- 5014 muster) diskutiert, die sich in textstrukturellen (vgl. das Konzept der Makrostrukturen 5015 bei van Dijk 1980; s. auch Vater 2001, Brinker 2000) und anderen sprachlichen Merkma- 5016 len niederschlagen. Als Formen der Themenentfaltung werden etwa bei Brinker (2001) 5017 die deskriptive, narrative, explikative und argumentative unterschieden (s. dazu die ein- 5018 schlägigen Artikel in Brinker et al. 2000; vgl. auch schon Werlich 1979). 5019 Die konkrete sprachliche Ausgestaltung von Textsorten, ihre Textstruktur, die syntak- 5020 tischen Muster, die lexikalische Gestaltung u. a. sind natürlich für jede konkrete Textsor- 5021 tenanalyse immer grundlegend, schon allein deswegen, weil sich hier auch die Musterhaf- 5022 tigkeit von Textsorten am deutlichsten zeigt. Aussagen über die sprachliche Gestalt von 5023 Textsorten erscheinen in der Forschung aber vor allem dort, wo konkrete empirische 5024 Analysen vorliegen (zu systematischen Analysen textgrammatischer Merkmale s. Lenk 5025 2006, Gansel und Jürgens 2007, Hausendorf und Kesselheim 2008 und Fandrych und 5026 Thurmair i. Vorb.; ergiebig sind hier auch Ansätze aus der Stilistik, wie etwa Eroms 2008, 5027 Sandig 2006, Fix, Poethe und Yos 2003). 5028 IV. Linguistische Gegenstände in ihrer Bedeutung für das Deutsche290 4. Textsorten und Deutsch als Fremdsprache5029 Dass Textsortenkompetenz einen wichtigen Teil der Sprachkompetenz ausmacht, steht5030 außer Frage, und damit sind Textsorten und ihre sprach- bzw. kulturspezifische Ausprä-5031 gung als Gegenstand des Fremdsprachenunterrichts bereits hinlänglich legitimiert (zu5032 Textsorten im Unterricht vgl. etwa Thurmair 2001b, Adamzik 2005, Adamzik und5033 Krause 2005, Scherner und Ziegler 2006, Foschi Albert, Hepp und Neuland 2006, Venohr5034 2007). Dabei umfasst Textsortenkompetenz sowohl produktive als auch (die oft vernach-5035 lässigte) rezeptive Kompetenz, womit Textsorten auch einen wichtigen Bezugspunkt in5036 der Frage der Vermittlung von produktiven und rezeptiven Fertigkeiten darstellen: Be-5037 stimmte Fertigkeiten, wie etwa kursorisches Lesen oder selektives Hören, lassen sich5038 anhand ,passender‘ Textsorten und dem authentischen Umgang damit am besten erwer-5039 ben. Damit ist das Potential des Einbezugs verschiedenster Textsorten im Unterricht5040 Deutsch als Fremdsprache aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft: Da die sprachliche5041 Ausgestaltung von konkreten Textsorten überwiegend aus ihren kommunikationssituati-5042 ven und funktionalen Charakteristika heraus erklärt werden kann und Ϫ umgekehrt5043 betrachtet Ϫ die Auswahl bestimmter sprachlicher Möglichkeiten (etwa grammatischer5044 Strukturen) den spezifischen Zwecken und Charakteristika der Textsorte geschuldet sind,5045 eignen sich Textsorten auf ausgezeichnete Weise dazu, sprachliche Mittel in Funktion5046 für den Lerner sichtbar zu machen und zu vermitteln. Hier liegt der Ansatzpunkt einer5047 pädagogischen (Text-)Grammatik für wirklich kommunikative Spracharbeit, denn die5048 meisten der üblicherweise eher kontextuell losgelöst behandelten grammatischen Themen5049 lassen sich textsortenspezifisch und damit funktional und situativ eingebettet adäquat5050 im Unterricht bearbeiten ( dazu die Analysen in Fandrych und Thurmair i. Vorb.). Aus-5051 gangspunkt können dabei neben konkreten Textsorten auch globalere Texttypen (etwa:5052 instruktive Texte) oder Gruppen wie narrative bzw. argumentative Texte sein, wie auch5053 Textsorten aus einem bestimmten Kommunikationsbereich. Dies hängt von der jeweili-5054 gen Zielsetzung ab. Schließlich sind im Zusammenhang mit Textsorten kulturspezifische5055 Unterschiede Ϫ etwa in der Ausgestaltung oder Verwendung bestimmter Textsorten Ϫ5056 für den und im Bereich Deutsch als Fremdsprache zu bearbeiten, darüber hinaus aber5057 können kulturelle Textsortenunterschiede ein gewinnbringender Ausgangspunkt für in-5058 terkulturelle Landeskunde sein.5059 5. Literatur in Auswahl5060 Adamzik, Kirsten5061 19955062 Einleitung: Aspekte und Perspektiven der Textsortenlinguistik. In: Dies., Textsorten Ϫ Texttypologie: eine kommentierte Bibliographie. Münster: Nodus.5063 Adamzik, Kirsten5064 2001a5065 Kontrastive Textologie. Empirische Untersuchungen zur deutschen und französischen Sprach- und Literaturwissenschaft. Tübingen: Stauffenburg.5066 Adamzik, Kirsten5067 2001b5068 Die Zukunft der Text(sorten)linguistik. Textsortennetze, Textsortenfelder, Textsorten im Verbund. In: Ulla Fix, Stephan Habscheid und Josef Klein (Hg), Zur Kulturspezifik von5069 Textsorten, 15Ϫ30. Tübingen: Stauffenburg.5070 28. Textsorten 291 Adamzik, Kirsten 5071 2004 5072Textlinguistik. Eine Einführung. Tübingen: Niemeyer. Adamzik, Kirsten 5073 2005 5074Textsorten im Fremdsprachenunterricht Ϫ Theorie und Praxis. In: Kirsten Adamzik und Wolf Dieter Krause (Hg.), Textarbeiten, 205Ϫ237. Tübingen: Narr. 5075 Adamzik, Kirsten und Wolf Dieter Krause (Hg.) 5076 2005 5077Text-Arbeiten. Textsorten im fremd- und muttersprachlichen Unterricht an Schule und Hochschule. Tübingen: Narr. 5078 Baumann, Klaus-Dieter und Hartwig Kalverkämper 5079 i. Vorb. 5080Fachtextsorten-in-Vernetzung. Tübingen: Narr. Brinker, Klaus 5081 2000 5082Textstrukturanalyse. In: Klaus Brinker, Gerd Antos, Wolfgang Heinemann und Sven F. Sager (Hg.), 164Ϫ175. 5083 Brinker, Klaus 5084 2001 5085Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden, 5. Aufl. Berlin: Erich Schmidt. 5086 Brinker, Klaus, Gerd Antos, Wolfgang Heinemann und Sven F. Sager (Hg.) 5087 2000 5088Text- und Gesprächslinguistik. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 16.1Ϫ2). Berlin/New York: de Gruyter. 5089 Dijk, Teun van 5090 1980 5091Textwissenschaft. Tübingen: DTV. Dimter, Matthias 5092 1981 5093Textklassenkonzepte heutiger Alltagssprache. Kommunikationssituation, Textfunktion und Textinhalt als Kategorien alltagssprachlicher Textklassifikation. Tübingen: Niemeyer. 5094 Drescher, Martina (Hg.) 5095 2002 5096Textsorten im romanischen Sprachvergleich. Tübingen: Stauffenburg. Eckkrammer, Eva Martha, Nicola Hödl und Wolfgang Pöckl (Hg.) 5097 1999 5098Kontrastive Textologie. Wien. Eckkrammer, Eva Martha und Hildegund Eder 5099 2000 5100(Cyber)Diskurs zwischen Konvention und Revolution. Eine multilinguale textlinguistische Analyse von Gebrauchstextsorten im realen und virtuellen Raum. Frankfurt a. M.: Lang. 5101 Ehlich, Konrad 5102 1984 5103Zum Textbegriff. In: Annelie Rothkegel und Barbara Sandig (Hg.), Text Ϫ Textsorten Ϫ Semantik, 9Ϫ25. Hamburg. 5104 Ermert, Karl 5105 1979 5106Briefsorten. Untersuchungen zu Theorie und Empirie der Textklassifikation. Tübingen. Eroms, Hans Werner 5107 2008 5108Stil und Stilistik. Eine Einführung. Berlin: Erich Schmidt. Eßer, Ruth 5109 1997 5110„Etwas ist mir geheim geblieben am deutschen Referat“. Kulturelle Geprägtheit wissenschaftlicher Textproduktion und ihre Konsequenzen für den universitären Unterricht von 5111 Deutsch als Fremdsprache. München: iudicium. 5112 Fandrych, Christian und Maria Thurmair 5113 i. Vorb. 5114Textsorten: Linguistische und sprachdidaktische Untersuchungen. Tübingen: Stauffenburg. 5115 Fix, Ulla 5116 2008 5117Texte und Textsorten Ϫ sprachliche, kommunikative und kulturelle Phänomene. Berlin: Frank & Timme. 5118 Fix, Ulla und Hans Wellmann (Hg.) 5119 2000 5120Bild im Text Ϫ Text und Bild. Heidelberg: Winter. Fix, Ulla, Stephan Habscheid und Josef Klein (Hg.) 5121 2001 5122Zur Kulturspezifik von Textsorten. Tübingen: Narr. IV. Linguistische Gegenstände in ihrer Bedeutung für das Deutsche292 Fix, Ulla, Hannelore Poethe und Gabriele Yos5123 20035124 Textlinguistik und Stilistik für Einsteiger. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. 3. durchges. Aufl. Frankfurt a. M.: Lang.5125 Foschi Albert, Marina, Marianne Hepp und Eva Neuland (Hg.)5126 20065127 Texte in Sprachforschung und Sprachunterricht. München: iudicium. Franke, Wilhelm5128 19875129 Texttypen Ϫ Textsorten Ϫ Textexemplare: Ein Ansatz zu ihrer Klassifizierung und Beschreibung. Zeitschrift für Germanistische Linguistik 15: 263Ϫ281.5130 Gansel, Christina und Frank Jürgens5131 20075132 Textlinguistik und Textgrammatik. Eine Einführung. 2. überarb. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.5133 Große, Ernst U.5134 19765135 Text und Kommunikation. Eine linguistische Einführung in die Funktionen der Texte. Stutt- gart.5136 Hausendorf, Heiko und Wolfgang Kesselheim5137 20085138 Textlinguistik fürs Examen. Göttingen: V&R. Heinemann, Margot und Wolfgang Heinemann5139 20025140 Grundlagen der Textlinguistik. Interaktion Ϫ Text Ϫ Diskurs. Tübingen: Niemeyer. Heinemann, Wolfgang5141 2000a5142 Textsorte Ϫ Textmuster Ϫ Texttyp. In: Klaus Brinker, Gerd Antos, Wolfgang Heinemann und Sven F. Sager (Hg.), 507Ϫ523.5143 Heinemann, Wolfgang 2000b Aspekte der Textsortendifferenzierung. In: Klaus Brinker, Gerd5144 Antos, Wolfgang Heinemann und Sven F. Sager (Hg.), 523Ϫ546.5145 Heinemann, Wolfgang und Dieter Viehweger5146 19915147 Textlinguistik. Eine Einführung. Tübingen: Niemeyer. Hufeisen, Britta5148 20025149 Ein deutsches Referat ist kein englischsprachiges Essay. Innsbruck/München: Studienver- lag.5150 Jacobs, Eva-Maria5151 20035152 Hypertextsorten. Zeitschrift für Germanistische Linguistik 31: 232Ϫ252. Lenk, Hartmut5153 20065154 Praktische Textsortenlehre. 4. überarb. u. erw. Aufl., Helsinki: Universitätsverlag. Püschel, Ulrich5155 19975156 „Puzzle-Texte“ Ϫ Bemerkungen zum Textbegriff. In: Gerd Antos und Heike Tietz (Hg.), Die Zukunft der Textlinguistik. Traditionen, Transformationen, Trends, 27Ϫ42. Tübingen:5157 bb.5158 Rolf, Eckard5159 19935160 Die Funktionen der Gebrauchstextsorten. Berlin/New York: de Gruyter. Sandig, Barbara5161 20065162 Textstilistik des Deutschen. 2. völlig neu bearb. u. erw. Aufl. Berlin/New York: de Gruyter. Scherner, Maximilian und Arne Ziegler5163 20065164 Angewandte Textlinguistik: Perspektiven für den Deutsch- und Fremdsprachenunterricht. Tübingen: Narr.5165 Thim-Mabrey, Christiane5166 20015167 Grenzen der Sprache Ϫ Möglichkeiten der Sprache. Untersuchungen zur Textsorte Musikkritik. Frankfurt a. M.: Lang.5168 Thurmair, Maria5169 2001a5170 Text, Texttypen, Textsorten. In: Gerhard Helbig, Lutz Götze, Gert Henrici und HansJürgen Krumm (Hg.), Deutsch als Fremdsprache, 269Ϫ280. Berlin/New York: de Gruyter.5171 Thurmair, Maria5172 2001b5173 Textsorten im Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht. In: Hang Ferrer Mora et al. (Hg.), Metodologı´a y didactica del alema´n como lengua extranjera en el contexto hispa´nico. Me-5174 29. Grammatiken 293 thodik und Didaktik des Deutschen als Fremdsprache im spanischen Kontext, 37Ϫ51. Valen- 5175 cia: Universidad de Valencia. 5176 Vater, Heinz 5177 2001 5178Einführung in die Textlinguistik. 3. erw. Aufl. München: Fink. Venohr, Elisabeth 5179 2007 5180Textmuster und Textsortenwissen aus der Sicht des Deutschen als Fremdsprache. Frankfurt a. M. etc.: Lang. 5181 Werlich, Egon 5182 1979 5183Typologie der Texte. 2. Aufl. Heidelberg. Ziegler, Arne 5184 2002 5185E-Mail Ϫ Textsorte oder Kommunikationsform? Eine textlinguistische Annäherung. In: Arne Ziegler und Christa Dürscheid (Hg), Kommunikationsform E-Mail, 9Ϫ32. Tübin- 5186 gen: Stauffenburg. 5187 Maria Thurmair, Regensburg (Deutschland) 5188 29. Grammatiken 5189 1. Grammatik und Grammatiken 5190 2. Grammatiken als grammatische Beschreibungen 5191 3. Literatur in Auswahl 5192 1. Grammatik und Grammatiken 5193 Unter dem Begriff Grammatik kann man ganz allgemein das (morphosyntaktische) Re- 5194 gelsystem einer Sprache verstehen. Welchen Stellenwert eine solcherart verstandene 5195 Grammatik beim Spracherwerb hat und im Fremdsprachenunterricht haben soll, ist ein 5196 in der Sprachlehr- und -lernforschung und der Sprachdidaktik immer wieder kontrovers 5197 diskutiertes Thema, auf das hier im Einzelnen nicht genauer eingegangen werden kann 5198 (vgl. dazu Art. 112). Einig ist man sich aber heute weitgehend darin, dass Sprachbewusst- 5199 heit bzw. language awareness und somit auch explizites Sprachwissen den Spracherwerb 5200 fördern können und deshalb auch für Lerner verfügbar gemacht werden sollten (vgl. 5201 dazu Portmann-Tselikas und Schmölzer-Eibinger 2001). Auf Seite der Sprachmittler 5202 (Lehrende, Lehrwerkautoren etc.) stand die Frage des expliziten grammatischen Wissens 5203 ohnehin nicht zur Diskussion. 5204 Im Folgenden wird es um Grammatik in einem spezifischeren Verständnis gehen. 5205 Basis dafür ist die von Gerhard Helbig schon 1972 und später wiederholt formulierte 5206 Unterscheidung in folgende verschiedene Verständnisse von „Grammatik“ (Helbig 1981: 5207 49 ff., 1993: 21Ϫ22): 5208 Ϫ eine Grammatik A: das der Sprache selbst innewohnende Regelsystem, unabhängig 5209 von dessen Beschreibung durch die Linguisten und von dessen Beherrschung durch 5210 die Sprecher; 5211