XVII. Landeskunde1464 931Ϫ942. Band 2. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft Bd.1082 19.1Ϫ2) Berlin/New York: de Gruyter.1083 Storch, Günther1084 19991085 Deutsch als Fremdsprache Ϫ Eine Didaktik. Theoretische Grundlagen und praktische Unterrichtsgestaltung. München: Fink.1086 Uhlemann, Horst1087 19821088 Die Landeskunde und ihr Ort in einer Theorie des Fremdsprachenunterrichts (2). Deutsch als Fremdsprache 19(3): 153Ϫ159.1089 Volkmann, Laurenz1090 20021091 Aspekte und Dimensionen interkultureller Kompetenz. In: Laurenz Volkmann, Klaus Stiersdorfer und Wolfgang Gehring (Hg.), Interkulturelle Kompetenz, 11-47. Tübingen:1092 Narr.1093 Weimann, Gunther und Wolfram Hosch1094 19931095 Kulturverstehen im Deutschunterricht. Ein Projekt zur Lehrerfortbildung. Info DaF 20(5): 514Ϫ523.1096 Zeuner, Ulrich1097 20081098 Landeskunde und interkulturelles Lernen. Dresden: Technische Universität. Zugriff unter: http://www.tu-dresden.de/sulifg/daf/landesku/start.htm (09. 01. 2009).1099 Rainer Bettermann, Jena (Deutschland)1100 162. In ormationsbezogene Landeskunde1101 1. Einleitung/Vorbemerkung1102 2. Historische Entwicklung1103 3. Landeskunde in der DDR1104 4. Landeskunde in der kommunikativen Wende1105 5. ABCD-Thesen1106 6. Lernort1107 7. Wissenschaftliche Fundierung und Kulturwissenschaft1108 8. Informationskompetenz als Medienkompetenz1109 9. Literatur in Auswahl1110 1. Einleitung/Vorbemerkung1111 Ein Blick in die Geschichte des DaF-/DaZ-Unterrichts bestätigt, dass der Landeskunde1112 im Kontext unterschiedlichster Leitvorstellungen zwar sehr verschiedenartige Aufgaben1113 zugeschrieben worden sind, die Notwendigkeit von Information und kognitivem Wissen1114 stand und steht jedoch durchwegs außer Zweifel. Selbst die Reduktion auf ein praktisch-1115 instrumentelles Verständnis des Sprachunterrichts kann auf die kulturelle Einbettung der1116 Sprache nicht ganz verzichten, erst recht muss bei der expliziten Verschränkung von1117 Sprach- und Kulturvermittlung oder in Hinblick auf allgemeine Bildungsziele reflektiert1118 werden, was aus der/den zu vermittelnde(n) Realität(en) unter welchen Gesichtspunkten1119 162. Informationsbezogene Landeskunde 1465 auszuwählen ist. Informationsbezogene Landeskunde bedeutet daher den Versuch, das 1120 Wissen, die Analyse- und Verstehenskompetenz von der Fähigkeit zum Sprachhandeln 1121 und von der Kommunikationskompetenz abzuheben. 1122 2. Historische Entwicklung 1123 Informationsbezogene Landeskunde, die sich von einer handlungsorientierten oder inter- 1124 kulturellen Landeskunde abgrenzt, hat ihre historische Grundlage im Wesentlichen in 1125 der Realienkunde. Damit opponierte die Reformbewegung am Ende des 19. Jahrhunderts 1126 gegen das altphilologische Erbe, gegen die Ausrichtung auf Sprachwissen und Gramma- 1127 tikdrill für das Sprachkönnen und entsprechendes Wissen. Sie blieb freilich dem positivis- 1128 tischen Ideal des 19. Jahrhunderts und ihren Wurzeln im enzyklopädischen Denken und 1129 dem Kanon der Bezugswissenschaften verpflichtet. 1130 Im Umfeld historischer und bildungspolitischer Entwicklungen wurde die Realien- 1131 kunde in den 1920er Jahren zum Kontrastbegriff der sich entwickelnden Kulturkunde. In 1132 der Gegenüberstellung von Realien und Kultur ist damit früh die Polarisierung zwischen 1133 einem wissensorientierten und einem wertorientierten landeskundlichen Sprachunterricht 1134 zu erkennen, der die Kulturkunde für politische und ideologische Vereinnahmung durch 1135 den Nationalsozialismus anfällig machte. 1136 Anfang der 1970er Jahre bekam der Fremdsprachenunterricht mehrfach neue Im- 1137 pulse. Gefördert von den gesellschaftlichen Umbrüchen Ende der 1960er Jahre kam es 1138 auch in der Bundesrepublik Deutschland zur breiten Etablierung der Sozialwissenschaf- 1139 ten und in den landeskundlichen Referenzwissenschaften selbst zu entscheidenden me- 1140 thodischen und inhaltlichen Neuorientierungen. Lehrstühle für Zeit- oder Wirtschaftsge- 1141 schichte wurden gegründet, Alltagsgeschichte und oral history sollten den erstarrten Wis- 1142 senschaftsbetrieb aufbrechen, die Angewandte Geographie und die Kulturgeographie 1143 etablierten sich, in der Literaturwissenschaft herrschten rezeptionsästhetische und sozial- 1144 geschichtliche Arbeiten vor. Schließlich begann sich der Studienbereich DaF/DaZ auch 1145 in der Bundesrepublik als Wissenschaft zu etablieren. 1146 3. Landeskunde in der DDR 1147 In der DDR galt der landeskundlich orientierte Sprachunterricht als wichtiges Werkzeug, 1148 um die DDR als eigenen Staat mit normalen völkerrechtlichen Beziehungen zu veran- 1149 kern. Die DDR verfocht in der Landeskunde ihre staatliche Souveränität und verwehrte 1150 sich gegen die abwertende Darstellung ihres Landes in der Deutschlandkunde nichtsozia- 1151 listischer Länder. Die Landeskunde beschränkte sich deshalb nicht nur konsequent auf 1152 die Selbstdarstellung, sondern erhielt dazu die Aufgabe, die Verzerrungen des Landesbil- 1153 des zu korrigieren und bestehende Informationsdefizite abzubauen. Die ideologische 1154 Funktionalisierung des Deutschunterrichts verhinderte eine differenzierte und problemo- 1155 rientierte Darstellung landeskundlicher Sachverhalte zugunsten der Politpropaganda, 1156 freilich kam es Ende der 1980er Jahre im Kontext der internationalen Forschung auch 1157 innerhalb der DDR zu einer kontroversiellen Landeskundediskussion. (Vgl. Zeuner 1158 1994). 1159 XVII. Landeskunde1466 4. Landeskunde in der kommunikativen Wende1160 Die kulturkundlichen Positionen der 1950er Jahre gerieten in der Bundesrepublik1161 Deutschland in den 1960er Jahren zunehmend in eine Krise. Das didaktische Interesse1162 galt nicht mehr allgemeinen, neuhumanistischen Bildungsidealen, sondern die Nützlich-1163 keit der Fremdsprache, ihr Gegenwartsbezug trat wieder in den Vordergrund. In der1164 Didaktik wurde in der Diskussion wieder auf Elemente der Reformbewegung zurückge-1165 griffen, wobei die Sprechfertigkeit zur Kommunikationsfähigkeit erweitert wurde. Damit1166 galt auch das landeskundliche Interesse wieder verstärkt der gegenwartsbezogenen Sach-1167 information, die pragmatisch orientierte Landeskunde (Melde 1987: 22Ϫ23) begann sich1168 zu etablieren. Denn Kommunikation findet in konkreten Situationen statt, deren Ver-1169 ständnis Hintergrundinformation nötig macht. Sehr deutlich lässt sich das in der bis1170 dahin einzigen Landeskundemonographie von Erdmenger und Istel (1973) erkennen. Sie1171 definieren Kommunikationsfähigkeit als die „Beherrschung der sprachlichen Fertigkeiten1172 und die Kenntnis über den die fremde Sprache verwendenden Kulturbereich“, Landes-1173 kunde ist daher „Wissensvermittlung für die Bewältigung dieses Prozesses“. Sie bedient1174 sich dazu „geographischer, geschichtlicher, soziologischer Inhalte, soweit sie der Kom-1175 munikationsfähigkeit dienlich sind.“ (Erdmenger und Istel 1973: 21).1176 Im Sprachunterricht folgt daraus die Konzentration auf faktenorientiertes Hinter-1177 grundwissen und nicht zufällig wird wiederholt die „dienende Funktion“ (Erdmenger1178 1996: 61) der Landeskunde betont. Da im didaktischen Konzept die individuelle Kom-1179 munikation dominiert und im Unterrichtskonzept außerdem die Wortschatzvermittlung1180 eine zentrale Rolle einnimmt, reduziert sich die Landeskunde allerdings über weite Stre-1181 cken auf linguolandeskundliche Erklärungen. Landeskunde wird damit zu einem, wenn1182 auch als notwendig angesehenen, Anhängsel des Sprachunterrichts, womit eine Einschät-1183 zung der Landeskunde gefestigt wird, die sich als „Kontextwissen“ (S. J. Schmidt 1980:1184 290) bis in die Gegenwart herauf wiederfindet (vgl. Altmayer 2004).1185 Einen weiteren Anstoß für die Aufwertung der Landeskunde hat schließlich die Neu-1186 orientierung der Außenkulturpolitik in der Bundesrepublik gebracht, die in den 1970er1187 Jahren durch die Vermittlung der deutschen Sprache den Aufbau eines positiven1188 Deutschlandbildes zum Ziel hatte. Die Politik reagierte damit auf Veränderungen des1189 Kulturbegriffs in der wissenschaftlichen Diskussion. Denn in ihr kam es zu einer Erweite-1190 rung des Kulturbegriffs: quantitativ, indem die hohe Kultur um die „Literatur und Kunst1191 in ihrem ganzen Umfang“ und „ein weiteres Verständnis der Lebensverhältnisse“ (Dah-1192 rendorf, zit. nach Kretzenbacher 1992: 180) ergänzt wurde; qualitativ, wenn der erwei-1193 terte Kulturbegriff „gegenüber dem traditionellen Kulturbegriff als unlösbarer Bestand-1194 teil des individuellen Lebens wie der sozialen Beziehungen und der dynamischen gesell-1195 schaftlichen Entwicklung [erscheint]. Kultur steht dem Menschen nicht gegenüber,1196 sondern ist Teil seines Menschseins“ (Kretzenbacher 1992: 177).1197 Doch wie Melde nachweist, führen diese Anstöße vorerst nur zu einer kommunikati-1198 ven Orientierung instrumenteller Ansätze und außersprachlicher Globalziele und nicht1199 wirklich zu einer Integration von Landeskunde in den kommunikativen Fremdsprachen-1200 unterricht. Landeskundliche Kenntnisse werden auf die „Zulieferfunktion von ,instru-1201 mentellem Kontextwissen‘“ (Melde 1987: 57) reduziert.1202 Im Zuge der kommunikativen Wende hat man in der Diskussion landeskundlicher1203 Unterrichtsziele und der damit verbundenen Inhalte auch die explizite Abgrenzung einer1204 informationsbezogenen Landeskunde versucht. Verlief die Diskussion bis dahin zwischen1205 162. Informationsbezogene Landeskunde 1467 realkundlichen und kulturkundlichen Ansätzen, die beide die Notwendigkeit kognitiver 1206 Inhalte als selbstverständlich voraussetzten, so führte der kommunikative Ansatz in sei- 1207 ner Konzentration auf Alltagserfahrungen und Alltagssituationen und in Verbindung 1208 mit seinem emanzipatorischen Ziel zur Hinwendung auf praktische Probleme und deren 1209 sprachliche Bewältigung. Dieser handlungsorientierte Aspekt wurde in der Folge von der 1210 informationsbezogenen Landeskunde abgehoben, deren Aufgabe „in der Entwicklung 1211 von Verstehensfähigkeit der fremden Realität gegenüber [liegt]“ (Deutschmann 1982: 1212 246). Die landeskundlichen Informationen werden sozusagen als kognitives Fundament 1213 für erfolgreiches Handeln angesehen. Was der kommunikativen Handlung des Mutter- 1214 sprachlers als implizites Wissen zugrunde liegt, soll durch explizite Information dem 1215 Fremdsprachenlerner nachgeliefert werden, damit sich dieser ebenso erfolgreich im All- 1216 tag des Zielsprachenlandes behaupten kann. 1217 Nun war man zwar nicht mehr der externen Sachlogik eines kanonisierten Wissens 1218 oder der hohen Kultur verpflichtet, es blieb dennoch bei der Weiterführung von nur 1219 unwesentlich modifizierten Themenkatalogen. Vor allem aber geht auch dieses Konzept 1220 noch immer von einer der Kommunikation vorgelagerten objektiven Wirklichkeit aus, 1221 die es sich anzueignen gilt, will man in der fremden Sprache erfolgreich kommunizieren. 1222 In der Folge werden die landeskundlichen Inhalte zunehmend in die Lehrwerke integ- 1223 riert. Im Unterschied zur Einteilung in „Tatsachen über Deutschland“, dem Inbegriff 1224 faktenorientierter Zusatzinformation, stellt nun das Alltagsleben eine wichtige Ergän- 1225 zung dar. Die Ergebnisse von Ammers Lehrwerksanalyse (Ammer 1988) zeigen aller- 1226 dings, wie hoch der Anteil an Informationen auch in kommunikativ orientierten Lehr- 1227 werken ist. 1228 5. ABCD-Thesen 1229 Vor diesem Hintergrund verweisen die ABCD-Thesen (1980) auf den prozesshaften und 1230 dynamischen Charakter der Landeskunde und verzichten bewusst auf „Vollständigkeit 1231 der Informationen im Hinblick auf ein hypothetisches Landesbild“ (These 2). Die Thesen 1232 bilden also den Versuch, die zukunftsweisenden Aspekte der Landeskundediskussion der 1233 1980er Jahre zusammenzufassen und als Aufgabe zu formulieren. Daher plädieren sie 1234 auch im Sinne neuer Orientierungen im Fremdsprachenunterricht für die Abkehr von 1235 enzyklopädischen Ansätzen. Die Landeskunde mahnt damit die weitgehend vernachläs- 1236 sigte Herausforderung der kommunikativen Wende ein, dass nämlich in einem hand- 1237 lungs- und erfahrungsorientierten Fremdsprachenunterricht auch unbestritten notwen- 1238 dige Kenntnisse konsequenterweise weder als Faktenwissen noch als authentischer Kon- 1239 text im Rahmen des Sprachunterrichts nachgeliefert werden dürfen. Wenn Verstehen ein 1240 dialogischer Prozess im Gefüge von Wissen, Verstehensmöglichkeiten und den Verste- 1241 hensvoraussetzungen ist, dann genügt es nicht, semantische Einheiten zu entschlüsseln. 1242 Vielmehr wird dieses Gefüge selbst Teil des Verstehensprozesses, umso mehr, wenn es 1243 sich um kulturell differente Lebenswelten der Dialogpartner handelt. Für den Unterricht 1244 bedeutet dies, dass die Lernenden mittels Projekten die Chance erhalten müssen, selbst 1245 und autonom ein Bild der Zielsprachenkultur entwickeln zu können und sich dabei so- 1246 wohl der eigenen kulturellen Prägung als auch der fremdkulturellen Perspektiven dieses 1247 Bildes bewusst zu werden. Wird die Lernerzentrierung ernst genommen, müssen die 1248 Lernprozesse und die Eigen- und Fremdperspektiven bewusst gemacht und reflektiert 1249 XVII. Landeskunde1468 werden, muss auf strategisches Wissen mindestens soviel Wert gelegt werden wie auf1250 Sachinformationen. (Vgl. Hackl, Langner und Simon-Pelanda 1997, 1998).1251 Krusche betont deshalb das „Prinzip des konkreten Ausgangspunkts“ (Krusche 1997:1252 77): Denn nicht spezialwissenschaftliche Abhandlungen, sondern der Einstieg über an-1253 schauliche Details führt zu einem facettenreicheren und komplexeren Bild. Dabei spielt1254 die Literatur eine zentrale Rolle, jedoch nicht mehr als Objekt und Ziel des Landeskun-1255 deunterrichts, sondern als ein Mittel, mit dem „die Unterschiede von eigener und fremder1256 Wirklichkeit und subjektiver Einstellungen bewußtgemacht [!] werden, zumal literarische1257 Texte gerade dadurch motivieren, daß sie ästhetisch und affektiv ansprechen“ (ABCD1258 1990: 28). Literatur wird also für den landeskundlich orientierten Sprachunterricht nicht1259 bloß wegen allfälliger Referenzen zur Wirklichkeit und der in ihr enthaltenen Realitäts-1260 partikel wichtig. Da wir trotz aller Bemühungen um Authentizität und umfassende Infor-1261 mation nicht die Wirklichkeit selbst vermitteln, sondern höchstens die Lernenden darauf1262 vorbereiten können, mit der Wirklichkeit zurechtzukommen, kommen wir im Umgang1263 mit Fakten und Informationen nicht ohne Interpretationsvorgang zurecht, brauchen wir1264 Orientierungsfähigkeiten, die sich gerade im Umgang mit Literatur erarbeiten und1265 üben lassen.1266 6. Lernort1267 Der Erwerb landeskundlicher Kompetenz als umfassender kommunikativer und inter-1268 kultureller Kompetenz ist notwendig auf den Ort des Lernens bezogen. Dies gilt nicht1269 nur für das spezielle landeskundliche Lernen als erlebter Landeskunde, des konfrontati-1270 ven Lernens in Nachbarländern oder in Lernsituationen, in denen das fremdsprachliche1271 Lernumfeld zu konstruieren ist (vgl. Hackl, Langner und Simon-Pelanda 1998: 5), son-1272 dern besonders für den Bereich Deutsch als Zweitsprache. Hier verlaufen ja nicht nur1273 die Sprachenlern- und -erwerbsprozesse nichtlinear und im Nebeneinander von ungesteu-1274 ertem und gesteuertem Erwerb, sondern auch die Aneignung von Orientierungen, Verhal-1275 tensweisen und notwendigem Wissen zur Teilhabe an den Rechten und gesellschaftlichen1276 Möglichkeiten. Dass zur Erreichung dieser Ziele vor allem in Integrationskursen die1277 überholten Themenkataloge erst recht nicht ausreichen, weil „Sprachlern- und -spracher-1278 werbsprozesse [!] nur dann erfolgreich [sind], wenn sie die nicht nur sprachliche, sondern1279 auch kulturelle, lebensgeschichtliche, familiale und soziale Heterogenität der Zielgruppe1280 zum Ausgangspunkt von Lernprogrammen machen“ (Krumm 2007: 176), hat Krumm1281 in seinem Plädoyer für ein modulares Curriculum überzeugend skizziert.1282 7. Wissenscha tliche Fundierung und Kulturwissenscha t1283 Eine neue Dimension erhält die Frage nach dem Stellenwert von Information und kogni-1284 tivem Wissen in neueren Bemühungen, das Fach Landeskunde als wissenschaftliche Dis-1285 ziplin innerhalb der Deutsch als Fremdsprache-Philologie zu fundieren und im fachwis-1286 senschaftlichen Kontext zu systematisieren. Altmayer bietet hier einen ambitionierten1287 Vorschlag, Landeskunde zu einer „Kulturwissenschaft als transdisziplinärer Forschungs-1288 praxis“ (Altmayer 2004: 28) zu entwickeln, wobei Kultur als gemeinsamer Wissensbe-1289 162. Informationsbezogene Landeskunde 1469 stand begriffen wird, der sich in „Texten“, also in kommunikativen Handlungen einer 1290 Sprachgemeinschaft manifestiert. Diese weitgefassten „Texte“ werden dahingehend ana- 1291 lysiert, inwiefern sie „von jenen als gemeinsam unterstellten lebensweltlichen Wissensbe- 1292 ständen Gebrauch gemacht haben, die wir (…) als ,Kultur‘ ausgemacht haben. ,Kultur‘, 1293 so zeigt sich, besteht nicht aus den ,Texten‘, sie gibt sich aber darin zu erkennen“ (Alt- 1294 mayer 2004: 145). Wie Wormer, der „die Tatsache perspektivierter individueller Bedeu- 1295 tungen und Wahrheiten (einschließlich vermeintlicher Fakten), die immer wieder neu aus- 1296 gehandelt werden müssen, in den Vordergrund [rückt]“ (Wormer 2007: 11), geht es auch 1297 bei Altmayer um eine Ϫ in diesem Fall Ϫ kulturwissenschaftliche Textanalyse, die er als 1298 „Rekonstruktion präsupponierter Deutungsmuster“ (Altmayer 2004: 244Ϫ250) versteht. 1299 8. In ormationskompetenz als Medienkompetenz 1300 Für die daraus resultierende Interpretations- und Orientierungsleistung ist die Beachtung 1301 der Neuen Medien und der Medienvielfalt selbstverständlich unabdingbar. Allerdings 1302 besteht die Gefahr, dass die Faszination der problemlosen Verfügbarkeit von vielfältigen 1303 Informationen zu einer neuen Diktatur der Fakten führt und uns die Fülle von authenti- 1304 schen und aktuellen Texten den Blick darauf trübt, dass die Aufgabe des Fremdsprachen- 1305 unterrichts nicht das Zur-Verfügung-stellen von Material ist, sondern die didaktische 1306 Reflexion und die methodische Umsetzung der selbstgesteckten und/oder im Curriculum 1307 vorgegebenen Lehr- und Lernziele. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass der Medien- 1308 wandel auch Auswirkungen auf die Schulung der Informationsentnahme haben muss, 1309 dass z. B. das informationsorientierte Lesen des 19. Jahrhunderts als Grundlage des Wis- 1310 senserwerbs nicht mehr ausreicht. Wenn wir von einem erweiterten Textbegriff ausgehen, 1311 müssen wir auch eine erweiterte Lesekompetenz im Sinne einer Medienkompetenz ins 1312 Auge fassen, die neben der sprachorientierten Informationsentnahme das Erschließen 1313 von Grafiken und Tabellen ebenso berücksichtigt, wie das Dechiffrieren visueller oder 1314 habitueller Kodierungen, um auch das Erfassen der inhärenten Deutungsmuster mit ih- 1315 ren kognitiven Wissensaspekten vermitteln zu können. 1316 9. Literatur in Auswahl 1317 ABCD-Thesen zur Rolle der Landeskunde im Deutschunterricht 1318 1990 1319ÖDaF-Mitteilungen 2: 26Ϫ29. Altmayer, Claus 1320 2004 1321Kultur als Hypertext. Zur Theorie und Praxis der Kulturwissenschaft im Fach Deutsch als Fremdsprache. München: Iudicium. 1322 Ammer, Reinhard 1323 1988 1324Das Deutschlandbild in den Lehrwerken für Deutsch als Fremdsprache. Die Gestaltung des landeskundlichen Inhalts in den Lehrwerken der Bundesrepublik Deutschland von 1955 bis 1325 1985 mit vergleichenden Betrachtungen zum Landesbild in den Lehrwerken der DDR. (Stu- 1326 dien Deutsch 6) München: Iudicium. 1327 Deutschmann, Andreas 1328 1982 1329Überlegungen zur Landeskundeplanung im Fach „Deutsch als Fremdsprache“ (mit besonderer Berücksichtigung der Studienvorbereitung). In: Rolf Ehnert (Hg.), Einführung 1330 XVII. Landeskunde1470 in das Studium des Faches Deutsch als Fremdsprache, 223Ϫ274. (Werkstattreihe Deutsch1331 als Fremdsprache 1). Frankfurt a. M.: Lang.1332 Erdmenger, Manfred und Hans Wolf Istel1333 19731334 Didaktik der Landeskunde. (Hueber-Hochschulreihe 22). München: Hueber. Erdmenger, Manfred1335 19961336 Landeskunde im Fremdsprachenunterricht. Ismaning: Hueber. Hackl, Wolfgang, Michael Langner und Hans Simon-Pelanda1337 19971338 Integrierende Landeskunde Ϫ ein (gar nicht so) neuer Begriff. Das D-A-CH-Konzept. Theorie und Praxis Ϫ Österreichische Beiträge zu Deutsch als Fremdsprache/A. I: 17Ϫ34.1339 Hackl, Wolfgang, Michael Langner und Hans Simon-Pelanda1340 19981341 Landeskundliches Lernen. Fremdsprache Deutsch 18: 5Ϫ12. Kretzenbacher, Heinz Leo1342 19921343 Der „erweiterte Kulturbegriff“ in der außenkulturpolitischen Diskussion der Bundesrepublik Deutschland. Ein Vergleich mit der öffentlichen/innenkulturpolitischen und kul-1344 turwissenschaftlichen Begriffsentwicklung von den sechziger bis zu den achtziger Jahren.1345 In: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 18: 170Ϫ196.1346 Krumm, Hans-Jürgen1347 20071348 Ein Curriculum für Integrationskurse sollte mehr leisten als die Legitimierung von Prüfungen. In: Ruth Esser und Hans-Jürgen Krumm (Hg.), Bausteine für Babylon: Sprache,1349 Kultur, Unterricht … Festschrift zum 60. Geburtstag von Hans Barkowski, 170Ϫ183.1350 München: Iudicium.1351 Krusche, Dietrich1352 19971353 Fremderfahrung und -begriff oder: Vom Sprechen über ,andere Kultur‘ In: Alois Wierlacher und Georg Stötzel (Hg.), Blickwinkel: kulturelle Optik und interkulturelle Gegen-1354 standsdiskussion. Akten des III. Internationalen Kongresses der Gesellschaft für Interkultu-1355 relle Germanistik. Düsseldorf 1994, 65Ϫ80. (Publikationen der Gesellschaft für interkultu-1356 relle Germanistik 5). München: Iudicium.1357 Melde, Wilma1358 19871359 Zur Integration von Landeskunde und Kommunikation im Fremdsprachenunterricht. (TBL 301). Tübingen: Narr.1360 Schmidt, Siegfried J.1361 19801362 Was ist bei der Selektion landeskundlichen Wissens zu berücksichtigen? In: Alois Wierlacher (Hg.), Deutsch ais Fremdsprache. Grundlagen und Verfahren der Germanistik ais1363 Fremdsprachenphilologie, 289Ϫ299. Bd. I (UTB 916). München: Fink.1364 Wormer, Jörg1365 20071366 Transkulturelle Kompetenz und Landeskunde. Chancen der deutschen Sprache im 21. Jahrhundert Ϫ aufgezeigt am Beispiel einer wissenschaftlichen Landeskunde. Zeitschrift1367 für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht [Online] bb 12(2).1368 Zeuner, Ulrich1369 19941370 DDR-Landeskunde. In: Gerhard Neuner unter Mitarbeit von Monika Asche (Hg.), Fremde Welt und eigene Wahrnehmung. Konzepte von Landeskunde im fremdsprachlichen1371 Deutschunterricht. Eine Tagungsdokumentation, 117Ϫ127. (Kasseler Werkstattberichte zur1372 Didaktik „Deutsch als Zweit- und Fremdsprache“ 3). Kassel: Universität Gesamthoch-1373 schule Kassel.1374 Wolfgang Hackl, Innsbruck (Österreich)1375