3. Methoden des fremdsprachlichen Unterrichts I Vergleichen Sie die Grammatik-Übersetzungsmethode und die Audiolinguale/Audiovisuelle Methode in den Bereichen: Ziele, lerntheoretische Grundlagen, linguistische Grundlagen, methodische Prinzipien. Praktische Aufgabe: Nennen Sie typische Aufgaben der einzelnen Methoden und erklären Sie, was bei den einzelnen Methoden aus der heutigen Sicht kritisiert werden kann, was übernommen wurde. Grammatik-Übersetzungsmethode Wurde in Europa im 19. Jh entwickelt für den Unterricht an den Gymnasien (Zielgruppe:„Bildungs-Elite) Nach dem Muster des Lehrens von alten Sprachen, die Sprachlichen Regeln werden nach den Kategorien der lateinischen Grammatik formuliert. Ziele: · Sprachenlernen – ein Prozess der Persönlichkeitsformung – dabei die Vermittlung kultureller Werte im Mittelpunkt · Ein geeignetes Mittel zur Herausbildung der Fähigkeit zum abstrakten/logischen Denken · Daraus ergibt sich als übergeordnetes Ziel des FSU nicht die praktische Beherrschunung der Sprache, sondern bewusste Einsicht in deren formalen Aufbau und in ihr Regelsystem. · Mündliche Fähigkeiten – nicht wichtig Lerntheoretische Grundlagen: · Sprachwissen, nicht Sprachkönnen · Motivierung – nicht wichtig · Sprachlernkonzept basiert auf Verständnis und Anwendung der Konstruktionsregeln · Striktes kognitives Lernkonzept – Sprachenlernen als ein Mittel zur formalen und geistigen Schulung und zur Erziehung zu ordnenden Denken · Sprachbeherschung wird gleichgesetzt mit Sprachwissen Linguistische Grundlagen: · Die sprachlichen Regeln nach den Kategorien der lateinischen Grammatik formuliert · Hohe Anzahl von Ausnahmeregeln · Grundlage: die geschriebene, literarisch geformte Sprache · die gesprochene Sprache – keine Berücksichtigung im FSU Methodische Prinzipien: · Der Unterrichtablauf – deduktiv, frontal organisiert · Der Lehrer – produktiv, der Lernende – ein Lernobjekt, rezeptiv · Der schriftliche Gebrauch der Sprache · Textgrundlage: literarische und synthetische Texte · Die Baugesetze der fremden Sprache werden im Vergleich mit der Muttersprache erschlossen Übungstypen: · Umformung von Sätzen nach formalen Grammatikkategorien · Fromulierung korrekter Einzelsätze nach einer Regel · Ergänzungsaufgaben · Übersetzungsübungen · Nacherzählungen · Aufsatzschreiben · Reproduktionen von vorgegebenen Texten Quelle: Janíková, Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache Prioritäten der angestrebten Fertigkeiten: * Leseverstehen, Fähigkeit zum Übersetzen, erst danach Sprech- und Schreibkompetenz Medien: * Lehrer sind nicht in der Lage, längere englische Texte vorbildhaft vorzutragen, da sie nur eine Ausbildung als klassische Philologen genossen haben und Englisch weder auf dem Gymnasium noch an der Universität gelernt hatten Wortschatz: * zweisprachige Vokabelgleichungen (boy – Junge) * Wortschatz wird auf Lektüre abgestimmt, d.h. alle Vokabeln in dem zu behandelnden Text werden gegeben * Übung durch Übersetzen isolierter Sätze (Der Junge ist nett.; Der Klassenraum sieht schön aus. etc.) Grammatik: * deduktive Grammatikvermittlung * leitend waren die nach lateinischer Tradition beschriebenen grammatischen Strukturen * Jede Wortklasse wurde mit der Flexion nach Person, Genus, Numerus, Kasus, Tempus und Modus in der Fremdsprache und im Deutschen gegeben Textarbeit: * kulturkundliche, historische Texte * Briefe und Gedichte des 18. Jahrhunderts * Sonette Shakespeares, Milton: Paradise Lost * keine Dosierung der sprachlichen Schwierigkeiten * keine Bezugnahme auf Grammatikabschnitte * keine Aufgaben zum Text * Texte bilden Vorlagen für Unterrichtsgespräch, d.h., dass freies Sprechen immer nur in einem semantisch vorgegebenen Rahmen erfolgen soll Quelle: Internet, leider weiss ich nicht wo L Audiolinguale / Audiovisuelle Methode ALM - Entstanden in den 40er Jahren des 20. Jh in den USA, als eine Weiterentwicklung der direkten Methode (Direkte Methode – beschrieben am Ende dieses Dokuments). Nachkriegszeit – Erhöhung der Nachfrage nach Fremdsprachenkentnissen - Handelsbeziehungen. Ziele: · Unverzichtbares internationales Kommunikationsmittel · Vermittlung und Aneignung der gesprochenen Sprache steht im Mittelpunkt mit dem Ziel der Kommunikationsfähigkeit in Alltagssituationen · Ziel ist das Sprachkönnen nicht das Sprachwissen · Entwickelt werden soll ein Sprachgefühl, auf dessen Grundlage die Gesetzmäßigkeiten der fremden Sprache selbst entdeckt werden. Lerntheoretische Grundlagen: Die audiolinguale Methode entstand unter dem Einfluss der behavioristischen Lernpsychologie (Thorndike, Skinner). Die Grundannahmen dieser Theorie können wie folgt zusammengefasst werden: · Menschliches Verhalten wird durch einen mechanischen Ablauf von Reizen und Reaktionen erlern und ist ein Prozess der Gewohnheitsblidung. · Sprache wird als eine Form des Verhaltens verstanden, das durch beständiges Üben erworben wird. · Gewohnheiten werden durch Verstärkung gefestigt. Sprachlernen erfolgt daher am wirkungsvollsten durch die Bestätigung richtiger Antworten, nicht dur die Korrektur von Fehlern Linguistische Grundlagen: Sprachwissenschaftliche Grundlage der ALM ist der amerikanische Strukturalismus. Wesentliche Merkmale des Strukturalismus sind: · Jede Sprache wird nach den ihr eigentümlichen strukturellen Gegenbeheiten analysiert und beschrieben. Im Gegensatz zur GÜM wird also keine zweite Bezugssprache (zB das Lateinische) zur Beschreibung herangezogen. · Die Untersuchung der sprachlichen Gesetzmäßigkeiten erfolgt induktiv (Sammeln, Ordnen, Systematisieren), deskriptiv und synchronisch. · Untersucht wird die gesprochene nicht die geschriebene Sprache · Im Gegensatz zur traditionellen Wortartengrammatik bildet der Satz die grundlegende Untersuchungseinheit. Die Klassifikation erfolgt nach Satzmuster, der sog. Patterns. Methodische Prinzipien: Die ALM wird auch als „pattern Method“, „habitforming Method“ oder „oral approach“ bezeichnet · Vorrang des Mündlichen vor dem Schriftlichen. Didaktische Abfolge der Fertigkeiten: Hören/Sprechen vor Lesen/Schreiben · Situativität des Unterrichts: Einbettung der Sprachmuster in Alltagssituationen · Aneingung der Sprachmuster über Nachnahmung und Wiederholung (Einschleifen von Sprachgewohnheiten, sog.habits) · Betonung der Ausspracheschulung, Forderung nach Authentizität (Muttersprachler / Sprachlabor) · Grundlegende Einsprachigkeit des Unterrichts · Induktive Grammatikarbeit (die Darbietung des Stoffes erfolgt in einer festen Reihenfolge: Zuerst wird die sprachliche Form vorgegeben (vom Hören zum Nachsprechen) und dan erst in ihrer Bedeutung erklärt) Typische Übungsformen: · Satzmusterübungen (Pattern dril) · Satzschalttafeln · Substitutionsübungen · Einsetzübungen · Auswendiglernen und Nachspielen von Modelldialogen ALV geht auf die ähnliche lerntheoretische und linguistische Grundprinzipien zurück wie die ALM, ergänzt deren Verfahren jedoch um den Einsatz visueller Elemente als Semantisierungs- und Gedächtnishilfe sowie als Impuls bei der Sprachanwendung Ein wesentlicher Unterschied zur audiolingualen Methode liegt in der Reihenfolge der Darbietung: · Die Unterrichtseinheit beginnt mit der Präsentation eines Bildes oder einer Bielderfolge und eines auf Tonband aufgenommenen Dialog. Das heißt, ein visueller Reiz wird mit einem akustischen Reiz verbunden. · In der zweiten Unterrichtsphasen werden die Bedeutungen einzelner Gesprächseinheiten geklärt · Durch mehrfaches Wiederholen von Bild und Text werden die Dialoge in der dritten Phase auswendig gelernt. · In der vierten Phase sollen sich die Schüller allmählich von der visuell-akustischen Vorgabe lösen. Sie werden zB aufgefordert, eigene Dialoge zu den Bildern zu verfassen oder die Szene im Rollenspiel nachzuahmen. · In jeder Stunde werden Satzmusterübugen (pattern drills) zu den entsprechenden in den Dialogen eingeführten Grammatikstrukturen durchgeführt · Schreiben und Lesen werden im späteren Verlauf des Kurses ebenfalls in den Unterricht miteinbezogen CHARAKTERISTISCH für ALM und AVM ist der Einsatz technischer Medien im Unterricht. Quelle: Janíková, Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache Praktische Aufgabe: Die typischen Aufgaben sind bei jeder Methode genannt. Kritik an der Grammatik-Übersetzungsmethode: Man verfügt über ein differenziertes Regelwissen in der fremden Sprache, kann aber oft nur wenig sprechen, und macht im Vergleich zu seiner guten Regelkenntnis viele Fehler in einem Alltagsgespräch. Für einen schwächeren Schüler, dem die fremde Sprache Spaß macht, der aber viele Fehler macht, ist in diesem System eigentlich kein Platz. Quelle: Janíková Kritik an der Audiolinguale / Audiovisuelle Methode Weitgehender Ausschluss des kognitiven und kreativen Potentials der Lernenden zugunsten eine vorwiegend rezeptiven und reproduktiven Lernverhaltens. Die Reudktion des Lernprozesses im Fremdsprachenunterricht uaf ds behavioristische Konzept (Ausbildung von Sprachgewohnheiten durch Verhaltenskonditionierung) Das rigide Phasenschema des Unterrichtsablaufs, das zur Monotonie im Unterricht führt Die Einschränkung der Rolle des Lehrers auf die des „Medientechnikers“, die im keinen pädagogischen Spielraum mehr läßt Den Widerspruch zw. der Forderung nach Mündlichkeit, Situativität und Authentizität der Sprache einerseits und dem Festhalten an einer – an formalsprachlichen Strukturen orientierten – Grammatikprogression Den völligen Ausschluss der Muttersprache in der Lernstoffprogression, Unterrichtsplanung und Unterrihtsgestaltung Die Sinnenenleerung und Banalisierung der Lehrbuchdialoge und –übungen wegen der Dominanz der Gramatikpatterns und die Marionettenhaftigkeit der Lehrbuchfiguren. Quelle: Asist.univ. Lucia Larissa Palea, DIE ALM und AVM Direkte Methode Wichtiger Vertreter dieser Bewegung war Wilhelm Vietor – er kritisierte, dass die GÜM lebende Sprachen mit den Mitteln einer toten Sprache lehre und damit die natürliche Weiterentwicklung einer lebenden Sprache ignoriere. Ziele: · Oberstes Ziel ist die Entwicklung des Sprachgefühls. Nicht mehr das Sprach wissen, sondern die aktive Sprachbeherrschung stehen im Mittelpunkt des FSU · Der Schüller soll lernen, sich in Alltagssituationen zurechtzufinden. Lerntheoretische Grundlagen: · Der Fremdsprachenerwerb verläuft grundsätzlich nach änhnlichen Prinzipien wie der Erwerb der Muttersprache – dafür wurde ein Begriff geprägt „naturgemäses Lernen“ · Charakteristisch ist ein imitatives, assoziatives und induktives Konzept des Lernens. Linguistische Grundlagen: · Bedingt durch die Orientierung an der gesprochenen Alltagssprache gewann die als wissenschaftliche Disziplin etablierte Phonetik an Gewicht. · An die Stelle der Regelgrammatik tritt die sog. „Beispielgrammatik“. Die Grammatikregeln stehen nicht mehr am Anfang, sondern als Zusammenfassung am Ende des Lernprozesses. Methodische Prinzipien: · Die gesprochene Sprache hat Vorrang von der geschriebenen. Hören/Sprechen steht vor Lesen/Schreiben. · Ausspracheschulung ist ein Teil des Sprachunterrichts. · Einsprachigkeit. Übliche einbeziehung der Muttesprache gilt als Störfaktor. · Forderung nach Anschaulichkeit. Einbeziehung der konkreten Umgebung des Schülers nach dem Prinzip des Zeigens und Benennens. Typische Übungsformen: · Nachspielen von Dialogen · Fragen und Antworten · Nachsprechübungen · Einsetz- und Ergänzungsübungen · Auswendiglernen von Reimen und Liedern · gelegentlich Diktate und Nacherzählungen * Quelle: Janíková, Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache