3. Methoden des fremdsprachlichen Unterrichts II.: Vergleichen Sie die (Post)Kommunikative Methode und den Interkulturellen Ansatz in den Bereichen: Ziele, lerntheoretische Grundlagen, linguistische Grundlagen, methodische Prinzipien. Praktische Aufgabe: Nennen Sie typische Aufgaben der einzelnen Methoden und erklären Sie, was bei den einzelnen Methoden aus der heutige Sicht kritisiert werden kann, was übernommen wurde. ___________________________________________________________________________________________________ Die kommunikative Methode (KM) Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde die „kommunikative Wende“ in England eingeleitet und durch die Arbeiten des Europarats verbreitet. Das Zauberwort „kommunikative Kompetenz“ als oberstes Lernziel des Fremdsprachenunterrichts hat vor allem unter dem Einfluss von Piepho (1974) Einzug in die Fremdsprachendidaktik gehalten und bis heute einen gewichtigen Platz eingenommen.[1] Ziele Charakteristisch für diesen methodischen Ansatz ist die stärkere Berücksichtigung pragmatischer Ziele, die sich aus Entwicklungen im gesellschaftlich-politischen Bereich ergaben, wie z.B. eine erhöhte Mobilität (Tourismus, Wirtschaft, Wissenschaft etc.): · Oberstes Ziel – die „ kommunikative Kompetenz“ = die Fähigkeit der Lernenden, in verschiedenen Lebenssituationen angemessen handeln zu können · möglichst authentischer Gebrauch der Sprache · Landeskundliche/kulturelle Kenntnisse nicht als Selbstzweck, sondern als allgemeine Kommunikationsfähigkeit, d.h. sie stehen im Dienste der Kommunikation · Hauptziel – das fremdsprachliche Können = nicht nur produktive Sprachverwendung, sondern die Entwicklung aller vier Fertigkeiten (Hören, Sprechen, Lesen, Schreiben); der Entwicklung von Verstehensstrategien wird erstmals konzentrierte Aufmerksamkeit gewidmet![2]; dabei der mündliche Gebrauch von Sprache hat Vorrang vor der Schriftlichkeit → Dominanz von Hörverstehens- und Sprechübungen unter Verwendung von Medien wie Cassette und Videos · nicht korrekter Satz, sondern der Verstehensprozess Auch in den Lehrwerken schlägt sich die „kommunikative Wende“ deutlich nieder. Die leitende Kategorie – „Redeabsichten/-intentionen“, ihr sind weitere Kategorien wie „Situation“, „Thema“, „Grammatik“ zu- und nachgeordnet (Deutsch aktiv, Themen). Lerntheoretischen Grundlagen Deutliche Aussagen von kommunikativen Fremdsprachendidaktikern sind nicht zu finden. Nach den gängigen Lehrwerken, lässt sich an behavioristische Konzepte, nach der Darstellung der Grammatik, auf kognitive Orientierung, denken. Und es lässt sich auch eine gewisse Eindeutigkeit in den Konzepten finden, in ihnen die kognitive Orientierung deutlich wird.[3] Der Weg zu sprachlichem Können führt über bewusst gemachtes Wissen. Lernen wird also nicht mehr als rein imitativer Vorgang betrachtet, sondern als ganzheitlicher Prozess.[4] Linguistische Grundlagen Wie auch andere fremdsprachlichen Methoden (die frühere beziehen sich z.B. auf strukturalistische, kognitive Linguistik) geht auch diese auf Entwicklung im Bereich der Linguistik zurück – besonders der Pragmalinguistik, die ein sprachfunktionales Konzept vertritt (sie geht über die Beschreibung und Erklärung von Strukturen und Regelsystemen der Sprache hinaus und bezieht Funktionalität und Intentionalität von Sprache in konkreten Kommunikationssituationen ein[5]), d.h. Sprache wird nicht als ein System von Formen, sondern als ein Aspekt menschlichen Handelns verstanden. Die Pragmalinguistik untersucht also, „was Menschen mit Sprache machen“, wenn sie sie in verschiedenen Kommunikationssituationen einsetzten. Unter „kommunikativer Kompetenz“ ist somit ein situativ angemessenes sprachliches Verhalten zu verstehen, die folgenden Faktoren miteinbezieht: · Mitteilungsabsicht eines Sprechers (Sprechintention) · gewählte Redemittel (,mit denen diese Sprechabsicht sprachlich umgesetzt wird) · situativer Kontext (,der die Auswahl der Redemittel beeinflusst), und · deren Wirkung auf den Gesprächspartner Methodische Prinzipien Die Orientierung an emanzipatorischen, erziehungswissenschaftlichen und philosophischen Konzept ist deutlich.[6] Charakteristisch für den kommunikativen Ansatz ist, dass es eine in sich geschlossenen „Methodik“ nicht gibt. Der Unterricht sollte vielmehr die unterschiedlichen Rahmenbedingungen konkreter Lerngruppen miteinbeziehen (z.B. Lernvoraussetzungen, Lerntraditionen, Ziele etc.). Gefordert wird daher eine Offenheit und Flexibilität des Konzeptes, das sich an den folgenden Leitpunkten orientiert: · Lernerorientierung (in Bezug auf die Lerninhalte, Lehr- und Lernverfahren) · Aktivierung des Lernenden (der Lerner wird als aktiver Partner im Lernprozess betrachtet) · selbstentdeckendes Lernen · bewusstes (kognitives) Lernen · kreativer Umgang mit der Sprache · Entwicklung von Verstehens- und Lernstrategien · Lehrmaterialien werden flexibel gestaltet · Verwendung authentischer Sprache / Texte · Schwerpunkt auf mündlicher Sprache · Umgangssprache · Begleitende Rolle der Grammatik · Literarische Texte als ästhetische Modelle · Progression von Verstehen zur Produktion Ziele und Verfahren müssen den Bedürfnissen der jeweiligen Lerngruppen angepasst und dementsprechend variiert, erweitert und ergänzet werden. Der Lehrer ist weniger Wissensvermittler, sondern wird zum Helfer im Lernprozess. Dem entspricht auch die Auswahl der Lehrmaterialien, auch die Wahl der Sozialformen. Die in vielen fremdsprachlich-didaktischen Methoden üblichen frontalen – von manchen als autoritär bezeichneten – Unterrichtsformen werden aufgegeben. An ihrer Stelle treten Unterrichtsformen, die den Diskurs fördern, sozial integrativ sind – Gruppenunterricht, Projekt, Rollenspiel, Simulation, Planspiel. In de 80er und 90er Jahren hat sich die kommunikative Methode mit unterschiedlichen Akzentuierungen weiterentwickelt, sog. „postkommunikative“ Ausrichtungen (u. a. „kommunikativ-kognitive Methode“ auch unter dem Sammelbegrif „bewusste“ Methode bekannt – vor allem in der ehemaligen DDR; oder auch konstruktivistisch und konnektionistisch begründete Ansätze, die von fremdsprachenerwerbsspezifischen Untersuchungen gestützt und bereits in Lehrwerken dokumentiert werden (Die Suche, Moment mal)). Der interkulturelle Ansatz/Methode (IA/IM) Der interkulturelle Ansatz ist eine Fortsetzung/Weiterentwicklung der kommunikativen Methode (mit den unten genannten Spezifika) und reiht sich somit auch in die bisher wenig systematisierten postkommunikativen Ausrichtungen ein.[7] Die theoretischen Begründungen sind bis auf die linguistischen eher vage und modisch aufgeputzt. Der IA befindet sich in der ständigen Entwicklung. Außer der Hervorhebung der gezielten Betrachtung von Unterrichtsprozessen und –inhalten aus der Fremd- und Eigenperspektive bedeutete der IM nichts grundsätzliches Neues.[8] Ein charakteristisches Merkmal des interkulturellen Ansatzes ist die Kontrastivität (vor allem in der Vermittlung landeskundlicher Inhalte → wichtig die Bewusstmachung des eigenen kulturellen Standpunktes). Weiter ist es die Forderung nach aktivem und selbständigem Erarbeiten der Inhalte durch den Lerner und Entwicklung fachübergreifender Lernstrategien (z.B. Projektunterricht, autonomes Lernen etc.) → weniger gelenktes Unterrichtsverfahren. Ziele Die Ziele des Interkulturellen Ansatzes verfolgen das übergeordnete Ziel des Erwerbs einer interkulturellen Kompetenz bzw. einer kommunikativen Kompetenz in interkulturellen Situationen. Die Voraussetzung für interkulturelle Kompetenzen im kommunikativ-pragmatischen Sinn sind zwei Arten von Kenntnissen: a) Sprachwissen und Kenntnisse der Zielsprache b) Kenntnisse über soziale Konventionen und die Angemessenheit von sprachlichen Handlungen Grundzüge: · Besondere Bedeutung wird dem Verstehen beigemessen, was sich in der Ausarbeitung von Hör- und Leserverständnisstrategien niederschlägt. · Sprachliche und landeskundliche Phänomene werden auf der Grundlage der eigenen Sprache, Gesellschaft und Kultur vergleichend verarbeitet. Der thematische Vergleich erhält einen besonderen Stellenwert und will Unterschiede und Gemeinsamkeiten ausfindig machen. · Der Unterricht beschränkt sich nicht nur auf das Lernen sprachlicher oder Kultureller Inhalte. Angestrebt wird eine Bewusstmachung der Lernprozesse selbst. · Die Lese- und Schreibfertigkeit, insbesondere auch die Rezeption literarischer Texte, erfahren eine Aufwertung. · Die fremdsprachliche Äußerungsfähigkeit beschränkt sich nicht nur auf das sprachlich angemessene Verhalten in Alltagssituationen, sondern wird erweitert um das expressive Element (z.B. Diskussion, heuristisches und kreatives Schreiben etc.). · Die Perspektive von Alltagssituationen wird entscheidend erweitert. · Empathie entwickeln · Perspektivenwechsel · Unterrichtssprache - Fremdsprache Das interkulturelle Konzept bezieht den Kulturvergleich explizit in den fremdsprachlichen Unterricht mit ein und gleichzeitig rücken in den Vordergrund die regional spezifischen Lernbedingungen, wie: o Lerntraditionen und –gewohnheiten o Verhältnis von Ausgangs- und Zielkultur (z.B. geographische und kulturräumliche Distanz etc.) o institutionelle Bedingungen o individuelle Motivation und Lernleistung der Lernenden Ziele der interkulturellen Aktivitäten: o Kennenlernen verschiedener Kulturen o Erweiterung der Alltagsperspektive o Erkennen, dass es regionale und soziale Kulturunterschiede innerhalb einer Sprachgemeinschaft gibt. o Erkennen der Wandelbarkeit von Kulturen o Erlernen von Respekt gegenüber anderen DaF-Lehrwerke, die Fremd- und Eigenperspektive beim Lernen explizit zusammenzubringen versuchen, sind z.B. Sprachbrücke und Sichtwechsel.[9] Praktische Aufgabe KM Es gibt keinen festen Kanon an Übungstypen. Hervorgehoben werden jedoch kommunikative Relevanz und situative Einbettung des Lernstoffs. Erkennbar ist gewisse Progression der Lernaktivitäten - von Verstehensleistung über Aufbau der Mitteilungsfähigkeit zu freie Äußerung. Also es sollten solchen Phasen des Unterrichtsprozess gestaltet werden, in denen die Kommunikation vorbereite, aufgebaut, strukturiert und simuliert wird (+ solche Übungen in denen alle vier Fertigkeiten geübt werden). IM Zusammenfassende Charakteristik der Aufgaben und Übungsformen: § sie öffnen Wahrnehmung des Eigenen und des Fremden § sie ermöglichen die Sprachreflexion über Begriffsbildung und Begriffserschließung, d.h. die Wortschatzarbeit ist transparent (z.B. Assoziogramme im Hinblick auf die Mutter- und Fremdsprache) § sie ermöglichen Einblicke in fremde Welten und fordern zum Kulturvergleich auf (z.B. Arbeit mit literarischen Texten – Märchen als Beispiel) § sie entwickeln die kommunikative Kompetenz in interkulturellen Kontaktsituationen (z.B. dramapädagogische Übungen) § praktische Anwendung - im Projektunterricht § Videos, Dokumentarfilme etc. !!! Pro lepší přehled doporučuji z ISu vytisknout tab. Mehoden des FSU im Uberblick z minulého semestru – podzim 2013, aufrufbar unter: https://is.muni.cz/auth/el/1441/podzim2013/N2MK_1DID Literatur: JANÍKOVÁ, Věra. Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache: Eine Einführung. Brno: Masarykova univerzita, 2010. 175 s. ISBN 978-80-210-5035-8 Online: Henrici_Methoden_Handbuch_2001_Art_86, unter: https://is.muni.cz/auth/el/1441/podzim2013/N2MK_1DID/ ________________________________ [1] vgl. Henrici [2] vgl. Janíková 2010, 30 [3] vgl. Henrici [4] vgl. Janíková 2010, 30 [5] vgl. Henrici [6] vgl. Henrici [7] vgl. Henrici [8] vgl. Henrici [9] vgl. Henrici