LESEVERSTEHEN Ø Eine Neubestimmung mit der kommunikativen Wende Ø Anstelle synthetischer Texte wandte man sich verstärkt der Lektüre authentischer Texte (Informationsträger, Kommunikationsmittel) Neun Verstehens – und Kompetenzstufen Ø Die Verstehenstiefe bei der Lektüre eines Textes kann sehr unterschiedlich sein. Die Art der vom Lehrer gestellten Aufgaben ist abhängig vom angestrebtem Grad des Verstehens o verstehen des Inhaltes o wahrnehmen und Bewerten der sprachlichen Ausdrucksmittel o interpretieren der Textinhalte o erfassen der Perspektive des Autors/Erzählers o wahrnehmen des Gesamtaufbaus, identifizieren von Gattungsmerkmalen, erfassen von Einheiten, Funktionsbestimmung o erfassen der Gesamtintention eines Textes o einbringen, artikulieren und reflektieren der Leserperspektive o einordnen des Textes in übergeordnete gesellschaftlich-historische Zusammenhänge o anwenden des Textes auf die eigene Gegenwart des Lesers Die Lesearten je nach Lesezweck Ø Orientierendes Lesen o sich einen Überblick über den Text und seine inhaltlichen Schwerpunkten zu verschaffen Ø Kursorisches Lesen o Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden o die sprachlichen Elemente zu indentifizieren, die Träger der relevanten Informationen sind Ø Totales Lesen o Der Text muss vollständig aufgenommen werden Lernpsychologische Grundlagen Ø Lesen ist ein aktiver Prozess Ø Leseverstehen wird von vorhandenem Sprach- und Weltwissen beeinflusst Ø Wahrnehmungsstufe o Der Leseprozess lässt sich in verschiedene Teilprozesse untergliedern, die mit zunehmender Übung automatisiert und nicht mehr bewusst wahrgenommen werden. § wahrnehmen der schriftlichen Zeichen § assoziieren der schriftlichen Zeichen mit ihren lautlichen Entsprechungen auf der Grundlage phonetischer Kenntnisse § assoziieren der Schriftzeichen mit den Wortbedeutungen, Erschließung des Sinns, Einbau in den Kontext § erschließen unbekannter Lexik aus dem Kontext oder durch sprachliche Analyse § erfassen des Inhalts der Aussagen, Einordnung in den Erfahrungsschatz, evtl. Wertung Ø Hypothesenbildung o Parallel zu jeder Wahrnehmungsstufe laufen Prozesse der Hypothesenbildung auf der Grundlage bereits erworbener Kenntnisse ab, die Westhoff mit dem Begriff „Redundanzfelder“ umschreibt und in fünf Gruppen einteilt § Kenntnisse über die Wahrscheinlichkeit von Buchstabenkombinationen § Kenntnisse über den üblichen Verlauf von Sätzen § Kenntnisse über die Wahrscheinlichkeit von Wortkombinationen § Kenntnisse über logische Strukturen § Kenntnisse über die Welt Auswahl von Texten Ø die Eignung eines Textes für den Fremdsprachenunterricht leitet sich aus den folgenden vier Faktoren her Ø Bestimmung der Lernziele o Was soll erreicht werden, welche Verstehenstiefe? (Globalverständnis, selektives Verständnis, Detailverständnis) Ø Analyse der Lernvoraussetzung der Lerngruppe o Über wie viele sprachliche Kenntnisse, Weltwissen, Vorwissen zum Thema, über wie viel Übung im selbständigen Lesen von Texten verfügen die Schüler? Ø Analyse des Lerngegenstandes „Text“ o Bietet der Text Anknüpfungsmöglichkeiten an die Lebenserfahrung der Schüler und Anregungen zum Weiterlesen? o Welche sprachlichen Schwierigkeiten sind im Text enthalten? (bekannter X unbekannter Wortschatz, Grammatik, Satzbau, Abweichung von Standardsprache? o Ist die Textsorte den Schülern geläufig (běžný)? Ø Bestimmung der Lernsituation o Welchen Vorbereitungsaufwand (z.B. Visualisierung) und Durchführungsaufwand (z.B. Dauer der Lektüre und Bearbeitung) erfordert der Text? o Welche Möglichkeiten bietet er für systematische Spracharbeit und zur Entwicklung freier Übungen zum Sprechen/Schreiben? Die Phasen der Textarbeit Ø PHASE 1: Übungen vor dem Lesen o dient der Aktivierung sprachlichen und thematischen Vorwissens o Ein thematisches Gespräch o Bildbeschreibung o Assoziogramm o Brainstorming, usw. Ø PHASE 2: Übungen während des Lesens o Im Wesentlichen auf die Überprüfung des Textverständnisses o Präsentation des Textes als Puzzle o ordnen von Bildfolgen o Alternativ-Antwort-Aufgaben o Multiple-Choice Aufgaben (zu einer Frage mehrere vorformulierte Antworten zur Auswahl stehen) o Gezielte Fragen zum Hauptinhalt o Sinnabschnitte identifizieren und mit Überschriften versehen o Schlüsselwörter unterstreichen Ø PHASE 3: Übungen nach dem Lesen o weiterführende Aufgaben o über die Fertigkeit Lesen hinausgeht und in andere, produktive Fertigkeitsbereiche o anknüpfen an die Erfahrungswelt der Schüler o Formulierung eines Briefes oder Werbetextes o Dramatisierung o Produktion von Zeichnungen oder eines Plakates o Persönliche Stellungnahme Leseverstehen und Lernerstrategien Ø Übergeordnetes Ziel bei der Entwicklung der Leseverstehenskompetenz ist es, die Schüler daran zu gewöhnen, einen Text nicht Wort für Wort zu übersetzen, sondern ihre Vorkenntnisse anzuwenden, um einen Text zu erschließen Ø Leserstrategien – Fähigkeiten und Kenntnisse, die man dazu braucht o Auf der Textebene § Aktivieren von Vorwissen und Vorerfahrung zum Textinhalt § Aufbau einer Leseerwartung § Aufbau einer Leseabsicht (Aufgaben zum Text) § Entschlüsselung der Textinformation (Zahlen, Namen, usw. unterstreichen) o Auf der Satzebene § Schlüsselwörter unterstreichen § Textkonrektoren unterstreichen, vorhersagen welche Information sich vermutlich anschließen § Kontextbezüge herausarbeiten (z.B. Personalpronomen, Possessivpronomen, Wörter wie daher, deswegen, davon, usw.) o Auf der Wortebene geht es u.a.um § Ausnutzung sogenannter cognates (darunter versteht man Wörter der Fremdsprace, die dem muttersprachlichen Wort ähnlich sind) und Internationalismen § Wortbildungsregularitäten § Ausnutzung des Kontextes Lesestrategien und Phasen bei der Textarbeit Ø Strategien vor dem Lesen (sich auf das Lesen vorbereiten) o Lesearten und ihre Funktion kennen lernen o Sich für einen bestimmten Text entscheiden o Eine Lesearbeit formulieren (Bewusstmachung der Ziele) o Vorwissen zum Thema des Textes aktivieren o Erwartung gegenüber dem zu lesenden Text aufstellen (dazu Illustrationen, Überschrift, usw. beachten) Ø Strategien während des Lesens o „Synthetisches Lesen“ § Erste Leseeindrücke sammeln, z.B. Überschriften § Den Text durchsuchen, um bestimmte Informationen zu finden o „analytisches“ Lesen“ § SQ3R – Methode § MURDER – Methode (Vgl. dazu http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/pdf/Strategie10_PhasenSchemata.pdf, Seite 4) § Wort für Wort lesen (den Text dabei analysieren) § Unbekannten Wortschatz – wenn möglich – aus dem Kontext erschließen § Fehlende Informationen nachschlagen § Visualisieren (z.B. markieren) und strukturieren (z.B. Überschrift zuordnen) Ø Strategien nach dem Lesen o Den Inhalt des Textes verarbeiten und den eigenen Leseverstehensprozess reflektieren) o Notizen machen o Eine schriftliche Zusammenfassung anfertigen o Den Inhalt mündlich zusammenfassen o Nachdenken, was man beachten soll, um bessere Hypothesen in Bezug auf künftig zu lesende Texte zu bilden o Trainingsmöglichkeiten außerhalb des Unterrichts suchen Mögliche Aufgaben zu Leseverstehen Ø Aussagen zum Text machen – die Schüler sollen entscheiden, ob diese richtig oder falsch sind Ø Bestimmte Informationen entnehmen Ø Überschriften zuordnen Ø Inhalt mit eigenen Worten erzählen Ø Meinung zum Text äußern --------------------------------------------------------------------------------------------------- -------------- SQ3R – Methode Quellen: Janíková Věra, Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache, Brno 2011 http://lernpunkt.wordpress.com/tag/sq3r-methode/ http://www.literacy.at/fileadmin/literacy/redaktion/pdf/Strategie10_PhasenSchemata.pdf,