UNTERRICHTSPLANUNG, UNTERRICHTSVORBEREITUNG - Unterrichtsplanung: = ein elementarer Bestandteil der Arbeit des Lehrers, der den möglichen Ablauf seines Unterrichts konzipiert = Verhandlung über verschiedene Faktoren und deren Gewichtung = Integration divergierender Vorstellungen und Interessen = Schaffung aller materialen und personalen Voraussetzungen und Bedingungen, die das Lernen ermöglichen und befördern = wird zum Lehrmanagement, das alle erforderlichen Mittel bereitstellt, die zur effizienten Erreichung der Ziele erforderlich sind = effektive Unterrichtsplanung bezieht sich in der Regel nicht auf die Einzelstunde, sondern auf den übergeordneten Zusammenhang in einer Unterrichtseinheit, -sequenz, einem Projekt oder einer Unterrichtsreihe = bezieht die Voraussetzungen einer Klasse oder Lerngruppe ein und berücksichtigt Determinanten, zu denen das Vorwissen, Erfahrungen, Interessen und Bedürfnisse gehören - Binnendifferenzierende Maßnahmen ermöglichen die individuelle und die kollektive sprachliche Förderung der Schüler. Dabei berücksichtigt die Planung die Erreichung subjektiver Bedürfnisse der Lerner, andererseits konzentriert sie sich auf das gemeinsame Sprachwachstum der Lerngruppe - Angesichts der zunehmenden Heterogenität der Lernenden muss die Bereitschaft der Lehrer vorhanden sein, sich schon bei der Unterrichtsplanung verstärkt um die Chancengleichheit aller Lernenden zu kümmern - schriftliche Vorbereitung für eine Unterrichtseinheit: o kann in unterschiedlichen Formen erstellt werden (z.B. tabellarische Erarbeitung) o in ihr sollten alle Arbeitsphasen detailiert mit dem Ziel ausgearbeitet werden o den beginnenden Lehrern ohne Erfahrungen kann eine möglichst präzise und ausführliche Vorstellung von dem Unterrichtshandeln ermöglichen - Planungsarbeit des Lehrenden umfasst: o Festlegung der Lernziele und Lerninhalte o Auswahl der Materialien o Festlegung der Arbeitsschritte o Konzipieren von Übungen o Strukturierung einzelner Unterrichtsstunden unter Miteinbeziehung lernpsychologischer Gesichtspunke - Zielbestimmung – welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten oder Einstellungen in einer Lerneinheit erworben werden sollen - dieses betrifft nicht nur das fachliche Lernen, sondern auch methodische Ziele oder soziale und personale Fähigkeiten, die z. B. durch den Einsatz bestimmter Sozialformen besonders fokussiert oder gefördert werden sollen - Lernziele sollten so bestimmt werden, dass man an Tätigkeiten der Lernenden erkennen und ablesen kann, ob sie die jeweiligen Ziele erreichen/erreicht haben oder nicht - Themenwahl und Lerninhalte – ist in den meisten Fällen unmittelbar mit den Zielsetzungen einer Lerneinheit verknüpft - Material – ein guter Teil des Lernerfolgs und der erwartbaren Lernergebnisse hängt von der Qualität des Materials (Texte, Bilder….) - Räumliche und materielle Ressourcen - diese entscheiden darüber, welche Lern- und Sozialformen möglich sind - es ist auch wichtig, zu welchen Ressourcen die Lernenden Zugang haben - je mehr Ressourcen (Internet, Experimentiermaterial, Labor, Bibliothek usw.) zur Verfügung stehen, desto offener kann sich ein Lehr-/Lernprozess gestalten - begrenzte Ressourcen verhindern z. B. eine selbstständiges Arbeit der Schüler - Wahl der Lehr- oder Lernformen - es muss auch gut ausgewählt sein, in welchen Lehr-/Lernformen die Lerninhalte erworben und vermittelt werden sollen - es hängt von der Offenheit (z.B. Projektarbeit) oder Geschlossenheit (z.B. instruierender Unterricht) der gewählten Formen und den damit verbundenen Rollen und Tätigkeiten von Lehrperson und Lernenden ab -bei der Planung längerer Lerneinheiten erweist es sich als günstig und motivierend, wenn die Formen im Verlauf einer Unterrichtsreihe wechseln - die Organisation und der Verlauf des Unterrichts können sehr unterschiedlich sein, sie sind von mehreren Faktoren beeinflusst - Unterricht muss: o sinnvoll strukturiert werden ( Struktur macht den Lernenden die Zwischenschritte und deren Zusammenhang mit übergeordneten Zielen bewusst) o der Zielgruppe entsprechen (Alter, Sprachniveau) o das individualisierte und differenzierte Lernen ermöglichen o genug Raum zum Variieren und zur Anwendung des Gelernten anbieten o emotionelle Sicherheit und Zusammenarbeit fordern o die Überprüfbarkeit und Sicherung der Ergebnisse sichern….. - Die Vorstrukturierung einer jeden Lerneinheit stellt eine wichtige Voraussetzung für die Transparenz und Klarheit des Lehr-/Lernprozesses dar - Die Klarheit und Strukturiertheit des Unterrichts ist Voraussetzung für effizientes Lernen und für die Entwicklung des prozeduralen, konditionalen und metakognitiven Wissens der Lernenden - der Unterricht sollte auch den Lernenden ermöglichen, sich im Lehr- und Lerngeschehen zu orientieren, die Verantwortung zu übernehmen und über die Lern- und Verhaltensweisen nachzudenken. - Die Aufgabe des Lehrenden ist, den Unterricht zu planen und zu steuern und Lernstrategien und ihre Anwendung zu vermitteln. Er sollte aber auch die Lernenden dazu führen, für die Lernprozesse verantwortlich zu sein und über sie zu reflektieren. Der Lehrende muss aber gut überlegen, in welchen Fällen er den Lernenden Verantwortung wirklich überlassen kann oder sogar will. - Beispiel für eine komplexere Unterrichtsvorbereitung: Zeitplanung (Minutenzahl für einzelne Phasen/Aktivitäten) Ziel der Stunde (bzw. Nebenziele, d.h. Ziele der einzelnen Phasen/Aktivitäten) - sprachliche (incl. sozio-kulturelle Aspekte) Ziele (z.B. Einführung der neuen Grammatik) - pädagogische (z.B. Entspannung, Förderung der Zusammenarbeit oder Motivation) Methoden (Was wird gemacht? Wie wird es gemacht?) Übungen und Aktivitäten WAS: z.B. eine Übung aus dem Lehrwerk, Textarbeit, Spiel… WIE: methodisches Verfahren in einzelnen Schritten Schülerhandlungen (Was machen die Schüler?) z.B.: sie lesen mit, hören zu, stellen Fragen, ergänzen, denken nach, fassen zusammen, sprechen nach, interpretieren, analysieren, korrigieren, präsentieren, spielen…. Lehrerhandlungen (Was macht der Lehrer?) z.B.: er erklärt, stellt Fragen, überprüft das Verständnis (einer Aufgabe), liest einen Text vor, weist auf die Fehler hin, verteilt die Arbeitsblätter, berät die Schüler bei einer Gruppenarbeit, vergibt die Hausaufgabe, initiiert ein Feedback-Verfahren … Sozialform Frontalunterricht, Gruppenarbeit, Paararbeit, Einzelarbeit,…… Medien (Was wird gebraucht?) Lehrwerk, Wörterbuch, PC, Landkarte, Wortkaten, Bildkarten, TV, Plakate, Grammatiktabelle,… Feedback (Wie finden die Schüler...? Was wurde gelernt? Wie wurde es gelernt?) - Fragen - Lerninhalte - Lernprozess - Lehrprozess - Unterrichtsmaterialien - Unterrichtsaktivitäten…. - ein anderes konkretes Beispiel der Strukturmomente des Unterrichts – Seite 156, JANÍKOVÁ, V. 2011: Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache. Brno: MU - Unterrichtswirklichkeit und Feedback: - für das Gelingen eines Lehr-/Lernprozesses ist es sehr bedeutsam: o den tatsächlichen Verlauf mit den Planungen zu vergleichen (monitoring) o unter Umständen die ursprüngliche Planung zu revidieren - Lehrer könnte sich auch folgende fragen stellen: o Wie fange ich die Stunde an? Was sage ich? Wie geht es den Schülern? Wie motiviere ich die Schüler am Anfang der Stunde? o Was ist das globale Ziel der Stunde? Was ist das Ziel jeder einzelnen Arbeitssequenz? o Welchen Charakter hat die Stunde? (Wiederholung, Erweiterung des bereits bekannten Wissens, Vermittlung neuen Wissens, Übung des erworbenen Wissens, Anwendung des Wissens in der Kommunikation etc.) o Was soll vermittelt werden? Was sollen die Schüler in dieser Stunde lernen? Welche Phase (bzw. Übung, These, welches Ziel) der Stunde ist zentral? o Wie wird der Stoff vermittelt? (z.B. Grammatik induktiv oder deduktiv) o Wie wird das Thema visualisiert? o Wie werden die Kenntnisse, Ergebnisse gesichert? (Hefteintragung, Lehrbuchtext, Fotokopie, Arbeitsblatt etc.) o Wie und wann wird das Wesentliche hervorgehoben: betont, notiert, abgefragt, wiederholt, getestet, zusammengefasst? Tut das der Lehrer oder die Schüler? o Wie wird die Stunde abgeschlossen? - Nacharbeitung/Reflexion - für einen logischen und reibungslosen Verlauf der Stunde sowie für die nachstehende Nacharbeitung/Reflexion sind gleichfalls noch weitere Fragestellungen sowie Empfehlungen inspirierend, wie z. B: o Sind alle Schüler in den Unterrichtsaktivitäten mit einbezogen? o Wird Fremdsprache als Unterrichtssprache konsequent verwendet? Wann kann die Muttersprache sinnvoll eingesetzt werden? o Schaffe ich es alle fremdsprachlichen Kommentare, Hinweise, Aufgabenstellungen richtig und fließend in der Fremdsprache äußern? o Werden die unterschiedlichen Hinweise und Aufgabenstellungen nicht zu kompliziert formuliert? (Man kann auch Körpersprache, visuelle Wahrnehmung, gemeinsames System einfacher Signale bei der Fehlerkorrektur nutzen). o Die Schüler sollen vom Lehrer ständig wahrgenommen werden, ihr Blickverhalten, ihre Körpersprache sollten gedeutet werden. (z.B. Hören Sie zu?, Verstehens Sie?, Sollte ich das Gesagte noch einmal wiederholen?) o Explizite Überhänge zwischen einzelnen Sequenzen sind zu gestalten: Eine abgeschlossene Sequenz kann kurz ausgewertet werden, die nächste wird angekündigt und mit ein paar Worten begründet (und noch eine Übung dazu…) o Wie wird gelobt bzw. getadelt? Wie wird die Leistung der Schüler ausgewertet, kommentiert? o Die Rolle der Fehler sowie das Korrekturverhalten sollte mit den Schülern thematisiert werden. o Es muss darauf geachtet werden, dass die Arbeit nicht immer problemlos läuft. In diesen Fällen sollte der Lehrer sein eigenes Verfahren einer Reflexion unterziehen (z.B. Habe ich den Stoff richtig dargeboten? Ich sollte noch eine Übung mit der Wiederholung einer Regel einführen etc.) - Zeitplanung – die zur Verfügung stehende Zeit spielt eine wesentliche Rolle – zeitliche Struktur für eine einzelne Unterrichtsstunde - zeitliche Struktur für die Arbeit mit einem Wochenplan - zeitliche Struktur für ein größeres Projekt - Phasen – Instruktions-, Arbeits-, Plenumsphasen …. - Für die Planung der kleinen Zeiteinheiten existieren zahlreiche Modelle mit verschiedenem bildungs- oder didaktisch-theoretischem Hintergrund: - ein oft vertretenes Konzept im Fremdsprachenunterricht stellt folgende Struktur einer Unterrichtseinheit dar: o Motivations-, Vorbereitungsphase o Einführung (bzw. mit Wiederholung des alten Stoffes) o Präsentation des neuen Stoffes o Übung und Anwendung (Einübung des neuen Stoffes) o Sicherung der Ergebnisse o Rückmeldung/Feedback o Abschluss (z.B. Hausaufgabe) - Phasenschema des Unterrichts nach Meyer: o Einstiegsphase (Funktion der Motivation der Schüler und der Weckung des Problembewusstseins) o Erarbeitungsphase (Funktion der Kompetenzentwicklung und -festigung) o Schlussphase (Funktion der Ergebnissicherung und der Kontrolle) - Planungsschema des Unterrichts nach Piepho: Phase: Intention/Inhalt: Maßnahme: Sozialfom: 1.Begrüßung 2.Einstieg ins Thema 3.Organisation des Vorwissens 4.Hypothesen zu Sinn und Botschaft der Lektion/Unterrichtseinheit 5.Aufgabengelenktes Entdecken und Erschließen 6.Prüfung, Vergleich, Vertiefung und Verknüpfung neuen Wissens 7.Anwendung und Ausformulierung des Erkannten und Gelernten 8.Redaktion und Veröffentlichung 9.Einschätzung des Lerngewinns und Zuwachses - im Projektunterricht, der meist eine längere Zeitperiode in Anspruch nimmt, spielt die folgende Phaseneinteilung der Arbeit eine zentrale Rolle: o Zielbestimmung o Gemeinsame Planung und Zuteilung von Aufgaben o Ausführung der zugeteilten Aufgaben o Protokollierung der Arbeit o Auswertung der Ergebnisse - Unterricht als Erlebnis – im Rahmen der sog. Erlebnispädagogik werden folgende Unterrichtsphasen unterschieden: o Vorbereitung oder Einstimmung auf das Thema o Darbietung des Themas, die aus dem eigenen Erleben herauswächst o Besinnung über das Erlebte o Reflektion - Unterricht als Distribution und Zusammenspiel der Lehr- und Lernsequenzen – die Phasen der Unterrichtsstunde können auch als konsequente logische Distribution der Handlungen des Lehrers bzw. der Schüler betrachtet werden: o Lehrerhandlungen: Vorbereitung – Darbietung – Verknüpfung – Zusammenfassung – Sicherung der Ergebnisse – Kontrolle o Schülerhandlungen: Motivation (Relevanz der kognitiv, emotional oder pragmatisch bedingten Lernabsicht) – Durchführung – Bewältigung der Schwierigkeiten – Lösung – Einübung – Anwendung – Wiederholung - Curriculare Planung und Sequenzierung - langjährige Bildungsprozesse können nicht von einzelnen Lehrkräften geplant werden, sondern gibt es institutionalisierte Vorgaben – Lehr-, Bildungspläne, Studien-, Ausbildungsordnungen - von dem Ministerium oder den zuständigen staatlichen Stellen werden die am Ende eines Bildungs- oder Ausbildungsganges erreichten Kompetenzen definiert - den Bildungseinrichtungen und Lehrern ist es dann überlassen, die Zielvorgaben zu erreichen - die institutionellen Curricula werden innerhalb der Schule auf verschiedenen Ebenen herunterprojiziert bis hin zur Planung der kleinsten Lerneinheit durch die einzelne Lehrkraft - Stufen der Unterrichtsplanung nach Peterßen Bildungspolitische Programme Lehrplan/Curriculum Jahresplan Arbeitsplan Mittelfristige Unterrichtseinheit Unterrichtsentwurf - Curricula legen fest, welche Inhalte, Fähigkeiten und Fertigkeiten an welchem Punkt der Ausbildung erworben sein müssen - Die einzelnen Lerngruppen führen noch eine individuelle Planung durch - Inhalte und Struktur der Lehr-/Lerneinheit werden von der Lehrperson auf der Grundlage der Curricula entworfen Quelle: JANÍKOVÁ, V. 2011: Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache. Brno: MU ZAJÍCOVÁ, P. 2005: Didaktik der Fremdsprache Deutsch, Einführung in die Fachdidaktik des Deutschen als Fremdsprache. Ostrava: OU BARKOWSKI, H., Krumm, H.-J.: Fachlexikon, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache HALLET, W. 2009: Didaktische Kompetenzen, Lehr- und Lernprozesse erfolgreich gestalten. Stuttgart: Klett Lernen und Wissen GmbH Empfohlene Quelle: JANÍKOVÁ V., MICHELS-MCGOVERN M. 2002: Aspekte des Hochschulfachs Methodik und Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache im Überblick. Brno: MU LAVEAU I.: Methodisch-didaktische Vorschläge für den Lehrer. München: J. Gotteswinter HEINRICI, G., RIEMER, C.:1994. Einführung in die Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache mit Videobeispielen. Bielefeld: Schneider Verlag. MÜLLER B.-D. 1994: Wortschatzarbeit und Bedeutungsvermittlung, Fernstudieneinheit 8. Tübingen: DIFF BIMMEL, P., KAST, B., NEUNER, G. 2003: Deutschunterricht planen, Arbeit mit Lehrwerkslektionen. München, Lagenscheid Verlag.