Barbora Ulrichová Landeskundedidaktik: Vergleichen Sie einzelne Ansätze der Landeskundevermittlung. Charakterisieren Sie näher die interkulturelle Landeskunde –ihre Merkmale, typische Unterrichtsverfahren und Unterrichtsziele. Beschreiben sie detaillierter die projektorientierte Landeskunde und nennen Sie mögliche Themen und Produkte. Praktische Aufgabe: Stellen Sie sich vor, dass im Lehrwerk diese Aufgabe für die Lerner formuliert ist: „Schreib einen Text über deine Heimatstadt oder –Region. Hänge dann den Text im Klassenraum auf.“ Wie würden Sie diese Aufgabe vorbereiten und nachher weiter bearbeiten, damit Sie Ihren Schülern interkulturelle Landeskunde vermitteln? 1. Landeskunde · das moderne Verständnis - Landeskunde als einer Teildisziplin der Fremdsprachendidaktik umfasst, allgemein formuliert, alle Bezuge auf die Gesellschaften, deren Sprache im Fremdsprachenunterricht gelernt werden. · als „Kontextwissen“ steht dabei in engem Zusammenhang mit der Vermittlung sprachlicher Kenntnisse, da sprachliche Äußerungen immer von dem Hintergrund der jeweiligen Kultur erfolgen. · Landeskunde hängt selbstverständlich eng mit dem Spracherwerb zusammen, ist ein wichtiger und untrennbarer Bestandteil des Fremdsprachenunterrichts. Aber Landeskunde gibt es nicht nur im Fremdsprachenunterricht. Vielleicht auch deshalb findet man für die Landeskunde im Fremdsprachenunterricht und –Studium eine Reihe anderer Bezeichnungen: Kulturkunde, Kulturanthropologie, Kulturstudien, Landesstudien, interkulturelle Studien und auch Landeswissenschaft oder Kulturwissenschaft · In 25 Thesen zur Sprach- und Kulturvermittlung im Ausland wird heute in der Landeskundedidaktik von einem offenen Kulturbegriff gesprochen. Der offene Kulturbegriff ist nach den Thesen ethisch verantwortet, historisch begründet und ästhetisch akzentuiert. Der traditionelle Kulturbegriff wird damit geöffnet, es gibt aber eine Abgrenzung von einer thematischen Beliebigkeit des erweiterten Kulturbegriffs. (vgl. BIECHELE/PADRÓS, 2003, S. 11 und S. 154) · Landeskunde im Unterricht war nicht immer das, was man heute als ,,interkulturelle“ Landeskunde bezeichnen kann. Die ersten Schritte sind bekanntlich immer schwer und das bezieht sich auch auf den Fremdsprachenunterricht 2. ABCD und D-A-C-H Eine wesentliche Zäsur : die sogenannten ABCD- Thesen und daraus entstandene D-A-C-H Konzept. · Die ABCD – Thesen: ,,Im Jahr 1988 trafen sich in München Vertreterinnen und Vertreter von vier deutschsprachigen Staaten zur Beratung über Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Bereich der Landeskunde. Landeskunde sollte ihrem Verständnis zur Folge plurinational sein, war aber zu diesem Zeitpunkt fast ausschlieβlich auf die Bundesrepublik bzw. auf die DDR reduziert. Die beiden kleineren Länder, die Schweiz und Österreich kamen in den landeskundlichen Materialien kaum oder nur klischeehaft verzerrt vor. Um eine Lösung zu finden, trafen sich 1988 Vertreter aus den damaligen vier deutschsprachigen Staaten: Österreich, die Bundesrepublik Deutschland, die Schweiz und die DDR. Die Vertreter befassten sich vor allem mit den Fragen aus den Bereichen Materialentwicklung, Lehreraus- und Lehrerfortbildung und mit der Methodik/Didaktik, die sich mit dem Themenkomplex Landeskunde der deutschsprachigen Staaten befassten. Die Konstellation dieser Länder war aus politischen Gründen ( der Konkurrenz zwischen der DDR und der BDR ) natürlich schwierig, deshalb konzertierte man sich darauf, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. In diesem Fall bedeutet das, nicht in erster Linie über Inhalte des Landeskundeunterrichts zu diskutieren, sondern den Blick auf Fragen aus den Bereichen Materialentwicklung, Lehreraus- und Lehrer- Fortbildung sowie Methodik / Didaktik zu richten. (vgl. BIECHELE/ PADRÓS, 2003, S. 103, SEEBAUER, R.,2005, S.24 und HACKL, W./LANGNER, M./Simon-Pelanda,H.,1998, S. 8) Drei Ziele aus der Diskussion in der ABCD – Gruppe: 1. Es sollten Thesen zur Rolle der Landeskunde im Deutschunterricht ausgearbeitet werden (siehe Anhang Nummer 0). 2. Es wurde eine Buchreihe zu den deutschsprachigen Ländern geplannt. 3. Man vereinbarte eine stärkere Kooperation bei der Fort- und Weiterbildung von Unterrichtenden im Bereich Deutsch als Fremdsprache. (BIECHELE/ PADRÓS, 2003, S. 103) · Aus den ABCD-Thesen entwickelte sich das sog. D-A-CH-Konzept. DACH ist die Zusammenziehung der ersten Buchstaben der Länder Deutschland, Österreich (=Austria) und der Schweiz (=CH), Liechtenstein. Zu den wichtigsten Gesichtspunkten des D-A-CH-Konzepts gehören: Die Tatsache, dass Deutsch in mehreren Ländern gesprochen wird, bietet im Fremdsprachenunterricht verschiedene Ansichten und Perspektiven. „Der Blick auf die Pluralität der deutschen Sprache und Kultur ermöglicht also jene Mehrperspektivität, die in der interkulturellen Didaktik als eines der wichtigsten pädagogischen Ziele gilt." (BIECHELE/ PADRÓS, 2003, S. 108). 3. Ansätze der Landeskunde: Weimann und Hosch unterscheiden drei dominierende Konzepte der Landeskunde: 1. kognitive, 2. kommunikative 3. interkulturellen Ansatz, aber in der Praxis kommen diese drei Ansätze nur selten in ihrer „reinen Form“ vor. Die wesentliche Merkmale dieser drei Konzepte fassen sie in der nachstehenden Tabelle zusammen. (Der in der fachdidaktischen Diskussion inzwischen dominierende Ansatz des interkulturellen Lernens geht dabei weit über die Vermittlung landeskundlichen Faktenwissens über eine bestimmt Zielkultur hinaus. Vielmehr zielt er allgemein auf die Entwicklung von Fähigkeiten im Umgang mit Fremden ab. Dies setzt neben einer gezielte Themenauswahl auch den Einsatz verschiedener Arbeitsformen voraus, die den Schuler für kulturelle Unterschiede sensibilisieren und ihm Möglichkeiten anbieten soll, sich selbständig mit fremdkulturellen Phänomenen auseinander zu setzen. ( z.B. , Verwendung literarischer Texte- die unterschiedlichen Wahrnehmungraster eines fremdsprachiges Lesers). Didaktisches Konzept Kognitiver Ansatz Kommunikativer Ansatz Interkultureller Ansatz/kulturbezogenes Lernen Didaktischer Ort Eigenes Fach/selbständige Unterrichtseinheit Im Fremdsprachenunterricht Im Fremdsprachenunterricht Übergeordnetes Ziel Wissen: systematische Kenntnisse über Kultur und Gesellschaft aufbauen Kommunikative Kompetenz: In der Lage sein, sich ohne Missverständnisse zu verständigen Kommunikative und interkulturelle Kompetenz: sich und andere besser verstehen Inhalte Soziologie Politik Wirtschaft Kultur Geschichte etc. LANDESBILD Wie Leute wohnen, wie Leute sich erholen, wie Leute miteinander in Verbindung treten Wie Leute am Gemeinwesen teilnehmen Wie Leute sich versorgen , wie Leute arbeiten-/ Ihren Lebensunterhalt sichern Wie Leute sich bilden (kulturelle Tradierung) Interaktionsstrategien ALLTAGSKULTUR/ GESPRACHSTHEMEN Alle Repräsentationen der Zielkultur im Unterricht: Ihre Bedeutung innerhalb der Zielkultur und für die Lernenden Wahrnehmung des „Fremden“ und des „Eigenen“ Wahrnehmung und Bewusstmachung der Spezifika der „fremden“ und „eigenen“ Kulturnormen( Traditionen, Brache, Sitten, Lebensgefühl, Einstellungen etc.) Strategien, die das gegenseitige verstehen entwickeln FREMD-/KULTURVERSTEHEN · Kognitiver Ansatz – Landeskunde als Tatsachenvermittlung Im Mittelpunkt steht die Vermittlung von Zahlen und Daten, vor allem zu Themen wie Wirtschaft, Geographie, politische Struktur, etc. Vorrangige Lehr-/ Lernziele sind Aneignung von Wissen, Fakten und Daten über ein Land. Wegen einer großen, ständig wachsenden Menge an Informationen muss zuerst eine Informationsauswahl erfolgen. Diese Informationsauswahl wird mit Blick auf das Alter der Schüler und das Lernziel getroffen. Meistens handelt es sich um Texte, Statistiken, Schaubildern, in Tabellen präsentiert, wo es nur um das Faktenwissen geht und die keine aufbauende Übungen haben. Man soll nur Fragen zum Text beantworten oder die Fakten mit dem eigenen Land vergleichen. Die Texte orientieren sich nicht an die Lernende, es geht mehr um den systematischen Aufbau des Wissens in bestimmten Bereichen. (BIECHELE, PADRÓS, 2003). · Kommunikativer Ansatz – Landeskunde als sprachliches Handeln: Die Situationen aus dem Alltag werden in den Lehrwerken realistisch illustriert (Abbildungen von Telegrammen, einer Paketkarte usw.). Man geht davon aus, dass die Lernenden wissen, was sie sagen wollen, sie müssen jetzt nur noch lernen, wie man dies auf Deutsch ausdrückt. Es werden solche Situationen gewählt, mit denen die Lernenden wahrscheinlich in Kontakt kommen werden. Zur Kommunikation gehören aber auch die parasprachlichen Mimik, Gestik, Tonfall, Redefluss, Lachen, Seufzen, usw. (vgl. BIECHELE/PADRÓS, 2003, S. 43) · Interkultureller Ansatz – Landeskunde als Verstehen: Als globales Ziel der interkulturellen Kommunikation sieht man den Beitrag zur Völkerverständigung. Landeskunde funktioniert auch als ein Spiegel, weil die Lernenden durch diesen Blick in das Fremde ein Bild der eigenkulturellen Wirklichkeit bekommen. Durch diesen interkulturellen Aspekt und seine Übungsmöglichkeiten und Authentizität wird ein Denkprozess in Gang gesetzt, bei dem die (Vor-) Urteile und Stereotypen der Fremd- und Eigenkultur geklärt und abgebaut sind (vgl. STORCH, 1999). 4. Interkulturelle Landeskunde: ,,Der Terminus Interkulturelle entstand in den 90er Jahren in Analogie zu Forderungen nach interkultureller Handlugskompetenz als Lernziel des Deutsch als Fremdsprache-Unterrichts“. Das Hauptziel: die Fähigkeit, Verschiedenheit zu akzeptieren, mit Hilfe von Sprache eine neue Kultur zu entdecken und die eigene neu sehen zu lernen. Teilziele: 1. Empathie und kritische Toleranz gegenüber der fremden Kultur und ihren Menschen 2. Die Fähigkeit , die fremde Kultur, die Rollenerwartungen ihrer Angehörigen und deren Handlungen zu verstehen und aus deren eigener Sicht interpretieren zu können. 3. Die Prozesse zu verstehen, die bei der Interaktion von Personen aus unterschiedlichen Kulturen ablaufen. 4. Über Strategien zu verfügen, sich mit eigen – und fremdkulturellen Phänomenen auseinandersetzen und so 5. Die fremde Welt vor dem Hintergrund der eigenen und umgekehrt zu deuten Die Merkmale der interkulturellen Landeskunde: Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten anhand exemplarischer Themen. Das bedeutet nicht, dass traditionelle Gegenstandsbereiche wie etwas Geographie und Geschichte ausgeschlossen werden, diese sollten jedoch zum Verständnis der heutigen Zielkultur beitragen und einen wahrnehmbaren Gegenwartsbezug aufweisen. Gleichzeitig muss in Bezug auf die zu thematisierenden Gegenstandsbereiche darauf hingewiesen werden, dass landeskundliches Lernen sich nicht nur auf faktisch Inhalte und sprachliche Phänomene beschränken, sondern auch nonverbale und parasprachliche Elemente ( wie z.B. Körpersprache, Stimmgebung ) sowie soziale und andere Variablen in der verbalen Realisierung von kommunikativen Akten miteinbeziehen sollte. Der Landeskunde Unterricht als integriert Bestandteil des Sprachunterrichts sollte nach Möglichkeit den folgenden Forderungen gerecht werden: · Plurinational und regional ( statt „deutscher Landeskunde“ eine „Landeskunde der deutschsprachigen Länder · Exemplarisches Lernen/Dynamik und Prozesshaftigkeit · Gegenwartbezug · Authentizität und \Vielfalt der Quellen · Kulturkontrastive Betrachtung · Gleichwertigkeit der Kulturen · Lerneraktivierung · Lernorientierung · etc. Als übergeordnetes Lernziel der Landeskunde im Fremdsprachenunterricht, der sich ans Fremdverstehen orientiert, wird „Interkulturelle Kompetenz“ genannt. Unter diesem Begriff verstehen wir also die Fähigkeit die fremdkulturelle Welt aus mehreren Perspektiven zu sehen und sich in die andere Kultur mit ihren Menschen hineinzuversetzen, ihre Gefühle zu teilen und sich damit über ihr Verstehen und Handeln klar zu werden, diese Erkenntnisse dann selbst zu bearbeiten und dann interpretieren können. Sie beinhaltet folgende Fähigkeiten: 1. die Fähigkeit, eigenkulturelle Konzepte zu reaktivieren, 2. die Fähigkeit zur Vermittlung zwischen eigener und fremder Kultur, 3. Die Fähigkeit ein bestimmtes Kommunikationsverhalten zu beherrschen. 4. Die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme bzw. Empathie. 5. Unterrichtsverfahren - Ein Prozess, den der Lehrer im Wesentlichen selbst vollziehen muss. Die Hauptaufgaben des Lehrers: · verschiedene Ansichten der Lernenden respektieren, · die Themen so interessant darstellen, dass die Schüler Lust bekommen, sich mit diesen Themen näher zu beschäftigen und ihr Allgemeinwissen zu vertiefen, · die Situation in dem deutschsprachigen Land mit der Heimat vergleichen zu können, die Zusammenhänge verstehen, · an das Lernziel (Allgemeinbildung, Berufsorientierung) und vor allem an die Lernenden denken, besonders wichtig sind Alter, Interessen, bereits vorhandene Sprach- und Sachkenntnisse zur Landeskunde der deutschsprachigen Länder, · an die Kenntnisse und Erfahrungen der Schüler anknüpfen, · auf die Aktualität der verwendeten Materialien aufpassen, · ständig die gesellschaftliche Entwicklung ordentlich beobachten, sich über die politischen, sozialen, regionalen und ökonomischen „Verhältnisse“ in den deutschsprachigen Ländern informieren, das heiβt immer im Bilde sein, · den Lernenden den Weg zeigen und bei der Orientierung helfen und raten, die interessanten Themen dann zusammen diskutieren. Zur optimalen Vermittlung von Landeskunde gehören Faktoren, die die optimale Vermittlung von Landeskunde beeinträchtigen Projektunterricht wenig Zeit Medien verwenden veraltete Bücher Fachübergreifende Landeskunde nicht so gute Fähigkeiten und Kenntnisse des Lehrers Erlebte Landeskunde schlechte Ausstattung der Schule für die Schüler interessante und kreative Aufgaben/ Materialien Faulheit der Lernenden Laut Janíková ( 2011) : die Prinzipen, die sich in besonderem Masse auf den Landeskunde-Unterricht übertragen lassen: · Integratives Prinzip: Landeskundliches Lernen geschieht immer als Einheit von Fachunterricht, Sprachunterricht, Handlungsunterricht und Denkschulung. · Fächerübergreifendes Prinzip: Der erweiterte Kulturbegriff bildet die Grundlage für den Fachbereich, der von der Landeskunde, Kulturkunde und Geschichte gebildet wird. Daraus ergibt sich, dass alle möglichen Bezugswissenschaften wie z.B. Literatur, Geographie, Politologie, Ökonomie, Sprachgeschichte einbezogen werden können. · Interkulturelles Prinzip und Binnenkontrastivität: besteht im Vergleich des Herkunftslandes und der Zielsprachenländer oder im Vergleich der deutschsprachigen Länder untereinander. · Handlungsorientiertes Prinzip: Arbeitsformen, die Kreativität und Autonomie fordern, die künftigen Lehreinnen lernen, eigenes Wissen durch Neugierigkeit zu erweitern und die Themen für sich selbst und für andere erarbeiten können. 6. Projektorientierter Landeskunde- Unterricht In der Pädagogik verstehen wir unter dem Begriff „Projekt“ eine komplexe praktische Aufgabe (Problem, Thema), die mit Realität verbunden ist. Man muss sie mit der Hilfe von theoretischen Überlegungen und praktischen Tätigkeiten lösen, die zu Bildung eines konkreten Produktes führen. Im alltäglichen Schulbetrieb besteht die Gefahr einer sich wechselseitig verstärkenden Schülerlangeweile und Lehrerhektik. Projektunterricht versucht auf Schülerseite Handlungs- und Verantwortungsbereitschaft zu entwickeln, selbständiges Lernen und Handeln zu entfalten. Selbsttätigkeit und Selbstverantwortung sind zwei zentrale Begriffe der Projektmethode. Im Projektunterricht steht daher im Vordergrund, dass Schüler Probleme erkennen, Themen strukturieren und Lösungsstrategien entwickeln können. Sie sollen Zusammenhänge begreifen und "Umwelten" gestalten können. Nicht Lexikonwissen ist das Ziel, sondern die Entfaltung von Fertigkeiten. Die Schüler sollen zur Teamarbeit fähig sein, sie sollen gesprächsfähig sein und organisatorische Fähigkeiten entwickeln. Projektunterricht ist der Versuch, durch gemeinsame Aktivität ein Stück Identität – Ich-Gefühl und Wir-Gefühle – zu schaffen und die sozialen und menschlichen Fähigkeiten des einzelnen auszubilden. Ziele des Projektunterrichts: · Exemplarisches Lernen: Zusammenhänge und Strukturen sollen an einem aussagekräftigen Beispiel erkannt und entdeckt werden. · Selbstständig handelndes Lernen: Der Projektunterricht gibt den Schüler/innen die Möglichkeit selbstständig zu lernen und zu handeln. Die Schüler/innen können lernen, ihre Arbeit möglichst selbst zu organisieren, Aufgaben in selbstständiger und verantwortungsvoller Weise zu übernehmen, Probleme, Zusammenhänge und Hintergründe zu erkennen und Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Dies kann am besten durch konkretes Handeln in einer realen Situation erreicht werden. · Ganzheitliches Lernen: Projektunterricht entspricht einer Unterrichtsform, die auf ganzheitliches Lernen abzielt. Der Erwerb von Handlungskompetenz, kognitivem und sozialem Lernen steht gleichwertig nebeneinander. Ein Thema kann mit allen Sinnen begriffen werden. · Vernetztes Denken: Im Mittelpunkt steht ein Thema oder ein Problem, das aus verschiedenen Blickrichtungen bearbeitet wird. Das bewusste Zusammenwirken verschiedener Fachgebiete ermöglicht es, Zusammenhänge und Strukturen an einzelnen Themen zu erkennen. · Dynamische Fähigkeiten: ermöglichen den Menschen, auch Situationen und Anforderungen zu bewältigen, bei denen es nicht ausreicht, auf abrufbares Wissen und erworbene Erfahrungen zurückzugreifen, sondern in denen eigene Lösungswege und Strategien entwickelt werden müssen. Solchen Anforderungen werden die heute Heranwachsenden in Zukunft auf Grund der raschen Entwicklung von Technologie und Gesellschaft viel häufiger begegnen. Merkmale des Projektunterrichts: · Situationsbezug und Lebensweltorientierung · Orientierung an Interessen der Beteiligten (Lehrer und Schüler) · Selbstorganisation und Selbstverantwortung Hilfsmittel: Reflexionsphasen (Fixpunkte) · Gesellschaftliche Praxisrelevanz: Veränderung von Wirklichkeit, anstelle von nur Beobachtung, Speicherung, Analyse oder Simulation. · Zielgerichtete Projektplanung: Kein Lernen mit offenem Ende. · Produktorientierung: vorzeigbares Produkt, das der Öffentlichkeit zugänglich gemacht Word und sich der öffentlichen Bewertung und Kritik stellt. · Einbeziehen vieler Sinne: Vereinigung von Kopf, Herz und Hand. · Soziales Lernen: Konflikte lösen, kooperativ arbeiten („der Weg ist das Ziel“) · Interdisziplinarität : Projektunterricht ® projektorientierter Unterricht · Gruppenbildung: ist für den Einzelnen eine Entscheidung mit großer emotionaler Bedeutung. Sie sollte daher im Einverständnis mit allen Beteiligten erfolgen und unter geeigneten Rahmenbedingungen stattfinden… Rolle des Lehrers Im Projektunterricht nehmen Lehrerinnen und Lehrer andere als die traditionellen Rollen ein. Im Verlauf des Projekts werden die unterschiedlichen Rollen – je nach Phase und Notwendigkeit – immer wieder gewechselt bzw. abgegeben. Er ist mehr ein Moderator, Ratgeber, Gesprächspartner, hat erklärende Funktion und bietet vor allem Material und Hilfestellung an. Er bleibt im Hintergrund, davon schaltet er den ganzen Prozess gleich, greift aber nur in seltenen Fällen an. (Koordinator, Berater, Konfliktmanager, Expert, Mitlernende.) Projektphasen a) Themenfindung: Die Eigenaktivität der Schüler/innen bildet eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen von Projektunterricht. Es ist daher wichtig, bei der Themenwahl von den Interessen der Schüler/innen auszugehen und im Anschluss eine Einigung über das zu bearbeitende Thema zu erzielen. Der Versuch, gegen den Willen eines Teils der Beteiligten ein Thema als Projekt „durchzuziehen“, führt meist zu Enttäuschungen. b) Orientierungsphase: Es ist eine Vorbereitungsphase des selbständlichen Projektes, von einem Projektleiter gelenkt. Es geht um Aktualisierung landeskundlichen und sprachlichen Vorwissens. Es erfolgt eine Differenzierung und Problematisierung der Fragen, die mit dem Thema verbunden sind. c) Planungsphase: Dabei werden folgende Fragen behandelt: • Wie können/wollen wir unsere Ziele erreichen? • An welchen Indikatoren überprüfen wir, dass wir das Ziel erreicht haben? • Was brauchen wir dazu an Informationen, Arbeitsmaterialien, Raum, Zeit...? Die Projektteilnehmer übernehmen die Vorbereitung und Realisierung des Projekts. Sie bilden die Arbeitsgruppen, diskutieren die Projektvarianten, stimmen die entsprechenden Recherchefelder ab und legen die Präsentationsform fest. d) Recherche- und Kontaktphase Recherchearbeiten können sich auf verschiedenen Ebenen abspielen. Man kann in Bibliotheken suchen, Leute in der Straße anreden, Experten befragen oder mit Hilfe der Medien arbeiten. e) Bearbeitungsphase: Das Material wird gesichtet und gearbeitet. Diese Phase braucht genug Zeit (meist plant man sie zu kurz). f) Präsentation: Die Vorstellung der Arbeitsergebnisse bildet Höhepunkt und Abschluss des Projektes. Es wird von größerer Öffentlichkeit präsentiert. Gestaltungsmöglichkeiten für die Präsentation sind: Projektfest, Ausstellung, Theaterstück, handwerkliche Erzeugnisse, Projektzeitung, Präsentation von Arbeitsergebnissen durch einzelne Projektgruppen, abschließende Diskussion, Gestaltung einer Informationsbroschüre, einer Diaserie, eines Videos, eines Buches, einer Homepage, usw. g) Evaluation: Am Ende soll eine Evaluation des Projektes stehen. Sie dient zur Einschätzung und Beurteilung der fachlichen Ergebnisse der Arbeit, aber auch einer Reflexion über die Lern- und Verhaltensweisen selbst. Für die Durchführung von Reflexion sind ausreichend Zeit und ein vertrauensvolles Klima Voraussetzung. (vgl. ZEUNER, 1997) Die Kleinprojekte, die auch als Miniprojekte benannt werden, dauern nur ein paar Stunden (2-6 Stunden). Weil sich diese Kleinprojekte nur auf 2 oder 3 Komponenten stützen, gehören zu dem projektartigen Lernen. Die Mittelprojekte sind länger, die Dauer ist aber auch unterschiedlich. Die Projektarbeit wird in ein bis zwei Tagen, höchstens in einer ganzen Woche durchgeführt. Bei der Arbeit an den Großprojekten sind folgende Merkmale wichtig. Die Dauer solches Projektes ist mindestens eine Woche, sie sind oft länger (sie dauern Monate, oft Jahre). Sie erlangen durch Ausstellungen oder andere Präsentationsformen ihre Publizität. Diese Projekte können auch als „internationale“ grenzüberschreitende Projekte geführt werden. Sie sind in der Öffentlichkeit mehr bekannt, ziehen auf sich mehr Aufmerksamkeit. THEMENAUSWAHL Die Auswahl landeskundlicher Themen hängt von mehreren Faktoren ab. Sie sind im Folgenden aufgelistet. Der Lehrer muss zuerst folgende die Fragen für sich beantworten, bevor man landeskundliche Themen im Unterricht behandelt. Die Annahme, dass die Lernenden später einmal mit einer solchen Situation konfrontiert werden, ist nach Biechele/Padrós der Ausgangspunkt bei der Wahl des Themas. · Lernkontext: Findet der Unterricht in einem Land statt, das dem deutschsprachigen Raum kulturell nah oder fern ist? · Unterrichtende: Sind Sie eine muttersprachige Lehrerin/ein muttersprachiger Lehrer, der Angehörigen einer fremden Kultur die eigene Kultur vermitteln möchte? Oder sind Sie ein fremdsprachiger Lehrer, der Angehörigen der eigenen Kultur Wissen über die fremde Kultur vermitteln möchte? · Lernniveau: Sind Ihre Lernenden Anfänger oder Fortgeschrittene? · Zielgruppe : Arbeiten Sie mit Schülern, Studenten oder mit Erwachsenen, die bereits im Berufsleben stehen? · Institutioneller Rahmen: Wo findet der Unterricht statt: Schule, Hochschule, andere Einrichtungen der Erwachsenenbildung? Lassen sich landeskundliche Inhalte z. B. fächerübergreifend vermitteln? Wie viel Zeit steht zur Verfügung? · Zweck: Wofür brauchen die Lernenden landeskundliches Wissen? Möchten sie sich ein Bildungswissen aneignen? Brauchen sie einer berufsbezogenen Handlung wissen, dass es ihnen ermöglicht, die im Beruf erforderliche Kommunikation (schriftlich wie mündlich) zu bewältigen? Oder geht es um ein Wissen, das es ihnen ermöglicht, sich im deutschsprachigen Raum aufzuhalten, zu kommunizieren und mehr noch sich in dieser zunächst fremden Welt orientieren zu können? Aktualität Gegenwärtige Landeskunde sollte hauptsächlich aktuelle Bereiche aus der Alltagswelt betonen. Der Lehrer muss berücksichtigen, dass er die landeskundlichen Aspekte nicht nur auf Deutschland beschränken darf, sondern alle deutschsprachigen Länder miteinbeziehen muss. Die wichtigsten Bereiche kann man in acht Grundkategorien teilen: 1.Land und Leute (Geographische Gegebenheiten, Städte und Regionen, der deutsche Sprachraum und die Entwicklung der deutschen Sprache) 2.Alltag, gesellschaftliches Leben (soziale Kontakte und Beziehungen, Rituale im Alltag, Arbeit und Freizeit, Lebensstile, Wohnungsprobleme, Denk- und Lebensweisen der Jugend, Feste und Bräuche, Ausländer in Deutschland) 3.Massenmedien und öffentliche Meinung (Wirkung der Medien, Presselandschaft) 4.Bildung und Wissenschaft (Schule und berufliche Bildung, Hochschulen, Studium und Studentenleben) 5.Wirtschaft und Technik (Arbeitslosigkeit, soziale Sicherheit, Verkehrsprobleme, Umwelt, Energie) 6.Staat und Politik (Parteien und Wahlen, Regierungssystem, Deutschland in der EU) 7.Geschichte (Geschichte der Teilung Deutschlands, Wiedervereinigung, Zweiter Weltkrieg) 8.Kulturelles (Orte und ihre Dichter, Literatur, Theater, Filme, Museen, Leben und Werk berühmter Deutscher) Literaturverzeichnis: Padrós, A., & Biechele, M. (c2003). Didaktik der Landeskunde. (159 s.) Berlin: Langenscheidt. Janíková, V. (2011). Didaktik des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache. Eine Einführung. (175s.)Brno: Masarykova univerzita, pedagogická fakulta. Eine Diplomarbeit : LANDESKUNDE IM DEUTSCHUNTERRICHT – die deutschsprachigen Länder kennen lernen (Deutschland, Österreich, die Schweiz), Bc. Iva Prokešová