■0 finolia^lrquedöpiii PRÄSENTIEREN LEHREN: WIE FÄNGT MAN AN UND WO HÖRT MAN AUF? Fräsentieren ist kein »Kinderspiel«. Warum soll man Fremdsprachen-lernende auch noch mit den vielfältigen Anforderungen belasten, die Präsentationen mit sich bringen? Die größte Schwierigkeit beim Präsentieren ist zugleich ihr größter Trumpf. Denn wer gut präsentieren kann, kann nicht nur Wissen erfolgreich an andere weitergeben, sondern trainiert auch seine Sprachkompetenz und seine kommunikativen Fähigkeiten. VON ANNE BERKEMEIER UND MARGIT GRUNDWÜRMER WARUM SOLLEN LERNENDE IN DER FREMDSPRACHE PRÄSENTIEREN LERNEN? Wenn Vortragende einem Publikum mithüfe von Sprache Informationen vermitteln, die dieses noch nicht kennt, dann handelt es sich um eine sprachliche Handlung mit kommunikativer Funktion. Präsentationen können im Unterricht deshalb motivierend wirken: Die Präsentierenden können beweisen, dass sie die Fremdsprache bereits »gebrauchen« können, und die Zuhörenden, dass sie der Präsentation in der Fremdsprache folgen können. Auch außerhalb des Unterrichts sind solche Fremdsprachkompetenzen von Bedeutung. Ein wesentlicher Vorteil für den Sprachunterricht besteht darin, dass Lernende wesentlich mehr sprechen, als dies in) üblichen Unterricht der Fall ist. Daraus ergibt sich gleichzeitig die Anforderung, vielfältigere sprachliche Formen zu verwenden als im fragendentwickelnden Unterricht (vgl. Ahrcnholz 2008, 183). Kommunikative, interkulturelle und methodische Kompetenzen können dadurch aufeinander bezogen im Handlungskontext gefördert werden. PRÄSENTIEREN LEHREN: WIE FÄNGT MAN AN UND WO HÖRT MAN AUF? I 13 flAS IST l'JAS BESONDERE BEIM PRÄSENTIEREN |N (jER ZWEIT- ODER FREMDSPRACHE? ^jn Beispiel der Präsentationsform Referat wird der relativ umfangreiche Gesamtprozess der Präsenta-tionsvorbereitung und des Präsentierens deutlich (vgl Abb. 1): Der/die Präsentierende muss die Präsentation zunächst vorbereiten. Dazu gehört: , Wissenselemente aus einem oder mehreren primärtexten zu gewinnen i die Informationen hörergerecht auszuwählen und neu zu ordnen • eine Sprechvorlage zu erstellen • ggf. (audio-)visuelle Hilfsmittel wie z.B. Grafiken oder Hörbeispiele zu erstellen oder auszuwählen « die erarbeitete Präsentation zu üben. Während die Präsentation umgesetzt wird, müssen Vortragende > Formulierungen auf Basis der Sprechvorlage finden • auf die sprecherische und nonverbale {körpersprachliche) Gestaltung achten • die zusätzlichen Materialien auf den verschiedenen Medienträgern einfügen > ggf. die medialen Gestaltungselemente technisch »managen«, (vgl. dazu den Artikel von Anne Berkemeier zur Beurteilung von Präsentationen in diesem lieft, S.50) In einem eventuell sicli anschließenden Gespräch mit den Zuhörenden ist auch das Hörverste-hen des Präsentierenden gefordert. Damit umfasst die Handlungsform Präsentieren alle sprachlichen Teilkompetenzen des Deutschunterrichts, Die genannten Anforderungen sind bereits beim Präsentieren in der Muttersprache vielfältig und nicht leicht zu handhaben, In der Fremdsprache kommt hinzu, dass bezogen auf Satz- und Textbau, Wortschatz, Orthographie und Aussprache auf ein mehr oder weniger eingeschränktes Repertoire zurückgegriffen wird. In manchen Zielgruppen müssen interkulturelle Unterschiede beim Präsentieren oder bei Visualisierungskonventionen berücksichtigt werden, Sprachunabhängig sind dagegen die inhaltlichen Zusammenhänge selbst, die Medieiihaiidhabung und die Visualisierungskompetenzen an sich. Wenn solche Kompetenzen bei älteren Lernenden bereits vorhanden sind, ist es sicher sinnvoll, daran anzuknüpfen. Abb, l: Priatniierrn .i/s Pnwm (in Berkemeier 2W), «) f.dbaclc.gespräcli 14 1 PRÄSENTIEREN LEHREN: WIE FÄNGT MAN AN UND WO HÖRT MAN AUF? KONSEQUENZEN FÜR DEN FREMDSPRACHENUNTERRICHT Wie können Lehrkräfte die Lernenden im Gesamtprozess des Präsentierens unterstützen? Welche Aufgabenstellungen und Strategien sind sinnvoll, um sie in einzelnen Teilkompetenzen zu fördern? Da die verschiedenen Anforderungen sehr vielfältig sind, sollte den Lernenden nicht alles auf einmal abverlangt werden. Je nach Ziel bzw. Zielgruppe ergeben sich verschiedene Möglichkeiten der Schwerpunktsetzung, wie die folgenden Beispiele verdeutlichen: 4 Geht es lediglich um die Aussprache, ist die Rezitation z.B. von literarischen Texten wie Gedichten sinnvoll. • Bei älteren Schülerinnen und Schülern sowie bei Studierenden kann man davon ausgehen, dass die Zielgruppe einige Teilfähigkeiten bereits beherrscht. Dazu gehört z.B. die inhaltliche Durchdringung und Gliederung von Zusammenhängen, Auch mit dem Einsatz von Medien und Visualisierungen dürften ältere Schülerinnen und Schüler sowie Studierende vertraut sein. Darauf kann beim Präsentieren in der Fremdsprache aufgebaut werden. • Wenn jüngere Schulkinder im Fremdsprachenunterricht ihr Hobby präsentieren, müssen sie nicht vorher Texte in der Fremdsprache gelesen und verstanden haben. Sie können die ihnen bekannten Inhalte direkt sammeln und ordnen. • Man kann vor allem in der Sekundarstufe I auch auf Texte zurückgreifen, die ohnehin zuvor im Leseunterricht verwendet und verstanden wurden. Nur eine fremde Zuhörergruppe gewährleistet dann aber eine echte Präsentationssituation. Nicht sinnvoll erscheint uns dagegen das weit verbreitete Verfahren, die Sprechvorlage ausformulieren und vorlesen zu lassen: Reines Vorlesen würde dann die wichtige Anforderung des mündlichen Forrnulierens (»freies Sprechen« genannt) ersetzen. Auch ist es keine Erleichterung, auf Sprechvorlage oder Visualisierung zu verzichten: Komplexere Zusammenhänge nur aus dem Gedächtnis und ohne Hilfe eines »Gerüstes« für andere sprachlich darzustellen, erfordert ein hohes Maß, an Konzentration und erschwert das Vortragen unnötig. STRATEGIEN ZUM UMGANG MIT TEXTEN Wenn Präsentationen auf der Basis von bereitgestellten Lesetexten erstellt werden, versteht sich von selbst, dass für diese dieselben Empfehlungen wie sonst im Fremdsprachenunterricht gelten: Sie müssen dem sprachlichen Niveau der Lerner ange- -S messen sein und z.B. durch Zwischenüberschriften ^ und Absätze, aber auch in der logischen Folge der Informationen klar strukturiert sein. Die Markie-rung von Schlüsselwörtern sowie Abbildungen oder: Tabellen können das Leseverstehen ebenso erleich-tern wie der Einsatz vorher vermittelter Lesestra-tegien (vgl. Fritsch 2005, 5; vgl. das Lehrwerk Auf neuen Wegen 2003, 248-252). Wichtig bei der Präsen-tationsvorbereitung ist, autonomes Arbeiten, (z, B, durch Wörterbücher und Nachschlagewerke} so weit wie möglich zu unterstützen: Nur was man gedanklich selbst(-ständig) durchdrungen hat, kann man für andere verständlich darstellen. ERARBEITUNG VON STICHWÖRTERN Für die gedankliche Durchdringung ist die Erarbeitung von Stichwörtern von großer Bedeutung, weil ein Lesetext so reduziert werden muss, dass man mit den gewählten Inhalten und Themen sinnvoll weiterarbeiten kann (Abb. 2). Das ist für jüngere Schülerinnen und Schüler schon in der Muttersprache enorm schwierig und nicht ohne Anleitung möglich. Wenn ältere Fremdsprachenlernende im muttersprachlichen Präsentieren erfahren und bereits erfolgreich sind, können sie entscheiden, welche inhaltlichen Elemente für die Darstellung des Zusammenhangs unverzichtbar sind (s. Abb. 2:1.) und welche nicht. Je nach Sprachniveau ist es aber auch hier noch sinnvoll, das (Um-)Formulieren von Stichwörtern eigens zu üben (konkrete Vorschläge: Berkemeier 2009, 20-24). Dazu gehört z.B. das grammatische Umformen in Nominalisierungen, das Angleichen der Flexionsformen (z.B. von Akkusativobjekten zu Nominativform mit einer Überschrift) und die Verwendung von Oberbegriffen (Abb. 2: 2.-3.). Auf dieser Basis fallen eigenständige, zusammenfassende Formulierungen bereits leichter, z.B.: »Ein Knappe bereitete sich durch Baden, Fasten, Beten und Beichten auf den Ritterschlag vor.« VISUALISIERUNGEN SOWOHL FÜR DIE PRÄSENTIERENDEN ALS AUCH FÜR DIE ZUHÖRENDEN Häufig ist es aber noch sinnvoller, nicht mit den Stichwortlisten selbst weiterzuarbeiten, sondern sie im weiteren Vorbereitungsprozess durch Visualisierungen zu ersetzen. Denn durch die Kombination von Wörtern, Bildern, Farben und Formen können inhaltliche Zusammenhänge herausgearbeitet werden, die in einer Stichwortliste nicht erkennbar sind. Gleichzeitig lösen sich die Präsentierenden von den Formulierungen im Lesetext, Die Inhalte PRÄSENTIEREN LEHREN: WIE FÄNGT MAN AN UND WO HÖRT MAN AUF? I 15 j Auswahl von wichtigen Wörtern durch Unterstreichung im 2, Umformung zu primär text Stichwörtern Am Tag vor dem Ritterschlag nahm der Knappe ein Bad als Reichen für die Reinigung von allen Sünden. In der Nacht verzichtete er auf Essen und Getränke und betete in der Burgkapelle. Am frühen Morgen beichtete er und nahm am Gottesdienst teil. Nachdem der Rrjester ihm den Segen erteilt hatte, ... baden fasten beten beichten Gottesdienst besuchen Segen erhalten 3. evtl. Oberbegriff finden Vorbereitungen auf den Ritterschlag Lbb, 2; Vorbereitung einer Präsentation: Arbeitssdiritre vorn Frimärtext zur Stichwortliste ;önnen in der Visualisierung weitgehend nicht-prachlich geordnet und später für die eigenstän-ige Präsentations- und Formulierungsplanung enutzt werden. Abb. 3 zeigt ein Schülerbeispiel, as die Inhaltsstruktur bereits gut spiegelt, aller-ings sprachlich noch überarbeitet werden müsste, läufig können Visualisierungen so oder abgewan-elt auch für die Zuhörenden als Verstehenshilfe ingesetzt werden. Sie helfen den Zuhörenden, den ttsammenhang der Elemente bereits im Überblick :hen zu können, während im Vortrag über die inzelnen Elemente naturgemäß nur nacheinander ssprochen werden kann. Auch die Vortragenden ;lbst haben während des Vortrags den Zusammen-ang besser »vor Augen« als mit Stichwortlisten, üßerdem können Präsentierende im Zusammen-ang mit Zeigegesten sogenannte Zeigewörter (hier, i, dies) verwenden, die das FormuHeren und das thören erleichtern. Ohne Visualisierung können ilche Verweise nicht genutzt werden: Inhalte, auf die man nicht verweisen kann, müssen sprachlich ausgeführt werden. Die allmähliche Entfernung bei der Präsentationsvorbereitung vom Lesetext über die Stichworterstellung zur Visualisierung unterstützt also nicht nur das Verstehen, sondern auch das eigenständige Formulieren. GESTALTUNG DER SPRECHVORLAGE Die Sprechvorlage sollte so gestaltet sein, dass sie während der Präsentation als Stütze dient. Sie kann, je nach individuellem Bedarf, Visualisierungen, zusätzliche Stichwörter (Abb. 4), medienbezogene Erinnerungsnotizen sowie sogenannte Redemittel enthalten (z. B.: »Zu Beginn werde ich darstellen.«, »An diesem Beispiel sieht man ...«, »Abschließend kann gesagt werden, dass ...«). Viele Lehrwerke bieten Listen solcher Redemittel an, die Fremdsprachenlernende im Sinne des rhtmfe learning formelhaft verwenden und damit ihre Ausdrucks- IE MAN RITTER WURDE Aufgaben ■ er musste einem Ritter dienen CS 7 Jahre |Edeljtinge J 14 Jahre j Knappe | 21 Jahre ^Ritter Aufgaben • ritterliches Verhalten • mit Lanze, Dolch Fäusten umgehen, jagen, schwimmen und vieles andere können Aufgaben * sich um hilflose Witwen, Waisen und Kranke kümmern • Klöster vor Überfällen schützen b, 3; Srhiilerbeispiel zur Visualisierung mh/der Basis von Stichwörtern zu einem Lesetext 16 j PRÄSENTIEREN LEHREN: WIE FÄNGT MAN AN UND WO HÖRT MAN AUF? möglichkeiten ohne großen Erwerbsaufwand erweitern können. WELCHE METHODISCHEN VORSCHLÄGE FINDET MAN IN LEHRWERKEN? Wenn man sich aktuelle Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache auf verschiedenen Niveaustufen ansieht, wird deutlich, dass dem Prozess des Präsentierens (mit seinen einzelnen Arbeitsschritten) eher wenig Aufmerksamkeit zukommt. Die einzelnen Phasen der Präsentationsvorbereitung und die verschiedenen Anforderungen beim Präsentieren werden relativ selten in den Lehr-/Lernmaterialien thematisiert und die Lernenden werden kaum zu einer Reflexion über den Gesamtprozess angeregt. Nur einige Lehrwerke bilden hier eine Ausnahme; Im Lehrwerk iem neu C 1 Abschlusskurs« (2008, 97) werden z.B. Reflexionen zu Zielgruppe, Erwartungen der Zielgruppe, Präsentationsart, Zweck der Präsentation, Ideensammlung, Strukturierung, Formulierungen sowie Körpersprache, Sprechtempo und Betonung angeregt. Auf einem »Merkblatt Referat« wird im Lehrwerk »Barthel 2. Mittelstufe Oberstufe. Kursbuch« (2006, 74) die Vorbereitungsphase mit den einzelnen Arbeitsschritten thematisiert und es werden Tipps gegeben. Ebenso werden die einzelnen Schritte im Lehrwerk »Aspekte. Mittelstufe Deutsch. Lehrbuch 1. Niveau B1+« {2007, 162f.) dargestellt. Methodische Vorschläge umfassen ansonsten vor allem nützliche Redemittel, z.B. für die Einleitung, die Strukturierung, den Schluss, zur Versprachlichung von Grafiken sowie zur Beurteilung der Präsentation. Typischerweise wird empfohlen, frei, deutlich und nicht zu leise zu sprechen, Stichpunkte zu notieren, nicht zu schnell zu sprechen, kurze Pausen zu machen und den Blickkontakt zum Publikum zu halten. Zum freien Sprechen werden Lerntipps gegeben, wie z.B.: »Keine Panik, wenn Sie beim Sprechen nicht mehr weiterwissen oder das Gefühl haben, viele Fehler zu machen. Machen Sie sich vorher ein paar Notizen, damit Sie sich nicht so sehr auf das konzentrieren müssen, was Sie sagen, sondern mehr auf das wie konzentrieren können.« (em neu, Brückenkurs. Arbeitsbuch 2008, 92). Solche Tipps sind wirksamer als wirklichkeitsferne Rollenspiele, Wenn Präsentieren nur »gespielt« wird, werden Potenziale wirklichkeitsnahen sprachlichen Handelns verschenkt. Nur wenn Zuhörende ernsthaft über Sachverhalte informiert werden, können Zwischen- und Nachfragen sowie Einwände tatsächlich zeigen, welche gedanklichen Verarbeitungsprobleme die Zuhörenden haben. WELCHE EMPFEHLUNGEN KANN MAN ERGÄNZEN? In Mittel- und Oberstufenlehrwerken kommt das Thema Präsentieren relativ häufig vor, Ein Lehrwerk ist allerdings vornehmlich auf eine Folge von Einzelstunden ausgerichtet und kann nur ganz eingeschränkt auf die individuelle Zusammensetzung einer Gruppe Rücksicht nehmen. Präsentieren lehren und lernen braucht viel Zeit. Man kann zwar in einer Einzelstunde Teilbereiche thematisieren und üben; für die begleitete Vorbereitung einer Präsentation braucht man aber eine ganze Unter- Fastnacht, Fasching, Karneval -alles das Gleiche Abend vor Fastenzeit -^"^ Fastnacht Brasilien Fasching iStf Wo ■ vctsLschanc: letzter Ausschank alkoholischer Getränke von Came vale: fleisch lebe wohl Was bringt die Zukunft?, JSffiHHI 1 &rg.in;ŕ(i Slú in