© iStockpliotoflaflor »DA WIRD MIR FLAU IM MAGEN« Sprechhemmungen beim Präsentieren überwinden Viele Fremdsprachenlernende haben beim Präsentieren Ängste, aus denen oftmals sogar Hemmungen ) entstehen. Warum erleben Lernende Blockaden und Sprechhemmungen? Was macht das Präsentieren ; J zu einer schwierigen Aufgabe? Welche didaktischen Verfahren haben sich als hilfreich erwiesen? Der j folgende Beitrag gibt Antworten auf diese drei wichtigen Fragen und zeigt, wie man mit Ängsten beim j Präsentieren umgehen kann. '.] VON SYLVIA FISCHER I WAS IST BEIM PRÄSENTIEREN SO SCHWIERIG, DASS ES ANGSTAUSLÖSEND IST? Das Präsentieren zählt zu den zentralen Kompetenzen, die Fremdsprachenunterricht heute vermitteln will. Präsentationen gehören zur Unterrichtspraxis, sowohl als Gruppenaufgabe als auch als individuelle Aufgabe. Das Sprechen vor einer Gruppe von Menschen fällt jedoch auch in der Muttersprache oft sehr schwer. Viele Lehrende geben an, dass sie trotz Unterrichtserfahrung "bei Präsentationen nervös werden, Sprechhemmungen gehen auf Ängste zurück, die sich auf ein vorhandenes oder vorgestelltes Publikum beziehen (vgl. Beushausen 1996, 18). Lernende, die etwas präsentieren, können andere Studierende und Lehrende als ein Publikum j wahrnehmen, das ihre Leistung beurteilt. In der j Fremdsprache hat man häufig zusätzliche Hern- '' mungen oder gar Ängste, die speziell mit ihrem , Gebrauch zusammenhängen. In einer anderen j Sprache sprechen bedeutet auch zu akzeptieren, i dass das Sprachniveau nicht dem der Muttersprache entspricht. Dies ist nicht selbstverständlich und Lernende haben Angst, sich zu blamieren, weil sie beim Sprechen Fehler machen, weil sie sich nicht an die »richtigen Wörter« erinnern oder befürchten, »wie ein Kind« zu sprechen. Doch wie können Unterrichtende ihren Lernenden helfen mit ihren Ängsten und Hemmun- »DA WIRD MIR FLAU IM MAGEN« I 19 cren umzugehen bzw. diese zu überwinden? In diesem Beitrag möchte ich Lehrenden didaktische Hinweise geben, die vor allem die Seibstsicherheit der Lernenden beim Präsentieren fordern soll. Ich selbst übe das Präsentieren seit Jahren mit Deutsch-studierenden in Italien und lerne dabei immer wieder neue Aspekte kennen. Die didaktischen Maßnahmen und Strategien, die ich vorstelle, lassen sich dabei auf andere Lernkontexte wie zum Beispiel den .schulischen Fremdsprachenunterricht übertragen. ÄNGSTE BEIM PRÄSENTIEREN ÜBERWINDEN Fragt man Lernende, was für eine gute Präsentation wichtig ist, dann denken die meisten an den Inhalt, an die Gliederung der Rede und an das Präsentationsmaterial. Einige dieser Punkte lassen sich relativ unproblematisch im Vorfeld üben. Lernende haben manchmal Angst, den roten Faden zu verlieren. Hier ist die häufig vorgegebene Gliederung einer Präsentation eine Hilfe. Eine Präsentation umfasst verschiedene Teile, wie zum Beispiel die Begrüßung des Publikums, die Vorstellung des Themas und der Gliederung usw. Diese können anhand von Redemitteln eingeübt werden (siehe 1IK Düsseldorf). Die Redemittel verdeutlichen die Struktur der Präsentation und helfen den Lernenden, sich auf die wichtigen inhaltlichen Punkte ihres Vortrags zu konzentrieren, ohne dabei die Begrüßung, die Überleitungen und den Schluss zu vergessen. Der nächste Punkt betrifft das Präsentationsmaterial: Bei PowerPoint-Präsentationen machen Lernende häufig folgende Fehler: die Schrift ist zu klein, um noch lesbar zu sein, die Farbkombtnation von Schrift und Hintergrund ist nicht deutlich, zu lange Sätze statt Punktauf Zählungen, um einige Beispiele zu nennen. Hier kann man im Vorfeld Tipps geben, damit PowerPoint und Handouts sinnvoll eingesetzt werden (vergleiche die Tipps unter http://www,wirtschafts-deutsch.de/webliographie/Kommunikative_Fertig-keiten /Praesentieren„undJVortragen). Lehrende können also leicht vermitteln, wie man eine Präsentation gliedert und welche Redemittel dazu verwendet werden können. Sie können den Lernenden darüber hinaus helfen, ihr Präsentations-niateriai so zu gestalten, dass es den Vortrag sinnvoll unterstützt. Schwieriger wird es bei Sprache, Stimme und Körpersprache, weil sie Ausdruck der Persönlichkeit der Vortragenden sind. In diesem Bereich kommen Ängste zum Tragen, die int affektiven Bereich angesiedelt sind, und die dazu fuhren können, dass Lernende ihre Fähigkeiten nicht entfalten können und sich blockiert fühlen. Personen mit Sprechängsten leiden beim Präsentieren in der Muttersprache unter folgenden Symptomen: erhöhter Blutdruck, Pulsbeschleunigung, Schwitzen, Erröten etc. Dazu kommt eine zu hohe Sprechlage, monotone Melodie, verzögerte Wortfindung, Sprechblockaden, Sprechunflüssigkeiten (Versprecher, Stocken), unpassende Pausen, schnelles Sprechtempo, gesteigerte Atemfrequenz, kein Blickkontakt, starrer Gesichtsausdruck, angespannte, zitternde oder zappelnde Arme und Flände und Körperhaltung (Rossi/Seiler 1990, 50, zitiert nach Beushausen 1996, 25). Diese Anzeichen treten nicht selten auch bei Lernenden auf, die etwas präsentieren sollen. Dadurch wird deutlich, dass viele Symptome nicht immer etwas mit einem Mangel an Sprachkenntnissen zu tun haben, sondern oft durch die Situation entstehen, die auch in der Muttersprache zu schaffen macht. Doch wie können Lehrende Lernende dabei unterstützen diese Ängste abzubauen und sich sicherer zu fühlen? Persönlichkeitsmerkmale wie zum Beispiel Introvertiertheit können von den Lehrenden nicht verändert werden, die verschiedenen Persönlichkeiten der Lernenden können allerdings in anderer Weise berücksichtigt werden. Didaktische Maßnahmen stehen daher im Zentrum der folgenden Abschnitte. KOOPERATION STATT KONKURRENZ Eine Präsentation vor einem unbekannten Publikum zu halten ist etwas anderes als dies vor Mitschülerinnen, Mitschülern und Lehrkräften zu tun, die man schon kennt, Daher sind das Unterrichtsklima und die Kooperation zwischen den Lernenden ein wichtiger Faktor. Die Kursteilnehmenden sollen sich als Teil einer Gruppe fühlen, die genieinsam agiert, um sich zu verbessern. Die Mitlernenden sind Quelle der Wissensvermittlung, da jeder Mensch andere Stärken und Schwächen hat. Gruppen- und Partnerarbeit sind wichtiger Bestandteil des Unterrichts und auch Präsentationen sollten zunächst mit einer oder maximal zwei Partnerinnen oder Partnern eingeübt und durchgeführt werden. Das verschafft den Lernenden mehr Selbstvertrauen, da sie nicht allein für das Gelingen der Präsentation verantwortlich sind. Sie treten als Team auf und unterstützen sich gegenseitig bei der Vorbereitung, dem Einüben des Vortrags und während der Rede selbst. Aus der Forschung ist bekannt, dass Vortragende sich vor einer bekannten Gruppe weniger belastet fühlen als vor unbekannten Menschen, die sie für bedeutsam halten. Es ist wichtig, dass die Vortragenden das Pub-likum ah freundlich gesinnt empfinden. Die Lehr- A i ! 20 I »DA WIRD MIR FLAU IM MAGEN« kraft und die Kursteilnehmenden zeigen steh den Sprechenden wohl gesonnen und bringen dies durch Lächeln, Nicken usw. zum Ausdruck. Alle Teilnehmenden werden früher oder später präsentieren, daher identifizieren sie sich mit der Gruppe, die gerade dran ist, und geben konstruktiv Feedback. Präsentationen sollten zudem erst eingeplant werden, nachdem sich die Gruppe kennengelernt hat und ein positives Gruppenklima entstanden ist. Übungen, die ein positives Unterrichtsklima fördern, wie z.B. die Komplimente-Übung, finden sich in Fischer (2008, 252). Die erste Rednergruppe ist sozusagen das »Versuchskaninchen« und wird besonders herzlich von der Lehi'person begrüßt und eingeführt, Das Motto der Gruppe ist; »Wir können alle voneinander lernen«. Vorbereitung Präsentieren ist zwar schwierig, hat aber den Vorteil, dass man sich darauf vorbereiten kann. Durch eine gründliche Vorbereitung fühlen sich Lernende häufig sicherer, Sie können Wörter, die sie nicht kennen, zu Hause nachschlagen und lernen. Der Aufbau der Rede wird in Ruhe vorab festgelegt und Handouts bzw. Folien helfen den Lernenden, nicht den roten Faden zu verlieren (siehe Fischer 2008, 202). Zur Vorbereitung können sich die Lernenden außerdem vor der Präsentation einmal mit der Lehrkraft treffen, um die Gliederung zu besprechen. Lehrende können in diesem Gespräch auf Schwachpunkte hinweisen bzw. positive Aspekte unterstreichen. Die Lernenden machen die Erfahrung, dass die Lehrenden zu Trainerinnen bzw. Trainern werden, die sie bei den verschiedenen Lernaufgaben unterstützen. Gleichzeitig übernehmen die Lernenden die Verantwortung für ihren Lernprozess, da sie selbst über ihre Arbeit nachdenken und sich einsetzen, um sich zu verbessern. Die Lernenden sollten außerdem eine Probe vor dem Ernstfall durchführen, sodass klar wird, wo sie noch unsicher sind. Falls sie eine Person finden, die ihnen schon im Vorfeld Feedback geben kann, wäre das optimal. Auch das Zeitmanagement soll vorher abgeklärt werden, damit es dem Rahmen entspricht. Wahl der Inhalte und Projekte Der Inhalt der Präsentation richtet sich im schulischen Kontext meist nach den Vorgaben der Lehrenden, Oft passiert es, dass sich Lernende nicht fragen, was sie dem Publikum mitteilen wollen. Präsentationen können sich im Detail verlieren, das Thema kann zu weit gefasst sein oder der inhaltliche rote Faden fehlt. Oft möchten Lernende relativ komplizierte Themen präsentieren, da sie davon ausgehen, dass die Lehrenden . etwas Anspruchsvolles von ihnen hören wollen, Doch ein schwieriges Thema kann Vortragende überfordern: Auf der Niveaustufe Bl sind Ler- j nende beispielsweise noch nicht in der Lage, sich zu komplexen Themen angemessen zu äußern. Daher ist es wichtig, die Themen nicht nur nach dem Alter, sondern auch nach den Niveaustufen der Lernenden zu wählen. Darüber hinaus sollte man vermitteln, dass der Inhalt zwar wichtig ist, | dass man in der Fremdsprache aber nicht über : ■! dieselben Themen referieren kann wie in der Mut- | tersprache. Es ist im Gegenteil sinnvoll, Themen j und Inhalte zu wählen, die nicht allzu schwierig sind, um sich daneben auch auf andere wichtige I Aspekte der Präsentation konzentrieren zu kön- ."( nen. Dazu zählen die Stimme und die Körpersprache, Die Stimme ist Ausdruck der Persönlichkeit. Redende können sie nur dann überzeugend einset- j zen, wenn ihre Präsentation tatsächlich etwas mit ] ihnen selbst zu tun hat, wenn sie emotional an der j Rede beteiligt sind. Das heißt, dass Lernende The- J men und Projekte vorstellen sollten, die sie selbst J interessieren und faszinieren. Genau wie die Stirn- ::| me ist auch die Körpersprache Ausdruck der Per- jj sönlichkeit. Daher ist es weniger sinnvoll, Vor- ij tragende zu beobachten und ihnen hinterher z.B. A ••I Tipps zur Körperhaltung zu geben. Dies könnte j im Gegenteil Hemmungen noch verstärken, da . die Betroffenen sich als Person angegriffen fühlen. Die Lernenden sollten die Möglichkeit haben, ihre \ j Projekte vorzustellen und zwar in einer Situation, die nicht benotet wird. Es soll darum gehen, einem '-^j realen und interessierten Publikum etwas Eigenes :.| zu präsentieren. Zur Auflockerung können auch . j Settings erfunden werden, die nichts mit der Un- ::| terrichtsSituation zu tun haben: z.B. Nachrichten- :\\ Sendungen, Talkshows, Reportagen, Messepräsen- ■ tationen usw. Die Präsentierenden fühlen sich in ■ i der Rolle der Reporterin/des Reporters oder der -.j Moderatorin/des Moderators und werden auch in [ ihrer Körpersprache anders kommunizieren. Aus | der Dramapädagogik sind daneben zahlreiche Übungen bekannt, die der Körpersprache und der Stimme zuträglich sind (siehe Tselikas 1999} und die zur Vorbereitung dienen können. Interviewprojekte (siehe Abb. 1) sind besonders empfehlenswert, da sie Lernende dazu bringen, i sich mit Gesprächspartnerinnen und -partnern auszutauschen. Die Fragen sind teilweise schon vorgegeben und erleichtern den Lernenden die Vorbereitung. Das Interview wird außerhalb des Unterrichts erstellt und kann daher wiederholt 1 »DA WIRD MIR FLAU IM MAGEN« I 21 erden, falls es zu Pannen kommen sollte. Schließet! nehmen viele lernende zum eisten Mal außer-alb des Unterrichts mit einem Muttersprachler/ ner Muttcrsprachlerin der Zielsprache Kontakt xf. Dies ist äußerst motivierend und es baut eiiimschwellen ab, da die Lernenden meist Per-men wählen, die sie aus ihrem Bekanntenkreis mnen. Die Präsentationen verlaufen daher urchgehend positiv und werden von den Zuhö-;iiden gut aufgenommen, da es interessant ist i erfahren, was andere über das eigene Land jnken. ie Spnii'/ivcTvvi'ndKiig iele Lernende äußern, dass sie beim Präsentieren i einer anderen Sprache Angst haben, viele Fehler x machen. Doch die Sprache, die beim Sprechen ?rwendet wird, ist ganz anders als die Sprache, die ian zum Schreiben braucht, Da in fast allen Lern-aditionen das Schriftliche als primär angesehen ird, werden Regeln, die für das Schreiben gelten, □mittelbar auf das Sprechen übertragen. Daher ammt auch die Angst, Fehler z.B. im Bereich der mtax oder der Morphologie zu machen. Leider lachen die meisten Lernenden in schulischen oder tüversitären Kontexten die Erfahrung, dass Leitende auch beim Sprechen darauf bestehen, dass ußerungen korrekt sind. Dies führt meist zu nem Dilemma: Soll ich sprechen und Fehler .achen oder soll ich schweigen? Fehler gehören im Sprachenlernen, und die Lernenden müssen 12U hingeführt werden, dass sie es wagen, sich hlerhaft zu äußern. Lernende haben selbst schon f einen Vortrag gehört, der zwar fehlerfrei vorge-agen wurde, aber beim Publikum nicht ankam, eil z.B. die Stimme monoton war, Dagegen wer-:n sie auch schon lebendige Präsentationen erlebt Iben, bei denen die Vortragenden ihr kommuni-itives Ziel erreicht haben, weil sie den Inhalt mit berzeugung vorgetragen haben, Lernende wer-'ii sich daher bewusst, dass es beim Vortragen rd Präsentieren wesentlich ist, sich im Sprach-'brauch am Publikum zu orientieren. Es geht cht darum, einen perfekten, fehlerfreien Text irzutragen, sondern es geht darum, dem Publi-im etwas mitzuteilen. Als provokativen Einstieg s Thema kann die Lehrkraft die These »Fehler :im Sprechen sind gut!« an die Tafel schreiben, n eine Diskussion in Gang zu bringen. Menschen, e eine Fremdsprache verwenden, werden mir im hensten Fall fehlerfrei sprechen. Daher sollen -h Lernende darüber klar werden, dass Fehler tsdruck eines Lernprozesses sind und dass es sich hiit auch anderen libenen der Kommunikation, wie zum Beispiel der Stimme und der Körpersprache, Beachtung zu schenken, KimmiJiiifkiUioMS.sl ratcy;ieu Das Publikum ist ein wichtiger Faktor bei Präsentationen, und Vortragende sollten sich über passende Kommunikationsstrategien Gedanken machen. Sie müssen schwierige Konzepte erklären, denn sie können nicht davon ausgehen, dass die Zuhörenden diese einfach so verstehen. Die Sprache sollte klar und verständlich sein. Dazu können Lernende natürlich einen Redeleitfaden in der Hand haben, aber sie sollten keinen geschriebenen Text ablesen. Konimunikationsstrategien, die vorher eingeübt werden (siehe Fischer 2008, 158), sind hilfreich, da Studierende schwierige Begriffe umschreiben, erklären oder mittels Gestik verdeutlichen, Ein einfaches Spiel zur Vorbereitung ist folgendes: Die Studierenden erhalten jeweils zu zweit eine Karte INTERVIEWPRO JE KT: AUF DER SUCHE NACH DEUTSCHSPRACHIGEN! Aufgabe: Sie sind Reporter/innen und machen für die Online-Ausgabe Ihrer Zeitung eine Reportage über Menschen aus D-ACH. Suchen Sie mit einem Partner/einer Partnerin eine Person aus D-A-CH, die in Italien lebt und die Sie interviewen können. Stellen Sie folgende und auch noch weitere Fragen: Warum sind Sic in Italien? Seit wann sind Sie hier? Welche Erwartungen hatten Sie, bevor Sie hierher kamen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Welche Erwartungen wurden bestätigt bzw. nicht bestätigt? Welche komischen oder irritierenden Situationen haben Sie erlebt? Was stört Sie heute noch an Italien? Was gefällt Ihnen besonders gut? Was linden Sie in Ihrem Land besser/schlechter? Warum wollen Sie (nicht) hier bleiben? Ihre Fragen:.............................. Auswerten: Werten Sie das aufgenommene Interview aus. Was wollen Sie dem Publikum vorstellen? Wählen Sic kurze signifikante Inter-vicwausscluhtte aus: Sie können Bilder oder Audio-/Videoiuisschnitte vorführen. Präsentieren: Anschließend stellen Sie die interviewte Person vor. Vorschläge für die Präsentation: Wie haben Sie die Person gefunden? Was hat Sie an den Aussagen gewundert oder überrascht? Was haben Sie aus dem Interview gelernt? Achten Sie bei der Präsentation darauf, dass Ihr Publikum aufmerksam bleibt. Abb. 1: f'i'n Vorschlug für Pivjfkiarbcit 22 I »DA WIRD MIR FLAU IM MAGEN« mit einem Wort, das sie kurz zuvor gelernt haben. Sie haben fünf Minuten Zeit, um sich vorzuberei-. ten. Dann sollen sie der Gruppe das Wort erklären, bis diese versteht, was gemeint ist. Dabei sollen Definitionen, Antonyme, Synonyme, Ober- und Unterbegriffe, Fremdwörter, Gestik und Mimik verwendet werden. Diese Übung dient dazu, den Lernenden die Angst vor Blockaden zu nehmen. Die Angst vor Wortschatzproblemen löst häufig Sprechhemmungen aus. Fremdsprachen sprechen heißt auch lernen, dass man denselben Inhalt auf viele verschiedene Weisen äußern kann. Auch wenn sich die Vortragenden beim Präsentieren nicht mehr an das »richtige Wort« erinnern, können sie anhand dieser Strategien trotzdem erfolgreich kommunizieren. Pure Stressbewältigung Es gibt einige Lernende, die eine regelrechte »Phobie« vor Präsentationen haben - zahlreiche Beiträge von Schülern und Studierenden in verschiedenen Internet-Foren zeigen dies sehr deutlich, Folgende Strategien helfen, um mit Angst vor Präsentationen umzugehen: Vortragende, die unter Nervosität leiden, können dem Publikum vor Beginn ihrer Rede sagen, dass sie aufregt sind. Die Zuhörenden verstehen, dass man nervös sein kann und die meisten honorieren den Mut, dies zuzugeben. Es kann auch helfen, den Lernenden anzubieten, im Falle eines' »Blackouts« die Präsentation kurz unterbrechen zu dürfen. Wenn Lernende wissen, dass sie diese Möglichkeit haben, brauchen sie diese Pause meiner Erfahrung nach kaum. Auch die Konzeption der Rede kann helfen, Hemmungen beim Sprechen zu reduzieren. Lernende können ihre Präsentation zum Beispiel wie ein Interview gestalten, bei dem sie sich gegenseitig Fragen stellen. Die Präsentation kann auch wie eine Talkshow organisiert sein, sodass das Setting nicht dem formalen Rahmen einer Rede entspricht. Lernende sollten außerdem im Vorfeld mit dem Ilfasian-der-Transparenz-Effekt bekannt gemacht werden. Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Sprechangst fälschlicherweise davon ausgehen, dass die eigenen Gefühle und Gedanken für andere viel klarer erkennbar sind, als das tatsächlich der Fall ist. Das Wissen um diesen Effekt kann das eigene Auftreten bei Präsentationen verbessern, da sich Lernende gezielt vor ihrem Vortrag selbst beruhigen, indem sie sich sagen, dass sie auf das Publikum längst nicht so nervös wirken, wie sie sich fühlen. Es sollte Lernenden möglich sein, sich in einer bekannten Lerngruppe einer Redesituation auszusetzen, die nicht benotet wird. Die erfolgreiche Bewältigung einer Präsentation wird auch sprechängstüche Lernende ermutigen, sich in Zukunft mehr zu zutrauen. Reflexion üher Kommunikationsverhatten Lernende brauchen Feedback von anderen Lernenden sowie von Lehrenden, um eigene Stärken und Schwächen kennenzulernen; dies kann durch einen Beobachtungsbogen für Präsentationen (siehe Fischer 2008, 277) angeregt werden. Anhand des Bogens wird klar, welche Aspekte für eine Präsentation wichtig sind: Inhalt, Gliederung, Sprache, Körpersprache (Publikumsbezug), Stimme und Präsentationsmaterial. Lernende sollten wissen, dass Fehler, die das Sprachsystem betreffen, nur dann auffallen, wenn sie wirklich störend sind oder die Kommunikation nicht mehr funktioniert. Menschen, die in einer anderen Sprache präsentieren, dürfen Fehler machen, da sie ihre Aufmerksamkeit nicht gleichzeitig auf alle Ebenen der Kommunikation konzentrieren können. Wer viel Wert auf sprachliche Korrektheit legt, hat keine Kapazität mehr, um auch dem Sprachfluss und dem Publikumsbezug gerecht zu werden. Feedback von Leh- : renden aber auch von Mitlernenden zu erhalten, ist außerdem wichtig, um sich besser einschätzen zw'können. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Lernenden ihren Leistungen beim Sprechen gegenüber zu kritisch eingestellt. Studierende, die denken, dass sie nicht gut Deutsch sprechen, sind v meist auch weniger gewillt, sich in der Fremdspra- f che zu äußern. Das führt wiederum dazu, dass sie :. weniger Übung haben und tatsächlich nicht gut sprechen lernen (siehe Fischer 2008, 241). Gerade deshalb ist es wichtig, diesen Lernenden individua-; lisiertes Feedback zu geben, ihnen zu sagen, wo ihre Stärken liegen und ihnen dadurch mehr Selbstvertrauen zu vermitteln, ARBEITSBLATT ZUR VORBEREITUNG VON PRÄSENTATIONEN Generell kann das Arbeitsblatt in Abb. 2 verwendet werden, um den einzelnen Präsentationsgruppen die Vorbereitung auf Präsentationen zu erleichtern. Anhand dieser Punkte wird den Lernenden klar, wie viele Aspekte bei Präsentationen wichtig sind, wie viele verschiedene Bereiche und Ebenen sie berühren, All diesen Punkten Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, ist schwierig, aber mit Übung machbar. »Oft WIRD MIR FLAU IM MAGEN« I 23 VORBEREITUNG DES GRUPPENPROJEKTS 1. Ziele: Welche Informationen sind die wichtigsten ? Welches Wissen wollen wir vermitteln? Was sollen sich am Ende alle Kursteilnehmenden merken? 2. Bildung einer Gruppe: Wir müssen uns öfter treffen und miteinander arbeitert. Die Gruppe muss als Team funktionieren, das gemeinsam arbeitet. 3. Materialsuche: Welches Material eignet sich Für unser Projekt? (Interviews, Analyse von Videos, Internetumfrage...} 4. Materialauswahl: Welches Material wählen wir aus? Welches Material ist motivierend, entspricht dem sprachlichen Niveau, kann eingesetzt werden? 5. Voraussetzungen: Was muss unser aPublikum« können/wissen, um den Vortrag zu verstehen? Was müssen wir erklären? Wie können wir schwierige Konzepte oder neue Worter erklären? 6. Motivation: Ist die Präsentation für die Zuhörenden von Interesse? Wie kann das Interesse der Zuhörenden geweckt und aufrecht erhalten bleiben? 7. Medienpräsentation: Erstellung eines übersichtlichen Handouts, gut lesbarer Folien und/oder Poster, PowerPointpräsentation. Welche Informationen sollen alle mit nach Hause nehmen? 8. Gesamtchoreografie: Wer übernimmt welchen Teil? Wer übernimmt die Vorstellung des Teams? Wie leiten wir von einem Teil zum nächsten über? Wer schließt die Präsentation ab? 9. Probe vor dem Ernstfall: Wir spielen die gesamte Präsentation vor einer Person durch, die uns Feedback geben kann: Was hat gut geklappt? Was müssen wir verbessern? Was sagt unser(-e) Zuhörer(-in)? 10. Zeitmanagement: Wie lange brauchen wir für die gesamte Präsentation? 11. Sprechen/Stimme/Körpersprache: Nicht vergessen: Wir sprechen zu einem interessierten Publikum, dem wir unser Projekt vorstellen wollen. Stichwortzettel statt ganzer Text, Nicht ablesen, sondern mit eigenen Worten erklären, was wir verstanden haben. Publikum anschauen, freundliche Gesichter im Publikum suchen. Schwierige Dinge wiederholen, Auf Handout oder Folien verweisen. 12. Emotionsmanagement: Wie können wir uns Mut machen? Wie können wir uns gegenseitig helfen, um unsere Ängste oder unser Lampenfieber zu überwinden? Wer kann was am besten? Wer kann im Notfall einspringen, falls ein(-e) Vortragendefr) ein Blackout hat? )b. 2: Arbeitsblatt zur Vorbereitung auf Präsentationen in Präsentationsgruppen -UG, (SELBST)KRITISCH UND ANGSTFREI erner Nothdurft (2000, 261) beschreibt Gesprächs-higkeit auf folgende Weise: »klug werden, (selbst) itisch werden, angstfrei werden«. Ich plädiere ifür, diese Definition in Bezug auf die Redefähig-it eines Menschen zu erweitern. Klug werden heißt er, Kompetenzen erwerben, die nicht nur im hulischen Kontext wichtig sind. Selbstkritisch Tden bedeutet in der Lage sein, über das eigene imrnunikationsverhalten und dessen Wirkung chzudenken. Schließlich heißt angstfrei werden im Sinne meines Beitrages die Fähigkeit erwerben, sich ohne Hemmungen vor einem Publikum zu äußern. In der Fremdsprache präsentieren können ist eine Fähigkeit, die nicht viele Menschen besitzen. Lehrende können ihren Lernenden dabei helfen, diese Fähigkeit auszubilden. Sie sollten sich dabei immer vor Augen führen, wie schwierig sie selbst diese Anforderung empfinden. Auf Lernende, die das Präsentieren auf Deutsch gelernt haben, können sie dann auch wirklich stolz sein. TER ATU R ushausen, Ulla: Spreehangst, Erklä rungsmodelle und Therapieformen, Opladen: Westdeutscher Verlag 1996 eher, Sylvia: Die Sprcchschwelle überwinden. Sprechfähigkeit und -Willigkeit italienischer Studierender in DaF, München: Meidenbmier 2008 Düsseldorf: http://www.wirtschaftsdeutsch.de/ lehrmarerialien/ uion, Paul; Die Bewertung mündlicher Spraclikompcronz, in: Horner Wolfgang / Vogel Klaus: Normen im Fremdsprachenunterricht. Tübingen; N«rt 2000. 165-173 Nothdurft, Werner: Ausbildung zur Gesprächsfähigkeit -kritische Betrachtungen und konstruktive Vorschlage, in: WiLte Hansjörg et al. (Hrsg.): Deutschunterricht zwischen Knrapetenzerwerb und Persönlichkeitsbildung, Hohengehren: Schneider 2000, 2M-269 Tselikas, Jilektra: Dramapädagogik im Sprachunterricht, Zürich: Orell Füssl 1999