Deutschlernen/Fremdsprachenlernen bei Kindern mit Legasthenie: Typen von Störungen Gute Kenntnisse mindestens einer, möglicher aber mehrerer Fremdsprachen bilden in der letzten Zeit grundlegende Zielen der Fremdsprachenpolitik nicht nur in der Tschechischen Republik, sondern im ganzen europäischen Kontext. Der Erwerb von Fremdsprachen bringt aber vielen Menschen manche Schwierigkeiten, besonders dann den Lernenden, die unter verschiedenen Teilleistungsstörungen leiden. Das ist dann kaum mit der Inteligenz zu verbinden. Wie wir wissen, ist Fremdsprachenerwerb ein individuell geprägter Prozess, der vielfältige individuelle Fähigkeiten und Erfahrungen voraussetzt. Sellin (2004) verweisst darauf, dass bei der Legasthenie Lernschwierigkeiten aufgrud individuell ausgeprägter Teilleistungsstörungen bestehen. Diese Teilleistungsstörungen liegen in unterschiedlichen Zusammensetzung und Stärke. Jedes Kind hat ein eigenes, individuelles Störungsmuster und individuelles Lernen, Unterricht und Förderung müssen auf die persönliche Problematik abgestimmt sein, um Erfolg zu erziehen (vgl. Sellin 2004, 24-25). Eine komplette Liste von Störungen in Bezug auf den fremdsprachlichen Unterricht zu präsentieren, wäre im Rahmen von diesem Beitrag zu aufwendig. Mit dieser Aufgabe beschäftigen sich in der letzten Zeit bei uns mehrere Fachleute, z.B. Lenochová (1999), Janíková (2003), Šigutová (2002, 2004) oder Zelinková (2005). Der folgende Überblick über die meist vorkommenden Störungen entstand anhand der Inspirationen bei den oben genannten Autoren, der eigenen Erfahrungen und fundierter Auslegungen zu dieser Problematik von K. Sellin (2004). 1. Langsamkeit Manche Schüler brauchen für das Erfüllen von einer Augabe mehr Zeit, sie haben ein langsameres Arbeitstempo, bei den umfrangreicheren Arbeiten bewöltigen sie nicht alle Aufgaben. 2. Das Gedächtnis Dass die legasthenen Kinder sich neue Informationen im Allgemeinen mit Schwierigkeiten aneignen, ist ein bekanntes Phänomen. In Bezug auf den Fremdsprachenerwerb soll erwähnt werden, dass im Unterricht abstrakte Lerninhalte und sprachliche Strukturen vorkommen. Nach Erkenntnissen der Piagets Entwicklungspsychologie ist erst ab zwölf Jahren die Verarbeitung und Speicherung abstrakter, merkmalsbezogener Gedächtnisinhalte möglich, wozu sprachliche Formen in den Fremdsprachen gehören: Pronomen, Hilfsverben, idiomatische Strukturen etc. (vgl. Sellin 2004, 26). In Anlehnung an die sog. Sinnestätigkeiten und Sinneserfahrungen (Piagets „sensomotorische Entwicklungsphase“) muss an diesel Stelle betont werden, dass die Menschen sich Informationen durch mehrere Sinneskanäle merken, wir unterscheiden dann verschiedene Lerntypen. Die Gedächtniskapazität kann effektiv gefördert indem werden, wenn möglichst viele Sinneskanäle bei der sprachlichen Stoffverarbeitung angesprochen werden. Und die Bewegungsaktivitäten dürfen im Unterricht auch nicht fehlen. 3. Der Umgang mit Reihenfolgen Diesen Kindern fällt es schwer, Reihenfolge in Handlungen einzuhalten, Auswendiglernen bringt ihnen oft große Probleme. Und was heißt, Reihenfolgen nich einhalten? Sellin redet über Reihenfolgen des Alphabetes, der Monatsfolgen oder der unregelmäßigen Verben in den Fremdsprachen – unter Umständen sind diese nur als Ganzes gespeichert. Dasselbe betrifft die Reihenfolgen der Satzteile in den Fremdsprachen. 4. Konzentration und Aufmerksamkeit Beide Aspekte sind nicht durchgehend gegeben, besonders stark kommen sie vor, wenn die Kinder müde sind oder im Unterricht überfordert werden. Und wie sieht dieses Defizit beim Lernprozess aus? Das Kind vergisst z.B. Interpunktionszeichen zu setzen, kann Arbeitsanweisunegen nicht beachten oder das Unterrichtsgespräch nicht kontinuierlich verfolgen. 5. Perzeptionsprobleme beim Hören Einige Kinder mit Teilleistungsstörungen können sich das Gehörte nicht vollständig und lange genug merken. Es zeigt sich explicit und oft vor allem beim Diktatschreiben, wo die Kinder den Gesamtzusammenshang vergessen, oft streichen und orthographische Fehler machen. 6. Auditiv-sprachliche Schwierigkeiten Diese Störung hat zufolge, dass die Sprache nicht präzise und angemessen schnell verarbeitet werden kann. Sellin (2004) erwähnt, dass die Kinder mit dieser stark ausgeprägten Störung nicht schnell genug auf sprachliche Informationen, Unterrichtsbeiträge von Mitschülern, Lehrerfragen oder mündlich gegebene Arbeitsanweisungen reagieren können. 7. Schlechte metakognitive Lernerstrategien Im Allgemeinen haben diese Kinder oft Probleme solchen Dingen wie z.B. pünktlich sein, Ordnung auf dem Schreibtisch, in der Schultasche oder im Heft. Damit ist dann eng verbunden ihre Unfähigkeit, den Lernprozess zu planen oder sich mit den Hausaufgaben zurechtfinden. Eine gute Metakognition ist nicht da. 8. Schlechte kognitive Lernerstrategien Der effiziente Strategiegebrauch sollte zu den unetbehrlichen Unterrichtsinhalten besonders bei diesen Schülern gehören. Nur dann können u.a. Automatisierungs- und Strukturierungsvorgänge, die Funktionstüchtigkeit des Arbeitsgedächtnisses und die Speicherung der Informationen im sprachlichen Langzeitgedächtnis gefördert werden. Aus oben genannter Aufzählung der typischen Störungen, die nicht immer in ihrer Gesamtheit autreten können, lassen sich folgende Empfehlungen für die Arbeit mit legasthenen Koncern im Fremdsprachenunterricht ableiten. JANÍKOVÁ, V. & M. BARTOŇOVÁ (2003). Výuka německého jazyka u žáků se speciálními vzdělávacími potřebami. Brno: Masarykova univerzita. LENOCHOVÁ, A. (1999). Práce se žáky se specifickými poruchami učení v hodinách anglického jazyka. In KUCHARSKÁ, A. Sborník Specifické poruchy učení a chování. Praha: Portál. SELLIN, K. (2004). Wenn Kinder mit Legasthenie Fremdsprachen lernen. München/Basel : Ernst Rheinhardt Verlag. ŠIGUTOVÁ, M. (2002). Výuka angličtiny u dětí s dyslexií. Ostrava: Ostravská univerzita. ŠIGUTOVÁ, M. (2004) Výuka cizích jazyků u dětí s dyslexií. In: RIES, L. & E. KOLLÁROVÁ (Eds.): Svět cizích jazyků dnes/ Svet cudzích jazykov dnes. Bratislava: DIDAKTIS, s. 165-188. ZELINKOVÁ, O. (2005). Cizí jazyky a specifické poruchy učení. Havlíčkův Brod: Tobiáš.