Bunt, fröhlich und einfach: Nähkurse mit Frau Knallfrosch Ein paar Zettel ausgehängt, ein, zwei Anzeigen geschaltet und schon strömten die ersten - vor allem - Frauen zum Nähkurs in das einladend helle Erdgeschoss-Atelier der Wiener Kleidermacherin Barbara Sengmüller, die hier seit Jänner 2012 unter dem Markennamen „Frau Knallfrosch" ihr Wissen weitergibt. Der lustige Name, sagt Barbara Sengmüller, hätte viele zum Kommen animiert, vor allem die, die negative Erinnerungen an ihren strengen, humorlosen Handarbeitsunterricht in der Schule hatten. „Sie wollen weg von dieser konservativen Schneiderei und einfach aus schönen Materialien fröhliche Kleider machen." Jeder nach seinem Geschmack, hier ist alles möglich, auch und gerade das Verarbeiten von mitgebrachten Stoffen. Vier Stunden dauert ein Kurs, von denen zwei bis drei pro Woche stattfinden. Das ist gerade lang genug, um kleine Projekte zu verwirklichen. Die Frauen, sagt Barbara Sengmüller, seien in der Mehrheit gebildete Frauen zwischen 30 und 40, häufig hätten sie kleine Kinder und kämen zum Nähkurs, „weil sie was mit ihren Händen machen wollen. Sie freuen sich total, wenn sie den einfachsten Rock oder die einfachste Hose der Welt mit nach Hause nehmen können." Barbara Sengmüller, Adambergergasse 3/1, 1020 Wien. Tel. 0669 19 13 14 28; E-Mail: barbara@knallfrosch.at; www.knallfrosch.at >> ihren Strickaktionen „auf politische Zusammenhänge aufmerksam machen, im Alltag überraschen, neue Blickwinkel auf Bekanntes eröffnen" und vor allem zeigen will, „dass vieles auch ganz anders sein könnte und tex-tile Techniken, die weiblich konnotiert und im Privaten verortet werden", in den öffentlichen Raum eingebracht werden können. NÄHEN FÜR MANAGERINNEN Natürlich verfolgen nicht alle feministische Ziele, aber dass dem Stricken überhaupt eine solche gesellschaftspolitisch wirksame Dimension innewohnt, ist an und für sich schon eine ziemliche Neuigkeit. Neu sind auch die Orte der (Strick-(Handlung: Denn das Großstadtpflaster war bisher nicht der vorrangige Nährboden fürs kollektive Handarbeiten. Dazu kommt, dass die, die von der Entwicklung erfasst werden, bis vor Kurzem nicht sehr viel mit Handarbeiten und Handwerk am Hut hatten: hochschulgebildete, moderne, junge Frauen; Mitglieder der Wissensgesellschaft, selbstständig, unabhängig und berufstätig. Stricken, Häkeln und Nähen war für sie Hausfrauenkram aus einer längst vergangenen Zeit. Das hat sich geändert. Die Wiener Kleidermacherin Rebecca Bilger, die mit großem Erfolg Nähkurse anbietet, hat kürzlich im Rahmen eines „Falter"-Artikels er- klärt, was diese Frauen - und es sind größtenteils Frauen - motiviert, sich nun doch der Nähmaschine zuzuwenden: „Auf die Frage ihres Fitnesstrainers, weshalb sie nicht mehr ins Studio zum Trainieren komme, hat eine meiner Schülerinnen geantwortet: Ich mache keinen Sport mehr, um mich nach der Arbeit auszupowern, ich mach jetzt einen Nähkurs." Ähnliches berichtet auch die Mode-macherin Barbara Sengmüller, die unter dem Namen „Frau Knallfrosch" seit Jänner 2012 auch Nähworkshops veranstaltet: „Vor Kurzem haben mir wieder zwei Frauen gesagt, sie säßen den ganzen Tag vorm Computer und sähen gar nicht, was sie eigentlich ma- 0112013