mums Mil IHK kell stli Iii i;ÍijiftíÍÍ?ÍljiiÄ WlltiMimWlnlnnffl mg Im Hfl 'HH^liIltiiHilŕMrtJItiilílli^llí.jl^ U Vom trostlosen, sandigen l'lalz, welcher einzig durch den Bau des Pester Deutschen Thealers gc ziert wird, schlangelt sich eine (.ias.se zum Stadlhaus. Hier sind die besten Gasthäuser, hier sind die meisten rauchigen, aber orientalisch luxuriösen Cafes, hier sind auch die schönsten Läden mit mannigfaltig bunten Waren. Die Einrichtung der gläsernen Schaufenster wird eben erst in Mode ge bracht, denn vor den meisten Geschäften stehen, angefüllt mit der warmen Versuchung ihrer Seiden und ihrer Stoffe, kleine Glaskästen, die der Geschäftsmann am frühen Morgen auf das Pflaster stellt, das heißt vielmehr, in Ermangelung eines solchen in die Gosse senkt. Oder es werden die verschiedenartigsten Waren, die Tücher und das Schuhwerk in primitivster Art ganz einfach über die aufgeklappten Türflügel genagelt. Und doch ist das hier die elegante Straße, wo die Spaziergänger von Pest und Ofen besonders um die Mittagszeit in einer augenverwirrenden, vielfarbigen Menge auf und ab wandeln. Schwarz-röckige, städtische Bürger, ungarische Edelleute in verschnürten Mänteln, Schwaben vom Dorf in ihren dunklen, blauen Anzügen, mit dem mallen Glanz der großen Knöpfe, ungarische Bauern im wollenen Pelz, Slowaken mit ihren gemütlich-breit kramp igen, felligen und Griechen mit ihren turmhohen unheimlichen Hüten, Serben in ihren roten Mützen, lockige Juden in langwallendem Kaftan. Dazwischen rollen 58 links gnille Klumpen MiiilVnknl \n\\/<\>>\ im i • [KlIlK'ii rasseln sehw erlallig mit ungeheuren Me Innen beladen jede wie ein Mnnlgolficr-Itnlloii — .in -,e leine Slral.'ie der Flanierenden entlang. Vor diesen Lüden und Zwischen diesen Fuhrwerken schob.sich einst, von der Theaterprobe kommend, ein dickes, untersetztes Männlein mit ......n sieh in Gesang verlierenden Gédaiikén vorbei, llle /u dem kleinen Haus am Ofener Bergesrand liinithcrdrangen, wo Therese Brunswick, die e u ige Braut, wohnte. Denn auch eine solche Frau hat luer in der trivialen Krämerwelt dieser kleinen Sladt geatmet. Dies nur im Vorübergehen dem Hiographen Beethovens, R o m a i n "Roll a n d, daß es ihn eines Blickes in diese bunte Straße der l'liilislerstadl nicht reuen möge. Als nun um das dritte Jahrzehnt des vorigen luhrhunderts jener Sturm des Aufschwungs über die Dächer der trägen Stadt blies und in der eleganten Straße die kristallgläsernen Schaufenster von Tag zu Tag sich vermehrten, da schien das wlirierende Leben der Stadt wahrhaftig in einer einzigen Person verkörpert zu sein. In einem gar • auffallenden Herrn, der im gemächlich weiten, schlaf-i'ockartigen Frack, und darüber in seinem bloß bis Ither den Bauch reichenden, engen und kurzen lichten Paletot mit großen Hornknöpfen durch die ruhig wandelnde Menge in so quecksilberner Eile 1;iiiit;l.«)^ltu^:^ifH|iwlifiíWÍHiWíWii tllHIWHIM j'l'7fftBWWW|IWIWW| < >• 11111 • i: rillen dicken CS ZU IVgtlCII bcgUIUl] ; der (iiil)Vr einen .1.i• 111•if^«*l*. kleinei Alilldcl i Ifllpl I mIi im liiell ilirsr sonderbare Kim RolU'SlOCk, dum US SU', wenn zur allgemeinen Bewunderuu kleineu Regenschirm herauszog. Ktthrwnhr, keine der so rücksichtslos hinrollenden herrschaftliche! Vierspänner hätte unseren' biederen Pesler Philisle mehr aufregen können, als diese ohnehin so merk würdige Gestalt, die sich noch dazu stets im fiebern den Drangen eines.rätselhaften Eifers befand. Das war ein fortwährendes Grüßen allerwärts ein hastiges Laufen von der einen Seile der Straß) zur anderen. Bald wurde der, bald wurde jener bein Namen angesprochen, alle wurden heim Arm ge packi und mitgeschleppt, — mit den Bürgern und mil den Großen des Landes, mit jedem immer in derselben zutraulichen Manier. Der Mann tral in jeden Laden ein und sprach unaufhörlich mit hebender Zunge ungarisch, deutsch, in allen Sprachen kunterbunt durcheinander, von einem Gegenstand zum andern überspringend, seine Hede slets mit allerhand schicklichen und unschicklichen Witz-worten mischend. Doch wenn er dann plötzlich wie ein edles Pferd stutzt und seinen Kopf hochhebt, dann ist es um ihn heruin sofort wie die Aus-slrahlung einer vielleicht manirierlen Eigenart, der angeborene, unbestimmbare, aber doch sofort erkennbare Nimbus des Aristokraten. Sein schwarzlockiger Kopf ist wie versunken in dem kurz geschorenen, dichten Marl, seine weit hervorstehenden Augenbrauen wachsen ihm über die kleine Adlernase huschig zusammen, doch aus diesem dunklen Urwald von Haaren und von Locken ziltert das un- 60 iihiHc Nerveimplcl einen leinen, weißen AnllitxcM in i mu und es gl im ml unheimlich aus den funkeln- ili'ii Viigen. Dieser Blick gebot Huldigung, vor diesem Blick i n niemand über den Sonderling zu lachen. Im (iegenleil; die Philister verbeugten sich tief und Hillen: P a len I fein! Das ist ein echter I n ;: I ä n d e r!, was damals die Äußerung der aller-liOi listen Verehrung war. Die ganze Stadl kannte Ihn Schau, das ist der Széchényi! Der Graf besprach tausenderlei Pläne während nur Millagspromenade. Was wird mit der \ I, ;i d e m i e? fragt er ein bebrilltes Wesen, einen belehrten von Beruf. Und wie steht's mil dem N n I i o n a 11 h e a t e r '.' wendet er sich mit der ľ'rage an einen Kritiker und Dichter. Ah! Herr 111 i e k l o r ! — dieser Gruß gilt dem deutschen I lireklor der Donau-DampfschilTahrlsgesellschafl, der in seiner Heimat als Fachmann bekannt war lind nun vor einigen Wochen, dem Ruf des (Hillen folgend, von Deutschland nach Ungarn über-kledell war. Doch schon nähert sich ein Publizist und Landtagsmitglied, der wellweise Baron Josef I n l v ö s, mit dem man so gut über die Befreiung der teil (eigenen, über die allgemeine Sleuerpflichl, über die Reform der Gefängnisse und über die Emanzipation der .luden sprechen kann. Der Graf ist be-knnders stolz darauf, daß er, wie es einem Diplomaten geziemt, sich bei allem Eifer immer nur von seinem kühlen Verstand und nie von seinem Herzen leilen läßt. Auf ein zu freisinnig gedachtes Juden-[ľsetz fies allzu humanen Barons bemerkt er bissig: „Wer wird uns von den .luden befreien, Iii .itrtf+»itif«»r"*fi-i';-«tttWtlH'' T woiii wir einmal die Juden befreien?" Nach einem wilden Galopp über so slruppige Themata verläßt der Gral' plötzlich schien Freund, m dessen Gesellschaft mit der eines Ingenieurs zu verJ lauschen. Jetzt vertieft er sich in ein Gespräch über die Theißregulierung, über die Schiffahrt ainj Plattensee, an der Drau und an der Save. Über die schwere Frage, was für Dämme die Stadt Pest von nun ab vor Überschwemmungen der Donau behüten sollen und dann auch, wie man diesen Fluß durch die Sprengung von Felsen an der Landes-] grenze für den Weltverkehr eröffnen könnte. Schon packt er einen englischen Gentleman,; einen gewissen Mister Clark beim Ann. Diese Mann kam natürlich ebenfalls auf die Veranlassung des Grafen nach Ungarn. Den Traum aus Eisen, das feine Spitzenwerk der Ketten über die Donau, die künstliche Schönheil, die hier mit den Schönheiten der Natur wetteifert, die Kettenbrücke zwischen Pest und Ofen, sollte dieser Engländer uns erbauen. Nach einer kurzen Fachsimpelei mit dem Gentleman verläßt ihn unser unruhiger Geist schon wieder. Seine Augen glühen, nun scheint ihm ein Zusammentreffen besonderen Spaß zu machen. Endlich ein Sportsmann, ein passionierter Pferdezüchter, mit dem sich über diesen unerschöpflichen Lieblingsgegenstand so gut plaudern läßt. Der Graf zeigt dem Manne vor allem ein dickes Buch. Es istsein eigenes und es handelt selbstverständlich voi« Pferden. Nun blättert er in dem Buch, bis erl die Stelle findet, die er vorlesen will. Jederi Dilettant ist immer bestrebt, aus eigenen Werken vorzulesen. Schon lacht er auch, Was er so zu lachen1 IuiI im perlenden Schmelz seiner weißen Zähne? Man erkennt das zufriedene Lachen eines Dilettanten Uber den eigenen witzigen Einfall, den er in ililettantischer Kühnheit niederzuschreiben gewagt hat. Ja, der Graf hat es wirklich gewagt, die hingnasige ungarische Pferderasse in seiner blitzend glücklichen Ausdrucksweise: jüdische Pferde /n nennen. Seine These ist eben die, daß diese verkümmerte Rasse veredelt werden müsse. Doch hält er sich bei dem Buch und dem Witzwort nicht auf. Und es ist nicht mehr bloßer Dilettantismus, sondern die praktische Energie eines wellkundig Handelnden, wie er sich an die Arbeil macht, Briefe auf Briefe nach England, eben jenem Alfred T a 11 e r s a 1 schreibt, der in Pferdesachen gewiß der größte Sachverständige sein mußte, um seinen Namen in der Weltsportgeschichte aus dem Namen eines Mannes in den eines Begriffes verfeinert zu sehen. Vis frohe Antwort auf diese drängenden Briefe wiehert dem Grafen eine Ladung englischer Hengste entgegen, — nun kann er mit der ungarischen Pferdezucht beginnen! Während dieser Gespräche und Geschäfte fällt es dem Grafen auf, da er, wie übrigens alle deutsch erzogenen Aristokraten dieser Zeit, seine Midler-sprache sehr unvollkommen beherrscht oder sie eigentlich nur in genial sprachschatfender Unvollkommenheil: radebricht, daß der Ungar mit dem Gleichrangigen sich dulzt, den Rangniedrigeren jedoch mit einer den Rangunterschied schmerzlich iihlbar machenden Ansprache beleidigt. Hingegen ist der einfache Bürger slels genötigt, den Grand-seigneur immer mit seinem ganzen Rang Und mit HiiliiHHMUi fMlItflHMI MtMMMfl .seinen vollen Titeln zu nennen. Diese langwierigen Ansprachen ennuyieren den nervösen Grafen. Er mochte eine Ansprache erfinden, die die höfliche Konversation und den geschäftlichen kurzen Verl kehr in einem ermöglicht. Er ärgert sich über die Spraclienneuerer, über diese wellunkundigen Stuben! hocket-, die für abstrakte Begriffe Worte erfinden,] aber wenig vom Drang zur praktischen Erneuerung der Sprache fühlen. S i e, v o u s, y o u muß im Ungarischen seinen Gleichklang und seinen Gleich-! wert finden, ö das heißt ungarisch: U, er. Der Graf setzt nun einen einzigen s t u m m e n L a u t an das ö an: ort. Geschicklichkeit ist keine Zauberei, so ist bis heute das Wort die landläufige kurze Ansprache der imgarischen Höflichkeif gehlieben. Doch wozu ein höfliches Zeremoniell in einer Stadl, wo es nicht einmal eine Gelegenheit zu seiner Entfaltung gibt? Hier ist kein Salonlehen, hier gibt es keine Klubs, die armselige Akademie ist noch im Werden, auch mangelt es dem von S z e c Ii e n y i s Vater mit einer Bibliothek begründeten Museum an Schätzen. Die Gelehrten und Schriftsteller versammeln sich nur in der zellenarligen Stube eines armen Dichterlings in Mönchskutte, trinken dort sanften Milchkaffee /.wischen vier schmucklosen Mauern und schlürfen dann über Sandhügel und Inseln von Schlamin zur Schiffsbrücke. Während die Festung da oben auf dem Berge sich in Abenddämmerung hülll und die Pesler Häuserreihen im letzten Sonnenlicht rot und weiß und lila in allen Farben schimmern, während der |)ufl ferner Akazien über die Donau schwimmt, sprechen diese 64 ■ r.leiten Armen über ein gebildetes und reiches und Ofen der Zukunft. I »iese P a u v r e - s i r e - Gesellschaft vergißt plini, daß das Lächeln einer einzigen Frau, wenn die in schön und ihr Lächeln fein ist, mehr gilt, als tallisl die schönsten patriotischen Gedichte und «'den, um die kuns[liebenden Reichen nach Pest zu U* i locken. Doch hier kann kein Salon eröffnet werden, ■t lauge einem der feine englische Anzug vollge-libl wird, sowie man sein Haus verläßt. Bestiefelte .....rnweiber in ihren kurzen Röcken zu sehen, IIIhk für den Reisenden eine schöne Sehenswürdig-|.i il sein. Aber kleine Füße in beschnallten, Iflnzenden Schuhen können hier nicht durch die i' waten; auch die majestätische Schleppe eines milden Rockes fände sich in der Pester Straße in ■ lit.t Würde bald beleidigt. Vor allem müssten die Millen ordentlich gepflastert und beleuchtet «rillen, dann aber könnte man für Zusammenkünfte Iii Klubs und in öffentlichen Gärten sorgen. Der Graf begrüßt nach biederer Wiener Sitte um seinem fidelen Koschamadiener einen •hlbeleibten Bürger, der, mit der goldenen Uhr-pH c spielend, eben in väterlicher Bewunderung vor ......in tieuerbaulen Haus steht. Wäre das nicht das im hie Haus für einen Klub? Gesagt, getan. Die le werden gemietet. Für die Einrichtung sorgt >l. i Graf. Man höre ihn nur, wie er mit dem Bau- .....ster und mit dem Tischler debattiert. Er er- lill ihnen von Rothschids Haus in London, wo von i ni Zimmer des Herrn rätselhafte Rohre durch iillc Zimmer laufen. Die Rohre springen in Imiiii von Muscheln aus der Mauer. In diese 5 65 ItllM IhHwHwwHWWÍíÍhH] I WwtHfftlflftÍnÍ(MPRÍMMl ludwig h a t v a n y das verwundete land hntcrf: A**imtz-iiioi du silence, car Je vais toucher Zo mal et od erlern. Danton: Aupuio, touehc le mal. I.vs Murinitres tia$ts ta stille: SHeucc, gflouoe, les blesses.... Sirzuiitf des Xatioiialkonveiits September 1921 E. P. TAL & CO. - VERLAG LEIPZIG - WIEN - ZÜRICH