Wo der Teufel miL der Bognerin rauft Wo die Kuh am Brett spielt den Teufel an einem seiner Horner und riss so heftig daran, dass dieses abbrach. Dann jagte sie den verdutzten Teufel zur Stube hinaus. Schmerzverzerrt stand der Teufel vor dem Hause und wartete auf den Pergauer. Als dieser eintraf, gestand der Teufel seine Niederlage ein und sagte, er verzichte auf seine Seele, er möchte vom Vertrag zurücktreten. Er mochte nicht auch noch das zweite Horn verlieren. Nie wieder wollte er diese Ursula sehen, geschweige denn ihr auch nur nahe zu kom men! Der arme Kaspar Pergauer fügte sich in sein Schicksal, wenigstens war seine Seele nicht verloren. Er musste noch viele Jahre an der Seite seiner streitsüchtigen Frau ausharren. Als er starb, soll man seine Seele in den Himmel auffahren gesehen haben. Was mit Ursula passierte, weiß niemand, weder im Himmel, noch in der Hölle bekam sie einen Platz. Angeblich wandelt sie bei Vollmond um Mitternacht noch immer in der Bognergasse herum. Zur ewigen Erinnerung wurde vor Jahrhunderten eine Tafel mit folgenden Worten am Hause Bognergasse 3 angebracht: Pestilenz und Not ein Übel ist, Und Krieg ein arger 7xitvertreib. Doch schlimmer noch als Teufels Tück und List, Ist - Gott behüt uns - ein böses Weib! Wo die Kuh am Brett spielt Kaiser Karl IV. hatte einen lustigen Rat namens Dietrich Nagelwidt, dessen Schalkheit und Narrenpossen in Stadt und Land bekannt waren. Die losen Schwanke abgerechnet, war er gutmütiger Natur und überall gerne gesehen. Nur des Kaisers Amtmann, Hanns Stubenberg, schien hierbei eine Ausnahme zu machen, dennoch weilte Dietrich, der Schalksnarr, am liebsten vor der Haustür Stubenbergs. Hanns Stubenberg hatte eine Mündel. Ein allerliebstes Wesen, das der Rai beim letzten Erntefest kennengelernt hatte. Er dachte seither oft an sie und sie dachte oft an ihn, aber beide durften sich nur verstohlen sehen und sprechen, denn Hanns Stubenberg schien auf Trudehen, so hieß das Mädchen, selbst ein Auge geworfen zu haben. Er wollte sie als ehrsame Hausfrau in sein neu erbautes Haus einführen. Ihm fehlte nur noch ein Hausschild. Ein Glück für das verliebte Paar war es, dass der Amtmann und sein Freund Hieronymus Kuh, mit dem er täglich auf dem Brett zu spielen pflegte, keinen Einfall für ein Hausschild finden konnten. Reste der Bemalung auf dem Haus Bäckerstraße 12. Man nimmt an, dass die Kuh und der Wolf, die miteinander Backgammon spielen, Katholiken und Protestanten symbolisierten. Nach langem, vergeblichem Nachdenken waren sich beide einig, einen Maler zu Rate zu ziehen. Der Maler erschien und, von Nagelwidt schon eingeweiht, machte er den Vorschlag, das von den beiden älteren Herren so geschätzte Brettspiel als Hausschild zu wählen. Dieser Vorschlag wurde mit Freude angenommen. Das Brettspiel, das sogenannte Damespiel, war damals sehr verbreitet und oft gespielt. Ziel des Spiels war, die eigenen zwölf Spielsteine nach gewissen Regeln auf die Felder des Gegners zu bringen. Der Maler musste sogleich mit der Arbeit beginnen, schnell war ein grünsamtenes Kissen zu sehen, mit goldenen Quasten versehen und auf demselben sah man ein zierliches Damebrett, das mit seinen 64 schwarz-weißen Feldern schön anzuschauen war. Nur die früh einfallende Dunkelheit verhinderte die Vollendung noch am selben Tag. Es wurde Morgen und schallendes Gelächter weckte den von seiner Verlobung träumenden Amtmann. Zunächst glaubte er noch zu träumen, aber als das Lachen kein Ende nahm, stürmte er zum Fenster und sah eine große lachende Menge vor seinem Haus stehen. Als er rasch auf die Straße lief, blieb er, wie vom Blitz getroffen, 116 117 Wo die Kuh am Brett spielt vor seinem Haus stehen. Er erblickte neben dem neuen Hausschild mit dem Brettspiel eine gemalte Kuh mit einer Brille, welche offenbar einen Spielzug ausführte! Der Urheber dieses Schwankes war rasch gefunden, es war Dietrich Nagelwidt. Der Amtmann schwur dem Schalk bittere Rache. Obwohl er das lästerliche Zusatzgemälde sofort übertünchen ließ, war die Geschichte schon längst stadtbekannt. Der Spott war dem Amtmann sicher! Vor einigen Jahren entdeckte man das lustige Hauszeichen wieder und auch die übertünchte Kuh wurde wieder sichtbar. Das Haus befindet sich gegenüber dem alten Universitätsgebäude in der Bäckerstraße. Kornhäusel und sein Turm Kornhäusel und sein Turm Josef Kornhäusel war als Architekt einer der bedeulendslen künstlerischen Vertreter des Biedermeiers in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er prägte mit seinen Bauten entscheidend das Stadtbild Wiens. Hervorzuheben sind das Theater in der Josefstadt, die Synagoge in der Seitenstettengasse, der Seitenstettenhof, der Schottenhof und viele andere Bauten in den Vorstädten und im Umland von Wien. Im Jahre 1825 errichtete Kornhäusel am oberen Ende der Seitenstettengasse ein Wohnhaus mit einem turmartigen Anbau. Dieser diente ihm als Atelier und Alterswohnsitz. Der Zugang zum Turm war über das fünfte Stockwerk des Hauptgebäudes möglich. Die Sage erzählt, der Zugang zum obersten Stockwerk wäre nur über eine Leiter möglich gewesen. Kornhäusel wollte in seinem Atelier ungestört arbeiten können. Und sollte ihm sein zänkisches Weib auch dorthin nachrennen, gi ng er in dieses oberste Stockwerk hinauf, zog die Leiter hoch und schloss die Falltür. Der Kornhäuselturm war mit einer Höhe von über 35 Metern lange Zeit das älteste Hochhaus Wiens. In den i84oer-Jahren wohnte dort der Dichter Adalbert Stifter, woran heule eine Gedenktafel in der Seitenstettengasse 2 erinnert. Am 8. Juli 1842 beobachtete Stifter auf der Aussichtsplattform des Turmes eine totale Sonnenfinsternis. Er hielt dieses denkwürdige Ereignis in seinem Buch „Aus dem alten Wien" mit ergreifenden Worten fest: „Denn nicht anders, als wie der letzte Funke eines erlöschenden Dochtes, schmolz eben auch der letzte Sonnenfunken weg, wahrscheinlich durch die Schlucht zwischen zwei Mondbergen zurück - es war ein ordentlich trauriger Augenblick -deckend stand nun Scheibe auf Scheibe - und dieser Moment war es eigentlich, der wahrhaft herzzermalmend wirkte." Er schließt seine wunderbaren Erörterungen mit " Von hier aus beobachtete " ADALBERT STIFTER am 8. Juli 1842 die einzige im Wien der Neuzeit eingetretene totale SOriNENFlNSTERrllS ERRICHTET 1994 AUF INITIATIVE DES JUGENDCUIBS ■ DINGI-VINDEMIATRIX' mit Förderung durch die MA 7 Der Kornhäuselturpi am Fleischmarkt. Die Erinnerungstafel an Adalbert Stifter in der Seitenstettengasse. den Worten „Wenigstens könnte ich keine Symphonie, Oratorium oder dergleichen nennen, das eine Musik war wie jene, die während der zwei Minuten mit Licht und Farbe an dem Himmel war ..." i 18 119 Peter Alexander in seinen schönsten Filmen Erinnerungen in Fotografien und Plakaten Peter Alexander in seinen schönsten Filmen Erinnerungen in Fotografien und Plakaten Danielle Willert 19,99 € 978-3-95400-756-1 *\ Danielk WIDert Hans Moser in seinen schönsten Filmen Erinnerungen in Fotografien und Plakaten Hans Moser in seinen 11 schönsten Filmen Erinnerungen in Fotografien und Plakaten Danielle Willert 20,00 € 978-3-95400-872-8 Wien 1914 Hans W. Bousska 22,95 € 978-3-95400-313-6 WIEN 1914 Das Ende einer Ära ALT-WIEN Alt-Wien. Bildschöne Innere Stadt 12,95 € Kurt Kospach 978-3-95400-227-6 Weitere Bücher aus Ihrer Region finden Sie unter: t www.suttonverlag.de Die Wiener Innenstadt ist reich an Geschichten und Legenden, die sich um Teufel, Geister und Basilisken, mythische Vorstellungen, Glaube, Ängste und Hoffnungen der Menschen ranken. Spuren dieser mythischen Welt finden sich bis heute an zahlreichen Häusern und Ecken der Inneren Stadt. Straßennamen, Bildnisse und zahlreiche Skulpturen, vor allem am und im Stephansdom, zeugen vom reichen Sagenschatz Wiens. Der beliebte Autor und Hobbyhistoriker Kurt Kospach leitet das Bezirksmuseum Innere Stadt, in dem auch die Malerin und Autorin Annemarie Kospach ehrenamtlich tätig ist. Für diesen Band haben sie rund fünfzig fesselnde Überlieferungen, in denen die geheimnisvollen Zeiten dieser sagenumwitterten Stadt fortleben, gesammelt und mit stimmungsvollen Fotografien illustriert. Dieses Buch entführt den Leser auf eine spannende Reise über ehrwürdige Plätze, durch verschlungene Gässchen, in tiefe Keller und Gänge unter den Stadtmauern sowie in die schwindelnden Höhen des Stephansturmes und lädt dazu mit spannenden, gruseligen und romantischen Erzählungen ein, in ein mystisches Sagenreich einzutauchen. 9783954008650