LEHRERSEIN IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK Kateřina Vlčková Abstract: In jedem Staat Europas heißt Lehrersein etwas Anderes, trotz viele Unterschiede, gibt es viele Gemeinsamkeiten. In diesem Text werden wir über die Situation in Tschechien sprechen, die aber auch für andere Staaten ebenso typisch ist. Es wird Wandel in der Lehrerrolle, Stellung der Lehrer in der Gesellschaft, Feminisierung und das Alterungsprozess des Lehrkollegiums usw. kurz besprochen. Der Text stellt ein Arbeitsmaterial dar und wurde ohne sprachliche Korrektur verfasst. 1. Einleitung - Wandel in der Lehrerrolle Die Rolle des Lehrers veränderte sich wesentlich in "ganzer" Welt. Im Zusammen- hang mit Globalisierung, Information- und Computer-Gesellschaft, lernender Gesellschaft oder lebenslangem Lernen verschob sich die Rolle des Lehrers von Informations- und Wahrheitsquelle und ­vermittler zum Koordinator, Manager von Lernen und Lern- bedingungen. In Tschechien zeigt sich diese Veränderung auch, sowohl die Spannungen, die die noch nicht voll von Schule akzeptierte Veränderung bringt, oft noch stark sind. Dazu kommt noch eine für die postkommunistischen Saaten typische Veränderung, die mit der politischen Wende (vom Sozialismus zur demokratischen Marktgesellschaft) zusammenhängt. Im Sozialismus war der Lehrer Vermittler der Ideologie, er war unter ständiger politischer Kontrolle, und zugleich "kontrollierte" er durch die Schüler auch die politischen Einstellungen der Schülerfamilien. Er führte nur Anordnungen durch (Lehrpläne), er war nur ein Bürokrat. Nach der Wende (1989) war der Lehrer wie verwirrt, was galt, endete zu gelten und mit dem Neuen, mit der Demokratie und Marktwirtschaft hatten nur wenige mal schon eine Erfahrung gemacht. Der Lehrer sollte plötzlich alles neu oder sogar selbst überdenken. Seine Stellung in der Gesellschaft veränderte sich. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war der Lehrer ein Jemand, ein gebildeter Mensch, mit seltener Hochschulausbildung. Im Sozialismus war er ein Arbeiter unter vielen, man konnte ihm als Eltern nicht viel vertrauen, er konnte die Partei informieren; trotzdem unterstützten die meisten Eltern die Lehrer in ihrer Arbeit. Nach der Revolution veränderte sich das, die Eltern unterstützten seine Kinder, oft in schlechter Einstellung gegenüber dem (angeblich "unkompetenten") Lehrer. Nach der Wende zeigten sich auch die Lohnunterschiede in Verschiedenen Berufen immer stärker, Lehrerberuf war und ist schlecht bezahlt, in der beginnenden Marktwirtschaft wurde die Lehrerrolle unterschätzt, was sich aber langsam verändert. Allgemein wurde gedacht: Wer klug ist und seine Familie ernähren will, wird nicht in Lehreramt gehen. Die heutigen Lehrer werden auch nicht genug von der Öffentlichkeit unterstützt, dazu kommt noch niedrigere (resp. andere, freiere) Disziplin in der Schule und problemvolleres und mehr emanzipiertes Benehmen der Schüler. Die heutigen Lehrer erleben vielmehr Stress im Beruf als je bevor. Wie sieht also die heutige Situation der Lehrer in Tschechien aus? Im Zusammenhang mit Veränderungen, die nach dem Fall der Eisernen Gitter durchzogen (Demokratisierung, Liberalisierung, Marktwirtschaft, Deideologiesierung usw.), kommt auch die Veränderung der Rolle des Lehrers. Dazu kommt noch die Entwicklung neurer Technologien (Internet, elektronische Dokumente, CD-ROMs etc.), die auch einen großen Einfluss auf die Veränderung der Lehrerrolle nahmen. Konkret wird der Wandel der Lehrerrolle in Tschechien folgenderweise unterstützt: 2 Im tschechischen Weißbuch vom Januar 2001 werden aktuelle Reformansätze aufgelistet, welche die Notwendigkeit der Veränderung der Lehrerrolle tangieren: "Die Veränderung der Rolle und professionellen Perspektive der Lehrer und Akademiker: ˇ Unterstützen Veränderung im Zugang und Ausüben der Lehrerprofession in allen Institutionen der Erziehung, ˇ Verstärken sozialen und professionellen Status der Lehrer und Akademiker, ˇ Verbessern die Qualität von ihrer Vorbereitung und Weiterbildung, ˇ Bilden Bedingungen für Karriereentwicklung und verstärken die Motivation zur persönlichen Weiterentwicklung und Teamarbeit." In Tschechien wird jetzt aktuell also viel über Veränderungen in Lehrerbildung, Karriereattestanionen, Weiterbildungssystem und Innovationen gesprochen. Mehr davon finden Sie im Artikel über Lehrerbildung. 2. Lehrer in der Schule Es gibt große Unterschiede in der Lehrerprofession je nach dem, an welcher Schulstufe sie arbeiten. Im Kindergarten findet man fast ausschließlich nur Frauen als Erzieherinnen. Jede kümmert sich und arbeitet mit einer kleinen Gruppe von Kindern, manchmal sind zwei oder auch mehrere Lehrerinnen zusammen. In der Primarstufe unterrichtet eine Klassenlehrerin, ab und zu auch einen Klassenlehrer, aber die Femini- sierungsrate in Tschechien ist, wie in fast ganz Europa, sehr hoch. Die Lehrerin in der Primarstufe unterrichtet alles, manchmal gibt es einen speziellen LehrerIn z. B. für Musik, Fremdsprache usw. In der Sekundarstufe I werden einzelne Fächer von einzelnen Lehrern unterrichtet, wobei normalerweise ein Lehrer die Approbation für zwei Fächer hat, manche aber auch für drei. Auch an fachlichen und allgemeinbildenden Mittelschulen unterrichtet ein LehrerIn ein bis drei Fächer je nach seiner Approbation. An höheren Fachoberschulen unterrichtet ein LehrerIn auch ein oder auch mehrere Fächer. An den Hochschulen und Universitäten lehren die Akademiker eine oder mehrere Disziplinen. 3. Anzahl der Lehrer In Tschechien gibt es insgesamt 175 500 Lehrer (Schuljahr 2000/01)1 , was ca. nur 45% der Arbeitskräfte im Bereich Schulwesen darstellt. Im Jahre 1996 gab es in Tschechi- en 3,7 Ärzte, dagegen 17,4 Lehrer pro 1000 Einwohner. Von den 70er Jahren hat sich die Anzahl der Lehrer um fast 50% erhöht. Es erhöhten sich also die Schulwesenkosten, vor allem aber Ausgaben für die Löhne. Lehrer unterscheidet man je nach der Stufe, wo sie unterrichten, wobei es wie in anderen Ländern (unrichtig) gilt, dass je niedrigere die Stufe ist, desto einfacher die Berufsvorbereitung sei, was aber die Wissenschaftler für absurd halten, wird aber trotzdem weiter so gemacht. In Tschechien arbeitet 40% der Lehrer an Grundschulen (68 155 Personen), viele sind auch im vorschulischen Bereich (23 800 Lehrer). Anteil der Lehrer nach Schulart zeigt folgende Tabelle: 1 Statistická ročenka školství 2000/01 ­ Výkonové ukazatele 2001 3 Schulart In Statistisches Jahrbuch für Schulwesen 2000/01 ­ Leistungsindexe 20012 (Prozentueller Anteil der Lehrer) Grundschule (ZŠ) davon: 1.Stufe (Primarbereich) 2.Stufe(Sekundarbereich) 38,8 18,4 20,4 Kindergarten (MŠ) 14,7 Fachoberschule (SOŠ) 13,5 Hochschule (VŠ) 8,9 (15 640 Personen) Fachschule (SOU) 7,5 Gymnasium 7,1 Sonderschule 5,9 Höhere Fachoberschule (VOŠ) 3,3 4. Lehrer ist eine Lehrerin Die Rate der Feminisierung des Schulwesens in Tschechien ist sehr hoch. Im Jahre 19963 arbeiteten insgesamt 44,5% Frauen im zivilen Sektor der Volkswirtschaft, in einzelnen Beireichen ist die Situation aber unterschiedlich. Am wenigsten arbeiteten Frauen im Bauwesen (11,6%) und Landwirtschaft (35,9%), im Gegenteil am meisten im Gesundheitswesen (76,1%) und im Schulwesen (73,8%). Der LehrerIn ist heutzutage eher eine Lehrerin. Allgemein in allen Bildungsstufen gab es in Tschechien 72,1% Frauen (in OECD 63,8%). In allen Ländern der OECD überwiegen Frauen im Elementar-, Primar- und Sekundarbereich I. In den höheren Stufen erhöht sich auch die Anzahl der Männer und im tertiären Bereich (ISCED 5A ­ Magisterstudiengänge) die Anzahl der Männer überwiegt (Education at a Glance, 2001). Im Jahre 2001 gab es in Tschechien im vorschulischen Bereich 99,8% Frauen (in OECD4 94,6%). Es arbeiten wesentlich weniger Männer in Grund- und Mittelschulbereich als in vielen Ländern der OECD. Im Primarbereich gibt es 84,5% Frauen (in OECD 77%), in Sekundarstufe I 81% (62,7% in OECD), in Sekundarstufe II 56,3% (in OECD 48,9), mehr gibt es in den USA (86,5%), Österreich (88,5%) und Italien (94,6%). In Tschechien gibt es die größte Vertretung von Frauen im Vergleich mit OECD im tertiären Bereich (ISCED 5B - 53,9% Frauen, ISCED 5A - 50,2% Frauen); mehr gibt es in Finnland 56,8%, Italien 58,8% und in der Slowakei 66,1%. In Tschechien gibt es also ein hohes Maß an Feminisierung, und der Trend geht weiter in Richtung minderes Wachstums. Z. B. im Jahre 1954 war der Anteil der Frauen an Grundschulen nur 55,3%, heutzutage ist es fast 83%. Dazu sind die Lehrkollegien ziemlich alt. Von der Qualität des Unterrichts lässt sich aber von dieser Hinsicht her nichts sagen. Denn wir wissen nicht, ob Frauen oder Männer, Jüngeren oder Älteren besser unterrichten. Es fehlt an wissenschaftliche Befunde. In Tschechien im Primarbereich gibt es viele (72,5%) Frauen im Rentealter (über 60 Jahre). Noch mehr gibt es aber z. B. in Schweden (83,6%), Irland (88%), Italien (86%). Im Sekundarstufe II gibt es 30,5% Lehrerinnen im Rentealter. Mehr gibt es in Frankreich (46,5%), Schweden (46,8%) oder Finnland (56,6). 2 Statistická ročenka školství 2000/01 ­ Výkonové ukazatele 2001 3 Statistická ročenka školství ČR, 1996 4 25 Länder der OECD, sieh Education at a Glance ­ OECD Indicators 2001 4 Warum gibt es eigentlich so viele Frauen im Schulwesen? Einige Gründe können angeführt werden: ˇ Es gibt stabile geschlechtsbedingte Differenzierungen der Professionen. Es gibt sog. Männerberufe und Frauenberufe. Es gab eigentlich vor kurzem noch nur weinige Professionen, wo sich die Geschlechter konkurrierten. ˇ Der Lehrerberuf ist nicht finanziell attraktiv, er befindet sich unter dem Lohndurchschnitt. ˇ Das Studium an den Pädagogischen Fakultäten wird für einfacher gehalten als an anderen Fakultäten. Viele Studierende halten auch ihr Lehramtstudium nur für eine Ersatzlösung im Falle dass sie nicht an prestigere Hochschule angenommen wurden. Seit den 70er Jahren ist der Anteil von Frauen unter den Studierenden ziemlich stabil ­ um 70%, heutzutage gibt es 73% Studentinnen. Warum aber gerade die Frauen angezogen werden, weißt man nicht ­ ob wegen Ferien oder z. B. wegen kurzer Zeit verbracht tagtäglich direkt im Beruf als bei anderen Professionen. Es kann relativ individuell sein. Der Lehrerberuf kann für Frauen auch persönlich interessant sein und Sinn haben. 5. Junge Leute im Lehrerberuf? Die Lehrerkollegien an den tschechischen Schulen werden "alt", u. a. auch deswegen, weil viele jungen Absolventen der Lehrerausbildung nicht in den Lehrberuf eintreten. Folgende Gründe können angeführt werden: ˇ Die Lehrerarbeit steigt an (psycho-sozialen Schwierigkeit), es geht um steigende Aggressivität, geringes Interesse, negative Einstellung der Schüler zur Schule, ihre Unaufmerksamkeit und mangelnde Disziplin ...5 ˇ Die Lehrer werden nicht gut bezahlt. Vor allem die Anfangsgehälter sind niedrig. Man sagt, dass jeder Arbeiter in Tschechien verdient mehr. Internationale OECD-Vergleiche von Gehältern reihen die tschechischen Lehrer ganz unten. Etwa 35% der Lehrerschaft hat aus sozialen Gründen heute einen zweiten Job.6 ˇ Es wird ein negatives Lehrerbild gepflegt, geringe Anerkennung der Lehrerprofession. Auch wenn einige Forschungsergebnisse in 90er Jahren zeigten, dass diese Profession unter anderen 70 Professionen immer noch ziemlich hochgeachtet wird (vor allem Hochschulprofessoren und Mittelschullehrer). ˇ Die Ausbildung an den Pädagogischen Fakultäten ist weitgehend "allgemein", aber doch "spezialisiert" genug, so dass den Absolventen ihre Ausbildung auch außerhalb der Schule zu Gute kommt. Es ist eben schwierig, junge Leute für den Lehrerberuf zu motivieren, wenn sie ihre Sprachkenntnisse, den Umgang mit dem Computer usw. in vielen Firmen "besser verkaufen" können. Manchmal sogar 60% der Absolventen der Pädagogischen Fakultäten gehen nicht in die Schule arbeiten, vor allem in größeren Städten. Die Angaben unterscheiden sich aber stark. Das Interesse junger Menschen an Lehramtstudium ist aber in Tschechien immer hoch. Im Jahre 1990 wurden in das erste Studienjahr 4 777 Studierende aufgenommen, im Jahr 1996 schon 6 532, im Jahr 2001 dann 6 903, wobei diese Zahlen ohne eine ziemlich große 5 Vgl. Blížkovský, B.; Kučerová, S.; Kurelová, M. a kol., S. 94; oder Seebauer, 1997, S. 171 6 Vgl. Blížkovský, B.; Kučerová, S.; Kurelová, M. a kol. 2000, S. 45 5 Anzahl von Studierenden an nicht-pädagogischen Fakultäten, die sich später für Lehramt entscheiden (sieh Kapitel Lehrerbildung), sind. Unter den Studierenden überwiegen Frauen (70% oder auch mehr). Spezifisch ist das soziale Profil der Lehramtstudierenden: a) öfter als andere Hochschulstudierende stammen sie aus niedrigerer mittlerer Sozialschicht ­ 34% Väter und 27% Mütter sind Arbeiter, b) es gibt auch eine starke Zwischengenerations- kontinuität im Beruf ­ ein großer Teil der Studierende kommt aus einer Lehrerfamilie (Kotásek, Růžička, 1996). Leider oft ist Lehramtstudium nur eine Ersatzlösung. 12% der Studierenden an pädagogischen Fakultäten will nie unterrichten (Havlík, 1997), die Anzahl ist nicht selten auch mehrmals größer. Die Einstellungen der Studierenden gegenüber der Profession unterscheiden sich je nach dem Geschlecht und ändern sich im Laufe des Studiums. Es zeigt sich in Tschechien, dass die Praktikumerfahrungen keinen Einfluss auf die Einstellungen zur Profession haben (Urbánek, 2001). Es gibt in Tschechien regionale Unterschiede; in größeren Städten (Prag, Brno) gehen die Absolventen öfters außer ihre Profession, denn es gibt da mehrere Arbeitsmöglichkeiten. Das Interesse an Lehramtstudium steigt (es steigt Interesse am Studium in Tschechien allgemein), es gibt aber große Unterschiede bei Fachkombinationen. An der Pädagogischen Fakultät der Karels Universität wurden im Jahre 1999 für English und Deutsch nur 4% aufgenommen; für Mathematik und Französisch aber schon 68%. Anteil der Männer ist 25%, die meisten Männer melden sie für Lehramt für Mittelschule (30%), die wenigsten für Primarschule (6%). Früher kamen die Studierenden vor allem aus Gymnasien, heutzutage beginnen auch immer mehr Absolventen der Fachoberschule (23%; im 70ger Jahren nur 5%) Lehramt zu studieren (Křesáková, 2001). In Tschechien gibt es neun pädagogische Fakultäten. Von der Pädagogischen Fakultät der Karels Universität ging in der Hälfte der 90er Jahre 76% der Absolventen in die Schulen (Havlík, 1997), in Ústí nad Labem im 1991-5 dann 80%, in 80-90 sogar 98%. Normalerweise gehen weg von der Profession später noch weitere 35% der Absolventen, die mal unterrichten begannen (Zimová, 1997); in Brno sogar 1/3 der Männer und 60% der Frauen (Hřebíček, 1995). 73% der Absolventen Prager Pädagogischer Fakultät denken, sie werden beginnen zu unterrichten, aber bleiben in dieser Profession nicht (Havlík, Spilková, 1996) ­ 31% an der 1. Stufe der Grundschule, 50% von den höheren Schulen. Entscheidend in Tschechien zeigt sich das erste Jahr mit dem sog. Professionsstart. Der Anfänger erlebt einen Realitätsschock und stellt fest, dass er/sie nicht für alles genügend vorbereitet ist. Dazu hat man Probleme mit ungenügend günstigen Einstellungsbedingun- gen (Ausstattung der Schule, unsystematische Hilfe des Schulmanagements, zu viel Unter- richtsstunden (Šimoník, 1994; Píšová, 1999), eine grundsätzliche Rolle spielt auch Schulkultur (Píšová, 1994). Die Anfänger in Tschechien berichten folgende Probleme vor allem zu haben (Šimoník, 1994): Schüler mit geringerem Schulerfolg, Schülerdisziplin, Aufmerksamkeit usw. Dieselben Probleme berichten aber auch erfahrene Lehrer (Bendl, 2001) und die Angaben sind auch mit Ausland identisch. 6. Lehrerberuf ­ ein Job von Prestige? Ist in ihrem Land Lehrerberuf ein Job von Prestige? Vielleicht je nach der Schulstufe. In Tschechien beurteilen die Menschen als hoch geachtet vor allem den Beruf der Hochschullehrer (Professoren) ­ im Jahre 1993 waren sie von 70 anderen Berufen an 3. Stelle. Der Grundschullehrer an der 7. Stelle (Tuček, Machonin, 1993). Und soziologische Forschungen bestätigen es auch, Lehrerarbeit ist kompliziert und anspruchsvoll an die Qualifikation. Dagegen Lehrer denken, die Prestige des Berufes sei sehr schlecht, es werde 6 sogar zu einem der Gründe, warum sie den Lehrerberuf verlassen (Vacek, 1999). Vielleicht fehlt es an Standesstolz, sogar bei den Lehramtstudierenden. Und die Gründe dafür? Im Vergleich mit Arbeiterprofessionen oder anderen Ho- chschulgebildeten bekommen sie weniger Geld. Die Gründe dafür sind auch scheinbar einfacheres Studium, Feminisierung der Profession, persönliche Erfahrungen mit Kontak- ten mit konkreten Lehrern und die Tatsache, dass es keine objektiven Beurteilungskriterien der Arbeitsqualität gibt und die Arbeit der Lehrer nicht qualifiziert von außen bewertet wird. Vor allem Männer können sich schlecht bewertet fühlen und Frauen gewöhnlich füh- len sich im Kontakt mit anderen gezwungen zu sagen, dass sie auch trotz ihres Berufes "normal" sind. Man sollte daher unbedingt das Prestige einer Profession unterscheiden von dem individuellen Prestige, das am Lebensstil und Engagement im sozialen Bereich ge- gründet ist. Im Zusammenhang mit dem Lehrerlohn und besserem Prestige der Lehrer wurde in der Hälfte der 90er Jahre auch sog. Karriereorden diskutiert. Es sollten Attests geben wie bei den Ärzten, leider diese neue Vorschrift wurde nicht angenommen. Anregungen zum individuellen Weiterbearbeiten ˇ Was könnten die positiven und negativen Konsequenzen der starken Feminisierung im Schulwesen sein? ˇ In Tschechien sind Gehälter von Lehrern unter dem gesellschaftlichen Durchschnitt (zirka 475 EURO pro Monat7 ). Wie sieht die Situation in Ihrem Land aus? ˇ Wie sieht das Interesse an Lehramtstudium in Ihrem Land aus? ˇ Warum haben Sie persönlich sich für Lehramt entschieden? ˇ Was halten Sie von der Rolle des Lehrers? was ist am wichtigsten? Kenntnisse vermitteln? ˇ Ist Lehrersein Ihrer Meinung nach ein interessanter/anerkannter/prestiger Job? Literatur: www.eurydice.org - siehe Vergleichstudien über Lehrerprofession 7 Zeitangaben sind aus dem Jahr 2001/2002