9. Sprechen Ziele, linguistische Grundlagen (Sprechakte), lerntheoretische Grundlagen (Redekonzept: Konstruktion, Transformation: sprachliche Formulierung) Übungstypologie, Sprechanlässe Sprechen als Mittel sprachlicher Kommunikation gilt heute als eine der wichtigsten Fertigkeiten. Die Ziele des Sprachunterrichts sind: Informationen zu vermitteln oder von anderen zu erhalten, eigene Gefühle, Eindrücke und Meinungen zu äuβern, ein bestimmtes Verhalten oder Handeln bei anderen Personen zu realisieren, bei anderen bestimmte Emotionen auszulösen usw. Die kommunikative Kompetenz bedeutet, dass man fähig ist, sich mündlich oder schriftlich zu äußern. Die Fertigkeit Sprechen ist untrennbar mit der Fertigkeit Hören verbunden (auch mit der Fähigkeit sprachliche und nichtsprachliche Signale zu beobachten und selbst zu interpretieren). Das Lernziel des Sprachunterrichts definiert man als verständliches, flüssiges, spontanes Sprechen, dass nicht unbedingt fehlerfrei sein muss; nicht nur Wortschatz und Grammatik sonder auch Artikulation und Intonation sind wichtig (je nach dem Sprachniveau des Schülers). Linguistische Grundlagen Die mündliche Kompetenz ist das Hauptziel z.B. in der audiolingualen und audiovisuellen Methode (ab 60ger Jahren etablierte sich unter dem Einfluss der Pragmalinguistik ein Konzept von Kommunikation). Im Gegensatz zur Systemlinguistik wird Sprache als eine Form sozialen Sprachhandlungen (Sprechakte) begriffen. Die Sprechakttheorie heiβt, dass man mit einer Aussage nicht nur Sachverhalte beschreiben kann sondern auch kommunikative Handlungen vollziehen kann (jestli to dobře chápu, tak jako že nemluvíme jenom proto, abysme něco někomu sdělili) Die Komponenten der Sprachakten sind die Sprechintention (warum und was will man sagen), Redemittel (Realisierung davon, was wir sagen wollten), die Auswahl der passenden Redemittel in einer konkreten Sprechsituation, die bei dem Gesprächspartner ausgelöste Wirkung (jak na to reaguje). Lerntheoretische Grundlagen Bei jeder Sprachhandlung gibt es zwei Phasen: Phase 1: Redekonzept a) Konstruktion (man entscheidet, was man sagen will in Bezug auf die Situation und den Partner; entsteht eine Sprachintention und der Sprecher realisiert diese Intention, seinen Plan, den er im Kopf hat) b) Transformation (der Sprecher wählt verbale und non-verbale Mittel) Phase 2: Sprachliche Formulierung c) Exekution (der Sprecher drückt den Äuβerungsplan sprechmotorisch aus, d.h. phonetisch-intonatorisch, Körpersprache); diese Phase endet damit, dass man sich dessen sicher ist, dass sein Sprechpartner alles verstanden hat, sonst muss man seine Äuβerung modifizieren. Übungstypologie und Sprachanlässe Das Sprechen im Fremdsprachenunterricht ist immer noch nicht so oft geübt wie z.B. Schreiben und die mündliche Kommunikation wird als Nebenprodukt von schriftlichen Übungen angesehen. Obwohl die Fertigkeit Schreiben auch Sprachproduktion unterstützen kann, wird die Fertigkeit Sprechen nur durch Sprechen entwickelt. Klassifizierung von Übungen (nach Neuner) 1. vorbereitende Übungen es handelt sich um rein reproduktive Aufgaben, haben einen imitatorischen Charakter - der Aufbau von „Mitteilungswortschatz“, von Redemitteln, die Verbesserung des artikulierendes Sprechens 2. aufbauende Übungen der Schüler muss bereits selbst produktiv sein - Formulierung grammatikalich korrekter Sätze, Rekonstruktion von Dialogen, selbständiges Konstruieren von Dialogen, Vorformen zu Diskussionen, Bildbeschreibung 3. strukturierende Übungen die Rede wird selbständig strukturiert - Interviews, Diskussionen, Nacherzählen von Texten, ... 4. simulierende Übungen - Rollespiele (die Rolle wird von dem Lehrer begrenzt) 5. Übungen, die Kommunikation sind in diesem Übungstyp spricht der Schüler als er selber (in den simulierenden Übungen noch nicht) - soziale Interaktion im Unterrichtsgeschehen (bitten, korrigieren, nachfragen ...), Hypothesenbildung vor und während Textrezeption usw.