8. Leseversehen s Lesen: ein Prozess der Informationsentnahme, der kulturelle, zeitliche und gesellschaftliche Bedeutung hat Ø Verstehens- und Kompetenzstufen (die Entscheidung der Verstehenstiefen ist von dem sprachlichen und intellektuellen Niveau der Zielgruppe, der Textsorte und dem Ziel der Lektüre abhängig) 1. Verstehen des Inhaltes (Global wie im Detail) 2. Wahrnehmen und Bewerten der sprachlichen Ausdrucksmittel 3. Interpretieren der Textinhalte 4. Erfassen der Perspektive des Autors/ Erzählers 5. Wahrnehmen des Gesamtaufbaus, Identifizierung von Gattungsmerkmalen, Erfassen von Einheiten, Funktionsbestimmung 6. Erfassen der Gesamtintention eines Textes 7. Einbringen, Artikulieren und Reflektieren der Leserperspektive innerhalb des Textes und Perspektive des realen Lesers 8. Einordnen des Textes in übergeordnete gesellschaftlich-historische Zusammenhänge 9. Anwenden des Textes auf die eigene Gegenwart des Lesers Ø Lesearten: 1. Orientierendes Lesen (Überblick über den Text und seine inhaltliche Schwerpunkte) 2. Kursorisches Lesen (Man unterscheidet Wesentliches von Unwesentlichem und identifiziert die relevante sprachliche Elemente) 3. Totales Lesen (ein exaktes Satz-für-Satz-Rezipieren) Ø Teilprozesse des Leseprozess (Lernpsychologische Grundlagen) 1. Wahrnehmen der schriftlichen Zeichen 2. Assoziieren der Zeichen mit phonetischer Kenntnisse und Wortbedeutungen 3. Erschlieβen unbekannter Lexik 4. Erfassen des Inhaltes 5. Kenntnisse über die Wahrscheinlichkeit von Buchstabenkombinationen und Wortkombinationen, den üblichen Verlauf von Sätzen, logische Strukturen und die Welt Ø Lesestrategien: 1. auf der Textebene: Aktivieren von Vorwissen, Aufbau einer Leseabsicht- Aufgaben und Leseerwartung, Entschlüsselung der Textinformation 2. auf der Satzebene: Schlüsselwörter und Textkonnektoren unterstreichen, Kontextbezüge herausarbeiten z.B. Personalpronomen, Possessivpronomen, daher, deswegen etc. 3. auf der Wortebene: Ausnutzung cognates/ Wörter der Fremdsprache, die dem muttersprachlichen Wort ähnlich sind/ und Internationalismen, Wortbildungsregularitäten, Ausnutzung des Kontextes Ø Übungsformen: Wort- und Satzkomplettierungsübungen, Satzteilpuzzle, Zuordnungsaufgaben etc. Ø Auswahl von Texten (4 Faktoren): 1. Bestimmung der Lernziele: Was? (Globalverständnis, selektives Verständnis, Detailverständnis) 2. Analyse der Lernvoraussetzungen der Lerngruppe (sprachliche Kenntnisse und Weltwissen der Schüller) 3. Analyse des Lerngegenstandes “Text“ (Welche sprachlichen Schwierigkeiten sind im Text enthalten? ...) 4. Bestimmung der Lernsituation: Was der Text erfordert (Vorbereitungsaufwand z.B. Visualisierung, und Durchführungsaufwand z.B. Dauer der Lektüre) Ø Textarbeit: 3 Phasen 1. Übungen vor dem Lesen- Aktivierung (ein thematisches Gespräch, Assoziogramm, Brainstorming..) 2. Übungen während des Lesens- die Überprüfung des Textverständnisses (Präsentation des Textes als Puzzle, Ordnen von Bildfolgen, Multiple Choice, Schlüsselwörter unterstreichen..) 3. Übungen nachdem Lesen- Erarbeitung von Textinhalt (Dramatisierung, Erstellung von Zusammenfassungen, kritische Kommentierung und Diskussion, persönliche Stellungnahme) 7. Hörverstehen * s Hören wurde als Vorstufe zur Entwicklung der Sprechfertigkeit gesehen * es beschränkte sich auf – Hören und Nachsprechen - Hören und Anrufen - Hören und Umformen von gehörten Sätzen (pattern drill) * in den 70er Jahren und unter dem Einfluss von Pragmalinguistik wurde Hörverstehen in der Fremdsprachendidaktik thematisiert Ø s Lernziel: nicht das wörtliche Reproduzieren gehörter Informationen, sondern das sinngemäβe Erfassen Ø Hörstile, die muss man im fremdsprachlichen Unterricht entwickelt und trainiert: 1. extensives Hören umfasst: a) das globale/ kursorische Hören, bei dem der der Hörer die zentralen Informationen erfassen muss b) das selektive Hören, bei dem spezifische Informationen entnommen werden 2. intensives Hören : fordert das Verständnis der Gesamtaussage und auch Details Ø Hören : ein Prozess, bei dem der kommunikative Inhalt im Gedächtnis des Hörers rekonstruiert wird, dieser Verarbeitsprozess hat 4 Phasen: 1. Auditive Wahrnehmung der akustischen Signale- die segmentale und suprasegmentale Elemente (Laute, Intonation, Melodie) werden über das Ohr registriert 2. Auditive Integration oder Assimilation- die aufgenommenen Signale werden geordnet und ergänzt 3. Auditive Identifikation- die Bedeutungen werden den gehörten Einheiten ergänzt (unter Anwendung lexikalischer, grammatischer, syntaktischer und stilistischer Kenntnisse 4. Semantische Interpretation- die identifizierten Bedeutungseinheiten werden in sinnvollen Zusammenhang gebracht und ihre Funktion innerhalb des kommunikativen Kontextes/ Sprechsituation und Sprechintention bestimmt Ø Übungstypologie: die Prinzipien der Arbeit mit Hörtexten 1. nur bereits bekannte sprachliche Signale werden identifiziert und interpretiert 2. es geht um eine Hörer-und-Text Interaktion (der Hörer konstruiert Sinnzusammenhänge) 3. zielgerichtetes Hören ist eine wesentliche Hilfe 4. der Text selbst und die Aufgabenstellung bestimmen den Schwierigkeitsgrad Ø 2-phasiges Vorgehen aus lernpsychologischer Sicht: Phase 1: Übungen vor dem Hören- die Hinführung zum Thema, das sprachliche und inhaltliches Vorwissen wird aktivisiert, eine Hörerwartung aufgebaut, Antizipationsprozesse stimuliert Übungstypen: Brainstorming, visuelle und akustische Impulse, Arbeit mit Bild-und-Satzkarten etc. Ziel: die Vorentlassung des Hörtextes (z.B. durch Einüben neuen Wortschatzes), eine Vorstufe auch Übungen zur Antizipations- und Speicherfähigkeit (z.B. Hypothesenbildung) Phase 2: Übungen während des Hörens Ziel: die Überprüfung des Hörverstehens auf Ebenen: 1. Wiedererkennen- von Lauten, Intonationsmuster, Wörtern und Wort-Gruppen (nonverbale Aufgabenstellungen: Ankreuzen, Markieren, Identifizieren etc.) 2. Verstehen- das Wiedererkennen selektiven Informationen, die globale Sinnerfassung (Überprüfung des Verständnisses – Ordnungs- und Zuordnungsaufgaben, Multiple-Choice-Aufgaben, Zeichnungen, Pantomime etc.) 3. Analytisches Verstehen- das Erfassen des expliziten Wortlauts, Schlussfolgerungen, Textabsicht, Sprechmotivation und -einstellungen ( Ergänzen von Lückentexten, das Zusammenstellen von Schlüsselinformationen, offene oder halboffene Fragen etc.) 4. Evaluation Ø Die Wahl der Aufgabenstellungen: 1. Ziel von Hörverstehensübungen ist die Entwicklung von Verstehenstrategien (die Konzentration auf das Verstandene/Bekannte, das Antizipieren von sprachlichen und inhaltlichen Informationen, das Unterscheiden von Wichtigem und Nebensächlichem 2. verschiedene Hörstile sollten trainiert werden 3. besondere Aufmerksamkeit sollte dem Kriterium der Validität gewidmet werden (sprachliche Korrektheit) 4. die wörtliche Wiedergabe gehörter Informationen ist keine geeignete Methode zur Überprüfung der Verständnisleistung