Copyright © 2000 Max Hueber Verlag. Alle Rechte vorbehalten. www.hueber.de Drei Aktivitäten, die interkulturelles Lernen fördern 1) Rhythmisch-gestische Vorstellungsrunde Sprechen, Schnipsen, Klatschen, Stampfen Der Kursleiter und die Teilnehmer stellen sich im Kreis auf. Der Kursleiter eröffnet die Vorstellungsrunde: Er geht in die Mitte und nennt seinen Namen laut, deutlich und rhythmisch. Diesen Rhythmus unterstreicht der KL durch Händeklatschen, Fingerschnipsen oder Fußstampfen: Der KL klatscht zum Beispiel zweimal bei den Silben Jür-gen. Dann macht der Kursleiter eine „typische“ Geste für das Land, dessen Sprache er unterrichtet. Die Teilnehmer wiederholen den Namen des Kursleiters mit demselben rhythmischen Muster und überlegen laut, warum der KL gerade diese Geste gewählt hat. Nun sind die Kursteilnehmer an der Reihe. Nacheinander treten sie in den Kreis, sprechen, klatschen, schnipsen oder stampfen ihren Namen in einem bestimmten Rhythmus. Danach machen sie eine Geste oder Körperbewegung, die ihrer Meinung nach typisch für ihr Herkunftsland ist. Die übrigen Kursteilnehmer sprechen den Namen nach und raten anschließend, aus welchem Land die Person kommt. Was ist das Ziel dieser Aktivität? Die Kursteilnehmer stellen sich vor und lernen sich kennen. Durch rhythmisches Sprechen prägen sich den anderen die Namen der einzelnen Personen besser ein. Die gestische Umschreibung des Herkunftslandes bietet einen ersten Anlass, über die unterschiedliche kulturelle Prägung der einzelnen Kursteilnehmer zu sprechen. Die Kursatmosphäre ist entspannt und locker durch die Bewegung, die diese Aktivität begleitet. Tipp: Wichtig für das Funktionieren der Aktivität ist Spontanität, sonst verliert sie an Schwung! 2) Fremdwahrnehmung – Eigenwahrnehmung Ich nehme wahr, dass - Ich stelle mir vor, dass Jeder Kursteilnehmer sucht sich einen Partner. Oder Sie als Kursleiter bestimmen die Paare (siehe dazu auch unseren Download „Auf die richtige Mischung der Gruppe kommt es an“). Jedes Paar setzt sich gegenüber. Ein Partner beginnt nun, den anderen zu beschreiben. Es soll eine rein sachliche Beschreibung sein, die am besten mit dem Satz beginnt: Ich nehme wahr/sehe, dass ... (...du /Sie kurze, blonde Haare hast/haben, eine blaue Brille trägst/tragen etc.). Nach etwa 3-5 Minuten klatscht der Kursleiter in die Hände: Nun beschreibt der andere Partner sein Gegenüber – nach demselben Muster (Ich nehme wahr/sehe, dass...). Der Kursleiter signalisiert nach weiteren 3-5 Minuten das Ende dieser ersten Runde. Nun beginnt die zweite Runde: Der Kursleiter bittet die Paare, die sachliche Ebene der Beschreibung zu verlassen und sich auf die imaginäre Ebene zu begeben: Die Paare sitzen Copyright © 2000 Max Hueber Verlag. Alle Rechte vorbehalten. www.hueber.de sich dabei immer noch gegenüber. Partner 1 beginnt: Ich stelle mir vor/denke mir, dass ... (Du/Sie gerne viel Sport treiben, oft ins Theater gehen etc.) Nach 3-5 Minuten wechseln die Paare: Partner 2 stellt nun Vermutungen über Partner 1 an. In einem anschließenden Plenum erzählen die Kursteilnehmer dann von ihren Ergebnissen: Gab es Personen, deren Vermutungen (Ich stelle mir vor, dass...) weitgehend mit der Wirklichkeit übereinstimmten? Oder aber überhaupt nicht zutrafen? Welche Art der Beschreibung ist den Kursteilnehmern leichter gefallen – die sachliche oder die imaginäre? Sind Teilnehmer auf Tabu-Fragen gestoßen? Ergab sich während der Aktivität vielleicht automatisch ein Gespräch? Was ist das Ziel dieser Aktivität? Auch diese Aktivität eignet sich zum besseren Kennenlernen der Kursteilnehmer untereinander. Sie führt allen Teilnehmenden außerdem vor Augen, wie sie von anderen Personen gesehen werden und gleichzeitig, wie sie selbst ihr Gegenüber wahrnehmen. Sprachlich üben die Kursteilnehmer mit dieser Aktivität Nebensätze. Tipp: Die Aktivität ist gerade dann besonders spannend, wenn die Kursteilnehmer sich noch nicht so gut kennen! 3) Rollenspiel Wie funktioniert diese Aktivität? Fragen Sie Ihre Kursteilnehmer, ob sie schon einmal ein besonders schönes bzw. schlimmes Erlebnis in dem Land hatten, dessen Sprache sie lernen. Lassen Sie die Teilnehmer im Plenum von dem positiven oder negativen Ereignis berichten. Bitten Sie diese Kursteilnehmer dann, aus dem von ihnen beschriebenen Erlebnis ein Rollenspiel zu machen. Dazu suchen sich die jeweiligen Kursteilnehmer ein paar Mitspieler aus dem Kurs aus. Wenn die gewählten Spieler das wünschen, können Sie der Spielgruppe 5 Minuten Zeit zur Vorbereitung ihres Rollenspiels geben. Wenn eine Gruppe ein negatives Erlebnis als Rollenspiel dargestellt hat, kann man so vorgehen: Überlegen Sie im Plenum, wie andere Kursteilnehmer in einer ähnlichen Situation reagiert hätten oder aber, welche Möglichkeiten es gegeben hätte, ein solches Erlebnis zu vermeiden. Lassen Sie die angebotenen Lösungsvorschläge nun wiederum in ein Rollenspiel münden und auf diese Weise das Positive über das Negative „siegen“. Was ist das Ziel dieser Aktivität? Mit dieser Aktivität geben Sie Ihren Kursteilnehmern die Gelegenheit, über persönliche (gute oder schlechte) Erlebnisse mit Land und Leuten, deren Sprache sie lernen, zu sprechen. Das Rollenspiel fördert dabei das freie Sprechen. Negative Erfahrungen können Sie durch das Rollenspiel zwar nicht rückgängig machen, aber vielleicht den Umgang damit erleichtern: Überlegen Sie gemeinsam mit dem Kurs, wie diese zu vermeiden gewesen wären und spielen Sie die neue Situation (vielleicht kann auch ein anderer Teilnehmer die Rolle des Betroffenen übernehmen)! Tipp: Denken Sie daran, dass es bei jeder Art von Rollenspiel wichtig ist, eine Bühne für die Vorführung zu schaffen!