Kein Pfeffer für Czermak Ein Votivsäulchen für das goldene Wiener Gemüt Personen: der Greißler Carolin, sein Mündel der boshaftere Engel der gütigere Engel ein Vertrauter ein Pompfüneberer der Wassermann Frau Godl Frau Hungerl Frau Koberin die Blumenfrau Einschleichdicbin ein kleiner Sprechchor Ort: ungefähr eine Greißlerei in Heiligenstadt Zeit: unter einer imaginären Gulden- & Kronenwährung Das Interieur einer G reiß lere i im Altwiener Gwölbstil. Die Sirene ist so auf gebaut, daß sie den Eindruck vermittelt, der Zuschauer sit^e hinter einer Budel. Das bedeutet, daß alles ans der Warte des Greißlers gesehen wird. Im Hintergrund des Raumes befindet sich die Kadentüre. Sie ist mit einem sinnreichen Glockenspiel versehen. Rechts vom Zuschauer der Abgang %jt den Wohnräumen des Greißlers. Im Vordergrund die entschleierte Verkaufsbude/. Das heißt: die Bude/ von hinten, mit all ihren nie sonst wahrnehmbaren Mysterien. Außerdem finden sich: eine große Kiste, eine messingene Waage, der O/iargelstur^, die Einmaleinsmappe, der Kässchneidbogen, sowie Kraut-, Schmal^-, Poiridl-und Schmierseifendosen. Links vom Zuschauer befindet sich ein riesiger Ladelkasten mit den Aufschriften : Mehl, Zucker, Graupen, Grieß, Nudeln, Rosinen etc. Eine andere Aufschrift besagt: A ixeroele ! Von der Decke des Gwölbs hängt ein Anerbrenner mit %u*ei Ketterlu vytm Anfand Abziehen der Lichverhältnisse. Es ist ein früher Abend im Herbst. Die Gasflämmchen in der Lampe brennen schon unruhig umher. . . Der Greißler tritt hämisch lachend auf. Er trägt eine blaue Zeugschür^e und ein Hausherrnkapperl. Er reibt sich die Hände: Greißler : Na, na das gibts net! Wo kommerten wir da hin!? Wann man sich da net wehren tat, hängert einem auf ja und nein der Pure aus... Ich kunnerts Ihner ja vorrechnen, auf Gulden und Kreuzer. . . aber justament net! Ich weiß, was ich tu . . . und die andern brauchens net z wissen! Wann die glauben, daß s ohne mir auskommen können, dann haben sie sich aber sauber gschnitten! Und wann s mir die Tür einrennen mit an »bittschön Herr Kasstecher« oder »bitt Ihner gar schön, Herr G reißler«. . . net einmal ums Verrecken!!! Da heißts nur: »Haltaus, zwei Schritt und net weiter!« . . . und hart wird blieben, wie eine eingschnappte Türschnallen. . . Das Geräusch von ^erbrechendem Glas verschneidet den Fluß seiner Rede. Eine Mädchenstimme ruft entsetzt: Carolin Jössus nein!!! 32 Ein Votivsäulchen für das goldene Wiener Gemüt Personen: Ort: der Greißler Carolin, sein Mündel der boshaftere Engel der gütigere Engel ein Vertrauter ein Pompfüneberer der Wassermann Frau Godl Frau Hungerl Frau Koberin die Blumenfrau Einschleichdiebin ein kleiner Sprechchor ungefähr eine Greißlerei in Heiligenstadt Zeit: unter einer imaginären Gulden- & Kronenwährung Das Interieur einer G reiß lere i im Altwiener G wölb st iL Die S^ene ist so aufgebaut, daß sie den Eindruck vermittelt, der Zuschauer sit^e hinter einer Endel. Das bedeutet, daß alles aus der Warte des Greißlers gesehen wird. Im Hintergrund des Raumes befindet sich die Eadentüre. Sie ist mit einem sinnreichen Glockenspiel versehen. Rechts vom Zuschauer der Abgang %u den Wohnräumen des Greißlers. Im Vordergrund die entschleierte Vi'.rkaufsbudel. Das heißt: die Budel von hinten, mit all ihren nie sonst wahrnehmbaren Mysterien. Außerdem finden sich: eine große Kiste, eine messingene Waage, der Quargelstur-^, die Einmaleins mappe, der Käs schneidbogen, sowie Kraut-, Schmal^-, Powidl-und Schmierseifendosen. Links vom Zuschauer befindet sich ein riesiger Eadelkasten mit den Aufschriften : Mehl, Zucker, Graupen, Grieß, Nudeln, Rosinen etc. Eine andere Aufschrift besagt: Aixeroele! Von der Decke des Gwölbs hängt ein Auerbrenner mit %wei Ketterln %um Auf-und Abziehen der Eichverhältnisse. Es ist ein früher Abend im Herbst. Die Gasflämmchen in der Lampe brennen schon unruhig umher. . . Der Greißler tritt hämisch lachend auf. Er trägt eine blaue Zeugschür%e und ein Hausherrnkapperl. Er reibt sich die Hände: Greißler : Na, na das gibts net! Wo kommerten wir da hin!? Wann man sich da net wehren tat, hängert einem auf ja und nein der Pure aus.. . Ich kunnerts Ihner ja vorrechnen, auf Gulden und Kreuzer.. . aber justament net! Ich weiß, was ich tu... und die andern brauchens net z wissen! Wann die glauben, daß s ohne mir auskommen können, dann haben sie sich aber sauber gschnitten! Und wann s mir die Tür einrennen mit an »bittschön Herr Kasstecher« oder »bitt Ihner gar schön, Herr Greißler«. . . net einmal ums Verrecken!!! Da heißts nur: »Haltaus, zwei Schritt und net weiter!« .. . und hart wird blieben, wie eine eingschnappte Türschnallen.. . Das Geräusch von ^erbrechendem Glas verschneidet den Fluß seiner Rede. Eine Mädchenstimme ruft entsetzt : Carolin : Jössus nein!!! Greißler : Ja Kreuzseiten noch einmal, jetzt titscht mir der ange- nommene Trampel schon das dritte Fenster seit Neujahr ein!! Carolin! Sofort kommst jetzt herunter ins Gschäftü Na, gfreu dich derweil.. . Das Mündel Carolin tritt in Hauskleidung auf. Sie ist ein am/es, blasses Geschöpf, nicht unhübsch, aber verschreckt wie eine Maus: Greißler Carolin Greißler Carolin Greißler Carolin : Steh net so blöd da. . . red was. . . sag was, du Verbrechernatur! Glaubst, ich hab meine guten Fenster gstohlen? Die beutelt man net aus d Ärmeln.. . abziehen werd ich dirs vom Essen. Und merk dirs: der Glaserer kost was heutzutagü So eine Person! Den doppelten Glasererlohn zieh ich dir ab! Was heißt da doppelt ?.. . den dreifachen!!! Auf d Straßen sollt man dich setzen, damit s du weißt, wem du zughörst!! Warum redst denn nix, du Ringelspielmensch! ? Antwort!! : Mir hats die Red verschlagen, Herr Onkel. Aber ich habs gewiß net gern getan. , . wirklich wahr! : Ja, da schauts her, was das Madl schon für stockdunkle Gedanken mit sich umeinander tragt! Absichtlich meine Fensterscheiben zerpeckenü Na, das war ja noch schöner! Aber ich werd dir schon die Wadeln füri richten, du schlechte Krot! : verzweifelt Bitt gar schön, Herr Onkel, alles, nur net vor die Tür setzen! Was sollt ich denn da draußen in der weiten Welt und mutterseelenallein anfangen ?! : Jetzt gehst mir in den Hof hinaus zum Schuppen und holst dir ein Bürterl Holz herein. .. schön eckert und net z weich!! Verstanden! ? Marsch! : Ja, Herr Onkel.. . ich renn schon! Sie läuft gitternd ab. Greißler : Straf muß sein! Das war ja noch schöner. . . Er ff/acht sich an seiner Budel %u schaffen. Mittlererweile wird die Ladentür geöffnet, und während das Glockenspiel ein kurzes Stückerl intoniert, tritt der Detektiv ein. Er steckt in einem kurzen, uringelben Überzieher und trägt einen schmalrandigen, schwarten Melonenhut: Detektiv Greißler Detektiv Greißler Detektiv : Grüß Ihner, Herr von Gschweidl! : Ah, der Herr Inspektor!. . . Sind wir also so weit, daß einem die Vertrauten ins Haus kommen?! Wann das net wegen dem Madl ist?!. .. : Was heißt wegen dem Madl? Das ist net mein Ressort . . . Aber ein paar Auskunft könnten S mir geben, für meine Recherchen!. . . : A so! Ja, da sind S schon wieder so einem kriminellen Subjekt auf der Spur, . . Ja, ja! Das ist schon recht so! Nur der gerechten Strafe zuführn, die Herrschaften! Grad hab ich gsagt, daß Straf sein muß!! Aber wie soll ich, ein unbescholtener Geschäftsmann und Steuerzahler, dabei helfen? : Sagen Sie das net, Herr von Gschweidl, sagen Sie das net! Oder glauben S vielleicht, daß uns die Strawanzer helferten? Carolin kommt zurück. Sie trägt ein Bündel Brennholz unter dem Arm. Greißler Detektiv Greißler Detektiv Greißler Carolin Greißler Aha!! Ah, die Fräuln Carolin! Fleißig, fleißig allerweil.. . Fleißig nennen Sie die nichtsnutzige Person? Wann Sie wüßten, was die grad angestellt hat, täten Sies auf der Stell mitnehmen. . . Die kommt noch einmal ins Zuchthaus, wann s so weitertut! Schau net so langsam !! : Schöne Sachen hört man ja! Na, was hat sie denn wieder verbrochen, die Carolin? : Ruinieren will s mich. . . ihren Wohltäter will s z Grund richten!! So, und jetzt trägst dein Bürterl dort ins Eck füri und kniest dich drauf, daß dich die Leut sehn und damit du die Schand hast! Und aufgstanden wird net früher, als ich sag! Verstanden? Avanti!! : weinend Ich hätt ja droben noch so viel z arbeiten, Herr Onkel . .. den Boden Wachsein und das Blumengartel gießen... : Kein Muckser mehr und dalli in dein Eckerl!!! Wann sich die Arbeit net von selber macht, machst dus eben auf d Nacht. .. 36 Carolin kniet weinend in der angegebenen Ecke nieder : Detektiv Greißler Detektiv Greißler Detektiv Greißler Detektiv Greißler Detektiv Greißler Detektiv : Ich sags ja allerweil: wann man der Jugend kein Muraß beibringen tat! Recht so, Herr von Gschweidl, recht so!. . . Aber wegen was ich zu Ihner kommen bin: Sie kennen ja den jungen Czermak, der im Vis-ä-vis-Haus auf Untermiete logiert?. .. : Ja freilich kenn ich den vieraugerten Dachdieb! Was ist mit dem? : Besagter Czermak wurde von unseren Beamten beobachtet, wie er Ihre Kolonialwarenhandlung betrat und nach zehn Minuten wieder verließ. Das war gestern genau um halb sechs Uhr nachmittags. . . erinnern Sie sich dran, Herr von Gschweidl? : Warum sollt ich mich net erinnern?. . . Ein Packer! Pfeffer hat er wollen für d Soß. . . aber ich hab es ihm verweigert!! Ob Sies glauben oder net: aufgreckt hat er die Händ und mit Tränen in d Augen ist er da-gstanden und hat mich bitt.. . aber wann ich hart bin, dann bin ich hart! : Ja, was Sie net sagen! Hat er denn net zahlen wollen? Er, der Sohn angeblich gutgstellter Eltern... da ist mir etwas unklar. : A woher! Der hätt mir ohne weiteres fünf Gulden geben fürs Packerl, wann ich wollen hätt.. . aber ich steh net drauf an!. . . Zwei Schritt und net weiter! Ich weiß, was ich tu.. . Also haben Sie ihm den Pfeffer net verkauft... Na! Was anderes: hat er einen Gemahlenen wollen, der junge Czermak. . . oder einen Ganzen? Denken Sie gut nach, Herr von Gschweidl, denken Sie gut nach! Ihre Aussage in diesem Fall ist von unerhörter Wichtigkeit und wird von mir persönlich zu Protokoll genommen ! : Das weiß ich nimmer: wars jetzt ein Gstoßener oder warens Körndln? An Pfeffer hat er halt wollen, der böhmische Haderlump!! Das ist alles... : Schad, daß Sie das vergessen haben, Herr von Gschweidl, sehr schad. Alsdann: Pfeffer haben Sie ihm aber keinen verkauft? Greißler Detektiv Greißler : Ich geb zu Protokoll, Herr Inspektor, daß ich dem jungen Czermak keinen Pfeffer verkauft hab, und daß ich überhaupt kein Menschen mehr was verkaufen werd, weder was Gstoßenes noch was Körndlertes noch irgendwas. . . Und warum?. . . Ich will net, daß die Leut umeinandergehn und sagen: der Gschweidl hats nötig, seine Sachen z verkaufen, weil er sonst sein Gschäft zusperren müßt. . . Schreiben S das dazu in Ihner Protokoll!! : Für mich ist nur wichtig, daß Sie ihm keinen Pfeffer verkauft haben, alles andere privat und nach Gschäfts-schluß... Also keinen Pfeffer für Czermak... Da kann man nur durch die Zahn pfeifen. . . nur durch die Zahn pfeifen. . . Jedenfalls dank ich Ihnen, Herr von Gschweidl. . . und : ich habe die Ehr! : Gern gschehn, Herr Inspektor, gern gschehn, und bleiben S schön auf der Spur. . . 37 Der Detektiv geht durch die Laden tiire ab. Gleiches Spiel der Glocken: Greißler : . . . schön auf der Spur. . . Da hast dir dein säubern Herrn Czermak, ha ha! Ein Komponist.. . daß ich net lach! Ein Klavierspieler ist er. . . und reif fürs Kriminal!!! Wie mich das gfreut!. . . Ja, wann einmal die Vertrauten nach einem fragen, dann ists nimmer weit bis zum Golling... Ein Pfeffer hat er wollen, der feine Herr!.. So ein böhmischer Haderlump. . . ein schwa-zen Pfeffer!. .. Aber net bei mir!! wendet sich dem bitterlich weinenden Mädchen %u Röhr net, du Fliegen! Eher wird ein Hirschgweih rostig, bevor ich weich werd.. . Das hätt dir halt so paßt, den ganzen Tag d Fenster putzen und zu dem gschnecklerten Falotten umispeanzeln!! Eigentlich wärerts ihr ja ein fesches Paarl gwesen: er braucht ein Pfeffer für seine unguten Soßen und sie haut anständigen Gschäftsleuten vom Grund die Scheiben ein!! Gelt, das tätert euch halt passen. . . und den ganzen Tag net außer aus dem Bett!!. . . Ja, wie ich noch jung war, da hats so was net geben! Net einmal im Traum war das unsereins eingfallen... Das Glockenspiel läutet wieder und die Korsettmacherin tritt ein. Sie trägt ein festgeschnürtes Korsett um den vollschlanken Busen. Sie sieht seihst wie eine lebende Korsettreklame aus: Greißler Frau Godl Greißler Frau Godl : sieht Carolin in der Ecke Ja da vergißt man ja aufs guten Tag sagen! Was ist denn da passiert? Was macht denn das arme Hascherl im Eckerl ? Greißler : Schaun S net hin, wanns Ihner net recht ist, Frau Kor- settmacherin. . . Ich kümmer mich auch net um Ihner unanständiges Gwerb! Wann ich mich net irr, so wollen S Ihnere Schulden abzahlen kommen, oder hab ich mich täuscht? Meine Geduld ist. . . Frau Godl : .. . am Samstag, Herr Greißler, am Samstag! Aber jetzt gebens mir ein Büxerl russischen Tee, mit dem Chinesenbilderl den, weil mein Bräutigam da ist aus Lemberg. ., und zwanzig Deka Landbutter und den scharfen, grünspanigen.. . : Aus istsM! Zwei Schritt, Frau Godl, und net weiter! : Ja wie reden Sie denn heut mit einer besseren Kundschaft? : Bessere Kundschaft! Daß ich net lach!! Glauben Sie vielleicht wirklich, daß ich mit meiner guten War Ihnere Lemberger Pantscherln aushalt. . . daß ich mein Tee, mein Landbutter und mein Kas. . . ? Ja bilden S Ihner ein, ich habs notwendig, den Leuten was z verkaufen, ., und noch dazu auf Schulden?! Frau Godl : Ja da legst di nieder. . . Greißler : ... und stehst nimmer auf, wollen S sagen, net wahr? Na na, liebe Frau, gehen S nur wieder schön in Ihnern dritten Stock auffi und nahn S schön weiter.. . und bringen S nur recht viel von Ihnere Mülligschirrer an, damit S mir bald ihre Schulden abzahlen können. . . Bei mir ist die weiße Kreiden ausgangen, und eine schwarze gibts net! Frau Godl : kokett Aber Herr Gschweiderl, gehn S, sind S fesch! Wann ich Ihner recht lieb bitt. . , mir Solls auch net dran liegen! Greißler : Hüten S Ihner, Frau! Mir scheint, Sie vergessen, wer ich bin!! Bei mir gibts nichts mehr zu kaufen!!! Frau Godl Greißler Frau Godl Greißler Frau Godl Greißler Frau Godl Greißler Frau Godl Greißler Frau Godl Greißler Frau Godl Greißler : Ja was soll ich denn meinem Gast sagen? Ich bitt Ihner, Herr Gschweidl, lassen S mich nur jetzt net im Stich! Mit was soll ich denn aufwarten, wie steh ich denn da?!... : Geben S ihm von mir aus, was Sie wollen. . . ich hab für niemand was über!! : Ja um Gottes Willen, was soll ich ihm denn geben? : Er soll Ihner halt am Hintern greifen, dann hat er gleich ein Fleisch. Sie ordinärer Lackel, was glauben S denn. . . ? Gar nix glaub ich! Die Leut sollen an mich glauben. . , Sie bilden Ihner vielleicht auch ein, daß S der liebe Herrgott sind! Ja warum denn auch net, Frau Godl? Und merken S Ihner: ich weiß was. . . ich brauchert nur den Mund aufzmachen und da fliegerten mir die weißen Tauberin mit die roten Schnaberln nur so außer und pickerten Ihner und der ganzen Sippschaft dader in dem Grätzl die Äugerln aus. . . und was stellen Sie Ihner vor, was s dann scherten...? Na?... Einen Schmarrn, Frau Godl! Einen rechten Schmarrn! So! Und jetzt sind S froh, daß ichs net tu und gehn S fort aus meinem Gwölb.. . Fallt mir net im Schlaf ein, Sie blöder Greißler! Zuerst mein Tee, mein Landbutter und den scharfen Kas, den grünspanigen, daß s wißen!!! Na! Ob ich die Sachen krieg, hab ich gfragt! Na! Wann Sie mir die Sachen aber net gleich geben, dann mach ich mein Mieder auf, leg mich der längs nach vor Ihner am Boden und schrei, was Platz hat! Die Leut werden sich schon ihm Teil denken.. . : Tun Sies doch, wann Sie glauben, daß S Ihner besser liegen als stehn. Wann S dann net bald auf wollen, dann laß ich Ihner per Post mitsamt an Kranz auf den Dornbacher Friedhof schicken! Die Korsettmacherin beginnt ihr Mieder aufzuschnüren und wirft sich tatsächlich der Länge nach Boden: Frau Godl : Ich hab net um Ihnern tepperten Kranz gfragt, Sie Greißler, sondern um ein Tee und um die zehn Deka Landbutter. . . und wann ich net stantepede in mei Körberl krieg, so können S Ihner ein Gschrah anhörn, daß Ihner Lebtag nimmer gsund werden. . . Ich zähl: eins. . . zwei.. . drei. .. Ihr angefangener Schrei bleibt ihr in der Kehle stecken, da im gleichen Augenblick, während das sinnreiche Glockenspiel ertönt, ein arg betrunkener Pompfüneberer in voller Uniform eintritt: Greißler : Sehn S, da kommens schon von der Post zum Abholen! Pompfüneberer : A schöns, guats Tagerl allerseits. . . an halben Liter offenen Rum, wann i bitten derft. . . Er zieht eine leere Bierflasche hervor: Frau Godl Greißler : Zßm Greißler Mein Tee und mein Butter will ich haben, Sie grauslicher Kerl! : Hören S gut zu: nach Dornbach ists net weit. Und das Schöne ist bei der ganzen Sach, daß deshalb keiner schwitzert werden wird, beim Kranztragen.. . Pompfüneberer : Nur kan Schwitz! Aber an halben Liter Offenen, bitt schön. .. : Jetzt schrei ich aber wirklich.. . : Schrein S!!! : Gebts mir mein Rum! I halts nimmer aus!! : Sind S ruhig, Sie boshafter Leichenfledderer. .. ich war zuerst da... mit Ihnern Fuselzeug wirds auch noch Zeit haben! Carolin! Ja, Herr Onkel? Steh jetzten auf und hol mir den neuchen Kranz aus dem Besenkammerl! Frau Godl Greißler Pompfüneberer Frau Godl Greißler Carolin Greißler Das Mädchen steht auf und geht in eine Nebentüre. Die Korsettmacherin erhebt sich ängstlich: Frau Godl : Was soll denn das wieder bedeuten?... Jessas. .. der Mensch wird ja unheimlich! Pompfuneberer Greißler Frau Godl Greißler Pompfuneberer Greißler ; Durst!! : Ja glauben S denn, ich red nur so per Jux, Sie aus-gschamtes Frauenzimmer ?! J etzt geh ts auf nach Dornbach und eini beim Haupttor ohne Gnad und Barmherzigkeit! Gelten S, Herr Pompfuneberer?! : Sie sind ja ein Mörder!!.. . Wie er mich nur anschaut! Hilfe!!! : laut Nach Dornbach, Frau Godl, zu die Spinnerinner!!! Das Wagerl von der schwarzen Post wart schon.,. : bittend An Offenen, wann i bitten derft. . . : ruft hinaus Na, wirds bald, Carolin?! Carolin erscheint mit einem großen Friedhofskran^ : Was soll ich denn Carolin : Ich bin eh schon da, Herr Onkel damit anfangen? Greißler : weist auf die Korsettmacherin Da schau hin! Derer dort hängst ihn um. .. Frau Godl : entsetzt Um Gottes Willen, na!!! Was soll ich denn am Friedhof mit meine achtundzwanzig Jahr! Sie flüchtet schreiend auf die Straße: Pompfuneberer Greißler Carolin Greißler Carolin Greißler Carolin Greißler : I halts net aus. . . mein Rum, Greißler!!! : Carolin, du schiache Gans! Was warst denn wieder so langsam.. ? : Ich kenn mich ja net aus, Herr Onkel. .. : Red nix! Jetzt hängst dir den Kranz selber um und kniest dich wieder in dein Eckerl! I : Epgert Ich furcht mich, Herr Onkel.. . : Das ist ja das Schöne bei der ganzen Sach! Ihr sollts euch fürchten vor mir.. . Marsch in dein Eck!!! : Meine Knie, Herr Onkel, sie tun mir so weh. . . : Die sollen euch allen nur schön weh tun... ihr verdiente nichts anders als Angst und weiche Knie. . . Ins Eck hab ich gsagt!!! Carolin geht wieder in ihr Eckchen. Der Poff/pfüneberer, welcher sich in der Zwischenzeit selbständiggemacht hat, geht auf eines der Ladein %u- I» dem Augenblick, da er sie öffnet, greifen zwei lange weiße hlände heraus und fassen ihn an den eigenen Händen : Pompfüneberer Greißler Pompfüneberer Greißler Pompfüneberer Greißler Pompfüneberer Greißler Pompfüneberer : Jessasmarandana!!! Da greifen ja zwei Hand außer!!! : wird aufmerksam Finger weg da, du Leichenrab! Da hast nix verlorn! : heulend Sie lassen mi ja nimmer aus!! Bitte bitte, nur das anzige Mal noch auslassen! I sauf eh kan Rum nimmer! I werd bestimmt kane Goldzahnderln mehr brechen gehn !! : zerrt ihn an den Schultern Weg dader!.. . Das sind meine Sachen!! : I will net ins Ladel. . . Auslassen! Bitte, bitte auslassen !!! : Ich hau dir die Klebeln ab, du verfluchter Umernand-stierer!! : I kann nimmer weg!. . . I bin angwachsen! Schneiden Smi ab!!! ■.gefaßt Das werden wir gleich haben! Wo ist mein Wurstmesser? : Ausghalten an Moment!. . . Kein Messer. . . i wills net!!! Der Griff der weißen Hände löst sich und der Pompfüneberer stürmt %ur Türe hinaus. Die Hände hängen nun schlaff herunter und der Greißler mit dem Wurstmesser beginnt sie zu streicheln und %u liebkosen, als wären es kleine Tiere. Im Augenblick dieser Berührung werden sie lebendig und bewegen sich wie Wasserpflanzen hin und her, als verstünden sie die Worte des Greißlers: Greißler : sanft Ja, meine lieben Handerln. . . ja ja, seids nur schön brav.. . gell, net einmal schlaferln lassens euch... ich sags ja, wir werden schon was sekkiert von die schlechten Leut.. . nimmer schön ists fast, das Leben.. . aber wir schicken ihner schwarze Kranzerln ins Haus, wanns net gleich folgen.. . hab ich net recht, meine Handerln?... Gleich ein Kranzerl vors Bett, wann einer net pariert und dann... Carolin : Meine Knie, Herr Onkel, sie tun mir so fürchterlich weh!! Ich blut schon.. . Greißler : Du bleibst dort in deinem Eck, bis dir das Holz auf die Baner geht! Und kein Wort möcht ich mehr hören!! wendet sich wieder den Händen \u So, meine feinen Patscherln. .. jetzt gehts wieder schön heia! Wann ich euch brauch, werd ich euch schon wecken. . . verschließt die Hände im Ladet Soda. . . das wäre in Ordnung! Die Ladentüre geht wieder auf, das Glockenspiel läutet. Die Frau Hungert, eine ärmliche Person, betritt das Gwölb : Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Carolin Greißler : leise Was will denn die verhungerte Zechen wieder einmal . . . ? Na wart, dir werd ichs besonders einischmiern. . . spricht wieder mit normaler Stimme Ah da schau i ja! Die Frau Bettgeherin. . . Grüß Sie Gott, liebe Frau! No, was führt Sie denn heute zu mir. .. ? : Sind S mir net bös und unghalten, Herr Greißler, aber ich komm mit einer großen Bitt am Herzen. . . : Reden S nur, liebe Frau Hungerl, reden S nur alles außer und schön nach der Reih».. : Ein Stückerl Packpapier brauchen ich halt, von Ihnern neuchen Zuckerhut dorten.. . was halt so wegfallt. : Ja ja, da fallt schon gnug weg davon. . . alle Tag a ganze Massa! Ich hab ein blaues davon und auch ein schwarzes.. . was für eines hätten S denn lieber, Frau Bettgeherin? : No ja, eigentlich war mir das blaue schon lieber als das schwarze, weils net so schwarz ist. . . : Und da kommen S also zu mir, wegen dem Papier, wegen dem blauen, von mein Zuckerhut.. . net wahr? : Ja. Ich tatert Ihner halt recht schön bitten und zahlert Ihners auch recht gut, wanns net z teuer ist. . . : Herr Onkel, Barmherzigkeit! Meine Knie. . . : Wirst stad sein, wann Kunden da sind! Und keinen Mucks, sag ich! 44 Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Was hats denn, das Madl? die Frage übergehend Das süße, blaue Papier von meinem Zuckerhut also täten S brauchen! Und zu was, wann ich fragen darf?... Ich bin halt so viel neugierig, liebe Frau Hunger!. . . Ja, wie soll ich Ihner das gleich sagen?. .. Mein Buberl, der Lorenzl, Sie kennen ihn ja eh. .. mir waren schon ansprechen mit ihm, aber das hat auch net viel gnutzt. . . und für den Doktor reichts net bei mir! Ich bin net arm, wissen S, aber auch net reich... so mittelmäßig, wie man sagt. .. net wahr? Sind S mir net bös, Herr Greißler, geltens? Reden S nur fesch von der Leber weg, Frau Bett-geherin. Ich bin ein guter Zuhörer. . . ich hör gern, wie die Leut plaudern. . . Ich hab ja immer gsagt: der Herr Gschweidl ist ein lieber, ja so ein äußerst lieber Mensch!... Ich hab schon immer zu meinem Buben gsagt, Lorenzl, hab ich gsagt. . . Ajajaja! Ist schon gut, ist schon gut. . . Also was ist jetzt mit dem kleinen Lorenzl ? Hat er die Auszehrung ? Oder ist er einem Kinderverzahrer in d Händ gfallen? . . . Machen S mir keine Angst, Frau Bettgeherin, Sie wissen : ich bin ein Kinderfreund! Aber na, Herr Greißler, regen S Ihner nur net auf. . . ein bisserl krank ist er halt worden, der Lorenzerl. . . unterwachsen ist er. . . Was soll denn das wieder heißen ?. .. Was ist das: unterwachsen? Vielleicht ist es eine Verkühlung. .. wer kanns wissen? Ein Kind verkühlt sich halt gern.. . alle daumlang hat man sein Gfrett mit ihner. . . ... und da hat er sich eben unterwachsen, wie Sie sagen ? Ja und na, Herr Greißler... er hat sich net unterwachsen ... es hat ihm irgend ein Ding unterwachsen .. . weil selber tut man ja so was net, weils weh tut, und wer wird sich denn schon selber weh tun, wanns net nötig ist? Kurz und gut, Herr Greißler, er kann den Ellbogen nimmer bis zum Knietscherl bringen, der Lorenzerl!! L Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Carolin Greißler Frau Hungerl : J a wozu soll man das auch ? Was hat denn der Ellbogen beim Knie verloren? : Na ja, das ist halt so eine Art Rheumaties, und wann wir ihm den Ellbogen mit Gwalt abedrucken, dann schreit er, der Arme, wie beim Zahnbrecher. . . : Ja warum drucken S ihm den Ellbogen dann mit Gwalt abe, wann er schreit? : Meingott! Das ist halt so schwer zu sagen! Weil er halt unterwachsen ist!! : Aha, das genügt mir.. . Und dazu brauchen S eben ein blaues Zuckerpapier, net wahr? : Ja, Herr von Gschweidl, ein blaues, weil sich die klein Kinder so viel vor dem schwarzen fürchten... : Und schrein tut er auch. . . wie beim Zahnbrecher, haben S gsagt?! : Recht haben S, Herr von Gschweidl! Sie sind halt so ein gscheiter Herr.. . und weil jetzt der Lorenzerl unterwachsen ist, so wollen wir ihm halt aus dem Zuckerhutpapier ein großes Herz ausschneiden mit der Scher. .. : Ein großes Herz also.. . aha... so wie bei die Kirtag-standerln? : Geiin S ja, Herr Greißler, ganz genau so wie beim Schottenfelder Kirtag. .. Und das streichen wir ihm dann mit einem gewöhnlichen Grammelschmalz an und stupfens recht schön mit einer Spicknadel, damit sich das Schmalz schön durch die Löcherln saugt, und das Ganze legen wir dann dem Lorenzerl schön aufs Brüsterl, und wickeln ihn fest in ein paar Handtücherln ein. .. : Ein Umschlag also, mit Hand und Fuß, Frau Bett-geherin ? : Ja, Herr von Gschweidl, mit Händ und Fuß.. . : Das wird ihm gut tun, da wirds bald wieder beinand sein, Ihner Buberl.. . : stöhnend Meine Knie, Herr Onkel!! Meine armen Knie. . . das Blut rinnt schon übern Fußboden.. . : Wirst es halt später zammwischen, du unsaubers Mensch! : Was hats denn, das Lintscherl? 4 46 Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Carolin Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler Frau Hungerl Greißler übergeht die Frage Dann ist er nimmer unterwachsen, der Lorenzerl, wann wir ihm das Zuckerhutpapierherzl recht blau und recht süß und voller Schmalz auf den Bauch legen. . . Aufs Brüsterl, Herr von Gschweidl, aufs Brüsterl!!! Ajaja, ich weiß s schon!. . . hab mich nur verredt! Dann bringt er auch wieder sein Ellbogerl aufs Knie, der Lorenzerl, und braucht nimmer so schrein. . . Jetzt wollen S das Papier, net wahr, Frau Bettgeherin? Sie sind so ein freundlicher Herr! Jaja, das Papier, wanns net z teuer ist. .. Herr Onkel!!! Herr Onkel, das harte Holz zerschneidt mir die Knie bis aufs Bein. . . Was hats denn, die Arme? Sind S ruhig, tan S net fragen.. . Jawohl, Herr von... scharf Wolln S noch was? No ja, das Papier, das blaue, vom Zuckerhut. . . kann ichs jetzter kriegen?? Na! glaubt schlecht gehört %u haben Das Papier mein ich, fürn Lorenzerl sein Herz. .. brüllt plötzlich Nein! Nein! Einen Schmarrn kriegen S, Sie schäbige Notnaglerin! Ziehn S ab! Ich kann Ihner Luft nimmer vertragen!!! verwirrt Aber Sie haben doch gsagt. . . mein Lorenzerl... brüllt stärker Gar nix hab ich gsagt!!! Ist Ihner net gut, Herr von. . . wieder ruhig, spöttisch Mir war schon lang nimmer so gut wie jetzt, Sie Krampen! Und Ihner grauslicher Bankert kann von mir aus auswachsen und einwachsen oder umwachsen. . . ich selber bin mir erwachsen gnug, daß ich net den fremden Leut mein guten Zucker auf den Bauch schmier!! Und wann S net gleich auf der Stell verschwinden, ruf ich um an Wachmann!! Frau Hungerl : jammernd Meingott, meingottü Was hab ich denn jetzt wieder falsch gmacht?? starrt zufällig auf den Boden und ruft entsetzt Barmherziger Himmel!!! Nur weg von dader! Da rinnt ja a Blut!!! Sie flüchtet durch die Ladentüre ins Freie. Der Greißler sieht der Flüchtenden nicht ohne Vergnügen nach, schmunzelt zufrieden und betrachtet ebenfalls die Blutrinne - für den Zuschauer nicht sichtbar - am Boden: Greißler Carolin Graißler Carolin Greißler : Ja da schaust her! Ein so ein Frühlingsbacherl hätt ich dem blutleeren Armitschkerl meiner Seel gar net zutraut! Mein lieber Zacharias, ich glaub, du fütterst das Madl noch viel zu viel!! Kein Wunder, daß s übermütig wird, bei mein guten Herz. . . Aber das soll in Zukunft anders werden: Die Brotsuppen einschränken . . . und mehr Betätigung!!! Jawohl, eine passende Betätigung! Das ist es, was der junge Mensch braucht, sonsten steigen ihm die Spompernadel in Schädel. . . Ich hab mich seinerzeit, in meine jungen Jahr, auch betätigt, und das hat mir alles andere als geschadet. . . Da! Schauts her, wie ich dasteh!!! : Herr Onkel, ich fall um!! Bitte, Herr Onkel, lassen S mich aus dem Eck heraus!!! : mit bürgerlichem Pathos Dortgeblieben, du weiblicher Widerspruchsgeist! Und schön brav knieen geblieben auf deine wohlverdienten Scheiterlnü Meinen armen Fensterscheiben hats auch weh tan!! : schluchzend Herr Onkel, die Vögerl am Grab meiner guten Eltern Werdens Ihner nachschrein, was Sie mir alles auferlegt haben. . . Das wird Ihner gewiß nichts Gutes eintragen, Herr Onkel. . . : Das ist jetzt aber wirklich das Allerletzte!! Der Wechselbalg, net zfrieden mit seinem reichlichen Gnadenbrot, was man ihm gibt, untersteht sich, seinen Wohltäter für all das Gute, das man ihm tan hat, zu verwünschen!!! Na wart, du Flitschen.. . jetzt kommt der Ochsenzäun!!! Er sucht nach einem Ochsenziemer, derjedoch nicht vorhanden ist: Carolin : Vater und Mutter, schauts aber auf mich !! Bitts unsere lieben Heiligen, daß s mich bald derlösen von. . . Sie bricht ohnmächtig in sich zusammen: Greißler : läßt vom Suchen ab Ja was ist denn das wieder? Magieren ! Ja, das könnens alle!! Aber wanns heißt »arbeiten«, dann habens ihnere Talente vergessen.. , Da nutzt nur eines! öffnet die Ladentüre und ruft hinaus Hallo! Wasserer!! A Buttn Wasser, aber gschwindü! geht wieder auf seinen Plat% %urück Anschütten mit Bachwasser, daß s abezappeln, die Fisch, übern Buckel... das wirds schon munterer machen. .. So! Und jetzter schneid ich mir a Salami ab! Strapazen hat man schon.. . Aus dem Kastelladel kommen starke Klopf töne. Der Greißler wird aufmerksam : Greißler : kauend Ja, meine Handerl, bald hätt ich euch vergessen, gell ?! Habts einen Hunger. . . aber freilich kriegts was. .. riechts es schon, net? Ein Stückerl Salami... ein pikantes Gurkerl... was? Er öffnet das Ladel und scheret gutmütig mit den herausgenommenen hländen: Greißler : Zeit für ein gutes Nachtmahl ists eh schon, meine Stieglitzerln! Er gibt ihnen r^u essen. Er geht %um Gurkenglas und sucht mit der Hol^ange ein paar besonders schöne Exemplare heraus. Die Hände bewegen sich nur in Gegenwart des Greißlers: Greißler : So, meine Braven, da habts was Feines. .. und laßts euchs recht gut schmecken!.. . Jetzt sperr ich euch wieder in euer Laderl, daß euch niemand was tut.. . Pfüat eich Gott,Handerln! Pumperts nur schön, wanns was gern haben möchts.. . Carolin Greißler : stöhnt in ihrer Ohnmacht Meine armen Knie. .. : Aha! Wirds ihr schon z fad!? Ja, so daliegen und ma- gieren. . . Aber dein Wasserl kriegst schon. . . schön frisch, aus der hölzern Butten!!. . . sieht, etwas ungeduldig werdend, %ur Eingangstiire hin Wo er nur bleibt, der Wasserer. .. ? 49 Die Ladentüre wird geöffnet. Glockenspiel. Ein echter Wassermann Wasser er - mit Algen und allen nötigen Attributen, tritt ein: kein Wassermann Greißler Wassermann Greißler Wassermann Greißler Wassermann Greißler : ruhig Ich wünsch Ihner viel Nebel und einen wasserigen Abend, Herr Meister. . . Sie haben mich grufen? : Ja mein lieber Mann, wie schaun denn Sie aus!? Mir scheint, Sie sind in Bach gfallen beim Wasserschöpfen ... na servus!! Wieviel Goldfischerln haben S denn dabei abegschluckt. .. ? : Sie glauben, ich schluck nur Goldfisch? A na! Ich schluck net nur die goldenen... groß und kleine, schäbige und feine, schiache und schöne. .. alle schön runter wies kommen... so gehts halt auf der Welt, Herr Meister!!! : Ist schon gut, Wasserer, ist schon gut!! Aber jetzt her mit der Butten. . . Ja mir scheint, der hat ja gar keine mitbracht?. . , Ja da hört sich ja die Gmütlichkeit auf!! Wart da eine gschlagene halbe Stund auf den notigen Krowoten und dann kommt er daher ohne Wasser, aber aufputzt wie der Lipizzaner von einer närrischen Leich!!! Herr!!! San Sie angsoffen ???!!! : Haben Sies schon vergessen, was ich gsagt hab von die Fisch?. . . Denken S nach, Herr Meister, denken S nach!! : Mir scheint, da ist wieder einer spinnert worden... Schaun S, daß S außekommen, Sie Narrio!!! Wanns so ist, dann hol ich mir mein Wasser selber!!! : Haben S wirklich schon vergessen, daß ich die schäbigen genau so verschluck wie die feinen? ■ Das ist mir Blunzen, lieber Herr Narr! Und wann ich Ihner einen Rat geben darf, dann passen S auf und verschlucken S Ihner net einmal! Wassermann : Bei die Gründling ist mir das noch nie passiert, Herr Meister! Net bei die Gründling.. . weils klein sind, rutschens von selber abe. . . Leben S wohl.,. Der Wassermann geht ab. Glockenspiel: Greißler : Die Leut von heutzutag ghörn alle am Guglhupf!! Net einmal die Wasserer sind mehr normal. . . sieht nach Carolin Rührt sich no net, das Zäukel?! stößt die Ohnmächtige leicht mit der Fußspitze Froh war ich, meiner Seel, wann ich die loswerden könnt!! Nichts als lauter Aufregungen hat man... ich sags ja: Undank - der Weltlohn ! Die Frau Koberin kommt sehr leise in den Laden. Kein Glockenspiel! Sie ist eine etwa sechzig)'ährige Dame, beider man am ersten Blick eine Pensionatslehrerin vermuten würde. Am ^weiten jedoch entdeckt man die unsolide Schminke, unter welcher sie ihre Gesichtszüge %u verbergen sucht. Sie ist wahrscheinlich bedeutend älter: Frau Koberin Greißler Frau Koberin Greißler Frau Koberin : Guten Abend, Herr Gschweidl! Ich hoffe nicht ungelegen einzudringen. Sehn Sie, es ist eigentlich schon Geschäftsschluß, aber als ich gesehen hab, daß Sie noch offen haben, hab ich mir denkt: probierst dus... auffressen wird er dich schon nicht, der Herr Gschweidl! : Ich verkauf nimmer.. . net vor und net nach Geschäftsschluß ! Tut mir leid, Frau Koberin. . . : Aber Herr von Gschweidl, wer wird denn so bös sein! Sind S ja sonst net so unhumorig... Ich will heut nichts Gwöhnliches... es ist was Besonderes, um das es mir geht... : Wenn Sies genau wissen wollen, Frau Koberin, ich bin ein bürgerlicher Greißler, und ich wüßt meiner Seel net, was ich Bsondres hätt für Sie. Vielleicht schaun S zum Reithofer... : Aber aber, wer wird denn so boshaftig denken, Herr Gschweidl! Aber gehn S! Hören S mir ein Momenterl gut zu... Inner Schaden wirds bestimmt net sein, Hand aufs Herz... Was wissen denn schon die Leut, was mein Schaden ist oder net. . . Fahren S halt außer mit der Sprach.. . Zeit hab ich net viel! Aber reden S Deutsch.. . net so umadum wie die Katz ummern heißen Brei! Jetzt gehn S aber, Herr Gschweidl! Hab ich das jemals schon tan? Ich bin doch immer die offenste Person.. . Ich hab das Herz am rechten Fleck und das Mundwerk ist eben dort, wos hinghört! Wir sind doch alte Wiener, Herr Gschweidl, net wahr. . . ? Selbstredend bin ich kein Böhm oder Katzeimacher! Sagen S es schon! Was wollen S denn? Sehen Sie, da gibt es verschiedene Dinge, bei denen man, wie man auf französisch sagt, eine gewisse Delikatesse nicht fehlen lassen darf. Verstehen S mich nur recht, Herr Gschweidl, eine Delikatesse. . . ! Zwei Schritt und net weiter! Was erzählen Sie mir da von Delikatessen, liebe Frau Koberin?... Ich hab glaubt, Sie wollterten mir ein bsondres Angebot machen. . . Aber wanns mit der Sach a so steht, dann pfüat Ihner Gott, gnä Frau... und lassen S Ihner gsagt sein: ich verkauf nimmer. Jetzt und für alle Zukunft!! Aber nein, aber nein, lieber Herr Gschweidl, Sie haben mich wieder einmal vollkommen grundfalsch verstanden ! Delikatesse ist französisch und hat mit dem Essen gar nichts zu tun! Durch die Blume, Herr Gschweidl, durch die Blume.. . Was soll das wieder?! Bin ich a Baumschul. .. ? Sie haben eine Nichte bei Ihnen. .. die Lintscherl! Ein liebes Mädel, sag ich Ihner, ein sehr sauberes und bakschierliches Mädel.. . Ich wollt sie gern zu mir nehmen, wissen Sie ? Als Stütze der Hausfrau, wie man sagt! Sie soll es gut haben und an einer besseren Erziehung solls ihr auch nicht fehlen. Außerdem verdient sie sich, wenn sie brav ist, schon das erste Jahr ihre fünfzehn Gulden im Monat! Das ist nicht wenig... Ja, aber.. . Lassen S mich zuerst fertig reden, Herr Gschweidl. Selbstverständlich kriegen Sie das Geld in Verwahrung . . . ein junges Leut ist manchmal etwas leichtsinnig beim Geldhalten... lauter Filigran und Glumpert sticht ihner da und dort in d Augen. . . Sie kriegerten also, wie schon gesagt, das Geld zur Aufbewahrung in die Händ. Sparen S ihrs halt zu einer schönen Aussteuer. . . Ja warum reden S denn net gleich Deutsch von allem Anfang!?... Fuffzehn Gulden haben S gsagt: das sind dreißig Kronen.. . Was sag ich Ihnen? Sie sind der geborene Kaufmann . . . Fünfzehn Gulden - dreißig Kronen, nach Adam Riese, wie man manchmal sagt! Ich werd mirs überlegen, Frau Koberin. .. durch den Kopf gehen lassen.. . sowas muß man gründlich überschlafen ! Was heißt da überschlafen... bei der Gelegenheit? Schnappen S zu, Herr Gschweidl, bevor Ihner das Madl davonrennt. . . glauben S mir, es ist hart, wann man durch d Finger schaun muß! Was reden S da von davonrennen? Die ist froh, daß s bei mir bleiben darf. . . Aber ich hab nichts dagegen, wanns unter die Leut kommt. A spätere Hausfrau soll auf keinen Fall einschichtig werden. . . Ja, Sie müssen mir schon sagen, wolln S oder net? Wissen S, ich häng halt an der Kleinen. . . sie ist doch schließlich und endlich das Kind von der einzigen Schwester, die ich ghabt hab... die Bande des Blutes und so. .. Ich weiß es, Sie sind ein kernweicher Mensch unter einer rauhen Schale. . . man sollt wirklich nicht auf die Leut hören und auf ihner dummes Gered! Was redens denn dumm daher, Frau Koberin? Was Werdens schon daherreden? Sie werdens eh wissen . .. net gut solls es haben bei Ihnen.. . Hunger und mehr Schlag als ein Hund. . . Ah, da schau i jo!! Was die elendige Bagasch net alles merkt!! Ich kann ihners ja sagen, wann S es wissen wollen: Streng bin ich mit ihr!.. . Und warum? Weil ich will, daß einmal was wird aus ihr!! Schaun S nur hin. .. knieen laß ichs, weils mir die Fenster zsamm-ghaut hat beim Putzen. . . und was tut sie? was tut sie?? Die Ohnmächtige spielen und z Fleiß alles anbluten . .. !! Frau Koberin : Ich habs schon lang gmerkt, Herr Greißler, aber ich 5 3 hab nichts sagen wollen. . . Man muß manchmal wegschauen können. . . Greißler : Schaun S, ich sag Ihner was, kommen S morgen um die selbe Zeit wieder her. . . es braucht keiner z sehn . . . was gehts die Leut an? Wir werden dann weiterreden .. . zrechtkommen sollen wir auch. Und vielleicht können Sies gleich mit Ihner nehmen. . . Frau Koberin : Gut ists, Herr Gschweidl, daß d arme See! ihr Ruh hat! Dann werd ich also morgen um die selbe Zeit herschaun. . . Greißler : Und dreißig Kranin haben S gsagt, net wahr...?! Frau Koberin : Ja, wann sie sich tut und folgsam ist,. . fünfzehn Gulden im Monat! Und jetzt: Bleiben S mir gsund und leben S wohl, Herr Gschweidl! Greißler : Leben S auch wohl. Und: es brauchts niemand z wis- sen in der Gegend! Für dreißig Kranin sorg ich schon fürs Bravsein.. . Die Frau Koberin geht ab, jett^t wieder Glockenspiel: Greißler Carolin stöhnt. Greißler Carolin Greißler Carolin Greißler Carolin Greißler Steh jetzten auf, du Haut! Wasch dich ab. schaun tust wie eine Rastelbinderin. . . Aus- : Gemma, gemmaü Kalt is s net.. . stippt sie mit dem Fuß : %u sich kommend Bitte, nimmer knieen lassen, Herr Onkel. . . : Hopp hopp, heb dich, Schöberl, sonst wirst ein Totschn.. . : Ich bin noch ganz Wirrwarr, Herr Onkel. . . Die Fuß sind mir wie abgschlagen. : Red, wann d Gäns brunzen! I Steh auf, geh in die Kuchel und wasch dich!! : erhebt sich steif und geht ab Danke, Herr Onkel, danke. . . : schenkt sich einen Schnaps ein Kruzineser brennt d Latern, soll ma heut noch lum- pert werdn?! trinkt und wischt sich den Mund Ah, der brennt abe!! Alsdann, gehn wirs an, die Rechnerei ! Die Position und Gestik des Greißlers ist in diesem Augenblick wie bei Anfang des Stückes. Er lacht hämisch und reibt sich die Hände. Dann geht er wieder auf das schon bekannte Eadel v>u, um bei den Händen nachzusehen : Greißler Ladelstimmen Greißler Ladelstimmen Greißler : So! Und jetzt werden wir schaun, was meine kleinen Patscherln zu sagen haben. . . öffnet die Lade und nimmt die Hände heraus Ujegerl na ! Ganz verschlafen und tramhappert schauts noch aus! Hab i euch aufgweckt, meine Bieberin?. . . Hat euch was Schönes träumt?.. . No seids mir deswegen net bös, gleich könnts wieder weiterschnar-cherln. . . Aber jetzt sagts mir: wieviel machen dreißig Kronen österreichischer Währung monatlich, auf Gulden umgrechnt, im Jahr, in fünf Jahren. .. und in zehne?? : kleiner Chor, leise Dreißig Kronen willst wissen, österreichischer Währung und monatlich umgrechnt auf Gulden - im Jahr, in fünf Jahren. . . und in zehne! Ja, meine Zeiserln! Im Jahr, in fünf.. . und in zehne... Gleich wirst es wissen, Greißler, wir rechnen schon !! Ist gut! Die Ladelstimmen murmeln unverständliche Zahlen durcheinander. Greißler Ladelstimmen Greißler Ladelstimmen Greißler : Aha, die Rechnung ist net leicht. . . Aber ihr bringts es schon zweg! Rechnets nur brav, meine Fingerin! Ich kann schon warten.. . : undeutlich Abacht abacht abacht abachtzehn achtzehn achtzehn achtzehn. . . : A na! Es Tschapperln.. . ausghalten! Da habts euch aber verrechnet! Das war mir doch ein bißl z wenig! Denkts nur nach, meine Fingerin.. . denkts nur schön nach! : Achtzig achtzig achtzig. . . : Schon besser, sag ich! Ladelstimmen : Achtzig hundertachtzig neunhundert tausendachthundert hundertachtzig neunhundert etc. etc. Greißler : Jawoll! A so was hört der Weaner gern!! Das Mensch ist doch sein Gulden wert! sinnend Hundertachtzig. . . neunhundert. . . tausendachthundert. . . Pfiffig Hundertachtzig Florin: das ist net schlecht! Neunhundert Florin: Herrschaften! Das ist schon viel! Da kriegt man was... Aber: Eintausendneunhundert Florinderin. . . das sind dreitausendachthundert Kronen!! ! Das ist ein Vermögen bei uns in Wien, wann man nebenbei bedenkt, was Zins und Zinseszins. . . Die Stimme des Greißlers bricht abrupt ab, da der Erregte, von einem Schlaganfall getroffen, mit einem Wehlaut %u Boden sinkt. Die Stimmen reden weiter ihre Zahlen und der Greißler stößt unartikulierte Laute von sich. Manchmal versteht man etwas: Greißler : Hilft mir denn keiner. . . Carolin. . . wo bist denn. . . laßts mich net hilflos dader liegen. . . ich bin ganz steif in d Fuß. . . Carolin! Lintscherl! Dein Onkel. . . Horts mich net???!!! Das Licht ist beim Schlaganfall schwächer geworden, flackert und geht schließlich vollkommen aus. Der Vorhang geht für etwa eine Alinute nieder. Die Stimmen von Greißler und Ladel - möglicherweise auf Tonband - sind während dieser Zeit \u hören. Der Zuschauerraum bleibt dunkel. Bevor noch das Publikum ungehalten wird, hebt sich der Vorhang wieder und das Licht beginnt langsam die Szene, welche sich nicht verändert hat, %u erhellen. Wenn die Beleuchtung ihren normalen Stand erreicht hat, kommen aus der Wohnungstüre die zwei Engel mit den aufgedrehten Schnurrbärten. Sie sind im Stil der achtziger Jahre gekleidet: Pepitahosen, phantastische Gilets, Samtjacken, goldene Uhrketten mit Llufeisen und Pferdeköpfen, Vatermörder, schwarze steife Hüte mit schmaler Krempe etc. Am Rücken haben sie mittelgroße, konservativgeschmackliche Engelsflügel mit Flitterbesatz- ^Jr ^esgn Ist launig und ihre stilisierten Bewegungen erinnern an die eines alten Drahrers (Daumenschnalzen etc.). Bei ihrem Eintritt klingt eine Schrammelmelodie auf, die jedoch von einer makabren Fliege gestochen zu W» scheint. Die Stimmen der Ladelhände verklingen. Der Greißler röchelt weiter: Greißler : nach einer Weile, mühsam Gott sei Dank! Da kommen zwei Herren. . . Hallo!! Daher!!! Boshafter Engel : schönbnmnerisch Enragierte Käsesser sinds schon, die Greißler. . . Der Odeur hier erinnert mich an den alten Witz von der lustigen Witwe. . . ! Greißler : währenddessen An Doktor!. . . I stirb!... So helfts mir doch, ich kann ja net auf!!! Guter Engel : schönbrunnerisch Red net so pietätlos, ich bin heut ein bißerl melancholisch und da kann ich so was net recht vertragen. . . Der gute Engel bleibt in der Nähe des Greißlers stehen, beachtet ihn jedoch nicht und sieht dem boshaften Engel %u, der über den liegenden Greißler steigt und die schlaff heraushängenden Hände nimmt, um mit ihnen zu telefonieren. Er legt eine Handfläche ans Ohr und hält die andere vor den Mund: Boshafter Engel : Hallo.. . Hallo!!. .. Ja, ja.. . ich bins, der Egon! Servus Schwarze! Ist der alte Herr zugegen ?. . . Nein ? ... Auch gut. .. Wo ich bin, willst wissen?. . . In Heiligenstadt, in einer Greißlereü. . . Ja ja! Klar!. . . Freilich ist der Ferencl mit mir. . . versteht sich, mein ältester Spezi. Er ist ein bißerl traurig worden. . . grad noch war er so fidel. . . no ja, die Umstand und Zustand.. . Ha ha ha!! Hör zu, Schneckerl! Wann der alte Herr nach Haus kommen sollt, dann rieht ihm bittschön aus, daß den Zacharias Gschweidl ein kleines Apoplexiederl gstreift hat. . . Er liegt auf der Dacken, wie man bei uns sagt... Schön!. .. Also ich bitt dich, vergiß net drauf, göll?! Richtst es ihm halt aus. .. Servus Schwarze! Er hängt auf, das heißt, versorgt die Hände im Ladel und schließt dasselbe: Guter Engel : Hättst es wenigstens auch wegen dem Formalin gleich sagen können.. . Boshafter Engel : Das nutzt nimmermehr viel dader. .. ebensogut könntest mit einem Fingerhut voller Waldveigerl in ein sommerliches Leichenhaus marschiern! Guter Engel Greißler Guter Engel Boshafter Engel Guter Engel : Pfui der Teuxl, Egon, bist ein rechter Grauslicher.. . : Ja, sechts mi denn net?! Derbarmt sich denn kaner ? . . . Carolin, Carolin!!. . . Helfts mir. .. !! Laßts mi net sterben!!! : Mir scheint, das Gaslicht brennt heut anders als sonst. . . : Laß brennen, Ferencl, laß brennen! Was dir alles auffallt!... Ich könnt durchaus kein Unterschied feststellen. . . Was heut in dem Gwölb da anders ist, das ist der Gruch... aber das merkst ja genau so wie ich. .. : Ja ja, bist halt ein Materialist, Egonderl. . . Ich sag mir halt: vielleicht wärs doch schön gwesen, wenn wir die Waldveigerln mitgnommen hätten. .. wanns nix gnutzt hätt, gschadt hätts auch nix. Boshafter Engel : Eine Brennesselstauden oder ein Buschketterl Allerheiligenblumen warn besser am Platz gwesen. . . Nur kein Violett, wanns draußen finster wird.. . überhaupt im Herbst!. .. Da verwischt sich alles so gschwind! Guter Engel : Was du aber heut daherredst! Daß du schon rein gar nichts über hast fürs Tragische. . . Ich versteh dich manchmal wirklich net.. . Mehr Poesie, sag ich dir, Egon... mehr Poesie!! Und vor allem: das Gfühl vertiefen! Wanns nix nutzt, schaden wirds gwiß net! Boshafter Engel : Was heißt schon Gfühl und Tragik oder Poesie! Das sind alles Regenwürmer, die in einem alten Sardinen-büxel umeinanderkrabbeln. . . Schau dich doch um.. . Gnügt dir das net? Die Eadentüre öffnet sich wieder und eine alte Blumenverkäuferin im Frau-Sopherl-Stil tritt ^aghaft ein. Glockenspiel. Die Blumenfrau hat einen großen Handkorb mit Buketten und Kran^erln. Gelbe und weiße Blumen. Das Röcheln des Greißlers nimmt ständig %u und erhebt sich zeitweise %u verständlichen Sätzen. Der gute Engel wird aufmerksam: Blumenfrau : An schönen guaten Abend, die gnä Herrn. .. Frische Buketterln. . . Sie Epgert abermals: Guter E.ngel : Kommen S nur weiter, Frau Resi! Blumenfrau Guter Engel Blumenfrau Guter Engel : weiter vortretend Ah, der gnä Herr kennt mich. . . ? : ja freilich, Frau Resi. . . schon seit dem Schulgehen! . . . Kommen S nur her da! Sollen heute auch ein guten Tag haben, . . Was kost das Körberl, wanns für uns sein soll? : Oh du meine Güte! Für sowas ist ja unsereiner gar net eingricht. .. Das ganze Körberl!!. .. I müsserts halt vorher abzähln, die Kranzerln. . . an Ausnahmspreis sollen S aber schon kriegen!! Weil S mich halt gar so lang kennen, Euer Gnaden. . . : Geben S es her! Zöhln mir. . . Der boshafte Engel bekommt einen Lachanfall und verbirgt ihn ironisch in der LI and: Guter Engel : Sollst net lachen, Egon! Die Blumenfrau übergibt dem guten Engel einzeln den Inhalt des Korbs, Die Blumen häufen sich auf der Verkaufsbudel: Guter Eingel & : Eins (ans), zwo (zwa), drei, viere, fünfe, und zwo Blumenfrau macht sieme, achte. . . Sie fahlen, bis der Korb leer ist: Boshafter Engel : zwischendurch Passionen haben d Leut!.. . Ferencl, Ferencl!! Lang werden wir dich nimmer haben... lacht Wann das der Alte sehert. . . Guter Engel : So, liebe Frau Reserl, was macht das jetzten?... Rechnen S mir an feschen Preis. . . ! Blumenfrau : rechnet Kopf Eine Krone zwanzig, Euer Gnaden, weil Sies san! Der gute Engel befahlt: Blumenfrau : Dank recht schön, E,uer Gnaden! Küß die Hand, Euer Gnaden! A guate Nacht, die gnä Herrn.. . Sie geht ab. Glockenspiel: Boshafter Engel : Bist schon recht tüchti, Ferencl! Eine ganze Fried-hofsgärtnerei hast jetzten beinander! A bißerl welk sinds zwar schon, die Bleamerln, und zrafFt wie die Zigeunermentscherl im Prater. . . aber das macht ja weiter nix... Hauptsach, daß es dir schön tief ins Gmüat geht! Guter Engel : Hilf mir lieber! Boshafter Engel : ironisch sanft Bei was denn, Freunderl? Guter Engel : Stell dir vor: wir werden das Gwölb aufputzen! Alles das da schön verteilen. . . Boshafter Engel : Weil ich ein Feschak bin und weils d mir leid tust, Ferencl. . . Gehn wirs halt an! Sie fangen an, alle Blumen an die verschiedensten Waren oder Hinrichtungsgegenstände aufzuhängen : Greißler : während die Engel arbeiten Rrrrrrrrrrrrrr!. . . Mir geht ein feuchter Schleifstein durch den Kopf. .. Er sitzt ganz ommert hoch im Hirn!. . . Das Messer spritzt Funken!. . . Carolin!. . . Carolin! Der Schleifstein... Carolin! Die Funken spritzen vom Schleifstein!. . . rrrrrrü Mir wird ganz mülligrau vor d Augen!! Mir wird schwarz!!... rrrrrr!!! Der Schwindl packt mich mit die Krallen!!. . . Ich flieg in der Luft über Dornbach! Der Schwindl!!! Guter Engel : zwischendurch Haas wird eim bei derer Arbeit, . . Boshafter Engel : fürsorglich Mach dirs Gilet auf, Ferencerl... Greißler : RrrrrrrÜ. . . Ich seh lauter Rösser und nasse Blumen!!! ... Die Pawlatschen bricht ein... die schwarzen Würm!!! Rrrrrrrrrrrrr!!!!! Ein Schneider sitzt am Deckel mit der Zangen und glurrt mich an!!! Carolin!!!!! Die beiden Engel sind mit dem Kran^aufhängen fertig und wischen sich die Hände ab: Boshafter Engel : Bist schon ein englischer Kaschper, Ferencl! Jetzt brauchst nur mehr die Kerzerln anzüntn und ein großmächtiges Lebzeltherz sei dein! Hast dirs sakrisch verdient. .. Guter Engel : Kein Spott, Egon!! Und was sagst, wann ich dir sag, daß auch d Kerzerln kommen?! Boshafter Engel : Was sich ghört, ghört sich! Bravo, Ferencl! Bravo! Der gute Engel stellt kleine Lichter, die er in einer Schachtel findet, allerorten auf: Guter Engel : Keiner soll mir sagen, daß ich net ein guter Kerl war.. . Greißler : heult auf Ich bin blind... Gebts mir a Hand her!! Carolin, machs Ladel auf! Helfts mir, Leut!!. . . Net! Net!. . . Dort kommt einer daher mit einem Bändel. . . Radi, Radi drah dich net sooooooooü! Das Bandlüü! rrrrrrrrr!!! Das Bandl ist da! Ich gspürs, aber ich kanns net sehn.. . rrrrrrrr.. . Der gute Engel zündet das erste Licht an. Die Deckenbeleuchtung wird schwächer : Greißler : Die höllischen Liachten!!!!! Er verstummt plötzlich. Schweigen. Der gute Engel ^findet nach der Reihe die Ker^chen an. Die Deckenbeleuchtung erlischt vollends. Heller, unwirklicher Kerzenschimmer im Gwölb des Greißlers: Boshafter Engel : Iste perfecit opus, wie die Intelligenzler sagen! Ferencl, du bist ein Meister in der Maskerad. .. könntest ohne weiters zu einer alten Fürstin in Dienst gehn! Weißt was? Mir gfallts!! Guter Engel : Aber geh! Der boshafte Engel findet den Zweispitz, den der Pompfünebrer zurückgelassen hat, und den Trauer kränz, un^ staffiert den reglosen Greißler damit aus: Boshafter Engel : Gemma, Freund Ferenc! Einstweilen haben wir nix mehr z tun da und für dein Gmüat haben wir, glaub ich, das Nötige getan.., Guter Engel : Ja, komm, gehn mir jetzter! Aber schön psssssst! Ganz still, damit wir niemanden aufwecken. . . Variante I Die beiden Finget verlassen, komisch outrierend, das Gwölb auf Zehenspitzen. Die Türe bleibt offen stehen. . . Großes Schweigen. Draußen ruft ein Nachtvogel. Dann wieder Stille. Nach einer kurzen Weile geht der Deckel einer Holzkiste auf und die Einschleichdiebin steigt mit einem ansehnlichen Sack heraus. Sie ist jung und von frechem, vorstädtischem Aussehen. Sie blickt ungeniert um sich und in-spizjert den Raum: Diebin : in schwarzem Trikot; sehr leise Jetzt bin i da.. . !! Aufgangen wie der Mond im Fenster von aner herrenlosen Speiskammer.. . licht ists . . . nix ist mehr versteckt. .. kommts nur, es Rat-zerln, kommts nur, es Mauserin. . . ich schein euch den Speck an und die Kaslaab . . . kans braucht si mehr fürchten und die Falln san zugschnappt von selber. . . kommts nur.. . kommts! Sie rührt an den Sachen und kostet davon : Greißler : schwer Ah! Jetzt ist mir leichter. .. Aber warum bleibts denn so finster?. . . Carolin, du Luder!! Wo steckst denn? . . . Die Lampen sollst wieder anzünden, ich siach nix. . . rappelt sich mühsam und schwerfällig auf Man könnt sich über die eigenen Fuß dersteßen! Ganz damisch ist mir noch. . . tappt mit vorgestreckten Händen durch den schimmernden Greißler laden Wo sand meine Mauerzünder!?... Hallo! Herghört! Ist denn keiner da?.. . Wann ma die Leut braucht, lassen sie sich net sehn. . . Diebin : Blind ist er, wie ein Maulwurf mit ausgstochnen Au- gen, der Herr Greißler... Piep piep piep! Maulwürferl !! Greißler : Wer ist da?? Diebin : I. . . ! Greißler : Wer ist das, »i«. .. ? Diebin : I!! Greißler : Was heißt »i«, was san »i«? Diebin Greißler Diebin Greißler Diebin Greißler Diebin Greißler Diebin Greißler Diebin Greißler Diebin Greißler : »I«? Das san Hals und Wadin von aner Diebin!!! Probiers, Greißler, ob dus angreifen kannst mit deine zittrichen Händ! Frechheit! A Diebin! Wo san S denn!? Suachen S miü! Da bin i. . . Das Liacht! Wo san meine Strafhölzerln. . . !? Schon gstohln! Die brauchen S Ihner Lebtag nimmer, . . : Polizei! Mord! Brand! Wachmann! Feuer! : Schrein S nur, Herr von Greißler, schrein S nur! Kein Mensch wird Ihner hörn. .. Heut nacht Schlafens alle fest mit die Ohrn in die tiefen Polster. .. Heut tramern alle von was Schönen. . . : Ja helfts mir doch! Ist denn kaner barmherzig? Niemand? : Die Löcherln san schon buhrt, Greißler.. . 1 bin die Königin von d Mäus und Ratzen. . . Hörst, wies außerkummen? Piep piep piep!! Kummts nur, meine Kinder, freßts euch an!!! : Weh dir, wenn was angrührt wird von meine Sachen! : pfeift und beginnt einzusacken Sie fressen schon, sie fressen schon.. . hörst es, Greißler, wies pfeifen. . ? Piep piep piep!!! : schlägt umher Nackerte Ratzenhur!. .. Ich reiß dir d Haar aus, wann ich dich derwisch. . . ! : Piep piep piep piep!! Mein Sack da in der Hand ist tief wie die Welt.. . : mit aufkommender Hoffnung Jössers, meine Handerl! Bald hätt ich euch vergessen. Er versucht tappend und stolpernd das Ladel %u erreichen, entfernt sich jedoch in entgegengesetzter Richtung davon. Die Einschleichdiebin springt leichtfüßig dem Greißler vor der Nase herum. Das Gan\e sieht fast wie ein Tan% aus: Diebin :fro%%elnd Greißler, Greißler, wo ists leer... ich hab d Scheer . . . mit der schneid ich mir die Handerl aus dem Laderl und stecks in mein Sackerl. . . Greißler : Untersteh dich! Meine Handerln rührst mir net an!! Ich derschlag dich auch ohne Liacht!!! Diebin Probiers doch! Hau her mit deine Dabberlhänd, wanns d kannst! Komm, Zacharias, spieln mir Fangerl. . . derwisch mi schön. .. wanns d mi derwischt, nacher kannst mit mir machen, was d willst... komm! I brauch ka Leppoldi. . . Sie springt flink %ßm Ladet, nimmt die Hände heraus und steckt sie in den Sack.: Diebin Greißler Diebin Greißler Diebin Greißler Diebin Greißler : Suachs jetzt, deine unguten Handerl!! laut Zacharias! Zacharias! Hast es schon aufgeben! ? Willst mich net! ? Ich hab schon die Händ!!! : Polizei! Carolin!! Hausmasta!!!.. . Oh du lieber Herrgott, steig aber und hilf mir. . . : Lauter, Zacherl, lauter mußt schrein!. . . Kannst es nimmer?. . . Bist ja Feldwebel gwesen. . . : Ja Teufel hinein, habens denn heut nacht dem ganzen Grätzl die Ohren abgschnitten.. . !? : künstlich schaudernd In der Früh warn die Scheernschleifer da, mit die spitzigen Zand. . . z Mittag warn die Messer scharf wie d Rasiermesser. . . wie aber die Sonn untergangen ist. . . : Aufhörn! Ich will nix hörn...!!! : lauter und beschwörend Wie aber dann die Sonn untergangen ist... : steckt beide Finger in die Ohren Quaquaquaquaquaquaquaquaquaquaquaquaquaqua- quaquaquaquaqua!! Aufhören!!! Die Diebin hat die letzten Sachen in den Sack gesteckt und schleppt ihre Last \ur Türe. Sie wendet sich vor dem Verlassen des Ladens noch einmal um: Diebin : Schön kannst es, Zacherl. . . nur außer mit die tiafen Tön! Sie geht ab. Die Türe bleibt nach wie vor offen. Der Greißler gibt seine Finger wieder aus den Ohren. Er stützt sich, mit dem Gesicht t^um Publikum gewendet, auf die Budel: Greißler : Na.. . was wird denn schon gschehn sein, wie d Sonn untergangen ist? Was gschehn is, will i wissen!! Hallo, du Ratzenkönigin.. . Hallo!!.. .. jetzt ist sie fort. . . und die Bude ist leer!!! Die Ratzen sind dagwesen. . . Die schwarzen Ratzen sind kommen und haben alles leergfressen und nur d Verwesung ist blieben... aus ists!! Fertig san ma!!! Mich hört ka Seel mehr. .. An Durst hab i auf einmal. . . Wann ich nur zum Brunn Ändert... net einmal a Wasser gibts mehr... die Brunnketten sind längst verrost! Den Eimer derglengt man mit keiner Stangen mehr und warerts noch so lang. . . Das Wasser ist zu tief gfallen... A kleins Lackerl Wasser!!! Ich war schon allerweil a Stiefkind. Die Gestalt des Wassermannes erscheint hinter ihm, geht auf das leere Ladel %it und stellt sich dort mit vorgestreckten Händen auf: Ladelstimmen : Da da da da da! Greißler : aufmerksam werdend Meine Handerln!!! jubelnd Sie hat sie doch net gfunden! Gott sei Lob und Dank ! Die warn zu gut versteckt!. . . Wo seids denn, meine Bieberin? Ladelstimmen : Da da da da da! Greißler : suchend Gleich bin ich bei euch... warts nur schön. ., ich find euch schon, ich komm schon langsam zrecht. . . Momenterl noch! Ladelstimmen : Da da da da da da... Der Greißler findet die Hände des Wassermanns undfaßt sie erlöst an: Greißler : Endlich! Hab schon wirklich wahr die letzte Hoffnung aufgeben ghabt, daß ich euch noch einmal find. . . Kalt seids und naß, meine armen Bieberin... Wie d Vogerl im Winter auf ein Baum. . . Bin ich euch arg abgangen ? Aber jetzt bitt ich euch, helfts mir aus derer Not! Ich frag euch: bin ich net immer gut zu euch gwesen? Hab ich euch net immer mit Salami gfüttert und mit Schaumrollen und mit de feinsten Dosenkeks, dies bei mir geben hat? Nie hat euch was gfehlt bei mir. . . Gelts meine Handerln, ich war immer ein guter Mensch zu euch und wir haben zusammen gholfen!? Ich bitt euch jetzten, wos mir schlecht geht, stehts mir bei und derbarmts euch es wenigstens, wo mich alle andern verlassen haben und die Ratzen da waren. Ich bitt euch: gebts mir ein Lackerl Wasser. Ein ganz kleines Lackerl! Ich verdurst.. . Wassermann : sehr ruhig, fast liebevoll Einen ganzen Brunn voll sollst haben, Greißler, einen schönen, klaren, tiefen, frischen Brunn voll. .. Komm nur her, wir führen dich hin! Kannst net sehn, gelt? . . . Mach dir nichts draus, es wird sich schon geben. . . komm nur! Der Wasser man führt den Greißler vorsichtig und behutsam ins Freie hinaus. Nach einer kurzen Weile kommt die Blumenfrau herein und sammelt die Kränze und Buketts wieder in ihren Korb. Sie %ählt in der umgekehrten Reihenfolge: Blumenfrau : ... zwarazwanzg anazwanzg zwanzg. .. Nachdem sie mit dem Einsammeln fertig ist, schlägt sie ein Kreu% und verschwindet durch die Türe ins Freie. Carolin kommt aus der Wohnungstüre, hebt den großen Kran^ vom Boden auf und geht damit langsam wieder ^urück. Vorhang Variante II Die beiden Engel schicken sich an, das Gwölb ^u verlassen. Sie bewegen sich dabei äußerst outriert auf den Zehenspitzen. Aber da.. . : Carolins Stimme : Harn Sie mich grufen, Herr Onkel? Ich komm schon... Carolin betritt die S%ene. Sie sieht sich vollkommen baff in der seltsam veränderten Greißler ei um. Die beiden Engel, in ihrem Abmarsch unterbrochen, weichen gegen die Rampe aus, wo sie abwartend stehenbleiben. Carolin sieht sie nicht: Boshafter Engel Guter Engel Boshafter Engel Guter Engel Boshafter Engel Guter Engel Boshafter Engel Na, Ferenc, da hast du die Bescherung jetzten! Wir sind petschiert, du gütiger Patschachter!!! A böse Situation, Egon, ich gebs zu. . . A böse Situation, sagst du? Das ist mehr als bös. Das ist äußerst peinlich! Wenn der alte Herr erfährt, daß wir solche Pfuscher sind, der entlaßt uns auf der Stell. . . Stell dir nur vor, die kleine Carolin da erzählt morgen an jeden, sie hat zwa Engerln gsehn, was glaubst, was dann passiert? Keine Ahnung, Egon.. . Ins Narrenhaus stecken sies, die Arme. Und dazu haben wir partout keinen Auftrag ghabt. . . Oh du meine Güte!!! Jawohl, deine Güte! Deine Güte und meine zwicker-ten Stiefeletten, die gäberten beileib ein schönes Paar ab. .. Carolin löst sich aus ihrer Versteinerung und streicht sich über die Augen: Carolin : Ja träum ich?. .. Was ist denn das? Lauter brennerte Kerzen!? Und das liebe Christkind noch so fern, so fern. . . Guter Engel : Schau, Egon, is sie net goldig naiv? Boshafter Engel : Psst. .. Carolin : Herr Onkel, wo sind S denn?. . . Schaun S die vieln hundert Lichterin! Der am Boden liegende Gemischtwarenhändler rührt sich etwas und gibt wieder unartikulierte Gurr laute von sich: Guter Engel : Ja, er rührt sich noch!!! Boshafter Engel : Wir Pfuscher hättens ihm doppelt geben sollen.. . ! Ein Schlagerl bringt halt noch keinen Sommer. .. Der Greißler gurgelt lauter. Carolin wird aufmerksam und geht, ohne jedoch den liegenden %u bemerken, direkt auf diesen %u: Guter Engel : Ui jö, jetzt kriegts weiße Haare, die Arme... Boshafter Engel : Und uns werden sies morgen ausreißen, tröst dich... Carolin tritt auf den Liegenden und schreit gepreßt auf: Carolin Um Gottes Willen, Herr Onkel, was ist denn mit Ihner passiert!! ? ? Sie beugt sieb über den Liegenden und per sucht ihn mit ihren schwachen Kräften auf zurichten. Sie hat kaum Erfolg und müht sich vergeblich; Carolin Guter Engel : Ja, so helfts mir doch, Leut! Hilfe! Kommts doch wer und helfts mir! Den armen Herrn Onkel hat der Schlag gstreift!!! : Egon, sollt ma ihr net doch a bisserl unter die Arm greifen? I gebs zu, mir zreißts das Herz. . . Er will %u Carolin, doch der boshafte Engel hält ihn am Arm %u™ck ■' Boshafter Engel : Dablieben, du Wurschtel, sag ich ! Ja haben dich schon alle guten Geister verlassen? Guter Engel : Wieso? Ich bin doch selber einer! Dem Grußler wird inzwischen etwas leichter. Er richtet sich mit Carolinens Hilfe ein wenig hoch: Greißler Carolin Greißler Boshafter Engel Carolin Greißler Carolin : Ah, Carolin. . . Wo san meine Zünder? Finster is da, wie in an Wald. . . : Ist Ihner schon besser, Herr Onkel? : Wo meine Zünder san, hab i gfragt, du Gurken!. . . Hast du das Licht abdraht? Es ist so finster. . . : Ha ha, er merkt schon was. . . : Aber Herr Onkel, wieso finster?! Es brennen ja eh mindestens hundert Christbaumkerzerln. . . : Willst mich vielleicht köscherln, du Gfries? Mach sofort a anständigs Licht oder i lern dir das Lichtermachen, wann mir wieder a bißl besser ist! Dalli!!. . . Teifel, wies mir aufsteßt vom untersten Magen. . . : Kommen S, Herr Onkel, stehn S zuerst einmal auf. . . Der boshafte Engel kichert. Carolin greift den Sitzenden unter die Arme und dieser erhebt sich schwerfällig. Wenn er die Budel hinter sich verspürt, hockt er sich darauf und verschnauft: Greißler : Kruzifix! Und jetzten her mit an Licht, du schäbiges Luder! Er schlägt mit der Hand auf die Budel, trifft jedoch in ein brennendes Ucht: Greißler Carolin Guter Engel Boshafter Engel Greißler Carolin Greißler Carolin Greißler : Au, was war denn das??? : Eines von die brennerten Kerzerln, Herr Onkel. . . Die was S mir nicht glauben haben wollen. I glaub, jetzt glaubt ers, Egon! Halt die Battrie, Ferenc, und schweig! A Kerzl? Ja, Herr Onkel, eines von hundert! Ja.. . ja... ja.. . das heißt dann.. . daß i... daß i wirklich nix mehr siech???. . . Carolin! Carolin, i siech nix mehr?! Ja warum siech i denn nix mehr? Red!! : Vielleicht hat der Herr Onkel ein bisserl eingschlafen ghabt und bringt noch net die Augen so recht auf. . . : Nimm a Kerzen, Carolin, und schau nach, ob meine Augen noch vom Schlaf verpickt san. . . Carolin nimmt eine Ker%e und leuchtet ihrem Onkel in das Gesicht: Greißler Carolin Siegst was? Nein, Herr Onkel... Der Herr Onkel reißt die Augen ganz groß auf wie der Wolf und schaut mich so grauslich an, daß ich am liebsten. . . Oh du lieber Himmelvater, was ist denn da im Gang?! Ich furcht mich soo!!! Sie beginnt \u jammern: Greißler Carolin : Jammer net so, du hysterische Anten! Nimm das Licht und schau besser hin! Halt die Kerzen näher, damits d was siegst! : Ja, Herr Onkel... Sie hält die Ker%e mit abgesendetem Blick hm. Der Greißler prustet und bläst dabei die Ker%e aus : Greißler Carolin : Trampl, wer hat dir denn gsagt, daß d mir die Nasen anbrennen sollst?! Schaun sollst!! : Der Herr Onkel hat die Augen offen, ganz offen. . . O Gott o Gott o Gott, das ist ja schrecklich.. . tonlos und entsetzt Jetzt geht mir ein Licht auf... Greißler Guter Engel Boshafter Engel Carolin Greißler Carolin Greißler Carolin Greißler Carolin Greißler Carolin Greißler Carolin Greißler : Und meins is aus!!! Ja Himmelkreuzteufelsakrament, i bin blind, blind, blind!!! Im besten Mannesalter blind. . . blind wie ein Maulwurf! Ja gibts denn das? Soll i denn nimmer den Stephansdom sehn, das Riesenrad, das Parlament und den eisernen Rathausmann?... Oh du mein liebes Wean, i siech di nimmer in mein Leben.. . : Jetzt wants, das Hascherl. . . : Solls froh sein, die kleine Gans, daß s derlöst ist. Jetzt kann sie sich wenigstens jeden Tag ihren lieben Czer-mak aufs Zimmer kommen lassen. . . : Herr Onkel, ich renn schnell zum Herrn Doktor auffe. . . : Doktor? Zu was an Doktor? Der holt mi aa nimmer aus dem finstern Ladl auße. : Aber gschehn muß doch was, Herr Onkel. : Was soll gschehn? Gar nix kann mehr gschehn. Aus is s und gschehng is s, Nacht is s und finster is s.. . : Courage, Herr Onkel, s wird schon wieder werden.. . : Was wird werden? : No das mit dem Sehn. . . : Aha. .. : Soll ich Ihner net auf ein Sessel helfen, damit S besser sitzen, Herr Onkel. Da sitzen S ja so schlecht auf derer Budel.. . kommen S! : Rühr mi net an! Ich weiß eh, daß di über mein Unglück nur gfreust, gelt? Jetzt haben die Mäus Kirtag, ha? Jetzt kannst ja dein böhmischen Haderlumpen den ganzen Tag um dich haben und i bemerks net, ha? : Ich bitt Ihner, Herr Onkel, sind S net so giftig mit mir. Ich werd immer alles für Ihner tun.. . spazieren führn, die Haar kampeln. . . : Kusch, Verwogene. .. In mir wachst ein Verdacht. . . Haltaus, zwa Schritt und net weiter! Giftig hats gsagt, giftig... lauernd Sag, was hast du mir denn heut z Mittag in die Dilln- kräutersoß einigmischt. . . ha, was?! schreiend Gibs zua, du Giftmischerin, du elendige! Ratzengift hast mir eingeben!!.. . Hilfe, Polizei!!! 60 Carolin : perplex Aber Herr Onkel, was sagen S denn da? mit den Fingern vor dem Mund Ja träum ich denn wirklich? Das kann doch net wahr sein. . . Das ist ja nur die Drud, die mich druckt!. . . Bitte, bitte, alle guten Geister stehts mir bei, . . laßts mich wieder munter werden. .. ! Guter Engel : Egon, Egon hörst? Sie fleht mich ja förmlich an. Ich muß ihr helfen . . . Boshafter Engel : Untersteh dich.. . Greißler : Vergift. . . vergift.. . a Mann im besten Mannesalter mit Ratzengift vergift. . . Es brennt nur schon die Gurgel auffer. . . sackt zusammen A Wasser.. . a Wasser, bitt gar schön. . . a Wasser!!! Carolin : I renn schon, Herr Onkel! läuft ab Boshafter Engel : Soda mit Himbeer und Zitron! Das ist jetzt der Moment, wo der Äff ins Wasser springt und ich dem Greißler das Gasgeld geb! Ferencl, komm, . . Er und Ferencl beilegen sich langsam durch das schimmernde Kerzenlicht nach den Ladein zu: Greißler Guter Engel Boshafter Engel Greißler Hallo, is da wer? Pst, Egon, du trittst so laut auf... Is ja egal jetzten. . . San da Leut herinnert oder hör i schon die Engeln singen? Boshafter Engel : laut Beides, Herr Gschweidl, beides. Sie könnens Ihner aussuchen. . . Sie kommen an das Ladel mit den Händen: Greißler : Leut?... Hallo!. . . Da sitz ich, hergschaut!... Ver- gift hats mi!. . . Schnell an Wachmann. . . Die Carolin wars! Guter Engel : rügend Aber Herr Gschweidl, wie können S nur ihr eigen Fleisch und Blut so verdächtigen? Boshafter Engel : Ihner hat bloß ein kleines Schlagerl erwischt. . . Aber der große Schlag folgt stehenden Fußes. . . Er dreht sich den Ladein %jt ' Greißler : Was soll denn das haßen? Ha. . . wer san denn Sie überhaupt, Herr? Was wolln S denn? Boshafter Engel : Sagen S ruhig Herr Egon zu mir, das genügt schon.. . Und was ich will, das kann ich Ihner ohne weiteres verraten. Ich hol mir jetzt die unguten Handerln aus dem Laderl. .. Z« Ferenc Melden wir ihm s Telefon ab, gelt?! Greißler : Die Handerln? Unterstehns Ihner! Meine Handerln rührt mir keiner an! Ausghalten oder i derschlag Ihner auch ohne Licht!! Er müht sich vergeblich aufzustebn: Boshafter E,ngel : Nonononono, wer wird denn so unfröhlich sein? Immer schön lustig und fidel, wie man bei uns in Wien sagt. Gleich haben wirs. .. fährt mit dem Zeigefinger lesend über die Ladeltaferln Aha, da: Rosinen etzetra. . . Gleich hammas, die Rosinderin! Er öffnet das Ladl und nimmt die Hände heraus. Sie scheinen aus Gips %tJ sein: Greißler : Polizei! Carolin! Detektiv! Hausmasta!. .. erbärmlich Du lieber Herrgott, steig aber und hilf mir in derer Finsternis. ..!! Boshafter Engel : Lauter, Herr Zacharias Gschweidl, lauter müssen S ins Gwehr schrein. Sie sind doch seinerzeit ein fescher Zeugfeldwebel gwesen. . . Greißler : schrill Ja zum Teufel, hams denn dem ganzen Grätzel in die Ohren. . . Der boshafte Engel geht mit den Handerln an Gschweidl vorbei und stippt sie ihm an die Nase: Boshafter Engel : Dankendst erhalten, Herr Gründling. Gehorsamster Diener... Greißler : in kaltem Entsetzen Da Wassera!!! Aaaah. . . Er fällt nach rückwärts auf die Budel und bleibt mit steif auf gereckten Beinen und Armen erstarrt liegen. Der gute Engel nimmt seinen Hut ab: Guter Engel : Aus is s! Boshafter Engel : sehr fesch Schrammein, spielts auf! Er schnallt mit den Fingern. Leise beginnen die Schrammein mit die Schmutzertanz. Die Musik schwillt zusehends an: Guter Engel : gerührt Die Schmutzertanz! Die hat er immer so gern ghört, der Selige.. . Boshafter Engel : ebenso Die gehn aber auch an jeden, der was ein echter Wiener ist, ganz tief ins Gmüat. . . Beide gehen dem Ausgang %u, komisch outriert auf den Zehenspitzen- Die Klingel schlägt assonant durch die Harmonien der Schmutzertanz. Carolin tritt einige Augenblicke später in die musikdurchflutete Szene. Sie trägt ein Glas Wasser und hält bei dem Anblick ihres Herrn Onkels erstaunt inne: Carolin : wienerisch verwundert Jöö, a Maikäfer!!! Sie schluckt ein paarmal, dann setzt sie das Glas an und trinkt es, den Zuschauern Zugewandt, aus. Unter den Klängen der Schmutzertanz fällt vor Carolin der Vorhang. I9J4 aufbruch nach amsterdam : für konrad bayer entremes mit einem kerzenleuchter und mit musik personen: ursaw von glonnensaltz catulle, sein leibpoet caspar, sein leibkoch azor, sein valet liviana, seine blondine hortensie, seine negerin babileona, seine üppige stumme masken eine stimme zelt: nach dem spezialkalendarium des herrn von glonnensaltz ort: in der dunkelheit bemerkung zu : glonnensaltz ist ein blasser, schlankgewachsener, mit-den personen telgroßer typ. er trägt einen eleganten exotischen schlaf rock. die drei anderen männlichen rollen werden von poh-cinellen dargestellt, sie tragen ihre typische weiße tracht im alten Stil, der koch ist dick und kräftig, der valet klein und außerordentlich verwachsen, der dichter ähnelt etwas glonnensaltz und ist von melancholischer erscheinung. alle drei haben lange künstliche nasen. die drei konkubinen des herrn von glonnensaltz treten als colombinen in erscheinung. liviana ist eine sehr schöne schlanke blondine. hortensie eine negerin vom westindischen typus. babileona jung, dick und sehr geschminkt, sie ist rotblond. oder aber: kleidung fantasiehistorisch. 47 glonnensalt% Mlt brennendem ker%en!euchter im dunklen saal. der hintergrmd schimmert nach goldenen gegenständen: glonnensaltz stimme glonnensaltz stimme glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz :azor!.. mein valet.. er dreck eines Schattens., wo steckt er? : auf der fünften stufe zum bibliothekszimmer, ew. signorie! : herbei, er laus!. . . halte er mir diesen leuchter und spare er sich seine genauen maße.. bin ich ein Schneider? : ew. signorie haben nicht unvorteilhaft abgeschnitten, als die gottheit talente, wiewohl auch Schönheit und körperliches ebenmaß über die. .. : assez! er ist mir der listigste spitzbube und erzschelm zwischen alpha und omcga. .. keine Schmeicheleien -oder ich übergeb ihn meinem leibkoch. . . : tritt in den licht kreis ew. signorie gehorsamster diener.. . : was ich ihm auch rate!.. nun sag er mir: ist post gekommen von meinem schiffsmeister aus amsterdam. . hat er depeschiert? : um die Wahrheit zu sagen... eigentlich. . . der schiffsmeister. .. : was soll sein gestammel?!.. antworte er mir stracks mit ja oder nein! : nein, ew. signorie! ; wohlan, dann eben nicht.. aber wisse er, er hottentot, daß ich ihm sein halbes gehalt kürzen würde, war ich ein geizkragen. .. indes gebe ich nur den befehl, meinen dichter herbeizurufen. . ich bedarf des dialogs.. . ruf er! : herr catulle.. herr catulle!! es kommt keine antwort er ist nicht da, ew. signorie... : dann geh er, spring er, behurtige er sich und stoß er im dunkeln keine meiner kostbaren chinavasen um.. . such er im garten nach! : ich eile, ew. signorie. . . a%or ab : keine post... keine nachricht.. wozu noch bezahle ich ein gutes dutzend kapitäne und schiffsmeister, wenn 76 sie mir doch keine post schicken.. wozu rüste ich meine tüchtigen Schnellsegler, meine Schabracken und montgolfieren. . ? alles umsonst! in Wahrheit schwimmen diese üblen bursche, anstatt auf den sieben mee-ren, durch tavernen und frauenhäuser.. also verlieren sich meine kühn angelegten expeditionen in anrüchigen winkeln und hintergassen.. weniger schlecht. . es ist nicht ohne einen gewissen anstrich subtilen wit-zes. . . jedoch: jeder gute scherz ist unik! zweimal gebracht, verliert er sein odeur. .. ich wollte gaste laden für heute abend.. ich werde es nicht tun.. das heißt: ich werde die dinge abwarten. . vielleicht sogar reise ich nach amsterdarn und antwer-pen, um nach dem rechten zu sehn.. oder doch die maskerade?. . zuvor noch?. . mein dichter mag sie arrangieren. . er soll diese freude haben. . es liegt ihm daran. .. ich bin traurig.. . stimme : im dunkel der rose tod erwacht vorerst an den fingern. . in meinen äugen reget sich der vögel morgenfrühe.. es ist zum auswachsen.. ! die verse purzeln mir zu wie reifes obst, aber ich vermag sie nicht einzuordnen. . glonnensaltz : ah, catulle! catulle : taucht in den licht kreis azor brachte mir ihren wünsch, mich zu sehen, in den garten. . hier bin ich, mit zwei versen auf der zunge und vermag keinen von beiden irgendwo unterzubringen. . in einer comödie.. in einem heldenepos.. meinetwegen in einer hymne.. ich bin unzufrieden, wie nur ein mensch mit sich unzufrieden sein kann, dem mit einem male sein leben verfehlt erscheint. . glonnensaltz : das sagen sie? lieber meister, ich fühle nicht viel anders. . catulle : vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich, weiß gott, carabiniere.. oder lassowerfer geworden wäre., es laßt sich eben nichts so schwer einfangen, wie ein passender vers. . glonnensaltz : es trifft auch mich, catulle.. auch mich., ist nicht melancholie die mutter der grübler?.. eben erst dachte ich: wozu schickst du zahllose expeditionen und aben- catulle glonnensaltz catulle glonnensaltz catulle glonnensaltz catulle liviana glonnensaltz liviana glonnensaltz liviana glonnensaltz catulle hortensie glonnensaltz teurerzüge in alle weit, wozu besoldest du hunderte von mannscharten und kapitáne, wenn sie doch nicht aus ihren häfen auslaufen. . : noch immer keine post aus amsterdam? : weder aus amsterdam noch von antwerpen.. . bremen und hamburg habe ich schon längst aufgegeben., es muß unerhört viele freudenhäuser und branntwein dort geben! : das ist allerdings nur zu wahr.. : sie kennen die beiden Städte, catulle? : ich kenne sie von früher her,. . traurigschöne gefilde, von düsteren schäfern regiert, und die frauen sind scharf und blond wie salz. . nicht unhübsch unter den kleidern, aber starke raucherinnen. . . : man kennt das! und damals sind auch sie. . über das meer gekommen? : o ja. . von england über das meer.. . wie ein vogel aus eis und gefrorenen wimpern.. . es ist schon lange her . . . schon lange... : erscheint im lichtkreis und set%t fort es war ein schrecklicher winter.. . ich fuhr auf dem selben schiff.. .. : ach, liviana. .. habt ihr schon fertig gebadet. . ? : seit einer halben stunde schon. . babi sitzt zwar noch in der wanne, aber hortensie muß jeden augenblick hier sein. . sie hat sich noch nicht umgezogen. . : liviana! schön, verdächtig und geheim wie eine rose auf dem Zifferblatt einer zerbrochenen uhr... : an deinen komplimenten merke ich, daß du traurig bist. . , noch keine post von amsterdam?. . . : amsterdam ist versunken... man müßte die fische fragen. .. : hortensie! schwarz, bitter und voll schmerzlicher in-brunst wie nadelstiche im dunklen... : ist im lichtkreis erschienen hier bin ich, liviana.. das bad hat uns herrlich erfrischt!. .. sie küßt liviana . . .mein weißes kleid, liviana, und deine violetten Uder... : wir alle lieben liviana.. sie ist ein winterlicher engel!.. hortensie catulle liviana glonnensaltz liviana glonnensaltz catulle hortensie liviana stimme glonnensaltz hortensie glonnensaltz catulle glonnensaltz catulle liviana glonnensaltz liviana catulle . .sie ist das eis, das uns zusammenhält. . wie ein starker ring. . das nackte eis. . ich beneide hortensie. . um liviana. . sie ist am weißesten an den brüsten. . weißer als gold von ephesus. . ihr solltet mich eher um sie beneiden., ihre hände sind schön wie ein amulett, . sie hat recht, catulle. . wenn ich hortensiens hände zwischen den meinen halte, so fühle ich die wärme gefangener vögel. . ich werde sie ihr eines tages abschneiden, wenn sie von uns fortgehen sollte. . die indianer nennen eine gewisse sache totem. . das tragen sie ihr leben lang an der brüst und in Jeder genäht.. meine hände, liviana, werden dir in der sonne verfaulen . . ich tauche sie doch vorher in flüssigen zucker. . um und um in honigbraunen zucker. . caspar!! casparü herr casparü wer ruft da nach meinem leibkoch? die stimme von azor.. ich glaube. . was hat das zu bedeuten. . was will dieser turmhahn von meinem koch? sie selbst haben ihn um caspar geschickt. . . der sollte doch kommen. . . wir wollten . . mag sein. . ja, wirklich, wir wollten das heutige fest arrangieren. . das essen.. . sind die gaste schon geladen? wir mädchen, und sie, herr catulle. . vielleicht auch noch andere. . . jetzt bin ich wieder froh!.. ja.. und auch schon halb dazu geneigt, die chose mit amsterdam zu vergessen. . . laßt alles kommen und alle kommen!., mein haus steht offen! bravo glonnensaltz! nie wäre die weit schön, fehlte in ihr ein zeitgerechter Überschwang, glauben sie mir, glonnensaltz, sie kommen alle! auch wenn sie niemand riefe.. frisch zu, ihr guten und bösen, ihr träume und tage, ihr morgen und nächte, fische und vögel, ihr dunklen glonnensahz catulle hortensie glonnensahz liviana glonnensahz hortensie catulle liviana catulle liviana glonnensahz hortensie glonnensahz liviana hortensie stimme glonnensahz und heitern, ihr goldnen schalen, ihr faulen kerne. . herbei, herbei. . hierher zum liebesbankett, ihr wunden und brandmale, ihr keuschen und lüsternen, ihr gepfählten, gespießten, ihre seidenen kleider, indianer und trapper, Wachslichter, Sternbilder, ehebrecherin-nen, rubensbilder, duellanten und handschuhe, lords und löwenmähnen, ihr guten kinderstuben und del-finenschwärme, pantomimen und kandeláber, herbei, herbei. . wir bitten euch alle zum tanz in dieses haus. . kommt heraus aus den bäumen wie die vögel ameri-kas...... auf kondorflügel sollen sie kommen und meine gaste sein bis morgen früh.. . solange kann ich meine gute laune versprechen! wir sollten anfangen, nun die maskerade zu inszenieren .. . liviana und ich werden nackt gehen wie durch einen garten der wildnis und mit federkronen im haar. . . sublime barbarei. . . nackt durch die gärten und mit der sonne auf der einen, aber mit dem mond auf der andren brüst. . . ich werde mich zum aztekenkaiser krönen lassen. . sehr bleich, sehr verfeinert und sehr verworfen. . . und ihr kostüm, catulle? ich schlage sie. . noch weniger als garnichts ! so kostets ihnen die haut, catulle! ei freilich! ich gehe als geschundener., das ist eine gottheit im anahuac. . . wo ist das? das ist mexico: die erdrote hirtin zwischen zwei ozeanen! das anahuac ist das innerste herz einer hirtin. . . nicht übel. . . pastourellen für den kaiser. . er liebt die Schäferei! und catulle werde ich schinden! wir werden ihn zusammen schinden !, . indianer sind grausam wie tiere. sie schneiden ihre gefangenen lebend aus der haut.. sie essen vom blut und vom rohen fleisch.. . caspar! herr caspar!!! hideputa!! was will doch dieser verwachsene turmhahn stimme catulle glonnensaltz catulle glonnensaltz catulle liviana hortensie azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz stimme catulle glonnensaltz catulle liviana hortensie glonnensaltz von meinem leibkoch? man sollte meinen, er sei nicht gut bei sinnen. . . caspar, caspar!!! azor soll doch caspar zu unserer besprechung holen. . ach ja, . . . und die Schneider, die tänzer, die musik . . . ! wo sind sie! ? wir müssen azor auftrag geben, auch die musik, die tänzer und Schneider zu rufen. .. azor, er schuft!.. wo befindet er sich?.. durcheinander azor azor azor!! tritt auf zu diensten, ew. signorie! hierher, er livrierter wurm! hör er genau zu, was ich ihm zu sagen habe: schaff er die tänzer, feuerwerker, Schneider und musikanten ins haus. . ich eile. . . halt! noch eins.. wo ist der koch? in seiner küche, ew. signorie! und weshalb kommt er nicht, wenn er die ganze zeit nach ihm schreit!?. . warum überhaupt geht er bos-buckel nicht gleich zur küche und schickt ihn?... antwort!! Verzeihung ew. signorie, aber ich hatte doch nur den herrn catulle zu rufen gehabt. . ich weiß nichts von einem auftrag für caspar! was soll das schon wieder heißen.. ? er verräterischer vogel! weshalb bestreitet er, nach caspar gerufen zu haben, so wir ihn doch eben erst hörten?. . ew. signorie mögen zu gnaden halten, aber ich war gar nicht im haus, sondern am gartentor.. . leugner! ich werde dich ohne barmherzigkeit meinem koch übergeben.. . : caspar!! herr caspar!! caspar. ., : es ist ein anderer! : ein anderer ist in meinem haus.. : wer könnte das sein? : ein anderer.. : was soll ein anderer. . : vielleicht ein früher gast... hortensie stimme azor catulle liviana glonnensaltz catulle glonnensaltz liviana catulle hortensie glonnensaltz hortensie glonnensaltz liviana hortensie liviana glonnensaltz catulle liviana hortensie catulle azor glonnensaltz azor glonnensaltz catulle glonnensaltz hortensie liviana : was will ein früher gast von deinem koch? : sehr nahe herr caspar., caspar.. caspar!!!! : das war im nebenzimmer.. . : die stimme rann aus den tapeten. . . : wer kann das sein? : azor, seh er im nebenzimmer nach! a\or Epgert : warum gehen sie nicht, azor, wenn ihr herr ihnen befiehlt? : fürchtet er sich?. . hier meine pistole. . und seh er sofort nach! aZor &€ht a^ : wer wird das wohl sein. . unser fest steht auf dem spiel. .. es wäre zu schade um diese nacht der maskerade. . . vielleicht ist die Sache ganz harmlos. . . ich bitte euch, seid still. . wir wollen horchen.. ein schrei : das war azor!! : warum schießt die memme nicht. . . : warum sollte man frühe gaste erschießen ? : wo steht, daß man sie nicht erschießen sollte? : warum auch nicht. .. : still. . hier huscht etwas. . , : ich merke nichts. . : ich habe einen luftzug verspürt. . . : dieser azor hat gewiß die türe offen stehen lassen! : man sollte nachsehen!. .. : kommt \urück ich bitte um Verzeihung. . . . : wer hat geschrieen. . was war los?! : ich, ew. signorie!.. ich fürchtete mich im dunkeln... : er schlechtes Suppenfleisch vom rind! zu was gab ich ihm meine gute pistole!? : gib mir die waffe, azor. . und komm mit! catulle <& a%or ab : was will ein fremder von meinem koch.. die sache ist fast unwirklich.. . : jetzt kommt was. . : da huscht es.. . 81 hortensie liviana glonnensaltz Hortensie glonnensaltz liviana glonnensaltz hortensie liviana hortensie glonnensaltz liviana hortensie liviana hortensie : ja dort! : da ist es schon wieder, . . : was?. . . : ein ding!! : springt ahhh!!! was hast du??!! verdammt, ich spürte es kalt ums bein!! da geht es zur tür hin. . . es flog direkt durch uns. . flog es wirklich ?. . . es flog wie ein vogel. . . kalte kleine vögel in ein netz. .. ich glaube daran, vielleicht war es aber gar kein vogel!. .. was dann ?.. vielleicht war es ein. . . sie wird durch schüsse im nebenhin:mer unterbrochen: stimme glonnensaltz caspar! caspar!! catulle hat gefehlt... was bedeutet das ?. einer der besten schützen, die ich kenne!. catulle ist man hört ein ganzes orchester ungeölter türen: liviana hortensie liviana : während die türen kreischen sie kommen zurück... der vogel ist nicht ins netz!!. . : wißt ihr, daß die vögel wie wild aus den bäumen kommen, wenn einer getötet wird. . . : ja. . aber man stellt ihnen nur im frühjahr fallen. . . catulle erscheint im lichtkreis, jedoch ohne a^pr; catulle liviana catulle hortensie catulle : ich weiß nicht wie es kam. war ein kleines graues ding ein zwerg. .. : vielleicht war es ein zwerg.. : es war kein zwerg. : was war es dann, catulle? : reden wir lieber nimmer davon davon zu reden! ich zielte daneben. . es ,. nicht viel größer als ein Ii Up utaner.. . es ist nicht gut glonnensaltz catulle glonnensaltz liviana glonnensaltz hortensie iiviane glonnensaltz Üviana catulle hortensie liviana glonnensaltz hortensie glonnensaltz das ist auch meine meinung. . ich habe angst. . allein, wo haben sie azor gelassen?. . ich schickte ihn zum koch in die küche, er soll dort ihren befehl. . . ach ja, das essen. ., jedenfalls darf keiner unsrer gaste von diesen vorfallen erfahren . . catulle hat recht. . wir wollen es sofort vergessen. . es soll sich keine ungute Stimmung in unserem maskenfest. . gut so.. . aber: bibileona ist noch nicht hier.. . sie badet immer länger als wir beide zusammen.. . sie braucht eine wanne allein... ach laßt sie, kinder. . sie ist ja noch so jung.. . murmelt das hätte ich bald vergessen. . es wird zeit, die masken anzulegen. . wir werden zu babi hinaufgehen, um ihr ins kostüm zu helfen.. sie muß als präcolumbianische venus kallipygos ins gefacht!! charmant... wann sollen wir fertig sein?. . ich erwarte euch um acht. . 83 die mädchen gehen mit dem leuehter ab. die streue ist nun stockdunkel: catulle glonnensaltz catulle der gute caspar könnte jetzt schon endlich kommen! caspar. .. eigentümlich, welch sonderbaren beiklang dieser altgewohnte name für mich mit einem male. . . sie haben recht. . oft schon überlegte ich mir. . . er wird unterbrochen. koch glonnensaltz koch glonnensaltz koch : tritt mit einem leuehter auf. wieder hell euer gnaden haben mich rufen lassen?! : jawohl... das habe ich! was werden wir heute abend zu diesem feste auf unseren tischen sehn ?! : ich habe aale am markt eingekauft.. . : nicht übel. . . weiter! : und lampreten. . A glonnensaltz koch catulle koch glonnensaltz koch : vorzüglich.. sehr cäsarisch!. . und? : ich kaufte vom roten wie auch vom weißen fleisch. . : schön, mein lieber. . . aber die Überraschung. . . der clou. . die surprise. . wie soll sie sein. . . ? : wenn ich seine gnaden bitte, so wird man mir diese frage gewiß vorerst noch erlassen. . . : versteht sich. .. und dem azor geb er die knochen, so von den feldhasen übrigbleiben. . . ich mißtraue diesem buben! : wenn euer gnaden befehlen, dann werde ich... er wird von glonnensaltz unterbrochen glonnensaltz koch : warten wir ab. . könnte auch sein, daß ich irre.. das wäre vorläufig alles. . . ja, und schick er mir den azor herauf! : sehr wohl, euer gnaden! ab die syene ist wieder dunkel catulle glonnensaltz catulle glonnensaltz catulle : er ist heute anders. . . er scheint mir irgendwie verändert . . . : ja.... er ist verändert wie der klang seines namens. . . : nun, das ist eigentlich nicht sehr verwunderlich. . ich habe die erfahrung gemacht, daß koche häufig von einer geradezu teuflischen geschmeidigkeit sind, was die Verstellungskunst betrifft. . . : trauen sie dem caspar sowas zu ? : es liegt in meiner natur seit kindheit, allen kochen alles zuzutrauen.... glonnensaltz catulle glonnensaltz schweigen manchmal glaube ich, der mond sei gestorben. . . der mond.... er ist doch der runde weiße knochen, die kniescheibe einer himmlischen anatomie. . . wenn ich mein hund wäre, so würde ich jetzt heulen. .. schweigen catulle : azor kommt... 85 azor : kommt mit dem Zeucht er ew. signorie haben mich rufen lassen ? glonnensaltz : ist noch keine post da. . . keine depesche?. . . azor : nein, ew. signorie... es tut mir leid, melden zu müssen. . glonnensaltz : will er endlich aufhören. . . sein negatives wesen wird mir zum physischen schmerz. . . außerdem hat ihm nichts leid zu tun!!! azor : zu diensten. . glonnensaltz : und bleib er mir jetzt da mit dem licht, und warte er bis meine frauen kommen... sag er ihnen, daß ich mich umkleiden gegangen sei. . herr catulle ist mit mir. . . verstanden?.. . wiederhol er mir das! azor : hierbleiben und berichten, daß ew. signorie und herr catulle umkleiden. . . glonnensaltz : assez! und rühr er sich nicht vom fleck! glonnensaltz e^5 catulle ohne licht ab: azor : spricht durch den ker^enleuchter ich sehe alles, von dem du denkst, daß es keiner sieht und ich sehe durch und durch und wenn du auch tausendfach glaubst, daß dich keiner sieht, und so sehe ich dich doch und sehe dich noch, und sehe dich in all deiner ärmlichkeit, und sehe dir zu, wenn du auf deinem topf hockst oder onanierst oder eine ziege bockst und dabei denkst, das soll nicht einer sehn, oder wenn du deine frau mit einem knaben verwechselst oder die knaben mit deinen fraun. . und ich sehe dir zu, wenn du selbst eine frau bist und wie eine frau schreist. . und ich seh dich und höre dich und bin immer und immer und stets vor dem Schlüsselloch deiner geheimnisse und sehe dir zu und zu und zu, aber du weißt es nie— babileona : tritt von hinten ins licht du bist ein scheusal, mein brüderchen! azor : ich habe ein Volkslied gesungen, mein Schwesterchen.. babileona : kommt gan^ ins licht, sie trägt das kostüm einer a^tekischen venus kallipygos ich kenne deine Volkslieder, mein brüderchen.. . azor : sie kommen mir aus dem herzen, Schwesterchen! babileona azor babileona azor babileona azor babileona azor babileona azor babileona : ich werde dich auspeitschen lassen, mein brüderchen! : so werden sie mir aus dem hintern kommen, mein Schwesterchen.., : ich lasse dich dafür mit heißen eisen stempeln, brüderchen ! : ich werde dir dafür einen regenwurm ins bett legen. . . : dafür werde ich dich verschneiden lassen... : dann werde ich nicht mehr bei dir schlafen, mein Schwesterchen! : ich hasse dich, du fehlgeburt... : ich sehe dich, mein süßes meeräffchen.. .. : ich wünsch dir hundert kleine galgen.. . : sei still. .. die andern kommen. . .. : husch husch!!! liviana & hortensie treten auf. sie sind nackt und haben ungeheure indianische federkrönen im haar, sie tragen lichter : liviana azor hortensie liviana azor sind schon gaste gekommen, azor? bis jetzt noch nicht, madame. . . . er soll um die tänzer gehn.... hol die musik, azor, und die tänzer. beginnen.. . zu diensten, mesdames.. . ich eile.. . wir wo llen große musik fällt ein: hortensie liviana hortensie liviana babileona liviana hortensie : nun ist es acht. . die musik beginnt. . die tänzer bereiten sich vor... die gaste sind geladen, aber noch keiner ist hier...... i wenn alle kommen sollten, die catulle gerufen hat, so müßten wir jedenfalls übereinander gehn.. . : gehn wir übereinander!. . rufen wir doch selbst einmal, vielleicht hören sie uns.. . : damit wir unsere stimmen verderben!. ; überlassen wir den gesang doch lieber der babi. .. : warum gerade mir!?. . ihr könnt das bestimmt viel besser! : komm, babi, sei lieb... du bist die jüngste von uns, und wir werden dir auch etwas schenken. . . : ja, babi, schrei, daß die vögel aus dem wald kommen... \ babileona liviana babileona hortensie : soll ich sehr laut schreien?. . ich kann es!. . : ja, kleiner liebling, sehr laut. . wir sterben für deine stimme! : nun, wenn ihr wollt! : los, babi, sing!! die musik set^t einen augenblick aus, um wieder mit babileona %ii beginnen. babileona hortensie babileona hortensie babileona : herbei, herbei, ihr bösen und bösen, ihr buckelmeister, ihr tauben und lahmen, ihr krummen Schnäbel, ihr tische und stuhle, ihr blinden in sünden, ihr schieler und wühler, planeten und hörner, ihr teufel und teufel und du mit der schaufei....... : hör auf, du hexe!! : herbei, herbei, ihr schlangen und schlangen, ihr aas-kometen, ihr nächte und nächte, ihr blauverfärbten, ihr toten der gräber, ihr unguten käfer herbei, herbei mit verfaulten schwanen und schweinezähnen, ihr knochen und knochen, ihr schatten und feuer und ungeheuer. .. : hör auf!!!! : herbei, herbei, wir bitten euch alle zum tanz in das haus, kommt heraus aus dem wald wie die vögel. . . musik schweigt. liviana babileona : bist du wahnsinnig, babileona!?.. . : die tänzer ziehen auf!!!... sie kommen!! eine barbarische Sarabande, tänzer, deren masken sich thematisch an das von babileona heraufbeschworene halten, bewegen sich in langsamen bocksprüngen auf die drei frauen \u und schließen sie in einen kreis, die tänzer werden von a%or angeführt, die bewegungen der tänzer, und insbesondere a%ors, sind schnüffelnd, garstig und fast obszön, liviana und hortensie schreien in abständen schrill vor angst, jedoch dürfen diese schreie nicht sehr laut sein, nach einiger zeit treten glonnensaltz und catulle in ihrer normalen kleidung auf: glonnensaltz catulle glonnensaltz : was soll jetzt schon die musik... aufhören! es sind noch keine gaste da. . . : was soll dieser tänzerische Wirrwarr?, . : ich kenne diese leute doch gar nicht. . wer hat die be- stellt? catulle!.. hören sie!... das sind fremde tänzer. ... catulle : fremd. . . fremd sind sie auch mir, mit ausnähme dieser äußerst absurden ballerina! er zeigt auf den tankenden a^or: glonnensaltz : das ist ja unglaublich. . . das ist ja azor. . . abscheulich!! wie er seine capriolen schlägt... catulle! wo sind meine frauen ?!. . . babi!! liviana, hortensie!!! er will auf die tankenden zustürzen, catulle fällt ihm in die arme: catulle ; nicht!!. . . die sache scheint schlimmer zu sein als sie denken!. . glonnensaltz : herrgott! ich habe diese horde nicht bestellt. . ich will sie hinauswerfen. . ! catulle : bleiben sie doch. . . zum hinauswerfen, glaube ich, ist es hier zu spät. . . glonnensaltz : drauf los, catulle!! ich werde diesem azor in den arsch treten! catulle : bleiben sie. . . ich bitte sie darum!! wir können nicht das mindeste dagegen tun! glonnensaltz : es ist zum erbrechen!! catulle : sie stinken wie ein käfig mit toten liliputanern. . . glonnensaltz : sie haben hörner und Schnäbel. . . catulle : sie schreien wie die katzen. . . glonnensaltz : sie winden sich wie frischgebrütete würmer. . . catulle : sie schlottern wie erhängte. .. glonnensaltz : die bäume haben ihre vögel ausgespieen.... catulle : ich kann dieses leichenhafte gefieder nimmer an- sehen . . . kommen sie!!! glonnensaltz : wir müssen vorerst die frauen herauskriegen. . . catulle, du bist dichter!.. du kannst das nicht zulassen!! catulle : ich vermag nicht mehr hinzusehn!. . . ich will fort! glonnensaltz : du sollst dableiben, catulle... du bist mein einziger freund. . catulle : ich beschwöre sie. . gehn wir aus diesem zimmer. . . glonnensaltz : hortensie, liviana, babi!!! catulle : um gottes willen, machen sie die horde nicht auf uns aufmerksam; sie werden unser fleisch wittern! glonnensaltz : reißt sich los und stürmt sich auf die tanzenden verdammte pantomime!! catulle : zum teufel, glonnensaltz. . . flieht pantomime : uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuh!!! der leuchter fällt zu boden und verlischt, die musik setzt aus. stille: glonnensaltz : nach einer weile wo sind meine Streichhölzer?.... er zflndet den leuchter wieder an. der leuchter flammt auf: glonnensaltz : mit den drei frauen am boden kauernd gott sei dank. . ihr scheint heil zu sein... sind sie fort? hortensie : fort wie die vögel. . . liviana : wie die vögel. . . babileona : wollt ihr, daß sie wieder kommen. . . wenn man die vögel ruft. . . . hortensie : ihr geruch ist noch da. . . glonnensaltz : wie kam das nur so mit einem male über uns. . , babileona : es ist nicht wahr. . . hortensie : was ist nicht wahr? babileona : daß ich die vögel rief. .. glonnenslatz : wer behauptet das von dir, babi. . . liviana : was soll das? babileona : ich wollte ihm nur sagen, daß ich die vögel. . . liviana : klar hast du sie gerufen, du kleine sau! hortensie : dieses frettchen will uns nur zuvorkommen! babileona : ich bitte dich, laß mich von den beiden nicht be- schimpfen. . liviana : glaub ihr kein wort, sie lügt. . . sie schrie förmlich nach den vögeln.. . babileona : ihr träumt wohl. . . ich habe garnichts getan. . glonnensaltz : ja herrgott, wer hat sie denn nun tatsächlich gerufen? liviana : babi. . hortensie : . .. .babi hat nach den vögeln gerufen und da sind sie gekommen! glonnensaltz : das ist doch unglaublich. . . das kann sie uns doch nicht antun! babileona : seht ihr... niemand glaubt euren lügengeschichten! liviana : sei still, du abscheuliche hexe! babileona : sie mögen mich nicht. . . sie hassen mich nur, weil ich mit ihnen niemals mitgetan hab. . . glonnensahz : was meinst du damit.. wobei mitgetan? babileona : du weißt es schon... du selbst tust doch nichts da- gegen . . . hortensie : was soll das nun wieder heißen. . . dieses dicke ver- zuckerte ferkel hat uns nie interessiert! glonnensahz : ich glaube vieles in meinem leben falsch angepackt zu haben! liviana : glaubst du das endlich. .. glonnensahz : jawohl. . . und ich sage es euch allen dreien, daß ich auch genau weiß, wieso und warum. . . hortensie : ach, hören wir doch auf mit dem zeug... es führt nirgends hin! eine uhr schlägt neun: liviana : jetzt wird kein gast mehr kommen... babileona : das hättet ihr von mir schon früher wissen können.. . . glonnensahz : es ist besser so: wir werden allein essen. . . catulle ist auch fort... er lief uns davon. . . babileona : uns ist gut.. . glonnensahz : caspar!! das abendessen!!! liviana : eigentlich bin ich gar nicht mehr hungrig. .. . babileona : an eurer stelle würde ich auch den appetit verlieren. . . stimme : euer gnaden haben gerufen!? glonnensahz : frag nicht lang! servier die suppe.. . a%or & caspar kommen mit einer überdimensionalen Suppenterrine, stellen sie ab und geben wieder hinaus: hortensie : schlägt die bände vors gesicht die suppe! liviana : was ist mit ihr? hortensie : spürst du es nicht ? ich beschwöre dich, iß nicht davon! glonnensahz : ich verstehe, daß ihr nervös seid, aber was hat das mit unserer suppe zu tun? hortensie : das ist nicht mehr unsere suppe.. . wir wollen nichts mehr damit zu tun haben! glonnensaltz : alles also laßt mich im stich. . . babi du! teile bitte die suppe aus!... babileona : ich? wozu sind deine andern da. . . glonnensaltz : habt ihr euch alle gegen mich verschworen? zuerst catulle um euretwillen, dann ihr beide, und nun auch babi. .. hortensie : wir wollen nichts damit zu tun haben. .. nichts mehr mit dir und nichts mehr mit babi. . . . wir teilen keine suppe aus!!! glonnensaltz : so werde ich es tun! er öffnet den decket und fischt mit der in der terrine steckenden Schöpfkelle alte kleiderlumpen und unmögliches %eug heraus, er perwickelt sich darin: babileona : ja lieber herr und könig.. . dieses ist ihr suppentopf, und selbigen müssen sie auslöffeln, wie man sagt... babileona perläßt den räum mit dem leuchtet-, während sich glonnensaltz *" den lumpen aus dem topf immer mehr verstrickt, die beiden anderen mädchen folgen ihr: stimme glonnensaltz stimme glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor : caspar!caspar! caspar! : ist niemand mehr da?!. . heda, antwort!... ist keiner da?! er schreit bin ich denn ganz mutterseelenallein in dieser leeren dreckgruft. . .!? : abklingend caspar caspar caspar........ : wenn mir doch jemand aus dieser höllischen kleider- suppen helfen möchte... . ich ersticke noch.... azor werde ich auf keinen fall rufen. . . nur das nicht! : tritt mit einer kleinen weihnachtsker^e vor dem gesiebt auf, ist jedoch für glonnensaltz unsichtbar außer mir ist aber keiner da.... : wer sind sie... ich sehe sie nicht... : ich kann dich aber recht gut sehen.... ich sehe dir schon ein ganzes leben lang zu.. . : ja verdammt noch mal. . . wenn sie mich so gut kennen, dann sagen sie wenigstens ihren namen. ,, : zu diensten. . . ich bin dein lieber azor, der treuherzige arzt und Wohltäter deiner Schlüssellöcher. . . ! glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz azor glonnensaltz : schurke, du wagst es mich zu duzen.... : wolltest du nicht, daß ich dir aus deiner suppe heraushelfe, liebster freund? : dich habe ich nicht gerufen. . . ich verzichte darauf. . . : und doch hast du es getan, glonnensaltz, ich bin der zwerg mit den ganz feinen ohren. . . ich höre alles! : lieber verrecke ich an meinem hals, ehe ich mir von dir. .. : wer sonst, mein freundchen, wer sonst als ich ? : mein koch! caspar...! : den gibt es ja gar nicht, ha ha!! : die negerin. . . : es gibt keine negerinnen! das ist ein alterweiber-glaube!!! liviana, sie liebt mich. . . ein fabelwesen!! blamage!!! babileona! sie ist aus fleisch und blutü babiü das bin ich, herr glonnensaltz! ! ! und der dichter ist auf der strecke geblieben.... : dann werde ich eben allein damit fertig werden.... a%or unter gelackter ab. dunkelheit: glonnensaltz : man muß mit sich selbst fertig werden, und das ganz ohne die humpelkrücken der anderen.. . . die s%ene wird blendend hell, eine trostlose Umgebung, abfall, lumpen, altes brenn-hol\ und blecherne büchsen, glasscherben und anderer kram bedecken den boden. glonnensaltz befreit sich mühsam von seiner umschlingung und wirft das zeitK Zu boden : glonnensaltz : das hätte ich schon immer wissen müssen. . . er sieht sich um und geht auf und ab: glonnensaltz : ich bfinde mich im morgen nach der längsten nacht des jahres. . eine gute zeit, um wieder nach den eigenen schiffen zu sehn.. . man hört ein fernes nebelhorn tuten. . . nach einer weile des Schweigens treten babi und a^or von links, sowie liviana und hortensie von rechts einige schritte in die s%ene. man hört, wie sie halblaut und 93 spöttisch vor sich hinlachen, herr glonnensalt\ aber merkt sie nicht: glonnensaltz : nach langer pause. . . mein garten hat sich verändert. . . hier wachsen sonderbare blumen. . . findet eine alte knicke, hebt sie auf und wirft sie wieder fort. . was soll diese reliquie?!.. . meine reisetasche azor!! ich breche auf....... es ist niemals zu spät, catulle, um nach amsterdam aufzubrechen .. es wird allmählich dämmriger, während der Vorhang fällt. wien, im október 1914 die mißglückte luftreise ein kasperlstück samt einem nachzug personen: caspar pimpinella statue theseus husar aloysio statue apotheker der kalif von baghdart ein wehmütiger hahnrei ein sehr junges mädchen statue laternenanzünder eine dicke witwe & 2 schwarze manner notiz: die rolle des caspar ist durch ein mädchen darzustellen. eine mit fäbnchen undguirlandengeschmückte montgolfiere ist in einem park ^wischen Statuen und Springbrunnen gelandet. Caspars köpf erscheint aus der gondel. man hört einen lustigen italienischen marsch: casp ar Statue caspar statue caspar bons dies. . da bin ich! nichts als heraus aus dem cörbgen . . mein dieu mon gott war das eine luftreise! sieben mal sieben paar drachen und lindwürmer vor den wind gespannt und immer gradaus und nach der schnür... aber jetzto schnell ein büxgen voll riechsaltz.. hallo! ist jemand da?! hallooo! !! kein mensch. . aha. kein mensch.. hab ich mir gleich gedacht! macht auch nix.. ich brauch ja nur einen apotheker oder medico.. ist keiner do. . ? am sonntag ?. . i wo! oi weh! was soll da aus meiner armen pimpinella werden wann doctores und pharmazeuten in andren gegenden herumreuten? ach was..! ich will mein ohnmachtenes engelchen hinbreiten zwischen gras und stengeigen... er beginnt die in der gondel ohnmächtig liegende pimpinella herauszuziehen. hauruck und ruck und zuck. sie ist schon ein schweres stuck mit allem ihrem drum und dran. . und ruck. . und nochmal ruck! so. . . da ist sie! er legt die reglose der länge nach ins gras: statue : eine heiden arbeit!! caspar : eine heiden arbeit? eine muselmanisch-brachmanisch- salamisch-alamanisch-vulkanische arbeit ist das!! ich bin ganz außer kraft und saft mein lieber theseus cupido herkuleus oder anderer doppel- held der du bist. .. statue : red keinen mist. . . Caspar überhört den letzten sat% undfährt fort: caspar : nun liegt sie da und rührt sich nicht.. wach auf. .!! na so was ? ! das bin ich gar nicht gewohnt von dem süßen raufcätzgen.... ei da sieh her..! ich werde sie wohl mit einem grashälmgen kitzeln müssen. . ach ja! zieh ihr aus den schuh. . und den zweiten juhu.. und die strümpfgen dazu. . ! caspar ^ieht der liegenden pimpinella schuh und strumpfe aus statue : ach caspar was machst du denn da ?! caspar : ha ha! das tu ich damit ich sie besser kitzeln kann. . gleich fang ich an ! sooooo!! er kitzelt ihr die fußsohlcn mit einem grashälmchen: caspar statue caspar statue : naa? willst du nicht?! : na. . will sie nicht? : ich werde sie weiterkitzeln. . : wozu? nach so einer luftfahrt und bei dem Zunder ist eine ohnmacht kein wunder. du brauchst riechsalz für sie mein guter caspar..! die statue steigt von ihrem podest und kommt caspar: caspar statue caspar statue caspar statue caspar statue caspar statue caspar statue : wach auf pimpinella!! so wach doch auf. . . entweder will sie nicht: dann hat sie starke nerven. . oder sie kann nicht: dann ist diese ohnmacht tief wie ein versunkenes Segelschiff. : dann gehts nicht ohne riechsalz! : kannst mir nicht aushelfen du doppel held?? : ich würde schon gern.. aber bei mir geht es nicht. . : aber warum denn nicht? : ich bin importent. . : ach was! das glaub ich nicht.. das lügst du, jude!! : wozu sollt ich lügen? : um mich zu betrügen. . : was sollt mir daran liegen? : das weiß ich nicht.. : nun gut! ich habe gelogen. . ich hab mirs aus den fingern gesogen! : so lüg einmal nicht und sprich die wahre Wahrheit! : die glaubst du mir ganz sicher nicht. . : warum denn nicht. . : weil es die wahre Wahrheit war.. die glaubt kein mensch! : o doch! als mensch und caspar sag ich dir die wahre Wahrheit glaub ich dir.. : nun gut! ich habe steinerne hände.. : sapperment! das könnte wahr sein..! reich her. . laß sie angreifen! : da! aber vorsieht.. : püh! sind die kalt..! : nur zu! jetzt darfst du schon besser greifen.. nur der an- fang schmerzt mich.. : man könnte anfrieren.. du hast winterhände. . : im sommer sind sie schon um ein weniges wärmer.. nun spürst du also daß sie aus stein sind. . ? : ich brauch einen apotheker. . : schrei um einen. . ! : das hab ich schon.. : bestimmt war es dann nicht laut genug.. : du hast es doch selbst gehört.. : schrei noch einmal so laut du kannst.. : wach auf! pimpinelgen! : nicht nach ihr nach doktor und apotheker nach riechsalz mußt du quäken.,. caspar : sie sind doch allesamt und ohne ausnahm taub und stumm.. statue : der pillenkäfer hat ihnen in die ohren gemacht. . caspar : was es nicht alles gibt.. statue : du mußt sehr laut schreien lieber caspar. . ! caspar : ich hol recht gut atem zuvor damit ichs besser tuen kann! statue : so geh ich wieder auf meinen sockel zurück damit mich niemand sieht wenn doch noch jemand kommen sollte.. . caspar : ich werd es gewiß keinem sagen daß du herunten warst.. aber jetzo fang ich mit meinem schreien an daß der himmel herunter fällt. .! ganz jämmerlich ganz erbärmlich will ich schreien. . die statue wieder vompostament herunter: statue : ich wollte dir gerne mithelfen aber.. ich hab auch ein steinernes maul. .. caspar : wollan denn und nicht faul.. apotheker und doctores helft mir aus meinem zores! pimpilingen liegt in ohnmacht schon seit anfang dieser luftexcursion -nun streckt sie sich im grünen gras tut sie's im ernst tut sie's aus spaß ? ich kann's mir selbst nicht sagen die angst sitzt mir im magen packt mich daraus beim kragen drum wollt ich daß ich nie war abgeflogen mit meiner gondelgondel durch den regenbogenbogenbogen.. Apotheker APOTHeker Apotheker Apotheker apotheker. . !! er schweigt erschöpft: stimme : klip klap. . klip klap . . . caspar : clapp! stimme : klap klip klap. . caspar : clapp!! stimme : klipklip. . caspar : wer clippt da. .! ? stimme : daaa.....!! caspar : ein echo . . ! das gantze tierreich ist mit fleiß zu gast - und nur die apotheker halten rast.. . caspar verbirgt sein gesiebt in den bänden und fängt %u weinen an. unterdessen betritt ein wackerer husar mit einem furchterregenden Schnurrbart die s%ene und stolziert auf und ab. ohne daß der weinende caspar davon etwas bemerkt schlägt pinipilina ff? sie !) die äugen auf wirft dem husaren muntere kußhändchen %u und benimmt sich äußerst kokett, der husar macht seine martialischen reveren^en rollt mit den äugen und ^wirbelt seinen Schnurrbart, der husar geht nach einiger \tit wieder ab. pinipilina spielt als sich caspar nach ihr umdreht sofort wieder ihre rolle als ohnmächtiges mädchen weiter: caspar : o du meine gute! wenn sie gar tot wäre? du lieber himmel - nicht auszudenken!! ogotogot! vielleicht ist sie wirklich tot. . die luft der stratosfäre war doch zu dünnes brod o meine sorge.. ich will horchen ob ihr kleines herzgen schlägt - ob sich noch ein puls bewegt. . er zählt an seinen fingern her^schläge ab: pum. . pum. . pum. . pum. . pum. . pum. . pum. . pum. . oh was bin ich dumm!!! es mag doch nicht so arg sein als man denkt.. wach auf meine nelke! wach auf mein tulipan. . wach auf wach auf! schon kräht der hahn. . er macht mit den bänden einen symbolischen hanenkamm über seinem köpf: kikerikiiii. . ! wach auf wach auf es ist schon sechs. . was soll ich tun wenn du nicht lebst? wach auf! ich will nie mehr böse sein. . dich nimmer kitzeln und nie mehr schrein. . ich will dir auch vieles kaufen: pfauenfedern und pantöffelgens mit goldnen Schlaufen und zuckerstangen und grüne Serpentinen und ein wirkliches kettgen aus dukaten und öl und rosenwasser zum baden.. und ein rotseiden kleid und einen kleinen schwarzen kater und marzi- pan und ein großes puppentheater und alle morgen milch und Schokolade. . !! ich birr dich tu die äugen auf. . mein hühngen mein brüngen wach auf mein rütgen mein tüttgen mein englisches fütgen wach auf wach auf!!! die statue welche seit geraumer zeit von ihrem postament verschwunden war taucht jetzt in der Verkleidung (als apotheker van de cruyi) vor dem verzweifelten caspar auf: apotheker : da schaut man ja.. da staun ich sehr! musjö von caspar der luftschifFeur..! ein Unfall wol ? ich hoffe daß ich helfen kann... caspar : ach liebster magister van de cruyt sie kommen gerade zur richtigen zeit vielleicht haben sie bei dieser ge-legenheit ein büxgen mit scharfem riechsaltz bereit.. . ? apotheker : eine ganze botanisiertrommel voll wenn's sein soll.. . er bringt eine große botanisiertrommel und übereinandergestülpte papiertüten ans tageslicht: apotheker : und wieviel quäntchen dürfen es sein? caspar : wenn ich für den anfang wol eines nehm. . ? apotheker : das kann man versuchen. . ! er schüttet ein wenig salz auf e^m apothekerwaage und füllt es in eine tüte ab : apotheker : ein quäntchen vom schärfsten!! der husar taucht wieder auf. hinter Caspars rücken beginnt das selbe spiel wie vorher nur konzentrierter und offener, der verkleidete theseus merkt es wohl, caspar jedoch hat keine ahnung was hinter ihm vorgeht: caspar apotheker caspar apotheker caspar apotheker caspar apotheker caspar apotheker caspar apotheker caspar apotheker caspar apotheker caspar apotheker caspar apotheker caspar apotheker caspar : nur schnell nur schnell.. : eine kröne das quäntchen. . : ein kröne? : die kröne das quäntchen -. vier fünfzig für fünf.....! : ich habe kein geld..! ich bin künstler.. . . : kein geld? : kein geld! ich bin dichter! : also kein geld. . ? : kein geld. . ich bin luftschiffer! : hopfen und malz ohne geld kein salz! : ich zahle morgen. . : man soll nicht borgen.. : sie kennen mich doch mit namen. . : amen! : wie? : ich borge nie! : aber pimpinella.. sie wird mir nicht wach! : sehn sie doch nach musjö von caspar.. : ich kann nicht mehr hin- schaun. . ihr schlaf reißt mir das herz ab! : eine kröne das quäntchen.. eine halbe das halbe! : dann bin ich verloren - o du verwünschte äronautik! wäre ich doch niemals eingestiegen in dich... : brotlose künste - wie sie nun selber sehn musjö.... oder glauben sie daß die luft schon jemals ihren mann ernährt hat? : verLOREN!! 178 apotheker : hm. . noch nicht ganz. . ! caspar : uff.. doch ja schon! pimpinelgens schlaf ist für mich der tod. . apotheker : so leichthin geht man schon nicht flöten. . einen löchrigen glückshäfen muß man löten. . zu deutsch: sie müssen zusehn wie sie sich die kröne bzw. halbe kröne beschaffen!. .. er versorgt botanisiertrommel waage und tüten in seinem weiten mantel: Zwischendurch ob sie nun ein viertelstündchen mehr oder weniger schläft ist in hinblick auf die ganze ewigkeit eine lappa-lie.. es tut nichts - wie man sagt - zur sache! schlaf ist gesund für mus-keln und herz.. ich bin vom fach. . sehn sie nach lieber caspar ob sie das geld auftreiben. . nun: sei es wie es sei. . in einer halben stund musjö schau ich wiedrum vorbei.. einstweilen: bis dann -und adjö. .. der apotheker geht großartig ab : caspar : o weh! nun guter radeuer.. war lieber dran am fegefeuer als hier mit pimpinelgens schlaf.. er dreht sich %agbaft nach pimpinella um. sofort set%t das selbe verstohlene spiel wie beim vorigen mal ein. pimpinella schläft und der husar verschwindet, diesmal aber verliert er durch irgend eine fügung den federtschako. caspar hat nichts von dem betrüge gemerkt: caspar : da liegt sie. . o blinde fortune! mein süßes kind du blasse wange. . der zeiger zeigt die Zeiten an dieweil mir hoffnung um hoff-nung zerrinnt. . . zum teufel ! eine kröne macht zehn groschen - und eine halbe fünf.. fünf groschen für mein leben! wie wenig zu geben — zu geben aber wie viel.... caspar findet den tschako des husaren: caspar :HAÜeinhut! eine fügung!! ein ziel!!! allons gaspard. . vielleicht sogar deine rettung. . ?! er springt %u seiner gondel und holt aus ihr eine große schwarte blindenbrille hervor, desgleichen eine tafel mit der aufschrift »mitleiden bin stockblind«, er set%t den hut vor sich hin hockt nieder und stattet sich mit brillen und tafel aus: caspar : gott mercur ach steh mir jetzt recht bei daß jemand geht und kömmt an mir vorbei. . ! der kalif von baghdad tritt reich türkisch gekleidet auf und überquert die s%ene : kalif ich bin von baghdart der kalif wollan von bagh & dart. . ich half wo immer man mich rief- hab an almöschen nie gespart! die tauben blinden krummen lahmen von mir noch allzeit was bekamen.. HALTaus!! jetzt war ich beinah in einen hut gestiegen! er merkt den bettelnden Caspar: caspar : ogot ogot ich bin blind wie ein stock wie ein stein wie ein stock ogot ograus ograus ich bin blind wie ne maus wie ne laus wie ne maus ograus und oweh wie kalt ist der schnee und ich bin so blind wie eh und je und bitte drum um eine gabegabegabegabe. . er set^t das gabegabe so lange fort bis das almosen gefallen ist kauf : ein groschen für jeden das ist gerecht. . verzeih o bruder wenn es zu wenig ist caspar : merci monseigneur. . der kalif set^t seinen weg fort, er geht singend ab: kalif ich bin von baghdart der kalif wollan von bagh & dart ich half wo immer man mich rief &c. &c. sein gesang verstummt in einiger entfernung: caspar : das thermometer ist um einen groschen wieder gestiegen. . vier gröschgens noch mit mercurs hülf. . ! der husar taucht wieder auf. pimpine IIa ist sofort wieder munter, die beiden sind schon sehr heimlich geworden, sie herben und küssen sich, zwischendurch schwört der husar mit großartigen stummen gesten pimpinellen seine liebe: caspar : ach die liebe!. . ach ja. . bald gibt es salz mein en- gelsnäschen. . ! vier groschen noch.. o ja..! wie man so sagt: »vom saltz ein halbes quäntgen, und schon rührt sie die händchen« oder: »wenn einer mit dem saltze spart so fällt ihms suppenschlürfen hart..« oder gar: »und war die ohnmacht noch so tief, das liebe saltz ermuntert..« so ist es eben - man muß sich in schweren zelten an die alten Sprüchwörter halten! sie geben trost und scheuchen langeweile. . und: »heissa! rede oft und viel, so kömmst eher du durchs ziel« .... wenn pimpinellgen doch um meine leiden wüßte - kein schlaf der ohnmacht war so tief daß sie sich nicht erbarmen i82 müßte! ach mein allerliebstes herzlieb!. . o was verzuckertes engeigen sie doch ist.. . !! ein gutaussehender hahnrei dessen baupt von einem stattlichen hirschgeweih gegiert ist tritt in die s^ene und sieht wehmütig aber verständnisvoll auf caspar und die beiden verliebten, letztere lassen sich in keiner weise stören, der neuangekommene ist für sie überhaupt nicht existent, der hahnrei hat die letzen worte Caspars gehört : hahnrei caspar hahnrei caspar hahnrei caspar : ihr habt wol auch einmal bessere Zeiten gesehn kamerad. . ? : das kann ich nicht leugnen mein herr. . aber seitdem ich blind bin. . wie sagt man doch? »wem es vor dem fechten graut, zum Christkind durch die fin- ger schaut..« : ein schönes wort - und richtig angesetzt. . . seid ihr schon lange blind.. ? verzeiht mir bitte die frage. . aber wer von uns wird es nicht? früher - oder später. . : seit gestern mein herr! seit gestern.. . ich bin seit gestern blind wie ein stock und ein stein und ein stock und ogot und ograus und ograus bin ich blind wie die maus und die laus und die maus ograus und... : dazwischen das ist ja schrecklicher als schrecklich. . : fortfahrend . . o weh wie kalt ist der schnee und wie bin ich so blind und so eh und so je und bitte drum nehmt das portemonnaie und schenkt mir eine gabegabe-gabegabegabegabegabegabe.. hahnrei : ich fleh euch an haltet doch ein -euer elend schneidt mich ins rückenmarksbein. . warum auch bin ich durch diesen verwünschten park gegangen! caspar : beiseite gott sei dank laut ich bitt beim hl. bettelstab gar schon um eine milde gab! hahnrei : weiß gott - die sollt ihr haben .... er wirft caspar ein almosen in den hut: caspar : bittedanke monsieur. . hahnrei : sein Jammer treibt selbst mir das haar zu himmelshöh'n -drum fort aus diesem grünen park. . man soll nicht meine tränen fallen sehn.... er entflieht, caspar greift gierig in den hut: caspar : .. und zwey macht drey. . zwei gröschgens gleich mit einer klappe! die kritik der reichen Zukunft. . ! eine gute rechnung wenn sie so aufgeht.. ich hätte mir nimmer gedacht wie einfach doch das ein mal eins der fechterei eigentlich ist! noch so ein benefactor und mein thermometergen steht auf halb-krone.. . während den Selbstgesprächen Caspars bemerkt der husar das fehlen seines tschakos. beunruhigt greift er nach seinem köpfe, er sucht mit den äugen, desgleichen pimpinella welche die Situation erfaßt hat. endlich findet pimpinella den vermißten tschako vor caspar liegen und teilt dies dem husaren durch gesten mit. dieser ist außer sich über die schmach. caspar nach dem er mit seinem monolog fertig ist, spielt mit seinen erbettelten groschen und schaut von ^«7 Xf* Kplt nach neuen passanten aus: hus ar pimpinella husar pimpinella husar pimpinella husar pimpinell husar : endlich ha ! sacremoRDteu !!! mein tschako. .. mein tscha. . wo ist mein säbel. . ?! : aloysio. . ich bitte dich - er darf uns nicht merken.. : meinen säbel sag ich - meinen SäBEL,. . ! ! : nicht doch. . liebster. . wir müssen sachte... : was sachte.. ?! ich hör immer sachte!! und dort: mein tschako geschÄNDET!! mein tscHAKo!! ein tschako der tausend schlachten .. ! ein epos von einem tschako! lodi. . arcole. . austerlitz! aspern. . grammatneusiedl. . die Pyramiden!! : aloysio.. : vraiment. . aloysio! der tschako des aloysio!! mein glorreicher tschako . . mein unübertroffener tschako.. mein bataillentschako auf den Jahrtausende herabblickten geschändet - und diesem jean wurst zum betteltopf!!! oh schmach die ich erlebe... : beruhige dich doch liebster -wir werden ihn nachher abstauben. : ABStauben? Blasphemie! einen derart teuflischen insult pimpinella husar pimpinella husar pimpinella husar pimpinella husar pimpinella husar pimpinella abstauben. . ? als ob man einen insult so mir nix dir nix abstauben konnte!! wo bleibt die ehre! niemals!! es sei denn mit einer blutigen waschung. .. : vergiß o vergiß. . und denk an deine kleine pimpinella.. : ich muß meinen wackeren be-resinatschako. . . : nicht jetzt liebster. . du verrätst uns. . ! : es sei drum! : die zeit ist noch unreif.. warte ab. . : ha ! warten.. ein wort für weiber grad noch recht!.. : wir werden ihn überlisTEN!. . : zum teufel mit list und hinter-list.. . noch lebt die alte gar-de! ich werde meinen beresina-tschako im dreisten handstreich nehmen!! : halteiN!! ; eN avant! : aloysio!! der husar will gewaltsam nach dem tschako greifen aber pimpinella fällt den arm. sie spricht sehr süß und sanft auf ihn ein: ihm tu pimpinella du mußt abwarten mein tapferer hauptmann.. komm.. ich sehe gern in deine äugen wenn sie zornig sind.. . hu! was bist du für ein schrecklicher held.. sie küßt ihn und %ieht ihn %u sich herab, caspar hat mit der geldklimperei aufgehört und blickt scharf nach vorbeikommenden aus: caspar stimme caspar stimme caspar stimme caspar : ist das ein verlassener park! : pak..! : pak! : parakkpakkpak..! : prakk. .! schon wieder ein echo. .! ? weiß gott.. vielleicht ist dieser grüne park ein plateau im gebirge ? tyrol. . kärnten. . matterhorn.. ein echo ums andere und zu wenig passanten.. zum ersten mal!: wo eigentlich bin ich gelandet?!! : . .andet andet andet..! : aha. . schon wieder! lauter echos - aber wie gesagt keine Spender wenn man den tür-ken und den geweihapostel wegrechnet .. er wird durch den nahenden gesang eines jungen mädchens unterbrochen: caspar : oho.. ein frühlingslied jetzo im sommer..! das ist luftig! aber nur schnell in positür eine kundschaft steht vor der ladentür. . -hereinspatziert! herrein..!! das singende mädchen schlendert verträumt durch den park, sie trägt ein duftiges Sommerkleid mit zarten hlumenmustern. sie ist sehr jung: caspar : o Barmherzigkeit!! ich bin blind und biund und blond o mond und maus ograus wie die laus und die barm und ig und herz und keit o leid o lud o lid und der weg ist weit im weiten schnee o zeit ich blind und blund o maus., das junge mädchen bricht bei Caspars Jammerlitanei entsetzt ihren gesang ab. sie steht wie angegossen vor dem jaulenden und nestelt nervös in ihrer tasche aus der sie nach längerem suchen eine münze hervorbringt, sie wirft sie caspar in den tschako der nun erst mit seiner litanei aufhört, das mädchen wartet keinen dank ab sondern entflieht schleunigst: caspar : kling klang die münze fällt.. ach ja! das fechten ist schon mühsam. . meine arien als bittsteiler machen mich doch ein wenig fertig!!.. kein wunder wenn man bis zum hohen w hinaufklettern muß! nach pimpinella um die rechtzeitig noch ihre ohnmacht weiter -husar verbirgt sich im letzten augenblick: : o du mein engeigen.. wenn du wüßtest zu welchen unmenschlichen opfern ich mich liefere. . sogar in den trostlos tiefen bettelsack hab ich mich begeben.. ein schamloser mendigant bin ich geworden. . und alles nur darum um dich wieder in bewe-gung zu sehn. .! ach balde! warte nur.. bald mein honigvögelgen..!! er küßt die liegende auf den mund. der verborgene husar sieht es im stummen z°rne. caspar wendet sich ergriffen von pimpinella ab. der husar eilt wieder zu der erwachenden, wiederaufnähme desgestenspiels zwischen den beiden: caspar : es wird langsam abend.. die dämmerung kommt mit lack-schuhen aus den bäumen -wie man so schön sagt.... caspar dreht sich spielen kann, der caspar er steht auf und nimmt die brille ab. er sieht nach passanten aus: caspar : abend und dämmerlicht. . es wird langsam abend: caspar : ich sehe partout keine zwei finger mehr weit durch diese greuliche rußbrille. . man kommt sich damit vor als wäre man stockßLind . . eine komische krankheit das BLindsein.. man sieht nämlich wirklich einen drecK!! schon rein gar nichts! .. und die zeit wird einem doppelt oder dreifach so lang.. ich weiß es nicht genau.. uaaah.. es ist zum einschlafen! aber wer gibt einem verträumten fechter schon seinen gro-schen... uaaah.. hin weg schlaf!! ich werde ein gedieht rezitieren .. ich werde zwei rezitieren .. drei sogar ! das ist gut gegen das ermüden. . chrrchmm! mimimimiiii. . Coridon sprach mit Verlangen zu der liebsten Feldgöttin, war es Lydia dein Sinn daß du wollest mich umfangen, daß wir möchten noch inFreud, schließen unsre junge Zeit. . ? Zwar, der Wahrheit nicht zu schonen, bin ich nur ein Bauernknecht.. doch noch eins so fromm und recht, als die in den Städten wohnen, drum so laßt uns doch in Freud caspar hat sich von dem tschako abgewendet, dieses bemerkt der husar und ergreift seine verlorene kopfbedeckung so schnell er kann, er setzt sie samt den bettelgroschen auf und sucht ein versteck auf: caspar : fährt ohne Unterbrechung fort schließen unsre junge zeit! Venus hat sehr oft geschlafen bei Adonis in dem Wald, ob schon gleich sein Aufenthalt nirgends war, als bei den Schafen.. ach ja! die Schäferei! zum TEufel mit der bettlerei! zum stüks mit allem........... wo ist mein Hut ? mein hut! ! mein GELd... du LiEber himmel meine vier groschen!!!! meinen hut du verfluchte poesie meinen hut will ich wiederhaben !!! meine groschen.. o mercur! gib mir meine vier GRoschen wieder... er wirft sich %u boden und weint, es ist schon sehr dunkel geworden, ein laternenanzünder der niemand anderer als die verkleidete statue ist set%t lichter in die laternen. im düsteren hintergrund sieht man den husaren mit seinem tschako. er ^wirbelt ^ufrieden den Schnurrbart, der laternenanzünder unterbricht seine arbeit und rüttelt den schluchzenden caspar: laternenanzünder: heda! freundchen.. auf und auf! die sonne ist schon lange fort! man liegt nicht mehr im gras aus spaß.. auf auf.. ! der nachttau kommt und tropft dich naß. . . caspar : ha. . was?? laternenanzünder: oja! der feuchte tau ist naß! aber komm jetzt.. und steh auf! caspar : naß.. ja.. wer seid ihr.. ? auch gleich. . ihr müßt mir eine halbe kröne borgen. . bis morgen,. es geht ums leben, , ich stehe euch doch gut? ihr kennt mich doch!?? ich bin der CAspar!.. der ruft-Schiffer.. der dichter.. künstlet .. schäfer. . liebhaber kunst-pfeifer raufbold lustknabe bettler minstrant brunnengräber extemporist gemsjäger und hungerleider.. alles bin ich,. alles was ihr wollt.. aber borgt mir bis morgen eine halbe KRone!!!! laternenanzünder: augenblick! nicht so hitzig! laß mich auch was reden... hör zu: ich bin der laternenanzünder salomone - und - hätt ich eine halbe kröne so war ich da drüben im Wirtshaus .. und dieser grüne park im finstern. . ! aber wart einmal.. wie man dir helfen könnte weiß ich schon! und weil du mir leid tust will ich dirs auch sagen.. paß auf.. ! der laternenanzünder flüstert dem Caspar eine weile ins obr. verläßt ihn und set^t seine arbeit fort bis er damit fertig ist. daraufgeht er ab: caspar : der letzte ausweg der letzte ausweg der ganz letzte ausweg.. aber für mein engeigen ist mir auch so einer recht..! nur zu.. aha ich hör schon schritte im kies.. seltsam! daß bei nacht doch alles lau- ter ist als bei tag.. also doppelt vorsieht caspar.. stille und: husch husch! glück auf und ab und wieder auf zu diesem neuen beruf... er hebt einen abgebrochenen baumast auf und wiegt ihn in der band: caspar : ist dies ein prügeigen in meiner hand.. ? wollan!! eine dickliche sehr überladen geschmückte witwe von einigen 40 jähren erscheint im park, sie tut sehr unternehmungslustig und schwelgt in komischer koketterie. wenn sie caspar erblickt steigert sie diese noch mehr, caspar macht artige galanterien. seinen knüppel hält er hinter sich verborgen, er geht hinter ihr her und dermaßen entwickelt sich eine art karussellpantomime. immer wieder wenn caspar %u schlagen versucht dreht sich die eitle witwe hold und verheißungsvoll lächelnd um. dadurch ZJeht sich der von caspar beabsichtigte gewaltakt sehr lange hinaus, endlich erwischt caspar sein Opfer mit einem gewaltigen schlag auf den hinter köpf, mit einem quiekenden wehlautplumst die dicke witwe in der nähe pimpinellas zu boden. caspar entreißt ihr ihren beutel ä la Pompadour, er eilt zur laterne und beginnt den Inhalt auszuleeren, eine unmenge goldducaten klingelt heraus, es blinkt im lichte der laternen : caspar : damit kauf ich ein ganzes Salzbergwerk.. zehntausend salinen! bochnia und wie-liczka. . halli und haüein!! der husar schleicht wieder zur erwachenden pimpine IIa. sie tuscheln : caspar : darauf kommts an. . nur da- rauf. .. er läßt die münzen durch die finger rieseln, der apo theker steht plötzlich im schein der laterne vor ihm: apotheker : guten abend bei laternen- schein musjö von caspar! man kann nur sagen »ä la bonne heure!« sie haben ihren glückshäfen wahrhaft lückenlos verlötet! wol die große lotterie gezogen. . ? kleine angst mit 45 . .große angst mit 90... caspar : schweig er alter kräuter- fuRZ ! wie steht es! hat er seine saltze mit?? apotheker : oho! musjö... caspar : nix oho!! um die spezialsal- tze hab ich gefragt er beutel- kastrierer.. allons! ein pfund riechsaltz! aber vom schärfsten und hurtig hurtig wenn ich bitten darf. . !! die zeit drängt! apotheker : sehr wol großmächtiger cas- par! hier! ein gutausgewogenes pfündchen. . schon paketiert! er übergibt ihm ein päckchen: caspar : betrügt er mich auch nicht er geschäftsmann. . ? ha? eh? würd es ihm nicht raten!! da! einen neuen ducaten. . ein vermögen für dies üble kochsaltz! apotheker : euer gnaden kundschaft ist mein reich tum. . hm baron. . Verzeihung - marquis von und zu. . . caspar : silence!.. und verschwind er! apotheker : diener.. er verschwindet mit einem tiefen bückling. der husar und pimpinella haben in dem augenblick als der apotheker caspar das riechsalz übergab die niedergeschlagene witwe angefaßt und sie an pimpinellas stelle placiert, darauf sind beide band in band geflohen, ihr verschwinden trifft mit dem des apothekersgenau zusammen. Caspar wendet sich seiner vermeintlichen pimpinella Zu. die stelle an der die witwe nun liegt ist verhältnismäßig dunkel, caspar spricht seinen nächsten satz noch z" den Zuschauern gewendet: caspar : so mein mausgen. . schnell das sältzgen! und dann hui! mein liebstes schätzgen fort aus diesem bösen land. .. auf den galgenmarsch bin ich nicht gespannt!! er beginnt die Hegende yärtlich mit salz Zu bestreuen: caspar : ein prisgen mein liesgen! und noch eins dazu. . nun.. sag schön hap-tschi. . ! haa-ptschi!!.... na? willst du wol nicht? mein schmuckes räuberbräutgen.. komm doch! noch ein drittes mal. . das feinste saltz aus allen sieben meeren. . kein gewöhnliches steinsaltz.. ein tausendducatensaltz wie der herzog von venezia kein besseres riecht. . haaaaaap-tschi. .!! sie will nicht! sollte mich der alte fuchs und luchs betrogen haben?? .....das ist ja. . . . er beugt sich jetzt ganz tief um die liegende genauer %u betrachten und stößt schließlich einen erstickten schrei aus: du lieber himmel. . . Zauberei!!!!! Zwei schwarzgekleidete herren mit steifen hüten treten plötzlich aus der dämmerung des hintergrundes hervor und legen — indem sich der eine links der andere rechts von dem den zuscbawrn zugewandten caspar aufstellt- die band auf seine schultern, die typische pose einer Verhaftung, caspar wird unnatürlich bleich und sackt in sich zusammen, nur mit mühe tragen ihn seine schlotternden beine. der Vorhang beginnt langsam zu fallen, als jedoch derselbe schon fast bis zur bälfte gesunken ist ruft das echo von irgendwo im Zuschauerraum beschwörend: stimme : der caspar darf nicht sterben! der caspar darf nicht sterben! der caspar darf nicht &c. &c. der Vorhang geht nach einigen zögernden rucken wieder langsam hoch, die szjemt ist gleich geblieben, caspar mit den z^ei dunkelgekleideten steht noch immer in der selben pose wie bei aktschluß. die beiden nehmen nun die band von Caspars schultern, sie zacken resigniert die achseln und sprechen gleichzeitig: die schwarzen : na bitte..?..! männer wenn ein echo glaubt daß es so besser ist. . sie gehen ab. caspar gewinnt sofort seine alte fassung und das stück wird zurückgeblendet auf die stelle wo caspar mit dem salzstreuen beginnt: caspar : so mein mäusgen.. schnell das sältzgen! und dann hui! mein liebstes schätzgen fort aus diesem bösen land.... auf den galgenmarsch bin ich nicht gespannt!! er beginnt die liegende zärtlich mit salz Z" bestreuen: : ein prisgen mein liesgen! und noch eins dazu.. nun sag schön hap-tschi..! haa - ptschi!!.... : hattschi.. : o Seligkeit!!!!!! caspar dicke witwe caspar die witwe ist blitzschnell auf und breitet die arme nach caspar aus: dicke witwe ; mein caspar..! geLiEBTER!!!!! caspar fällt mit einem entset^ensschrei wie ein stück hol% in ohnmacht. ein italienischer marsch wie anfangs sehr rascher Vorhang & ende wien, august 19 jj i die hochzeit Caspars mit gelsomina »hier sehen sie, was sie noch nie gesehen haben und auch nie sehen werden!« 248 personen: caspar als bräutigam ein beistand mit löwengesicht und hausschuhen ein beistand mit adlergesicht und hausschuhen der herr menschenfresser als lieber brautvater das liebe fräulein gelsomina als braut der herr pfarrer mit dem lackierten holzbein die schwarze köchin aus dem kinderreigen der fotograf mit dem teufelsschwanz ort: in einem altmodischen fotografenatelier vor geschlossenem Vorhang ouverture auf der grottenbahnorgel, die opernmusik schwillt schicksalhaft und sinister an. eine schöne »schwarte kÖchin« tritt %um prolog an die rampe. die rnusik wird leiser, man hört sie jedoch aus gebührlicher entfernung; 249 schwarze köchin : sehr zu verzehrendes publikum, meine damen und herren! für einige kleine minuten dieser schönverdämmernden abendstunde habe ich ihnen zuliebe meine küche verlassen um ganz gegen meine profession den heutigen prolog vorzutragen.. ich bitte sie aber von vorneherein, mich als einfache köchin zu beurteilen, die auch einmal einen prolog spricht, und nicht etwa als Schauspielerin, die nebenbei, in ihrem privaten leben, eine, sagen wir, ganz gute köchin abgibt. . allora: ich bin seit einigen drei jähren im haushält des herrn sapristi di mangiatutti, einem der hauptacteure dieses folgenden Stückes, als betreuerin eines unersättlichen, jedoch delikaten gaumens beamtet, und ich darf ihnen mit offenem herzen versichern, daß ich in all den drei appetitlichen jähren nicht einen einzigen anlaß zu irgendwelcher klage gegeben habe. . ich bin eine perfekte und daher gesuchte köchin, was heute in dieser üblen zeit der amerikanischen konserven und schnellsiedetöpfe eine äußerste Seltenheit bedeutet! allora: in den kommenden meisterleistungen unserer darsteiler werden sie sehen, wie mein herr, der liebe herr sapristi di mangiatutti seine tochter gelsomina an den caspar verheiratet, daß aber der mächtige herr sapristi seine jüngste und schönste tochter gerade an eine solch spaßhafte und nichtsnutzige persönlichkeit, wie sie der herr caspar nun einmal ist, verschwendet, hat wiederum seine besonderen gründe, welche ich jedoch nicht auf der großen schüssel servieren will, geschnittener speck springt bisweilen aus der heißen pfanne, aber ein wort im vertrauen gesagt, stets von einem ungerechten ohr ins andere. . allora: es wird eine prachtvolle hochzeitstafel werden, und selbstverständlich setze ich zum gelingen derselben mein bestes an meinen kochlöffel. handelt es sich doch immerhin um den myrthengrünen ehrentag I meines lieblings gelsomina. . was ich kochen werde brauche ich ihnen nicht geheim zu halten und es wird die anwesenden damen wahrscheinlich nicht uninteressiert lassen, wenn ich ihnen einige rezepte verrate, die ich heute noch kulinarisch verwirkliche: allora: unter anderen leckerbissen gibt es auch einen frischgefangenen Installateur mit bratwurstfülle. . ein nicht zu fetter, mittelgroßer installateur wird ausgenommen, auf einer seite abgezogen und gespickt, dann streift man etwa zwölf kilo gute bratwurst aus, dünstet das ausgestreifte mit angelaufener petersilie ein wenig ab und gibt 15 in wasser erweichte semmein und zwanzig eier dazu, füllt den installateur mit dieser fasch und näht ihn zu. hierauf läßt man in der bratpfanne butter heiß werden, gibt dreißig schnitten semmein hinein, legt den installateur darauf und bratet ihn, ohne ihn umzukehren, eineinhalb stunden, wobei man ihn anfangs einige male mit butter begießt, mit salz und bröseln bestreut und dann den saft, zu welchem man öfters etwas wasser gibt, fleißig darüber schöpft, dieses, meine damen, gehört zu einer der sieben capital-leibspeisen meines lieben herrn sapristi di mangiatutti.. ihr herr gemahl wird sie umarmen, wenn sie ihm diese delikate wie leichtverdauliche speise auf den mittagstisch bringen sollten, . allora: ein ähnlich delikates, wenn auch nicht so leichtverdauliches gericht, ist ein gefüllter Handelsvertreter auf fein bürgerliche art. . ein mittelgroßer Handelsvertreter wird sauber enthaart und ausgenommen, dann salzt man ihn ein, füllt ihm den bauch mit fischfasch, (dieses muß aber mit parmesan statt rahm angemacht sein), und näht ihn zu, legt ihn in eine passende casse-rolle, gibt limonensaft, wein, öl, petersilie und Schalotten darauf, deckt mit butter bestrichenes papier darüber und bratet ihn ungefähr eine stunde, wobei man ihn fleißig mit dem safte begießt, dann zieht man den faden, mit dem er zusammengenäht wurde, aus, legt den Handelsvertreter auf die vorgewärmte schüssel, überstreicht ihn mit krebsbutter, der man gelee oder liebigs fleischextrakt beigemischt hat, garniert ihn mit faschnocken und serviert dazu in kleinen schusseln kräuter- oder austernsauce. . . nun, mein sehr zu verzehrendes publikum, meine da-men und herren, ist es wieder an der zeit nach der küche zu eilen, die gaste sind bereits mit ihren automobilen unterwegs, das personal naschhaft und ich, durch diese ungewohnte aufgäbe als prolog, etwas mitgenommen. . ich habe versucht, mich meines auftrages mit den mittein eines profunden fachwissens zu entledigen und bitte sie, mich nicht nach theatralischen talenten, sondern nach meiner ehrlichen ambition als cuisiniere zu richten. . die »schwarte köchin« knickst und verschwindet kokett, die grottenbahnorgel schwillt wieder an, erreicht einen höhepunkt und verklingt allmählich, der Vorhang wird hochgezogen. das fotografenatelier, in dem die schönen, braunen bilder der neunziger jähre aufgenommen werden, das atelier hat einen hintergrund, der aber keineswegs die illusion eines tatsächlichen hintergrundes auf den Zuschauer übertragen will, einige zimmer-palmen und eine weiße bank möblieren den sonst kahlen räum, an der rampe, links vom zpschauer, steht ein sehr großer fotoapparat mit dem obligaten schwarzen tuch. Caspar stürzt mit verzweifelten capriolen und purtrelbäumen in die szene. tusch & frenetischer applaus auf tonband: caspar : auslassen! unschuldig! schuldlos! ich werd's nimmer tun! er kniet hin, beugt den köpf zu boden und schützt sein genick gegen imaginäre schlage: caspar : ich werd's gewiß und wirklich wahr nimmer tun! es soll das letzte, allerletzte fräulein sein, was ich geschändet habe, ich schwör's: ab heut kauf ich mir noch eine große, liebe, jedoch artificielle puppe aus der schönen Stadt singapore. jetzt gleich laß ich sie mir schicken, damit ich nicht mehr an lebendigen in Versuchung komm! die hab ich dann gekauft und darf mit ihr lt. polizeiordnung schlafen und tanzen und spielen und allerlei sonstige unzucht treiben, ganz wie es mir gefallen tut, und kein abscheulicher herr vatter kann mich dann zwingen, daß ich mit seiner entehrten 52 kleinen tochter als mr. bräutigam zum herrn pfarrer lauf und nachher für zeit und ewigkeit an den lieblichen leib drück, weil die chineserpuppen aus der schönen Stadt singapore gar keinen wirklichen vattern nicht haben..! er verschnauft, hebt vorsichtig den köpf und sieht sich suchend um : caspar : wo bin ich denn eigentlich eingestiegen? recht un- möbliert schaut's da ja schon aus,. er steht auf und setzt sich seine künstliche lange nase, die verschoben war, wieder Zurecht : caspar : bei dem fotografen bin ich; da steht ja die große zau- bermaschine.. jaja.. aber so ein fotograf ist halt doch noch besser als ein angemachtes halstüchel oder ein Standesamt oder ein traualtar.. er geht umher, dreht sich dabei jedoch immer ängstlich und ruckartig um: caspar : wo wendet sich der hirsche hin, hat ihn der jager scharf im sinn? jawohl, wo hinwenden in dieser ago-nissanten verfolgungsnot ? es darf doch nicht sein! mitnichten !! wie hätt ich's denn auch wissen sollen, daß die liebe fräulein bei der letzten maskerad die jüngste tochter vom herrn mentschenfresser sapristi di man-giatutti ist? lavora tutti, der tat schnalzen mit der Zungen, wann der mich als Suppenfleisch vertilgert.. er sitzt auf der bank nieder und blickt trübsinnig vor sich hin: caspar : zu mehr wärert ich ja eh nicht zum brauchen bei meiner Statur! o du meine gute! jetzten soll ich sie stanterpeder heiraten, vor den herrn pfarrer führen, ein eheleben leiten, junge halbkannibalerln in die schnöde weit setzen!! no, habe die ehre.. und am end, wann ich in diesem wehstand am Schluß noch ein solides embonpointerl ansetzen sollt, kriegt mein Schwiegervater tatsächlich noch einen jähen guster und laßt mich von der schwar- zen köchin auf ein beinfleisch nach Hausmacherart verarbeiten.. er springt auf: caspar : juhu, ich glaub die rettung liegt mir in der lauen luft! er geht mit spaßhaften schritten, so als wollte er etwa einen vogel fangen, nach dem fotoapparat und hebt das fast bis %um boden langende tuch hoch : caspar : heiliger kodakius, ich dank dir! ein fotografierapparat hat, wenn man's bedenkt, auch seine okkultierenden fähigkeiten. . aparte %ßm publikum wißt ihr was? jawohl, genau das! ich werd mich in derer schwarzen leinwand verstecken, das ist im moment noch das sicherste und außerdem ist's da drin so lustig, weil man alles verkehrt sieht, was in Wirklichkeit am köpf steht. . er verbirgt sich hinter dem schwarten tuch, man sieht indessen noch seine waden: caspar : kuckuck! sucht's mich jetzt, ihr gefraßterü je von links und rechts treten sehr atemlos die beiden herren beistand auf und treffen sich in der mitte, der eine hält einen eleganten spa^ierstock mit silberknauf und handschuhe, der andere einen bildschönen %ylinderhut, welcher mit einer himmelblauen florschleife und mit %wei weißen täubchen geschmückt ist. die beistand gehen in hausschuhen aus fll%, sind aber sonst feierlich dunkel gekleidet, caspar merkt sie nicht: rosmarin : püü! güldenkraut : pff! sie wischen sich mit großen weißen taschenfächern den schweiß von der stirne: güldenkraut : nun, was denken sie, mein Heber rosmarin, kann er sich hier befinden ? die szene scheint leer zu sein; außer dieser weißgestrichenen gartenbank kein andres mobiliár .. 5 4 beide sehen sieb noch einmal in der runde um: rosmarin güldenkraut ; leer oder nicht leer, das ist hier keine frage, lieber güldenkraut, früher oder später muß er ja wohl herkommen, weiß er doch, daß in diesem kunstatelier die hochzeit, sowie die nachfolgende tafel samt abfotografierung veranstaltet wird. . : da haben sie so unrecht nicht, lieber rosmarin. verloren haben wir ihn ja nur einige schritte vor dem portal, also kann er nicht weit vom trauring sein, wollen wir uns nicht ein wenig setzen und unsre atemnöte verschnaufen? eine hurtigkeit sondergleichen besitzt dieser herr caspar.. sie nehmen plat^ und atmen erleichtert auf: güldenkraut ah, das tut gut! sie müssen wissen, meine Stiefeletten sind neu. . er Zfigt seine fil%J)antojfeln elegant vor: güldenkraut rosmarin güldenkraut rosmarin güldenkraut : sie drücken noch etwas.. : ach ja, man hätte meinen können, der gute herr caspar wäre von einem bösen teufel gejagt! ha ha! indes scheint ihm die liebe zu gelsomina ein paar ausgezeichnete flügel verliehen zu haben, denen ein paar neue Stiefeletten kein pari zu bieten vermögen. . : nun, ich denke, bei gelsominens vortrefflicher Schönheit oder bellezza, wie der italiäner sagt, vermöchte man sogar mit zwickenden Stiefeletten wie hermes oder irgend ein anderer marathonist dahineilen! : wie recht sie haben, lieber güldenkraut! gelsomina ist schön wie eine prinzessin aus jasmin und parfümierten wildlederhandschuhen. . gelsomina! der name ist ihr nicht umsonst gegeben. . : und überdies heiratet er in eine ausgezeichnete familie, der herr casper. bekommt er nicht den hochberühmten herr sapristi di mangiatutti zum Schwiegervater? wahrhaftig, eine beneidenswerte eidamsschaft! mangiatutti, der haupt- und Übermeister der transponierten kannibalistik! wer käme einem mann wie ihm gleich? rosmarin : ich will sogar behaupten, daß nicht einmal der süperbe 25 5 eynaug von Syrakus mit ihm in die schranken eines gaumenbewerbes treten könnte. . güldenkraut : . .oder etwa gar der große kalliphag von novo sim-birsk, wie sie ihn nennen! nein, keiner ist ihm an gutem geschmack und feiner delikatesse gleich. . rosmarin : nun, sei es wie es sei: herr caspar hat die große lotterie seines lebens gezogen, und es erweist sich, wie schon so oft, daß das glück immer und immer wieder nur dem wagemutigen hold ist. güldenkraut : er war kühn wie ein römer und griff nach dem lorbeer, noch ehe ein anderer überhaupt nur daran dachte, leider. . rosmarin : es sei ihm vergönnt, ein wenig mager ist er wohl noch, der herr caspar, allein. . der verborgene caspar läßt von obngefähr einen mächtig großen wind streichen, rosmarin und güldenkraut Jahren aufmerksam hoch: güldenkraut : ein vogel hier im atelier? wie das, rosmarin?! rosmarin : es könnte auch der neukaledonische engel gewesen sein, der sich in unserer Stadt seit kurzem zeigt.. güldenkraut : . . oder das junge käfigfräulein unseres bezirksschama- nen. . die stimme klang bestürzend ähnlich! rosmarin : es wird doch der engel gewesen sein. . aber wo nur herr caspar bleibt? es wird ihm doch nicht so kurz vor dem ziel etwas zugestoßen sein? caspar : genug versteckt, schon halb verreckt! mir wird hinter der verwunschenen schwarzleinwand heiß wie unter einer böhmischen tuchent im juli! er schlüpft hervor und reibt sich die äugen, vorerst bemerkt er noch nicht die beiden herren beistand, welche erfreut aufspringen: caspar : ein bisserl nach der guten luft schnappen, das tut gut. . ahh! wann einer kommt, dann brauch ich mich ja nur ins fotografentüchel einwickeln und bin sicher wie in herrn abraham sein paradiesischen samstagskaftan.. die beistand treten auf caspar, der dem publikum zugewendet war, z»» legen ihm freundlich die band auf die Schüller und räuspern sich dezent: 2 5 6 güldenkraut : gott zum grüße, herr caspar, und fröhliche hochzeit! rosmarin : der ihnen so zutrauliche amor segne ihnen das future brautbett aufs allerbeste, herr caspar! caspar fährt wie von einer tarantul gestochen zusammen und bfckt die beiden entgeistert an : caspar : ja was ist denn das? wer sind denn sie da? ich bin ja gar nicht der herr caspar! oh, wie wird mir im bauche. . güldenkraut : aber herr caspar, wir sind doch ihre beiden beistände: rosmarin und güldenkraut! erkennen sie uns nicht wieder? rosmarin : er scheint verwirrt.. caspar : ich bin ein hauptstädtischer fotograf. . lavora tutti mein name! vielleicht eine schöne brustaufnahme zu diensten? rosmarin : aber herr caspar, fassen sie sich! wir verstehen: es ist nicht leicht, sein glück so schnell zu fassen! sie sind verwirrt. . güldenkraut : kommen sie, herr caspar, wachen sie auf! wir sind es, rosmarin und güldenkraut, die die ausgezeichnete ehre haben, ihrer hochzeit mit fräulein gelsomina di man-giatutti als trauzeugen beizustehen.. rosmarin : amoretten und waldenglein haben sie wie im träume in dieses atelier hergebracht und uns der sorge enthoben, das selbe mit dem automobile zu tun. . gestatten sie? ihr zylinderhut.. rosmarin set%t ihm sorgfältig den bräutigamshut aufs haupt: caspar : ich bin petschiert, daß mir der schwarze lack nur so über die nasen und ins genack rinnt! güldenkraut : gestatten sie? stock und glaces.. er uberreicht caspar stock und handschuhe, welche dieser teilnahmslos nimmt: caspar : auweh! güldenkraut : herzlichen brautmarsch! er schlägt ihn mit der flachen hand auf die schulter: rosmann güldenkraut rosmarin güldenkraut rosmarin Caspar rosmarin güldenkraut rosmarin Caspar rosmarin güldenkraut rosmarin güldenkraut rosmarin cordiales brautbett! schlägt dito. ein bräutchen, glatt wie nasse seife! schlag dtto. zwei brüstchen wie reine pomeranzen! dtto. ein popo zum hineinbeißen! dtto. ein mäuschen wie ein schneckenhäuschen! dtto. ich komm mir vor wie ein neugeborener Stiefsohn. . mitnichten, herr Caspar, sie werden dem herrn von mangiatutti ein liebes kind sein.. auf meine ehre: ein trauter eidam mit haut und haar.. alle weit beneidet sie, seien sie des versichert! ich bin unschuldig! ich berufe! bescheidener herr caspar. . sie haben's gewagt - und gewonnen! köpf hoch! eine braut, wie der mond noch keiner zweiten ins bett geleuchtet hat. . . . und die sonne noch keine vor ihr aus ihm heraus. . myrthen und Weihrauch, sir casper! 257 er schlägt ihm wieder jovial auf die schütter: güldenkraut rosmarin güldenkraut rosmarin güldenkraut caspar güldenkraut rosmarin güldenkraut : zylinder und lackschuh, sie glückspilz! schlägt detto : sammet und leinwand fürs brautbett! dtto. : heil ihnen im lila schlafrock! dtto. : sanct affrodita zum segen: die leinentücher sind gebügelt! dtto. : ä la bonheure, die violatio wird legitimisiert, herr caspar, keine maus wird sie mehr kränken! : aparte lauter sprüch, lauter sprüch und ich steh auf einem seil, von wo ich jeden mornent in ein offenes menschenfressermaul fliegen kann, ich hab schon immer viel für die aviatik was übergehabt, aber so ein Aug? : wir fortifizieren sie mit unseren herzhaften Sprüchen, damit sie ihre Schüchternheit, die ja meistens selbst den kühnsten schlankerl vor einer trauung befällt, wie einen letzten schluck tee hinunterschlucken,, : er hat scheinbar vor glück die zunge verloren, es ist meiner meinung gar nicht die Schüchternheit.. : saprament, herr caspar, reden sie doch! nur zu! ein wort von mund zu ohr getragen.. sie haben doch rühm gelesen ? rosmarin : ein wort von ein zu ein getragen. . heißt es, lieber güldenkraut! güldenkraut : natürlich, natürlich! also, lieber caspar: ein wort von ein zu ein getragen, wie"schon rühm sagt, kommen sie, sagen sie was, nur zu!! sie bearbeiten seine schultern mit wohlgemeinten handschlägen: caspar : ermannt sich caspar, sei ein römer! animo! courage! adelante! auf geht's! en avant! hurrah! tutti avanti. . furchtsam der mangiatutti. . kläglich es geht nicht. . er sinkt um und die beiden beistände fangen ihn auf. sie setzen ihn auf die bank : rosmarin : kein wunder! seine fortuna ist ihm zu momentan mit der tür ins bett. . güldenkraut : ach was, die nähe gelsominens wird ihn gleich wieder auf die beine bringen.. sie befächeln caspar mit ihren großen taschentüchern: güldenkraut : so! das war jetzt genug der kühlung. indes muß ja auch gleich der liebe herr mangiatutti mit seinem kandierten töchterchen anrücken. . rosmarin : hören sie! soeben ist ein automobil vorgefahren. . güldenkraut : das sind sie! rosmarin : ei der tausend, güldenkraut, sie haben lange ge- braucht. . güldenkraut : ach ja! höchste eisenbahn für herrn caspar.. altertümliche csärdäsmusik: geigen, cimbalon, klarinetten. . gefolgt von einem kunstbeinigen pfarrer im lutherrock betritt herr sapristi di mangiatutti, der menschenfresser, die s^ene. mit seiner rechten führt er seine schöne, Zierliche tochter gelsomina. mit einer manirierten geste, als schritte er ein minuetto, hält er ihren kleinen finger. sein gesiebt drückt kannibalisches wohlwollen aus. gelsomina trägt ein modisches brautkleid; ein eleganter, weißer tülIschleier verhüllt ihr gesiebt; im haar trägt sie eine kleine kröne aus künstlichen Jasminblüten: güldenkraut : willkommen geboten! & rosmarin sapristi läßtgelsominens band los und bringt sich in positur. er spricht mit grimmig-jovialem hochtrab: sapristi güldenkraut rosmarin sapristi rosmarin güldenkraut : amor selig zum grüße, liebe freunde, und ein dunkles affrica zum dank für das liebe willkomm! die vöglein dieser bestürzend schönen weit sind heute schon ein volles Stundenglas früher aufgestanden als sonst und in das gezweig der bäume geflogen, um mit uns diesen fröhlichen tag, den tag der Vermählung meiner lieben gelsomina mitzufeiern. . jubelt und frohlocket! heute ist ein feiertag, wie es seit meiner geburt keinen zweiten mehr gegeben hat, ein täglein, das man in allen kalendern dieser weit mit roter tinte einzeichnen sollte.. hört, hört.. hört. . . .dieser tag, obgleich ein freitag, verdiente wahrhaftig in der historie der Vermählungen als ein zenith vermerkt zu werden! ja, alle vöglein dieser Stadt haben sich eine ganze stunde früher aus den nestern gemacht und umschwirren flötend und tirilierend unser freu-denhaus, diese holde architektur seligster Umarmungen und., allein, wo steckt mein teurer schwieger-eidam, damit ich ihn an mein väterlich rumpelndes herz presse? : verlegen güldenkraut, was sagt man? : augenblick! er springt %u dem schlafenden oder ohnmächtigen caspar und rüttelt ihn: güldenkraut : herr von mangiatutti, es tut mir leid, ihnen vermelden zu müssen, daß der herr caspar vor Übermüdung eingeschlafen - ich beutle ihn, so gut ich es vermag - und kaum wach zu kriegen ist. . rosmarin : devot herr caspar konnte vor erwartung seit vier tagen nicht schlafen. . nun meldet sich die natur. . 260 güldenkraut : vergebens. . er schläft wie ein sack mit traumbüchern! sapristi : ha! tut er das ?? ja wozu perorier ich denn da eine ganze viertel stunde? ich studiere eine wohlaufgesetzte rede ein, und der kerl schläft wie das ägyptisch-babylonische schusterbubentraumbuch. . wohlan! dann ist ja noch zeit zum tanzen!! während eine sehr schöne, scheppernde musik erklingt, fängt der herr sapristi di mangiatutti %u tanken an, dabei ruft er recht kannibalisch : sapristi : jetzt fressen wir den bräutigam &c. &c.! bald darauf fällt auch der herr pfarrer in den tan^ ein. er ruft ebenfalls: pfarrer : jetzt fressen wir den bräutigam &c. &c. ! nun erscheint die schöne »schwarte köchin« mit einem großen kücbenmesser, tan%t mit und ruft: köchin : jetzt braten wir den bräutigam &c. &c.! die beistände treten nun auch den reigen und stimmen in den ruf ein: güldenkraut : jetzt fressen wir den bräutigam! Sc rosmarin sie bilden eine schlänge und durchtanzen im kreis die s^ene, wobei sie ihre kannibalische losung rufen, gelsomina tritt allein an die rampe. zum Publikum: gelsomina : ja um priaps willen, hilft mir denn keiner? wozu soll ich denn den herrn caspar heiraten, wann sie ihn mir schon noch bevor ich ihn ins bett krieg auffressen? oder glaubt denn vielleicht mein guter herr vater, daß ich in der hochzeitsnacht mit den übrigbliebenen knocherln spielen will? von mir aus sollen sie doch ruhig ihren frischgefangten installateur und den halbfetten waschmaschinenvertreter aufschnabeln, aber der caspar gehört mir.. helfen sie mir doch meine herren, tun sie was, ziehen sie ihre säbel vom leder, reißen sie geschliffene stilletterln aus der Verborgenheit ihrer busen, zeigen sie bedrohliche geschütze, telefonieren sie nach funkstreifen, tun sie was, ich bitte sie ganz süß mit händ und füß! sapristi : im springen heissa und frohsinn, gelsomina, rühr deine schönen beine, tu was fürs ballett! wozu hab ich dich denn in die tanzschul lassen. . gelsomina : zum pubükum damit ich ihm recht viel schüler nach haus und in die pfann bring. . pfarrer : obacht, er wird munter! alle bleiben in der Stellung, in der sie gerade waren, steif stehen und rühren sich nicht, caspar reibt sich die äugen, blinzelt schlaftrunken und steht auf: caspar : gerettet, ich bin im panoptikum!! sieht gelsomina, die ebenfalls starr wie eine puppe verharrt caspar : so eine gspaßige träumerei! ich muß direkt da in derer wachsanstalt eingeschlafen sein.. aber wie bin ich denn nur da hereingekommen? da war der fotograf. . die zwei herren mit die viecherköpf. . die schauerliche erwartung zur hochzeit, . oh. . wachs. . oder kein wachs.. ich werd einmal meine gossene fräulein braut hineinzwicken.. er hebt ihr das kleid und kneift sie in die waden: gelsomina : auuu! caspar : wer hat denn da au gesagt? zum publikum haben sie vielleicht einen witz gemacht? bitte, tun sie das nicht, ich hab schon ohnedies und eh ein schwaches herz.. schaun wir einmal hinter den schleier! eingewickelt is's, wie eine tausendjährige ägypterin. . er will den schleier lüften, da tritt plötzlich mangiatutti hinter ihn: (fragment) i960 ■ die liebe fee pocahontas oder kasper als schildwache personen: kasper als privater in der armee der nordstaaten ein farbiger trainsoldat erster klasse namens Johann der koch, ein dicker mensch namens Johann der herr hauptmann, ein böser mensch namens Johann die liebe fee pocahontas die schöne frau des herrn hauptmann der onkel sam, welcher aber auch Johann heißt ein waldhornist der nordstaaten, der sich Johann nennt der präsident Johann linkoln, welcher aber nicht auftritt ort und zeit: erster auftritt: auf einem eroberten camp der con-förderierten in der landschaft georgia im jähre 1865 zweiter aufzug: auf einer schönen Waldlichtung in dem Staate nord dakota und ebenfalls im jähre 1865, jedoch einen tag später Schilderhaus in der nähe eines lieblichen marsfeldes. der kasper, angetan mit einem viel zu großen uniformrock, marschiert seinen sähet schwingend auf und ab. er sieht aus wie ein kleiner bub, der den rock seines vaters angezogen hat. musik: >the american patrol <. .; Soldaten, ach Soldaten, ja die müssen früh aufstehn, um auf der lauer zu liegen oder auch schild wacht Stenn, und kommt der herr hauptmann spät abends noch vorbei, dann denkt er sich: granatcn, mord, potzpulver, blitz und blei. . eine hyäne jault in der nähe, der kasper erschreckt fürchterlich und streckt den säbel abwehrend vor sich hin: kasper : geld oder leben, halt werda, auf und nieder, eis und schnee, kind und kegel, rax und max, gold und eisen, rühr dich und stoß, wenn du dich traust!! die hyäne hört zu jaulen auf. der kasper beruhigt sich wieder allmählich: kasper : ich glaub, das war wieder einmal überhaupt nichts. immer das gleiche regenschirmchen! oder vielleicht war's nur die schöne mietzekatze von der frau hauptmännin . . über dem marsfelde geht der mond als großer, gelber lampion hoch: kasper : ui jegerl, schon wieder ein neuer feind! warum geben sie mir denn auch nur so einen dummen, eisernen sabel? so weit schieß ich ja mein leben doch nie mit ihm, daß ich diesen chineserischen zeppelin da treffert! muß ich denn allerweil warten, bis mir die ganzen ungeheuer da an leib und kragen rücken? er stellt sich ganz verängstigt in das schilderhäuschen und wartet ab: kasper : geh ich jetzt raus, dann sieht er mich, bleib ich drin, dann kommt akkurat wieder der hauptmann vorbei und schreit mir die färb aus dem gesicht und sich selber eine aufs eigene, weil ich nicht da heraußen steh, wie's der befehl vom herrn präsident linkoln ist. was soll kasper i66 da ein mensch mit seiner angst ums leben anfangen? mei gott, ich tat wirklich wahr am liebsten auf eine gaslatern kraxeln, wenn eine da war. aber was soll man machen? die verflixte kasern liegt ja mitten auf dem land und noch dazu in einem abgebrockten kukurutzfeld! ein gemeiner negersoldat kommt mit dem Schaukelpferd des herrn hauptmann vorbei, dieses ist gar schön mit spiegelchen, goldtroddeln und prima Ja flitterwerk geschmückt und wurde aus einem ringelspiel der landschaft georgia während eines gefechtes erobert: negersoldat : he, du söhn einer zwergratte, willst du wohl nicht salutieren wie sich's bei die Soldaten gehört, eh? kasper : was glaubst denn du, du rauchfangkehrerrawutzel? glaubst ich grüß einen, der gerade so viel und so wenig ist als ich!? geh heim zu deiner mamma und sag ihr, daß sie ein rechtes schweindel ist, weil sie dich nie mit der seif gewaschen hat. . negersoldat : kusch, kasper, und gehorch, was dir dein vorgesetzter zu sagen hat: und daß du's auch weißt, ich bin train-soldat i. classe, also um einen grad höher, zweitens führ ich hier das pferd von unserem herrn hauptmann und das steht in lieutenantsrang und drittens, wer zu mir sagt, daß er weißer war als ich, der wird auf befehl des herrn Präsidenten stante pede aufgehängt, so! und nun geh ich weiter, weil der hauptmann seinem lieben schimmel selbst den hafer geben will. . er yieht mit seinem pferd weiter und verschwindet: kasper schwarzer rnohrl! er kommt wieder aus dem Schilderhaus hervor und sieht nach dem mond: kasper : es könnt auch der mond sein, aber trotzdem: der schaut mir zu verdächtig nach papier aus! mir ist allers papier verdächtig und suspekt! das einzige papier, was ich mag, war ein wurstpapier wo noch die wurst drin ist. . das war himmlisch, aber so ein himmelskörper und ich mit dem eisernen sabel, der mir halben die hand abreißt? o nein, kasper, du hast dich da in ein rabiates abenteuer eingelassen. . und ist einmal kein feind nicht da, dann kommt der liebe herr hauptmann und versalzt einem die guten linsen. . ja, das tut er, der schlechte hamlet der! ein dicker koch mit weißer mutze kommt mit einem großen topf herzu: koch kasper koch kasper, deine ration! was gibt's denn heute, lieber Johann! gute linsen, kasper. . er schöpft ihm einen kochlöffel trockene linsen in die bereitgehaltene menageschale: kasper : und ein fleisch gibt's keines, lieber Johann? koch : da mußt du dir schon auf den hintern greifen, dann hast ein fleisch. . der koch geht wieder ab: kasper : immer selbstverpflegung bei die Soldaten, das ist ein schlimmes geld. . na ja, dann also. . er greif t sich an den hintern und macht ein langes gesiebt: : hab ich mir eh gleich gedenkt: nichts mehr da! jetzt muß ich meine guten linsen wie einen laib trockenes brot essen, o weh, mir staubt schon die gurgel im voraus! der hauptmann kommt, er hat einen walroßschnurrbart und sehr rote wangen: kasper kasper : habt acht, tag und nacht, schlicht Schlacht, haut und haar, falsch und wahr, sieben jähr! melde gehorsamst, herr hauptmann, privater kasper auf schildwacht für die union! hauptmann : wie heiß ich denn, kasper, antwort! kasper • der hauptmann heißt herr Johann! hauptmann : gut, kasper. . weil du das gewußt hast, kriegst du auch einen löffei salz für deine guten linsen. . er nimmt einen salzbeutel hervor und schüttet dem kasper eine handvoll davon in die linsen: hauptmann : so, da hast einen guten löffel für deine guten linsen.. der kasper sagt säuerlich: kasper : danke.. hauptmann : na, freut's dich nicht mehr? he, antwort, du garten-zwerg! der kasper antwortet nicht sogleich, der hauptmann schleudert ihm den am boden stehenden topf fort, die linsen springen lustig in das marsfeld: hauptmann : so! und wann du noch was essen willst, so greif dir auf den hintern. . und jetzt: habtacht! linxum! rechtsum ! halt! sakragewalt, ich werd dir schon noch deine waden nach dem wind richten. . er marschiert wieder ab: kasper : wann er mir das noch einmal macht, dann schreib ich auf seine zimmertür »der hauptmann ist blöd«.. oder ich schneid seinem pferd den schweif ab. . oder ich sag zu seiner frau »du hur, du..« oder ich nimm sie ihm gleich weg und leb mit ihr in einem holzhaus, oder ich steche ihm mit meinem eisernen sabel ein loch in bauch, daß ihm das blut ausrinnt wie einer abgestochenen sau. . ja, das wären halt so schöne Sachen, was ich meinem lieben herrn hauptmann antun möcht. Johann heißt er, genau wie der koch, alle heißen sie Johann und nur ich bin der kasper. und weil sie alle Johann heißen, deshalb glauben s alle, daß sie den krieg gewinnen, aber ich, der kasper, weil ich mein einziger namensvetter bin, bin bei ihnen immer der spion! alle Soldaten sollten kasper heißen, dann gäbs gleich keinen krieg mehr und der präsident Johann müßtert vom fleck weg abdanken und ich nehmert mir dem hauptmann seine frau als die meinige zum schlafen nach haus.. ein quadratmeter kukurut^feld als tarnkappe nähert sich langsam dem Schilderhaus, der mond flimmert orangerot in der dunklen nacht, eine nachtigall schlägt und die grillen t(irpen : 269 kasper : wenn mir jetzt nicht der magen so krachert, war mir im moment ganz angenehm zu mute, so schön warm ist's heute nacht, hinlegen möchtert man sich und auf was warten, na ja, so ein kasper ist ja auch ein lieber mensch, nicht nur die herren Johanne. . eine stimme aus : kasper, bist du da? dem tarnkukurutzfeld kasper : ja freilich, wo denn auch sonst, ich heiß ja nicht Jo- hann ! moment, wer ist denn das ? der feind ? oho, auslassen, ich ergib mich eh schon!! das kleine kukurut^feld teilt sich und eine indianische fee mit federschmuck und einem bärenfeil als Umhang steigt heraus in das mondlicht : fee ; furcht dich nicht, kasper, ich bin eine gute fee! kasper : guten abend, miss fee, gut daß sie es sind. . ich hab schon glaubt der mister feind.. fee : deine feinde, kasper, sind auch meine feinde, aber mir können sie nichts antun, ich blas sie alle gleich weg wie die federn von einem kuckuck.. kasper : ja du liebe fee, das möchtert ich halt auch gern tun können, meine feind so leicht wegblasen! aber wie's bei mir ist, werden sogar die leichtesten daunen zu federn von einer kirchenuhr.. fee : nun, kasper, das soll jetzt ein ende haben, denn du hast dein glück gemacht.. kasper : ja, wenn's wahr ist? fee : es ist schon wirklich wahr, kasper! darauf kannst du dich verlassen. . kasper : und du bist auch wirklich wahr eine fee und keine frau spionin von die conförderierten ? fee : ich bin die gute fee pocahontas und die conföderierten wie die unionisten können mir den buckel hinunterrutschen, wenn sie wollen.. kasper : o du gute pocahontas, das täten die sicher gern; laß s nicht, ich bitt dich drum! 270 fee : ich hah's ja nicht wörtlich gemeint, kasper. und wenn sie es nur probieren täten, dann wachserten mir gleich ganz scharfe krokodillenzähne aus dem rückgrat. . kasper : gelt, pocahontas, und da müssert dir dann mein lieber herr hauptmann hinunter mit dem nackten hintern, und der koch und der schwarze mohrl, der was immer das pferd führen tut?! fee : ja, kasper, da täten sie sich schön aufreißen, gelt?! kasper : ha ha, das vergönnert ich ihnen aber schon recht! fee : nun hör aber zu, kasper, was ich dir sagen will: wenn du meine hilfe brauchst, dann sollst nur rufen: pocahontas erscheine als das und das<, und als was du mich herbeirufst, als das will ich kommen und dir helfen. . kasper : ja sowas und noch was, das ist heut schon was. . fee : was soll denn das heißen, kasper? kasper : weißt, pocahontas, ich kann's halt nicht so recht glau- ben, daß 's du wirklich da bist, vielleicht bin ich nur eingeschlafen und träum nur in mein wachterhäuserl und jetzt oder gleich beutelt mich der herr hauptmann bei die ohren auf! fee : du bist schon der ungläubige thomas, kasper. aber: greif einmal in deine rocktaschen. . der kasper greift in die rechte tasche und holt einen spagatknäuel heraus, an dem eine alte %wirnspule und allerhand anderer kram hängt : kasper : ja, pocahontas, was soll ich da damit anfangen? fee : nicht das, mein ich. in die linke taschen sollst greifen. . kasper greift in die linke rocktasche und sfeht einen neuen silherdollar heraus, er schreit %i*erst auf, als hätte er einer kröte an den bauch gegriffen: fee : was schreist denn so, dummer kasper?! kasper : das silber ist ja kalt wie der bauch von einer krot. . aber, aber. . juhuu, jetzt bin ich reich und du, liebe fee pocahontas, eine wirkliche fee! fee : na, siehst du's jetzter? aber.. was hast du denn eigent- lich da vorher aus deiner rechten taschen herausgezogen ? darf ich das einmal anschauen ? kasper : ui jegerl, jetzt hat s das schnürlzeug dersehen. ich schäm mich gleich., weißt, liebe pocahontas, wann man so tag um tag und nacht um nacht auf der wach stehn muß, da wird einem so fad. . da hab ich, langweilig wie's war, mit einem spagatschnürl gespielt und allerhand zeug dran bunden, . da! die fee nimmt die behängte schnür fast wie ein heiligtum in die band, sie gittert sogar ein wenig : fee : kasper, du bist ja ein künstler! wie schön das ist! sie hält das %eug ins mondlicht und betrachtet es verklärt: fee : kasper, so etwas schönes hab ich mein ganzes leben noch nicht gesehen, mir zittert direkt das herz, wenn ich es angreif, das sind ja eingefangene mondstrahlen, kasper. . kasper : gefallt's dir, pocahontas? und ich hab schon denkt, du wirst mich auslachen oder mir gar den dollär wieder wegnehmen? fee : aber kasper, wie kannst du nur sowas denken! ? kasper : weißt was, pocahontas? kannst es haben, das schnürl, wann's du willst,. fee : aber kasper, das ist ja ein schätz. . kasper : na ja, du bist ja auch einer. . fee : kasper, ich dank dir! da laß ich mir sofort ein extra- wigwam bauen, damit ich diese lieben mondstrahlen drinnen aufhängen kann. . komm her, kasper, ich geb dir gleich ein busserl vor freud! sie küßt den kasper, der vor staunen seinen säbel verliert: kasper ; na sowas, da schau ich ja! die fee geht wieder in ihr kukurut^fetd ^rück und sagt, bevor sich die maiskolben hinter ihr schließen:. fee : vergiß mein nicht, kasper! und wann du mich brauchst, dann ruf nur: >pocahontas erscheine als das oder das <. . das kukurUttfeld verschwindet auf rädern, kasper wieder allein, er hebt seinen säbel auf: : ich werd mich einmal in die nasen zwicken, werd ich dann nicht munter, sondern bin es eh, dann greif ich in meine linke taschen. ist dann auch noch der silberne dollär drinnert, so weiß ich, daß allers wirklich wahr und nicht derlogen ist. . soo. . er kneift sich in die lange nase : kasper : auweh, das gspürt man!! also muß ich jetzt munter sein. . so. und jetzter linke taschen.. uaaaah!! brrrr!! hilfeü! er fährt bestürmt aus der rocktascbe. dann greift er noch einmal vorsichtig und beglückt lächelnd %uräck und holt ganze bände voll silberner dollars heraus : kasper : ha, ich bin ein glücklicher mensch, ja, ich sag euch es: wer tat nicht seine freud dran haben, wann er weiß, daß seine linke jankertaschen das silberbergwerk von amerika ist. . sakragewalt, leute, ich bin der reichste mann der weit! . er beginnt fröhlich einen hompipe %u tanzen, daß der mond wackelt, musik: >to-morrow morning < und >the cuckoo's nest < : kasper : heissa kathreinerle, schnür mir die schuh! ich brauch nimmer in den wilden westen reiten, ich hab meine mine schon im sack! oh, du grenzenlose möglichkeit, die was ich bei mir trage.. morgen kauf ich mir die ganze kompanie mitsamt dem herrn hauptmann. . der hauptmann hat sich unversehens angeschlichen und ertappt kasper bei seinem baren tanz- die musik bricht sofort ab, so auch kasper; hauptmann : ha! du abreißkalender schreist mir ja, daß man dich bis ins conföderierte lager hinüberhört. . karierter spion du, suspekte roßhaarmatratze, verdächtiger schweißsocken.. an die wand stellen und schießen lassen wie einen Ziegenbock.. wie heißt du denn, verdammter rebell? antwort!! kasper : kleinlaut ja, weiß der herr hauptmann das nicht mehr? 272 kasper hauptmann kasper hauptmann kasper hauptmann : mein wissen ist macht! ich weiß alles, aber dich hab ich gefragt und da hast du stracks zu antworten! : ich bin der kasper, privater zweiter classe, . : hohoo! der kasper.. kasper der Spion von georgia! eingehen wirst in die geschichte dieser Staaten als einer der sieben kapitalhalunken, die gegen mich rebelliert haben, wärst grad der sechste. . : muckt etwas auf herr hauptmann, ich bin kein kapitalhalunke! ich bin der kleine kasper und.. : schloß vors maul, du bist ein halunke und auch der spion von georgia. wer nicht Johann heißt, ist ein Verräter. . 273 er holt seinen sal^beutel hervor und gibt dem kasper eine Schöpfkelle voll: hauptmann : da, friß, vogel, oder ich laß dich noch heut durch die wurstmaschine, du wurstel! na, wird's bald? kasper : bitte nein, herr hauptmann Johann, ich werd sonst ganz heiser und könnt am end nimmer »halt werda!« rufen.. hauptmann : am end brauchst du nimmer rufen, da bist du eh schon hin. . friß, Zaunkönig, oder ich ruf meinen herrn hund!! kasper müht sich hustend und spuckend das sal% hinunter^uwürgen. der hauptmann hält sich den bauch vor lachen und krümmt sich genau wie der kasper: kasper : kutz kutz kutz! hauptmann : jawoll, so war's schon etwas besser.. weißt du überhaupt, was du jetzt gefressen hast? antwort!! kasper : meersalz, herr hauptmann. . hauptmann : mehr salz willst du ? hohohoo!! das kannst schon ha- ben! da komm her, du salzwurm du! kasper : nein, nein! das ist ein irrtum, herr hauptmann Johann, ich hab ja ein salz aus dem großen meer von amerika gemeint.. hauptmann : habtacht! herrgschautt! maul auf!! kasper befolgt die befehle schön militärisch und bekommt noch einen schöpf er sal% in den mundgeschoben, ergibt unartikulierte laute von sich: 274 hauptmann : ha, schmeckt das salz? ja, ja, ich tu einen jeden sekkieren, sagen meine gegner, aber in Wirklichkeit versalz ich nur jedem, was nicht Johann heißt, die linsen.. o ja, wer nicht Johann heißen tut, der ist gegen mich und wird erobert.. so, und jetzt bedank dich schön bei deinem herrn hauptmann. . nu, wird's! kasper : sehr gepreßt danke, herr hauptmann Johann. . hauptmann : habtacht! linxum ! rechtsum! marsch und. . aufgepaßt auf den feind. . er geht ab. kasper %eigt ihm eine lange nase nach und wirft ergrimmt den säbel %u boden und tritt auf ihm herum, dieser ^erbricht, kasper schreckt zusammen: kasper : knax? knax! knax. . knaxknaxknaxknax! der sabel ist ab! na, dann gefreu dich du schöne weit, wann das der Johann sieht.. hoffentlich kommt er nicht gleich wieder zurück! der laßt mir das blöde tranchiermesser glatt auffressen, wann er merkt, daß ich's zerbrochen hab. . aber was, ist ja schon ailers beim teufel.. die grillen beginnen wieder stark zu rufen: kasper : warm ist's schon wieder, eine so schöne nacht könnt's sein, wann der hauptmann da nicht war.. schlägt sich plötzlich erkennend vor die stirne ja krutzikaputzi, bin ich aber ein Schafskopf! ich hab ja ganz vergessen, daß ich ein reicher mann bin und eine gute fee pocahontas habe, die was mir jeden wünsch von die augenbrauen herunterlest! fort mit dem grauslichen herrn johannsjanker! er zieht seinen uniformrock aus und wirft ihn ins Schilderhaus, das geld klingelt durch die stille nacht: ■ kasper : haltaus! nur die montur! er beginnt das herausgefallene geld aufzulesen und nimmt das übrige aus der rock-tasche. dann reißt er einen großen der ein brustbild und die aufschrift > wanted < aufweist von der wand des Schilderhauses, wickelt damit den zerbrochenen säbel ein und wirft ihn z« der abgelegten montur: kasper : soder mit himbeer und zitron, das war erledigt! und 275 jetzter: po ca hon tas, erscheine als ein krokodil! man hört das unheimliche rasseln eines krokodils und pocahontas erscheint mit einem krokodilskopf: kasper : jault auf uaaah!! er springt entsetzt umher krokodil, verschwind! pocahontas mit dem echsenkopf verschwindet : kasper : ui jegerl, hab ich mich aber gefurcht. . ein alligator, wirklich wahr! aber.. ich bin doch schon ein dummer mensch.. es war ja eh die liebe pocahontas und die hättert mir ja sowieso nichts angetan.. ich werd sie anders erscheinen lassen!! po ca hon tas, erscheine als ein kuckuck. . pocahontas erscheint mit einem überdimensionalen kuckuckskopf. eine kuckucks-uhr schlägt da%u sehr laut: kasper : jault wieder auf ui jegerl, ui jegerl, hilfe! der geier ist da!! geier verschwinde ! pocahontas mit dem kuckuckskopf verschwindet jedoch nicht und kommt näher. der kasper jault noch mehr und schlägt vor angst einenpur^elbaum: kasper : geier verschwinde. . oder wann's sein muß: kuckuck verschwinde!! pocahontas mit dem kuckuckskopf verschwindet wieder: kasper : sammelt sich was schrei ich denn auch gleich geier, wann's ein kuckuck sein soll ? na ja, aber ausgschaut hat er aber so, der kuckuck.. ja, und dabei war's ja eh nur die liebe fee pocahontas.. ich bin halt ein rechter waldesel. . aber als was soll ich sie denn dann rufen ? gesagt hat sie: rufe mich >pocahontas, erscheine als das und das! < alsdann, probieren wir es halt.. . po ca hon tas, erscheine als das und das! ein Sturmwind bricht los, der mond verlöscht, es ist ein richtiger hexensabbath. man hört in der sausenden luft die stimmen, oder besser gesagt, die stimm karikaturen von eseln, kröten, hatten, Stuten, äffen, kakadus &c. <&c. der kasper ist nur mehr ein bloßes Schemen in der dunkelheit, gerade daß man noch sehen kann, wie er sich die obren %uhält : kasper : um gottes willen, was ist denn da los? die weit geht unter! arche noa zu hilf, alle leut auf die bäum, ich derstick in dem wind. . endlich das und das verschwindets! der lärm verstummt mit einem schlag, der mond geht auf und die grillen t^irpen wieder wie vorher : kasper rappelt sich vom boden hoch krutzikaputzi, jetzt hab ich meiner seel glaubt, der teixel hat mich schon beim genack. . na sowas? na die liebe fee pocahontas hat mir da was sauberes eingepackt in mein namenstagsstanitzel! was soll ich denn rufen? ich hab's! ich laß sie selber kommen. . ich laß sie als das liebe fräulein pocahontas herkommen. . daß mir das nicht schon früher eingefallen ist? ich bin halt ein rechter wurstel. . po ca hon tas, erscheinen s I sie erscheint nicht. kasper sie erscheint nicht. no, was ist denn das wieder? will s nicht oder kann s nicht?! po ca hon tas, erscheinen sie! kasper ja gehorsamster diener, ist heut die uhr stehnblieben? einmal ruf ich sie noch und wann dann das rabenbratel nicht daherkommt, so laß ich sie als Osterhasen er- 277 scheinen, dann hat sie die schand.. po ca hon tas, erscheine! das kukurut^feld rollt sanft an und teilt sich, pocahontas erscheint und geht auf den kasper %u: fee : ja lieber kasper, seit wann sind wir denn per sie? kasper : wieso per sie, das sind wir ja eh nie gewesen.. fee : zweimal hast gerufen: pocahontas, erscheinen sie.. beim dritten mal war ich beleidigt gewesen und gar nimmer gekommen, hin und her jagen kannst du einen auch schon, du kasper. . kasper : geh, du liebes indianerl, sei mir nicht bös und gib mir ein schönes busserl. . die fee pocahontas küßt den kasper herzhaft, daß es schnallt: kasper : saprament, das hat aber geschnalzt, direkt den atem hat's mir weggenommen. . ja, ich muß sagen, du bist schon eine liebe fee pocahontas! fee : so. und was hast für einen wünsch, du dummer kasper? sag ihn, er soll gleich geschehen.. kasper : weißt, liebe fee pocahontas, du bist halt so ein schönes fräulein und so eines möcht ich halt auch gern haben. . fee : wie kommst du denn auf so eine idee, kasper! kasper : nun, zuerst hab ich die idee ja auch gar nicht gehabt. aber jetzt, wos du mir das busserl gegeben hast, da ist mir mein versalzener mund wie voller honig und kri- stallzucker geworden. . fee : ja, und was willst du da haben. . kasper : dich, wann's gingert.. fee : nein, lieber kasper, das geht nicht, stell dir vor, wann ich mit allen meinen Schützlingen ein Verhältnis an-fangert, wo tat ich denn da hinkommen! kasper : no dann halt dem herrn hauptmann seine schöne frau! fee : siehst du, kasper, das ist vernünftig, nur mit der Ver- nunft kommt man weit, gespaßig, daß grad ich sowas sag, aber wann einer so närrisch ist wie du, dann muß er sich schon ein stückerl von der Vernunft jeden tag zum frühstück abschneiden! 278 kasper : ich schneid gleich jetzt zum nachtmahl, pocahontas, weil ich eh noch keines gegessen hab. also: dem herrn hauptmann Johann seine frau möchtert ich halt gar so gern haben! fee : gut. sie schlaft zwar schon, aber ich kann sie dir stante pede herfliegen lassen.. kasper : juhuu, jetzt setz ich mein herrn hauptmann ein paar hörndln auf, daß ihn morgen früh beim apell die ganze mannschaft für einen sechzehnender hält! da wird's aber einen hallo und ein geknall geben. . fee : red jetzt nicht so viel, kasper, sondern schneuz dir schön deine nasen, damit du wie ein anständiger, dezenter liebhaber ausschaust, denn die frau hauptmann wird gleich da sein! kasper schneuzt sich lautstark und versucht, sein gesiebt mit dem gleichen taschen-tuch %u reinigen : fee : ho kus po kus eins zwei. . kasper : haltaus pocahontas! noch nicht! fee : warum denn? willst dich noch einmal schneuzen.. tat auch nicht schaden.. kasper : nein, liebe fee, geschneuzt bin ich schon für vierzehn tag im voraus, aber.. fee : aber? kasper : weißt, pocahontscherl, ich denk mir halt, die schöne frau hauptmann wird einen feinen, rosaroten hintern haben.. fee : ja, kasper, das ist schon leicht möglich. . und ? kasper : ja, da habe ich mir gedenkt, sie kann doch nicht so in dem Stoppelfeld liegen, direkt leid müsserts einem tun und schad wärerts außerdem.. fee : du bist ein guter kasper, kasper! kasper : gelt ja, liebe fee pocahontas?! wie wärs jetzt, geld hab ich ja ein ganzes taschenbergwerk voll, wann ich ein schönes, großes bett kaufen tat? weißt so eines mit messingene kugeln und Stängeln! fee : das geht schon, kasper. ich werd dir halt einen herrn schicken, der sowas zum billig verkaufen hat. aber handel ein bißerl mit ihm, er wird zuerst mehr verlangen als die ganze liegerstatt wert ist.. kasper : ah was! kost's was kost., hauptsaeh, ich hab für meine schöne frau hauptmann eine gute unterlag und der schlechte Johann sein hirschgeweih am plutzer! fee : well, kasper, dann geh ich wieder, der Vertreter mit dem bett wird gleich anrücken, und wann du was brauchst, dann schreist halt schnell, gelt? kasper : ich dank dir schön, liebe fee pocahontas. . und krieg ich noch ein busserl zum adjö! ? fee : nein, nein, das führen wir gar nicht ein! dazu hast ja jetzt ohnedies die schöne frau hauptmann.. kasper : o ja.. ist eh wahr.. behüt dich halt gott, du saubers madel! fee : dich auch, kasper. . und schneuz dich vorher immer schön, das haben wir frauen gern. . die fee pocahontas steigt in ihr feld und fährt ab. kasper macht einen kopfstand, springt wieder auf und beginnt lustig %u tanken, musik: thartigans fancy jig<: kasper : im takt der melodie ratatam ratatan taratam & c. die musik verklingt und bei den letzten takten taucht der onkel sam, welcher aber auch Johann heißt, auf. er hält eine lange schnür in der band, deren ende man jedoch nicht sieht, er schaut genau so aus, wie er aussieht: Zylinder weiß mit blauen Sternen, Ziegenbart, hageres gesiebt, gestreifte breite hosen &c. unter dem frack trägt er einen halfter mit zw™ wlt$-: onkel sam ■ ah, musik und fröhlichkeit, recht so, herr kasper! ein schöner, gesegneter abend und der honiggelbe mond .. direkt zum hinein beißen. . kasper • ein bißerl weit weg ist er halt, aber ich hab einen ande- ren, kleineren mond in aussieht, juhuu! onkel sam : oh, ich sehe! sie haben sich wohl verlobt, ha, stimmt es? geben sie's zu, junger mann.. o ja! es ist nicht gut, daß der mann allein sei. . kasper : no ja, wann sie's eh schon wissen.. ich wart nämlich auf meine liebe fräulein braut. . onkel sam : ausgezeichnet, ausgezeichnet, das trifft ja zusammen wie zucker und zimt! da werden sie ja auch ein fabelhaftes, mit allem komfort ausgestattetes messingbett brauchen, eh? 8o kasper ; ja, mit komfort braucht es ja grade nicht zu sein, haben sie keines mit bleib da? das tat ich ihnen gleich abkaufen, kost's was kost! onkel sam : aha, eines mit bleib da wollen sie? alles vorrätig, lieber herr kasper. . kasper : bravo! sie sind ein akrobat, der was bei jeder gelegen- heit den richtigen Sprung parat hat. wo ist das betterl ? der onkel sam zjeht an seiner schnür und das bett rollt auf ' gummirädchen in die s^ene : onkel sam kasper onkel sam kasper onkel sam kasper onkel sam hereinspaziert, hereinspaziert.. . . jetzt wird getanzt und musiziert! jujhuu ! was kostet der gspaß? dreißig dollär! dreißig dollär? beiseite ich hab hundert haben sie kein besseres, herr? ich habe alles! her damit! ab durch die mitte! das bett fahrt wieder zurück, man hört nach seinem verschwinden eine glocke bimmeln, dann kommt das selbe bett, dieses mal aber mit rosafarbenen schleif eben geschmückt, wieder angefahren: onkel sam : sechzig dollär. . der Überschuß erlaubt es uns! kasper : ja das ist ja gleich etwas anderes! eine Schäferei auf radeln. . ist sie auch gut gefedert!? onkel sam : rostfreier einsatz, herr kasper, sie können ruhig ins bett machen. . und prima I a roßhaar.. da.. er läßt sich ins bett fallen und federiert. dann springt er hinein und übt wie ein parterreakrobat auf dem Sprungbrett, er springt wieder herunter und baut sich selbstbewußt vor kasper auf: onkel sam : was sagen sie? kasper : ein schönes bett, das ist schon wahr! das gibt kontra wie beim kreuzschnapsen!! onkel sam : für sechzig dollär ist es geschenkt. . kasper t(äblt die sechzig dollar ab und betrachtet immer wieder das bett. er gibt 281 onkel sam das geld: onkel sam : gratuliere, sie haben einen prima Ia kauf gemacht, herr kasper I alles gute zur Vermählung. . er geht ab. kasper springt in das bett und deckt sich bis %ur nase Zß" kasper : er Jederiert das gibt kontra, Sakrament!! eine hyäne heult wieder: kasper : schrei zu, ich lieg im bett und da gibts dich eh nicht, du luderviech! es wird ein wenig dunkler, da sich einige wölkeben vor den mond geschoben haben, die schöne Jrau hauptmann mit nachthäubchen und etwas %u kurzem schlajhemd, eine sehr anziehende puritanerin, kommt in die s^ene. sie hat die bände nach art der mondsüchtigen vorgestreckt und geht direkt auj das bett kasper krutzikaputzi, die fräulein braut im negligee! die Jrau hauptmann stößt einen leichten schrei aus und erwacht : frau : himmel, wo bin ich? kasper : fast schon in guten händen. . frau : ich war im bett. . kasper : naja, bist halt herausgefallen. . kommst halt wieder herein. . frau : der mond scheint so schön schön. . kasper : ei ja, da hast schon recht, du herziges wutzerl! er steigt aus dem bett und schleicht an der Jrau hauptmann vorbei %um Schilderhaus und schiebt es aus der s^ene : kasper : soder, jetzten findet er nimmer her, der schlechte nero! die Jrau hauptmann ist in ihrer noch immer etwas mondsüchtigen haltung bis ans bett gekommen undJällt hinein: 282 frau kasper : mmrnmmmmaaaaaa! : z^ťuckkommend aha, die fräulein braut ist schon serviert. er springt %u ihr hinein und deckt sich und die frau hauptmann %u. das bett bewegt sich federnd: < frau : du bist ja der kasper, ich weiß es eh. . kasper : und du die frau hauptmann, ich weiß es aa! frau : du bist aber schon ein böser herr casper.. kasper : und du auch eine schlimme frau hauptmann! frau : was ist denn das, was du da hast, kasper. . kasper : und was ist denn das, was du da hast, frau hauptmann? frau : wie der mond aber heute leuchten tut, kasper.. kasper : ganz heiß ist er, frau hauptmann.. frau : ist ja sommer.. kasper : o ja! man hört wieder die >american patrol<. gleich darauf marschiert der hauptmann in die s%ene, er hält zackig •' hauptmann : habtacht! linxum, rechtsum.. ruuuht! ja wo ist denn das wachterhaus hingekommen? soll ich mich wirklich wahr geirrt haben..? dreihundert schritt nördlich, zwanzig schritt wieder zurück und dann noch einmal dreizehn nach westen. . sakragewalt! kasper!! der kasper läßt sich aus dem bett fallen und legt sich blitzschnell darunter: ■ kasper : fix laudon, grad jetzt kommt er! die frau hauptmann beugt sich aus dem bett und ruft: frau ; uhuu, mauserl! hauptmann : Johanna! ja was treibst denn du da hier? frau : ei, Johann. . weißt du, der mond zieht mich immer aus dem bett und da weiß ich halt nie, wo ich hingeh. . hauptmann : du liegst ja eh im bett! ja, träum ich denn auch? ergeht %um bett und legt sich hinein: hauptmann : da ist es ja ganz warm da! frau : ja, mein liebes mannderl, ich hab dir es halt vorge- wärmt, damits du keinen schnupfen derwischst! hauptmann : das ist aber schön! uaah, bin ich müd. . chrr chrr.. er begintt %u schnarchen, das bett rollt aus der s^ene. kasper liegt da und schaut perplex, neben ihm steht ein schöner nachttopf: kasper : wo bin ich ? ? ende des ersten auf^uges. der Vorhang fällt, geht jedoch nach einigen augenblicken wieder auf: es ist heller morgen, kasper liegt in der gleichen Stellung wie %u ende des ersten auf-Zuges; ein schnurrbärtiger waldhornist der union tritt in die s\ene und bläst den weckruf: kasper waldhornist kasper waldhornist kasper waldhornist : wird munter und reibt sich die äugen wo bin ich, lieber spezi? : im zweiten aufzug, mister, auf, auf!! : krutzikaputzi, das hätt ich beinah verschlafen, ich dank dir, guter trompeter, bist ein braver bursch.. : ich bin kein trompeter nicht, mister.. : ja sowas! aber dann sag mir sogleich, was du dann für einer bist, eine blasen tust du ja trotzdem in der hand halten.. du sollst wissen, ich bin ein waldhornist der union und das, zu dem was du blasen sagen tust, das ist mein liebes waldhorn. darauf kann ich dir die ganz schönsten stückeln von nord amerika herunterblasen! das ist aber lustig, lieber spezi. ein so was möchtert ich halt auch gern können.. wie heißt du denn oder wie tust dich denn schreiben? waldhornist : ich heiße Johann und schreiben kann ich leider nicht, nur lesen, hast dir denn nicht vorstellen können, daß ich Johann heiß? schau ich denn aus als wie ein Spion.. kasper : ui jegerl, wie schaut denn so ein spion aus? kasper waldhornist kasper waldhornist kasp er waldhornist kasper waldhornist kasper waldhornist kasper waldhornist kasper : wie die ausschauen, das weiß ich selber nicht, wirklich wahr, aber unser herr hauptmann hat gesagt, wer nicht Johann heißt, der gehört nicht zu uns.. : ah so. . ja, da hast aber glück gehabt, daß dir dein lieber herr vater und deine liebe frau mutter diesen ausbündig praktischen namen vom herrn pfarrer über die äugen haben schütten lassen. , : ja, du kannst schon recht haben. . meine schuld aber wird's schon nicht gewesen sein, ich hab eh recht geplärrt, so haben sie mir immer derzählt, wies mich getauft haben. . : wird schon seine gründ gehabt haben, daß du so plärrt hast. . vielleicht ist dir das wasser in die augerln geronnen? du, weißt was? nein, ich weiß nix. . nein, ich mein halt, daß du herhören sollst! ohrwascheln hab ich, also hör ich dir zu. . ich heiß gar nicht Johann. . das ist aber schlimm. . wirst ein recht ein gewürgst haben, wann sie dir da draufkommen. . : ah woher! wer kann denn mir das beweisen? : bist ein gescheiter kerl, waldhornist! der herr hauptmann taucht plötzlich schleicherisch auf und erblickt die beiden: hauptmann hierher, hornist!! der waldhornist springt sofort vor den hauptmann und bringt sich erschrocken in militärische Stellung: : mit dem horn salutierend tötörötötöö! waldhornist zweiter classe Johann zur stelle! : ruht! was neues? : soeben mit dem waldhorne zum aufstehen geblasen, herr hauptmann! : Sakrament ohne end! und ist denn schon einer aufgestanden? : so weit ich sehen kann, herr hauptmann, nur der mister da! waldhornist hauptmann waldhornist hauptmann waldhornist der hauptmann erblickt den kasper, erkennt ihn aber nicht, da dieser die montur abgelegt hat: hauptmann kasper hauptmann kasper hauptmann kasper hauptmann kasper hauptmann kasper waldhornist hauptmann waldhornist hauptmann waldhornist :ha! was ist denn das für ein suspekter Zivilist da? schaut ja aus wie vom zirkus. . wie heißen sie denn, mann? : ich schreibe mich hans wurst, herr offizierer! : hans wurst? wie? also heißt er Johann wurst, ha?! einen hans gibt es keinen, weil sowas nicht im kalen-der steht. . : nun, meinetwegen, so bin ich halt der Johann wurst, wann's schon sein muß! : ja schauts euch einmal her! ich glaub bei ihnen da stimmt was nicht recht. . mir kommt vor, wie wann sie sich für ihren namen schämen täten? sie verschleiern mir was! sieht den nacht topf und gibt diesem einen leichten fußtritt und was soll denn das da sein? ah, das ? jawoll, das! ah, das da?! jasoo! das ist mein alletagshut, lieber herr offizierer. ein altes stück, was ich von meinem seligen herrn vattern geerbt hab. . : ich weiß nicht recht, ob sie mich da nicht recht belügen, ha! mir kommt das ehender wie ein nachtscherben vor.. blickt den nacht topf sehr inquisitiv an : ja, das könnt schon sein, weil ich ja für gewöhnlich eh immer den scherm aufhab! : waldhornist zweiter classe Johann bittet den herrn hauptmann auf die kleine seite treten zu dürfen!! : dageblieben, hornist! saufen oder schiffen, das können s.. durchsuchen sie diesen lausigen Zivilisten, vielleicht hat er geheime nachrichten der conföderierten in der taschen! : durchsucht den kasper, welcher sehr kit%licb tut sei mir nicht bös, lieber freund, aber befehl ist etwas, was man muß. . : hat er was bei sich, der suspekte zirkusmensch? : ich glaub nein, herr hauptmann, nur. . ganz neue dollär. . hauptmann : aha, sehr verdächtig! so, jetzt schauen sie einmal ins innere dieses scherbens. vielleicht ist dort eine geheime inschrift oder ein marschbefehl der conföde-rierten eingraviert! der waldhornist hebt den nachttopf auf und schaut genau in sein inneres: hauptmann waldhornist hauptmann : na, sehen sie was, waldhornist zweiter classe? : nein, herr hauptmann, nur einen gelben belag! : versteht sich auch. . und draußen? er sieht den topf von außen an und beginnt %u lachen: hauptmann waldhornist hauptmann : ha, was soll das gelachter? der krieg ist eine ernste sache! : zu befehl, herr hauptmann, aber es steht da so eine ganz gelungene inschrift drauf.. : %u kasper aha, hab ich sie überführt? spion! lesen sie, waldhornist, was steht drauf? der waldhornist nimmt eine große fran^chubertbrille hervor: hauptmann waldhornist hauptmann waldhornist hauptmann waldhornist hauptmann : zu was setzen sie sich denn die augengläser auf? wenn sie schon gelacht haben, dann brauchen sie ja eh keine mehr zum lesen! wenn der herr hauptmann den befehl gibt, daß ich laut lesen soll, muß ich die augengläser aufsetzen, weil in meinem soldbuch steht, daß ich ein brillenträger bin. . lesen sie schon! meinem herzlieben Johann.. was ? ? ? meinem herzlieben Johann steht drauf, und beim lieben hat der maier das e beim ie vergessen! entreißt dem hornisten den topf und starrt diesen an sakramordkreuzschrapnellundaufruhr!! das ist ja das nachtgeschirr, was mir meine liebe frau zum vorigen namenstag geschenkt hat. . wie kommt der her? packt kasper an der brüst und beutelt ihn antwort, herr wurst! kasper : ui jegerl, wie soll ich denn das wissen, herr offizierer, er ist halt dagelegen.. hauptmann : und zuerst sagen sie, er war ein uraltes erbstück von ihrem unseligen herrn vattern? kasper : das hab ich gar nicht gesagt, das ist eine lug! hauptmann : ha, überführt! sie haben sich widersprochen! kasper : nix da widersprochen, ich hab gesagt: von meinem seligen herrn vattern.. hauptmann : hoho! und das sollt vielleicht nicht ein ganz quatralier- ter Widerspruch sein? ganz gleich, ob selig oder unselig, von ihren vattern war er, haben sie gesagt. . kasper : na, darf man vielleicht nichts mehr sagen? und außer- dem hab ich gar nie nicht einen vattern gehabt, ätsch! hauptmann : wie das ? oh blasphemie!! wache!! kasper : man lernt nie aus! ich hätt mir nie gedenkt, daß es ganz kurzum blas für mi heißt, wann einem der esel im galopp verloren hat.. ja dann sei's drum; blas mir halt die >waldeslust<, lieber spezi, wanns schon sein muß.. der hauptmann jault hysterisch auf und rauft sich, nachdem er sein käppi %u boden geschleudert hat, die haare, der waldhornist hebt mit der Waldesruh*, an, die vögel Zwitschern lieblich, und nach einigen augenblicken, der hauptmann schreit noch immer nach der wache, ruft kasper: kasper : pocahontas erscheine als wache!! die halbnackte pocahontas erscheint sofort in der szene. sie trägt das blaue käppi tief in die stirne gezogen und hält einen schußbereiten karabiner in der band: hauptmann : hebt sein zu boden geworfenes käppi auf und ruft zur vermeintlichen wache nehmen sie diesen zirkusmenschen sofort fest! er ist ein spion der conföderierten! fee : mit diskantem baß zu befehl herr hauptmann! ■ sie packt den kasper beim arm und führt ihn ab: kasper : im abgehen auslassen, ich bin unschuldig! 288 der waldhornist setzt mit einer neuen Strophe der Waldesruh< an. der hauptmann wird plötzlieh versonnen und hört zu : hauptmann : ja, Johann, schön kannst du halt schon spielen., ganz weich wird man da dabei! indessen kommt der schwarte mohr, also zur zeit die echte wache, und baut sich vor dem lauschenden hauptmann auf: negersoldat : ebenfalls mit käppi und karabiner trainsoldat erster classe Johann zu stelle! hauptmann : schon zu tränen gerührt die macht der musik! negersoldat : trainsoldat erster classe Johann wie befohlen zur stelle! hauptmann : mein gemixt hat flügerln, der stille wald, die bäum, der abendwind.. man nöchtert direkt schwammerlsuchen gehn.. negersoldat : sehr laut herr hauptmann, trainsoldat erster classe Johann wie befohlen zur stelle! hauptmann -.fährt auf kusch jetzt oder du kriegst einen gulaschschöpfer voll salz! der negersoldat salutiert erschrocken und will sich aus dem staub machen, der waldhornist bricht sein spiel ab. der hauptmann plötzlich, als erwachte er: hauptmann negersoldat hauptmann negersoldat waldhornist hauptmann : halt! dageblieben! ja sag einmal, du schwarzer mohrl, jetzt warst ja grad da und da kommst mir schon wieder. . ja wo hast denn den Spion gelassen? ha? ant-wort! : spion? was für ein Spion? zu befiehl herr hauptmann, ich hab keinen Spion nicht gehabt! : keinen spion nicht gehabt? keinen Zirkusreiter mit einer roten nasen und einer zipfelhauben ? ja, wer hat denn dann... verrat!!!! : verrat!!!! : ganz kleinlaut und wenig begeistert verrat., : waldhornist stoß in dein Waldhorn! alarm!! der waldhornist stößt in sein Born und bläst zum angriff- hauptmann und neger-soldat stürben ab; der negersoldat mit vorgerichtetem kar abiner, der hauptmann mit gezogenem säbel. der waldhornist bläst noch einige augenblicke, setzt aber dann mit einem quäkenden ton ab und sagt: waldhornist : wann die wüßten, daß ich in Wirklichkeit abraham heißen tu!! dunkel, querst leise, dann jedoch immer mehr anschwellend indianer trommeln und whoopeegeschrei. langsam wird es wieder hell, man sieht ein schönes wigwam und davor ein herziges bir■ kenbäum'eben, dem bäumchen gegenüber steht eine art Ortstafel alten Stils mit folgender legende: state of north-dakota in the year of 1865. kasper und die fee poeahontas, die nun wieder ihren federschmuck trägt, kommen aus der luft oder auch über eine Jakobsleiter in die sz«ne: kasper : krutzikaputzi, jetzt hat's mir aber anständig den adam verlegt, wirklich wahr, mir ist die luft bei derer fliegerei ärger ausgangen als gestern, wie du mir das busserl geben hast. fee : was du nicht sagst, kasper! ich hätt mir schon vorge- stellt, daß meine küsse gewaltiger sind als mancher stürm, oder wie? kasper ; ja freilich, freilich, es wird halt die höhenluft gewesen sein, die mit ihrer blauen hand mir das maul zugehalten hat, daß ich halt gar keine luft hab schöpfen können. fee : nun, jetzt kannst ja wieder genug schöpfen, da in die- ser gegend hast du die schönste Waldesruh und dein herr hauptmann kann lang suchen, bis er dich hier findet. kasper : piff paff puff! ahmt mit den bänden das schießen mit dem gewehr nach und da liegt er schon, der kasper, und der hauptmann und der koch und der grausliche schwarze mohrl reiben sich die händ.. nein, nein! das machert einem besseren menschen schon gar keine freud. . fee : na siehst du's! und jetzt murr nicht, dort hast ein schö- nes zeit, da kannst den ganzen tag indianer spielen, konservendosen und einen Schlüssel dazu hast für ein ganzes Jahr, und bis dahin ist der ganze blöde krieg vorbei und dann kannst auch wieder nach haus zu deinem vattern und deiner mutter.. kasper : nein, liebes pocahontscherl, zu meinem vattern nicht! fee : ja ist er dir denn schon gestorben? kasper : das nicht! er ist ja noch gar nicht auf die weit gekom- men . . mich hat nämlich. . fee : der esel im galopp verloren! kasper : krutzikaputzi, bist du aber ein gescheites madel! fee : so! jetzt hab ich für dich gemacht, was ich können hab. ab jetzt kannst du dir nichts mehr wünschen, du mußt halt schaun, daß du selber mann genug bist, wann dir was dazwischen kommt. . behüt dich gott, kasper und bleib gesund. . kasper : umfaßt hastig ihre hiiften haltaus, pocahontscherl, nicht so schnell! fee : willst noch was ? kasper :ja.. fee : aber dann geschwind, ich hab noch was anderes zu tun, als deine nasen anzuschaun. . kasper : weißt, mir wird da bald fad werden, wann ich so mutterseelenalleinig hausen muß. . fee : kannst ja Indianer spielen oder die vogelsprach lernen oder auf die bäum kraxeln und findst mi nit schrein. . ich muß schon sagen, du bist mir ein recht unzufriedener nußknacker.. kasper : Sakrament, du liebe fee pocahontas, du bist schon recht ungerecht! zuerst schickst mir einen Vertreter, der was mir ein wunderschönes, nagelneues messingbett mit rosarote mascherln um sechzig dollär verkauft, dann fallt mir die liebe frau hauptmann von selber unter die tuchent, sagt zu mir ganz zutraulich: »ich weiß ja eh, daß du der kasper bist« und busselt mich dabei ab wie einen haubenstock. . ja, ich gib's zu, ich bin verwöhnt., aber wann man halt einmal einen zucker-strietzel gegessen hat, so schmeckt einem eben kein schwarzes weckerl nicht mehr.. ich bitt dich, pocahontas, sei fesch, bring mir noch ein einziges mal die liebe frau hauptmann da her. ein bett brauch ich eh da nicht, weils gras von selber wachst.. fee : na ja, weils du mir die schönen mondstrahlenschnürl gegeben hast und so schön bitten tust, die schöne frau hauptmann sollst halt noch haben. . kasper : als beilag, gelt? fee : als was du dein nachthemdengerl haben willst, ist mir ganz gleich; kannst dir's ja unter einen regenschirm stellen, damit's dir nicht schimplig wird, wann's einmal regnet.. kasper : maria und Johanna, jetzt ist sie gar eifersüchtig! sie geht ab. die vögel beginnen %u zwitschern und in der ferne hört man den jig >haste to the wedding <. plötzlich kommt ein großer reisekojfer auf rädern angefahren und bleibt vor kasper stehen: kasper : ja da schau ich ja! die post geht einmal regelmäßig. . ja was ist denn das schönes? der koffergeht auf und die fr au hauptmann steigt mit häubchen und negligee heraus: frau : ja grüß dich gott, lieber kasper, wie geht es dir denn? kasper : ich dank dir recht schön, liebe fräulein braut! aber wie geht es denn dir? frau ; ja weißt, ich schlief immer so unruhig, weil mir bei meinem herr hauptmann immer von salzstangeln träumt. . und da bin ich halt wieder einmal aus meinem bett herausgeflogen und, wie's halt grad so zugeht, direkt in den reisekoffer da! kasper : und jetzter bist da?! frau : wies da's siehst: ja! kasper : juchee, du gute fee! jetzt kann ich wenigstens zu zweit indianer spielen und die vogelsprach lernen und auf die bäum kraxeln und findst mi nit schrein! frau : gibst mir kein busserl, weil ich halt schon da bin ? kasper : no, so komm halt her, du sauberes nachthemdenengerl und halt schön, damit ich nicht ausrutsch und dich vor lauter Verliebtheit ins ohrwaschel beiß! frau : da. . er küßt sie, daß es schnalzt: kasper : soder mit himbeer und limoni, das hat aber geschmeckt .. direkt besser als gurkensalat, und über den hab ich noch meiner lebtag nichts kommen lassen.. und jetzt sag mir schön, wies du eigentlich heißt, du raben-bratel?! frau : Johanna, genau so wie meine mutter und groß- und Urgroßmutter. . kasper : komisch entsetzt verrat! Spionerie!! allarme!!! waldhornist stoß ins waldhorn!!! auf das geschrei des kasper s erscheint tatsächlich der waldhornist. bläst ihm jedoch die Waldesruh <: kasper : gerührt sakradi, der blast mir ins gemüt! meiner seel, mein herz kriegt flügerln, der stille wald, der hirsch röhrt dumpf aus dem röhricht es wird abend die lieben bäum und der kuckuck, der abendwind der gelbe mondgeht wieder auf der mond geht auf, man rnöchtert direkt schwammerln suchen gehn. . frau : du, kasperl? kasper : ja, was denn, johannerl? frau : sag nimmer Johanna zu mir! ich heiß ja in Wirklichkeit greterl genau so wie meine mutter und groß- und Urgroßmutter schon geheißen haben. . kasper : weißt was, greterl? gehn wir schwammerlsuchen.. sie gehen engverschlungen ab. der trompeter beendet seine Strophe, dann set%t er ab und spricht sehr deklamatorisch: waldhornist : die macht der musik ! er setirt wieder an und beginnt, indem der Vorhang fällt, eine neue Strophe der ywaldesruhi. wenn der Vorhang %u ist, hört man einen auf tonband aufgenommenen frenetischen applaus, der erst nach einiger zeit allmählich ausklingt. wien, am 4. <& 6. mär\ 1961 Am wunderschönen Flusse Pruth oder Des Zaren Dach punchby in a box oder wie geht es ihnen, mein herr ? »auf den strippen der Stiefeletten stand die firma des schuhmachermei-sters, und man brauchte nur von dieser stelle aus weiter zu forschen, ein erfolg konnte jetzt gar nicht mehr ausbleiben.« (aus den geheimakten des weltdetektivs, band 119: >der würger von prag<) 328 personen: erster engländer zweiter engländer ein tyroler ein mädchen im matrosenanzug ein lustiger clown timmy, ein reitbursche ein Stutzer im reitdreß ein geistlicher der hochkirche consuelo, die frau mit den tigerschlangen ort und zeit: london im jähre 1902 erster autzug 5 london. ein schöner frühlingsvormiltag fällt durch die fettster eines behaglich eingerichteten arbeits%jtnmers in baker-street. an den wänden sieht man bücherregale, abstruse trophäen und Souvenirs aus aller herren länder. von der straße her dringt marschtritt und martialische musik. es ist um die %eit des burenkrieges. Zjvei englische herren sitzen in kommoden sesseln; einer liest interessiert in einer Zeitung, beide aber trinken portwein: 1. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer i. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer i. engländer 2. engländer : nun, was sagen sie jetzt, watson? : läßt die Rettung sinken eine unheimliche gesellschaft! : die gazette irrt sich, das Zentralkomitee der >schwarzen hand< sitzt nicht in brüssel, sondern hier in london. : woher haben sie das erfahren, meister? haben sie bereits mit dieser gefährlichen geheimsekte zu tun gehabt? : ich weiß es von anthony punchby selbst. . : macht ein sehr interessiertes gesiebt ah, sie kennen sir anthony!? : jawohl, lieber watson. ich habe ihn im sommer vorigen jahres in ostende kennengelernt, er war um diese zeit als bademeister verkleidet, um eines der häupter dieser sekte zu beschatten, ließ aber geschickterweise gleichzeitig durch gewährsmänner verbreiten, daß er tatsächlich gar kein wahrer bademeister sei, sondern der haarschneider seiner majestät des königs, der als solcher natürlich sein incognito wahren müsse.. : good lord! ein äußerst schlau ausgedachter feldzugs-plan! und hatte er auch erfolg mit seiner Verkleidungsstrategie? : das will ich meinen, nennt man ihn doch nicht umsonst den anton der tausend masken. . : ein schönes ornament, dieser name, wenn man ihn verdient.. : er verdient ihn, mein lieber watson, er verdient ihn! wenn ich daran denke, wie er seinerzeit die verbrecher-apotheke in der franklinstreet aushob, oder denken sie an den fall der giftmischerin von castle-rock! : schrecklich zu denken, daß ein mann wie er nicht mehr am leben sein sollte! 3 jo i. engländer glände 2. eneiander i. engländer 2. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer i. engländer 2. engländer i. engländer 2. engländer i. engländer o ja! er war der schrecken aller Übeltäter, und er wußte auch, daß sie ihm tausendmal den tod geschworen, aber er pflegte zu sagen: ich tue meine pflicht und wie es der himmel bestimmt, so werde ich in ihn einfahren.. trotzdem, es wäre besser gewesen, er hätte die gefährliche bände nicht allein angegriffen, ihm wäre der gesamte apparat von scotland yard zur Verfügung gestanden. sicher wäre er das. aber: lieber breche ich in die bank von england ein, soll sir anthony einmal dem prinzen von wales gesagt haben, als daß ich einen einzigen constabler zu meinem beistand heranzöge. . er war zu tollkühn. . wäre er es nicht gewesen, er könnte heute noch am leben sein! ja, das könnte er, in der tat! vielleicht ist er es sogar noch.. das wäre allerdings zu vermuten, wer weiß, wer der tote war? eine zufällige ähnlichkeit. . und der gute punchby kauft nach wie vor seine zigarren in der gros-venorstreet; der ladeninhaber kennt ihn jedoch nicht, weil er in einer seiner tausend masken steckt.. sie sagen es, lieber watson! sind auch sie dieser meinung, meister? ich bin nicht nur dieser meinung, sondern ich weiß mit bestimmtheit, daß es so ist. unter uns: ich habe sir anthony gestern abend um io uhr, also fünf stunden nach auffinden der falschen leiche, als lebemann verkleidet in einem tingeltangel in der nähe von euston Station gesehen! alle teufel! wie haben sie das herausgefunden, meister? das selbst herauszufinden, alter junge, überlasse ich ihnen, in der kargen hoffnung, daß es ihnen gelingt, eine fleißaufgabe.. ich hab's schon, sir anthony wurde doch 93 bei pes-hawar von einer afridikugel in der wade versehrt. . klar!! sie erkannten sir anthony an jener gewissen.. stop, watson! denken sie genauer nach. . sie sind ein schlechter Schachspieler, wenn sie so schnell mit ihrem combinationsläufer ziehen, überlegen sie eine Viertelstunde. . ich will mich einstweilen ein wenig meiner violine widmen. er nimmt die violine von der wand und beginnt darauf eine melodie von edvard grieg %u kratzen: i. engländer : grieg, mein lieber watson. der größte norweger seiner nordischen heimat. er spie/t solange, bis von der Zimmerdecke ein hühnerei vor watson auf das tischchen fällt und ^erbricht: 1. engländer : die geige absetzend ein vogel! 2. engländer : wischt sich einige Spritzer vom Jackett sie sagen es, meister! 1. engländer : ich vermute, es ist eine taube. . 2. engländer : es könnte ein lämmergeier sein, ich will die winchester- büchse holen. . er holt eine büchse von der wand und £«7/ damit nach der Zimmerdecke : 1. engländer : drücken sie ruhig ab, watson, sie ist nicht geladen. 2. engländer : drückt unwillig den bahn verdammt! i. engländer : sie werden doch kein täubchen morden wollen, alter junge?! watson stellt das Schießgewehr wieder an seinen platz- der i- engländer legt seine geige hin. beide setzen sich: : noch ein glas port, watson? : nicht unbedingt.. : ah was, die geierjagd macht durstig! fragen sie einen tyroler.. : vielleicht haben sie recht, meister.. : gewiß habe ich recht, denn sonst wäre ich ja kein meister, watson, sondern sie. . : das klingt überzeugend, allein, von wo soll ich einen tyroler hernehmen, hier in london und im jähre 1902 ? : nichts leichter als das. . : wieso ? ich verstehe nicht recht. . : schenken sie vorerst drei gläser voll. 1. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer i. engländer watson holt ein drittes glas und schenkt wirklich drei gläser voll: 2. engländer 1. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer i, engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer i. engländer : eins, zwei und eins macht drei! so.. und nun? : nun gehen sie zum geheimaktenschrank. . : geht %u besagtem schrank ja. . : haben sie den Schlüssel bei sich, watson? : es gibt nur mehr einen, das wissen sie doch, meister. und den haben sie. . den meinen verlor ich damals in tibet, als wir den fall mit dem sarg neben der höllen- maschine lösten. . : ich weiß es, alter junge, das war an jenem schönen vor- frühlingstag, als eine lawine ihre arzttasche entführte. es war gewiß nicht ihre schuld, aber. . an was denken sie, wenn ich lawine sage? : well. . an ein gebirge höheren ausmaßes. . : ausgezeichnet, watson. sie werden gut. hören sie, auch ein arzt muß kombinieren können. : sicher, meister! : schön, und was fällt ihnen ein auf gebirge? : auf gebirge. . denkt angestrengt nach auf gebirge sagten sie? : ich sagte es. . : oh, meinetwegen höhenkrankheit! : sie sind ein doktor, watson. wirft ihm seinen geheimaktenschrankschlüssel hin ich bitte sie, watson mein söhn, sperren sie unseren geheimaktenschrank mal auf.. 2. engländer : ja, vater! er sperrt den schrank auf und öffnet die türe. heraus tritt ein sakrativer tyroler mit gewaltigem Schnurrbart, gamsbüchserl, rucksack, grünen wadenstut%en und einer lederhose, deren lat% die aufschrift >grüaßgottl< trägt: tyroler z. engländer tyroler 2. engländer : grüaß gott! : oh, wie geht es ihnen? : daunkhe, mir geht's lei nit schlecht, und wie geht's dir? : mir geht es ganz ausgezeichnet, wollen sie nicht platz nehmen? er nötigt ihn zum sitzen: 2. engländer : dies ist mein freund und meister, herr sherlock holmes. herr, herr. . wie war doch schnell ihr name? tyroler : jo mei, khoaserer anton schreib i mi holt und khom- men tue r ich aus imscht. . i. engländer ; wie geht es ihnen, herr khoaserer? tyroler : daunkhe, mir geht es nit schleacht! i. engländer : oh, das freut mich ungemein, wie war ihre reise nach london, ballon oder eisenbahn.. ? tyroler : bis paris bin i's woll mit der bahn, aber dann hab i halt die walischen passagier nimmermehr aushalten khön- nen und bin mit einem expressballon nach london weitergeflogen! i. engländer : das ist schön, herr khoaserer. sie sind ein aviatiker. wollen sie nicht darauf ein glas portwein mit uns trinken ? ich bitte sie darum. . tyroler : o senk ju! ich bin so frei. . sie prosten einander %u ■' tyroler : sollts halt lebm! sie trinken ihregläser leer: 1. engländer : t^u 2. engländer sehen sie nun, watson, was sie auf gebirge hätten kombinieren müssen? was eine höhenkrankheit ist, davon haben diese mutigen bergler noch nie im leben gehört, mit wahrer seiltänzerfertigkeit schreiten sie von zinne zu zinne. wie gemsen eilen sie von grat zu grat und unter ihrer obhut sind wir, die der alpinistik einen bescheidenen zoll erweisen, sicher wie ein im augenblick berühmter einzelgänger des britischen geheimdien-stes in einem geheimaktenschrank einer gewissen etage in bakerstreet. . 2. engländer : sir anthony punchby!!! 1. engländer : sir anthony in einer der fertigsten Verkleidungen seiner ruhmreichen karriere als anton der tausend masken! tyroler : damn it, holmes, wie haben sie das herausfinden kön- nen? 334 1 • engländer : an der besonderen hakung ihres linken schuhabsatzes. 2. engländer : oho, das meinte ich doch vorhin auch! i. engländer : das sollten sie sich abgewöhnen, sir anton, sonst wird einmal die >times< doch recht behalten! noch einen port? tyroler : geben sie her, holmes, ich habs verdammt nötig! er schenkt sich ein, und holmes Rundet sich behaglich seine pfeife an : i. engländer : und was kann ich außer diesem ausgezeichneten port noch für sie tun, sir anton? tyroler : hols der teufel, ich tu's bestimmt nicht gern, aber: ich brauche ihre Schützenhilfe, um mit der >schwarzen hand< ein für alle mal aufzuräumen! i. engländer : mein geschütz haben sie schon jetzt, sir anton. aber sie wissen auch, daß sie einen einbruch in der bank von england fällig haben! ihr wort gilt doch noch? tyroler : Sakrament, das ist jetzt nicht die zeit für kontinentale spaße! außerdem habe ich gesagt, daß ich niemals einen konstabler von scotland yard zu meiner hülfe heranziehen wolle, stimmt das? sind sie etwa einer? und wenn sie an ihre haustüre ein schild mit der in-schrift >sherlock holmes, constabler<.anbringen lassen, gut, dann breche ich auch mit der größten dreistigkeit von der weit in die bank von england ein.. doctor watson ist mein zeuge! holmes steht auf, geht %um telephon und kurbelt gewaltig: i. engländer : hallo! ist dort das amt? hallo! wendet sich lächelnd um das fräulein, welches heute dienst hat, ist achtundzwanzig jähre, aus wolverhampton gebürtig, ledig, dunkelblond und trägt einen modekneifer aus mes-sing. . Verzeihung: ja, hier geheimnummer zero zero zero eleven. . wollen sie bitte die außerordentliche gute haben, mich mit peddingtonstreet, jenkins und söhne, graveur- und Ziseleuranstalt zu verbinden., danke. wendet sich wieder an sir anthony die wette gilt, sir anton! tyroler : holmes, sie sind ein verdammter narr! i. engländer : danke, sir anton. wir werden aber dennoch die schwarze hand< in unverbrüchlicher waffenunion erledigen. . ja? guten morgen meister jenkins! hier spricht holmes. . natürlich. . bakerstreet. . ja. . . versteht sich. . ja.. also: fertigen sie mir sogleich ein türschild aus tombak an; die inschrift lautet: sherlock holmes, con-stabler. . nein, sonst nichts, das genügt. . wann werden sie das schild liefern können.. ? um fünf uhr. . gut. auf wiederhören, meister! tyroler : gut, holmes. wenn sie bis zum tee ihr tombakenes tür- schild angebracht haben, sollen sie bereits um acht uhr abends bei laternenschein die extrablätter lesen, die über den gelungenen einbruch in der bank von england berichten! i. engländer : ich bin überzeugt davon, sir anthony. aber jetzt wollen wir eine neue flasche port anbrechen! holmes holt eine neue flasche aus einem schrank und nimmt bei watson und sir anthony plat^- er öffnet die flasche und steht wieder auf: 1. engländer : bedient euch selbst, freunde, ich muß nachdenken. . sir anthony und watson füllen ihre gläser und beginnen z" trinken, holmes ergreift wieder seine geige und beginnt fürchterlich darauf zu spielen: tyroler : oh, was ist das für eine greuliche katzenmusik? 2. engländer : grieg, sir anthony, edvard grieg, der bedeutendste nor- weger seiner norwegischen heimat. . tyroler : Ah, ich weiß es. in einer edvard grieg-maske, das ist die nummer siebenhundertundneun, habe ich den fall mit miss ruth, der halbweltdame, gelöst. . 2. engländer : abgesehen davon finde ich edvard grieg wirklich den bedeutendsten norweger seiner norwegischen heimat. und herr holmes interpretiert ihn schlechthin vollendet. . tyroler : ich mag seine musik nicht, und schon gar nicht, wenn sie herr holmes spielt! 2. engländer : o nein! man hört das rauschen der pinien in den fjorden.. 336 tyroler : schnick-schnack ! mir wird dabei dieser ausgezeichnete portwein sauer., 2. engländer : ich versichere sie, sir anthony, man hört sogar förmlich das geräusch vom flügelschlagen ungezählter Seemöven .. vielleicht, daß es genialischere komponisten gibt als grieg, aber wenn holmes eines dieser stücke interpretiert, sind sie höchste kunst! holmes setzt die violine wieder ab, legt sie beiseite und nimmt platz: 1. engländer : mein violinspiel, lieber watson, ist elend, das sollten sie sogar als mediziner wissen, aber nichtsdestoweniger, es regt meine gedankengänge an.. . 2. engländer : es tut mir wirklich und in der tat fürchterlich leid, aber beim letzten satz ihres Spiels hörte ich dennoch den tausendfältigen flügelschlag von seemöven über morgendlichen fjorden., 1. engländer : watson, watson, wie wird es ihnen noch ergehen, wenn sie so weitertun ?! sie hören ständig dinge und mißverstehen sie grundsätzlich. . 2. engländer : das ist geschmacksache. . 1. engländer : übrigens, eine seemöve hat einen flügelschlag, der sie von allen anderen vögeln der europäischen Ornithologie schärfstens und ausdrücklichst unterscheidet, und zweitens dürfen sie unsere guten londoner ziegel-schluchten nicht mit dem hardangerfjord verwechseln! wissen sie, meine herren, was ich damit meine? tyroler : was soll denn diese Verdunklungsmaßnahme wieder? es gibt doch gar keine zeppeline, holmes! 1. engländer : oh, sagen sie das nicht, sir anton. doctor watson hat vor ganz kurzer zeit ums haar eine kleine weiße flieger-bombe auf das weise haupt gekriegt.. tyroler : nonsens! 2, engländer : nonsens hin oder her. . ich bleibe beim flügelrauschen einer seemöve. vielleicht sind es eben nicht tausende gewesen, aber eine war es bestimmt. 1. engländer : dann vermute ich, daß wir bald eine postalische nach-richt erhalten werden,. von der Zimmerdecke kommt eine brieftaube und setzt sich mit einem blauen briefchen im schnabel zwischen die drei englischen herren: 2. engländer : holy ghost, was ist denn das! i. engländer : eine seemöve von den norwegischen fjorden, o hadschi ali ben watson! tyroler : eine nachricht? zum teufel, auf dem brief ist meine volle adresse drauf! er nimmt der taube das brief eben aus dem scbnabel. sie schwebt wieder davon: tyroler : einen brieföffner, holmes. . i. engländer : watson, den yatagan.. watson langt einen malayisehen yatagan her und gibt ihn sir anthony: 1. engländer : geben sie acht, sir anton, die spitze ist vergiftet! 2. engländer : %um publikum ein andenken an unseren fall mit dem clou des cine-matographen., sir anthony öffnet den brief und entnimmt ihm ein gefaltetes blatt, er breitet es aus: tyroler : ja da legst dich nieder und stehst nimmer auf! holmes, ich muß sofort meine maske ändern. . sehen sie., da!! er zeigt holmes das auseinandergefaltete blatt. es ist mindestens einen ganzen qudrat-meter groß und mittendrin befindet sich der abdruck einer schwarzen band: i. engländer : mein geheimaktenschrank, sir anton, ist der ihrige, sie werden darin finden, was sie nötig haben.. sir anthony punchby springt auf und eilt in den geheimaktenschrank des sherlock holmes. man hört das umdrehen eines schlüsseis von innen: z. engländer : was jetzt, meister? ich schätze, die geschiente fängt an spannend zu werden.. i, engländer : sie wird es, lieber watson, sie wird es! holmes geht zum grammophon, wählt eine platte aus und legt sie auf. man hört den >saulocker<, einen zwiefachen, von der hallertauer bauernkapelle. während die Schallplatte abläuft: 338 i. engJänder : tyrol, mein lieber watson, ist eine zu den deutschen bundesstaaten des kaisertums Österreich gehörige ge-fürstete grafschaft und eines der merkwürdigsten län-der europas, sowohl wegen seiner natürlichen be-schaffenheit, als auch wegen seiner bewohnet, die sich durch redlichkeit, durch unerschütterliche treue gegen ihren landesfürsten und, wie alle bergler, durch eine seltene Vaterlandsliebe auszeichnen, tyrol, mein bester, grenzt mit einbeschluß des ländchens Vorarlberg an bayern, Salzburg, kärnten, an das lombardisch-vene-tianische königreich und an die Schweiz, es umfaßt 516 quadratmeilen mit ungefähr i'220'ooo einwohnern in 22 Städten, 28 kirchspielen und 1 720 dörfern. . . 2. englander : for gods sake, meister, ich glaub es, ich glaub es! aber stellen sie doch jetzt bitte das parlophon ab. ich will nicht ganz die erinnerungen an grieg verlieren, ich muß gestehen, ich verstehe noch viel zu wenig von der gewiß sehr schönen kriegsmusik dieser wackeren alpenbewohner. . bolmes stellt mit feinem lächeln das gram mophon ab und begibt sich wieder %u watson. plötzlich ertönt aus dem kästen ein starkes klopfen: englander sir anthonys stimme 1. englander sir anthonys stimme 1. englander sir anthonys stimme englander : was gibt es, sir anton; warum kommen sie nicht heraus? ihre maske ist doch wohl fertig, oder brauchen sie etwas? r aus dem kästen psst, holmes, die wände haben obren! : gut, man sagt so. aber kommen sie doch schon heraus, wenn sie fertig sind! : ich kann nicht.. : und warum nicht? : zum teufel, ich habe den Schlüssel verlegt, gerade steckte er noch in der ledernen hose, die ich ausgezogen habe, jetzt kann ich ihn beim besten willen nicht mehr finden! haben sie keinen zweiten ? : %ieht einen zweiten schrankschlüssel aus der brusttasche und geht auf den geheimaktenschrank zu verzeihen sie mir nur dieses mal, lieber watson, aber ich hatte den zweiten Schlüssel, als wir damals in tibet I den fall mit dem sarg neben der höllenmaschine lösten, aus der abgegangenen lawine geborgen und zur besseren aufbewahrung bei mir behalten. . er sperrt auf o ja, es war ein wunderschöner vorfrühlingstag. . die Schranktür geht auf, und heraus tritt ein äußerst hübsches mädchen in matrosen-an%ug, geht an holmes vorbei - dieser kratzt sich den köpf - und inspiziert schnippisch das arbeitszjmmer: mädchen : es ist auch heute ein wunderschöner frühlings-, wenn auch nicht gerade vorfrühlingstag. ich sah sogar ein allerliebstes meisenpärchen, das sich an der hydepark-corner einem angeblich blinden tschinellenspieler auf die schultern gesetzt hatte und trotz aller bewegung -der bittsteiler schlug wie toll mit seinen instrumenten aneinander - nicht zum weiterfliegen zu bewegen war.. sie geht %ur Standuhr und vergleicht die zeit mit ihrer eigenen : mädchen i. engländer mädchen 1. engländer mädchen 2. engländer i. engländer mädchen 2. engländer : ach, es ist fast elf, und die meisen werden sicherlich den mann von hydepark-corner bereits mit einem fertigen nest beehrt haben! sieht sich um hübsch haben sie's da. . welch schönes ausgezeichnetes bild! ein wundervoller alter meister! : o ja, ein echter joh. gottlieb auerbach. : und wer ist jener milde, freundlich blickende alte herr darauf? : das ist abt anton von adrnont. : ah, in der tat, ist er das ? : aber gewiß, meine dame, persönlich. : sir anthony, ihre maske ist wirklich einfach glänzend, sogar ich hätte sie jetzt nicht durchschaut! : mein gott, doktor watson, ich wußte noch gar nicht, daß sie zum ritter geschlagen worden sind, und anthony heißen sie auch. . ein hübscher name! wissen sie was? ich will sie einfach >tony< nennen. . ti ou enn wai. . zu süß auch! : sie sind leider im irrturn, meine dame, ich bin keineswegs nobilitiert worden. . 34o i. engländer 2. engländer : was nicht ist, kann noch heute oder morgen eintreten, sir james fenimore watson. . : und außerdem heiße ich, wie herr holmes bereits als mein Vorredner ausführte, nicht anthony, sondern james fenimore. fenimore nach dem großen cooper, james nach meinem vater, weiland hausarzt des her-zogs von buccleugh. aber sie können mich jim nennen.. holmes bricht in ein herzhaftes gelochter aus: i. engländer mädchen i. engländer mädchen 2. engländer 1. engländer mädchen 2. engländer mädchen 2. engländer mädchen : ha ha ha ha!! romeo capuleto watson fischt bei sir anthony punchby um komplimente.. : punchby? ist das nicht der mensch vom geheimdienst, den gestern die >schwarze hand< umgelegt hat? : geht auf das junge mädchen zu und schlägt ihm mit der band herzhaft auf die schulter. sie fällt hin und schaut verdutzt auf holmes sir anthony, sie haben mich überzeugt, sie sind der anton der tausend masken! ich kann nicht umhin, ihnen ganz herzlich zu gratulieren, aber stehen sie jetzt doch auf und machen sie der komödie ein ende, die wände sind hier schalldicht, dafür, das dürfen sie mir glauben, habe ich schon vor jähren gesorgt, hier wird sie außer watson und mir nicht einmal der liebe gott und seine engel hören. . : so helfen sie mir doch auf, sie grober mensch! wer hätte nur gedacht, daß der große weltdetektiv nicht die geringste begabung zum gentleman hat.. voll blauer flecken bin ich.. au. . : springt zu dem mädchen und hilft ihm auf sind sie verletzt, meine dame? : watson, du machst mir freude, ha ha ha! : o danke, jim. ist schon in Ordnung, ich heiße maud.. : wie geht es ihnen, maud? : wie geht es ihnen, jim? : wollen sie mit mir ein glas portwein trinken, maud? : gerne, jim.. watson führt das mädchen zu einem Sessel, sie setzt sich, er gießt ein. holmes, noch immer lachend, ergreift seine violine und spielt griegs »jeg elsker dig«. diesmal aber führt er den bogen ausgezeichnet: mädchen : oh grieg! edvard Sebastian grieg, der größte norweger 341 seiner heimat. wie wundervoll. . lauscht eine weile versonnen wissen sie, jim, herr holmes ist gewiß alles andere als ein feiner gentleman, aber die violine spielt er noch besser als larry moynihan, der stolz von tralee! einfach himmlisch., 2. engländer : o ja, das kann er. und gewiß ist er auch um vieles besser als larry, der stolz von tralee, den ich aber auch sehr schätze. . lauscht auch eine weile andächtig doch wenn sie ihn vorhin gehört hätten, maud, da war er noch viel besser, man konnte in der tat die Seemöven über den fjorden norwegens hören! mädchen : ach norwegen. . jim, wir beide müßten einmal zu- sammen nach norwegen reisen! z. engländer : fein, maud, das müssen wir unbedingt tun! aus dem geheimaktenschrank ertönt fürchterliches gepolter. eine faust donnert gewaltig gegen die türe; sir anthonys : for heaven's sake, man will you open that blasted stimme door?! holmes bricht betroffen sein spiel ab, sieht auf das junge mädchen, dann auf den schrank, nimmt aus seiner brüsttasche den Schlüssel und öffnet, heraus steigt ein Zirkusclown mit geschminktem gesicht, kariertem kleid und einer spitzen mutze, auf der eine große rote quaste ist: clown : wollen sie mich in ihrem hustenreizerregenden akten- staub krepieren lassen, holmes? in dem verdammten kästen hat es eine luft, daß ich lieber in einem gottverdammten affenkäfig auf einer offenen kiste mit olmüt-zer käse sitzen wollte, und das im pandschab, wo es grade am heißesten ist. . wer ist denn das junge frauen-zimmer? was sind denn das für zustände bei ihnen.. ? bin ich hier bei holmes in bakerstreet oder in einem pariser bordell?? 1. engländer : ich fürchte, ich weiß das selbst nicht mehr, sir an-thony.. er sjeht etwas gequält sein Jackett aus, krempelt den ärmel der linken hoch und läßt sich in einen sessel fallen: 1. engländer : watson, morphium ! meine malaria, die ich mir bei dem abenteuer mit der männlichen kammerzofe zugezogen habe, macht sich heute wieder mal infernalisch bemerkbar! watson springt auf, um seine är^telasche zu holen, maud sieht dem treiben die ganze Zeit verständnislos und mit offenem mund zu. indessen hat sich sir anthony gefaßt und beginnt lustige capriolen z» schlagen, er hüpft zur portweinflasche, trinkt aus ihr in großen schlucken, läßt sich auf die hinterseite fallen, springt wieder auf <&c. <ö°c. watson wäscht seine bände, entzündet einen Spirituskocher, um die injektions-nadel zu sterilisieren, und holt nach längerem suchen aus der Westentasche eine ampulle: clown : allez, hop, allez hop! 2. engländer : zieht die spritze voll und wischt den ober arm holmes* ab. er hält die spritze gegen das licht, Z°gert dann aber, legt sein Instrument beiseite und begibt sich in den geheim aktenschrank, der noch offensteht Mich soll es gar nicht wundern, wenn ich bei diesem hexensabbath noch fast meinen ärztlichen prinzipien untreu werde.. er schließt die türe hinter sich 1. engländer : good gracious, watson, wohin verschwinden sie denn nun wieder? watson streckt noch einmal den köpf durch die türe und ruft: 2. engländer : in diesem tohuwabohu hätte ich beinah meinen weißen ärztekittel vergessen, wie damals beim fall mit dem >liebesrausch des diebsfürstenc er verschwindet endgültig, der clown springt wie ein perchtenläufer vor dem wartenden weltdetektiv herum und ruft: clown : biene gib mir honig! biene gib mir honig! biene gib mir honig! &c. &c. i. engländer : verdammt nochmal, colonel, seien sie nicht zu kindisch !! dasjunge mädchen löst sich aus ihrer er starrung und schluckt vorerst einmal herzhaft. 343 dann rollt sie die äugen und sagt: mädchen clown mädchen clown i. engländer clown i. engländer : colonel? : pest und rinderseuche! ich bin verraten. . o holmes, was ist in sie gefahren? : jet%t schon munterer colonel! so, so. . : wissen sie, was sie jetzt angerichtet haben, holmes? : ach was, meine malaria, die ich mir bei dem abenteuer während der >eheirrung der lady ruth< zugezogen habe.. : was heißt >lady ruthmännlichen kammerzofe<. so sagten sie doch! : ist ja egal! und außerdem habe ich mir die malaria bereits dreimal geholt, das erste mal, wenn sie's genau wissen wollen, als wir die mörderhöhle von new lanark aushoben. . . ich will jetzt mein morphium. . watsonü wo steckt denn dieser veterinár wieder? waaatson! das mädchen ist aufgestanden und geht kokett auf den clown %u : mädchen : hallo colonel, wie geht es ihnen? clown : wie geht es ihnen? nach einigen augenblicken zum teufel, wer sind sie, was wollen sie von mir? mädchen ; sie dürfen mich maud nennen, colonel, und ich werde sie dafür onkel nennen.. hallo, uncle, huhuu!! clown : himmelherrgott, bin ich denn verrückt geworden ? da sitzt der große holmes, von dem ich mir hilfe im fall >die schwarze hand < erhofft habe, mit aufgekrempeltem ärmel und wartet auf sein morphium, doctor wat-son ist in das affenhaus von geheimaktenschrank, um sich einen weißen mantel anzuziehen und kommt nicht heraus, und jetzt springt mich da noch zu allem Überfluß ein junges frauenzimmer an und macht huhuu.. das mädchen hat die Injektionsspritze erblickt, nimmt sie unbemerkt und verabreicht sie dem clown in den hintern: clown : autsch, was war das? er zieht seinen körper krampfhaft ein, geht in tiefste kniebeuge, knurrt wie ein gefährlicher Wachhund, atmet darauf ein paar mal sehr tief und richtet sich langsam aber kraftvoll elastisch hoch, unter dieser handlung hört man das gleichmäßige, kräftige metallgeräuscb einer zahnradkurbel: clown : mit veränderter, jugendlicher stimme o boy! was für ein feiner frühlingsvormittag aber heute ist! ich will dem groom sagen, daß er mir doch noch den Wallachen aufsattelt, ha, was bin ich doch ein schneidiger junger hund! klatscht in die bände hey, timmy, her da, aber presto.. siebt das junge mädchen wohlgefällig an. seine gantre art hat jet^t etwas äußerst stutzerhaftes wie geht es ihnen, miss? schöner vormittag heute, ist's nicht so? mädchen : o ja, ein ganz wunderschöner frühlingsvormittag heute vormittag! schweigt einige augenblicke ich heiße maud.. holmes sitzt vollkommen apathisch in seinem bequemen sessel und hält seinen arm nach wie vor für die injektion bereit: clown mädchen clown mädchen clown : ich heiße anthony.. sir anthony punchby-punchby.. aber sagen sie doch lieber tony zu mir, maud. ganz einfach und simpel tony.. ti ou enn wai! hello, tony! wie geht es ihnen, tony ? hello, maud? wie geht es ihnen, maud? sie haben einen wundervollen Schneider, tony.. wo lassen sie arbeiten, tony? : bei hotchkiss & sons, maud.. sie nimmt seine band und glättet sir anthony einige nicht vorhandene falten am nicht vorhandenen rockaufschlag: clown : sehr laut, jedoch jovial hey, timmy, du verflixter kesselflicker, wo steckst du denn wieder? timmies stimme : aus dem kästen irgend so ein verdammter hundesohn hat mich da eingesperrt, ich bring die tür nicht auf, sir anthony! clown manchen clown timmies stimme : verzeihen sie, maud, man hat meinem groom die türe vor der nase zugesperrt, irgend so ein verdam. . hm, irgend so ein witzbold. . wo liegt denn der Schlüssel? : den hat wahrscheinlich herr holmes in der linken brust- tasche.. aber ich besitze einen dritten, das dürfen sie aber keinem menschen sagen, tony. da! gibt ihm den Schlüssel : ehrenwort! danke. . : aus dem kästen hier herin stinkt es wie in einem schimpansenkäfig. sir anthony, können sie nicht aufmachen? sir anthony öffnet diegeheimaktenschranktür, heraus tritt timmy, ein krummbeiniger irischer groom von etwa achtzehnjähren, timmy grinst %u maud hinüber: timmy clown mädchen clown mädchen i. engländer mädchen : tag, ma'am. . : du mußt mir den Wallachen aufsatteln, timmy, und für fräulein maud lizzy. so, und jetzt mach schnell, oder ich schieß dir eine ladung chilipfefFer nach.. hop hop! : oh fein, wir reiten aus!! o tony, sie sind wundervoll.. : gibt maud wieder den Schlüssel und geht in die offene türe entschuldigen sie mich für einen kleinen moment, ich lege nur reitdreß an.. verschwindet : o ja, reiten ist eine schöne und noble betätigung. das hat sogar herr holmes in dem abenteuer >in den kalk- gruben der opiumhöhle < gesagt.. : in plötzlichem aufbegehren watson, sie unglaubliches rindvieh, krieg ich jetzt mein morphium oder nicht?! ruhiger wenn er mich noch einige minuten weiter so in dieser in der tat ungeschickten Situation sitzen läßt, schläft mir der arm ein.. : sieht die leere Injektionsspritze am tisch oh, guter himmel! das morphium.. sie geht verstohlen zu einem regal, in dem eine flasche scotch steht, nimmt davon einen kräftigen schluck und begibt sich, den wkisky im munde behaltend, zur Injektionsspritze Zuruck' sie führt die nadel vorsichtig in den mund ein undfüllt auf diese art das leere Instrument, welches sie wieder an seine alte stelle legt: watsons stimme : aus dem schrank verdammt, die türe ist schon wieder eingeschnappt. öffnen sie doch, herr holmes! holmes steht auf und sperrt, etwas unsicher in den beinen, auf: i. engländer : endlich. . das anziehen eines weißen mantels hat einige zeit gedauert, watson! heraus tritt ein schneidiger junger Stutzer, sehr aristokratisch aussehend, reitrock, enge indische reit hosen, puttees, bowler-hat und reitgerte. ihm folgt timmy mit einer Schneiderpuppe, die die kleider einer modischen ama^one anhat: junger herr : wie geht es ihnen, mein herr? i. engländer : wie geht es ihnen, mein herr? timmy : tag, gov'nour. . junger herr : ein feiner vormittag dieser tag, ist es nicht so? i. engländer : ich vermute, es ist so. aber wo zur hölle steckt watson? er ruft in die offene türe hinein: i. engländer : hey, watson.. watson.. ? doctor fenimore watson, wollen sie mich zum besten halten? der junge herr, welcher sich inzwischen zu maud begibt: junger herr : schon wieder da, teuerste maud! war ich nicht schnell ? ZU timmy stell die kleider hier auf, aber fix! weist ihm einen platz in der mitte des ^immers an timmy : all right, sir.. placiert den mannequin an die angegebene stelle i. engländer : ruft noch einmal der teufel soll sie holen, watson! er fällt wieder gottergeben in seine alte Stellung im sessel: mädchen : oh, tony, sie sind großartig, sie haben an alles gedacht! junger herr : ich bitte nachträglich um erlaubnis, maud, ihnen dieses reitkostüm mitbringen zu dürfen! wollen sie es gleich anziehen? unsere pferde warten bereits vordem haus. . mädchen : ja, gerne, tony, aber wo soll ich mich umziehen? hier? geht das so vor herren auch wirklich? junger herr : aber liebste maud. . herr holmes und ich sind gentle- men, und vor timmy brauchen sie keine furcht zu haben, der schielt wie ein maulesel! mädchen : o ja, tony, da haben sie eigentlich recht, nur.. herr holmes? ist er wirklich ein gentleman? ich habe keine besonders guten erfahrungen. . boimes dreht sich wortlos samt seinem sessel der wand %u-' junger herr : na, sehen sie, maud ?! und du, timmy, gehst nach dieser seite der bühne und schaust dir das hübsche bild mit dem derbysieger von 1899 an! hop hop. . timmy kommt der anordnung nach, und der junge herr stellt sich in die gegenüberliegende ecke, biegt seine reitgerte spielerisch, wobei er einen flotten, zeitgenössischen gassenhauer pfeift: 347 mädchen tony, ich sage es ihnen zum zweiten mal, sie sind großartig. . der dreß ist ja von einem pariser Schneider!! sie fängt an, sich ihrer kleider %u entledigen. junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen : fein, daß sie ihnen gefallen, maud! : ich bin sicher, daß sie mir passen, tony. . sie haben einen unglaublichen blick für sowas! : wirklich? finden sie, maud? : ja, tony, sie sind ein modekünstler! : geschmeichelt oh, maud, ein unschuldiges hobby! ein dilettant im höheren sinne etwa. . : o tony, sie sind zu bescheiden. . : meine mutter war eine sanfte frau.. : haben sie geschwister, tony? : o ja.. perdita, meine ältere Schwester. . : o fein, tony! es ist gut, eine ältere Schwester zu haben. . : hrr hmm.. o ja, sicher ist es gut, maud. . : gehört dieser rekdreß ihrer älteren perdita - ich meine, ihrer älteren Schwester ? junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr i. engländer : aber rnaud, sie kleines baby, wo denken sie hin?! ich habe alles extra für sie anfertigen lassen! der junge st. laurent hat ihn entworfen. : o tony, das war schnell.. : oh, denken sie so? : tony. - : ja, maud? : ich freue mich, daß sie diesen reitdreß extra so schnell für mich haben anfertigen lassen.. : er wird ihnen ganz wundervoll stehen, maud.. : oh, ich hoffe es, tony! : ich hoffe es für sie, maud. : meine mutter ist auch eine sanfte frau, tony. . : wie wundervoll, maud.. : ungeduldig und durch die %ähne gepreßt himmel, arsch und zwirn, watson, erscheinen sie doch schon endlich mal aus diesem verdammten schrank sesam!! der junge herr dreht sich empört nach holmes um, erblickt dabei die sich schon in sparsamster unterwasche befindliche maud, welche ihrerseits einen kleinen koketten schrei ausstößt und beide bände gekreuzt vor die knie hält, der junge herr dreht sich verschämt und sehr hastig um : mädchen : oh tony!! junger herr : edel entrüstet herr sherlock holmes, ich muß sie schon bitten, es ist eine dame im räum! i. engländer : oh, das tut mir leid! mädchen : haben sie was gesehen, tony? junger herr : nein, maud, ich war geblendet.. mädchen : sie sind ein edelmann, tony! junger herr : ihre majestät, gott segne ihr andenken, schlug mich zum ritter. . mädchen : oh tony, sie sind auch ein edelmann des herzens, eine schöne seele, so meinte ich das. . junger herr : oh, danke maud!! maud bückt sich so, daß ihre wohlgerundete rückseite wie ein aufgegangener mond dem publikum zugewendet ist, und ordnet ihre ausgesogenen kleider: mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen i. engländer mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr mädchen : was für ein pferd werde ich reiten, tony? : eine stute, maud. . : prachtvoll, tony! und sie? : einen wallach, maud. . : oh! Zögert einige augenblicke und beginnt mittlerweile die kleider der Schneiderpuppe anzuziehen was ist ein wallach, tony? : ahem. . . wie soll ich ihnen das erklären, maud, . ein wallach ist eben ein. . ein . . nun, es ist eben ein pferd ! : so wie ein wilder mustang, tony! : o ja, maud, so ähnlich. . sehen sie, die wilden mustangs gibt es bei den roten Indianern und die Wallachen bei den rumänen.. : wo leben die rumänen, tony? : unwillig in der nordwestlichen mandschurei, fräulein maud, und auf chinesischen affenbrotbäumen! : oh, wie interessant! : Schnickschnack. . herr holmes ist ein lustiger witzbold, maud, und was er sagt, fast immer unrichtig.. in der tat aber leben die rumänen am schwarzen meer. . : oh tony, am schwarzen meer! wie wundervoll. . nach dort müssen wir zusammen reisen. . aber erst nach norwegen : o ja, maud, das wollen wir tun! :tony.. : ja, maud? : an was denken sie, tony? : was glauben sie, woran ich denke? : an ihren wallach, tony? : aber maud, wo denken sie hin! ? : oh, ich dachte nur so. . sie ist fertig angezogen und streift die falten glatt, nimmt die gerte und läßt sie durch die luft sausen : mädchen I am ready, gentlemen! sie dürfen sich wieder umdrehen ! die herren, einschließlich timmy, drehen sich um: 3 jo junger herr mädchen junger herr mädchen junger herr i. engländer mädchen oh maud, sie sind die geborene amazone! wie steht es mir? oh, es steht ihnen in der tat großartig, maud! oh, es ist wundervoll, daß sie das sagen, tony! sie sehen aus wie die göttin der Kavallerie, maud. Schwadroneur! au fein, tony! klatscht mit der gerte ans hein attention! tuuuuurn left! maaaarch! beide machen eine präzise kehrtwendung. aus der tu/t ertönt der »keel row«, und im tausschritt dieser melodie hüpfen sie in den offenstehenden geheimaktenschrank des großen weltdetektivs. timmy geht nach und ruft den verschwundenen hinterher: timmy i. engländer timmy stimme des dr. watson timmy i. engländer : guten ritt, sir! guten ritt, ma'amü : wenn sie schon dabei sind, timmy, so schreien sie doch auch gleich mal nach diesem verdammten watson! : soll geschehen, gov'nour! oh hadschi ali ibn watson, großer hakim inglisi, erscheine!! : sehr hohl aus weiter ferne tönend ich komme!!!!! : er kommt schon.. wirft die türe zu : oh, das hoffe ich! timmy geht zu den abgelegten kleidern mauds und beginnt sie der Schneiderpuppe anzulegen, licht auf Schneiderpuppe: timmy aha, zuerst die Strümpfe.. keine beinchen da. . schade! werd ich vorerst einmal einstecken. . so! die schuhe.. wie wundervoll. . stell ich vor mylady. . gestatten sie? so.. und nun einmal das Wüschen. . seemann, ach Seemann, der ozean ist weit! oh, du sagst es nicht.. sie paßt wie angegossen.. soo! oh teufel, jetzt habe ich vergessen, ihr vorerst den in der tat ganz wundervollen rock anzulegen.. aber tut nichts.. soo! er geht ohnedies ganz leicht rüber.. nun, was sag ich ?! ihr kammer-diener, mylady! und wie es paßt. . der nordwind und die sieben meere! westwärts hoo! salutiert aye, aye capt'n! i. engländer timmy i. engländer : sie sind ein äußerst geschickter junger mann, tim., wie lange sind sie schon bei sir anthony bedienstet? : zwei jähre und ein monat, gov'nour! : oh, wirklich? knurrt wenn ich glück habe, bleibt dieser watson. . watsons stimme : sehr, sehr hohl und aus weiter ferne ich komme. .. : höchste eisenbahn, sonst geht meine malaria von selbst zurück.. : mit deliberation eigentlich, wenn man es richtig nimmt, bin ich der geborne weiberheld! o ja. . in der tat! schon die alte frau doyle hat immer gesagt: du bist unwiderstehlich, timmy! wirklich, das hat sie gesagt. . wie dein vater bist du, hat sie gesagt, und wenn ich ein wenig mehr pech gehabt hätte, so könnte ich sogar deine mutter sein... er tanz/ um die puppe herum, macht komische Verbeugungen und legt dabei die band aufs herz : engländer timmy timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme : wie geht es ihnen, maud? ein feiner tag, maud? : o ja, timmy, ein ganz feiner tag! wie geht es ihnen, timmy? : fein, sie zu treffen, maud. haben sie schon tee gehabt, maud? : noch nicht, timmy. jetzt um ein uhr, timmy? : ach natürlich, fräulein maud, wie konnte ich auch nur so denken, ich bin ein narr, maud! : aber nein, timmy! sie sind gewiß kein narr, wissen sie, timmy, ich mag sie! : oh, wirklich ? das ist ja in der tat wundervoll! : das leben ist voller wunder, hat vergangenen sonntag reverend handiman gesagt! : ich bin sicher, daß reverend handiman vollkommen im recht ist, maud.. : gewiß ist er das, timmy.. : sie sind ein feines mädchen, fräulein maud! o ja, sicher, ich lüge nicht! : ehrlich? 3 5^ timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme : großes ehrenwort, maud! und ein ganz wundervolles matroesenkleid haben sie auch, es paßt ihnen großartig ! : ich liebe die marine, timmy. sie hat uns außerordentlich groß gemacht! : o ja, maud, ich habe sie auch wahnsinnig gern, wenn ich nicht bei sir anthony pferdebursche wäre, ich schwöre ihnen, dann würde ich am liebsten kapitän auf einem Ozeandampfer sein. . : oh timmy, geben sie doch ihre gewiß sehr gute stelle auf und werden sie kapitän ! : sie setzen mir ameisen ums herz, maud. soll ich das wirklich? : oh gewiß sollen sie das, timmy! : all right, fräulein maud, ich reiche noch heute abend meinen abschied bei sir anthony ein. . : oh timmy, warum erst heute abend? geht es nicht schon früher? : lieber nicht, sie müssen wissen, maud, ich habe heute meinen freien nachmittag. . : dann allerdings. . freie nachmittage unter der woche sind wundervoll, man kann detektivgeschichten lesen, oder mÖven füttern, oder pferde beobachten, oder auch gar nichts tun und nur den wölken am himmel nachsehn.. : das haben sie schön gesagt, maud. . : was, timmy? : nun, das mit den geschichten, den mÖven, pferden, wölken und so.. sie sollten ein buch schreiben, maud! : oh timmy, meinen sie, daß ich das könnte?! : verdammt, maud, ich lasse mir den köpf abschneiden, wenn sie das nicht können. . : oh timmy, jetzt muß ich wirklich ein buch schreiben, damit sie nicht ihren köpf verlieren. . timmy? : ja, fräulein maud? : werden sie mich auch mitnehmen, wenn sie auf große fahrt gehen, timmy? : klar, fräulein maud; erster klasse! : auch bis nach nordamerika!? : sicher, fräulein maud! : und nach tahiti? timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmv maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy maud's stimme timmy : sie sagen es, maud! : und nach Japan? : selbstverständlich, auch nach Japan! : da sehen wir dann den mikado? : sicher, maud. wir werden mit ihm tee trinken.. : timmy. . : ja, fräulein maud? : wenn ich aber seekrank werde? ich werd mich dann gewiß schrecklich aufführen. : sie werden nicht seekrank werden, maud. mein damp-fer ist nicht so ein alter kästen! ich kommandiere einen ganz neuen, ganz modernen, wissen sie?! : sie beruhigen mich, timmy.. aber wenn ich nun doch seekrank werden sollte? : oh maud, sie müssen vorerst trainieren, wir fahren ja ohnedies erst am nächsten sonntag ab. . : das ist wahr. . aber wo, timmy, soll ich trainieren? : haben sie diesen nachmittag zeit, fräulein maud ? : o ja, timmy, gewiß habe ich zeit, ich habe heute nachmittag meinen freien nachmittag.. : oh fein, genau wie ich! : ja, timmy? : hm, ja, ahem.. das heißt. . wie soll ich das sagen.. ich meine. . könnten wir uns nicht um drei uhr beim serpentinenteich treffen? wir nehmen ein ruderboot und trainieren gegen die Seekrankheit. . wollen sie, maud? : o ja, timmy, das ist großartig! um drei uhr, sagten sie? : um drei uhr beim pavillon. dann können wir zwei stunden rudern, und um fünf trinken wir unseren tee. . aber jetzt muß ich noch drei briefe für sir anthony zur post bringen.. : etwas entfernter schon ich sehe sie später, timmy. bye, byeü : bye bye, fräulein maud! nicht vergessen: drei uhr, pavillon serpentinenteich. . : noch ferner bye bye, timmy, bye bye. . : zu rieft selbst oh timmy, ich muß schon sagen, du bist in der tat ein verdammt schneidiger junger hund! er gebt %ur türe und kommt an holmes vorbei, der inzwischen eingeschlafen ist: timmy : da schau mal einer an: der große weltdetektiv schläft, während ich den schönsten weibern im ganzen könig-reich den köpf verdrehe. . bye bye, herr holmes, und träumen sie von doctor watson! ergeht durch die wohnungstüre ab. schon näher, aber immerhin noch genügend hohl, hört man watsons stimme : watsons stimme : ich komme, meister, ich komme!! holmes fährt aus dem schlaf hoch und ist sofort hellwach: i. engländer : zum kuckuck und verschiedenen anderen vögeln, nun hör ich den dämlichen watson schon im träum. . läßt den arm sinken und reibt ihn wach eingeschlafen, versteht sich. . steht auf und geht %u der am tische liegenden spritze schließlich kann ich nicht bis zum gerichtstag warten. . nimmt die spritze und stößt sie in den unterarm well, doctor watson, das wäre ihre pflicht und Schuldigkeit gewesen.. er verpackt alles gerät in die ärztetusche und bringt sie weg. nach einigen augenblicken beginnt er aber zu schlucken und schneidet grimassen von exemplarischer komik : i. engländer : hiccup.. na sowas?! sieht die angekleidete Schneiderpuppe und geht auf sie zu archbishop! oh Verzeihung. . ja da schau ich ja! sir anthony punchby-punchby! ausgezeichnete maske sir rülpser arrnthony. . wie geht es ihnen, alter freund ? sir anthonys : wie geht es ihnen, mein lieber holmes? stimme i. engländer : hiccup, alter freund, das ist gut, daß ich sie treffe. . ich hab mich hier in diesem schönen wald verirrt. . kann dem erfahrensten sportsmann passieren, ist es nicht so ? rülpst upsadaisy. . sir anthonys stimme i. engländer sir anthonys stimme i. engländer : verdammt dichter wald hier, da haben sie recht, man sieht kaum die hand vor den äugen vor lauter eichen, rüstern, ulmen und buchen! aber ein schöner wald, holmes. einen schöneren rinden sie auf der ganzen lustigen alten insel nicht. . : haben sie schon was getroffen, punchby? : nicht zu viel, ein paar Steinadler und einen wilden kakadu.. grade der federnwert, sonst nichts! das fleisch ist zu zäh, holmes, und auch nicht besonders schmackhaft.. übrigens: wo haben sie ihre büchse gelassen? : bereits stockbetrunken uppsala! büchse, hn? ah, meine Winchester. . ja.. die büchse.. ja, die steht dort bei dem bäum, sehen sie? dort steht meine lustige, gute alte winchester. . er geht %u dem gewehr, das an der wand hängt, schultert es, set^t im vorübergehen einen deer-stalker-hut auf und geht wieder Schneiderpuppe: i. engländer : so. sir anthony, in warfen und wehr. . wo sind sie, die schnellen vögel der luft? er greift in die brüsttasche und lädt die büchse mit dem geheimschrankschlüssel: i. engländer : ha, der gehört mir schon!! er reißt die büchse hoch und feuert sie ab : i. engländer : take this! man hört das geräusch eines Schrapnells, das kur^ vor dem krepieren ist, dann fällt ein ausgestopfter Steinadler von der trimmerdecke und holmes vor die fuße : sir anthonys : Weidmanns heil, holmes! ein meisterschuß 1! stimme holmes stellt taumelnd die büchse vor seine Zßhe und posiert mit derjagdtrophäe wie für ein foto : i. engländer : oh, ich danke ihnen, sir anthony. aber derlei dinge sind für mich bagatellen.. ups! jö man hört jefirt watsons stimme schon ganz nahe, aber noch immer sehr hohl: watsons stimme : ich komme, meister, ich komme! eine turmuhr schlägt die volle stunde und zwei schlage da%u: i. engländer sir anthonys stimme l. engländer sucht nüchtern %u denken und sieht auf die eigene uhr oh, bereits zwei uhr nachmittags, ich glaube, sir anthony, sie müssen bald daran denken, nach der bank von england zu gehen! sicher, holmes, unsere wette gilt nach wie vor. . betrunken und launig lobet gott den herrn! sir anthony punchby-punchby, ein zweiter raffles, beraubt die bank von.. sein satz wird durch den scharfen knall eines gew ehr es abgebrochen, die Schneiderpuppe stürmt getroffen \u boden: sir anthonys i. engländer sir anthonys stimme i. engländer : ahhh! je suis blesse! : plötzlich vollkommen nüchtern und in alter frische verdammt, punchby, sind sie verletzt? legt seingewehr ab, beugt sich zu der puppe und untersucht sie diese schurken.. : ah, ich sterbe.. die >schwarze hand<. . leben sie wohl, holmes, und rächen sie meinen tod. . aaah.. die stimme verröchelt mausetot! erhebt sich langsam; grimmig well, jetzt mag gott dieser >schwarzen hand< gnädig sein.. im schrank ruft watson und trommelt dabei an die türe. 2. engländer l. engländer : hallo, meister, öffnen sie um gottes willen, ich bin am ende!! : sucht in der brusttasche nach dem Schlüssel, besinnt sich jedoch und zieht ihn am dem geschossenen adler Öffnet die türe; spöttisch willkommen zuhaus, doctor watson! doktor watson in schnellfeuerunterwäsche, mit Sockenhaltern an den waden, taumelt 3 5 7 erschöpft aus dem kästen, auf seiner brüst ist eine schwarte hand: 2. engländer : wie geht es ihnen, meister? 1. engländer : wie geht es ihnen, watson, alter junge? Vorhang ende des ersten aufzugs. musik: >scotland the brave < zweiter aufzug wenn der Vorhang wieder aufgeht, sitzen holmes und dr. watson wie %u anfang beim portwein. die Schneiderpuppe ist jedoch verschwunden, desgleichen der adler. deerstalker sowie Jagdgewehr befinden sich am alten plafi? : 2. engländer i. engländer 2. engländer 1. engländer 2. engländer : wie geht es ihnen, meister? : wie geht es ihnen, watson, alter junge? sie haben auf sich warten lassen, was ist passiert? mir selber hat blödsinnigerweise geträumt, daß man den guten alten punchby auf der jagd umgelegt hätte.. zu komisch! aber das ist jetzt nicht so wichtig, wie sehen sie denn aus? die zeit der alten römer ist doch schon einige säkula vorüber.. : was heißt alte römer. ich wollte, wie sie wissen, nur meinen weißen kittel holen, und wie ich denselben vom kleiderhaken nehme, spüre ich ein kaltes eisen im rücken, keine bewegung, doctor, sagt eine unbekannte, jedoch schneidende stimme, man schiebt mich zu einem automobil, zwingt mich einzusteigen und verbindet mir die äugen.. : na und? : verdammt, meister, dann weiß ich nichts mehr, wahrscheinlich hatte man mir ein betäubungsmittel injiziert, denn erwacht bin ich irgendwo auf der landstraße nach epping und in dem zustand, in dem sie mich nun sehen! 1. engländer : ich sehe sie, watson. aber ziehen sie jetzt etwas an, denn ich vermute, wir kriegen bald einen besuch und zwar von einer dame. . 2. engländer : dann muß ich mich in der tat beeilen. . i. engländer : sicher, watson, das müssen sie.. watson geht wieder auf den geheimaktenschrank \u und will hinein, holmes springt auf und hält ihn zurück : 1. engländer : stop, watson! einmal genügt.. gehen sie besser durch die wohnungstüre. . 2. engländer : sie sagen es, meister! ergeht durch die wohnungstüre ab. dumpfer fall, ein bild ist von der wand gestürmt: i. engländer : die dame ist schwarzhaarig, von südländischem typus, schlank, elegant, ihre äugen sind leicht umschattet, ihr parfum, das sie aus marocco bezieht, wird in rabat eigens für sie angefertigt und ist einzigartig in der gewiß an ausländischen wohlgerüchen nicht armen londoner demi-monde. consuelo, die frau mit den tigerschlangen !! es klingelt i. engländer : entrez! herein kommt ein würdiger, weißhaariger geistlicher der anglikanischen hochkirche. über seinem haupt schwebt ein heiligenschein, an der schulter trägt er einen leinen-behälter mit golf stocken: reverend : mister sherlock holmes I presume? i. engländer : derselbe, wie geht es ihnen, reverend? reverend ; wie geht es ihnen, herr holmes? i. engländer -wollen sie nicht platz nehmen, reverend? schöner nachmittag heute nachmittag. . der geistliche set%t sich umständlich und stellt seine golf stocke ^wischen die kniee: reverend : danke, herr holmes.. es sieht ein wenig nach platz- regen aus.. i. engländer reverend i. engländer reverend i. engländer reverend i. engländer reverend : oh, wirklich? das tut mir in der tat leid! darf ich ihnen ein glas portwein anbieten, reverend ? : oh bitte ja. aber nur ein ganz kleines schlückchen. mir steigen alkoholische getränke so leicht zu köpf. . : gießt ein ist das zu viel, reverend? : o nein, herr holmes, danke, akkurat mein quantum.. : gießt auch sich ein auf ihr wohl, reverend! : auf ihres, herr holmes.. : und was kann ich für sie tun, reverend? : ach ja, was können sie für mich tun? ja, was kann ein mensch tatsächlich für den anderen tun? eine interessante frage, herr holmes! und was darf ein mensch für den anderen menschen tun, und was darf ein mensch nicht für den anderen menschen tun? alles fragen, die zu beantworten, wie schon st. paul im zweiten brief an die korinther betont. . es klingelt i. engländer reverend : verzeihen sie, reverend, es klingelt. : oh, richtig! es klingelt in der tat. . es klingelt ein zweites mal: i. engländer reverend : ja, reverend, in der tat. . steht auf um zu öffnen einen augenblick! : betont und nachdrücklich oh, wie interessant. . es klingelt sogar zweimal hinter-einand, es muß wichtig sein.. consuelo, die von holmes antizipierte frau mit den tigerschlangen tritt ein. ein wirkliches flair von exotik umhüllt ihre reizende, zierliche gestalt: ■ consuelo i. engländer consuelo : mit leichtem akzent mister holmes, the world's greatest detective I suppose?! : oh, sie schmeicheln mir, meine gnädigste. . : wie geht es ihnen, herr holmes ? i. engländer consuelo i. engländer wie geht es ihnen, lady consuelo? ach, herr holmes, schrecklich, ich bin ganz außer atem! ich bitte sie, treten sie näher und nehmen sie doch platz! er bringt consuelo, die ein kleines vulkan-fibre köfferchen trägt, %ßm portwein i. engländer consuelo i. engländer reverend i. engländer reverend consuelo reverend consuelo i. engländer reverend i. engländer darf ich ihnen ihr köfferchen tragen, lady consuelo? oh danke, sehr liebenswürdig von ihnen, herr holmes, aber das tu ich doch lieber selbst.. oh, ich sehe! aber bitte, nehmen sie ]5latz. dies ist reverend. . wie war doch ihre anschrift, reverend? reverend waverley handiman, 23 belsize crescent, london n. oh, wie konnte ich es nur vergessen?! dies, lady consuelo, ist der ganz ausgezeichnete gelehrte der älteren kirchengeschichte, reverend waverley handiman.. 23 belsize ctescent, london n. wie geht es ihnen, reverend ? wie geht es ihnen, lady consolator? oh, ganz entsetzlich entsetzlich, soeben bin ich einem unhold mit brille, Schnurrbart und geröteten äugen begegnet, und denken sie sich, meine herren: er lief nur mit Unterhosen und hemd bekleidet! poing! die schamlosen sind die vorreiter des antichrist! sie sagen es, reverend! consuelo stellt ihr köfferchen auf den tisch: i. engländer consuelo reverend consuelo reverend : und was kann ich für sie tun, lady consuelo? : herr holmes, sie müssen mir helfen, ich fühle mich meines lebens nicht mehr sicher, man verfolgt mich seit einer ganzen woche.. : das ist ja schrecklich! und wer, wenn ich fragen darf? : es ist mir sehr peinlich, reverend, aber ich muß gestehen, es ist ein amtsbruder von ihnen, was sagen sie dazu, herr holmes? ein amtsbruder, ein diener der hochkirchc, ein heiliger sozusagen! stellen sie sich vor, sie als mann meine ich jetzt, werden von einer heiligen verfolgt! : 00h! consuelo i. engländer : ja! und das wäre dann trotzdem noch immer nicht dasselbe, denn ein mann kann sich ja wehren, aber eine junge frau? was soll ich tun, herr holmes? : nun, lady consuelo, in ihrem fall haben sie sehr recht getan, mich in ihr vertrauen einzubeziehen, weil. . ein eigenartiges klopfen ertönt aus dem höfferchen. reverend consuelo reverend consuelo reverend consuelo reverend consuelo reverend ooh, was pocht da in ihrem so ausgezeichneten köffer-chen, meine dame?! ach, wissen sie nicht? das sind meine tierchen.. tierchen? ja, meine süßen lieblinge! : ooh, sicher ganz allerliebste kleine meerschweinchen oder gar goldhamsterchen ? aber luftlöcher sollten sie schon anbringen lassen, meine dame. ja sagen sie, reverend, haben sie etwa noch nie von mir gehört? ich bin consuelo, die frau mit den tigerschlangen ! und in dem koffer da sind.. . tiger-schlangen?? ja meinen sie, ich trüge meerschweinchen spazieren? du heiliger strohsack, das ist ja ganz überaus schrecklich! er springt auf, der koffer fällt vom tisch und geht auf. auch holmes springt wie von der bekannten tarantel gestochen auf: l. engländer : passen sie auf, mann, der kleinste biß ist tödlich!! reverend : hilfe.. er will fort, stolpert über seine golfschläger, die er noch ^wischen den keinen hat und verliert den heiligenschein. holmes, der schon beim schrank ist, ruft ihm %u : i. engländer hierher reverend, schnell!! der geistliche rappelt sich auf und springt kreischend %um schrank, holmes öffnet, beide treten ein und verschließen die iure hinter sich: eine fremde stimme aus dem kästen, triumphierend und höhnisch haha! die falle ist zu! wie geht es ihnen, herr holmes? wie geht es ihnen, sir anthony punchby-punchby? 362 consuelo hebt das köfferchen auf und lockt die imaginären schlangen %urück. sie verschließt den koffer, set%t sich in aufreihender pose in einen sessel und entzündet eine zjgarette> die sie an eine super lange spitze steckt: consuelo : wie geht es ihnen, herr holmes? wie geht es ihnen, sir anthony? die wohnungstüre geht schwungvoll auf, und watson in Sportjackett, kniehosen und hellen Wickelgamaschen tritt äußerst frischrasiert und -gelaunt ein. da er lady consuelo, die er noch nicht kennt, sieht, nimmt er höflich seine achtteilige radsport-mütze ab und verbeugt sich: 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo : o Verzeihung! ich bin doctor watson, herrn holmes' freund und schüler. . : wie geht es ihnen, lieber doctor watson? : wie geht es ihnen, gnädige frau? : o danke, doctor, ganz ausgezeichnet, ich bin consuelo barclay und dachte ihren freund, herrn holmes, hier anzutreffen, allein es scheint mich irgendwie vergessen zu haben.. wollen sie sich nicht zu mir setzen, doc? : oh, darf ich, frau barclay? : fräulein, bitte.. aber setzen sie sich doch schon her, ich will sie keineswegs beißen, oder seh ich so aus? er nimmt neben ihr plat^ ■ 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer : danke, fräulein consuelo. . ich denke, es ist unverzeihlich, daß holmes sie warten läßt! : .; y si yo dijera que no? ich meine, das ist nicht so schlimm, doctor watson.. : das ist schön, fräulein consuelo! : das finde ich auch.. : gnädiges fräulein sind doch Spanierin? : oh, nicht ganz.. ich komme aus Uruguay, meine mut-ter war Spanierin, mein vater jedoch engländer. . generál barclay. sie kennen doch seinen namen. er ist mit der geschichte meines Vaterlandes untrennbar verbunden ! : ich gratuliere ihnen, fräulein barclay! : oh, danke vielmals. . aber wozu? : nun, zu ihrem ruhmreichen herrn papa. . consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2, engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo : ach natürlich. . ich danke ihnen, doktor watson. . : mein alter herr, müssen sie wissen, war hausarzt des herzogs von buccleugh. . : i que interesante! das ist sicherlich ein äußerst verantwortungsvoller posten gewesen, doctor. . : oh, sicher war er das: mylord, der herzog, war stets bei zarter gesundheit, aber mein papa brachte ihn dennoch bis ins achtunddreißigste lebensjahr durch. . : den herzog? : in der tat, fräulein consuelo! : sagen sie, liebster doctor. . eine etwas diskrete frage. . wie alt ist ihr freund, ich meine herr holmes, eigentlich? ich finde es unglaublich schwer, ihn auch nur annähernd zu schätzen.. : herr holmes hatte vor drei wochen sein einundvierzigstes Wiegenfest, fräulein consuelo! : ein mann im besten alter. . : man sagt so. . : und wie alt sind sie, doctor watson? : ich werde im sommer sechsunddreißig.. : ein schönes alter. . : man ist immer so alt, wie man sich fühlt! : das ist wahr. . : ich wünschte, ich wäre jünger, fräulein consuelo. . : aber nein, wirklich? sechsunddreißig ist für einen jungen mann doch kein alter.. : um der Wahrheit die ehre zu geben: ich bin schon achtunddreißig. . : das sollte man nicht meinen, doktor. jetzt schwindeln sie! : sicher nicht.. : mein vater, der general, wurde hundert jähre! : das ist in der tat ein hohes alter.. : und wie alt möchte herr holmes werden? sie haben doch als sein arzt und helfer gewiß einigen einblick in seine zukunftspläne.. : das tut mir aufrichtig leid, fräulein consuelo, aber darüber hat er zu mir noch nie gesprochen. . : und wieviel jähre denken sie, daß er sich wünscht? : herr holmes, nicht wahr? : sicher, doctor watson. . 364 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer consuelo 1. engländer consuelo 2. engländer consuelo 2. engländer : nun, ich denke, mindestens hundert, alle menschen möchten hundert jähre alt werden, wie ihr verehrter herr papa! : da haben sie ganz bestimmt recht.. aber wieviele werden so alt? : well, ich vermute so zwei-drei pro jähr, wenn es sich um einen gesunden landstrich handelt, in dem sie leben! : sie sind eine lebemann, doctor watson? : um himmels willen, nein! wie kommen sie darauf, fräulein consuelo ? : das ist ganz einfach: weil alle engländer lebemänner sind, wenn sie monokel tragen.. : aber ich trage doch brillen. alle ärzte tragen brillen, fräulein consuelo.. : ach ja! aber die hatte ich vollkommen übersehen, ich dachte wahrhaftig, sie trügen ein monokel.. : mein vater, der hausarzt des herzogs, trug stets ein monokel.. aber ich schwöre ihnen, fräulein consuelo, daß er niemals in seinem leben die absieht bei sich getragen hat, ein lebemann zu werden, und sei's auch nur für eine einzige stunde.. die ausnahmen bestätigen die regeln. . das ist wahr! : aber irgendeinen dämon, doctor watson, haben sie dennoch in ihrer seele verschlossen. . ich fühle das! ihre äugen.. o jaa! ihre äugen sind es! doctor watson, jetzt müßte ich mich eigentlich fürchten.. verstehen sie mich? ich müßte mich in dieser Situation vor ihnen fürchten! seien sie versichert, fräulein consuelo, sie haben nichts zu befürchten: ich bin gentleman und engländer! ich glaube es ihnen, doctor watson. aber wissen sie, weshalb ich Herrn holmes aufgesucht habe? ich habe nicht die geringste ahnung.. ihnen darf ich es ja ruhig sagen, doctor.. ich werde von einem lebemann verfolgt. . wie schändlich! von einem geistlichen herrn, können sie sich das vorstellen ? es bedarf gewiß einer gewaltigen phantasie.. consuelo : oh, diese weit ist voller geheimer und unglaublicher 365 laster, doctor! sind sie jemals schon von montevideo nach london gefahren? 2. engländer : sicher. . das war im februardes Jahres 1897, als wir das mystérium des turnzimmers lösten. . wir benützten ihrer majestät schiff >the royal hornpiped consuelo : hornpipe? ist das auch das kanonenboot, welches vor kapstadt explodierte, doctor watson ? vor zwei wochen war das, ist es nicht so? 2. engländer : sicher! verbrecherische elemente. . wahrscheinlich die >schwarze hand <. consuelo : sie sagen es, doctor watson! ay, madre de dios, wie schrecklich! es pocht wieder laut vernehmbar aus dem köfferchen, watson jedoch hört nur das geräusch, weiß aber nicht seine herkunft : 2. engländer : oh! irgendetwas pocht hier, was mag das sein? consuelo : mein herz, doctor.. 2. engländer : wie interessant! haben sie das öfters, fräulein consuelo ? consuelo : immer, wenn ich von so schrecklichen dingen höre! 2. engländer : und das regt sie immer sehr auf, sagen sie? consuelo : i claro que si, senor doctor! y aunque mi papá era generál, en su tiempo.. 2. engländer : ich bitte sie, fräulein consuelo, vertrauen sie mir als arzt! mit dem herzen darf man nämlich nicht spaßen. ein kleines Wunderwerk, das herz, aber wie alle feinen mechanismen. . sehen sie es pocht sehr stark weiter ihr herz ist nichts mehr und nichts weniger als das zentralorgan des gefäßsystems und somit des ganzen vegetativen lebens in ihrem gewiß sehr entzückenden körper. es hat, wenn ich so sagen darf, die gestalt eines kegels, eine vergleichung, die zwar nicht ganz richtig, da die quer schnitte nicht genau kreisförmig sind, aber doch die angemeßenste ist, indem man sogleich deren eine spitze — apex seu mucro - und eine breite grund-fläche - basis - unterscheidet. . consuelo : um gottes willen, liebster doctor, sie sind ein sadist! sie machen mir nur noch mehr angst mit ihren ausfuhrungen, ach! ich fühle mich schon ganz seziert.. 366 z. engländer consuelo 2. engländer : oh, mitnichten, fräulein consuelo. aber ihr herz schlägt so überaus laut, daß ich sie bitten muß, sie sofort untersuchen zu dürfen. . : meinen sie das im ernst, doctor watson? : allerdings, und schämen sie sich keineswegs, nun sind sie beim onkel doktor und der ist kein mann, ich könnte es ja auch gar nicht verantworten, sie in diesem zustand ohne hilfe zu lassen. . legen sie doch bitte ihr oberkleid ab.. er zieht seinen rock aus, wirft ihn über den sessel und beginnt seine bände %i* waschen, er öffnet den geheimschrank und greift, ohne ihn diesmal %u betreten, hinein, holt seinen är^temantel hervor und triebt ihn an. in der brusttasche steckt bereits das hörrohr. consuelo zß&ert kokett, %ieht aber dann ohne weiteres ihre bluse aus und wirft sie neben watsons rock, es klopft sehr laut: 2. engländer : mit dem hörrohr an consuelos entblößtem rücken lauschend aha.. nun bitte atmen sie einmal stark ein. .. so! sehr schön.. und nun fest ausatmen... consuelo atmet mit einem etwas erotischen seufzer aus soo.. es klingelt heftig an der türe. consuelo fährt erschreckt zusammen, consuelo 2. engländer consuelo : o du lieber himmel, wie peinlich! wenn man mich hier so nackt sieht? was werden die leute denken? ich bitte sie, doctor, sie müssen mich verstecken!! : oh, meinen sie das in der tat? : das meine ich! sie können doch nicht meinen guten ruf zerstören.. watson nimmt consuelo an der band und läuft mit ihr in den sinistren geheimakten-schrank. er schlägt die türe hinter sich zu- höhnisches gelachter ertönt: maud's stimme zwei stimmen : jimmie, sind sie das? es klingelt stark jimmie, dr. watson, ich bin es, maud! wollen wir nicht nach norwegen reisen? es klingelt noch einmal : aus dem schrank, hohl und aus weiter ferne wir kommen!! die wohnungstüre öffnet sich, und das mädchen im matrosenan^ug kommt herein : mädchen : oh, Jimmy, wo sind sie? ich dachte, wir wollten zu- sammen nach norwegen? sie geht im zjmmer umher und stößt auf die bluse consuelos, welche neben watsons jägerrock liegt: mädchen : ooh? ist das nicht jimmies rock! oh sicher ist das jim- mies rock! oh Jimmy, wer hätte das gedacht.. und da wollten wir nach norwegen fahren. . zusammen. . sie zieht ein wenig durch die nase oh doctor watson, sie sind ein wolf! hören sie mich, sie sind ein böser, böser wolf! stampft mit dem fuß den boden jetzt werde ich lange nicht nach norwegen kommen. . oh, ich bin sehr unglücklich. . es fällt wieder ein ei von der Zimmerdecke und zerschellt vor maud: mädchen : oh, ein vogel! ob es wohl eine möve war? oder ein kuckuck. . nein! es war sicher eine brieftaube. . hallo, täubchen!! huhuu! winkt nach oben - die wohnungstür wird geöffnet, und timmy mit einer weißen kapitänsmütze tritt ein. er trägt einen schweren seesack über der schulter und wirkt äußerst maritim, er erblickt maud, die noch immer >huhuu huhuu< ruft: timmy : hallo, fräulein maud! ist sir anthony nicht hier? mädchen : oh timmy! wie geht es ihnen? timmy : eher tonlos wie geht es ihnen, fräulein maud? mädchen : nicht unfroh, timmy zu sehen sir anthony meinen sie? timmy : klar! sir anthony, meinen chef.. mädchen : oh timmy, sind sie aber dumm! wissen sie nicht, daß sir anthony im augenblick gar nicht in london ist? timmy : nun, dann geh ich eben so.. mädchen : was wollten sie denn von sir anthony, timmy? timmy : mein Zeugnis, wenn sie's genau wissen wollen! 3 68 mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy : oh, wollen sie sir anthony verlassen.. ? : das wissen sie doch ebenso gut wie ich, fräulein maud.. : ach ja, sagten sie nicht so? : sie sagen es, maud! : und nun wollen sie also zu see? als kapitän, ist es nicht so, timmy!? : mein schiff geht um sieben uhr abends nach afrika ab.. man wird sie auffressen, timmy.. und wenn schon.. es wäre doch schade um sie, timmy. . glauben sie? oh timmy, wie können sie nur denken, ich meinte nicht das, was ich ihnen sage?! : mädchen lügen ja doch immer, fräulein maud.. : ich aber lüge nie.. : niemals? : sicher, timmy, niemals! : und wie sie gesagt haben, daß sie um drei uhr beim serpentinenteich im hyde-park sein wollten und wie ich gewartet habe und wie sie nicht gekommen sind - war das vielleicht ehrlich von ihnen ? : serpentinenteich? oh timmy, das muß ich in der tat vergessen haben.. : sehen sie, fräulein maud! ich aber nicht. . : und nun gehen sie? r sicher gehe ich.. : und bis nach afrika. . : bis nach afrika und rundherum! : oh timmy, das ist ein weiter weiter weg. . bye bye, timmy! bye bye, fräulein maud.. timmy ? ja, fräulein maud? sagten sie nicht einmal, daß sie mich mitnehmen würden, wenn sie kapitän wären? : sicher sagte ich das.. und ? : warum wollen sie mich nun nicht mitnehmen, wo sie doch auf große fahrt gehen ? : oh, maud, mein schiff ist ein alter kästen, sie würden gewiß ganz jämmerlich seekrank werden! mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy mädchen timmy : oh timmy, ich werde sie bestimmt nicht belästigen, wenn ich seekrank werde, ich werde dann in meine kabine laufen und mich unterm bett verstecken, damit sie mich nicht zu sehen brauchen. . : oh, maud, unters bett brauchten sie ja gar nicht. . die kabine würde schon genügen! : also darf ich doch mit ? r meinen sie das ehrlich ? : großes ehrenwort, captain! : aber um sechs geht das schiff.. : nach afrika! : und tahiti.. : und nordamerika.. rund Japan.. : oh timmy, das ist fein! da sehen wir ja dann vielleicht den mikado? : sicher, maud. wir werden dann mit ihm gewiß tee trinken! eine schiffssirene ertönt sehr laut: timmy : hören sie, maud ? das ist mein kästen! wenn er zum drittenmal püüü macht, dann fährt er ab! mädchen : oh timmy, da müssen wir uns aber beeilen.. timmy : oh ja, maud. . sie nehmen einander an der band und laufen durch die wohnungsture ins freie: kurzer blackout wieder licht, die kleidungsstücke dr. watsons und consuelüs sind weggeräumt, stimmen aus dem geheimaktenschrank: stimmen : wir kommen!! musik: yscotland the brave*.. aus der sich öffnenden täre treten sherlock holmes und sir anthony puncbby alias reverend handiman. beide sind in der gleichen Verfassung wie vorher der Überfallene watson. auf der hemdbrust sittrt ihnen der verhängnisvolle abdruck der >schwar%en band<. die beiden machen zur musik tingeltangelartige tanzjchritte: 370 i. engländer sir anthony i. engländer sir anthony i. engländer sir anthony i. engländer sir anthony i. engländer : wie geht es ihnen, sir anthony ? : wie geht es ihnen, herr holmes? : haben sie schon ihren tee gehabt, sir anthony? : oh, bei der hölle, nein! siebt auf seine armbandubr es ist ja beinahe schon viertel nach fünf! : ich vermute, sie werden den tee nötig haben, wenn sie zur bank von england fahren ? : und sie, holmes, wenn sie ihr neues namensschild anschrauben .. : oh, seien sie nicht geängstigt, sir anthony, das laß ich von meinem vortrefflichen doctor watson besorgen! : und wann erledigen wir die >schwarze hand<, holmes? : sogleich nachdem ich von ihrem gelungenen einbruch in den millionensesam der bank von england gelesen habe! tanz aus- beide geben sich brüderlich die band und legen die linke auf die schulter. so treten sie an die rampe und sprechen gemeinsam : beide herren unser, in der tat, sehr ausgezeichnetes publikum: wir hoffen beide, daß ihnen dieses im gründe genommen gar nicht so üble theaterstück, »punchby in a box« oder »wie geht es ihnen, mein herr«, gefallen hat, und sollten sie an der fortsetzung dieses begonnenen aben-teuers weiterhin interessiert sein, so bitten wir sie, den demnächst erscheinenden band der serie der welt- DETEKTIV VERÖFFENTLICHT SEINE GEHEIMAKTEN ZU lesen, es ist dies die numrner 140 und betitelt sich: RICCARDO SACCO DER HUNGER KÜNSTLER UND DIE söhne srwAs! bis dahin ein herzliches bye bye und see you again! Vorhang ein auf tonband aufgenommener frenetischer applaus läuft ab und verklingt allmählich. wien, 1961 off to liverpool oder ein engel hilft mir frühaufstehn »meine hölzerne kabine, fräulein evangeline, ist mein kästchen..« (beecher-stowe: onkel toms hütte) sweet molly malone, blondine herr Johann palmerston, liebhaber ein weiblicher genius der freiheit in jeans & pullover herr thomas agincourt popper, ein amerikaner der autor des Stückes in jeans & pullover paulette, das Zimmermädchen, ein transvestit le commissaire maigret, nemesis ex machina etwa ab neun uhr morgens in einem pariser hotel und im april des gegenwärtigen Jahres : sowie am seineufer bei billancourt gegenüber der isle st. germain : autor : sweet molly malone, ein etwa zwanzigjähriges Straßen- mädchen irischer abstarnmung, bis unlängst aber in london lebend, da der verdienst in maida vale dem in der patrick-street in cork vorzuziehen ist, steht vor dem Spiegel eines kleinen pariser hotelzimmers und kämmt ihr blondes haar über das gesteht, nachdem sie diese Verschönerung zu ihrer Zufriedenheit vollendet hat, beginnt sie ihre oberlippe mit augenblau zu färben, in diesem augenblick betritt, anscheinend irrtümlich, herr thomas agincourt popper, ein leichtsinniger junger mensch den räum. . thomas : Verzeihung, ist das nicht nummer siebzehn? molly : es ist nummer zweiunddreißig, lieber mister.. sie Öffnet mit dem ^eigefinger den baarvorhang und blickt nach thomas: aber nehmen sie platz, die zwei Stockwerke irrtum werden sie müde gemacht haben. thomas : fein, ich bin in der tat etwas angeschlagen, im zweiten stock begegnete ich einem Zimmermädchen.. molly : so? und haben sie sie verführt? thomas : wenn sie schon so offen mit mir reden, will ich es zu- geben: ich hatte wohl die absieht.. molly : und wollte sie nicht ? thomas : o doch, aber im letzten augenblick kam ich darauf, daß paulette ein junger mann namens paul ist. . molly : und wollten sie nicht? thomas : ehrlich gesagt: es ging nicht.. molly ; so? thomas : der autor dieses Stückes kam mir dazwischen.. molly : er hat eben schneller geschaltet als sie. . thomas : was denken sie? nicht so! paulette oder paul tat ver- schämt und lief aus der toilette.. molly : wenn sie einen whiskey wollen, er steht hinter dem Waschtisch. . thomas : ich kann ihn vertragen. . molly ; schenken sie mir auch gleich ein glas voll. er holt den whiskey hervor und schenkt %weigläser voll, molly ist mit ihrem make-up fertig und wendet sich nun thomas ganz Zu: I molly : so. brave kleine mädchen müssen jeden morgen schön die zahne putzen, fröhliche gesundheit, cyril! beide trinken: thomas molly thomas molly : ich heiße aber tom. thomas agincourt popper. mein vater ist sidney coleridge popper, der möbel-popper. den namen werden sie ja kennen! : für mich sind sie der typische cyril. bleiben wir dabei.. : meinetwegen. : nehmen sie doch wieder platz, percy. thomas set%t sich wieder: thomas molly thomas molly thomas molly thomas molly thomas molly thomas molly thomas molly thomas autor thomas autor thomas autor : weshalb nennen sie mich jetzt percy ? : ich bin draufgekommen, daß in dieser Situation der name percy besser zu ihnen paßt, sie wirken für cyril zu schneidig.. : und wenn die schneid wieder abnimmt? : werde ich sie vielleicht michael nennen, was weiß ich. : sie haben eine ganz blaue oberlippe, mädchen. : haben sie schon von den ainus gehört, herbert? : dort oben in Japan. . : richtig, sie sind ein guter fotograf, frankie. : und sie sind ein ainumädchen. darum färbten sie ihre oberlippe blau.. : ja. und deshalb kämme ich mir auch die haare vor die äugen.. : wie sehen sie denn da, sie eingeborene? : fragen sie doch lieber den autor. ich habe ja nur den auftrag, nach seinem gutdünken zu handeln.. : er ist wohl sehr brutal mit ihnen, nicht wahr? : das geht sie nichts an, edgar! : allerdings. : was wollen sie gerne wissen, mr. popper? : ich wollte gerne wissen, warum fräulein... wie ist doch ihr name.. ? : maria magdalena malone, oder kurz: molly.. : also molly.. warum molly ein ainumädchen darzustellen hat? : ja, was denken sie? molly zjeht ihren morgenmantel aus und steht in ihrer unterwüsche da: 375 thomas : sich räuspernd ich denke eigentlich gar nichts.. ein ainumädchen ist sogar in paris eine seltene erscheinung, das kann man wohl sagen. autor : sicher kann man das. molly : soll ich die gardinen vorziehen, john? thomas : ja warum denn, molly? ich würde eher die fenster Öffnen, als ich um Zigaretten ging, fand ich, daß es ein herrlicher morgen sei. april in paris. . molly : paris ist nicht Hssabon, robert. thomas : %um autor ich denke, da hat molly recht! molly : ich habe immer recht, freddy. . autor : molly ist ein äußerst intelligentes geschöpf. sie hätte mit etwas mehr fleiß ohne weiteres geografielehrerin werden können. . molly : mein körper ist eine landkarte, bestätigen sie ihm das, hans! autor : sicher, mr. popper. mollys ausgezeichnet geratener körper ist eine ganze weitkarte, ich habe sie eingehendst studiert.. molly ; sehen sie, was selbst der autor dieses Stückes sagt! ver- suchen sie es doch einmal selbst, charles, und überzeugen sie sich von seinen worten. thomas : dieser autor... schon im zweiten stock kam er mir, wie gesagt, dazwischen. autor : entschuldigen sie, popper, es tat mir wirklich furcht- bar leid, aber schließlich muß doch jeder mensch einmal . . molly : hans wird seine Sonnenbrille aufsetzen und ich werde die gardinen vorziehen, ich bin überzeugt, daß er in diesem dämmrigen halbdunkel keine bewegung von uns sieht! thomas : ich weiß nicht... die gegenwart eines dritten würde mich denn doch etwas genieren.. molly : sie sind ein spießer, maximilian. hans ist doch nur der autor. den gibt es doch gar nicht! thomas : aber da sitzt er doch, am bett.. autor ; na entschuldigen sie, popper, irgendwo muß doch auch 37^ ein nichtexistenter sitzen dürfen, außerdem haben sie den einzigen freien stuhl beschlagnahmt und ich werde mich wegen ihnen keinesfalls auf die dielen hocken. . thomas : nun schön, ich will sie zu nichts zwingen, sie kind. gehen sie eben wieder in den zweiten stock zu ihrer paulette. . autor : thomas, thomas, sie sind, wie es scheint, etwas ange- schlagen, ihren letzten satz hätte jetzt fräulein molly sprechen müssen und nicht sie.. molly : ich glaube, die reizende paulette hat in ihm einen tieferen eindruck hinterlassen als ich zuerst annahm. . autor : Verwandlungen nehmen in letzter zeit an häufigkeit zu, molly. molly : so schaut es aus. . also, edward, wie ist es mit uns zwei hübschen? gehen wir jetzt ins bett oder bleiben wir draußen..? autor : mir sind die Zigaretten ausgegangen, ich will schnell um welche springen, auf später, kinder! thomas : aber klingeln sie vorher, wenn ich bitten darf, herr, herr. . . autor : sir roger augapfel.. autor geht ab: thomas : ach ja, sir roger. aber klingeln sie vorher. . zu molly ein brutaler mensch, dein freund roger. . molly : komm schon, alfie, und sei nicht zu zimperlich! thomas : der Vorhang, zum teufel, bleibt offen, ich will was sehen von der geografie! molly : oh james, ich möchte wetten, du hast irrsinnig viel haare auf der brüst! sie zieht ihn zum bett. der vorhang fällt. Vorhang auf. die gleiche einrichtung wie zuvor, molly und tbomas im bett. am boden, $yy ^wischen den stuhlen, hockt der genius der freiheit, ein junges mädchen mit jeanne d'arc-frisur. sie trägt genau wie der autor in der vorgehenden s%enejeans und schwarten rollk ragenpullover. sie hat die arme um die angezogenen knie geschlungen und stützt das kinn auf. man hört die leisen töne einer Schallplatte, modernja\Z quartett, und der genius pfeift halblaut mit : molly thomas molly thomas molly thomas molly thomas molly thomas molly thomas molly thomas molly genius thomas genius thomas molly thomas : mit paulette nehme ich es also doch auf, nicht wahr, john? : verdammt, ich heiße thomas, und mit paulette habe ich noch kein einziges mal geschlafen.. : schrei nicht so mit mir. außerdem hört man keinen einzigen ton von der musik.. : wenn ich schreie, dann ist das wohl im preis mit inbegriffen . . : du bist ein brutaler mensch, rodney. : zum teufel, ich heiße nicht rodney. rodney war einer der unsympathischsten menschen, die mir je begegnet sind, ein klassenkamerad.. : er hat dich wohl immer verprügelt, ha? : mich verprügelt keiner! : na na na na, gib nicht so an! so kräftig bist du ja wieder nicht! : es kommt darauf an. : ach so? dann war es wohl meine schuld? : ich sollte für einen augenblick hinaus.. : willst du auch um Zigaretten? : frag nicht so dumm, du weißt genau wozu. : aha, zweiter stock, aber paulette wird nicht mehr viel freude an dir haben. . : wozu habt ihr eine waschmuschel, ihr Waisenkinder? geh auf die waschmuschel, cecil. : du bist verrückt! : bürgerliche hemmungen, tommy! : wer ist denn eigentlich dieses freche junge gör da? war die etwa die ganze zeit über im zimmer? : ja freilich.. : wer ist sie denn? er will aus dem bett springen, besinnt sich aber und z^ht unter der decke seine hose an. dann steht er auf und geht auf den genius zu: genius thomas molly thomas molly thomas molly genius thomas molly : ein bißchen matt, herr popper, wie? : molly, wer ist dieses mädchen, was will sie hier? : sie ist mein genius.. : was soll das? so ein luder wie du will einen genius haben ? : was verstehst du schon von genien? was weißt du denn überhaupt von solchen höheren Sachen ? thomas agincourt popper, der söhn vom alten möbelkönig.. hahaha! : zum genius wer sind sie? was suchen sie hier? wohl von zuhause fortgelaufen und per autostop nach paris! man sollte ihnen den hintern versohlen.. : das tat dir so passen, tommy, was? wieviel würdest du für den spaß bezahlen. . ? : im ernst, für fünfzig neue francs dürfen sie es! : ich glaub wirklich, wir sind da in lissabon.. : keineswegs.. er beginnt sich anzukleiden, molly genius : kommst du zu mir ins bett, Schwester? : ja. ich bin ohnehin schon ganz zerschlagen von den harten dielen, könnte uns tommy popper nicht einen feinen teppich vom kaufhau s seines lieben herrn papa herschicken lassen? sie steht auf, zieht schuhe undJeans aus und legt sich zu molly: molly : ohne scherz, tommy, das könntest du veranlassen 1 thomas : habt mich gern, ich geh.. er schlingt seine kravatte um: molly : aber zuerst meine fünfundzwanzigtausend francs.. thomas : zehn genügen für dich auch.. molly : fünfundzwanzig, Hebung.. thomas : ich bin ja kein narr! molly : fünfundzwanzig. . genius : oder es wird dir leid tun, junger popper! thomas : keine drohungen.. es klingelt: thomas : moment noch. 379 er versorgt seine hose: molly genius thomas molly thomas genius thomas : fünfundzwanzig, mein honigkuchen. . : oder wir machen die türe auf! : das könnt ihr tun. mit dem autor werde ich noch lange fertig.. denkst du.. das denke ich! das wird dir leid tun! nur zu, fräulein.. das mädchen springt aus dem bett und läuft auf die türe %u- sie öffnet, nachdem sie Ttu thomas sagt: genius : soll ich? thomas : bitte schön. . die türe geht auf. während herr Johann palmerston eintritt, schlüpft der genius hinaus, palmerston macht hinter sich %u: thomas Johann thomas Johann thomas Johann thomas Johann : das ist hier nummer 3 2 mein herr.. : vielen dank, aber es ist unnötig, mir meine eigene zimmernummer zu sagen, was suchen sie eigentlich hier? : %u molly wer ist dieser mensch, molly? was hat das zu bedeuten ? : sagen sie mal, mann, wer gibt ihnen das recht, meine frau mit ihrem christlichen namen anzureden ? : ihre frau ? : jawohl, meine frau! stellen sie sich doch nicht so blöd, mensch! : das muß ein irrtum sein, lassen sie mich jetzt gehen. ich denke, ich habe hier nichts mehr verloren! : das hatten sie auch vorher nicht.. %u molly molly, was wollte dieser kerl hier? molly, die sieb bis hierher schlafend gestellt hatte, spielt die langsam erwachende: : uuuuuah. . ja, Johann dear? wie spät ist es denn. . sollte ich verschlafen haben? na so was! sonst hilft mir immer ein engel frühaufstehn. . hat er mich heute im stich gelassen ? : molly, kind, du mußt jetzt munter werden! schau, kennst du diesen menschen hier? : sieht auf tom huch! ein mann!! wie kommt dieser fremde mensch in mein zimmer! hilfe, Johann. . ach, ich hab ja gar nichts an.. sie greift nach dem schlaf rock und wirft ihn über: molly : aufstehend was will denn dieser mensch hier? hast du ihn mitgebracht, Johann dear? thomas : also, molly, das geht denn doch zu weit! zuerst.. Johann : hart keine Verstellung, du hundesohn, oder ich brech dich auf zwei gleiche teile. . er faßt ihn an der kravatte. molly, die endlich in ihre pantoffel gefunden hat, blickt querst thomas an, dann wendet sie sich hastig nach dem nachttischchen: molly : Johann, die dreißigtausend francs! er muß sie ge- stohlen haben, ich hatte sie abends dahin gelegt.. ein weißes kuvert mit der aufschrift »Versicherung«. . Johann : hab ich es mir doch gleich gedacht.. thomas : frechheit, diese hure.. molly fährt thomas kreischend ins haar: Johann : laß nur, molly. . ein einschleichdieb also, eine soge- nannte hotelratte, ja ja! guten morgen, mein herr, gerade zur rechten zeit, daß wir einander treffen. thomas : was erlauben sie sich, meine kravatte.. Johann : komm, komm, mein lieber, wo hast du das kuvert? heraus damit oder ich dreh dir den kragen um. . molly Johann molly molly %jeht thomas die brieftasche und versteckt sie unter einem kissen: thomas lassen sie mich los, sie erwürgen mich ja. . Jobann lockert seinen griff, behält thomas' kravatte jedoch in der jaust. Johann thomas Johann thomas Johann thomas Johann : also: heraus mit den gestohlenen dreißigtausend! und legen sie noch zwanzig dazu, sonst landen sie noch diesen schönen vormittag bei der sürete.. : sagen sie, hat sie auch dieser autor in dieses haus da herbestellt ? ich bin thomas agincourt. . : keine Vorstellungen, sie sind ein gauner, das genügt! fahren sie mit den fünfzigtausend raus oder.. : zum teufel ja, aber lassen sie mich vorerst einmal los. ich ersticke fast hinter meiner eigenen kravatte.. : er läßt ihn los so, aber jetzt dalli. . : ich will den autor als zeugen, ich bin das Opfer eines mißverständnisses. . : wozu denn autor? seien sie froh, daß kein zeuge dabei ist. oder wollen sie lieber zu allem Überfluß ins ge-fängnis ? : ich würde es riskieren.. thomas molly hat sich eine zjgarette angezündet und geht z»m fenster Johann molly Johann thomas legen Johann molly Johann : nicht frech werden, mann, nicht frech werden, sie lieber schnell ihre moneten auf den tisch.. . : unsre moneten, Johann dear.. : klar, molly malone, unsere moneten.. • aufbegehrend und wenn sie mich erwürgen, und wenn sie mich zehnmal erwürgen, ich will den verantwortlichen autor. er soll zeuge dieser sonderbaren transaktion sein.. : junge, junge, du tanzt mir ganz anständig auf dem nerv.. merk dir: wenn ich dich noch einmal am schlips erwische, dann sind die andern neun male nicht mehr nötig! : ach, laß ihm doch seinen willen, husbandchen, er soll seinen zeugen haben.. : gut. ruf ihn herein.. 382 molly geht %ur türe, öffnet und ruft: rnolly thomas Johann thomas Johann thomas moliy thomas Johann thomas : haaans! haaans! komm bitte schnell, wir brauchen dich als zeugen. . : zu Johann ja sagen sie mal, wach ich oder träum ich? ; sind sie mit dem zeugen verwandt oder verschwägert ,. ? was geht sie das an? antworten sie mit ja oder nein, angeklagter! sie stehen hier vor einem ordentlichen gericht! ich denke, ich bin heute zu früh aus dem bett. , hans ist nicht draußen, Johann dear! seilet sich dann warte ich, bis er vom zigarettenladen zurück ist. rügend angeklagter, wahren sie die würde des gerichtes: wenn sie sich setzen wollen, müssen sie erst um diese Vergünstigung ersuchen.. erschöpft jawohl, euer gnaden! es pocht an der fensterscheibe : molly Johann molly : was ist das? : regentropfen, vielleicht.. : das wetter ist zu herrlich, es regnet nicht., april. . paris.. der ganze kontinent voll Sonnenschein und liebe.. es pocht wieder leise an der fensterscheibe: Johann thomas : wie erklären sie sich das leise klopfen an der fensterscheibe, angeklagter? der regen kann es nicht sein. . sie verstehen doch: herrliches wetter, Sonnenschein seit sechs uhr morgens, april, paris, von lissabon keine spur, geschweige moskau oder präg.. wie spät ist es übrigens im augenblick.. antworten sie schnell, angeklagter, es hängt für sie verdammt viel davon ab! : meine uhr.. wo ist meine uhr? er blickt suchend auf seinen Unterarm: Johann : molly, er behauptet, daß man ihm seine armbanduhr gestohlen hat.. molly : das verschlimmert allerdings seine läge, Johann dear. thomas : molly, ich hatte doch die uhr nicht abgelegt, als wir ins. . Johann : mäßigen sie sich, angeklagter, sonst muß ich eine disziplinar träfe über sie verhängen. . thomas ; ich dürfte sie aber vielleicht doch abgelegt haben, ich hab es: sie ist im nachtkästchen. . er springt auf und öffnet die lade des nachtkästchens: thomas ; da ist sie! Johann : halt! rühren sie die uhr nicht an.. er drängt thomas ab und nimmt die armbanduhr mit einem hervorgezogenen taschen-tuch, als ob er fingerabdrücke vermeiden wolle, sorgfältig in die band: molly ; zj* thomas setzen sie sich, sie elender dieb.. sie drängt ihn wieder zum sessel und drückt ihn hinein: Johann : ein beweisstück mehr in der hand. wie erklären sie sich das, thomas agincourt popper? sie werden doch angesichts dieser unumstößlichen tatsache nicht mehr von Zufälligkeiten sprechen wollen, das wäre läppisch.. erneut leises pochen: Johann : willst du bitte ans fenster gehen, molly kind? thomas : verdammt, es wird ein vogel sein und ich bin in Ussa- bon und nicht in paris, wie ich dachte. molly zum fenster. sie öffnet: ■ ■ ■ - Johann : sehen sie, angeklagter, jetzt werden sie langsam ver- nünftig ! 3 84 molly beugt sich ein wenig aus dem geöffneten fenster, noch mehr, sie vertiert das gleichgewicht und strampelt einige augenblicke, dann stürmt sie mit einem lauten quietschen hinaus: Johann : und wie erklären sie sich den mord an fräulein maria magdalena malone, angeklagter popper? thomas : ich will mit meinem anwalt sprechen, von mir erfahren sie keinen ton mehr, das war mein letztes wort.. Johann : schön, wie sie glauben. der autor klettert durch das offene fenster in das ^immer herein : thomas Johann der autor nickt thomas freundlich %u: : das ist gut. mein anwalt. endlich zeit, daß sie kommen, sir roger. . : man erwartet sie bereits, hans.. autor Johann autor Johann thomas autor thomas autor Johann : das läßt sich denken.. : sie waren lange aus, hans. hatten sie Schwierigkeiten mit dem durchkommen? : aber nein, gar nicht, der verkehr ist um diese frühe stunde doch minimalst, außerdem sitze ich die ganze zeit über schon draußen am sims und genieße die frische luft. es ist herrlich heute.. : ich muß ihren mut bewundern, hans - im vierten stock sollte einem doch schon etwas der Schwindel packen, nicht wahr? : jawohl, Schwindel, das ist das rechte wort! sir roger augapfel, ich bitte sie, tun sie sofort etwas für mich, diese unwürdige läge geht mir schon langsam über die Hutschnur.. : sicher, sicher, herr popper, man versteht sie, glauben sie mir, allein.. : mister popper, wenn ich bitten darf: ich bin amerika- ner in paris! : mister popper, bitte schön, oder s'il vous plait, weil wir in paris sind. . %u Johann was werden wir mit ihm anfangen, herr palmerston. . : sollen wir ihn wegschaffen ? thomas autor thomas Johann autor Johann thomas autor : ängstlich wegschaffen ? was soll das heißen ? : herr palmerston meint beiseiteschaffen, da wir sie in diesem spiel schon längst nicht mehr brauchen, verstehen sie das? sie sollen auf irgend eine schlaue weise beiseite geschafft werden. . : springt auf was? ihr wollt mich umbringen? ich hab euch doch nichts in den weg gelegt! im gegenteil. . : er hat eine summe von etwa fünfzigtausend francs gestohlen, eine armbanduhr zu rauben versucht, und, last but least, fräulein maria magdalena malone durch das fenster geworfen, ich glaube das genügt, um ihn an die guillotine zu liefern! ; jovial aber, aber, wer wird denn so aufgeregt sein ? der köpf ist ja noch nicht ab.. : aber bald. . : sir roger! sie sind doch mein anwalt. tun sie etwas, sie wissen es, ich bin unschuldig.. : sicher, thomas, sicher, ich werde alles versuchen.. sehen sie zum beispiel einmal da durch diese lupe.. der autor hält eine große lupe gegen das fensterlicht, thomas sieht durch: ja: thomas : autor : sehen sie was, thomas? thomas : nein, ich kann beim besten willen nichts sehen.. Johann schlägt thomas den schaff einer plötzlich gezogenen pistole über den schädel. der getroffene sackt zusammen: autor : was sagen sie, palmerston, er sieht nichts? Johann : das glaubt man ihm gerne. . indem er sich zu dem bewußtlosen hinunterbeugt: Johann : es tut mir leid, alter junge, aber diese beule war not- wendig .. Zum autor hans, war sie wirklich notwendig? 3 86 autor Johann autor es klingelt: ■ was weiß ich, palmerston, wahrscheinlich! : ich muß schon sagen: in abenteuer treibst du uns d wie alles noch ausgehen wird? molly tot, thomas po] per tiefgekühlt am erdboden, unzucht zu so früh morgenstunde, eine minderjährige im stundenhot als zeugin gekaufter liebe.. • tröste dich, palmerston, ich will dir deine molly wi der zum leben erwecken.. da.. autor molly tritt ein: molly : come in! : kmder, bin ich schon wieder zerrauft!! ich muß mi« sofort frisieren, meine ganze ainuerscheinung ist nah zu flöten.. ™ geht zum spiegel md begimt wig ^ ^ /'* wMn, ein schaukelstuhl, in dem der °mas, mit einem eisbeutel versorgt, ziemlich angeschlagen sitzt : : wo bin ich denn da eigentlich.. auu, mein schädel, was ist denn das.. auu! tteoffwt behutsam die türe und tritt auf Zehenspitzen ein. sie hat einen frischen Beutel und wechselt ihn aus: P ulette . soo cjas ejs lm ajten jst schon ganz zerronnen. thotnas : ah, das tut gut.. erhli'ktaufpaulette: danke fräulein.. Paulette . bleiben sie nur hübsch still, nichts reden, sie müssen , sich erholen. . °mas : o ja, au, erholen, erholen ist gut, auu. . aber wie komm ich denn da herein.. paulette . denken sie jetzt nicht so viel, herr popper. °mas : sie kennen mich ? paulette : natürlich kenne ich sie. aber anscheinend haben sie mich vergessen. . tnomas : ich muß auf den köpf gestürzt sein.. vorhin. . oder wann war das? auuu.. und jetzt bin ich da. gut. aber wer sind sie nun tatsächlich, fräulein ? Paulette : ]ch bin die paulette, das Zimmermädchen, sie sollten mich doch wirklich noch erkennen, thomas.. Bornas .paulette, aha., das Zimmermädchen, ja., wo haben sie mich denn gefunden, paulette? paulette? paulette? o verdammt! die paulette!! er springt auf, verliert dabei den eisbeutel und greift mit einer grimasse nach seiner beule am hinterkopf: thomas < auuu! paulette ■ bleiben sie ruhig, thomas, setzen sie sich.. oder warten sie, legen sie sich besser gleich auf mein bett. ausgestreckt ruht man.. thomas : ausgeschlossen, das kann gar nicht in frage kommen, wenn mich jemand bei ihnen findet? paulette thomas paulette thomas paulette thomas paulette thomas paulette thomas paulette thomas paulette thomas paulette thomas paulette thomas paulette thomas paulette : aber thomas, wer betritt schon mein zimmer? oder haben sie angst vor mädchen? huhu, sie kleiner schüchterner. . : paulette, glauben sie nicht, daß ich schüchtern bin. sie erinnern sich.. . wenn heute morgen nicht dieser autor dazwischen gekommen war.. aber ich möchte ihnen einen möglichen skandal ersparen. : kommen sie, setzen sie sich wieder und lassen sie sich brav das eisbeutelchen auflegen.. so! und nun sagen sie mir, weshalb ich durch sie zu einem möglichen skandal kommen sollte, außerdem: Skandale sind immer unmöglich. . : glauben sie mir, es wird ein skandal, wenn man sie bei mir findet. . : aber woher, thomas. jeder, der mich kennt, weiß, daß ich ein.. na sagen wir, ein genügend freizügiges mädchen bin. und überdies in diesem haus? : auuu, mein schädel. . jetzt kommt mir erst alles schön der reihe nach zu bewußtsein. . : oh, um himmels willen.. : was haben sie denn plötzlich, paulette? : denken sie, thomas, eine laufmasche. und dabei habe ich dieses paar strumpfe erst heute morgen übergezogen, gefällt ihnen mein bein, thomas.. : sicher, paulette, ihre beine sind makellos, nur. . ich will offen zu ihnen reden, da ich hoffe, daß sie mich nicht verraten.. : hach, das klingt ja geheimnisvoll. . : werden sie schweigen, paulette? : aber tommie, ich bin doch keine kleine gans! : also hören sie zu, auuu.. hören sie... : ich bin ganz öhrchen. : ich befinde mich in einer verdammt prekären läge, ich werde von der polizei wegen mordes verfolgt. . : huu, wegen mordes ? du lieber himmel! : aber ich schwöre ihnen, ich bin vollkommen unschuldig, es wird sich alles herausstellen. : schnell, thomas, sie müssen sofort unter mein bett.. : unter ihr bett? : es geht nicht anders, sie müssen es tun, wenn sie ihrer bevorstehenden Verhaftung entgehen wollen. . thomas paulette thomas paulette thomas paulette thomas paulette thomas paulette thomas : weiß man, daß ich hier bei ihnen bin? : keine ahnung, thomas. . : ja dann: wie kam ich denn überhaupt auf ihr zimmer ? : ganz einfach: als ich vor einer halben stunde hereinschaute, lagen sie da und hatten eine riesenbeule am hinterkopf.. : der autor. . die lupe. . : wie kommen sie auf die lupe, thomas? : ich sah durch eine lupe, konnte aber nichts wahrnehmen. . : sehr leise thomas? : ja, paulette? : vor meinem zimmer schleicht der große maigret mit einer viereckigen lupe und untersucht den korridor nach fußspuren.. : springt auf das ist ja.. auuu, mein schädel zerspringt mir! er eilt verstört %um bett und kriecht darunter, seine schuhe sehen ein stück hervor es klingelt dement : thomas : flüsternd ich liebe sie paulette! verraten sie mich nicht! es klingelt ein ^weites mal. paul-paulette legt sich in reifender pose auf das gemachte bett, ^findet sich eine %igarette an: paulette herein, der kommissär maigret tritt ein. er trägt wegen des schönen wetters einen hellen, etwas %u engen sommeran^ug aus dem fahre 1935 und stößt spielerisch mit seinem regenschirm den am boden liegenden eisbeutel beiseite, er nimmt seinen hut nicht ab: maigret paulette maigret paulette : bonjour, paukhen, freien vormittag, hein? : schön, daß sie mich wieder einmal besuchen kommen, kommissär. . was sagen sie zu dem wetter? prächtig, man sollte direkt einen ausflug.. : was sollte man nicht alles, paulchen, was sollte man nicht und was sollte man.. : sie suchen was, kommissär? 39° maigret paulette maigret paulette maigret : nichts besonderes, paulchen, bloße routinesache. . wer stellt bei so einem schönen wetter schon was an, hein? übrigens.. : ja, kommissär? : dein linker strumpf hat eine laufmasche, paulchen. . : aber kommissär, sie schäker.. : schon gut, schon gut.. er intensiviert sein umherschauen. paulette maigret paulette ein wenig nervös kann ich was für sie tun, kommissär? wohl gestern ein wenig über die schnür geschlagen, mädchen, was? aber herr kommissär, wieso? wissen sie denn nicht, daß ich seit der zeit, wo ich nimmer auf den strich gehe, kaum einen tropfen alkohol anrühre? maigret tritt auf den eisheute/, es knirscht, da das eis noch gan^ frisch ist: maigret : soso., ja, da tust du gut daran, mein junge, weißt du, zu viel saufen macht impotent und das willst du doch nicht werden, ganz abzusehen von den morgenkatern, nicht wahr? paulette : sicher, kommissär, das hab ich mir auch gedacht, aber.. maigret : aber? paulette : was weiß ich.. manchmal ist es schon verdammt schwer sich zurückzuhalten.. maigret : wem sagst du das, mädchen. . maigret %iebt seine große, viereckige lupe aus der hinteren hosentasche und haucht sie an, dannput%t er sie umständlich: paulette maigret paulette maigret paulette : fingerabdrücke, kommissär? : halt die schnauze.. : gekränkt man wird doch noch fragen dürfen.. mit wem hast du gestern geschlafen ? : kommissär, sie werden es mir nicht glauben, aber ich habe seit drei monaten einen ständigen freund.. maigret : ja freilich, und den liebst du wie nichts auf der weit, kannst ohne ihn nicht leben und ihr werdet heiraten.. paulette : jawohl, kommissär, das stimmt, das letzte geht leider nicht, aber ich schwöre ihnen, wenn es ginge, ich würde es noch heute tun! maigret : und wer ist der glückliche ? maigret tut, als probiere er seine lupe an allerlei gegenständen aus: maigret : du brauchst es mir nicht zu sagen, paulchen, ist nur eine private frage.. paulette : er ist vierundzwanzig jähre und linksverbinder bei einem ligaverein. . maigret : da kann man ja gratulieren.. hm.. maigret beugt sich \u den Schuhsohlen thomas'' und betrachtet sie durch die große lupe: maigret : viel arbeit im hotel? paulette : nicht allzuviel, zwei etagen.. maigret : ja, viel arbeit und ein sanftes gewissen sind ein wün- schenswertes ruhekissen.. paulette : kommissär, sie sind ja ein dichter! maigret : ja, wußtest du das nicht, paulchen? ergeht wieder bis %u dem am boden liegenden eisbeutel und schiebt ihn mit dem regen-schirm gegen paulettes bett: maigret : ist dieses schöne kautschukkissen für den köpf oder für den hintern, mein junge? paulette : o verdammt, der eisbeutel. den sollte ich doch gestern auf nummer 27 bringen.. na ja, bereits überflüssig und zerronnen.. maigret geht auf die türe %u: maigret : na dann, paulchen, einen schönen vormittag.. paulette : auf wiedersehen, kommissär.. maigret geht durch die türe ab: paulette : scheiße! sie gebt zur tü're und versperrt sie. dann geht sie zum bett und hebt den eisbeutel auf: paulette : dieser verdammte beutel mußte ihm natürlich vor der nase liegen.. thomas : ist er schon weg, paulettchen ? paulette : ja, thomas. du kannst wieder hervorkommen, die luft ist rein. . thomas springt plötzlich mit einem leichten schrei hervor: paulette : was haben sie, thomas, sie schrien ja als hätte sie jemand gekniffen?! thomas : ich weiß nicht. . man hat es! paulette : gekniffen? thomas : ja! paulette : in den popo ? thomas : wenn sie so dazu sagen: ja! paulette : ach thomas, das ist doch reizend. . thomas : sicherlich, paulette. für gewöhnlich ist mir sowas auch nicht unlieb, aber. . wer kann das gewesen sein? sie waren doch nicht unter dem bett. . paulette : und der maigret ist schon draußen, außerdem hält er nichts von solchen Sachen.. er schießt den eisbeutel mit der fußspittre unter das bett: thomas : zack!! der eisbeutel saust wieder hervor: paulette : thomas, ich fürchte mich, wir sind nicht allein im zimmer! thomas : ich möchte meinen köpf wetten: ich bin in lissabon und nicht in paris. . meinen köpf? auuu. . meinen köpf? oh, ich habe nichts gesagt, nichts gesagt.. er läuft zur türe, sperrt überstürzt auf, öffnet und eilt hinaus, paulette, vorerst durch thomas1 hast überrascht, besinnt sich und folgt ihm: paulette : thomas, warte, warte auf mich, du läufst ja der polente direkt in die arme! sie wirft die türe hinter sich ins schloß, wieder modern ja^X quartett musik. ein wenig später das pfeifen des genius. er arbeitet sich unter dem bett vor und steht auf. das mädchen ist wie bei ihrem abgang im vorigen auftrug: rollkragenpullover und kurzes weißes dreieckhöschen. sie geht %um fenster und öffnet, dann entnimmt sie paulettes kleiderkasten ein helles, modisches kleid, legt den pullover ab und %ieht das kleid an: genius : alles bürgerliche hemmungen, alles bürgerliche hem- mungen .. sie packt den ausgesogenen pullover in eine %eitung und sjeht ein paar von paulettes schuhen an : genius : die passen wie angegossen.. der autor kommt durch das offene fenster geklettert und steigt in das nimmer, er sieht das bereits angekleidete mädchen: autor : ach da schau mal einer an, der genius der uneinge- schränkten freiheit! sofort ziehst du die Sachen wieder aus, verstanden? genius : ausziehen? habe ich recht gehört? wieder ausziehen? nein, lieber autor dieses Stückes, diesmal haben sie sich verschrieben, diese Sachen behalte ich an. gestohlen ist gestohlen, laufen sie von mir aus jetzt gleich dem blöden maigret nach, er säuft um die ecke gerade seinen fälligen weißen. . ich behalte die kleider an. . autor : reg dich nur wieder schon ab, mein kleines. . wer hat denn geschrieben, daß du dein fahnchen nicht nachher wieder anziehen sollst? genius : ach so?! ja, aber dann will ich vorher die türe ver- schließen, damit uns keiner überrascht! sie geht nach der türe und verriegelt sie : autor : bürgerliche hemmungen. . schneller Vorhang. vorbang auf. ein schönerfrühlingsabend an der banlieu von paris. eine dampfschiffst ation am schönen Strand der seine, landungsbrücke, ohne schiff dahinter. über dem Zugang %ur landungsbrücke ist ein großes transparent mit der aufschrift >off to liverpool < angebracht, etliche lampions undferne musette-n>al%er vervollkommnen das bild. unter vogelge^witscher tritt der kommissär maigret auf: maigret : in spätestens einer halben stunde sind beide im eimer.. blickt auf die uhr zehn vor sieben, halloo, lagoupille! nach einer weile der rührt sich nicht.. aha, eine klingel.. er drückt an einer elektrischen klingel, die sich an einem pfästen des landmgssteges befindet, scharfer ton: maigret : ah, ca boumse. . der autor, nun aber mit einer marinemüttre, taucht lässig auf. er trägt eine eddie constantine manier %u schau: maigret : schönen guten abend, lagoupille. nickerchen gemacht ? autor : hören sie die vögel, kommissär? maigret : die lieben tierchen. . sie singen, was es platz hat! autor : in paris drinnen haben sie um sechs einen amerikaner ins wasser geworfen.. maigret : popper? autor : nein.. maigret : ist er zu identifizieren? autor : sicher, sie können ihn selbst um seine adresse fragen. der herr war ein zu guter Schwimmer. . maigret : was sagte er ihnen ? autor : er fluchte ganz höllisch. . maigret : ein amerikaner, sagten sie ? autor • ohne zweifei. maigret ; dann hat er wegen seiner nassen kleider geflucht, ich kenne die burschen.. autor : sie haben recht, kommissär. nichts schlimmeres für einen eingeborenen amerikaner als nasse kleider. aber der kerl hatte weiberklamotten an.. maigret : pfeift durch die xfihne lagoupille, wissen sie, was mir aufgeht? autor : ein lieht. maigret : sie sagen es.. kommen sie, trinken wir vorerst bei papa hibou einen weißen.. autor : hören sie die vögel, kommissär? maigret : o ja, die lieben tierehen. es dürfte bald ein kuckuck unter ihnen auftauchen.. sie gehen ab. einige augenblicke später betritt sweet molly mahne die s%ene. sie trägt ein etwas kitschiges, geblümtes kleid und stellt einen portablen plattenspieler ab. sie tut etwas echauffiert, als wäre sie einem abfahrenden %ug nachgelaufen: molly : huch, bin ich außer atem! aber wie mir scheint, hätte ich gar nicht so laufen brauchen, kein mensch noch da und vom dampfer. . blickt nach dem steg keine spur, wie schön die vögel singen! sie richtet ein wenig an ihrem kleid, hockt dann nieder und bringt das koffergerät in auf Stellung, aus einer plastic-hälle nimmt sie einige kleine 45er schallplatten und wählt eine aus: molly : ich habe ja noch mindestens 2; minuten zeit. sieht nach der uhr was sag ich ? eine volle halbe stunde noch.. na schön! sie legt eine platte auf, die sie nach längerem suchen ausgewählt hat, und stellt den plattenspieler ein. Vorspiel eines Orchesters, sie erhebt sich und bringt sich in ge-sangspositur. eine stimme, sehr tief und schmalzig männlich, beginnt mit einer schauerlichen schnulle, molly trachtet durch eine geschickte pantomime den ein-druck %u erwecken, daß sie selbst es ist, die singt, zwischendurch muß sie einmal aus der rolle fallen und sagen: molly : na, was sagt man ? nicht nur die vögel können singen.. nicht nur die! gegen ende der schnulle treten schön der reihe nach und mit kleinen abständen auf: Johann palmerston, in paulettes kleidern, der genitts, in paulettes kleidem, thomas agincourt popper und zuletzt paulette, in Johann palmerstotis anzug. alle bis auf Johann tragen reiseköfferchen und plaids mit sich, nachdem molly ihren gesang beendet hat, klatschen die hinzugekommenen dezent beifall: 396 thomas genius Johann ge ' mus molly genius molly thomas Johann thomas genius molly genius molly thomas Johann molly genius molly thomas Johann moliy thomas genius molly : großartig, fräulein, ganz wunderbar! : sie ist irrwitzig gut, sie wird sich machen! : eine schöne, angenehme, warme stimme.. : ich heiße ingrid. sie sind irrwitzig gut. wie heißen sie, molly? : ich heiße molly la douce, ingridi. . : o fein, molly, wollen wir freundinnen sein? : gerne, ingridi.. : darf ich ihnen auch meine freundschaft für immer vor ihre schönen beine legen, madame la douce? : ich gratuliere ihnen, mademoiselle molly. meine freundschaft wage ich ihnen nach so kurzer bekanntschaft noch nicht anzutragen, aber ich bin überzeugt, sie werden ihren weg auch ohne sie machen. . : herrgott noch einmal, ist sie nicht grandios? : bravo, molly, bravo, ich laß mich da in den hals hineinschneiden, wenn du nicht im nächsten halben jähr deinen weg machst! : gerührt kinder, ihr seid alle so lieb zu mir, das verdiene ich ja gar nicht! : fährst du auch mit uns zum jazz-festival nach liverpool, molly? : sicher, ingridi. fahrt auch ihr alle mit? ; ich habe bereits die karte. . ich habe sie zwar noch nicht, aber wenn der kapitän kommt - bis jetzt ist er noch nicht aufgetaucht -, will ich es nachholen. . und ihr seid alle von der musik? ich spiele cornet. . %u thomas und sie monsieur? vibraphon.. drums. . herrlich, kinder. ich bin überzeugt, daß jeder von uns einen ersten preis machen wird! jeder in seinem fach. klar! aber niemand von uns wird so seinen weg nach oben machen wie unsre süße molly.. ach, wenn du nur recht hättest, ingridi. . es wäre wie ein träum! denkt euch: dieser aufstieg! ein kleines, bescheidenes Straßenmädchen steigt auf zum gefeier- ten star. . genius : das wäre doch typisch! Johann : oh, mademoiselle molly sind ein Straßenmädchen ? thomas : wie rührend.. molly : nicht wahr? genius : und übermorgen die gefeierte la douce! Johann : übermorgen? morgen! lassen sie sich küssen, molly! molly : hält ihr gesteht hin: bitte, fräulein. . 397 Johann küßt sie. plötzlich sieht er an sich herab Johann paulette Johann paulette thomas paulette molly : konsterniert fräulein?? ach, donnerwetter, ich bin doch ein mann! : hach, du süßer, gib dich nicht so. . : verdammt, wie seh ich denn aus! und naß bin ich überdies auch noch! : ich wette, das fräulein will sich nur interessant machen .. : ich bitte dich, paul, sei nicht boshaft. : bin ich das? : ich werde von stufe zu stufe steigen, von der gösse in gurranabraher über london, paris, billancourt, werde ich liverpool, und somit den interplanetaren glänz der großen stars erreichen! paulette geht auf Johann %u. paulette Johann paulette Johann : jeanne, sie sind ein begehrenswertes mädchen! : ach, meinen sie das im ernst.. ? jeanne.... ? jeanne!! himmelarschundzwirn, ich bin der Johann palmerston und biete dem ersten, der mir eine anständige herren-bekleidung verschafft, zweihundertfuffzig nagelneue francs und als draufgabe die klamotten, die ich jetzt anhabe.. : ist das ihr ernst, meine schönste ? ich darf sie doch wohl so nennen, jeanne? : nennen sie mich von mir aus wie sie wollen, aber wenn ihnen an einem tausch was liegt, dann sofort, zweihundertfuffzig kriegen sie drauf.. paulette Johann : wer könnte bei ihnen nein sagen, jeanne! : zum henker, kommen sie schon dort ins gesträuch hinüber. . beide ab : genius molly genius thomas genius molly thomas genius molly thomas genius thomas genius molly thomas genius thomas genius molly : glaubst du, molly, daß mich der kapitän mitnehmen wird nach liverpool? : hast du keine karte? : ich will es mit schiffsstop versuchen, molly.. : dieser kapitän lagoupille ist ein kraftmaiertyp, der nimmt sie bestimmt mit, ingrid. ein junges mädchen wie sie? : aber wenn er heute gerade sauer ist ? : keine angst, kleines, ich werd ihn schon so weit bringen, daß er dich mitkommen läßt.. : sie kann es! : oh, molly, sie dürfen sich nicht für mich aufopfern! : wer redet von opfern ? : das opfer wird wahrscheinlich lagoupille sein.. : aber ich will nicht, daß molly es tut! : sind sie eifersüchtig, ingrid? : maybe! : auf lagoupille.. ? : oder auf molly? : ja, glaubt ihr nicht, daß ich im stände wäre lagoupille zu verführen? : den lagoupille? : den lagoupille, der unser schiff in einer Viertelstunde nach liverpool zum festival bringt, klar! : wenn ihr es noch nicht wissen solltet, lagoupille ist der autor dieses Stückes. . hans lagoupille!! eine schiffssirene heult in der nähe auf: genius molly thomas Johanns stimme molly die >bougainvilliabougainvillia< hat angelegt!! : hurrah! : mein plattenspieler.. will nicht einer von den herren meinen plattenspieler versorgen und mir an bord tragen helfen? : mit dem größten vergnügen, madame la douce.. : lassen sie nur, herr, das kann auch ich besorgen! : wer zuerst kommt, mahlt zuerst.. : sparen sie ihre blöden Sprichwörter, popper! : sie kennen mich? : also, fahren sie schon ab. den plattenspieler übernehme ich. außerdem ist die dame. . : was ist die dame? mäßigen sie sich, mein herr! : also einigt euch einstweilen. . : tommie, komm doch schon! es ist äußerst blamabel für mich, wenn du dich wegen dieser jungen nutte so herstellst. . ■ der autor alias lagoupille kommt über den steg an land: : auf nach liverpool!! tbomas undJohann raufen noch einige zeit um das koffergerät. dann gibt es thomas 40 auf und geht mit den anderen an bord. kapitän lagoupille steht breitbeinig vor der landungsbrücke und sieht Johann palmerston \u, wie er den apparat versorgt, endlich ist dieser fertig und geht auf lagoupille zu: Johann autor Johann autor Johann : kapitän lagoupille, habe ich recht? : sie haben.. was kann ich für sie tun? : ich bin herr Johann palmerston und will eine fahrkarte nach liverpool. konnte sie nicht eher erreichen. : das tut mir verdammt leid für sie, mann! : wieso? sie gehen doch nach liverpool ab, oder was? lagoupille sieht auf seine armbanduhr, dann lächelt er Johann breit an. autor Johann autor Johann autor Johann autor : sicher, mann, in genau fünnef minuten verläßt meine >bougainvillia < das land.. : das ist aber dann höchste eisenbahn. ich bekomme eine kabine nach liverpool, kapitän! : da hätten sie früher aufstehen müssen, ich verkaufe keine passagen. das macht die gesellschaft. außerdem sind wir voll belegt, kein plätzchen mehr frei! : ich kann auch an deck schlafen.. : verboten mann.. : und fräulein mollys plattenspieler habe ich auch da. . : geben sie her, ich nehme ihn mit an bord. . er nimmt dem verblüfften palmerston den apparat ab. autor Johann autor : well, herr palmerston, die zeit drängt, hoffentlich haben sie mit einem andren schiff mehr glück.. in genau vierzehn tagen geht die >reine pelargonie< von hier ab.. : verdammt noch einmal, kapitän, tun sie jetzt, was ich ihnen sage, oder ich laß sie mit ihrem ganzen schiff hochfliegen, sie haben einen mörder an bord und nebenher noch einen introvertierten Straßenräuber, der harmlose passanten ihrer kleider beraubt und in die seine wirft.. : gehn sie doch zur polizei, palmerston. die warten nämlich schon auf sie. der mörder und der schwule kleider-räuber sind sie selber. . 402 Johann autor Johann autor : jetzt geht mir diese ganze spaß aber doch zum hals heraus, hans. wollen wir dieses spiel nicht beenden, gut und schön, du bist der autor dieses Stückes, du hast deine freiheiten, du läßt uns nach gutdünken tanzen, verzauberst uns einmal in diesen, ein andres mal in diese oder jene, ich versteh dich sogar, du kommst dir gut vor, so als sinnloser herrgott zu schalten und zu walten.. aber was zuviel ist ist zuviel! ich will nach liverpool, mein Schlagzeug ist bereits an bord, deine eigene mannschaft hat es mir raufgebracht. . also, auf was warten wir noch? hans.. hans.. auf was warten wir? : auf die abfahrtssirene, palmerston. die reise nach liverpool schlag dir gefälligst aus dem köpf, das geht auch ohne Schlagzeug.. : du schwein du! ein autor willst du sein? ein hundsgemeiner schurke bist du. einen sündenbock brauchst du, einen äffen, der dir dieses makabre spiel zu ende bringt.. : du hast recht, palmerston.. aber jetzt laß dein tierreich und - off to liverpool! die sirene ertönt, lagoupille springt zurück, verschwindet, der dampjer fährt ab. palmerston steht allein in der s%ene ■;■ Johann : merde! jetzt bin ich aufgeschmissen, diegeräusche einerpoli%eira3gia beginnen immer drohender anzuschwellen, palmerston zieht seine pistole von einem hosenträgerhalfter und lädt sie durch: Johann : ich verkaufe mich teuer, meine freunde, ich bin weder molly noch paulette.. bei mir kostet der spaß sein Sümmchen.. stimme : paul tranchelahousse, jeder widerstand ist zwecklos, sie sind umstellt! musik vom abfahrenden schiff, ein Scheinwerferkegel schiebt sich auf herrn Johann palmerston. dieser z^lt mit der pistole auf das licht, drückt ab. . Johann : verdammt, eine ladehemmung auch noch dazu. er drückt wütend, jedoch ohne erfolg: stimme : geben sie die hände hoch, tranchelahousse, oder es knallt! er hebt mißmutig die hände. maigret tritt in den lichtkegel. er tut äußerst jovial: maigret : na, paulchen, ausflug gemacht? feine luft hier am Strand und noch gar keine mücken. . Johann : sie sagen es, kommissär. . maigret : und der schöne anzug. . hm, amerikanischer stoff. . aber jetzt tu schon die knarre weg. du willst doch nicht etwa nach einem kuckuck schießen ? palmerstone wirft schicksalergeben die pistole zu boden: maigret : so, du schwein, das ist für den vorgenommenen knall- effektü der kommissär schlägt den waffenlosen mit brutalen boxhieben zusammen, musette-musik, während der Vorhang fällt. wien, 9. mai ip6i