6 Welt der Arbeit KD Arbeitswelt » a Welche Inhalte stehen hinter folgenden Titeln? Bitte stellen Sie im Kurs Vermutungen an. Zu alt für den Arbeitsmarkt Wer dient, verdient! Frauen im Management Die kleinen Globalisierer Jobverlust: In den Betrieben geht die Angst um Ausgeträumt: Wie der Traumjob Wirklichkeit wird Arbeit oder Familie Arbeitswelt: Blick in die Zukunft Deutsche Unternehmen im Ausland b Wählen Sie einen Titel, notieren Sie ca. drei Assoziationen dazu und tragen Sie Ihre Ideen im Kurs vor. Lesen Sprechen |y Arbeit in der Welt a Welcher der Titel aus Aufgabe 1 passt am besten zu folgendem Text? „Tragen Sie lieber einen massengefertigten Anzug, der Ihnen von einem pickligen Kerl im Warenhaus verkauft wird - 5 oder einen maßgeschneiderten Anzug von einem Mann, für den Anzüge eine lebenslange Passion bedeuten?" So wirbt der Hongkonger Schneider 10 Raja Daswani alle paar Wochen in der New York Times und anderen amerikanischen Zeitungen. Wer Daswanis Dienste in Anspruch nehmen i5 will, trifft ihn in einem Hotelzimmer irgendwo in den Vereinigten Staaten, wird von ihm vermessen und fotografiert. Die Daten gehen per E- 20 Mail nach Hongkong. Nach drei Wochen bekommt man den neuen Anzug per Kurier zugestellt - für ein Drittel des üblichen Preises. 25 Typisch Amerika? Falsch, die asiatischen Herrenausstatter kommen mittlerweile auch nach London und Frankfurt, um europäischen Bankern 30 neue Westen zu verpassen. Die Globalisierung wird klein. Nicht mehr nur große Multis agieren über Landesgrenzen hinweg, sondern auch Mittel- 35 Ständler und Kleinstunternehmer wie der geschäftstüchtige Schneider Daswani. Und die Bewegung geht nicht nur in eine Richtung. Auch deutsche 4o Mittelständler brechen auf in die Welt. Nach Ermittlungen der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) haben in diesem Jahr insgesamt 45 40 Prozent der deutschen Industrieunternehmen den Entschluss gefasst, im Ausland zu investieren - bei den mittelgroßen Industrieunterneh-5o men (zwischen 200 und 999 Beschäftigte) ist es sogar jedes zweite. Drei Motive treiben die Globalisierer an: Sie wollen vor 55 Ort einen eigenen Vertrieb oder Kundendienst aufbauen, sich über die Herstellung im Ausland Märkte erschließen und natürlich billiger produ- 6o zieren. Die meisten streben in die neuen EU-Länder nach Osteuropa, dicht gefolgt von China. Aber schadet der Mittelstand 65 der deutschen Wirtschaft nicht, wenn er mehr Vorprodukte in aller Welt einkauft - oder gar selber dort fertigt? Forscher haben über mehrere 7o Jahre hinweg die Motive für die Standortwahl im Ausland gründlich studiert: Dabei sind sie zur Überzeugung gelangt, dass der Aufbau einer 75 Auslandsproduktion keineswegs eine Verringerung der Beschäftigung im Inland zur Folge haben muss. Im Gegenteil: Wachstumsimpulse für so den deutschen Betrieb sind durchaus wahrscheinlich. So hat der schwäbische Maschinenbauer Trumpf zu Hause Arbeitsplätze geschaffen und 85 später erhalten, indem er früh in die USA expandiert und dort den Markt erobert hat. Für das Unternehmen Leoni aus Nürnberg wurde es zum 90 Erfolgsrezept, seine Werke in die Länder mit den jeweils niedrigsten Arbeitskosten zu verlagern. Nur dadurch, sagt Firmenchef Klaus Probst, 95 könnten Entwicklung und Verwaltung in Deutschland gehalten werden. Und der Getriebehersteller ZF aus Friedrichshafen ist nicht zuletzt loo deshalb so gut im Geschäft, weil er seinen Großkunden aus der Automobilindustrie bis ins ferne China mit eigenen Fertigungsstätten folgt. los Auch die Ökonomen G. B. Navaretti und A. Venables stützen das Argument. Sie vertreten die Ansicht, dass Direktinvestitionen im Aus- lio land die Wirtschaft zu Hause stärken, insbesondere dann, wenn in Niedriglohnländern investiert wird. Multinationale Firmen seien im Schnitt ii5 deutlich produktiver als rein nationale Unternehmen. Sie hätten mehr Zugang zu neuen Ideen, Design-Philosophien, Kundenwünschen. i2o Und doch sollten die kleinen Globalisierer sich in Acht nehmen. Zu Beginn müssten bis zu 40 Prozent des Umsatzes der neuen Produkte auf- 125 gewendet werden, um Logistik und Produktionsstätten aufzubauen und Mitarbeiter anzulernen, warnt die Boston Consulting Group. Oft sei- i3o en Experten aus der Heimat gefragt, um die Qualität zu sichern - sie fehlten dann zu Hause. Auch „Negativreaktionen im Heimatland" wür- 135 den eine Rolle spielen, von den Kosten für Werksschließungen ganz zu schweigen. Die Mittelständler müssen also aufpassen, nicht einfach ho einer Mode zu folgen.