42. Jugendsprache 431 42. Jugendsprache 1. Einleitung 2. Entwicklungen der Jugendsprachforschung in Deutschland 3. Ausgewählte Konzepte der Jugendsprachforschung 4. Merkmale und Tendenzen aktueller Sprachgebrauchsweisen Jugendlicher 5. Jugendsprache als Gegenstand im DaF-Unterricht 6. Literatur in Auswahl 1. Einleitung In vielen nicht nur europäischen Gesellschaften ist ein besonderer Sprachgebrauch von Jugendlichen zu beobachten, mit dem diese sich von der Sprache der älteren Generationen unterscheiden wollen. Jugendsprache ist ein internationales Phänomen, das allgemeine und vergleichbare sowie aber auch differenzielle und kulturtypische Merkmale aufweist. Eine linguistische Jugendsprachforschung hat sich allerdings noch nicht in allen Wissenschaftskulturen bzw. -traditionen entwickelt. Im Kontext von Deutsch als Fremdund Zweitsprache steht im Folgenden der Sprachgebrauch Jugendlicher im deutschsprachigen Raum im Mittelpunkt. 2. Entwicklungen der Jugendsprach orschung in Deutschland Von einer linguistischen Jugendsprachforschung kann in Deutschland seit ca. 1980 gesprochen werden. Vorläufer der modernen Jugendsprachforschung finden sich in der philologischen Tradition der Sondersprachforschung Ende des 19. / Beginn des 20. Jahrhunderts, in der psychologischen Tradition der Sprachentwicklungsforschung zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowie in sprachpflegerischen Traditionen der Nachkriegszeit. 2.1. Forschungsrichtungen In der Entwicklung der linguistischen Jugendsprachforschung seit 1980 lassen sich verschiedene Forschungsrichtungen auch chronologisch wie folgt charakterisieren: Ϫ Pragmatik der Jugendsprache Ϫ Lexikographie der Jugendsprache Ϫ Ethnographie von Jugendsprache Ϫ Sprechstilanalysen Ϫ kulturanalytische Jugendsprachforschung Ϫ kontrastive Jugendsprachforschung Ϫ medienanalytische Forschung. Entsprechend der Entwicklung der linguistischen Pragmatik wurden zu Beginn der Jugendsprachforschung u. a. Begrüßungs- und Anredeformeln, Gesprächspartikel, Laut- V. Variation und Sprachkontakt432 und Verstärkungswörter (Henne 1986) untersucht. Die Erstellung von Wörterbüchern (v. a. Heinemann 1989) sowie die Sammlungen von Sprüchen gingen ebenso wie die frühe pragmatische Analyse von einer Gemeingültigkeit und Homogenität des Sprachgebrauchs von Jugendlichen aus. Ethnographische Einzelfallstudien lieferten Detailkenntnisse über Ausdrucks- und Funktionsweisen gruppenspezifischer Kommunikation von Jugendlichen (v. a. Schwitalla 1986/1988; Nothdurft und Schwitalla 1995). Wichtige Forschungsergebnisse wurden v. a. zu sprachlichen Identifikations- und Abgrenzungsstrategien gewonnen. Sprechstilanalysen (v. a. Schlobinski und Mitarbeiter 1989, 1993, 1996) beziehen sich ebenfalls auf konkrete Kommunikationsereignisse von Jugendgruppen und deren spezifischen Erfahrungshintergrund. Kreative Sprachspiele und mimetischer und verfremdender Umgang mit Zitaten werden mit dem Konzept der Sprachstil-Bastelei (Bricolage) verbunden. Die kulturanalytische Jugendsprachforschung geht vom soziokulturellen und gesellschaftlichen Kontext der Jugendlichen aus und betrachtet deren Sprachgebrauch als einen „Spiegel der Zeit“ (s. Neuland 2003b). Funktionale generationsspezifische Abgrenzungen sowie identifikatorische Typisierungen werden z. B. am Beispiel von Personenklassifikationen soziolinguistisch analysiert. Kontrastive Analysen (z. B. Zimmermann 2003; Neuland 2007) haben ähnliche Strukturmerkmale von Jugendsprachen verschiedener Sprachgemeinschaften erarbeitet, z. B. die Bildung von Abkürzungen und neuartigen Zusammensetzungen, Prozesse der Bedeutungsveränderung sowie den Gebrauch von Entlehnungen und die Bildung witziger Redensarten und Sprachspiele. Andererseits werden auch kulturspezifische Bedingungen jugendtypischen Sprachgebrauchs sichtbar. Analysen des Sprachgebrauchs jugendlicher Mediennutzer beziehen sich vor allem auf medientypische Charakteristika und neue Formen von Schriftlichkeit, z. B. Wortbildung in Form von Akronymen, Inflektivkonstruktionen, Verwendung graphostilistischer Mittel sowie Einsatz von Symbolen wie Emoticons (v. a. Androutsopoulos 2003; Dürscheid 2006). 2.2. Forschungsstand und Forschungsschwerpunkte In der bisherigen Forschungsgeschichte lassen sich vor allem die folgenden Schwerpunkte erkennen: Ϫ Jugendsprache als Entwicklungsphänomen Ϫ Jugendsprache als Gruppenphänomen Ϫ Jugendsprache als Medienphänomen Ϫ Jugendsprache als internationales Phänomen Ϫ Jugendsprache als Sprachkontaktphänomen. Während der erste Themenaspekt in der linguistischen Jugendsprachforschung derzeit eher randständig ist, bildet die gruppenspezifische Kommunikation einen Schwerpunkt ethnographischer und gesprächsanalytischer Studien zu jugendtypischen Sprech- und Gesprächsstilen. Doch ist Jugendsprache nicht nur durch die Merkmale einer Gruppensprache oder eines medientypischen Sprachgebrauchs zu bestimmen. Zwar bildet die Nutzung von Printmedien, audiovisuellen und elektronischen Medien eine wesentliche Ressource für Neubildungen, Anspielungen und Zitationen im jugendli- 42. Jugendsprache 433 chen Sprachgebrauch. Doch spielt heute der Kontakt mit Migrantensprachen, bedingt durch die multikulturelle Zusammensetzung der Schulklassen, eine bedeutsame Rolle für jugendtypische Bildungen in Form von Entlehnungen und „gemischtem“ Sprechen (z. B. Hinnenkamp 2000, 2003; Keim und Cindark 2003; Wiese 2006). Der heutige Forschungsstand lässt sich nach mittlerweile sechs internationalen Fachkonferenzen (v. a. Androutsopoulos und Scholz 1998; Neuland 2003b; Dürscheid und Spitzmüller 2006; Jørgensen i. E. 2010) vor allem durch die beiden Grundzüge einer Erweiterung des Gegenstandsfelds und einer Vielfalt der Methoden charakterisieren. Das linguistische Untersuchungsspektrum wurde mittlerweile eindrucksvoll differenziert und hat zu einer Fülle von Einzelergebnissen auf den verschiedenen Ebenen geführt. Auch wurde das soziale Gegenstandsfeld im Hinblick auf unterschiedliche Gruppen von Sprechern und Schreibern bedeutsam erweitert, sodass die These der Heterogenität der Jugendsprache mittlerweile zu einem grundlegenden Axiom der Jugendsprachforschung geworden ist. Unterschiedliche Gegenstandsfelder machen auch vielfältige Bearbeitungsmethoden erforderlich, sodass die Methodenvielfalt als weitere charakteristische Tendenz der derzeitigen Jugendsprachforschung genannt werden kann. Dazu gehören verschiedene Arten von Fragebogenmethoden, Interviews, gelenkte Gespräche sowie teilnehmende Beobachtung der Spontankommunikation mit anschließenden Korpusanalysen. 3. Ausgewählte Konzepte der Jugendsprach orschung Eine theoretische Fundierung ist für das Konzept der Jugendsprache selbst sowie für die Bestimmung des Verhältnisses von Jugendsprache, Standardsprache und Sprachwandel von Bedeutung. Gegenüber eindimensionalen Bestimmungsversuchen vor allem durch den Faktor Lebensalter können mehrdimensionale Konzepte die Vielschichtigkeit des Gegenstandsfelds Jugendsprache angemessener erfassen. Jugendsprache wird heute vorwiegend als ein mündlich konstituiertes, von Jugendlichen in bestimmten Situationen verwendetes Medium der Gruppenkommunikation definiert und durch die wesentlichen Merkmale der gesprochenen Sprache, der Gruppensprache und der kommunikativen Interaktion gekennzeichnet. Allerdings nimmt allmählich auch die Untersuchung schriftlicher Äußerungsformen von Jugendlichen in schulischen und außerschulischen Kontexten zu. Ein mehrdimensional-hierarchisches Klassifikationsmodell (Neuland 2006) sieht fünf Analyseebenen (historisch-gesellschaftlicher Kontext, soziolinguistische Differenzierungen, institutioneller Rahmen, domänentypischer Sprachgebrauch, funktionale Stile) vor, wodurch sich die Vielfalt der empirischen Einzelbefunde ordnen lässt. Weiterhin werden Vergleiche ermöglicht und Forschungsschwerpunkte wie Desiderate sichtbar. 3.1. Jugendsprache und Standardsprache Das Verhältnis der Jugendsprache zur Standardsprache hat schon die frühe Sondersprachforschung beschäftigt. Heute wird die Frage diskutiert, ob Jugendsprache als eine Varietät, ein Register oder ein Ensemble von Sprachstilen betrachtet werden kann. Aktu- V. Variation und Sprachkontakt434 elle Befunde, vor allem aus der kontrastiven Jugendsprachforschung, sprechen dafür, den Sprachgebrauch Jugendlicher auf Grund übereinstimmender Merkmale und Tendenzen unter einem dynamischen Varietätenbegriff zu erfassen, der als eine Verdichtung innerhalb eines substandardsprachlichen Kontinuums anzusehen ist. Der Varietätenraum selbst wird multidimensional (vgl. Neuland 2008) durch eine Vielzahl von Faktoren gebildet, darunter z. B.: Bildungsgang, Geschlecht, subkulturelle Zugehörigkeit, Migrations- kontext. Die Mehrzahl internationaler Studien aus den ethnographischen, sprechstilanalytischen und kulturanalytischen Ansätzen bevorzugt den Stilbegriff, um den gruppenspezifischen Besonderheiten, identifikatorischen Funktionen und schnellen Veränderungen sprachlicher Merkmale besser Rechnung tragen zu können. Auch lassen sich die raschen Stilwechsel und Code-Shiftings im Sprachgebrauch Jugendlicher, mit denen oft ganz bewusst verschiedene soziale Kontexte identifikatorisch aktiviert werden, mit einem Stilbegriff besser erklären. 3.2. Jugendsprache und Sprachwandel Die Frage nach möglichen Einflüssen der Jugendsprache auf die Standardsprache und ihren Wandel hat auch die Sprachgeschichtsschreibung (von Polenz 1999) schon beschäftigt. In Anlehnung an das Stilmodell von Clarke (1979), das die Prozesse der Stilbildung, Stilverbreitung und Stilauslöschung vorsah, entwickelt Neuland (2008) ein Modell, das die beiden korrespondierenden Prozesse der Stilbildung und der Stilverbreitung zwischen Jugendsprache und Standardsprache vorsieht. Die Stilbildung wird als eine Destandardisierung von Merkmalen und Mustern der Standardsprache durch Neubildungen, Bedeutungsveränderungen und Mustervariationen im jugendsprachlichen Gebrauch gekennzeichnet. Übernahmen jugendsprachlicher Ausdrucksweisen in die Standardsprache unterliegen demgegenüber einer Restandardisierung, wie sie z. B. im Verlust soziokultureller Konnotationen bei der Aufnahme jugendsprachlicher Ausdrücke in standardsprachliche Wörterbücher zu verzeichnen ist. Generell kann der Einfluss der Jugendsprache auf die Standardsprache als eine Verstärkung der Tendenzen von Informalisierung und Substandardisierung angesehen werden. Dazu leisten Medien als Promotoren sprachlichen Wandels einen entscheidenden Beitrag. Die Wirkung v. a. des Markts der Jugend- und Szenewörterbücher beruht ihrerseits auf dem hohen Prestigewert von Jugendlichkeit und mithin auch von Jugendsprache in der Gesellschaft. 4. Merkmale und Tendenzen aktueller Sprachgebrauchsweisen Jugendlicher Zwar ist die Geschichte der deutschen Jugendsprache noch relativ lückenhaft rekonstruiert, doch lassen sich Jugendsprachen und Jugendkulturen in der jüngeren Sprachgeschichte nach 1945 recht gut dokumentieren. 42. Jugendsprache 435 4.1. Typizität in der Heterogenität Trotz der Unterschiedlichkeit der subkulturellen Sprachstile Jugendlicher können u. a. folgende Gemeinsamkeiten als typische Kennzeichen von Jugendsprachen festgehalten werden: Ϫ spezifische Kennzeichen mündlichen Sprachgebrauchs, wie Kontraktionen, Interjektionen, Onomatopoetika Ϫ Besonderheiten der Wortbildung, wie z. B. Präfigierungen, Suffigierungen, Kurzformen, Kompositionen Ϫ lexikalische Neubildungen, Integration von Entlehnungen, Differenzierung lexikalischer Register in jugendtypischen Handlungsbereichen Ϫ Bedeutungswandel, v. a. Bedeutungserweiterungen, Verwendung von Phraseologismen und Metaphern Ϫ Präferenz bestimmter Stilmittel, v. a. Intensivierung und Hyperbolik, Anspielungen, Zitierungen, Sprachspiele, Sprachmischungen Ϫ informelle Formen von Begrüßung, Verabschiedung, Anrede Ϫ Bevorzugung bestimmter Handlungsmuster im Gespräch, v. a. Frotzeln, Lästern. 4.2. Subkulturelle Di erenzierungen Derzeitige Sprachgebrauchsweisen Jugendlicher lassen sich insbesondere unter dem Aspekt von Sprach- und Lebensstilen in der heutigen Erlebnisgesellschaft charakterisieren. Die Pluralität von Lebensentwürfen und Lebensstilen spiegelt sich in einer entsprechenden soziokulturellen Differenzierung von Sprachstilen Jugendlicher in den unterschiedlichen Musikszenen (z. B. Punk, Techno, Hip Hop), Sport- und Freizeitaktivitäten (Skateboardfahren, Graffiti, Sprayen, öffentliche Partys und Großveranstaltungen) sowie in Medien- und Migrationserfahrungen Jugendlicher wider. Jugendliche erweisen sich als Sprachexperten für Mode, Medien und Musik. Einzelne Szenen weisen einen hohen Anteil an Fachvokabular und Anglizismen auf (Androutsopoulos 1997). Wie aber auch die jugendsoziologische Forschung zeigt, sind die Mehrzahl der Jugendlichen in Deutschland keine expliziten Szene-Angehörigen, sodass Befunde zu den subkulturellen Jugendkulturen nicht auf die Allgemeinheit der Jugendlichen übertragen werden können. Als charakteristische Tendenzen für die aktuellen Jugendsprachen in Deutschland lassen sich die beiden folgenden zusammenfassen (Neuland 2008): Ϫ innere Mehrsprachigkeit: Dazu gehören die Phänomene der Stilmischungen (Stilwechsel, Bricolagen, Zitationen) sowie Varietätenwechsel (fachsprachliche Register, medientypische Register, Regionalsprachen) sowie Entlehnungen, v. a. aus dem Angloamerikanischen. Ϫ äußere Mehrsprachigkeit: Darunter sind die Phänomene des Code-Switching und des gemischten Sprechens sowie der Kreuzungen mit Migrantensprachen zu rechnen. Es bleibt festzuhalten, dass alle charakteristischen Merkmale der Jugendsprache nicht jugendexklusiv sind, sondern auch von anderen Sprechern/Schreibern verwendet werden V. Variation und Sprachkontakt436 können. Allerdings nutzen Jugendliche die möglichen Faktoren der Sprachvariation mit höherer Frequenz, rascheren Wechseln und mit Spaß an Verfremdungen, Abwandlungen und Neuinszenierungen. 5. Jugendsprache im DaF-Unterricht Jugendsprache ist ein beliebtes Thema im DaF-Unterricht, das für verschiedene Lernbereiche und Lernziele genutzt werden kann. 5.1. Didaktische Begründungen Die Beschäftigung mit der deutschen Jugendsprache kann unter den Prämissen der Lernerorientierung sowie der Berücksichtigung autonomer Lernprozesse gesehen werden. Jugendliche Lerner machen heute viele zielsprachliche Erfahrungen außerhalb unterrichtlicher Kontrolle durch das Internet, durch Email- oder Chat-Kommunikation und wollen oft in einer alters- und gruppengemäßen Varietät der Zielsprache sich mit Gleichaltrigen verständigen können. Die Beschäftigung mit der jugendsprachlichen Varietät des Deutschen im DaF-Unterricht kann dazu beitragen, die zielsprachliche Variationskompetenz der Lernenden zu vergrößern. Allerdings sollte die Förderung produktiver Kompetenzen in Abstimmung mit den jeweiligen Lernerinteressen sorgfältig abgewogen werden. Vorrangig können im DaFUnterricht rezeptive Kompetenzen im Umgang mit Ausdrucksweisen Jugendlicher gefördert werden: Varietäten des Deutschen und intrakulturelle Sprachunterschiede verstehen und mit Eigenerfahrungen vergleichen lernen, bildet ein wichtiges Lernziel der Förderung von Sprach- und Kulturbewusstheit. Analytische Kompetenzen können gefördert werden, indem durch grammatische und stilistische Analysen von Jugendsprache das sprachliche und kommunikative Wissen der Lernenden über die deutsche Sprache vertieft werden kann. Jugendsprache kann daher nicht nur als Gegenstandsfeld, sondern auch als Medium im Deutschunterricht genutzt werden, indem am Beispiel der jugendsprachlichen Varietät allgemeine Kenntnisse der Grammatik, Semantik und Pragmatik der deutschen Sprache vermittelt und jugendsprachliche Einflüsse auf die deutsche Gegenwartssprache aufgezeigt werden, was sich durch entsprechende Wörterbuchanalysen veranschaulichen lässt. Am Beispiel der Jugendsprache können zugleich auch Kennzeichen der mündlichen Kommunikation, Arten der Wortbildung, Prozesse des Bedeutungswandels, verschiedene Stilmittel und sprachliche Umgangsformen veranschaulicht werden. 5.1. Jugendsprache und interkulturelles Lernen Jugendsprachen können schließlich in besonderer Weise als Brücken für interkulturelles Lernen im DaF-Unterricht genutzt werden, indem jugendliche Sprachlerner auf eigenkulturelle Erfahrungen zurückgreifen und diese mit den neuen fremdkulturellen Erkenntnissen vergleichen. Dazu tragen nicht zuletzt die globalen Entwicklungsprozesse einer 42. Jugendsprache 437 weltweiten Verbreitung von Jugendkulturen im Bereich von Musik, Tanz, Bekleidung, Sport- und Freizeitaktivitäten bei. Mit Hilfe kontrastiver Analysen können vergleichbare Tendenzen, z. B. Arten der Wortbildung, Prozesse der Bedeutungsveränderung, bevorzugte Sprechhandlungsmuster in verschiedenen Sprachen und Kulturen erarbeitet wer- den. Schließlich können Jugendsprachen als Indikatoren für die Sprach- und Kulturgeschichte der Deutschen, vor allem der Nachkriegszeit genutzt werden. Jugendsprachen und Jugendkulturen bilden wichtige Themen in einem Landeskundeunterricht, der nicht nur Realienwissen vermitteln will. 6. Literatur in Auswahl Androutsopoulos, Jannis 1997 Mode, Medien und Musik. Jugendliche als Sprachexperten. Der Deutschunterricht 49: 10Ϫ21. Androutsopoulos, Jannis 2003 Jugendliche Schreibstile in der Netzkommunikation: Zwei Gästebücher im Vergleich. In: Eva Neuland (Hg.) 2003b, 307Ϫ319. Androutsopoulos, Jannis und Arno Scholz (Hg.) 1998 Jugendsprache Ϫ langue des jeunes Ϫ youth language. Linguistische und soziolinguistische Perspektiven. Frankfurt a. M.: Lang. Clarke, John u. a. 1979 Jugendkultur als Widerstand. Milieus, Rituale, Provokationen. Frankfurt a. M.: Syndikat. Dürscheid, Christa 2006 Medienkommunikation und Jugendsprache. In: Christa Dürscheid und Jürgen Spitzmüller (Hg.), 117Ϫ135. Dürscheid, Christa und Eva Neuland 2006 Spricht die Jugend eine andere Sprache? Neue Antworten auf alte Fragen. In: Christa Dürscheid und Jürgen Spitzmüller (Hg.), 19Ϫ33. Dürscheid, Christa und Jürgen Spitzmüller (Hg.) 2006 Perspektiven der Jugendsprachforschung. Frankfurt a. M.: Lang. Henne, Helmut 1986 Jugend und ihre Sprache. Darstellung, Materialien, Kritik. Berlin/New York: de Gruyter. Hinnenkamp, Volker 2000 „Gemischt sprechen“ von Migrantenjugendlichen als Ausdruck ihrer Identität. Der Deutschunterricht 52: 96Ϫ107. Hinnenkamp, Volker 2003 Sprachalternieren Ϫ ein virtuoses Spiel? Zur Alltagssprache von Migrantenjugendlichen. In: Eva Neuland (Hg.) 2003b, 395Ϫ417. Jørgensen, J. Normann (Hg.) i. E. 2010 Vallah, Gurkensalat 4U & me! Current Perspectives in the Study of Youth Language. Frankfurt a. M. Keim, Inken und Ibrahim Cindark 2003 Deutsch-türkischer Mischcode in einer Migrantengruppe: Form von „Jugendsprache“ oder soziolektales Charakteristikum? In: Eva Neuland (Hg.) 2003b, 377Ϫ395. Neuland, Eva (Hg.) 2003a Jugendsprache Ϫ Jugendliteratur Ϫ Jugendkultur. Interdisziplinäre Beiträge zu sprachkulturellen Ausdrucksformen Jugendlicher. Frankfurt a. M.: Lang. V. Variation und Sprachkontakt438 Neuland, Eva (Hg.) 2003b Jugendsprachen Ϫ Spiegel der Zeit. Internationale Fachkonferenz 2001 an der Bergischen Universität Wuppertal. Frankfurt a. M.: Lang. Neuland, Eva (Hg.) 2006 Variation im heutigen Deutsch: Perspektiven für den Sprachunterricht. Frankfurt a. M.: Lang. Neuland, Eva (Hg.) 2007 Jugendsprachen: mehrsprachig Ϫ kontrastiv Ϫ interkulturell. Frankfurt a. M. Lang. Neuland, Eva (Hg.) 2008 Jugendsprache. Eine Einführung. Tübingen u. a.: Francke. Nothdurft, Werner und Johannes Schwitalla 1995 Gemeinsam musizieren. Plädoyer für ein neues Leitbild für die Betrachtung mündlicher Kommunikation. Der Deutschunterricht 47: 30Ϫ42. Polenz, Peter von 1993/1999 Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band III: 19. und 20. Jahrhundert. Berlin/New York: de Gruyter. Schlobinski, Peter 1989 „Frau Meier hat AIDS, Herr Tropfmann hat Herpes, was wollen Sie einsetzen?“ Exemplarische Analyse eines Sprechstils. Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie 41: 1Ϫ35. Schlobinski, Peter; Kohl, Gaby und Irmgard Ludewigt 1993 Jugendsprache. Fiktion und Wirklichkeit. Opladen: Westdt. Verlag. Schlobinski, Peter und Katja A. Schmid 1996 Alles eine Frage des Stils. Zur sprachlichen Kommunikation in Jugendcliquen und -szenen. Muttersprache 106: 211Ϫ225. Schwitalla, Johannes 1986 Jugendliche „hetzen“ über Passanten. Drei Thesen zur ethnographischen Gesprächsanalyse. In: Wolfdieter Hartung (Hg.), Untersuchungen zur Kommunikation Ϫ Ergebnisse und Perspektiven, Linguistische Studien Reihe A, Arbeitsberichte Nr. 149, 248Ϫ261. Berlin-Ost. Schwitalla, Johannes 1988 Die vielen Sprachen der Jugendlichen. In: Helmut Geissner und Norbert Gutenberg (Hg.), Kann man Kommunikation lehren? 167Ϫ176. Frankfurt a. M. Wiese, Heike 2006 „Ich mach dich Messer“: Grammatische Produktivität in Kiez-Sprache („Kanak-Sprak“). Linguistische Berichte 207: 245Ϫ275. Zimmermann, Klaus 2003 Kontrastive Analyse der spanischen, französischen, portugiesischen und deutschen Jugendsprache. In: Eva Neuland (Hg.) 2003a, 169Ϫ183. Eva Neuland, Wuppertal (Deutschland)