Übungstypologie für den Ausspracheunterricht Eintauchen * Erster Kontakt mit dem Klang der Fremdsprache und ihren Lauten * Lockerungsübungen * Intuitive Nachahmungsübungen Hören * Diskriminationsübungen (mit Minimalpaaren/Wortpaaren, zur Unterscheidung von Lauten) * Identifikationsübungen (identifizieren von Lauten = schwieriger als diskriminieren) * Angewandte Hörübungen (Fokus auf verstehendes Hören; z.B. Diktate, Lückentexte ergänzen) (Aus-)Sprechen * Einfache Nachsprechübungen („Papageienmethode“ darf nicht die einzige Übungsform sein!; oft nicht erfolgreich) und Vortragen/Lesen * Kaschierte Nachsprechübungen (Automatisierung und „Drillübung“ mit Variationen) * Produktive Übungen und freies Sprechen (umformen, ergänzen, ersetzen; Lernende müssen sich auf Aussprache UND auf andere Faktoren beim Sprechen konzentrieren) Sollte die reine Imitation („Papageienmethode“) nicht funktionieren, müssen die Lernenden verschiedene didaktisch-methodische Hilfsmittel erhalten: · Visualisierungen · Erklärungen zur Lautproduktion · Anbahnungsübungen (vom Bekannten zum Neuen) · Wahrnehmungsschulung · Integration von Körpermotorik und Gestik zur Unterstützung · Regeln erklären (v.a. Laut-Buchstaben-Beziehungen) und Gelerntes systematisieren! (erstellt nach: Dieling / Hirschfeld 2000: Phonetik lehren und lernen) Kriterien für die Analyse und Erstellung von Ausspracheübungen · Werden Ausgangssprachen einbezogen? · Werden die Schritte Hören – Nachsprechen – freies Sprechen ausreichend berücksichtigt? Welche Übungstypen kommen vor? · Werden Regeln vermittelt? Wenn ja, deduktiv oder induktiv? · Werden Laut-Buchstaben-Beziehungen erkennbar oder explizit geübt? · Gibt es Hilfen (z.B. Abbildungen, Visualisierungen, Erklärungen zur Lautbildung und Lautanbahnung)? · Werden Gestik oder Körpermotorik in die Übungsabläufe integriert? · Werden folglich verschiedene „Lerntypen“ angesprochen? · Erhalten die Lehrenden Zusatzmaterial (mit Regeln, Erklärungen, didaktischen Tipps, Lösungen etc.)? · Wird mit IPA-Zeichen gearbeitet? · Wie wird kontrolliert, dass das Hören und Aussprechen richtig ist? · Sind die Beispiele richtig, die Regeln und Übungen eindeutig? · Werden phonetische Varianten einbezogen (z.B. regionale, emotionale, phonostilistische)? · Sind die Übungen kommunikativ angelegt (z.B. nicht nur Einzelwörter, keine Nonsenswörter, Zungenbrecher etc.)? · Integrieren die Übungen authentisches Material? · An welches Lernniveau richtet sich das Material? Ist es dafür auch geeignet? · Gibt es Verknüpfungen zu anderen Lerninhalten und Lernzielen (z. B. Themen, Wortschatz, Grammatik, LK und interkulturelle Dimension der mündlichen Kommunikation)? Weiterführende Literatur zu Hilfen/Übungsformen für den Ausspracheunterricht Dieling / Hirschfeld (2007), Kap. 6 Beispiele für Visualisierungen, aber auch für taktile Hilfen (z.B. Stimmhaftigkeit am Kehlkopf erfühlen) und andere Formen der Veranschaulichung/Unterstützung. Fischer (2007): Deutsch lernen mit Rhythmus, Seite 48f. Beispiele für phonetische Gesten. Diese sollen die Lautproduktion unterstützen, indem sie bestimmte Merkmale der jeweiligen Laute imitieren oder veranschaulichen. Cauneau (1992): Hören – Brummen – Sprechen Übungskonzept, das darauf aufbaut, dass vor einer Phase des Sprechens gebrummt u. gesummt u. somit gezielt auf die prosodischen Parameter einer Sprache fokussiert wird. Homepage: Phonetics University of Iowa http://www.uiowa.edu/~acadtech/phonetics/ Animierte Sagittalschnitte zur Produktion deutscher Laute. Aussprachetricks zum Lehrwerk Aussichten A1-B1 (Klett-Verlag, Kerstin Reinke) http://www2.klett.de/sixcms/list.php?page=lehrwerk_extra&titelfamilie=Aussichten&extra=Aussichten-O nline&modul=inhaltsammlung&inhalt=klett71prod_1.c.1688761.de&kapitel=1688762 Anbahnungsübungen, Visualisierungen und körpermotorische Hilfen in Form von 17 kurzen Videoclips Zeitschrift für interkulturellen Fremdsprachenunterricht 2/2007 http://zif.spz.tu-darmstadt.de/jg-12-2/allgemein/beitra33.htm Mehrere interessante Artikel zu Übungsformen und praktischen Umsetzungen im Ausspracheunterricht (z.B. Chudoba zur Erarbeitung von Aussprachespielen mit Lernenden oder Bolte zum orchestrierten Sprechen, u.a.)