Statt einer Einleitung: Acht Thesen zum Umgang mit Literatur im DaF-Unterricht 1. „Nur die Literatur macht den Sprachunterricht erträglich." (Harald Weinrich) Dieser Satz Weinrichs mag überspitzt klingen, enthält jedoch eine grundlegende Wahrheit: Literatur ist immer greifbar, Literatur kann überall gelesen (gehört) werden, Literatur bietet ein stärkeres Reizpotential als jeder Sachtext. 2. Mit Literatur lassen sich Lernende motivieren. Literatur lockert den Unterricht auf, kann Monotonie entgegenwirken und die Lernenden zum spielerischen Umgang mit der Sprache anregen. Literatur spricht als Träger von Gefühlsäußerungen affektive Lernziele an, 3. Literaturunterricht soll die Schülerinnen zum Sprechen über ihre Leseerfahrungen motivieren. (Bredeila) Nur wenn sich Lernende mit einem Thema identifizieren, werden sie motiviert sein, sich mit literarischen Texten auseinanderzusetzen. Bei richtiger Auswahl bieten literarische Texte sehr viele Redeanlässe. 4. Literarische Texte sollen nicht nur Spaß machen, sondern zugleich eine intensive Auseinandersetzung mit Sprache sein. Literatur soll nicht für besondere Anlässe in ein Reservat verbannt werden, wo wenig Spracharbeit geschieht. Literatur ist immer Umgang mit Sprache. 5. Die Arbeit mit literarischen Texten muss lernendenzentriert sein. Die Dominanz der Lehrenden soll zurückgedrängt werden. Den Lernenden soll es ermöglicht werden, ihre Leseeindrücke zur Sprache zu bringen und festzulegen, worüber sie sprechen wollen. 6. Texte sollen Anlass zum eigenen Sprechen geben. Bei der Arbeit mit Literatur geht es nicht primär urrj, die Vermittlung von Wissen, sondern um die „Ausbildung einer neuen Kommunikationsfähigkeit" (Weber 1984, 69). 7. Im Umgang mit literarischen Texten ist die Tätigkeit mindestens ebenso wichtig wie das Ergebnis. Eine produktiv-kreative Arbeit mit Literatur bedarf einer ständigen Ermunterung der Lernenden. Es sind dabei keine literaturwissenschaftlich relevanten Ergebnisse zu erwarten. Wichtig sind der Spaß an der Sache und eine lockere Atmosphäre. 8. Es gibt keine allgemeingültigen, verbindlichen Interpretationen. Literarische Texte sind nicht als „sakrosankt" anzusehen. Es geht bei der Beschäftigung mit Literatur im DaF-Unterricht nicht darum, „Germanistik zu zelebrieren".