T H E M E N Wende und Wiedervereinigung, Wenderomane, Post-DDR-Literatur Poproman und Fräuleinwunder Geschichte im Gedächtnis Krieg und Terror, Globalisierung Fantastik und Spekulation Der deutsch-deutsche Literaturstreit nach der Wende. Christa Wolf, Dokument eines persönlichen Opportunismus: Was bleibt (1990) Botho Strauß, Neues Denken, das nicht auf Vernunft und Moral basiert, sondern auf Poesie und Imagination und die irrationale, dunkle Seite des Menschen anspricht: Anschwellender Bocksgesang (Essay im Spiegel, Februar 1993) Günter Grass, Krise und Ende einer Moralinstanz: Ein weites Feld (1995) - Verriss duchr M.R.Ranicky - "der Roman überblendet die Revolution in der DDR mit der gescheiterten Revolution von 1848 und der Reichsgründung 1871 (ein neues Großmachtstreben?) Grass´ autobiografische Erzählung Beim Häuten der Zwiebel (2006). Durch Frank Schirrmachers Lektüre der Erzählung vor der Veröffentlichung stellte sich heraus, dass Grass am Ende des Krieges ein Mitglied der Waffen-SS war, nicht "nur" ein Flak-Helfer, was allgemein angenommen wurde. Grass hat diese Tatsache jahrzehntelang verschwiegen, was er jedoch anderen stets vorgeworfen hatte. Zum Thema Fantastik und Spekulation Apokalypse (Religion): Schrift, die sich in Visionen, Träumen, Abschiedsreden, Weissagungen mit dem kommenden Weltende befasst Untergang, Unheil, Grauen Dystopie fiktionale, in der Zukunft spielende Erzählung o. Ä. mit negativem Ausgang Die Dystopie ist eine Erzählung, welche ein sehr negatives Zerrbild der zukünftigen Menschheit zeigt. Diese Zukunft ist von einer Gesellschaft geprägt, die sich zum Negativen entwickelt hat und oft durch totalitäre Systeme, Fortschrittlichkeit und Aufhebung der Freiheiten des Einzelnen auszeichnet. Oft wird ien kontrafaktisches Schreiben verwendet. ………………………………………………………………………………………………… Alban Nikolai Herbst: Alban Nikolai Herbst, *1955 (Pseudonym für Alexander Michael von Ribbentrop) Eine der führenden Figuren der Postmodernen Literatur; Studium der Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften (Frankfurt am Main). Angestellt als Börsenmakler, nach dem Erscheinen seines Romans Wolpertinger oder das Blau im Jahre 1993 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin Thetis. Anderswelt (1998) Der auslösende Weltuntergang ist in "Thetis" durch eine ökologische Katastrophe verursacht. Die Polkappen sind abgeschmolzen, halb Europa ist vom Thetis-Meer überflutet. Nach einem dritten Weltkrieg ist nur ein schales Gebiet in Mitteleuropa von Nancy bis Krakau durch eine riesengroße Mauer vor dem Untergang geschützt. Der Streifen wird in drei Zonen unterteilt: Im Osten errichten die Arbeitssklaven eine schwere Arbeit, in der Mitte leben Verwaltungsfunktionäre, im Westen wohnen die Herrscher. Die Arbeiter werden rücksichtslos behandelt, durch die schwere Arbeit verschlissen und nach dem Tod werden ihre Körper noch im Ersatzteillager und als Nährstoffquelle ausgebeutet. Ihre Nachkommen werden der Meergöttin Thetis geopfert oder verkauft. Figurenkonstellation: (Antikrist-Messias-Modell) der Graffiti-Künstler Achilles Borkenbrod - aus dem Osten sein Gegenspieler, ein unsterblich gewordene Milliardär Tonio Ungefugger Thomas Lehr *1957 Studierte Biochemie in West-Berlin. Sein bisher wichtigstes autobiographisches Werk: Nabokovs Katze (1999). Zahlreiche Auszeichnungen für seine literarische Tätigkeit. Frühling (Novelle, 2001) "Frühling" teilt uns den inneren Monolog eines Sterbenden mit. Im Verlauf von 39 Sekunden und Buchkapiteln geht Christian Rauch, ein "Schatten- und Scham:Mensch", seinem selbstgewählten Tod entgegen. Zu Beginn der Lektüre versteht der Leser nicht, was dem Erzähler zugestoßen ist. Ein "Blitz" hat diesen in eine seltsame Stadt katapultiert, in deren Bars die Menschen auf Monitore starren, auf deren Plätzen menschenhohes Gras wächst, durch das wohlgeformte Nackte wandeln, und in der das Museum der Geburten einlädt. Vereinzelt tauchen dann Bruchstücke von Erinnerung auf, die sich schließlich zur Geschichte eines "jämmerlichen" Lebens zusammenfügen. 42 (Roman, 2005) Thomas Lehr geht in seinem Roman 42 der Frage nach, welche Bewegungen ein Stillstand auszulösen vermag. Er beschreibt, wie siebzig Besuchern, die an einem Sommertag der Einladung des in der Nähe von Genf gelegenen Kernforschungszentrums CERN gefolgt sind, nach ihrem Wiederauftauchen aus den Katakomben der unterirdischen Anlage im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit abhanden gekommen ist. Sie kehren zwar dahin zurück, wo sie hergekommen sind, und es ist alles an seinem Platz, aber gerade deshalb herrscht Chaos: denn es bewegt sich nichts mehr. Um 12 Uhr 47 und 42 Sekunden sind die Uhren durch einen außer Kontrolle geratenen Teilchenbeschleuniger, der Europa in einen Zeitkokon eingeschweißt hat, stehen geblieben. Die Welt existiert nur noch als dreidimensionale Fotografie und befindet sich in einem Dornrösschenschlaf. Menschen, Tiere, sämtliche Autos und Flugzeuge haben aufgehört sich zu bewegen und verharren regungslos an dem Ort und in der Pose, die sie innehatten, als die Zeit stehen blieb. Im Unterschied zu den wie im Koma Eingefrorenen sind die 70 Chronifizierten auf für sie unerklärliche Weise mit einer Zeitblase ausgestattet worden. Dieser Besitz eines mit Zeit angefüllten Raumes macht sie zu Auserwählten, denn die mit diesem Zeitrucksack Existierenden können mit den aus der Zeit Herausgefallenen nach eigenem Belieben umgehen. Ihre Freiheit ist grenzenlos und im Supermarkt einer unbeschränkt verfügbaren Welt findet sich zur Befriedigung der eigenen Gelüste alles, wovon sie nicht zu träumen wagten. (https://www.deutschlandfunk.de/hier-ist-die-zeit-der-held-100.html) Thomas Glavinic *1972 Sein bosnischer Vater war Taxifahrer, nach der Trennung der Eltern wuchs Glavinic in Graz bei seiner Mutte auf. Er studierte Germanistik, seit 1991 schreibt er an seinen literarischen Werken, die bereits in 18 Sprachen übersetzt worden sind. 2006 erschien sein Roman Die Arbeit der Nacht. In diesem Roman ist die Apokalypse zwar eingetreten, aber in einer weichen Form, es kam zu keinen weltweiten Zerstörungen, allerdings sind alle Menschen aus einem unbekannten Grund verschwunden. Der Held namens Jonas (der biblische Jona?) versucht festzustellen, was eigentlich passiert war. Diese Suche nimmt bizarre Züge an. Am Ende stürzt sich Jonas vom Turm des Stephansdoms. Die letzten Seiten schildern seine Gedanken während des Falls, die mit seinen Erinnerungen an glückliche Kindheitstage enden. Der Roman endet, bevor Jonas den Tod durch den Fall erleidet (impliziert wird u. a. auch sein Übertritt in eine ewige Dimension). Dietmar Dath *1970 Studierte Physik und Literaturwissenschaft, literarische Werke schreibt er seit der Mitte der Neunziger, 2005 Durchbruch bei Suhrkamp, 2008 stand sein Roman Die Abschaffung der Arten auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. die Erzählung beginnt 500 Jahre nach dem gewaltsamen Ende der menschlichen Vorherrschaft, als die Erde von den sogenannten "Gente" beherrscht wird (Hybridwesen zwischen Tieren und Menschen. Nach einem Krieg mit den Keramikanern, Mensch-Maschine-Hybriden, fliehen die Gente ins All, teils nur als gespeicherte Information auf Rechnern. Nach Jahrtausenden wachsen auf den Planeten Mars und Venus die Zwillinge Padmasambhava und Feuer auf, Nachfahren der Gente, die nach dem Untergang von Mars und Vens auf die Erde zurückkehren. Die Zwillinge sind die einzigen bewusstseinsbegabten Wesen, die sich die Erde erneut untertan machen müssen. Reinhard Jirgl *1953 Deutscher Schriftsteller, lebt in Berlin, studierte Elektronik an der Humboldt-Universität. Er arbeitete an einem Forschungsinstitut der Akademie der Wissenschaften der DDR. Jirgl: „Die Geschichte meiner literarischen Arbeiten aus den Jahren vor 1990 ist die Geschichte von amtlich verhängtem Erstickungstod." Sein Mutter Vater Roman, schildert die späte Kriegszeit, die Nachkriegsjahre und die Aufbaugeneration der DDR, man findet hier die zentralen Themen, die auch Jirgls weiteres Schaffen prägen. Formal dominieren innerer Monolog, psycho-narration und traumartige Sequenzen, die Bombenkriegserinnerung, Gewaltphantasien und Beziehungsnöte und beklemmende Bilder und düstere Familiengeschichten. In Nichts von euch auf Erden erzählt Jirgel von der Eroberung der Erde durch Mars-Exilanten. Die Erdbewohner sind durch ein Gen-Programm friedfertig und selbstegnügsam geworden, sie lehnen Fortpflanzung ab. Die Marsianer vertreten einen Fortschrittsgedanken, der durch Krieg und Gewalt zu verwirklichen ist. Sie führen das Geldwesen wieder ein, der Staat und Familie werden wieder restauriert. Daniel Kehlmann *1975 München Sohn des österreichischen Regisseurs und Drehbuchautors Michael Kehlmann (Max Frisch: Don Juan oder die Liebe zur Geometrie, Joseph Roth: Tarabas, Hiob, Juden auf Wanderschaft, Ödön von Horvath: Italienische Nacht, Ein Dorf ohne Männer, Glaube Liebe Hoffnung) und der deutschen Schauspielering Dagmar Mettler. Zu den bekanntensten Romanen Kehlmanns gehören Ich und Kaminski (2003), Die Vermessung der Welt (2005) und Tyll (2017)