Flexion und Derivation
Thema der Einheit
In der Semestermitte kommen wir noch einmal zu der theoretischen Frage vom Anfang des Semesters zurück: Was eigentlich ist Morphologie?
Nach dem Überblick über die nominalen Wortarten (Substantive, Pronomen, Adjektive) sollten Sie jetzt bereits eine lebhafte Vorstellung davon haben, was Morphologie ist. Bei genauerer Betrachtung stellt sich aber heraus, dass wir die Frage noch verfeinern müssen. Gibt es nur eine Arte von Morphologie? Haben wir es zum Beispiel bei der Bildung von Neuheit oder Neuigkeit auf der Grundlage von neu mit derselben Erscheinung zu tun wie bei der Bildung von neuem (Dativ, Singular, Maskulinum) oder neuer (Komparativ)?
Viele Wissenschaftler unterscheiden hier:
- Flexionsmorphologie
- Derivationsmorphologie
Dem stehen zwei radikale Ansichten gegenüber, die entweder nur die Flexionsmorphologie als Morphologie anerkennen oder aber umgekehrt die Unterscheidung zwischen Flexion und Derivation für falsch halten ("Alles ist Morphologie. Punkt.").
Neben der theoretischen Frage, ob es (und wenn ja: welche) Unterschiede zwischen Flexion und Derivation gibt, beschäftigt uns in dieser Einheit ein Problemfall für die Zweiteilung der Morphologie: die Komparation beim Adjektiv (gut - besser - am besten).
Handout zur Vorlesung
Begleitlektüre
- Zur Komparation: Thieroff/Vogel, Kapitel 5.5, S. 60-64;
- Zur Unterscheidung von Flexion und Derivation (Wortbildung): Meibauer (in: Einführung in der germanistische Linguistik), S. 21-23 und 29-34;
- Zur Rolle der Derivationssuffixe bei der Genuszuweisung: Duden-Grammatik (2009), § 252, S. 163-166;
- Zu Derivationssuffixen bei Verben: Duden-Grammatik (2009), § 1046, S. 688-689;
Hinweis: Der DUDEN ist eine Buchreihe, in der verschiedene Aspekte der deutschen Sprache "verbindlich" (d.h. normativ, in Form von Nachschlagewerken, die darüber Informieren, wie es "richtig" ist) behandelt werden. Am bekanntesten ist der Rechtschreib-Duden, den auch deutsche Muttersprachler häufig benutzen, wenn sie nicht wissen, wie ein Wort geschrieben wird, und die Duden-Grammatik, die bei grammatischen Zweifelsfällen weiterhilft.
Vor allem die Duden-Grammatik bemüht sich aber heute, den normativen Ansatz zu mildern und deskriptiv vorzugehen (Fragestellung: "Welche Formen kann man heute in der realen Sprache tatsächlich antreffen?").
Als Studierende im Fach Deutsch sollten Sie den DUDEN unbedingt kennen!!!