Österreich nach dem Tod Kaiser Ferdinands des Ersten (1564) Das Prinzip der Primogenitur verlassen. Drei Söhne Ferdinands erben sein Reich: der jüngste Sohn, Erzherzog Karl -- Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Küstenland) der mittlere Sohn, Erzherzog Ferdinand -- Tirol (Schloss Ambras in Tirol, von Trient bis Kufstein, von Feldkirch bis Brixen) und Vorderösterreich (Sundgau, Breisgau, Freiburg, Burgau) der älteste Sohn Maximilian II. -- Ober- und Niederösterreich (Steyer, Ischl, Hallstadt), Kaiser, König von Böhmen und Ungarn. Maximilian II. (1564-1572) war formal Katholik, der Papst genehmigt ihm aber bei der Messe die Kommunion unter beiderlei Gestalt zu empfangen. 1568 -- Assekuration: der protestantische Adel in Nieder- und Oberösterreich durfte seine Religion auch für die Untertanen unterrichten lassen. Sultan Suleimann II. begann 1566 eine neue Offensive, zum Glück (des Kaisers) starb aber der Sultan und 1568 konnte Frieden geschlossen werden, nachdem sich der Kaiser zur Zahlung eines Tributs verpflichtet hatte. Maximilians Cousin Philip II., beide 1527 geboren, Maximian heiratete Philips Schwester Marie. Philips Don Carlos mental labil[1]. Deshalb wurden Rudolf und Ernst in Spanien erzogen, um dort eventuell den Thron zu besteigen, wenn Philip II. ohne einen regierungsfähigen Nachkommen sterben sollte. Habsburger als Prätendenten auf den polnischen Thron mussten sich auch in ihren Erbländern religiös toleranter zeigen, als sie eigentlich fühlten. Der Kammer gehörten in Böhmen Brandeis/Brandýs, Lissa an der Elbe/ Lysá und Pardubitz/Pardubice. Prag war die größte Stadt in seinem Reich. Zur Haupt- und Residenzstadt wurde Prag erst 1583 unter Rudolf II. Rudolf hatte noch 5 regierungsfähige Brüder. Um eine Zersplittterung des Reiches zu vermeiden, wurde die Primogenitur wieder eingeführt. Neben der Türkengefahr, der wirtschaftlichen Bedeutung Böhmen spielte bei der Verlegung des Sitzes nach noch ein Umstand eine Rolle: Rudolf wollte sich damit dem Einfluss seiner Mutter entziehen. Wichtiger als Wien wurde auch die Residenz des Erzherzogs Karl (1564-1590) in Graz. Er gründete hier die Universität (1586), die von Jesuiten geleitet wurde. Außerdem gab es aber in Graz auch eine protestantische höhere Schule, an der z. B. Johannes Kepler wirkte. Der Einfluss der Protestanten war nicht zu brechen, ohne die Einheit Innerösterreichs dadurch zu gefährden. Die Rekatolisierung verlief deshalb zwar nach dem Vorbild der viel radikaleren Rekatolisierung Bayerns durch die Wittelsbacher, im Endeffekt aber viel vorsichtiger, weil Karl auf die protestantische Mehrheit in den Ständen Rückischt nehmen musste. Mit den Wittelsbachern war Karl verwandt: Seine ältere Schwester heiratete Herzog Albrecht V. und Karl dann ihre Tochter Marie. Gegen die Türken baute er die slawonische Militärgrenze/Vojna krajina (um Waradein). Auf diesem Gebiet wurden serbische Flüchtlinge aus dem Osmanischen Reich angesiedelt und mit besonderen Privilegien ausgestattet. Das Gebiet Vorderösterreichs, dessen Zentrum Freiburg in Brisgau war, war nicht nicht kompakt: Markgrafschaft Burgaus lag in Schwaben, Sundgau und Breisgau in Elsaß, auch in Vorarlber waren immer wieder zwischen die habsburgischen Besitzungen noch Herrschaften anderer Feudalherren eingestreut. Im Unterschied zu anderen österreichischen Gebieten gab es hier einen eingenständigen Bauernstand, Hofbesitzer,die sogar im Landtag vertreten waren, obwohl sie politisch keine wichtige Rolle spielten. Im Unterschied zu Innerösterreich und Ober- und Niederösterreich war Tirol konfessionell homogen (die Wiedertäufer wurde schon in den 20er Jahren vertrieben) und nicht unmittelbar von den Türken bedroht. 1567 konnte Ferdinand II. von Tirol, der vorher 20 Jahre als Statthalter seines Vaters in Böhmen (1547-1567) tätig war, das Schloss Ambras mit seinen reichen Kunstsammlungen beziehen und sich mehr der Hofhaltung als dem Kieg widmen. Noch in Böhmen schloss er seine morganatische Ehe mit Philippine Welser, musste aber zuerst seine Trauung geheimhalten (ihren zweiten Sohn brachte auf der Burg Bürglitz/ Køivoklad zur Welt). Philippine Welser war Tochter des Augsbuger Bankiers, der den Handel mit dem spanischen Südamerika betrieb und Zuckerplantagen, sich 1556 aus Südamerikaaber zuckzogen. In Innerösterreich, Ober- und Niedösterreich sowie in den Böhmischen Ländern bahnte sich ein Konflikt zwischen der Zentralgewalt und Rekatholisierung einerseits und einem Ständestaat, in dem die Protestanten die wichtigsten Posten inne hätten. Unter Erzherzog Matthias, dem Statthalter in Wien und Bruder von Rudolf, kam es 1595-1597 zu einem Bauernaufstand im oberösterreichischen Mühlviertel. Weil Massenhinrichtung der aufständischen Bauern nicht im Interesse der adeligen Gutsbesitzer waren, wurden den Bauern "nur" Ohren und Nasen abgeschnitten, um die anderen zum Nachgeben zu zwingen. Matthias griff hart durch und gewann dadurch Sympathien der Adeligen, die ihm auch später in Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Rudolf zu Gute kamen. Drei Bauernführer wurde nach Wien gebracht und sollten öffentlich geviertteilt werden. Weil zwei davon vor der Hinrichtung noch schnell zum Katholizismus konvertierten, wurden sie nur geköpft. Johann Markgraber, ein Küfer (Böttcher) aus Gossenham, wurde vor Augen des Hofes und zahlreichen Volkes nach langem Martern von Pferden gevierteilt. Matthias machte Melchior Klesl (1552-1630),einen versierten Politiker und von den Jesuiten ausgebildeten Konvertiten, zu seinem Kanzler und begann seinen politischen Aufstieg. Seine realistische Politik gegen Bocskay weckte auch bei anderen nichtkatholischen Ständen aus Niederösterreich, Oberösterreich und Möhren die Hoffnung, eine Verständigung mit Matthias sei möglich. Sie unterstützen ihn 1608 bei seinem Kriegszug nach Prag. Rudolf II. blieb dann der Kaisertitel, Titel des böhmischen Königs. Matthias wurde zum ungarischen König und Markgrafen von Mähren. Von dem Bruderszwist[2] profitierten die protestantischen Stände (der rudolfinische Majestätsbrief, 1609). Rekatholisierungstendenzen verstärkten damals in Graz. Ferdinand von der Steiermark vertrieb 1598 alle nichtkatholischen Priester und Prediger aus der Stadt. Seine intollerante Haltung zu en Nichtkatholiken bewies er auch später als Kaiser Ferdinand II. in Böhmen und Mähren. ------------------------------- [1] Don Carlos was sickly and soon showed signs of mental instability, being given to outbursts of violence. The Cortes of Castile recognized him as heir to the throne in 1560, but Philip subsequently decided he was incapable of ruling and barred him from succession to the throne. In 1565 Don Carlos attempted to escape to Flanders and, two years later, to Germany. Finally, Philip II ordered his arrest (January 1568) when he learned of the intrigues of the Prince with the Marquis of Berghes and the Baron of Montigny, nobles involved in the rebellion of the Low Countries. Don Carlos died in prison a few months later. (Encyklopedia Britannica) [2] Vgl. das Trauerspiel von Franz Grillparzer Ein Bruderzwist in Habsburg.