Resonet Lutherisch. -- Um 1525 Merkt, ihr Pfaffen, was ich sa: ihr seind schon viel die führen Klag, kein Baur will kein Seelmess han zu dieser Zeit: der Luther schreibt, sei Trügerei. Euer Jahrmarkt hat ein End, die Jahrtäg seind auch zertrennt, ist schädlich. Kein Baur will kein Zehent geben: wir müssen führen ein armes Leben im Grimmetal. Anonym: Spaltvers Dieses Gedicht kann sowohl einspaltig als auch zweispaltig gelesen werden. Einspaltig ("Ich sage gänzlich ab dem Luther bis ans Grab ...") ist es das Bekenntnis eines Katholiken, zweispaltig ("Ich sage gänzlich ab der Römer Lehr und Leben ...") das eines Protestanten. Wahrscheinlich ist es ein Spott auf konfessionelle Unterschiede: ich sage gänzlich ab der Römer Lehr und Leben dem Luther bis ans Grab will ich mich ganz ergeben ich lache und verspott die Messe, Ohrenbeicht dem Luther sein gebot ist mir ganz sanft und leicht ich hasse mehr und mehr all, die das Papsttum lieben der Lutheraner Lehr hab ich ins Herz geschrieben bei mir hat kein Bestand die römisch Priesterschaft was Luthern ist verwandt lob ich mit aller Kraft wer lutherisch verstirbt das Himmelreich soll erben in Ewigkeit verdirbt wer römisch bleibt beim Sterben Kirche am Vorabend der Reformation Schon in den Gravamina1 nationis germanicae auf den Reichstagen im 15. Jahrhundert wurde über die Missstände in der Kirche, hauptsächlich über die Habgier der Kurie geklagt. Der Reichtum der Kirche, das kuriale Verwaltungs-, Besteuerungs- und Prozeßverfahren wurden beanstandet. Das Renaissance-Papsttum: Der Höhepunkt an glanzvoller Repräsentation wurde von Verweltlichung und Politisierung des Amtes begleitet. Der Papst herrschte im Kirchenstaat als geistlicher Fürst, seine Armee umfasste zeitweilig die Hälfte bis drei Viertel der französischen. Der Lebenswandel des Papstes Alexander VI. wird im Kirchenlexikon aus dem Verlag Bautz folgendermaßen geschildert: Rodrigo Lanzol kam 11.8. 1492 durch Simonie auf den Stuhl Petri als ein sittenloser Papst der Renaissancezeit, dessen Denken und Trachten darauf gerichtet war, seine sinnlichen Leidenschaften zu befriedigen und seine Kinder glänzend zu verheiraten und mit Fürstentümern auszustatten. Durch seine Familienpolitik und in seinem Bestreben, sein Haus zu einer mächtigen Dynastie zu erheben, wurde er in zahlreiche Kämpfe verwickelt. Alexander VI. hatte mindestens sieben, möglicherweise neun Kinder, von denen er besonders die vier liebte, die ihm seine anerkannte Konkubine Vanozza Catanei geboren hatte: Juan, Cesare, Jofré und Lucrezia. Als Kardinal verlieh er seinem ältesten Sohn Pedro Luis das spanische Herzogtum Gandia, das Juan erbte. 1497 belehnte er Juan mit dem Herzogtum Benevent, das er vom Kirchenstaat trennte. 1492 machte er Cesare zum Erzbischof von Valencia und 1493 zum Kardinal. AlexanderVI. verbündete sich 1493 mit Lodovico, dem Gouverneur Mailands, und Venedig gegen den König Ferrante von Neapel, um Lucrezia mit dem mächtigen Johann Sforza von Pesaro, einem Verwandten Lodovicos, zu vermählen. 1494 gab er dieses Bündnis auf und trat auf die Seite Ferrantes. Alexander VI. geriet dadurch in eine bedrängte Lage, daß Lodovico in Gemeinschaft mit einigen Kardinälen Karl VIII. von Frankreich nach Italien rief, damit er Neapel erobere und den simonistischen Papst vor ein Konzil stelle. Er rettete dadurch seine Stellung, daß er Januar 1495 Karl VIII. den Durchzug seines Heeres gegen Neapel gestattete und die abgefallenen Kardinäle amnestierte. März 1495 schloß sich Alexander VI. dem gewaltigen Waffenbund gegen Karl VIII. an, der nach seiner Krönung zum König von Neapel zum Rückzug gezwungen wurde. Für die dem Haus Aragon geleisteten Dienste verlangte er die Hand der neapolitanischen Königstochter Carlotta für Cesare und beschloß, um sein Ziel zu erreichen, die Scheidung der Lucrezia, die er 1498 mit einem neapolitanischen Prinzen, dem Herzog Alfonso von Biseglia, vermählte. Als Federigo seine Tochter Carlotta Cesare nicht gab, wandte sich Alexander VI. von Neapel ab. Cesare vermählte sich 1499 nach Verzicht auf die Kardinalswürde mit der französischen Prinzessin Charlotte d'Albret, der Schwester des Königs von Navarra, nachdem ihn Ludwig XII., der dafür vom Papst die Erlaubnis zur Scheidung von seiner Gattin erhielt, zum Herzog von Valence ernannt hatte. AlexanderVI. entzog den Dynasten der Romagna und der Marken ihre päpstlichen Lehen und übertrug sie Cesare, der, von Frankreich unterstützt, als Herzog der Romagna mit Waffengewalt und List durch Gift, Dolch und Strang die kleineren mittelitalienischen Machthaber bekriegte und beseitigte im Einverständnis seines Vaters, der die machtpolitischen Pläne und Verbrechen seines Sohnes guthieß und durch Ablaßgelder des Jubiläumsjahres 1500 und die Türkensteuer förderte. AlexanderVI. vermählte 1502 Lucrezia mit Alfonso von Este, Erbprinzen von Ferrara, nachdem ihr zweiter Gatte 1500 durch Meuchelmörder, die wahrscheinlich Gesare gedungen hatte, beseitigt worden war. An der Verwirklichung seines Planes, aus Umbrien, den Marken und der Romagna ein mittelitalienisches Königreich für Gesare zu schaffen, hinderte ihn der Tod. - Gegen Girolamo Savonarola, der sich mit leidenschaftlichem Eifer und hinreißender Beredsamkeit gegen die Zuchtlosigkeit in Kirche und Staat wandte, eröffnete AlexanderVI. den Prozeß und sprach 12.5. 1497 über ihn die Exkommunikation aus. Der heilige Mönch unterlag dem unheiligsten der Päpste, Alexander VI.: Savonarola wurde 23.5. 1498 auf dem Markt in Florenz gehenkt und verbrannt Große Feste, Turniere und Jagdwesen waren den Päpsten wichtiger als die Reform der Kirche, die immer aufgeschoben wurde -- u. a. aus Angst vor einer Machtkonfrontation mit dem Konziliaristen, die die Beschlüsse eines Konzils auch päpstlichen Entscheidungen übergeordnet fanden. Der Bau des Petersdoms, dessen Grundstein 1505 gelegt wurde, verschlang Unsummen, die zum Teil über Ablassgelder und Ämterkauf (Simonie) aufgebracht werden. Überall herrschte Nepotismus (Vetterleswirtschaft). Unterbrochen wurde der Aufbau der prächtigen Renaissanceresidenz durch die Sacco di Roma [italien. <>], die wochenlange Verwüstung und Plünderung Roms durch die deutschen und spanischen Söldner Karls V. nach der Einnahme der Stadt am 6. 5. 1527 während dessen Feldzug gegen Papst Klemens VII. war Folge der Nichbezahlung der Söldner, die durch die Plünderung entschädigt werden sollten. Andrerseits warb der Landsknechtführer Georg von Frundsberg im Auftrag von Kaiser Karl V. in Süddeutschland und Südtirol um Söldner, die gegen den Papst nach Italien ziehen wollten. Das wilde Heer zog verwüstete Rom. Die Einwohnerzahl wurde halbiert. Man schätzt die Zahl der Toten beider Seiten auf 30 000, dem Papst war es rechtzeitig gelungen, sich in die Engelsburg zu retten. Rom hatte dmals fast 90 000 Einwohner und war nach Venedig und Genua die reichste Stadt Italiens. Unter "landtsknechten" verstand man ein überwiegend mit langen Spießen, Hellebarden und Handrohren kämpfendes Fußvolk, dessen Männer aus oberdeutschen Gebieten stammten und sich abhoben von den niederdeutschen Fußknechten. zurück zu Voraussetzungen der Reformation in Deutschland: Hoher Klerus galt wegen Ämterkauf und Ämterhäufung ebenfalls als Ärgernis. Kirchenfürsten feierten selten die Messe und beichteten oft Jahre lang nicht. Die Kirche erhöhte Abgaben und Dienste für die Bauern oder beteiligte sich am Bauernlegen (das Auskaufen freier Bauernhöfe, welches oftmals unter Anwendung von Druckmitteln erfolgte, um den Fronhof, vor allem um Weideland zu vergrößern) Niederer Klerus: Habgier, Genusssucht, Nichtstun und Konkubinat beim niederen Klerus gaben Anlass zu heftigen Klagen. Niedere Kleriker konnten oft kein Latein, die Klosterzucht verfiel. Während die Seelsorge vernachlässigt wurde, stiegen die Gebühren für kirchliche Dienste. Mit Dispensgeldern und Ablassbriefen konnte man sich von Sünden befreien. Volksfrömmigkeit: Aberglaube, Magie, Wunderglaube und Antisemitismus waren allerorten verbreitet. Reliquienkult und Wallfahrten bestimmten das Bild des traditionellen religiösen Lebens. Die neue Religiosität (devotio moderna) entwickelte sich in Laienbruderschaften, die an die Stelle des mönchisch- klösterlichen Frömmigkeitsideals eine <> Frömmigkeit (u. a. Krankenpflege, Armenfürsorge) betonten. Angeregt wurde diese Bewegung durch Thomas von Kempen und sein Werk <> (um 1420). Martin Luther (1483 - 1546) Martin Luther lebte in Magdeburg 1496/97, als er die dortige Lateinschule besuchte, bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben (Fraterherren). 1501 begann er in Erfurt zu studieren. 1505 wurde er Magister artium. 1505 trat er in das Augustinerkloster ein, 1507 wurde er zum Priester geweiht und begann danach Theologie am Generalstudium der Augustinereremiten in Erfurt, das der Universität inkorporiert war, zu studieren. Im Herbst 1508 wurde er vom Orden nach Wittenberg gerufen, um an der 1502 gegründeten Universität eine Vorlesung über die Nikomachische Ethik des Aristoteles zu halten. Zurückgekehrt nach Erfurt hielt er Vorlesungen über die Sentenzen des Petrus Lombardus und 1509 zum "baccalaureus sententiarius" promoviert. 1512 wurde M.Luther zum Professor für Theologie [Bibelauslegung] ernannt. Im Frühjahr 1513 muss es gewesen sein, das "Turmerlebnis" des Doktor Martinus, die Nacht im Schwarzen Kloster, die sein Leben und den Gang der Welt verändert. - Die Zeit ist aus den Fugen. Das Macht- und Gedankengebäude des Mittelalters zerfällt. Überall erklingt der Ruf nach einer Reform "an Haupt und Gliedern". In dieser Nacht fragt der einsame Mönch radikal nach der Beziehung zwischen Mensch und Gott. Da stößt er auf einen Satz im Römerbrief des Heiligen Paulus Kap. 10, Vers 10: Corde enim creditur as iustitiam. Kreuzestod und Auferstehung Christi sind der vollzogene und vollendete Akt der Erlösung. Kein menschliches Werk kann sie steigern. Sie ist das unverdiente Geschenk der Gnade Gottes und kann nur durch den Glauben des Menschen angenommen werden. Luther spürt die "Freiheit eines Christenmenschen". Diese Nacht verwandelt ihn, wire er behauptet. 1517 schlug er seine 95 Thesen -- wie es die seit 1546 von Melanchthon verbreitete Tradition will --, in denen kirchliche Missstände wie das Ablasswesen angeprangert wurden, an die Kirchentür der Schlosskirche zu Wittenberg. Tatsächlich verschickte er sie an Bischöfe und seine Freunde und der Nürnberger Christoph Scheurl, sein ehemaliger Wittenberger Kollege und Reltor der Universität, ließ sie drucken und spielte sie dem Ingoldstädter Theologen Eck zu, mit dem Luther 1519 in Leipzig disputierte. Das war der Beginn der Reformation. Luthers Konflikt mit dem Papsttum eskalierte zusehends. Er schrieb gegen die bloße Werkgerechtigkeit, eine Auffassung, der Mensch könne durch seine (Buß-)Leistungen und eth. <> Taten (<>) die Gnade Gottes erlangen. Dem neugewählten Kaiser Karl V. widmete er seine Schrift <>, <>, <>, alle 1520. Im Dezember 1520 verbrannte er öffentlich die Bannbulle des Papstes Leo X.2. Auf dem Wormser Reichstag 1521 weigerte er sich seine Lehre zu widerrufen. Da Kaiser Karl V. nun die Acht über ihn verhängte und weil ihm ein Ketzerprozess drohte, der mit seiner Verbrennung enden würde, floh er unter den Schutz des Kurfürsten von Sachsen, Friedrich der Weise, versteckte sich als Junker Jörg auf der Wartburg und übersetzte das Neue Testament ins Deutsche. Im Bauernkrieg rief er dazu auf, die aufrührerischen Bauern umzubringen ("würgen und stechen"). Auch für die Juden hatte er wie viele seiner Zeitgenossen nichts übrig ("Von den Juden und ihren Lügen"). Unter dem Schutz der Landesherren begründete er die Evangelische Landeskirche. Luthers Lehre Katholische Lehre zur Zeit Luthers: Nach katholischer Lehre besteht ein unüberbrückbarer Unterschied zwischen Laien und Priestern. Die Priester vermitteln zwischen Gott und den Laien, sie legen die Schrift aus. Der Papst ist als Nachfolger Petri Oberhaupt der katholischen Kirche, die streng hierarchisch organisiert war. Märtyrer und die Verehrung der Heiligen spielen eine wichtige Rolle, ebenso Orden. Die Messe wurde bis zum II. Vatikanischen Konzil (1962-65) auf Latein gelesen. Es gelten Schriftprinzip (Bibel) UND Tradition (Kirchenväter, Heilige,...). Dagegen Luthers Lehre: Auch Laien seien durch die Taufe Priester. Daraus folgert er eine demokratische Kirchenverfassung (von unten nach oben organisiert), die er nach dem Bauernkrieg aber zurücknimmt (Evangelische Landeskirche). Die radikalsten Auswüchse wie der Bildersturm billigte er nicht. 1522 gab es den Wittenberger Bildersturm, dessen spiritus rector Andreas Karlstadt (>>Von der Abtuhung der Bilder<<); Bilder und Altäre in den Kirchen wurden als Abgötterei gebrandmarkt, dagegen richtetenn sich Luthers Invocavit-Predigten. Die lutherische Kirche ließ den Bilderschmuck in ihren Kirchen zu, die reformierte lehnte ihn ab. Auch die Laien legten in einer lutherischen Gemeinde die Bibel aus, was nach dem Bauernkrieg (viele verschiedene konkurrierende religiöse Richtungen!) ebenfalls revidiert wurde. Er führt das Prinzip sola scriptura nur Schriftprinzip ein. Gute Taten sind wichtig, entscheidend ist aber die Gnade Gottes (Gnadenlehre). Luther lehnte Orden und Heilige ab und heiratete 1525 Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne im Kloster Nimbschen (bei Grimma, Sachsen). Das Paar richtete sich im alten Augustinerkloster in Wittenberg ein, das Kurfürst Johann von Wittenberg den Reformatoren zur Verfügung gestellt hatte. Katharina von Bora verwaltete und bewirtschaftete die umfangreichen Ländereien, betrieb Viehzucht und eine Bierbrauerei, um Luther, seine Studenten und Gäste zu verköstigen. In Zeiten der Pest führte sie zudem ein Hospiz, in dem sie und ihre Frauen Kranke pflegten. Ob ihrer Tüchtigkeit wurde sie "Herr Käthe" liebevoll ironisch von ihrem Mann gerufen.Katharina von Bora hatte sechs Kinder. Phasen der Reformation Erste Phase 1517 - 1524: Luther ist die überragende Persönlichkeit, seine Popularität ist enorm. er wird in allen Kreisen des Volkes unterstützt bis hinein in städtisches Patriziat und sogar Reichsfürstenstand. Der katholische Einfluss bricht fast zusammen. Zweite Phase 1524 - 1525: Die Revolution des "Gemeinen Mannes", also des einfachen Mannes, der Bauern, brach aus. Sie wird "Bauernkrieg" genannt. In vieler Hinsicht ist es auch die radikale Reformation. Der Bauernkrieg erfasste v. a. Südwestdeutschland, Thüringen und Tirol. Er richtete sich gegen Kaiser, Adel, Patriziat, katholische Kirche, aber in der Konsequenz auch gegen die Wittenberger Theologen um Luther. Zwingli und Müntzer und viele andere Theologen schlugen sich auf die Seite der Bauern. Die Bauern formulierten verschiedene Programme, das bekannteste sind die 1525 in Memmingen verfassten 12 Artikel. Die Gegner - ihr bekanntester Anführer ist Georg Truchsess von Waldburg - siegten, es kam zu einem grausamen Strafgericht unter den Bauern. Dritte Phase 1525 - 1555: Ein Versuch, die Reformation zu vereinigen und ein gemeinsames Bekenntnis zu verabschieden, stellt das Marburger Religionsgespräch im Jahre 1529 dar. Auf Initiative des Landgrafen Philipp von Hessen trafen sich >>neugläubige<< Theologen Luther und Melanchthon aus Wittenberg, Jonas aus Halle, Zwingli aus Zürich, Oekolampad aus Basel, Bucer und Hedio aus Straßburg, Brenz -- damals aus Schwäbisch Hall und Osiander aus Nürnberg. Sie verständigten sich beispielsweise auf das Glaubensbekenntnis von Nicäa und legten fest, dass Jesus als Sohn Gottes durch Einwirkung des Heiligen Geistes Mensch geworden sei und entschieden, dass die Kindertaufe rechtens sei. In der Abendmahlsfrage blieben aber die Verhandlungen erfolglos Während Luther an der traditionellen Lehre von der leiblichen Gegenwart Christi im Brot und Wein des Abendmahls festhielt, verstand Zwingli die Abendmahlsfeier als symbolische Gedächtnishandlung. Zwingli und Oekolampad wiesen vergeblich darauf hin, dass es der Vernunft widerspreche, dass Christus einerseits im Himmel sei und andererseits während des Abendmahls an vielen Orten gleichzeitig leiblich vorhanden sein solle. Außerdem warfen sie Luther vor, dass er den Satz, den er beweisen sollte, als bewiesen voraussetzte. Luther begegnete den Argumenten seiner Gegner, indem er auf die Unbegreiflichkeit der göttlichen Macht hinwies. 1536 kommt es in der Wittenberger Konkordie durch die Vermittlung des Reformators Martin Bucer zu einer Verständigung zwischen den südwestdeutschen Reformatoren und den Lutheranern. Die Abendmahlsfrage wird aber erneut zu einem Streitpunkt unter den Evangelischen, als sich in einigen Teilen Deutschlands die Lehre des Reformators Calvin verbreitet und zur Entstehung einer reformierten Konfession führt. Die konfessionelle Spaltung wirkt bis heute in Form getrennter Kirchen lutherischen und reformierten Bekenntnisses fort; in manchen Regionen sind seit dem 19. Jahrhundert Lutheraner und Reformierte in einer Kirche zusammengeschlossen ("unierte Kirchen"). Es kommt einerseits zu einem Wiedererstarken der katholischen Partei, andererseits zu einer Festigung des Luthertums. In der "Confessio Augustana", dem Augsburger Bekenntnis, vorgetragen auf dem Augsburger Reichstag, sind die lutherischen Lehren fixiert. Es bildeten sich lutherische Landeskirchen. Die geistliche Leitung einer Landeskirche liegt beim Landesbischof (Landessuperintendent, Kirchenpräsident, Präses -- in den Evang. Landeskirchen von Rheinland und Westfalen); oberste Verwaltungsbehörde ist das Landeskirchenamt (Landeskirchenrat, Konsistorium); oberstes gesetzgebendes Organ die Landessynode (Synode). 1547 kommt es zum ersten Glaubenskrieg, dem Schmalkaldischen Krieg, der mit einem Sieg des Kaisers endet. Der französisch- habsburgische und der türkisch- habsburgische Gegensatz verhindern jedoch einen dauerhaften Sieg des Kaisers, weil er auf die lutherischen Reichsstände im Kriege angewiesen ist. 1534 gründet Ignatius von Loyola den Jesuitenorden, den Hauptorden der Gegenreformation. 1545 beginnt das Konzil von Trient, auf dem sich die katholische Kirche erneuert und festigt wurde. Ergebnisse der Reformation Weil keine Seite - weder Katholiken noch Protestanten - gewinnen konnte, schloss man 1555 den Augsburger Religionsfrieden mit dem Prinzip: "cuius regio - eius religio", was frei übersetzt heißt, dass der Landesfürst (genauer: die Reichsstände) die Religion der Untertanen bestimmt: Ist er katholisch, dann auch die Untertanen. Ist er evangelisch, dann auch die Untertanen. Wenn der nachfolgende Landesherr den Glauben wechselt, ziehen die Untertanen mit. Man darf aber auswandern. Geistliche Territorien blieben katholisch: Trat ein geistlicher Fürst zum Luthertum über, musste er sein Amt niederlegen ("Geistlicher Vorbehalt"). Die evangelischen Stände durften das (von der katholischen Kirche beschlagnahmte) Kirchengut behalten, das sie 1552 besaßen. Das reformierte Bekenntnis (Anhänger Calvins, Zwingli) sowie Wiedertäufer werden nicht anerkannt. Kaiser Karl V. gibt auf und dankt 1556 ab. Deutschland ist nun konfessionell geteilt. Die Argumente sind auf beiden Seiten ausgeschöpft. Die religiösen Parteien stehen sich in wachsendem Hass und Misstrauen gegenüber. Die endgültige Entscheidung, ob die konfessionelle Teilung rückgängig gemacht werden kann, fällt erst im Dreißigjährigen Krieg 1618 - 1648: Sie kann nicht. Zwingli, Ulrich Huldrych, Huldreich (1484-1531) schweizerischer Theologe und Reformator Seit 1506 war Zwingli Pfarrer in Glarus und in den Schlachten von Novara und Marignano als Feldprediger tätig. Seine Erfahrungen, die er als Militärseelsorger machte, führten ihn dazu, das Söldnertum öffentlich zu verurteilen. 1516 wurde er zunächst Priester in Einsiedeln und später 1519 am Großmünster in Zürich. Der Beginn der Reformation In Basel trifft er den Humanisten Erasmus (um 1466- 1536), der ihn stark beeinflusst. Ab 1514 stand Zwingli unter dem Einfluss der humanistischen Schriften des Erasmus von Rotterdam. 1922 veröffentlichte er eine Schrift, die gegen das Fastengebot der Kirche gerichtet war. In einem längeren Prozess entfremdet sich Zwingli der katholischen Kirche. Seine Reformation beginnt er zunächst unabhängig von Luther. 1523 legt er dem Stadtrat von Zürich 67 Thesen vor und erhält die Erlaubnis, seine Lehre in der Stadt zu predigen. Dieses Bündnis mit der Obrigkeit bestimmt die weiteren Ereignisse: Mit ihrer Hilfe schafft Zwingli die Bilder in den Kirchen, Orgelspiel und Gesang, Prozessionen und Reliquienverehrung sowie die Messe ab und reicht das Abendmahl nur viermal im Jahr. Die Klöster hebt er auf. Der Rat setzte die Kritik Zwinglis um und schaffte die Traditionen der Kirche ab, die nicht biblisch begründet waren, u. a. Heiligenbilder, Klöster, Beichte, Firmung, Prozessionen und Krankensalbung. Zwingli gewinnt den größten Teil der deutschen Schweiz sowie einige süddeutsche Städte für seine Reformation. Innerprotestantische Streitigkeiten 1525 führte eine Disputation zwischen Zwingli und der radikalen protestantischen Bewegung der Täufer vor dem Rat der Stadt zu deren Ausweisung. Das Ende der schweizerischen Reformation 1529 mündeten die Feindseligkeiten zwischen den Kantonen in einen offenen Bürgerkrieg. Am 10. Oktober 1531 wurde Zwingli, der die protestantischen Truppen als Feldprediger begleitete, bei Kappel am Albis verwundet und später von den Katholiken getötet. Thomas Müntzer (um 1490 bis 1525), deutscher Theologe und Revolutionär Müntzer wurde in Stolberg (Harz) geboren und studierte von 1506 bis 1512 Theologie in Leipzig und Frankfurt an der Oder. 1520erhielt er die Priesterstelle in Zwickau. Dort lernte er Nicolaus Storch kennen, der sich zusammen mit anderen ,,Zwickauer Propheten" gegen den ungerechten Reichtum von Patriziern und Klerus empörte. Müntzer sympathisierte mit dieser Bewegung, die die Gewissheit eines Zeitalters der Gerechtigkeit in naher Zukunft verkündete (Chiliasmus). Aufgrund von Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit verließ Müntzer 1521 Zwickau und unternahm Missionsreisen nach Böhmen und nach Prag, wo er sein ,,Prager Manifest" verfasste, in dem er die Grundzüge seiner Theologie darlegte. In Allstedt (heute in Sachsen-Anhalt bei Sangerhausen) entwarf er die erste deutschsprachige Gottesdienstordnung, die das Ziel hatte, die Gemeinde in den Gottesdienst miteinzubeziehen. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Grafen Ernst I. zu Mansfeld, der seinen Untertanen den Besuch von Müntzers Gottesdiensten untersagte. Der Streit wurde vom obersten Kirchenherrn, dem Kurfürsten Friedrich entschieden, wobei Müntzer am 13. Juli 1524 vor einer Kommission seine sogenannte Fürstenpredigt hielt. Auch hier vertrat er die These, dass Gerechtigkeit für alle Menschen vor dem Ende der Welt zu verwirklichen sei. Von großer Bedeutung war für Müntzer außerdem das Streben nach einer mystischen Gotteserfahrung als Weg zur Offenbarung Gottes und - wie bei Luther - das reformatorische Schriftprinzip sola scriptura, das die Bibel über die Autorität des kirchlichen Lehramtes stellte. Da er vom Rat der Stadt politisch isoliert und von Luther in dessen Brief an die Fürsten zu Sachsen (1524) öffentlich angegriffen worden war, verließ Müntzer Allstedt und floh nach Mühlhausen (Thüringen) und später nach Nürnberg. In seiner Schrift Hochverursachten Schutzrede und Antwort wider das geistlose und sanftlebende Fleisch zu Wittenberg (1524) nahm er gegen Luther Stellung und vertrat nun die Ansicht, dass zur Durchsetzung seines Zieles einer gerechteren Ordnung Gewalt notwendig sei. 1525 kehrte er nach Mühlhausen zurück und unterstützte die Bauernaufstände, indem er eine bewaffnete Kampftruppe bildete. Durch den Zusammenschluss einer Gruppe von Fürsten, die sogar verschiedene Konfessionen umfasste, konnte der Widerstand von circa 8000 aufständischen Bauern gegen die Feudalgewalt niedergeschlagen werden. Müntzer, der ein Bauernheer anführte, wurde gefangengenommen, gefoltert und am 27. Mai 1525 hingerichtet. _______________________________ 1 Gravamen (lat.: drückende Last; Plural: Gravamina) ist ein Begriff aus dem Mittelalter, er bezeichnet: eine Beschwerde oder ein Vorwurf gegen Kirche und Klerus. 2 Giovanni de' Medici, *ÿFlorenz 11.ÿ12. 1475, »ÿRom 1.ÿ12. 1521; bedeutendster Renaissancepapst; Kunstmäzen (u.ÿa. Michelangelo, Raffael); versuchte zunächst die Wahl Karls V. zum Kaiser zu verhindern, verbündete sich 1521 aber mit ihm gegen Franz I. von Frankreich, den er früher unterstützt hatte; ging auf Reformvorschläge des 5. Laterankonzils nicht ein.