Prosa des Expressionimus , hand-out * Welche Geminsamkeiten zwischen Kafka und Expresionismus Kurt Wolff[1] Verlag: Mit jungen Literaten wie Hasenclever, Pinthus u. Werfel als Lektoren gelang es W. rasch zu expandieren u., vor allem mit der 1913 begonnenen Buchreihe Der jüngste Tag (in der auch Sternheim u. Kafka zu ersten Veröffentlichungen kamen) Mai 1913 Der Heizer als Band 3 der Bücherei Der jüngste Tag,1916 als Band 34 derrselben Reihe Das Urteil (1920 2. Aufl.) 1919 -- obwohl der Druck schon 1917 begonnen hatte -- Ein Landarzt. kleine Erzählungen (auf der Galerie, Vor dem Gesetz, Eine kaiserliche Botschaft, Die Sorge des Hausvaters, Ein Bericht für eine Akademie, Ein Traum). Die Letztgenannte erschien Almanach der neuen Jugend auf das Jahr 1917. Der Almanach und die expressionistisch-pazifistische Zeitschrift Neue Jugend war ein Unternehmen von Heinz Barger und Wieland Herzfelde. Im Kurt Wolff Verlag gab 1913 Max Brod Arkadia. Ein Jahrbuch für Dichtkunst heraus, hier wurde Das Urteil zum erstenmal veröffentlicht. - Darstellung des Vater-Sohn-Konfllikts[2], der großstädtischen Entfremdung und in der Problematisierung der literarischen Komunikation. - Weder die ästhetisch-formale, antitraditiionalistische noch die aktivistisch-politische Aufbruchsstimmung der Epoche - 1.Welche prosaische Genres überwiegen? Kasimir Edschmid Erzählband Die sechs Mündungen, 1915 die einen sensationellen Erfolg hatten (im Kurt Wolff ) Novelle Der Lazo[3] Der Held, aus großbürgerl. Haus stammend, entflieht der Zivilisation u. sucht in der Fremde, hier im Wilden Westen, ein Leben in dauernder Erregung, das nicht von gesellschaftl. Konventionen, sondern von Gefühl u. Faustrecht bestimmt wird. Kurze Genres bevorzugt, Döblin eine Ausnahme Alfred Döblin: Die drei Sprünge des Wang-lun (1915) und Wallenstein (1920) Anthologien: Max Krell Die Entfaltung. Novellen an die Zeit (1921) Karl Otten erst 1957 (Ahnung und Aufbruch) und 1963 (Ego und Eros) 2. Wer war das Leitbild der jungen expressionistischen Prosaisten? Heinrich Mann: Die Göttinen, aus denen z. B. folgende Passage stammt: Vom Garten herauf und über die Terasse hinweg brachen mit glühender Gewaltsamkeit massige Wülste[4] roter Pflanzen. Sie drängten ihre gedunsenen Kelche zwischen die Säulchen des Geländers, sie krochen feucht in Knollen über die Fliesen hin, wölbten sich in klebrigen Bügeln auf der Balustrade und erfüllten den Garten mit einem dunstenden[5] Blutmeer. Die Begründung J. R. Bechers, waru m er en Text liebt: Die Göttinnen seien frappant in der ungeheuren herrischen Gebärde. Ganz dramatisch. Genial. wegen der unbürgerlichen Heldin und ihrem Willen zur freien Lebensgestaltung, der tabu-befreiten Erotik, besonders aber wegen der Stilkühnheiten, der Sprache, die imstande war, zugleich knapp und üppig zu sein, sowie Bilder in schneller Folge in Bewegung zu setzen 3. Welche Stilmerkmale weist die expressionistische Prosa auf? Döblin : Berliner Programm(1913 im Sturm veröffentlicht) Man lerne von der Psychiatrie, ....sie hat das naive der Psychologie längst erkannt, beschränkt sich auf die Notierung der Abläufe, Bewegungen -- mit einem Kopfschütteln, Achselzucken für das Weitere und das Warum und Wie. Die sprachlichen Formeln dienen nur dem praktischen Verkehr. Zorn, Liebe, Verachtung bezeichnen in diesem Sinne Erscheinungskomplexe, darüber hinaus geben diese primitiven und abgeschmackten Buchstabenverbindungen nichts. Kinostil: neutrale Beobachtung ohne kausale Erklärungen, erläuternde Erzählerkommentare u. psychologisierende Aussagen über das Innenleben der Figuren paratakt. Aneinanderreihung einzelner Wörter, kurzer Sätze u. sich verselbständigender Erzählsequenzen Die Ermordung einer Butterblume 1910 im Sturm Albert Ehrenstein Georg Heym Salomo Friedländer, Pseudonym Mynona: Rosa, die Schöne Schutzmannsfrau und andere Grotesken. (1913). hier Der Schutzmannshelm als Mausefalle Carl Sternheim: Busekow (1913): An Kaisers Geburtstag hatte einer für den anderen wichtige Mitteilung. Er war zum Wachtmeister ernannt. An sein Ohr hinsinkend, gestand sie Mutterschaft. Von Erspartem lebend, war sie schon seit Wochen ihrem Berufe fremd. Er träumte, in leerem Raum stünden sie sich gegenüber, nackt. Wie ihre Augend sich sengend ihm ins Gesicht bohrten, war er gezwungen, sie anzusehen. Einen schauerlichen Leib erblickte er, wie Stöcke die Beine, von Hautrunzeln bedeckt. Erbärmlich das übrige... Nirgends aber war noch der leiseste hüllende Flaum zu erspähen, und der Kopf glich einer polierten Kugel. Mit ausgestreckter Hand, die wie eine Kastagnette knackte, klopfte sie abwechselnd gegen sein gepolstertes Bäuchchen, den Schädel und krächzte dazu: Heuwanst, Heukopf! Und alsbald begann er aus der Öffnung seines Mundes Stroh zu speien, bündelweis, ohne Aufhören, meterweis. Sie lächelte giftig dazu, klopfte und knatterte: Heukopf, Heuwanst, Heukopf. In Schweiß gebadet erwachte er /.../ rief ihr zu: Ja, ja, Elisa, ich bin ein Elender; wirklich ein Unfruchbarer! Sie war nicht im Raum. Carl Einstein Bebuquin oder Die Dilletanten des Wunders. (erschienen 1912, entstanden 1906-1909) Gottfried Benn Gehirne (1916) ------------------------------- [1] 1887-1963 [2] Nach einem ersten Plan sollten Urteil, Heizer (Lpz. 1913) u. Verwandlung in einem Buch mit dem Titel Söhne vereinigt werden (an Wolff, 11. 4. 1913), nach einem späteren Urteil, Verwandlung u. In der Strafkolonie u. d. T. Strafen (an Wolff, 19. 8. 1916). [3] Las|so, das (österr. nur so), seltener: der; -s, -s [engl. lasso < span. lazo] [4] r Wulst -- gerundete Verdickung an einem Körper [5] b) ausdunstend Geruch verbreiten; Dunst (1 b) ausströmen: aus ihrer Haut dunstete sie parfümiert; in der Wärme dunsteten Leder und Polsterung. ein D. von Tabakrauch und Speisen erfüllte die Gaststube; der warme D. (die warme Ausdünstung) der Pferde;