Katka Kolibova, 9.3.2007 Eva Graf Ich heisse Eva Graf. Ich habe gerade die Uni abgeschlossen und eine Stelle als Doktorandin bekommen. Ich werde von anderen Menschen eher als eine graue Maus angesehen. Meine Stimme soll einen interessanten Unterton haben, die jeden zwingt zuzuhören und eigene Gedanken aus dem Kopf gehen zu lassen. Ich bin eher schüchtern und spreche leise. Ich bin sehr neugierig, wie mein erstes Seminar - das Kreative Schreiben – aussehen wird, welche Leute teilnehmen werden - nur Uni-Studenten oder auch Werktätige, Kinder oder auch Rentner ? Kommen sie aus Interesse ... ? Ich komme in die Klasse rein, Hände voll von Zeitungen und Zeitschriften, Handtasche unter dem Arm. Als ich gerade die Tür öffne, erschrecke ich. Keiner da. Ich vestehe es nicht. Es haben sich doch 10 Leute angemeldet. Ich setze mich auf den Stuhl und atme mehrmals durch. Ich fange an zu weinen. So, das habe ich mir aber nicht vorgestellt. Auf einmal sehe ich etwas ganz hinten, beim Fenster. Etwas bewegt sich da. Und wieder. Ich stehe auf, gehe vorsichtig hin und ... . Da liegt ein Junge mit blutigem Kopf. Was nun? Ich starre auf ihn, will ihm helfen, aber mein Körper bewegt sich nicht. Ich rufe um Hilfe, aber aus meinem Hals kommt kein Wort raus. Auf einmal kommen ein paar Studenten rein und sehen, wie ich über diesen Jungen stehe, er im Blut und ich ... . Ich sage nichts und stehe da, stur und weine. Eines der Mädels ruft die Ambulanz und die anderen versuchen dem Jungen zu helfen. Alle fragen, was hier passierte, aber ich kann es nicht erklären. Ich ... ich bin immer noch ganz woanders. „Frau Graf, Frau Graf “, rufen die Studenten, aber ich höre es nicht. Der Junge war schon im Krankenhaus, als die Polizei kam und die Anhörung anfing. Alle Studenten erzählen, was sie gesehen haben, aber die einzige Person, die sprechen soll, schweigt. Einer der Polizisten bekommt die Nachricht, daß der Junge im Koma ist und keiner weiss, ob er aufwacht ... . Schwitzend wach ich auf. Es war nur ein Traum. Ich versuche mich zu beruhigen, nachdem ich die Wände meines Schlafzimmers erkannt habe. Aber es dauert trotzdem ein paar Stunden, bis ich im Stande bin, das Haus zu verlassen und zum ersten Seminar zu laufen.