Christian Konrad Wilhelm Dohm (von Dohm seit 1786) (1751 - 1820) war Jurist, preußischer Diplomat und politischer und historischer Schriftsteller. Als Autor der wegweisenden Schrift Über die bürgerliche Verbesserung der Juden von 1781[1] trat er für die Jüdische Emanzipation ein und förderte diese europaweit. Dohm war Mitherausgeber des Deutschen Museums, das von 1776 bis 1791 bestand. Die Redaktion betreffende Verantwortlichkeit teilt Dohm sich mit Heinrich Christian Boie. Boie ist für den literarischen und literaturkritischen Teil des Journals zuständig, Dohm für den historisch-politischen. Während Boie sich mehr und mehr für literarische Zeitungsbeilage einsetzte, beharrte Dohm auf politischen Beiträgen. Der vorübergehende Versuch, die Unausgeglichenheit durch jeweils alleinige Zuständigkeit für ein Heft auszutragen, führte zu sehr unterschiedlichen Heften. Dohm schied 1778 aus der Redaktion aus. Dohm war als Freimaurer Mitglied der Loge Zum gekrönten Löwen in Kassel. Er war Angehöriger der Berliner 'Mittwochsgesellschaft'[2]. Mit ihm stand z. B. Johann Gottfried Herder sowie auch seine Frau in Briefkontakt. Seine Beziehungen zu bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit wie Gleim, Johann Caspar Lavater, Christian Garve, Johann Jacob Engel, Johann Georg Sulzer, Georg Christoph Lichtenberg, Freiherr vom Stein und Johann Heinrich Jung prägten Dohms Leben. Die Idee dazu erhielt er von Moses Mendelssohn, der auf diese Weise versuchte, ein Hilfsgesuch unterdrückter Elsässer Juden weiterzuleiten. Dohm führte die den Juden damals weithin zugeschriebenen negativen Eigenschaften auf die rechtlichen Beschränkungen, unter denen sie litten, nicht auf angebliche völkisch-religiöse Eigenarten zurück. Die vorhandenen Judenordnungen zwängen die Juden zu einer Lebensweise, die eben Ursache des Antijudaismus, der den Juden entgegengebrachten Feindschaft und Verachtung, sei. Er wollte sie durch Gleichberechtigung aus ihrer beruflichen Diskriminierung befreien und so zu nützlichen Staatsbürgern erziehen. Damit beeinflusste er Vertreter der Menschenrechte wie Mirabeau[3], durch deren Engagement die Französische Nationalversammlung 1791 die Gleichstellung der französischen Juden beschloss. Seine »Über die bürgerliche Verbesserung der Juden« (vollendet August 1781) ist unter http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/dohm/-ueber/ zu finden. Dohm hat damit, ähnlich wie Lessing mit seinem Nathan, gegen die Knechtung und Entwürdigung der Juden protestiert. Reuchlins[4] schüchterne Stimme für eine bessere Behandlung der Juden blieb zur Zeit der Reformation ohne größeres Echo. Dohms Schutzschrift wandte sich an erleuchtete Staatsmänner und betonte nachdrücklich den politischen Nutzen, den die Eingliedrung der Juden in die Mehrheitssgesellschaft bringt. Er ging davon aus, daß das Wohl der Staaten auf der fortschreitenden Zunahme der Bevölkerung beruhe und die Regierungen versuchen neue Bürger aus fremden Ländern herbeizulocken. Nur die Juden nicht. Döhm fragt, ob fleißige und gute Bürger dem Staate weniger nützlich sein sollten, nur weil sie aus Asien abstammen, sich durch Bart, Beschneidung und eigene Gottesverehrung auszeichnen. Die Vorurteile gegen die Juden beschrieb Dohm als Autoprojektion: »Nur der Pöbel, der sich selbst für erlaubt hält, einen Juden zu hintergehen, gibt ihm schuld, daß er nach seinem Gesetze fremde Glaubensgenossen betrügen dürfe, und nur verfolgende Priester haben Märchen von den Vorurteilen der Juden gesammelt, die nur ihre eigenen beweisen. Das Hauptbuch der Juden, das Gesetz Mosis, wird auch von Christen mit Ehrfurcht betrachtet« ------------------------------- [1] Am 15. Februar 1781 starb Lessing an einem Schlaganfall bei einem Besuch in Braunschweig im Hause des Weinhändlers Angott nach vierzehntägiger Krankheit. [2] "Gesellschaft der Freunde der Aufklärung" nannte. Sie wurde von Wilhelm Abraham Teller (mit)gegründet. Mitglieder waren u.a. der preußische Finanzminister Carl August von Struensee (1735-1804), und ältere Bruder des legendär gewordenen "Armenarztes aus dem dänischen Altona" Johann Friedrich Struensee, der 1737 in Halle geboren, die Aufklärung in Dänemark verbreiten wollte und über eine tragische Liebesaffäre mit der Königin Caroline Mathilde von Hannover, gestürzt, am 28. April 1772 in Kobenhagen hingerichtet wurde. Ehrenmitglied wurde Moses Mendelssohn. Bereits 1798 wurde die Mittwochsgesellschaft von Friedrich Wilhelm III. aufgelöst, weil sie angeblich die innere Sicherheit bedrohte. [3] 1749-1791, Er ging nach Preußen und soll dort Mitglied des Illuminatenorden mit dem Ordensnamen 'Adramelech/Leonidas' geworden sein, letzteres ist aber nicht sicher belegt und wurde möglicherweise als Gerücht in die Welt gesetzt um eine Verbindung zwischen dem Illuminatenorden und den Jakobinern herzustellen. Er wohnte auch in Holland, wo er in Amsterdam Freimaurer wurde. Später zog er nach London. [4] 1455 - 1522 Sein Lehrer des Hebräischen war Jacob Ben Jehiel Loans, der jüdische Leibarzt Kaiser Friedrichs III. Möglicherweise hat Reuchlin diesem in seinem Werk „De arte cabbalistica“ ein literarisches Denkmal gesetzt: Zwei christliche Schüler des gelehrten Juden Simon bedauern, dass dieser wegen des Sabbats ihr erstmaliges Zusammentreffen beenden musste. Nachdem er gegangen war, preisen sie seine Weisheit in vielfältigen Worten und einer ruft schließlich aus: „Gute Götter, ein Jude, von Juden geboren, ernährt, erzogen und unterwiesen, ein Volk, das überall von den Völkern als barbarisch, abergläubisch, gemein, verworfen und dem Glanz aller guten Wissenschaften abgeneigt angesehen wird - glaube mir, ich hätte ihn in meiner Sehnsucht diesem Mann gerne die ganze lange Nacht ins Antlitz gesehen und seinen Worten gelauscht, wenn nicht dieser unglückselige Sabbatabend dazwischen gekommen wäre“