OSTERN Unser heutiges Osterfest ist eine neuere, christliche Abspaltung von den großen Frühlingsfesten der Vorzeit. Der Zeitpunkt des Osterfestes war lange unbestimmt und wurde schließlich auf den Sonntag gelegt, der dem ersten Vollmond nach der Tag- und Nachtgleiche des Frühlings folgte. Es sind viele Osterbräuche verbreitet. Man schenkt Ostereier oder Osterhasen, oft ohne zu wissen, dass beide alte Fruchtbarkeitssymbole sind. Der Osterhase bringt den kleinen Kindern gefärbte Hühnereier und Eier aus Zucker und Schokolade. Die Eier werden nicht nur gekocht, sondern auch künstlerisch geschmückt, was sicher ursprünglich aus kultischen Zwecken geschah, nämlich wenn das Ei als Ostergabe für eine Gottheit gedacht war. Dieses Färben der Eier ist an verschiedenen Orten der Welt selbständig entstanden. Die Sitte des Eierfärbens ist z.B. in der Ukraine seit etwa 1 000 unserer Zeitrechnung nachweisbar. In Kiew wurden bunt geschmückte Toneier serienmäßig fabriziert und nach Schweden, Dänemark und Polen geliefert. Das Färben der Natureier muss hier also lange vorher Volkssitte gewesen sein. In Deutschland sind die ältesten Spuren gefärbter Eier in einem Kindergrab des 4. Jh. bei Worms gefunden worden. Das Ei ist das typische Geschenk zu Ostern. In der Mark Brandenburg wurden den Kindern Ostereier als Gaben für das „Stiepen“, das darüber hinaus in ganz Europa verbreitet ist, gereicht. „Stiepen“ ist ein Schlagen mit jungen Zweigen, das Gesundheit bringen soll. Zu Ostern werden Häuser und Straßen gesäubert und nach Möglichkeiten neue Kleidung angelegt. Die Sitte, zu Ostern neue Kleider anzuziehen, ist mit altem Volksglauben verbunden. Denn wenn sich die ganze Natur erneut, darf der Mensch nicht im alten Gewande erscheinen. Die Zimmer werden mit Sträußen grüner Zweige geschmückt. Immer öfter begegnet man auch außerhalb des sorbischen Siedlungsgebietes dem Osterbaum. Das sind kleine Bäume oder Sträucher im Garten vor dem Haus, die mit bemalten ausgeblasenen Eiern, neuerdings mit Plasteiern, behängt werden. In ländlichen Gegenden holen junge Mädchen Osterwasser, denn es heißt, wer sich damit wasche, werde schön. Beim Wasserholen darf jedoch nicht gesprochen werden, sonst wird es „Plapperwasser“ und die erhoffte Wirkung bleibt aus. Unterwegs warten junge Burchen, um die Mädchen zum Sprechen zu verleiten. Im Nordharz werden Osterfeuer angezündet. Wer hindurch springt, wird von allen Übeln gereinigt. Natürlich glauben die Menschen heutzutage nicht mehr an solche „Wunder“, sondern pflegen die alten Bräuche aus Spaß an der Sache.