Germanische Religion und Mythologie. Mon|tag, der; -[e]s, -e [mhd. montac, mantac, ahd. manetac, eigtl. = Tag des Mondes, LÜ von lat. dies Lunae = Tag der Mondgöttin Luna, LÜ von griech. heméra Selenes = Tag der Mondgöttin Selene]: Diens|tag, der; -[e]s, -e [mhd. dienstac, dinstac < mniederd. dinsdach, dingesdach, mit dem Namen des germ. Himmelsgottes Ziu, der später als Kriegsgott dem röm. Mars gleichgestellt wurde, geb. nach lat. Martis dies; eigtl. = Tag des Ziu als des Thingbeschützers] Don|ners|tag, der [mhd. donerstac, ahd. Donares tag, mit dem Namen des germ. Donnergottes Donar geb. nach lat. Iovis dies = Jupiters Tag] Frei|tag, der; -[e]s, -e [mhd. vretac, ahd. frea-, frejedag, zum Namen der mit der röm. Liebesgöttin Venus gleichgesetzten Göttin Frija (eigtl. = die Geliebte, frei) nach lat. Veneris dies = Tag der Venus] Sonn|tag, der; -s, -e [mhd. sun[nen]tac, ahd. sunnun tag, LÜ von lat. dies Solis; LÜ von griech. heméra Helíou = Tag der Sonne (c) Dudenverlag Zeugnisse für die Religion und Mythologie erstrecken sich im weitesten Sinne über einen Zeitraum von mehr als 2y000 Jahren: die ältesten sind bronzezeitl. Felsritzungen in der schwed. Landschaft Bohuslän und der Sonnenwagen von Trundholm, ein Kultwagen (um 14./13.yJh. v.yChr.).yth Älteste schriftl. Quellen über die german. Götterverehrung lieferte Tacitus, allerdings unter röm. Namen; so nennt er statt Tyr Mars, statt Donar Herkules. Die frühe Christianisierung im röm. Einflussbereich (bis 400) verschüttete die alte Religion, ausführl. Zeugnisse gibt es dagegen aus dem Bereich der nordgerman. Sprachen, der erst Jh. später christianisiert wurde, sie sind in den verschiedenen Fassungen der Edda und der Sagas überliefert. Die nordgerman. Mythologie kennt zwei Göttergeschlechter, die Wanen und die jüngeren Asen. Zu den Wanen gehören Freyr und Freyja, die der Fruchtbarkeit verbunden sind, zu den Asen der Herr des Kampfes Wotan (altnord. Odin), der Kämpfer gegen das Böse Donar (altnord. Thor), die Muttergöttin Frija (altnord. Frigg) und ihr Sohn Baldr, der Lichtgott; dämon. Züge trägt Loki. Neben dieser Götterwelt kannte die german. Mythologie viele Naturgeister und Dämonen (Elfen).yth Nach der german. Kosmologie der Edda entstanden zuerst die Götter aus den Gegensätzen Lichtyth Dunkelheit, Wärmeyth Kälte. Sie erschufen den Urriesen Ymir, aus dessen Körperteilen die geordnete Welt entsteht und deren Zentrum die Weltesche Yggdrasil ist. Die Welt ist dreigeteilt: Im Himmel (Asgard) wohnen die Götter, in der Mitte (Midgard) die Menschen (ihr Reich ist von der Midgardschlange umgeben), unter der Erde bei der Göttin Hel die Toten (ausgenommen die Gefallenen, die nach Walhall kommen). Diese Welt wird einst in einem totalen Zusammenbruch (Ragnarök) untergehen. Schon christlich geprägt ist die in der jüngeren Edda folgende Vision einer neuen konfliktlosen Welt.yth Der Kult (Tier-, gelegentlich auch Menschenopfer) wurde innerhalb der Familie vom Hausvater, in größerem Kreis von polit. Führern vollzogen. Tempel gab es erst in nachröm. Zeit, in der Frühzeit waren heilige Haine kult. Mittelpunkt. © 1998 Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG Die um 120 v.yChr. möglicherweise durch eine Sturmflut zum Abzug aus NW-Jütland gezwungenen Kimbern und Teutonen konnten weit in röm. Gebiet eindringen; 102 v.yChr. wurden jedoch die Teutonen bei Aquae Sextiae (heute Aix-en-Provence), 101 v.yChr. die Kimbern bei Vercellae (heute Vercelli)[1] vernichtend geschlagen. Um 71 v.yChr. überschritt Ariovist mit etwa 120y000 Haruden, Tribokern, Nemetern und Wangionen den Rhein, wurde aber 58 v.yChr. in der Nähe von Mülhausen von Cäsar geschlagen; eine allg. rückläufige Bewegung der G. (bes. Markomannen, Quaden, Burgunder und Wandalen) nach O setzte ein; 38 v.yChr. wurden die Ubier auf dem linken Rheinufer angesiedelt. die Markomannen kurz vor Christi Geburt nach Böhmen, die Quaden an den Unterlauf des Mains und bis 21 n.yChr. nach Mähren, Um 6 v.yChr. kam es unter Marbod zur Gründung des Markomannenreiches in Böhmen, das um 25 n.yChr. mit dem Quadenreich des Vannius (19th50) verschmolz. Abdrängung der Markomannen über die Donau (166/167). Folge waren die Markomannenkriege Mark Aurels (166th175 und 177th180). Colonia Claudia Ara Agrippinensium (heute Köln) Regina Castra (heute Regensburg-Kumpfmühl) und Sorviodurum (heute Straubing), durch die Anlage des obergerman. und rät. Limes (etwa 83th145) und die Einrichtung der beiden Grenzprovinzen Obergermanien (Germania superior) und Untergermanien (Germania inferior). 269 begannen die Goten (jetzt erstmals in Ost- und Westgoten geschieden) ihre Wanderung auf den Balkan. Die Westgoten öffneten sich seit 341 dem arian. Christentum. In den Donauländern siedelten sich Goten, Heruler, Rugier, Skiren und Wandalen an. Die Unruhen begannen erst wieder mit der Durchbrechung der Rheinbefestigungen durch die Alemannen und Franken (nach 350; Aufgabe der Rheingrenze durch Rom 401), Durch den Vorstoß der Hunnen (375) wurde die 2.ygerman. Völkerwanderung ausgelöst, in deren Verlauf auf dem Boden des Imperium Romanum german. Reiche entstanden, die im europ. Raum den antiken Zustand der Mittelmeerwelt beendeten. 413 entstand das Föderatenreich der Burgunder um Worms, von wo sie 443 in die Landschaft Sapandia um den Genfer See umgesiedelt wurden. Atilla y453; Mittelpunkt seiner Herrschaft war Ungarn, sein Reich dehnte sich im O bis zum Kaukasus, im W fast bis zum Rhein, drang 451 bis zur Loire vor, wurde in der Schlacht auf den Katalaun. Feldern von den Westgoten, Burgundern, Franken u.ya. Germanen unter dem weström. Feldherrn Aëtius geschlagen. 452 fiel A. in Italien ein, kehrte jedoch vor Rom (von Papst Leo I. bewogen) wieder um; starb in Pannonien in der Hochzeitsnacht mit Ildiko (Wurzel der Kriemhildsage). 418/419th507 bestand das Westgotenreich von Tolosa (heute Toulouse), 429th533/534 das Wandalenreich in Afrika. Schließlich beseitigte 476 der Skire Odoaker das weström. Kaisertum. Die seit 456 in Pannonien als Foederaten ansässigen Ostgoten unter der Führung Theoderichs fielen 493 in Italien ein, wo ihr Reich bis 553 bestand. Erst der direkte Kontakt mit der röm. Welt seit Christi Geburt, der röm. Militärdienst und vermehrter Grundbesitz begünstigten größere Differenzierungen im Gesellschaftsaufbau und die Entwicklung einer aristokrat. Führungsschicht (Anlage von Fürstengräbern im 3.th7.yJh.). Eine stabile Adelsschicht, die sich durch ihre rechtl. Sonderstellung abhob, gab es aber erst in merowing. Zeit. Die auf gemeinsamer Abstammung beruhende Sippe stellte das wichtigste soziale Gebilde dar.yth Das Kriegswesen, ursprünglich auf Einzelkampf mit Lanze und Schild gerichtet, wandelte sich unter röm. Einfluss. Geschlossene Kampfesweise und Reiterei sind erst in der Kaiserzeit festzustellen.yth Die Rechtsprechung beruhte auf mündlich tradiertem Recht. Verhandelt wurde auf dem Thing (Ding). Private Rechtsstreite wurden häufig durch Fehden zwischen den Sippen ausgetragen, die durch das »Wergeld« genannte Bußgeld[2] gesteuert wurden. Abbildungen: rekonstruiertes Limeskastell Saalburg bei Bad Homburg Limes [lat. »Grenzweg«, »Grenze«, »Grenzwall«], 1) Geschichte: in der röm. Kaiserzeit die Reichsgrenzen, die seit dem späten 1.yJh. zusätzlich durch Befestigungen verstärkt wurden. Solche Grenzlinien fanden sich in allen Teilen des Imperiums (z.yB. an der Nordgrenze Britanniens, in der Dobrudscha, in Arabien und Afrika). Bes. bekannt ist der Obergermanisch-Rät. L., der (etwa 500 km lang) die Provinz Obergermanien und Rätien zw. Rhein und Donau gegen die german. Völker abschloss. Der L. wurde unter Domitian Ende des 1.yJh. begonnen, der Beobachtungsstationen (Holztürme) errichten ließ, die miteinander Sichtverbindung hatten. Unter Hadrian wurde eine Holzpalisade angelegt, im 3.yJh. dahinter Graben und Wall. Unter Caracalla wurde die Palisade des Rät. L. durch eine Steinmauer (Teufelsmauer) ersetzt. Zusätzlich war der L. durch mehr als 1y000 Wachtürme und über 100 hinter der Grenze liegende Kastelle gesichert. Die Anlage verfiel Ende des 3.yJh. Ihre Reste sind streckenweise noch gut erkennbar. Der Obergerman. L. (382 km lang) begann nördlich von Rheinbrohl bei Neuwied, zog südöstlich über Bad Ems zum Taunus, umschloss die Wetterau, überschritt die Kinzig bei Großkrotzenburg, benutzte den Main bis Wörth und ging südwärts zum Neckar; später wurde er 20th30 km östlich in die Linie MiltenbergthLorch verschoben. Im rechten Winkel schloss hier der Rät. L. an, der westlich von Kelheim endet. Dagegen war der Niedergerman. L. ein Flusslimes ohne große Tiefenstaffelung: Er bestand aus einer linksrhein. Kastellkette und einer Militärstraße. © 1998 Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG ------------------------------- [1] 1) Provinz in Piemont, Italien, 2y088 km^2, (1995) 182y500 Einwohner. 2) Hauptstadt von 1), an der Sesia, 48y700 Ew.; [2] [ahd. wer »Mann«] (Blutgeld), im german. Recht (bis zum 13.Jh.) Sühnegeld für einen Totschlag, das an die Sippe des Erschlagenen entrichtet werden musste.