Bismarck, Kriege Reichsgürndung Preußisch-österreichischer Dualismus Friedrich Wilhelm IV. musste in die Wiederherstellung des Deutschen Bundes einwilligen, in dem Österreich den alleinigen Vorsitz innehatte, und damit seine Pläne auf ein Deutsches Reich vorläufig aufgeben. Preußen hatte zwar nur 17 Millionen Einwohner (gegenüber den 39 Millionnen in Österreich samt Ungarn), aber seine schnelle Industrialisierung und die Macht der Deutschen Zollvereins, in dem Österreich nicht Mitglied war, machten es stark. Unionspolitik Preußens Eine Art Nachspiel für das Bestreben der Paulskirche, einen deutschen Einheitsstaat herbeizuführen, stellt die Unionspolitik, die König Friedrich Wilhelm IV. dar. Deren »Architekt« war Außenminister Freiherr von Radowitz, der der Nationalversammlung in Frankfurt als Vertreter der Konservativen angehört hatte. Das von ihm entwickelte Konzept sah vor, ein »Deutsches Reich« -- den engeren Bund -- zu gründen, dessen Staatsoberhaupt der preußische König werden sollte. Die Verfassungsordnung orientierte sich an dem Entwurf der Paulskirche, verwischte aber weitgehend deren liberale Züge. Um den Zusammenhalt mit Österreich zu wahren, wurde diesem --quasi als Konzession für die Anerkennung der preußischen Hegemonie im Reich -- die Mitgliedschaft in der »Deutschen Union« -- dem weiteren Bund -- angeboten, der unauflösbar sein sollte. Trotz einiger Anfangserfolge, am 26. Mai 1849 schloß Radowitz mit Sachsen und Hannover einen Förderationsvertrag ab, dem sich 28 kleinere deutsche Staaten anschlossen, nicht aber Bayern und Württemberg, scheiterte schließlich das Projekt. Im März 1850 trat zwar in Erfurt ein »Unionsparlament« zusammen, um eine deutsche Verfassung zu beraten. Der österreichische Ministerpräsident Fürst Schwarzenberg rief daraufhin den Bundestag zusammen, der aber von 22 Mitgliedern der neuen Union boykottiert wurde. Als in Hessen ein Verfassungskonflikt ausbrach, bereitete der Deutsche Bund sich darauf vor, dem Kurfürsten mit einer bewaffneten Intervention beizuspringen, worauf Preußen mit der Mobilmachung reagierte. Nunmehr schaltete sich auch Rußland in den Konflikt ein und unterstützte das österreichische Ultimatum auf Beendigung der Mobilmachung und Auflösung der Union. Die Politik Rußlands, das zu diesem Zeitpunkt maßgeblichen Einfluß auf die Entwicklung in Mittel- und Osteuropa ausübte, konnte im nationalen Konzept von Radowitz nichts anderes sehen als eine verkappte Begünstigung revolutionärer Absichten. Gerade hochkonservative Kreise in Preußen opponierten gegen den Kurs von Radowitz, um die traditionelle Freundschaft mit Rußland zu wahren und einen Bruch mit dem Kaiserstaat Österreich zu vermeiden. Ein Krieg Preußens gegen beide Mächte erschien aussichtslos. Der Außenminister unterlag seinen innenpolitischen Gegnern und trat am 2. 11. 1850 zurück., obwohl der Prinz von Preußen, Wilhelm, durchaus zu einem Krieg bereit war. Letztendlich setzten sich aber der Graf Brandenburg und der Kriegsminister Stockhausen durch, die darauf hinwiesen, daß Preußen nicht in der Lage sei, einen Zwei-Frontenkrieg durchzustehen. Am 30.11 1850 schlossen von Schwarzenberg und der neue preußische Außenminister Manteuffel die »Olmützer Punktationen« ab. Dies bedeutete eine kaum verhüllte Kapitulation der Berliner Politik. In diesem auf Druck Rußlands zustande gekommenen Vertrag zwischen Preußen und Österreich mußte der Unionsplan begraben werden; statt dessen wurde der »Deutsche Bund« in der vom »Wiener Kongreß« festgelegten Form wiedererrichtet; Österreich war nicht bereit, dessen Leitung mit Preußen zu teilen. Aus Angst vor einem Überhandnehmen der Militärmacht Preußens waren auch die Mittel- und Kleinstaaten und die vier freie Städte Hamburg, Bremen, Lübeck und Frankfurt bereit, eher mit Österreich zusammenzuarbeiten. Otto von Bismarck war in den Jahren 1851-1859 preußischer Gesandter am Bundestag erstrebte die Gleichberechtigung Preußens im Dt. Bund und seine Vorherrschaft nördlich des Mains. Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen, seit 1865 Graf von B.-Schönhausen, 1871 Fürst von B., 1890 Herzog von Lauenburg, *Schönhausen 1. 4. 1815, gest. Friedrichsruh 30.7. 1898; 1847 mit Johanna von Puttkamer (*1824, gest. 1894) studierte Rechtswissenschaften in Göttingen und Berlin, bewirtschaftete seine Güter in Pommern, war er 1847/48 konservatives Mitgl. des Vereinigten Landtags, nach 1848 Abg. in der Zweiten Kammer und im Erfurter Parlament. Industrielle Revolution 4/5 der deutschen Bevölkerung arbeiteten noch 1830 in der Landwirtschaft. Ruhrgebiet tritt erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Konkurrenz zu den bis dahin bedeutendsten deutschen Industriegebieten im Saarland und in Oberschlesien. Die meisten Arbeiter im Ruhrgebiet kamen, weil sie Arbeit und Brot zum Essen suchten, sie waren urspruenglich Tageloehner und Bauern. Andere kamen aus vielen verschiedenen Laendern, wie zum Beispiel aus Italien, Schlesien, Tschechien oder Polen.