RUMS
Heft 24: Imperialismus - 6.Thema: Die Kolonialvölker setzen sich
zur Wehr, Sachanalyse
Am Beispiel der Aufstände der Hereros und
der Hottentotten wird deutlich, dass die bis heute geglaubte
Vorstellung falsch ist, die Deutschen seien im Gegensatz zu anderen
"gute" Kolonialherren gewesen. Das sogenannte Deutsch-Südwestafrika,
in dem 1883 der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz Land erworben hatte,
wurde 1884 unter die Schutzherrschaft des Deutschen Reiches gestellt
und 1890 in einem Grenzabkommen mit England endgültig als deutsches
Schutzgebiet gesichert. Die deutsche Siedlungspolitik musste
zwangsläufig zu Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung führen,
deren wichtigste Völker die Hereros und die Hottentotten waren. Sie
hatten bisher von der Viehzucht gelebt und wurden durch die
deutschen Kolonialherren von dem gemeinsam genutzten Weideland
abgedrängt. Die Erschließung des Landes unter Befolgung deutscher
Wirtschaftsinteressen (z. B. Bahnbau von der Küste nach den
Otaviminen als Unternehmen der Discontogesellschaft) und die
Herrenvolkmentalität, der zufolge die Eingeborenen als faule, rohe ,
stumpfsinnige und schmutzige Untermenschen angesehen und behandelt
wurden, trieben die einheimischen Völker in den Widerstand und Kampf
um die eigene Existenzerbaltung. So kam es 1904 - 1907 als Folge der
Unterwerfung und Vertreibung zu den Kolonialkriegen in
Südwestafrika. Dabei wurden die Wasserstellen von den deutschen
Truppen unter General von Trotha besetzt und die Hereros in die
Wüste abgedrängt, in der die Männer, Frauen und Kinder mitsamt dem
Vieh elendiglich verdursteten. Zur Gefangenschaft bereite und um
Wasser flehende Menschen wurden unter Waffengewalt in die Glut der
Wüste zurückgetrieben. Von rund 100 000 Hereros haben nur 21 000
überlebt. Nach dem Aufstand wurden die überlebenden Hereros
enteignet und durch Arbeitsverträge dienstverpflichtet. Drei Viertel
des Landes wurden als "weißes" Gebiet zur sogenannten Polizeizone
erklärt. Größere Stammeseinheiten lebten in (zu kleinen) Reservaten.