Wie man einander sieht, welche Vorurteile prägen das Bild des anderen; Gleiche Bilder, gleiche Worte. Deutsche, Österreicher und Tschechen in der Karikatur 1848-1948 So heißt eine der erfolgreichsten Wanderausstellungen des Adalbert-Stifter-Vereins. Als Jiří Kořalka die Ausstellung in Prag eröffnete, behauptete er, die Beziehungen seien tatsächlich nicht so zugespitzt, wie es die Bilder suggerieren. Er erwähnte die zahlreichen gemischten Ehen und die daraus resultierende Zweisprachigkeit. Aber darin war die Assimilation vielleicht häufiger als eine aktiv gelebte Zweisprachigkeit (Josef Mühlberger aus Trautenau berichtet, wie seine tschechische nur deutsche Bücher las und zu Hause nur Deutsch gepsrochen wurde). Sowohl der böhmische Wenzel als auch der deutsche Michel sind auf den Karikaturen meistens dick, sehen dumm aus, haben ein großes Maul und als Merkmal der Aggressivität sind sie bewaffnet. Den böhmischen Wenzel zeichnen die Karikaturisten zwischen 1891 und 1907 als einen rückständigen, ja affenarig hässlichen, ungebildeten und heimtückischen Typ, der den gutmütigen Michl versklaven will. Ein typisches Feindbild, den für die Tschechen Deutsche darstellen, ist ein herrschsüchtiger, böswilliger altgermanischer primitiver Barbar, der Kinder frisst oder als Burchenschafter mit seiner Kappe provoziert. Der Autostereotyp der Tschechen war, sich als Opfer der böswilligen Monarchie, bzw. der deutschsprachigen jüdischen Ausbeuter zu betrachten. Andererseits können die Tschechen sich selbst durchaus kritisch sehen: gegenüber dem zielbewussten, wenig emotionalen Deutschen, der frei von Minderwertigekitsgefühlen ist, sehen sie sich als ewig unzufriedene, unter einem Minderwertigkeitskomplex leidenden Menschen. Andere Tschechen betonen allerdings, dass wir aufrichtig und fröhlich sein können, also zwei Eigenschaften, die sich mit den der Unzufriedenheit und Komplexen fast ausschließen.. Für die Überwindung der Steretypen ist es wichtig, konkrete Erfahrungen zu sammeln, den Menschen als Individuum kennenzulernen, die gängigen Stereotypen und die Sicht des andern kennen. Stereotypen völlig zu beseitigen ist kaum realistisch, weil sie Bestandteil unserer kollektiven Identität sind. Bei allen Spannungen, die es in der Zwischenkriegszeit zwischen beiden Volksgruppen gab, bestand immer noch der Ferien-Kinderaustausch, der Wechsel.[1] Seit 1924 organisierte den Wechsel der Wohltätigkeitsverein České srdce. zwischen Brünn, bzw. Prag und den deutschen Landgemeinden. Die mährische Identität – zwischen Wien und Prag. Als Prager Patrioten im Frühjahr 1848 die Länder der Wenzelskrone in ein staatsrechtlihces Gebilde vereinenn wollten, verwahrten sich dagegen die Abgeordneten des Mährischen Landtages, deren Sprecher JUDr. Alois Pražák war. Die mährsiche katholische Kirche sah das hussitische Böhmen als Bedrohung der mährischen Rechgtsgläubigkeit. Die Tendenz, das Mährische gegen das Böhmische auszuspielen, wurde durch reiche Subventionen für die Zeitschrift Morava unterstützt. Als aber Alois Pražák[2] 1879 Minster-Landsmann der konservativen Regierung von Taaafe wurde, verlor die Zeitschrift die Subventionen. Und während in den 70er Jahren die böhmischen Abgeorndeten den Sitzungen des Reichstages fernblieben, bildeten die Mährer ihren eigenen Klub. Seine politische Karriere endete, als die Brünner Tschechen anlässlich des Kaiserbesuches beim Brünner Schütznefest 1892 gegen die polizeiliche Entfernung der Wappen von Böhmen und Schlesien vom tsch. Vereinshaus protestierten, und sich gegen Pražák auflehnten, der einen Protest während des Kaiserbeuches für wenig opportun hielt. Trotz der langsam auch in Mähren fortschreitenden slawisch-nationalen Gesinnung, blieben praktische Apsekte der Wahl des Studienortes ausschlagegebend: bessere Zugverbindungen nach Wien, besere Aufstiegschancen mit einem Wiener Diplom und die Bereitschaft, auch die deutschsprachige Kultur in Wien aufzunehmen. Im Jahre 1887/88 gab es in Wien 819 Studenten aus Mähren, an der tschechischen Prager Universität nur 59. ------------------------------- [1] Jana Pospíšilová, Leute in der Großstadt [2] 1861 gründete er die altböhmisch (konservativ) orientierte Nationalpartei Mährens. Mit einer kleinen Gruppe seiner Freunde (Jan Helcelet, P. Ignác Wurm, František Antonín Mathon) gründete er einen Wahlausschuss, der eine Wahlerklärung abgab. Die Veröffentlichung dieser Erklärung machte der Redakteur Jan Ohéral möglich, der sie in der Zeitung „Moravské noviny“, dem einzigen tschechischen politisch orientierten Blatt in Mähren, veröffentlichte. Die Wahl in den Landtag brachte der Nationalpartei Mährens keinen bedeutenden Erfolg, im März 1861 wurde aber in Mähren eine moderne tschechische politische Repräsentation geboren, die auch weiterhin um die größtmögliche Vertretung im Landtag sowie um die Anerkennung der sprachlichen und nationalen Selbstverwaltung Mährens kämpfte. In den Jahren 1879 – 1891 war Pražák Mitglied der Regierung Taaffe (Justizminister, Minister-Landsmann für Böhmen).