Clara Schumann Der Übervater Clara Josephine Schumanns Vater Friedrich Wieck war studierter Theologe, der sich wegen seiner Leidenschaft für die Musik auf dem Klavier ausbilden ließ und zunächst eine Klavier-Fabrik und eine Leihanstalt für Musikalien gründete. Claras Mutter Marianne Tromlitz war eine konzertreife Sängerin und Pianistin. Der Geburt der - im Kindesalter verstorbenen - ersten Tochter Adelheid folgten Clara sowie die Brüder Alwin, Gustav und Viktor. Zum Zeitpunkt der Geburt Viktors (1824) waren die Eltern aber bereits getrennt. Friedrich Wieck heiratete später (1828) die zwanzig Jahre jüngere Clementine Fechner und hatte mit ihr eine Tochter (Marie), die ebenfalls später Klavierunterricht bei ihm bekam. Aus der mit Adolph Bargiel geschlossenen zweiten Ehe Marianne Wiecks ging der Sohn Woldemar Bargiel hervor, der später ein bedeutender Komponist wurde. Friedrich Wieck, der sich der Erziehung seiner Kinder verschrieben hatte, galt als autoritär und streng, aber nicht ungerecht. Sein ganzes Augenmerk galt Clara, bei der er wegen ihres musikalischen Talents die Absicht verfolgte (měl v úmyslu), sie so rasch wie möglich als Wunderkind und Klaviervirtuosin bekannt zu machen. So nahm er sie nach wenigen Jahren aus der öffentlichen Grundschule und ließ sie privat unterrichten, damit die Konzentration auf das Erlernen und Perfektionieren des Klavierspiels nicht durch äußere Einflüsse beeinträchtigt (omezený) würde. Schon für das des Schreibens noch nicht kundige Kleinkind (písma neznalého dítěte)führte er ein Tagebuch - es war geschrieben, als habe Clara selbst als Autorin sich zu Wort gemeldet, nämlich in der Ich-Form. Auch später beeinflusste er Claras Tagebuch-Eintragungen indirekt in der Weise, dass er es sich zum Lesen vorlegen ließ. Das erklärt Tagebucheinträge der erst Neunjährigen wie beispielsweise: Mein Vater, der längst schon vergebens (marně) auf eine Sinnesänderung von meiner Seite gehofft hatte, bemerkte heute nochmals, daß ich immer noch so faul, nachlässig, unordentlich, eigensinnig, unfolgsam etc. sei, daß ich dies namentlich auch im Klavierspiel sei, und weil ich Hüntens neue Variationen op. 26 in seiner Gegenwart so schlecht spielte, ....so zerriß er das Exemplar vor meinen Augen, und von heute an will er mir keine Stunde mehr geben und ich darf nichts weiter spielen als die Tonleitern, Cramers Etüden und Czernys Trillerübungen. Sein Hang (náklonnost), bei Clara alles kontrollieren und sie gängeln zu wollen, nahm später geradezu tyrannische Züge (sklony) an, als es ihm darum ging, sie von Robert Schumann fernzuhalten. Wieck unterrichtete seine Tochter persönlich, und das mit nicht geringem Erfolge, wie die von großem Applause begleiteten Auftritte seiner Tochter zeigten. Clara war das Aushängeschild seiner klavierpädagogischen Methode, die auch Musiker wie Robert Schumann und Hans von Bülow zu hervorragenden Konzertpianisten werden ließ. Kindgerecht (vhodné pro děti) war sein hartes pianistisches Training jedoch nicht. Die außermusikalische Bildung, die Clara Schumann genoss, war darüber hinaus gering. Erst nachdem sich der väterliche Einfluss verringert (snížit, omezit) hatte, widmete sich Clara Schumann in ihren Konzerten Ludwig van Beethoven, Johann Sebastian Bach und Robert Schumann. Davor hatte ihr Programm aus den gefälligen Kompositionen von zum Beispiel Friedrich Kalkbrenner, Camille Pleyel, Ignaz Moscheles und Henri Herz bestanden. Wieck sah sich als Claras Impresario, der die oft mit Strapazen verbundenen Konzertreisen organisierte. Er trug Sorge dafür, dass Einladungen zu Konzerten ausgesprochen wurden, der Veranstaltungsort passend gewählt war und dass die zur Verfügung gestellten Instrumente funktionierten. Gerade der letzte Punkt war eine besondere Herausforderung (výzva, provokace) für Vater wie für Tochter. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war es keine Seltenheit, dass sich Flügel – die man ja nicht in der Postkutsche mitnehmen konnte - am Ort des Konzerts nur schwer beschaffen ließen und diejenigen, die zur Verfügung standen, ungestimmt oder mit anderen Mängeln behaftet (postižený) waren. Vor jedem Konzert tat sich die bange (úzkostlivá) Frage auf, ob die Mechanik der Instrumente „mitspielen“ würde. Leicht konnte es passieren, dass während des Spiels plötzlich Tasten stecken blieben, oder dass sich Dämpfer nicht auf die Saiten zurücklegten, wodurch der ungehindert (neutlumený, neomezený) weiterklingende Ton das ganze Spiel zerstörte. Wieck nahm stets (ustavične) ein ganzes Arsenal (zásobu) an Klavierwerkzeugen mit sich und betätigte sich (být činný) im Vorfeld des Konzerts meistens noch als Klavierstimmer und Reparateur. Bald schon ging er dazu über, selbst ausgesuchte Instrumente an den Ort des Auftritts vorauszuschicken, damit Clara auf einem ihr vertrauten Flügel spielen konnte. Das Wunderkind Clara Aus Claras Kindheit weiß man, dass sie erst sehr spät sprechen lernte. Es geschah vermutlich im Alter von vier Jahren, als sie ein Jahr lang getrennt vom Vater bei ihren Großeltern verbrachte. Der Grund der Verzögerung (zpoždění, prodlení) wird in psychischen Ursachen vermutet; es ist allerdings nicht eindeutig nachgewiesen (dokázáno). Im Alter von fünf Jahren erhielt sie intensiven Klavierunterricht, und am 20. Oktober 1829 trat sie zum ersten Mal (mit einer anderen Schülerin in einem vierhändigen Stück von Friedrich Kalkbrenner) öffentlich auf. Clara spielte vor Goethe und wurde persönlich bekannt mit Niccolo Paganini und Franz Liszt. Sie trat in jungen Jahren in zahlreichen Städten und auch im nahen Ausland auf. In Wien wurde ihr mit 18 Jahren die Ehre zuteil (připadla ji čest), zur Kaiserlich-Königlichen Kammervirtuosin ernannt zu werden. Auch als Komponistin war sie sehr früh aktiv. Die "Quatre Polonaises" op. 1 wurden veröffentlicht, als Clara zehn oder elf Jahre alt war. Es folgten "Caprices en forme de Valse", "Valses romantiques", "Quatre Pieces Caractéristiques", "Soirées Musicales", ein Klavierkonzert und vieles mehr.