Die Zivilisation der Maya Die Maya sind ein indigenes/ autochtones Volk bzw. eine Gruppe indigener Völker in Mittelamerika, die insbesondere aufgrund der, im Präkolumbischen Mesoamerika gegründeten Reiche und ihrer hoch entwickelten Kultur bekannt sind. Traditionell unterscheidet man zwischen Hochland- (in Chiapas und Guatemala) und Tieflandmaya (in Yucatán, im Petén und Belize). Berühmt sind die Maya für den Anbau von Mais, ihre Mathematik und für ihren hoch entwickelten Kalender, geschrieben in Hieroglyphen. Die mittlerweile weitgehend entzifferte Schrift, obwohl auf Bildsymbolen basierend, war mehr als eine reine Ideogrammschrift und stellt das höchstentwickelte (und bis zur Ankunft der Spanier das einzige) Schriftmedium in Altamerika dar. Kunsthandwerk (Bearbeitung von Stein, Keramik, Holz, Textilien) und Malerei waren hoch entwickelt, Metallverarbeitung (Gold, Silber, Kupfer) spielte erst spät und fast nur für rituelle Zwecke eine Rolle, nicht für die Werkzeugherstellung. In den Städten gab es bis zu 65 m hohe Stufenpyramiden, Paläste, Observatorien und Ballspielplätze. Geographie Die Maya lebten in Süd- und Südost-Mexiko (Yucatán) sowie in Teilen von Guatemala, Honduras und Belize. Dieses Gebiet umfasste ungefähr 350.000 km². Im Norden des damaligen Mayalandes ragt die Halbinsel Yucatán weit ins Karibische Meer hinaus. Die Region war vorallem mit Dornbüschen bewachsen. Im südlichen Tiefland herrschte eine Savannenlandschaft vor, deren Bodenhöhe kaum einmal über 200 Metern liegt. Da die Gegend schon immer tektonisch sehr aktiv war, ist ihr Boden mit vielen Mineralien angereichert, wodurch sie für den Ackerbau sehr attraktiv wurde. Höhepunkt und Kollaps der Maya-Zivilisation Die klassische Maya-Zivilisation umfasste eine Reihe von Stadtstaaten, die jeweils einen eigenen Herrscher und ihm untergebene Verwalter hatte. Mit der Ausbreitung über die ganze Yucatán-Halbinsel erreichte die Hochkultur der Maya ihre Blütezeit, während deren auch Uxmal und Coba gegründet wurden. Weitere wichtige Städte waren Tikal, Calakmul, Bonampak und Quiriguá. Viele Städte waren miteinander verbunden. Die Städte hatten teilweise mehr als 10.000 Einwohner und waren damit größer als die größten Städte des damaligen Mitteleuropa. Bereits im 9. Jahrhundert kommt es zur Aufgabe einzelner Maya-Zentren im südlichen Tiefland und in der Folgezeit zu einem rapiden Bevölkerungsverlust in der gesamten Zentralregion Yucatáns. Zahlreiche Städte werden verlassen, die Bewässerungssysteme verfallen. Nach der Mitte des 10. Jahrhunderts werden im gesamten Tiefland keine monumentalen Steinstellen mehr errichtet. Der Zusammenbruch der Maya-Gesellschaft ist Gegenstand einer breiten und lang anhaltenden Forschungsdiskussion. Nach der Ankunft der Spanier im 15. Jh. beginnt in der Geschichte der Maya die sog. Kolonialzeit, die durch blutige Kämpfe und Plünderungen gekennzeichnet ist und kann als einer der Gründe für den Untergang der Maya-Zivilisation betrachtet werden. Religion der Maya Die Religion überhaupt und ihre Funktionäre (Priester u. a.) scheinen im Leben der klassischen Maya eine herausragende Rolle gespielt zu haben. In klassischer Zeit werden die Stadtstaaten zumeist von Königen geleitet, die die höchste oder doch zumindest eine sehr wichtige religiöse Funktion haben. Darstellungen zeigen allerdings, dass sich gerade auch Herrscher und Führungsschicht der Mayagesellschaft den oft grausamen religiösen Ritualen unterwerfen mussten. Zeit und Kosmos Ähnlich anderen mesoamerikanischen Völkern glaubten die Maya an einen zyklischen Charakter der Zeit. Die Rituale und Zeremonien waren eng mit den astronomischen und irdischen Zyklen der Natur verbunden. Immer wiederkehrende Vorgänge wurden systematisch beobachtet und in verschiedenen Kalendern verzeichnet. Götter und Opfer Wie bei anderen Kulturen Mittelamerikas spielt auch bei den Maya das menschliche Blut eine besondere Rolle. Aus Sicht der Maya war das Blut Sitz der Seele und Lebenskraft, die Seele selbst stellte man sich jedoch luft- oder rauchförmig vor (Atemseele). Die Maya-Religion war polytheistisch, wobei die Götter der Maya analog den Menschen als sterbliche Wesen vorgestellt wurden. Wie bei den Azteken und anderen mittelamerikanischen Religionen auch, diente das Opfer daher auch nicht allein dazu, die Götter gewogen zu machen, sondern auch, um die Götter in gewisser Weise am Leben zu erhalten. Das Weltbild der Maya glich einem Baum (Weltenbaum Wacah Chan) dessen Mitte die Menschen sind, dessen Äste den Himmel tragen und dessen Wurzeln in das Totenreich reichen. Entlang der Verbindungslinie des Stammes konnten die Seelen in das Totenreich oder den Himmel wandern. Das Schicksal der Menschen wurde von den Göttern bestimmt. Bei allen wichtigen Vorhaben (z.B. Aussaat, Krieg, etc.) befragte man die Götter, welcher Tag dafür geeignet sei. In der Religion der Maya waren Menschenopfer durchaus üblich. Die Art der rituellen Hinrichtungen reichte von Köpfen, Ertränken, Erhängen, Steinigen, Vergiften, Verstümmeln bis hin zu lebendig begraben. Zu den grausamsten Tötungsarten gehörte wie bei den Azteken das Aufschlitzen des Bauches und das Herausreißen des noch schlagenden Herzens. Geopfert wurden sowohl Kriegsgefangene als auch Mitglieder der eigenen Gruppe, auch aus der Oberschicht. Die Bedingungen, wer wann, wie und wo geopfert wurde, werden zur Zeit noch erforscht.