Wie lange habe sie auf diesen Tag warten müssen? Endlich sitzt sie bei ihrer ersten Redaktionsberatung der Hospodářské noviny. Der Chefredakteur blättert schon ungeduldig seine Papiere durch. Lenka Zlámalová kommt wieder spät. Noch in der Tür klingelt ihr Handy, sie bringt noch eine Tasse Kaffe mit und steuert den Platz gegenüber dem Chef an. Die Zeitungselevin Eva beobachtet die Hektik der letzen Minuten vor dem Beratungsbeginn. Und träumt davon, von dem Chefredakteur einen Auftrag zu bekommen, bei dem sie ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen kann. „Fräulein Schnitzer, können sie für mich bitte noch einen Kaffe machen?“ wendet sich der Chefredakteur offensichtlich an sie. Die Elevin rührt sich nicht. Sie heißt ja Schneider. Wenigstens ihren Namen hätte er sich merken können. Der Chefredakteur gibt sich einen Ruck, wühlt in seinen Papieren und sagt: „Liebe Kollegen, erlauben Sie mir ihnen unsere neue Praktikantin Fräulein Sabine Schneider vorzustellen. Sie wurde mir von Herrn Dozenten Burgr empfohlen. Sie wird Lenka Zlámalová in der Wirtschaftsredaktion unterstützen.“ Sabine wächst gleich um ein paar Zentimeter, ihr gebückter Rücken wird plötzlich gerade und sie lächelt geschmeichelt. „Fräulein Schneider, könnte sie für mich einen Kaffee kochen?“ Sabine wird rot und verlässt.[1] An solchen Beratungen nahm sie schon vierzehn Tagen teil. Kaffee musste sie zwar nicht mehr kochen, aber der ersehnte Auftrag kam immer noch nicht. Lenka Zlámalová ließ sie im Redaktionsarchiv suchen, Termine mit den Sekretärinnen der Interviewten vereinbaren, einmal musste sie sogar ihren Mantel von der Reinigung abholen. Heute waren es schon 5 Minuten nach dem Beratungsbeginn und Lenka Zlámalová war immer noch nicht da. Die Beratung begann, Lenka Zlámalová sollte über Besuch von xy in Prag berichten. Ob es ihr gelungen sei, mit ihm einen Termin für ein Interview auszumachen. Der Chefredakteur war schon nervös, dass sie immer nicht da war.!„Sabine, versuchen Sie Lenka Zlámalová anzurufen.“ „Der Angerufene Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar. Sie können auf dem Anrufbeantworter ihre Nachricht hinterlassen.“ „Ich komme leider nicht durch, Herr Chefredakteur.“ ________________________________ [1] Wenn die Überschrift refrainartig wiederholt werden sollte, könnte es noch hier heißen: Liebe Zeitungselevin, ärgere dich nicht.