Sippurim bedeutet hebr. Erzählungen – eine in Fortsetzungen erscheinende Sammlung von Legenden, Märchen und Lebensgeschichten aus biblischen, rabbinischen und volkstümlich mittelalterlichen Quellen. Die galizischen Chassidim begannen seit dem Jahre 1814 ihre Geschichten unter diesem Namen zu drucken: sie gehen auf eine Erzähltradition zurück, die das Fiktive, die alltägliche Umgangssprache und eine breite Leserschaft bevorzugt. Seit 1847 erschienen in Heften bei Wolf Pascheles Zuerst wurden die Sippurim-Geschichten zwar deutsch, aber auch in hebräischen Lettern publiziert (1860) seit 1857 wurden die Sippurim von Jakob Brandeis, dem Schwiegersohn des ursrprünglichen Verlegers fortgesetzt Hier las Jirásek über die Rabbi-Löw Geschichte. Eine neue Tradition erlebten die Sippurim 1936: Heinz Politzer veröffentlichte 1836 Nacherzählungen Die goldene Gasse Wolf Pascheles (1814-1857) sein Verkaufserfolg war vor allem eine Miniaturausgabe des Pentateuch[1] in deutscher Übersetzung, 1853 Leopold Schnitzler (1966) nannte die alltägliche Sprache der Judenstadt vor der Aufklärung aschkenasisches Deutsch mit ein wenig bayrischer Färbung. Unter dem Einfluss von Haskala begegnet man im Buch wechselnden Strategien, um das wunderbare oder märchenhafte Erzählte zu legitimieren: der Erzähler beruft sich auf ein altes Manuskript oder weist auf tschechische Chronisten hin, man gibt vor, mündlich Überliefertes schriftlich wiederzugeben, zeigt Abstand des Erzählers zu den erzählten Wundern. Man verspottet weltfremde Gelehrsamkeit und präsentiert das Märchenhafte leicht parodistisch gebrochen. Die frühen Ausgaben nannten die Sippurim noch einen Beitrag zur Völkerkunde. Zielsetzung nach der Vorrede von 1854: ein vollständiges Bild der jüdischen Nation aller Zeitalter bis auf die Gegenwart herab...liefern. Peter Demetz vergleicht die Sippurim mit „Slovanské starožitnosti“ von Pav. Jos. Šafařík (1837), allerdings weisen die Erzählungen nicht deren Gründlichkeit (Starožitnosti dienten ja als Hochschullehrbuch) 372 Über Georg Leopold Weisel, ursprünglich Joachim Löbl Weisel (1804 Přeštice[2] – 1873 Všeruby/ Neumark) ist nicht genug zu erfahren: Er war Sohn eines Hausierers aus einem Dorf bei Pilsen, das Medizinstudium in Prag hat er wohl nicht vollendet und wurde Landarzt, eigentlich Wundarzt und Geburtshelfer, ließ sich taufen, weil er eine Christin ehelichen wollte. Er war sogar mit Božena Němcová befreundet. Auf die Sippurim gehen folgende Bücher zurück: Alois Hofman, R. Heuer: Ze židovského ghetta, Praha 1995. Zwei davon erscheinen 1844 dank V. B. Nebeský tschechisch. Es war die Zeit, ,als Nebeský mit Siegrfried Kapper befreundet war und Kappers České listy , 1846(Synům lidu mého). Andere Sippurim-Autoren waren Kohn, Salomon: Gabriel (Praha, 1853, 2. vyd. Jena, 1875); Prager Ghettobilder (Lipsko, 1884). ________________________________ [1] hebräisch Chumasch - von chamesch „fünf“) ist ein griechischer Ausdruck für die fünf Bücher Moses. Er stammt von den Krügen, in denen Schriftrollen aufbewahrt wurden. Deren Umfang bestimmte auch seine Einteilung in fünf „Bücher“ (griech. biblia). Diese bilden gemeinsam als Tora den ersten Hauptteil der Bibel, der für Judentum und Christentum auf verschiedene Weise das grundlegende Offenbarungszeugnis des Gottes JHWH ist. Der Pentateuch wurde etwa 440 v. Chr. fertiggestellt. Zugleich begann seine Übersetzung aus dem Althebräischen in die Griechische (Septuaginta) und Aramäische Sprache (Targum). Er erzählt die Geschichte der Menschheit und des Volkes Israel von der Schöpfung der Welt bis zur Ansiedelung im „Gelobten Land" Kanaan (heute Israel/Palästina) als Heilsgeschichte Gottes. Er enthält viele Mythen, Legenden und Ätiologien aus der Zeit der „Erzväter", die zugleich historische Erinnerungen an die nomadische Herkunft und vorstaatliche Epoche dieses Volkes enthalten. Hauptinhalt ist ab dem zweiten Buch Mose die Befreiung der Hebräer aus der Sklaverei in Ägypten und die Offenbarung der Gebote am Sinai. Genesis Schöpfung, Ursprung # Abrahamserzählungen (Gen 12-25), # Geschichten von Jakob und Esau (Gen 25-36), # Josephsgeschichte (Gen 37-50). Exodos/Exodus Auszug * die Rettung aus Ägypten (Ex 1-15), * Bewahrung in der Wüste (Ex 16-18), * Gesetzesoffenbarung und Bundesschluss am Sinai (Ex 19-24), * Gesetze zum Bau des Heiligtums (Ex 25-31), * Krise und Erneuerung des Bundes (Ex 32-34), * den Bau des Heiligtums (Ex 35-40; Ausführung von Ex 25-31). Levitikon/Leviticus Levitische Gesetzgebung, * Opfergesetze (Lev 1-7), * Anordnungen zur Priesterweihe (Lev 8-10), * Reinigungsgesetze (Lev 11-15), * Anweisung zum großen Versöhnungstag (Lev 16), * das Heiligkeitsgesetz (Lev 17-27). Arithmoi/Numeri Zahlen der Israeliten * Zählung und Lagerordnung der Stämme (Num 1-2), * verschiedene Priestergesetze (Num 3-10), * Zug des Volkes durch die Wüste (Num 10-20), * Eroberung des Ostjordanlandes (Num 20-36). Deuteronomion/Deuteronomium Zweites Gesetz * die Einleitungsreden des Mose (Dtn 1-11), * das deuteronomische Gesetz (Dtn 12-26), * Schlussreden des Mose (Dtn 27-30), * Fluch und Segen, Tod des Mose als Abschluss des Pentateuch (Dtn 31-34). [2] Suedlich von Pilsen, heute über 6,6 Tsd. Einwohner.