Der Taxichauffeur Ich habe einen großen Fehler gemacht. Als ich von einer Reise zurückkam - der Zug traf gegen neun Uhr abends ein - bat ich den Taxichauffeur, den Koffer hinauf in meine Wohnung zu tragen. Der Mann willigte ein, stellte den Taxameter ab und lud das Gepäckstück auf seine Schulter. Oben stellte er es im Vorraum ab, ich zahlte, und dann geschah das Seltsame. Während ich meinen Überrock ablegte, ging er, statt die Wohnung zu verlassen, ins Zimmer hinein. Ich fand ihn dort, vor der Bibliothek stehend. »Sie haben interessante Sachen«, sagte er, »Kunstgeschichtliches und auch Belletristik.« Das Wort Belletristik sprach er aus, indem er die Laute auf die merkwürdigste Weise zerdehnte und knetete, es waren Laute, die unseren gebräuchlichen nicht im mindesten vergleichbar sind. Diese Laute lassen sich in keiner Weise wiedergeben. Darum bin ich einfach gezwungen, hier das Wort Belletristik niederzuschreiben, obwohl es in Wirklichkeit ganz anders klang. Dann trat er vor das danebenstehende Regal und sagte: »Hier steht Musikhistorisches.« Auch dieses Wort sprach er in der ihm eigenen Verballhornung aus, es klang ganz fremd, und dennoch verstand ich die Bedeutung. Die Sache war schon recht unheimlich. Jetzt hätte der Mann wohl gehen können. Aber er tat das Gegenteil. Er nahm einen Band, setzte sich an meinen Schreibtisch, drehte die Lampe an und begann zu lesen. Ich konnte ihn beobachten und mußte eine neue Seltsamkeit bemerken. Vor der Bibliothek stehend, war er ein dicker Mann gewesen mit einem gewöhnlichen, grob karierten Mantel bekleidet, mit einem rötlichen Kopf von mittlerem Alter. Jetzt war er jung und schlank, trug eine Livree, die wie angegossen auf seinem Körper saß, eine Livree, die einstmals wohl sehr elegant gewesen war, jetzt aber schon an vielen Stellen glänzte. Sein Haar war tadellos und glatt zurückgekämmt. Beim Näherkommen merkte ich, daß es mit einer Pomade eingefettet war, die einen stark ranzigen Geruch verbreitete. 185