Kapitel i Gallien, an denen hunnische Hilfstmppen beteiligt waren Der Hunnenkönig Atfiia (in der Nibelungensage Etzel), der 445 seinen Bruder ermordet hatte und seitdem allein regierte, führte sein Reich zum Höhepunkt seiner Geltung. Als er jedoch, nachdem er sich mit Westrom verfeindet hatte, 451 Gallien verwüstete, trat seinem hunnisch-germanischen Heer auf den Katalaunischen Feldern (in der Gegend von Troyes) Aerius ebenfalls mit zahlreichen Germanen, darunter Franken, Burgunder und besonders I Rekonstruktion eines in einem Grab bei Mundolsheim im Eisass gefundenen Sattels, wie ihn in der Mitte des S-Jh. hunnische und ostgermanische Reiter verwendeten (Straßburg, Archäologisches Museum) Westgoten, entgegen und besiegte den Hun-nenkönig. 452 fiel Attila in Italien ein, doch einer kaiserlichen Gesandtschaft unter Führung von Papst Leo L, dem Großen, gelang es, ihn zum Rückzug zu bewegen. Nach dem überraschenden Tod Attilas 453 in der Hochzeitsnacht mit einer ostgermanischen Königstochter (Ursprung der Kriemhildsage) zerfiel das Hunnenreich rasch; die seiner Herrschaft unterworfenen Germanen lösten sich wieder aus der Abhängigkeit. Die Ostgoten hatten nach ihrer Befreiung von der hunnischen Herrschaft Wohnsitze in Pan-nonien zugewiesen bekommen, zogen aber bald südwärts bis nach Makedonien und Westthrakien. Der oströmische Kaiser Zenon sah sich 483 gezwungen, den mächtigen Ostgoten- hihfi.-r Thecťiench _m- dem '"Uretenge-chlecht der/-analer o s Magi .tet I'id-turn (Heermeister) anzuerkennen. Theoderich, etwa 453 geboren, war als Geisel in Konstantinopel aufgewachsen und nach seiner Rückkehr 471 schon zu Lebzeiten seines Vaters zum König erhoben worden. 488 sandte Zenon Theoderich nach Italien, um die Herrschaft Odoakers zu zerschlagen, der ebenfalls in kaiserlichem Dienst gestanden hatte, aber 476 als Führer germanischer Söldnertruppen den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus abgesetzt hatte. Nach jahrelangen Kämpfen, u.a. um Odoakers Hauptstadt Ravenna (die »Rabenschlacht« der Sage um Dietrich von Bern), einigte sich der Ostgotenkönig zum Schein mit seinem Rivalen auf eine gemeinsame Herrschaft, doch kurz darauf ermordete er Odoaker (493) und war nunmehr alleiniger Herrscher in Italien, nominell freilich unter der Oberhoheit des Kaisers, dessen Stellvertreter er für die romanische Bevölkerung seines Reiches war. Theoderich behielt die spätantike römische Verwaltung im Wesentlichen bei und zog zum Teil römische Ratgeber an seinen Hof in Ravenna, darunter die Gelehrten Cassiodor (er schrieb u.a. eine Geschichte der Goten) und Boethius, der allerdings 524 als angeblicher Verschwörer gegen die Ostgotenherrschaft hingerichtet wurde (im Gefängnis verfasste er das im Mittelalter weitverbreitete »Trostbuch der Philosophie«). Romanen und Goten blieben im Übrigen durch ein Heiratsverbot sowie durch die unterschiedlichen Glaubensrichtungen und Rechtsstellungen getrennt; der Kriegsdienst oblag nur den Goten. Außenpolitisch verstand es Theoderich, offene Konflikte mit dem Kaiser zu vermeiden und zu den anderen germanischen Fürsten freundschaftliche Beziehungen anzuknüpfen, die er durch Heiratsverbindungen mit den Herrscherfamilien der Westgoten, Vandalen, Burgunder und Franken zu festigen suchte; er selbst nahm eine Schwester des Frankenkönigs Chlodwig zur Frau. Bei seiner Bündnispolitik erlebte er jedoch auch Rückschläge, vor allem infolge des fränkischen Expansionsstrebens auf Kosten der Westgoten, der Burgunder und der unter ostgo-tischem Schutz stehenden Alemannen. Als Theoderich 526 starb, blieb seine Herrschaft den Menschen als eine Zeit des Friedens und der Gerechtigkeit in Erinnerung, doch sein Lebenswerk hatte keinen Bestand. Seine Tochter 26 ,-, ihsnnt ha (Amalaswintha), Regentin für ih-* '„rn-Mindiseii Sohn, fiel 535 einem Mordan-, jg ihfo;, Vetters und Mitregenten Theoda-1 i zum Opfer- Die letzten Ostgotenkönige, \Vitigis (536-540), Totila (541-552) und Teja (*— -,-cc3). unterlagen den Feldherren Kaiser ■ liriniaris. Belisar und Narses. Die Reste der r-oien gincen später in der italischen Bevölkerung auf. Vus mehre 1 en m: Nieder rheingebiet ansässigen west°ei'inanischen Stämmen (► 1.1) bildete sich der Grol?verband der Franken (dieser Name taucht um die Mitte des 3. Jahrhunderts zum ersten Mal auf). Allmählich drangen sie nach Westen auf römisches Gebiet vor und traten teilweise in römische Dienste; am bekanntesten ist der unter Kaiser Theodosius I. zum Magister MiJitam aufgestiegene Offizier Arbogast, der jedoch 394 wegen Erhebung eines Gegenkaisers und Unterstützung heidnischer Bestre- RÖMISCH-GERMANISCHE UND FRÄNKISCHE ZliiT bungen gestürzt wurde. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts besaßen die fränkischen Fürsten als angesiedelte Verbündete Roms (Föderalen) etwa das Gebiet des heutigen Belgien, das -Mosel- und Rheingebiet, nach dem Untergang des Weströmischen Reiches (476) unterwarfen sie das nördliche Gallien bis zur Loire, das sich noch bis 486/487 als Restbestand des Reiches hielt. Die durch Chlodwig (►1.11) eingeleitete Großmachtbildung wurde zum wichtigsten politischen Faktor des beginnenden Mittelalters. Da es seit dem 6. Jahrhundert keine religiösen Barrieren zwischen den fränkischen Eroberern und der eingesessenen galloromanischen Bevölkerung mehr gab, kam es zu einer allmählichen Verschmelzung. Dabei behielt in den westlichen Landesteilen das romanische Element ein stärkeres Gewicht, während In den östlichen Gebieten das germanische überwog. Nach und nach bildete sich eine Sprachgrenze heraus; das erste überlieferte Dokument dieser Entwicklung sind die in altfranzösischer und althoch- Fränkiäcnes Reich L—mJ fran^ts !—i chlaď ,;, S.-enen 13 /yi/iOi - . - .;- r-—i ErobsF. Oorwco ř.-.i-.Jí.i."-1 ■ r ."■;='";'■", ■ ;., von -...■Jahr L———' Fode 1*' ■'r,ííí=!-ic.-n ..., . -.., •„• :..:,:. j ___ abliar ■ v.-os,, p{i:a.~ -T8..i,c.~' .. :,:\"- .. "u. C- 5 i - 78Ó/799 Grfe„So Z XÁ ff ,,:-.; jAi.cjs-s , - ■ — fl ■ ' .H S.': L'/cr. c.-y.J Vs:.äd3 -■Al'es' V* .<.orsik 27 RÖMISCH-GERMANISCHE UND FRÄNKISCHE ZEIT deutscher Sprache abgefassten Straßburger Eide von 842 (► 1.23). Geboren um 466, wurde der Merowinger Chlodwig wohl 482 Nachfolger seines Vaters CMlderich als Teilkönig der salischen Franken. Zentrum seines Herrschaftsbereichs war Tour-nai. Im Laufe seiner Regierung unterwarf und beseitigte er durch List und Gewalt alle anderen fränkischen Gaukönige (zuletzt um 510 den in Köln residierenden rheinfränkischen König), nachdem er bereits 486/487 durch seinen Sieg über den letzten römischen Statthalter in Gallien, Syagrius, bei Soissons den noch römischen Teil Galliens zwischen Somme und Loire gewonnen hatte. Zwischen 496 und 507 eroberte er den südwestgallischen Teil des Westgotenreichs (Aquitanien) bis auf Septimanien (um Narbonne), dazu das linksrheinische Gebiet der Alemannen. Nur das Eingreifen Theoderichs des Großen hinderte ihn an noch weiter gehender Expansion. Mit seiner Eroberungspolitik durchkreuzte Chlodwig das Konzept des Ostgotenkönigs, das auf eine Verständigung der germanischen Reiche mit gemeinsamer Gegnerschaft gegen Byzanz zielte. Dem Kaiser hingegen kam der fränkisch-ostgotische Gegensatz gelegen; 508 ließ er Chlodwig einen Königsornat überreichen und ehrte ihn mit dem Konsultitel. Wohl 498 hatte der Frankenkönig in Reims durch Bischof Remigius die Taufe empfangen. Diese Entscheidung für das katholische Christentum, an der Chlodwigs burgundische Gemahlin Chlothilde (Chrodechilde) bedeuten- den Anteil hatte, erwies sich als zukunftweisender Entschluss. Außenpolitisch wurde dadurch der Gegensatz zu den arianischen Ger-manenreichen vertieft, doch im Innern gewann Chlodwig die Unterstützung der gallorornani-schen Geistlichkeit, vor allem der Bischöfe, bei der Konsolidierung seiner Herrschaft in den neu eroberten Gebieten. Die allmählich entstehende fränkische Reichskirche wurde zu einer der wichtigsten Klammern der Reichseinheit. Der inneren Ordnung dienten auch eine) seits die Übernahme des römischen Verwaltungssystems und andererseits die erste Aufzeichnung des fränkischen Volksrechts, der Lex Sa-lica. 511 starb Chlodwig in seiner neuen Residenzstadt Paris. Das Königsgeschlecht der Merowinger stammte der Überlieferung zufolge von einem Kleinkönig der salischen Franken mit Namen Merowech ab. Die Sage führte Merowechs Herkunft auf ein Meerungeheuer und damit auf halbgöttlichen Ursprung zurück. Wurden der Königssippe schon von daher magische Kräfte zugeschrieben, so steigerte sich ihr Ansehen noch, als Chlodwig (►1.11) durch erfolgreiche Kriegszüge ein fränkisches Großreich errichtete und damit das »Heil« seiner Sippe glänzend bestätigte. Trotz der Taufe Chlodwigs blieben diese heidnischen Vorstellungen das tragende Element des merowingischen Königtums. Die »Gebiütsheiligkeit« des Königsgeschlechts, die das Bestehen und Wohlergehen des Volkes sicherte, kam bei den Merowingern auch äußerlich zum Ausdruck, z.B. durch das lange h*3ar; .^.^^•.r/eise wurde die Absetzung des ,„,__...; -.'A7-'" '"i durcii die tymbolische irv'-je- !-?a -dreiens vollzogen i Kcr"J-r.ei!i( aich auf alte Irager konigli-l-ff 7.-re'b:'j, wai en beim Tode Chlod-7 eir„-> »ier Sohn- ohne Unterschied ioo! - :cbug;. Das bedeutete, dass das ;ii- "'eich gereilt werden musste, was cici t unbeditigc eine getrennte Ent-r.2 d-- f eichsteile zur Folge hatte. Tat-p i:;m ~s ruf dem Erbweg mehrmals zu Keizr-S'-imguiig Außerdem setzten ,-,c= -".-»ine zijriärhsi die Marbttjolitik nßer. fort, indem sie unter anderem 531 ürn'-erräich und bis 534 das ßurgunder-leich erober.en Allerdings überwogen auf die Dauer i"'-^ ''«.ichteile der Teilungspraxis beträchtlich, denn die Herrschaftsteilungen waren eine Oželie ständiger Streitigkeiten. Nach dem Tode Dagoberts I. 638/639 verloi das me-rowingischc Königtum, in blutigen Familien-fehden geschwächt, seine Macht mehr und mehr an den Adel, an dessen Spitze die Haus-meiet traten Aus den Teilungen gingen zwei weitgehend selbstständige Reichsteile hervor: im Westen Neustrien mit dem Zentrum Paris, das meist mit Burgund zusammen regiert wurde, und im Osten Austrien mit dem Königssitz P eims bzw. später Metz. Die Herausbildung eines westlichen und eines östlichen Schwerpunkts kam bei der endgültigen Teilung des Fränkischen Reiches untej den Karolingern erneut zur Geltung. Trotz dei Machtlosigkeit der Merowinger war die Grundlage ihres Königtums Mitte des 8. Jahrhunderts noch so stark, dass die Karolinger nur dadurch das Königtum von ihnen übernehmen konnten, dass sie an die Stelle des ererbten Königsheils den christlich geprägten Amtsgedjnken setzten. Die Missionierung der noch heidnischen Germanen im fränkischen Reichsverband machte im 6. und 7. Jahrhunde/1 nur mühsame Fortschritte. Das begann sich um 700 zu ändern, als mit Unterstützung der karolingischen Hausmeier ei ne Reihe von Missionaren zu den Hessen, Thüringern, Alemannen und Baiern, aber auch zu den Friesen und Sachsen gingen. Sie kamen zum Teil aus dem Fränkischen Reich, zum Teil v/riran sie Angelsachsen wie der Friesen- missionar Willibrord und dessen Schüler Win- frid (Wynfrith), der später als »Apostel der Deutschen« bezeichnet 'wurde. Der 672/673 in Wessex geborene Mönch Win--frid verließ 716, iroschottischer und angelsächsischer Tradition folgend, England, um sich in der Form der »peregrination, der Heimatlosigkeit um Christi willen, der Mission zu widmen. Bei seinem ersten Romaufenthalt beauftragte ihn der Papst am 15. Mai 719 mit der Germanen -mission und verlieh ihm den Namen des Heiligen dieses Tages: Bonifatius. Bonifatius wirkte zunächst in Thüringen und Friesland, clann auch in Hessen, wo er 723/724 die berühmte * Buchmalerei aus der Zeit um 1000, die oben links Bonifatius hei der Taufe von Friesen zeigt, rechts daneben den Märtyrertod des Missionars (Göttingen, Universitätsbibliothek) Donareiche von Geismar fällte. Er gründete nicht nur Klöster, darunter Fritzlar und Fulda, sondern machte sich auch um die Bistumsorganisation in Bayern (Passau, Regensburg, Freising, Eichstätt), Hessen (Büraburg bzw. Fritzlar) und Thüringen (Erfurt) verdient. 722 wurde 28 29 Kapitel i er vorn Papu zum Bischof geweiht, 732 erhielt er das Pallium als Zeichen der Erzbischofswürde. Wohl 746 übernahm er das Bistum Mainz (das eigentliche Erzbistum Mainz begründete jedoch erst sein Schüler und Nachfolger Lullus). Im Alter von So Jahren kehrte Boni-fatius zur Friesenmission zurück, während der er am 5. Juni 754 bei Dokkum den Märtyrertod fand. Seine Gebeine ruhen im Dom von Fulda. Dir * t .lľiger s cd '.is eine: Verbindung der austrischen Adelsgeschlechter der Arnuifinger und der Pippiniden hervorgegangen. Sie waren im Maas-Mosel-Raum begütert. Die Vormachtstellung begründete der austrische Hausmeier Pippin (der Mittlere), der 687 durch seinen Sieg über den neustrischen Hausmeier bei Tertry das Fränkische Reich wieder vereinte und anstelle des schwachen Merowingerkönigs, der weiterhin in Neustrien residierte, die Regierung führte. Pippins Sohn Karl erkämpfte sich nach seinem Tod (714) die Regentschaft über das Ge~ Diese Darstellung alttestamentarischer Krieger im »Goldenen Psalter« aus dem 9. Jh. (Sankt Gallen, Stiftsbibliothek) spiegelt das Aussehen fränkischer Panzerreiter des 8./g.Jh. in karolingischer Zeit. Zur fortschrittlichen Ausrüstung der Truppen gehören die Rüstung in Form des Schuppenpanzers, Sattel, Steigbügel und Zaumzeug. samtreich. 732 _........ 0 .... mit e______________„ Heer die Araber, die das Westgotenre-e'i vernichtet hatten und nach Südgallien vorgedrungen waren, bei Poitiers und drängte sie endgültig über die Pyrenäen zurück. Dieser Sieg hatte für die weitere Geschichte Europas erst scheidende Bedeutung. Man hat Karl später de g Beinamen Martell (Hammer) gegeben. In zahlreichen Kämpfen stellte er - mit unterschiedlichem Erfolg- die Autorität der Reichsgewalt in den sich verselbstständigenden Reich if eilen (Aquitanien, Burgund, Provence, Alem.mnien, Thüringen, Bayern, Friesland) wieder her. h jch unterstützte er die angelsächsische Mission (►1.13), in der er ebenfalls eine Stärkung der Reichsgewalt sah. Ais 737 der Merowmger Theuderich IV. starb, setzte Karl Martell keinen neuen König ein, nahm selber jedoch nicht den Königstitel an. Wie ein König aber teilte er bei seinem Tod 741 das Fränkische Reich unter seine Söhne und ließ sich in Saint-Denis der Grabiege der Merowinger, beisetzen. Karls Söhne Karimann und Pippin (der Jüngere) regierten in Austrien und Neustrien, wobei Aquitanien und Bayern relativ selbstständige Herzogtümer blieben. 743 setzten sie wieder einen merowingischen König, Childerich HL, ein. Bereits 747 zog sich Karimann ins Kloster zurück, während sein Bruder als Alleinherrscher eine höchst bedeutsame politische Neuorientierung vollzog: 750 ließ er Papst Zacha-rias die Frage vorlegen, ob es gut sei, dass es im Fränkischen Reich Könige ohne königliche Gewalt gebe. Als der Papst antwortete, es sei besser, der tatsächliche Herrscher heiße König, »damit die naturgemäße Ordnung nicht gestört werde«, verbannte Pippin751 Childerich ill ins Kloster und ließ sich von den fränkischen Großen in Soissons zum König erheben. Hinzu kam jedoch eine kirchliche Salbung, die dem neuen karolingischen Königtum eine dem germanisch geprägten Königtum der Mercvinger bewusst entgegengesetzte christliche Legitimation verlieh und das für das ganze Mittelalter folgenreiche Bündnis zwischen dem Papsttum und dem fränkischen Königtum (bzw. später dem auf die deutschen Könige übergehenden Kaisertum) begründete. Für den Papst bedeutete die neue Konstellation zunächst in erster Linie einen Rückhalt gegen die Langobarden (►1.15), die Pippin erfolgreich bekämpfte. Die den Langobarden abgenommenen Gebiete übertrug er dem Papst als Besitz der Kirche. 30 RÖMISCH-GERMANISCHE UND FRÄNKISCHE ZEIT „.._. gtiianni-j l'ippinsrhc Schenkung , K -rindete den Kirchenstaat. , ,- , - . .i d e j"5'h ebener Überliefe- " ,.,t ' _„ land oder Schonen stammten, hat- " % ":i,ie --,\, 'ansitze lange Zeit an der unteren ,'h - v r '~=:> von ihnen gründete in Pannonien Line t.s3! ^ 'i< h uj!"" 1 "-im 166 ein erstes Reich (►i.i). Um .- o"'r-''">? 7'"n ^'e Langobarden das bisherige ,- ,, er n~~ ? agier nördlich von Noricum (Ost-1,. ,r,, -,.-/ '-reiteten sich später nach Südosten. u'•> Irucz eines entscheidenden Sieges über die f eníden i -fj~f) überließen sie ihr pannonisches Siedtuiwsg-' iet den Awaren, zogen 568 unter ihrem König Alboin nach Oberitalien und ortmdeter. ein Reich mit der Hauptstadt Pavia (in der ru &. ihnen benannten Lombardei). Dieses konnte sich für zwei Jahrhunderte konsolidieren , nich t zuletzt infolge des Übertritts der jriaßiscben Langobarden zum Katholizismus iura 600). Die noch verbliebenen byzantinischen Her -s'haftsgebiete gingen allmählich bis auf Reste n 1 [Strien und Venetien, an der Südspitze Italiens sowie das Gebiet um Rom und den Exarcbat Ravenna in langobardischen Besitz über. Unter den Königen Liutprand (712-744) und Aistulf (749-756) erreichte das iangobardeureich seine größte Ausdehnung. Nach der Eioberung Ravennas 751 sah sich der Papst in P,om unmittelbar bedroht, sodass er den Frankenkönig Pippin zu Hilfe rief, der den iangabarclhchen Ausdehnungsdrang stoppte (►t.16). Ejneute Übergriffe der Langobarden auf päpbckches Gebiet beendete Pippins Sohn und Nachfolger Karl der Große (► 1.17) endgül-dg, indem er 774 die Langobarden unterwarf und sich selbst ihre Königskrone aufsetzte. Nur die langot-jidischen Herzogtümer Benevent und Spolera in Süditalien konnten Ihre Selbstständigkeit bis ins 11. Jahrhundert bewahren.. Das duích die kirchliche Sanktionierung der Königserheoung Pippins 751 angebahnte Bündnis zwischen dem Papsttum und dem Fränkischen Reich (► 1.14) festigte sich, als Papst Stephan II. nach seinem Hilfeersuchen gegen den Langobai-denkönig Aistulf auf Einladung Pip- pins ins Frankenreich reiste und 754 ein feierliches Schutzversprechen des Königs erhielt. Er salbte Pippin und seine Söhne erneut und verlieh ihnen den Titel »patricius Romanorum«, während der Frankenkönig die Übergabe der von den Langobarden eroberten Gebiete in Mittelitalien an den Papst versprach. Der Umfang dieser so genannten Pippinschen Schenkung ist umstritten; nach zwei erfolgreichen Feldzügen gegen Aistulf erhielt der Papst 756 jedenfalls den Dukat von Rom und den Exarchat von Ravenna, ferner die so genannte Pentapolis, ein Gebiet in Mittelitalien um fünf Städte zwischen Rirnini und Ancona. Aus diesen im Einzelnen nicht genau abgrenzbaren Gebieten ist der Kirchenstaat entstanden. Die formale Oberhoheit des byzantinischen Kaisers blieb zunächst noch bestehen, doch als tatsächlicher Schutzherr des Papsttums war der fränkische König an dessen Stelle getreten. Karl der Große (►1.17) hat die Schenkung seines Vaters 774 ausdrücklich bestätigt und den Kirchenstaat unter fränkischen Schutz gestellt. Diese Schutzverpflichtung hat die Politik der deutschen Kaiser und Könige im Mittelalter, die sich als Nachfolger des Frankenkaisers betrachteten und den Schutz des Kirchenstaates, des »Patrimonium Petri«, zu ihren vornehmsten Aufgaben zählten, entscheidend geprägt. Die Italienpolitik der deutschen Könige (►2.7) führte jedoch im Mittelalter auch zum Zusammenstoß zwischen den beiden höchsten Gewalten der damaligen Welt, dem Kaisertum und dem Papsttum, um die Vorherrschaft in der Weltordnung. Karl wurde als Sohn des fränkischen Hausmeiers und späteren Königs Pippin des Jüngeren (►1.14) im Jahre 747 geboren. Nach dem Tode seines Vaters (768) teilte er die Herrschaft mit seinem jüngeren Bruder Karlmann. Karl isolierte seinen Bruder politisch durch ein Bündnis mit dem Langobardenkönig Desiderius und stellte, als Karlmann 771 starb, die Reichseinheit wieder her. Erst als Desiderius Papst Hadrian I. zwingen wollte, die mit ihrer Mutter an den langobardischen Hof geflohenen Söhne Karlmanns zu fränkischen Königen zu salben, unternahm Karl auf Ersuchen des Papstes eine Heerfahrt nach Italien, besiegte 774 Desiderius und setzte sich selbst die Königskrone der Lan- 31 Kapii A. Reiterstatuette Karls des Großen aus dem 9. Jh. (Paris, Louvre) gobarden auf. Seitdem nannte er sich »rex Fran-coram et Langobardomm«. 778 gliederte er auch das bis dahin weitgehend selbstständige Bayern in sein Reich ein und verbannte den Stammesherzog Tassilo III. 788 in ein Kloster. Die Sachsen hingegen konnten erst in einem über dreißig Jahre dauernden Krieg unterworfen werden (►1.18). Auch in andere Richtungen sicherte und erweiterte Karl sein Reich. Anlässlich eines Aufenthaltes in Rom wurde er am Weihnachtstage 800 von Papst Leo III. zum Kaiser der Römer gekrönt (►1.19). Dieser Schritt bedeutete eine Herausforderung für das byzantinische Kaisertum, dem gegenüber Karl von Anfang an die Gleichberechtigung beanspruchte. Im Innern seines riesigen Reiches bemühte sich Karl um die Vereinheitlichung der Reichsverwaltung, die nach der Abschaffung der Stammesherzogtümer weitgehend einem Dienst- diesen haben die mit Sonderrechten als tnili. tärische Befehlshaber und Gerichtsherren aus-gestatteten Markgrafen besondere Bedeutung erlangt, die in den neu eingerichteten, geŕáfir. deten Grenzmarken eingesetzt wurden. Dij rechtliche Eigenständigkeit der Stämme blieb jedoch erhalten; Karl ordnete die Aufzeichnung der Stammesrechte an. Er schuf aber mi c seinen Kapitularien auch eine einheitliche Reichsge, setzgebung (► 1.20). Die führenden Adelsfamilien gewann er durch die Übertragung von Ämtern und Lehen (► 1.22), sodass man schon in dieser Zeit von ei-ner Reichsaristokratie sprechen kann. Eine auf lange Sicht zuverlässigere Verfechterin des Reichsgedankens aber wurde die Reichskirche, die Karl durch den Ausbau der Bistumsorgani-sation, durch Schenkungen, Festigung des Zehntgebots und durch seine Sorge für innere Reformen des kirchlichen und klösterlichen Lebens förderte, aber auch stärker in den Dienst des Reiches stellte. An seinem Hof versammelte Karl die bedeutendsten Gelehrten der Zeit. Die von diesem Kreis ausgehenden geistigen Impulse führten zu einem Aufschwung von Bildung, Wissenschaft und Kunstpflege; wegen der Rückgriffe auf antike und spätantik-christliche Traditionen wurde hierfür der Begriff »karolingische Renaissance« geprägt. Karl führte auf vielen Gebieten ältere Ansätze fort. Schon seine Zeltgenossen verliehen ihm zu Recht den ehrenden Beinamen »der Großes. Seine Nachfolge regelte er 806 altem fränkischem Brauch gemäß im Sinne einer Herr-schaftsteilung. Da die beiden älteren Söhne jedoch vorzeitig starben, erhob er 813 in Aachen seinen einzigen legitimen Erben Ludwig (den Frommen) zum Mitkaiser. Am 28. Januar 814 starb Karl der Große in seiner Lieblingspfalz Aachen^ 1.2.1). Über dreißig Jahre, von 772 bis 804, dauerten die kriegerischen, nach kurzen Friedenszeiten immer wieder neu ausbrechenden, blutigen Auseinandersetzungen Karls des Großen (►1.17) mit den heidnischen Sachsen, die das weite Gebiet zwischen Nordsee und Harz, zwischen Rhein und Elbe bewohnten. Dem Stil des kirchlich geprägten Mittelalters entsprechend 32 RÖMISCH-GERMANISCHE UND FRÄNKISCHE ZEIT _ " jrbsen als Angehörige des Frän--u t Christen werden. Dass sie je- ' v ' zwungen wurden, war unge-• s .'regte Kritik. Die Zerstörung ._' -"ies Heiligtums der Sachsen -- ?i 1 Holzstamm, der wohl die das -,.,ihe tragende Weltsäule darstel--"1 - '2 den erbitterten Widerstand 'oL 's hervor. An ihrer Spitze stand mussten 1 iasciien .'-riochztrT wöhnlic: jc.r Srinir.-ein säuJen Hirnnie.'"/.'-jen soliť-'' des ganz r Her westfälische Adlige WIdukind. Während • ach und nach Teile des sächsischen Adels auf iie fränkische Seite überwechselten und sich 1-rufen üsßen> setzte Widukind den Widerstand fort. Selbst so drakonische Strafmaßnah-men Karls wie die Hinrichtung einer großen 7ahi Aufständischer 782 bei Verden an der Aller vermochten den Widerstand der Sachsen nicht zu brechen. Während Widukind 785 aufgab und zum christlichen Glauben übertrat, kam es noch bis 804 zu immer wieder aufflackernden Unruhen. Trotz aller Brutalität des Vorgehens in der krie-oerischen Auseinandersetzung suchte Karl die Versöhnung zwischen Franken und Sachsen, die in dem 802 aufgezeichneten sächsischen Volksrecht (Lex Saxonum) zum Ausdruck kam. Der Aufbau einer kirchlichen Organisation mit der Einrichtung von Bistümern in Bremen, Minden, Verden, Münster, Osnabrück und Paderborn festigte und vertiefte allmählich auch die Christianisierung des sächsischen Volkes. Wenig mehr als ein Jahrhundert später ging aus dem Stamm der Sachsen die Dynastie hervor, unter deren Herrschaft das ostfränkische Reich sich zum deutschen Reich entwickelte. dürfte der Gedanke an ein neues Kaisertum nahe gelegen haben, aber wann er sich zu einem konkreten Plan verdichtete, lässt sich nicht entscheiden. Im Herbst 800 reiste Karl nach Rom. Nachdem sich der Papst durch einen Reinigungseid von den Anklagen seiner Gegner befreit hatte, setzte er Karl während des Weihnachtsgottesdienstes in der Basilika von Sankt Peter eine Krone auf und erwies ihm nach römisch-byzantinischem Brauch die Proskynese (Kniefall), während das anwesende römische Volk durch Akklamation (Zuruf) den Krönungsakt bestätigte. Damit wurde bewusst an die römische Tradition angeknüpft (»renovatio imperii«), die Karl jedoch in einem christlich-universalen Sinne verstand. Der fränkische Adlige Einhard, Lehrer an der Hofschule in Aachen, hat in seinem Werk über Den Anstoß zur Begründung des Kaisertums Karls des Großen gaben innerrömische Wirren, die den Frankenkönig zum Eingreifen zwangen: Papst Leo III. wurde 799 von einer Adelsopposition in Rom abgesetzt, doch er floh zu Karl nach Paderborn und erbat seinen Schutz. Aber auch Leos Gegner wandten sich an den König, sodass dieser in eine schwierige Lage geriet; Durfte er als Patricius Romanorum in dem Konflikt entscheiden, obwohl der daran beteiligte Papst keiner weltlichen Gerichtsbarkeit unterlag? Da Byzanz als Ordnungsmacht in Italien längst ausgefallen war und zudem Kaiserin Irene, die ihren eigenen Sohn beseitigt hatte, im Westen nicht als rechtmäßige Herrscherin galt, K(:rl der Große wird, an Weihnachten 800 in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt. Französische Darstellung aus der Mitte des 15. Jh. im Stil der damaligen Zeit das Leben Karls des Großen, »Vita Caroli Magni« - es ist die erste überlieferte Biografie eines mittelalterlichen Herrschers -, die Krönungsszene beschrieben und dazu bemerkt, Karl hätte die Kirche nicht betreten, wenn er gewusst hätte, was Papst Leo beabsichtigte. Hierüber sind viele Vermutungen angestellt worden. Die einleuchtendste Interpretation ist 33 Kapitel i wohl die, dass Karl die zentrale Rolle, die sich der Papst selbst bei der Krönung zugewiesen hatte, und das Auftreten der Römer als »Reichsvolk« nicht akzeptieren wollte. Nach der Kaiserkrönung kehrte Karl ins Frankenreich zurück. Der Titel »Imperator« musste auf den Widerstand des byzantinischen Kaisers treffen, der sich als einziger legitimer Kaiser verstand. Karl betonte hingegen stets seine Ranggleichheit mit dem byzantinischen Kaiser, mit dem es erst 812 zum Ausgleich kam. stattet waren. Im Südwesten de-- 1 > ''ICC Als Karl der Große (►1.17) im Jahre 814 starb, hinterließ er seinem Nachfolger ein riesiges, weitgehend gefestigtes Reich; dessen gefährdete Grenzen waren durch so genannte Grenzmarken gegen Einfalle der benachbarten kriegerischen Völker militärisch abgesichert, in denen die Markgrafen mit Sonderbefugnissen ausge- Herrschaftsgebietes, im Süden der Pvenäen war als Schutzwall gegen die Araber die »Spanj. sehe Mark« eingerichtet worden. Im Südosten hatte Karl nach Siegen über die asiatischen Awaren die »Pannonische Mark« zwischen Raab und Donau geschaffen, der sich Südwest-lieh die bis nach Dalmatien reichende »Marl Friauk anschloss. Weiter nördlich bildeten nach der Unterwerfung der Sachsen Eibe und Saale die Ostgrenze des Reiches gegenüber den Slawenvölkern. Hier wurde als östliches Vorfeld die »Sorbische Mark« errichtet. Geeen die immer häufiger die Küstengebiete an Nord-und Ostsee verheerenden Wikingerraubzüge (►2.4) entstand an der Eidergrenze die »Dänische Mark«. Eine ähnliche Schutzfunktion übernahm an der Nordwestgrenze die »Bretonische Mark«. Um das Riesenreich überhaupt einigermaßen verwalten zu können, wurden die schon aus der merowingischen Zeit stammenden Grafschaften auch auf die nichtfränkischen Gebiete aus- Der Hof war LebensmiUelpunkt und Regierungsinstrument des Königs. Die Geistlichkeit dort bildete unter Aufsicht des Erz-kapians die Hofkapelle, welche teilweise als Kanzlei fungierte. r..-.. "------encht wirkte der :önig!icher Beisitzer reter. }f weitete sich ten zur Reichs-nmlung, dem (z.B. ( Hee ten Me alen [n ng des Reichs wird als erweiterte Hof-verwaitung verstanden. Der Hof Karls des Großen 34 I'OHISCH -_,- - i ď, \ u- i.omg i'ingesutzte ,-'"1' ' . ■. , 1 '"ľ -ruche Befehlshaber "'j' '' j j, , I, t i,- 1 ' Polizeigewalt und ^, ~,.i n .- i,1 - k.hrswesen und die "' ;" _-,„ , 1-.-, ,-n Abgaben und Bannbußen ,_-r,~_.- i. '.önigsgesetze, die so genaim- '" ", i„(.rii j .i aus. Ihre Amtsführung ließ ','_ r ^el -L. Z --it durch königliche Kontrol- ..,,, Königsboten«, überprüfen. Doch .1 ľ/-.ret Ludwig dem Frommen wandelte .,, j-r c-.t'enamt zu einem Lehen (►1.22), T-< haiJ '..'!-.■ r erblich, wurde, sodass der gräfli- ,.., r)»-,-; ,iiel sich zu einem Geburtsadel ent- . 'ekelte md die Grafschaften der unmittelba-r.-n Kör*-1-' 'errschaft entglitten. Die Rivalität .' .r ereilen idelsfamilien untereinander und "fgeniibe: d=m Königtum, der die Karolinger selbst ihren Aufstieg verdankten, konnte also 1 ,ur von st: .r- - in Herrscherpersönlichkeiten wie rar! dem C'oßen vorübergehend zurückge-