p',!* " " " - Kapitel 9 sischen Armee verwickelten deutschen Verbände mussten sich unter Preisgabe ostpreußischer Gebiete in Richtung Weichsel zurückziehen, um nicht von der von Süden nach Ost- I preußen vorstoßenden 2. russischen Armee eingeschlossen zu werden. In dieser schwierigen Situation übernahm der reaktivierte General Paul von Beneckendorffund von Hindenburg (>■ 10.29) den Oberbefehl über die deutsche Armee. Ihm wurde als Generalstabschef der Generalleutnant Brich Ludendorff { > 9.30) zugeteilt, der sich bereits beim Vormarsch in Belgien ausgezeichnet hatte. Der neuen Armeeführung gelang es, in einer fünftägigen Schlacht Ende August 1914 bei Tannenberg mit einer kühnen Umfassungsaktion die 2. russische Armee einzuschließen und vernichtend zu schlagen. Wenige Tage später errangen die deutschen Truppen in der Schlacht an den Masurischen Seen auch über die 1. russische Armee einen entscheidenden Sieg. Mit zahlenmäßig unterlegenen Kräften und relativ geringen eigenen Verlusten war den überlegenen russischen Streitkräften eine empfindliche Niederlage beigebracht worden. Über 137 000 russische Soldaten gingen in die Gefangenschaft. Die psychologische Wirkung der eindrucksvollen Siege von Tannenberg und den Masurischen Seen auf die deutsche Bevölkerung war nach der Enttäuschung über den Ausgang der Marneschlacht (►9.16) ungeheuer; der Hindenburg-Mythos entstand. Als Hindenburg und Ludendorff im Sommer 1916 die 3. Oberste Heeresleitung (►9.21) übernahmen, erhoffte sich die Bevölkerung eine Wende im Kriegsgeschehen und ein baldiges siegreiches Ende des schon zu lange andauernden Krieges. 1927 errichtete die deutsche Regierung auf dem Gelände der Tannen-bergschlacht ein monumentales Nationaldenkmal. Hindenburg war zu dieser Zeit Reichspräsident. Nach seinem Tode ließ Hitler (►11.2) ihn dort im August 1934 in einem Staatsakt beisetzen. Q.lo Stellungskrieg und Materialschlachten Nach der Marneschlacht (V9.16) und dem gescheiterten Versuch der deutschen Truppen, in einem »Wettlauf zum Meer« mit dem Gegner die für den britischen Nachschub wichtigen Kanalhäfen einzunehmen (November 1914), stan- UfSi'.-'T..^. ,-ííl 216 den sich die alliierten und deutschen M * einer Frontlänge von rund 700 km vo j6*6^! gischen Küste bis zur Schweizerische ^^ -gegenüber. Der Bewegungskrieg ersta ^ Stellungskrieg. Ein Schützengrabensvst '^ stand mit Lauf- und Verbindungsgräbo rückwärtigen Stäben, zu Nachschub- u j"^ sorgungsstellen und Feldlazaretten. Der 11 stand, mit Bohlen, Brettern und anderem \^' rial notdürftig befestigte Erdlöcher, wurd ^ Aufenthalts- und Schutzraum der From 1 ten der vordersten Linien auf beiden <; • Niemand von ihnen ahnte in diesem «st^ noch relativ ruhigen Kriegswinter 1914/,- j • er dieses Schützengrabendasein, wenn eriv lebte, mehr als drei Jahre, bis zum Friih^! 1918, auszuhalten hatte. Aber es kam noch viel schlimmer. Mu m, .„ massiven Einsatz von schweren und schu/. ten Artilleriewaffen, der sich von Schlich- -Schlacht immer mehr steigerte, gigant;*.; Ausmaße annahm, versuchten die AllhV-mehrfach im Jahre 1915, an einem beertii/'l-Frontabschnitt das deutsche Grabensui... niederzuwalzen und für den nachfolťimd--Angriff ihrer Infanterieeinheiten sturmreif 4 schießen, um einen Durchbruch zu enwm v Jeder Versuch misslang unter ungeheui en 111... opfern an Toten und Verwundeten, diľ liird-Angreifer aber noch ungleich größer warm •'. für die Verteidiger. Im Frühjahr 1916 hegjr eine deutsche Großoffensive auf die fr.iiwn, sehe Maasfestung Verdun (> 9.19), den Iuim; ragenden Eckpfeiler der französischen flu::-, linie. Auch dieser Angriff scheiterte nach vi'.:-monatigem mörderischem Ringen wie die \o: nehmlich von Briten getragene gewjhig. Schlacht an der Somme von Juli bis Nevoir.ber 1916. Ergebnis dieser Materialschlachlen vs auf beiden Seiten die Erkenntnis, dass uolí & unvorstellbaren Einsatzes von Menschui i.r.: Waffen die Verteidigung nicht überwunde? werden konnte, sofern diese in der Lage bliä ihre eigenen Verluste relativ schnell und .uiiu-hernd gleichwertig wieder zu ersetzen. Hu: aber machten sich auf deutscher Seite bereis 1916 zunehmend die materielle UnterL'püihK; bemerkbar und das Fehlen frischer und gut ausgebildeter Reserven. Den 1917 von den Alliierten fortgesetzten Versuchen, an irgendein« Frontabschnitt einen entscheidenden Durct bruch zu erzwingen, jetzt auch mit dd ni.11« Wunderwaffe der Tanks, begegnen1 <■'■- Heeresleitung (► 9.21) unter General-.(W* haii Paul von Hindenburg (V 10.29) 0ß^s ' jqyjftiermeister Brich Ludendorff (já í'en jt einer elastischeren Kriegführung, ffi0' s taktischen Gründen auch Gelände • 'ti n wurde, wenn dadurch in der Ge-fMl& . Jer Front Vorteile erreicht werden •^ So wurde auch der anfänglich durch S**" 1» verursachte Schock von der Frontuj TanKS 1 ""Überwunden. n und Südosten durchbrachen dagegen „ ' wieder Offensiven der Mittelmächte I Stellungskrieg, ohne jedoch kriegsent- <&., (je siege erringen zu können. Erst im ^•v hr 1918' a's 'm Osten mit dem jetzt revo- f"!' ären Russland der Friede von Brest-Li- . o<),26) geschlossen war, ging die deut- ^lleciesleitung mit der Frünjahrsoffensive ' ?S) im Westen wieder zum Angriffskrieg 11JÜ Ve."iun . .-'■dorn die Durchbruchsversuche der Alliier-n den Materialschlachten des Jahres 1915 - Widerstand der deutschen Fronttruppen .-'-.lin-it waren, setzte die deutsche Oberste '. ,.iL",k-itung (OHL) am 21. Februar 1916 zum Ojjüngriff auf die stark befestigte und durch 'Minions gesicherte französische Festung '.■dun .111. In einem monatelangen erbitterten , r.;on wurde um jeden Meter Boden, um jede -.'■nlic gekämpft, das Fort Douaumont wech-'.i mehr fach den Besitzer. Die Eroberung der .-:u:ifj gelang nicht, auch der Plan der OHL, f 4. (..{ '*'*. *Ľ Wilhelminische Zeit mit dem gewaltigen Einsatz von Menschen und Material die gegnerischen Kräfte im Sinne der Ermattungsstrategie »ausbluten« zu lassen, schlug fehl. - Nachdem im Juni 1916 wegen des britischen Großangriffs an der Somme starke deutsche Kräfte von der Verdunfront abgezogen werden mussten, gingen die geringen Geländegewinne und Fort Douaumont wieder verloren. Die deutschen Verluste betrugen 338000, die französischen 364000 Tote. Die Franzosen feierten die Schlacht um Verdun als Sieg und als Beweis ihrer Widerstandskraft. Für beide Völker steht der Name Verdun als Symbol für die Materialschlachten des 1. Weltkrieges und im Zeichen der heutigen deutsch-französischen Freundschaft als ein Mahnmal für die Sinnlosigkeit des Krieges und die Notwendigkeit der Verständigung unter den Völkern. i),2,€) Kriegsziele Die Frage, wie Europa nach diesem Kriege aussehen sollte, beschäftigte die Politiker, die Militärs und die Völker in allen Krieg führenden Staaten seit Beginn des Krieges am 1. August 1914. In Deutschland war anfänglich die öffentliche Erörterung von Kriegszielen untersagt, um die bei Kriegsausbruch erzielte Einmütigkeit des Volkes nicht zu gefährden. Vor allem vom Alldeutschen Verband (>■ 9.4) und anderen nationalistischen Gruppen wurden schon früh überzogene annexionistische Forderungen gestellt, über die seit 1916 zunehmend auch der Reichstag debattierte. Man ging dabei ganz Die vom 21. Februar bis Mitte Dezember 1916 andauernde Schlacht um die französische Festung Verdun wurde zum Symbol für die Schrecken der Materialschlacht in dem von der Artillerie dominierten Stellungskrieg. Zeitgenössisches Gemälde »Die Todesschlucht von Verdun« von Joseph Ferdinand Gueldry 217 , Kapitel 9 selbstverständlich von einem deutschen Sieg aus. Die deutschen Kriegszielvorstellungen liefen im Westen darauf hinaus, Frankreich so zu schwächen, dass es seinen Großmachtstatus verlieren würde, das Industriegebiet um das Erzbecken von Briey sollte annektiert werden; ob Frankreich zusätzlich Küstengebiete und den Westhang der Vogesen abtreten sollte, wurde der Beurteilung durch das Militär überlassen. Belgien wollte man in einen »Vasallenstaat« mit einem verselbstständigten Flandern umwandeln. Im Osten, wo es hauptsächlich um Polen ging, sollten die entsprechenden landwirtschaftlichen Nutzflächen annektiert werden, um die Ernährung der im Westen neu zu gewinnenden Gebiete sicherzustellen. Die den Osten betreffenden Kriegsziele hätten mit Österreich-Ungarn abgestimmt werden müssen, doch kam es nie zu einer verbindlichen Abmachung zwischen den verbündeten Staaten. Aus deutscher Sicht geriet die Habsburgermonarchie immer mehr in deutsche Abhängigkeit, sodass man sich über deren Wünsche teilweise hinwegsetzte. Die Möglichkeiten eines Sonderfriedens mit Russland wurden ebenfalls diskutiert, ebenso die Revolutionierung des Zarenreiches, um eine Beendigung des Krieges im Osten zu erreichen. Durch die Proklamierung des Königreiches Polen durch die Mittelmächte wurde jedoch diese Möglichkeit verbaut. Im Zusammenhang mit den militärischen Erfolgen an der Ostfront steigerten die Alldeutschen noch ihre Ansprüche und forderten die baltischen Staaten und Galizien für das Deutsche Reich. Im Gegensatz zu diesen nationalistischen Vorstellungen hielten lediglich die Sozialdemokraten an einem Verständigungsfrieden fest, einem Frieden ohne Annexionen. Nicht minder radikal waren die Forderungen der Franzosen. Sie verlangten nicht nur die Rückgewinnung Elsass-Lothringens und die Freigabe Belgiens, sondern auch den Erwerb des Saargebietes und teilweise sogar die Rheingrenze. Im Osten sollte der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn in mehrere kleine Nationen aufgelöst werden. Großbritanniens Forderungen beschränkten sich auf die Zerstörung der deutschen Flotte und die Übernahme der deutschen Kolonien. Deutschland sollte als Kontinentalmacht erhalten bleiben. Die amerikanischen Kriegsziele legte der amerikanische Präsident Wilson in ei- 1 218 ner Botschaft an den Kongress am 8 1 dar (Wilsons 14 Punkte, ^9-27).Diern .Uar'9i alliierten Kriegsziele wurden im Vers tJ*"* trag (> 10.11) verwirklicht. ' 9-22 3. Oberste Heeresleittmp Der erste Oberbefehlshaber Helrrnri. Moltke war nach dem Misslingen der de V<* Offensive in der Marneschlacht (►« „1 \ löst worden, sein Nachfolger General [ľr , *"=- í Falkenhayn nach dem Scheitern seii^ V zeptes der »Abnutzungsschlacht« bei \-"." (>■ 9.19). Im Sommer 1916 bildete der Sii>uCp Tannenberg, Generalfeldmarschall />,,„/ ]' Híndenburg (ŕ-10.29), mit seinem Stj).. ■„' dem General Erich Ludendorjf (►ij.i0)" • 3. Oberste Heeresleitung (OHL). v;-«>------- i* w Ab August 1916 bilden Geneiulfdi-marschall von Hindenburg {link) und General Erich Ludendorll ah <• Stabschef die »3. Oberste Hecn'*-leitung«, die fortan weitgehrwlilk Politik des Deutschen Reiche; bestimmte (zeitgenössische Ji/M/vs'-karte) Erwartungen blickte die deutsche pv ung auf diese neue Führung und er-■ h von ihr eine entscheidende Wende 0li s jjon zu lange dauernden Krieg und ein ^ jiegreiches Ende. »Oberster Kriegs-)ß& jer Kaiser, aber er war während des i*1" Jänner mehr in den Hintergrund getre-V$ , -jjjgrließ nun den beiden, bisher an der 0j t so erfolgreichen Feldherren weitge-x\\e Führung. Die 3. OHL schaltete sich zu-nd auch in politische Entscheidungspro--in Hier warLudendorff eindeutig die be-'" ■ -n Je Kraft; er war davon überzeugt, dass '.'.,'iliiirischen Führung im Kriege auch die '' j|L, über die Politik, im Innern und nach ".'" instand. So setzte sichz.B. die OHL mit '.' fntscheidung, den uneingeschränkten '\ ot-Krieg(>-9-2-Z) 1917 erneut anzuordnen, ."•den Einspruch des Reichskanzlers Theo-.,on Hethmann Hollweg hinwegund provo-..ed.ur)it den Kriegseintritt der USA an der : ; der Alliierten. Nach dem Sturz des -ji,kinzlers, an dem Ludendorff wesentli-•.1 Anteil hatte, beherrschte die OHL prak-.-h d.i-> politische Geschehen. Der mit dem . :;hcw istischen Russland Anfang März 1918 : Jlo^ene Friede von Brest-Litowsk (►g^ó) .•iiii Piktatfrieden, der die schwierige Lage : frlcdcnswilligen Revolutionäre ausnutzte, .iiüdoiffs Versuch, im Frühjahr 1918 mit der ■'jaoffciisive (^9.28) im Westen die Ent-Ji.dunt! zu erzwingen, scheiterte nach An-.isscrfnlgen. Unter dem Druck der alliierten ^ciioflimsiven erklärte die OHL im August ..■Fortführung des Krieges für aussichtslos jdforderte schließlich, am 29. September, die -irtiijL Einleitung von Waffenstillstandsver-■ddluiifien. Ludendorff wurde am 26. Oktober :'!]S3Ľn. mit seinem Nachfolger, General Wil-■■;jn CJruener, führte Hindenburg nach Aböls-, des Waffenstillstandes (►9.33) am ■ November 1918 das Frontheer in die Heimat ).?.'/ Ivohlriibenwinter .'lifiitsohe Wirtschaft war auf einen langen ■'ig nicht vorbereitet, die Auswirkungen der ii-cheii Seeblockade, mit der zunehmend ■ Zufuhr von Rohstoffen und Lebensmitteln retinalen Schiffen völkerrechtswidrig un-■'-niliMi wurde, machten sich immer mehr ->rkh,r. Seit 1915 waren die Lebensmittel ra- WlLHELMINISCHE ZEIT tioniert, aber auch die in den Lebensmittelkarten regulierten Zuteilungsmengen an Brot und Kartoffeln verringerten sich ständig, da die Ernteerträge infolge fehlender Düngemittel und Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitskräften ständig zurückgingen. Am schlimmsten traf die vor allem in den Städten bereits hungernde Bevölkerung der Kriegswinter 1916/17, nachdem die Kartoffelernte des Jahres 1916 außerordentlich schlecht ausgefallen war; sie betrug nur 50 % der Vorjahresernte. Dafür wurden als Ersatz, ebenfalls rationiert, Kohlrüben ausgegeben, teilweise auch Steckrüben genannt. Die unterschiedliche Ernährungssituation zwischen den Städtern und der Bevölkerung auf dem Lande führte zu Schwarzhandel und Wuchergeschäften. In krassem Gegensatz zu der Masse der darbenden und hungernden Bevölkerung entstand die Schicht der Kriegsgewinnler Die in den ersten Kriegsmonaten gezeigte Einmütigkeit der Bevölkerung zerbröckelte allmählich. Insgesamt starben in den Kriegsjahren 1914-1918 über 750 000 Menschen in Deutschland an Hunger und Entbehrungen. 9.23 U-Boot-Krieg Die deutsche Kriegsflotte, des Kaisers »liebstes Kind«, der Stolz des deutschen Volkes, war in den letzten 15 Jahren vor dem Krieg im Eiltempo und mit einem ungeheuren Kostenaufwand zur zweitgrößten Schlachtflotte nach der britischen ausgebaut worden. Seit Kriegsbeginn lagen die schweren Kreuzer und Linienschiffe untätig in den Häfen. Die Seekriegsleitung wagte nicht, mit der gesamten Flotte auszulaufen und die überlegenen britischen Kräfte zur Entscheidungsschlacht herauszufordern. Auch die Engländer hielten ihre Schlachtschiffe in den Häfen zurück, blockierten aber fernab die Nordseeausgänge, um den Nachschub an Lebensmitteln und Rohstoffen aus den neutralen skandinavischen Ländern nach Deutschland abzuschneiden. Es zeigte sich jetzt, dass der riesige finanzielle Aufwand für die Flottenrüstung eine völlige Fehlinvestition gewesen war; denn der strategische Wert der Flotte war gleich null, einige wenige deutsche Kreuzer, die sich bei Kriegsbeginn in überseeischen Gewässern aufgehalten hatten, wurden nach und nach aufgebracht und versenkt. Die deutsche Seekriegsleitung versuchte nun, mit der neuen Waffe der Unterseeboote einen 219 65 Kapitel 9 Handelskrieg zu führen. Sie erklärte die Gewässer um England zum Kriegsgebiet mit dem Ziel, mit den wenigen, einsatzbereiten U-Booten vor Englands Küsten eine Gegenblockade zu errichten. Sehr bald aber kamen die U-Boot-Kommandanten mit dem geltenden Völkerrecht in Konflikt. Nach den auf den Haager Friedenskonferenzen (V9.9) festgelegten Seekriegsbestimmungen durfte die Versenkung eines aufgebrachten Handelsschiffes erst erfolgen, wenn die Besatzung das Schiff in Rettungsbooten verlassen hatte. Zur Untersu- chung der Schiffsladung aufgetauchte U-Boote waren aber selbst wegen ihrer geringen Panzerung gefährdet, besonders seit viele Handelsschiffe mit getarnten Schiffsgeschützen ausgerüstet waren. So ging die Seekriegsleitung zum unbeschränkten U-Boot-Krieg über; das bedeutete, dass jedes ausgemachte feindliche Kriegs- oder Handelsschiff ohne Warnung torpediert werden konnte. Dieses Vorgehen rief den heftigen Protest der neutralen Länder und insbesondere der USA hervor, die vorher mehrfach auch gegen die völkerrechtswidrige Seeblockade notwendiger Lebensmittel für die deutsche Bevölkerung Einspruch erhoben hatten. Die Versenkung des britischen Passagierdampfers »Lusitania« am 7. Mai 1915 durch ein deutsches U-Boot, bei der auch 120 amerikanische Staatsbürger ums Leben kamen, führte zu einer schweren Belastung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses. In der Folgezeit wurde der unbeschränkte U-Boot-Krieg aus Sorge vor einer weiteren Verschärfung der Spannungen mit den USA zeitweise ganz eingestelh die Bemühungen der ReichsregierunB h ^ hältnis zu den Vereinigten Staaten nic'li S zu verschlechtern, forderte die Seek ^ tung und mit ihr die 3. Oberste Heeresl^' (> 9.21) jedoch immer dringender die \fj'iU^ eröffhung des unbeschränkten U-B0nf t T" ges, als dessen Folge sie durch die Erhöht Versenkungsziffern auf 600000 BRT n, lieh die Niederlage Englands in 5 bis 6 M "*■ erwartete. Mit der Unterstützung der R ■ 1 tagsmehrheit wurde am 1. Februar 1917 Sci,i. I Die warnungslose Versenkung des hriti. sehen Passagierschiffi »Lusitania« durch ein deutsches U-Boot im Mai 1915, bei der il00 Menschen ums Leben kamen (darunter 120 amerikanische Staatsbürger) im Zuge des uneingeschränkten U-Boot-Krieges. Dessen Wiederaufnahme am 1. Februar 191y durch Deutschland führte schließlich zum Kriegseintritt der USA lieh der uneingeschränkte U-Boot-Kriegwiedei aufgenommen. Die optimistischen Vorausss-gen erwiesen sich bald als völlige Fehlkalkulation. Großbritannien wurde trotz weiterer Ei-höhung der Versenkungsziffern (in der Ze» zwischen 1. Februar und 31. Dezember I9i7wui-den 6141000 BRT der Alliierten und 112700i BRT neutraler Staaten versenkt) nicht auf Knie gezwungen, und die USA erklärten 6. April 1917 dem Deutschen Reich den Kr« Den U-Booten gelang es nicht, den Transpi der amerikanischen Truppen nach Europa stören, geschweige denn zu verhindern. Dui Verbesserung der Abwehrwaffen erlitten dagegen immer größere Verluste. Bis Krie| ende verlor die deutsche Marine 178 U-Bootfcrj % CJI.24- Kriegseintritt des-USA; Der amerikanische Präsident Woodrow Wil» hatte ab Kriegsbeginn den Krieg rührenden P)j teien seine Vermittlerdienste angeboten Uli $* u noch nach dem »Lusitania«-Zwi~ } vom Mai 1915, der zu einer schweren * iex deutsch-amerikanischen Beziehun-^■■tirte bemüht, an der strikten Neutralität f-í'» festzuhalten. Die öffentliche Meinung P* yereinigten Staaten wurde wegen des ,. hränkten U-Boot-Krieges(► 9.23), durch ^jiederholt amerikanische Staatsbürger -* . j,en gekommen waren, zunehmend ŕ" , feindlicher und forderte die Partei-ff füf Großbritannien und die Entente--, fjach seiner Wiederwahl zum Präsi-'' n der US A im November 1916 trat Wilson '*< einmal mit einer Vermittlungsaktion an iriee fuhrenden Parteien heran, die von der '' te mit einem weitreichenden Programm ' Kriegszielvorstellungen beantwortet ,je Die deutsche Reichsregierung ließ in '•ihington ihr von Wilson angefordertes ._'Zielprogramm Ende Januar 1917 mit der -ijikung vorlegen, dass ab 1. Februar der un-'rhränkte U-Boot-Krieg wieder eröffnet ..jen würde, Der amerikanische Präsident -lagerte den Kriegseintritt der USA noch bis 12. April 1917 und vertrat noch im Januar die .-řeht, dass nur ein Verständigungsfriede, ein :-'iden ohne Sieg«, der Welt einen dauerhaf-.-Fiiedenszustand bringen könne. Auch nach nKriegseintritt der Vereinigten Staaten be--jleer sich, eine Vermittlerrolle beizubehaltend bot mit seinen »Vierzehn Punkten« IQ.27) eine Grundlage für die Friedensver-•Jungen an. Der Kriegseintritt der USA auf sSeite der Ententemächte entschied endgül-1. Weltkrieg. Entgegen der Ansicht der i^i\. Wilhelminische Zeit deutschen Marineleitung, die Amerikaner würden wegen fehlenden Schiffsraums und wegen der deutschen U-Boote nicht in der Lage sein, nennenswerte Truppenkontingente nach Europa zu bringen, kamen rund 1 Million amerikanischer Soldaten bis zum Sommer 1918 an der Westfront zum Einsatz; die amerikanische Wirtschaftskraft vermochte schnell die britischen Verluste auszugleichen. C|,25 Friedensresolution Schon am 12. Dezember 1916 hatte Deutschland zusammen mit seinen Verbündeten über die USA der Entente ein Friedensangebot gemacht und den Gegnern Verhandlungen angeboten. Konkrete Bedingungen enthielt die deutsche Note nicht; sie wurde von den Ententemächten abgelehnt. Die Ende 1916 aufgenommenen Ver-miftlungsbemühungen des amerikanischen Präsidenten Wilson scheiterten im Januar 1917 an den überzogenen Kriegszielen beider Seiten. Die Wiederaufnahme des unbeschränkten U-Boot-Krieges (V9.23) am 1. Februar 1917 führte zum Kriegseintritt der USA (V9.24). In Deutschland war inzwischen der Burgfrieden (V9.15) zerbrochen und wieder Bewegung in die Parteienlandschaft gekommen. Von der SPD (ŕ- 8.28) hatte sich der linke Flügel der Partei als Unabhängige Sozialdemokratische Partei (USPD) abgespalten; sie forderte die sofortige Beendigung des Krieges und verweigerte neue Kriegskredite. Im Reichstag bildete sich eine neue parlamentarische Mehrheit aus Zentrum (*- 8.27), Fortschrittspartei und SPD, von der . - 7M.W,. .l\j ..- - .** ' . L-_" . - '■ lit' •. .■-' T;,- s& i ^\Ú 1 Reichskanzler von Bethmann Hollweg bei seiner Rede vor dem Reichstag am 12.Dezember 1916, in der er die Bereitschaft der Reichsregierung zu Friedensverhandlungen signalisiert. Das unkonkret bleibende Angebot wird von den Ententemächten abgelehnt *'' Kapitel 9 ses- vri • •■' ď. ?—*' f. W- - .'""-' ■ 'vír f■.' », \ ' :■ — \.—!- .,\ Ľ*i Íri Pí¥"r /.'> r í 1 c n - " 9.31). (, ) ■-. \ I Unterzeichnung fas Friedensvertrages^ Brest-Litowskamiui 1918. Links die deuts^ rechts die russische Dl. gation g,z6 Ru Fri Selbstbestimmungsrechtes der Völ- WlLHELMINISCHE ZEIT _ -— . _. deutschen Soldaten überspringen würde. Den '' í* cc kam zum Brucn mft den bisherigen Deutschen ging es in erster Linie darum, in den »ödeten und zu Friedensverhandlungen jetzt selbstständig gewordenen Ländern ein f V^u deutschen Reich ab Dezember 1917, in Übergreifen der bolschewistischen Revolution zu verhindern. So waren deutsche Truppen in Finnland, im Baltikum und in der Ukraine an der Niederwerfung bolschewistischer Umsturzversuche beteiligt. Die von deutscher Seite erhoffte Verstärkung der Westfront kam dadurch nicht zustande, was mit zum Scheitern der Frühjahrsoffensive (► 9.28) 1918 führte. Der Gewaltfriede von Brest-Litowsk wirkte sich schließlich auch auf die Haltung der Westmächte bei der Aufstellung der Friedensbedingungen im Versailler Vertrag (^ 10.11) aus und verhinderte maßvollere Friedensbedingungen. v jie deutsche OHL extrem hohe Forde ^. nstellte' in die die Russen auf Anweisung ""fteiiin schließlich einwilligten, da sie den *' benötigten, um im Innern das Sowjet- v-jefl ^ '^ m durchzusetzen und die zaristische Ge- é ,0|ution niederzuwerfen. Im Frieden von Litowsk (3. März 1918) musste Russland ^Unabhängigkeit der Länder Finnland, Est- ■", r jvland, Kurland, Litauen, Polen, Ukraine, '. sien ""d armenischer Gebiete anerken- ' insgesamt ein Territorium von 1,42 Millio- ' km2 m'' über 60 Millionen Menschen ab- "' pje Russen verloren damit rund 75 % ih- -^bisherigen Stahl- und Eisenindustrie. Der *.i,e von Brest-Litowsk war ein Diktatfrie- ' einTriumph der OHL, den die Sowjets nur , 4 j ,jr protest unterschrieben. Aber sie hofften SSISChe Revolution/ j^f.dass der Bazillus der Revolution auf die .edevon Brest-Litowsk tummmm ¥riffibeiittii SSiífoii In Russland zwang im März 1917 (nach demr» sischen Kalender im Februar) eine bürgerlich liberale Revolution den Zaren Nikolaus II, fa xandrowitsch zur Abdankung, doch wurde ds Krieg gegen die Mittelmächte von der neues Regierung fortgesetzt. Die Aufiösungsersc nungen in der russischen Armee, die audio1» { Fronttruppen erfassten, führten zu großen 6- 5 folgen der deutschen Sommeroffensive mitfe.l trächtlichen Geländegewinnen. Die Randlá-; der wie Estland, Lettland, Finnland undd» Ukraine erklärten ihre Unabhängigkeit. Mitsŕ" nen Parolen »Frieden um jeden Preis« und >Al! les Land den Bauern« gewann der erst kurz» £» her aus seinem schweizerischen Exil mithij | der deutschen Obersten Heeresleitung (0H| nach Russland zurückgekehrte Revolution! £„""£;' Wladimir I. Lenin die kriegsmüde und unsafe"....... friedene Bevölkerung. Mit der so genannte Oktoberrevolution (nach deutscher Zeit ú 7. November, nach russischer am 25. Oktofj 1917) eroberten die von Lenin geführten Bi schewisten in Petersburg und Moskau i Macht und errichteten mit der Diktatur derAi 4 Das 14 Punkte umfassende Friedens- beiter-, Bauern- und Soldatenräte (Räte na Programm Wilsons vom 8. Januar sisch: Sowjet) die Sowjetrepublik. 191S wurde mit amerikanischen Flug- Die Revolutionäre boten allen Krieg führende blättern auch in Deutschland bekannt Staaten einen Frieden ohne Annexionen ai| gemacht a8.0.imiir 1018 im Mil iiiiKrlliiiilfifKii Mim«6 JirlAM. ■■ünllftiliiHncr Im, iü'raiifiiiiil' 3>l< äftllcii, iírMr In kit rriilfAoi 5)rí(f( »Mil icliht» i^i Hrtťii, far* witfrflrfrňíll. tanín hr ,lt!irr,i[iiiMi|< 3n »([im '.'taiini ftimlifii Nr älrrlrilrr Ur AiMnlmMIf! <9,2,J Wilsons 14 Punkte Der amerikanische Präsident Woodrow Wilson bemühte sich auch nach dem Kriegseintritt der USA (r-9.24) auf der Seite der Ententemächte, eine Grundlage für Friedensverhandlungen zu schaffen. Am 8. Januar 1918 legte er dem amerikanischen Kongress sein Friedensprogramm in 14 Punkten vor. Wilson forderte darin: 1, die Öffentlichkeit aller internationalen Verhandlungen, 2. die Freiheit der Meere in Krieg und Frieden, 3. die Beseitigung von Handelsschranken, 4. internationale Abrüstung und Rüstungsbegrenzung, 5. die freie und unparteiische Ordnung der kolonialen Ansprüche unter Berücksichtigung der Interessen der Kolonialvölker, 6. die Räumung der besetzten russischen Gebiete, 7. Räumung und Wiederherstellung Belgiens, 8. Räumung und Wiederherstellung Frankreichs einschließlich Elsass-Lothringens, 9. eine Berichtigung der Grenzen Italiens »gemäß den klar erkennbaren Nationalitätengrenzen«, 10. die autonome Entwicklung für die Völker der Donaumonarchie, 11. Räumung Rumäniens, Serbiens und Montenegros sowie freien Zugang zum Meer für Serbien, 12. die autonome Entwicklung für die unter türkischer Herrschaft stehenden Nationalitäten und Öffnung der Dardanellen für die internationale Schifffahrt, 13. die Errichtung eines unabhängigen polnischen Staates mit einem freien Zugang zum Meer, 14. die Bildung eines allgemeinen Verbandes der Nationen, um die gegenseitigen Garantien der politischen Unabhängigkeit und der territorialen Integrität für große und kleine Staaten gleichermaßen zu gewährleis- 223 'üft',.' »I Kapitel 9 = ten. Die deutsche Reichsregierung ging auf dieses Friedensprogramm des amerikanischen Präsidenten erst ein, als mit dem Scheitern der Frühjahrsoffensive (> 9.28) die letzte Hoffnung zerstoben war, den Krieg im Westen doch noch militärisch zugunsten Deutschlands zu entscheiden. In den Friedensverhandlungen nach dem Zusammenbruch Deutschlands konnte Wilson gegenüber den britischen und französischen Verhandlungsführern sein Programm nur zu einem Teil verwirklichen. CJJ,2o Frühjahrsoffensive Nach dem Ende der Kämpfe an der Ostfront durch den Frieden von Brest-Litowsk (^9.26) mit dem jetzt bolschewistischen Russland suchte die 3. Oberste Heeresleitung (> 9.21), und vornehmlich ihr führender Stratege, General Erich Ludendorff, die Entscheidung des Krieges mit einer Großoffensive im Westen herbeizuführen, bevor die Hauptmacht der frischen amerikanischen Truppen an der Westfront eingetroffen war. Am 21. März 1918 begann der deutsche Angriff in einer Breite von 70 km südlich von St. Quentin an der Nahtstelle des britischen und französischen Frontabschnittes mit dem Ziel, die englischen Truppen von den französischen zu trennen und auf die Kanalhäfen zurückzuwerfen. Der von mehr als 70 Divisionen mit massiver Artillerieunterstützung vorgetragene Angriff, bei dem auch die Fliegertruppe zum Einsatz kam, konnte trotz eines erzielten Geländegewinns von mehr als 60 km Tiefe die gesteckten Ziele nicht erreichen. Es fehlte an frischen und beweglichen Reserven, jetzt zeigte es sich, dass in den Jahren des Stel- lungskrieges die geforderte Motorisier,, Artillerieeinheiten nicht vorangetrieh "'"'■■ den war, auch eine schlagkräftige Pan- *"* war nicht entwickelt worden. Die w<.ii ^ fensiven vom 9. April und 27. Mai ..,'■ zwar erneut erhebliche Geländegewinr. ':' fang Juni standen die deutschen AiHTjfr. ' zen wieder an der Marne -, aber ab 18 t,,i- !'":i" ten die alliierten Truppen zum Gegen inn -p'* bei dem das im Mai und Juni gewönne "!: lande wieder verloren ging. Der britKhi; T, ■ angriff bei Amiens am 8. August wurd* *''' »schwarzen Tag« des deutschen Heeres- ■""" ersten Mal wurde deutlich, dass dor U/y' Standswille bei vielen Truppenteilen Kobro-' war. Die deutsche Front wurde bis in die 1'" gangsstellungen zurückgedrängt. Dor Ktl-war nicht mehr zu gewinnen. Als sich an d' anderen Fronten der Zusammenbrueh der--,, bündeten Mächte abzeichnete (Bul« irj™ \„ am 25. September um einen Waffensti|lsliri' gestand Ludendorff die militärische Nieder!..' ein. Am 29. September verlangte er von dt-n |\' litikern kategorisch den sofortigen Ahach'-i-eines Waffenstillstandes. Das hatte wiif-chende innenpolitische Folgen (► 9.31). y "'ž Waffenstillstand-:' angebet Die Frühjahrsoffensive (^9.28) an der V.'cü. front, die nach dem Plan Ludendorff, die 1r.1t tärische Entscheidung bringen sollte, w.ir;.-scheitert, das deutsche Heer auf seine Ausgangsstellungen zurückgedrängt. An den ,iri!e-ren Fronten hatte die Auflösung der verbiin:;- •4 Mit der Frühjahrsoffensive 1918 Vfl il« /l!r die deutsche Hern s-leitung, in einer kuW, Kraftanstrenguny, 1 iiä" strategischen Dutch-bruch an derWi'sifioi:1 zu erzielen. Im Jii'WuV' der wenigen Panzer, über die das deulvhi Heer im Verhalliiisz» den Gegnern verfiigh' ňf ■ .' pf; 224 ,,i begonnen. Aber erst am 29. Sep-'■- . uib Ludendorff die Niederlage zu und *'* ," \im der Reichsregierung sofortige '''">r\, still-tandsverhandlungen. Das plötzli-•"':''.' wändnis der Niederlage, nachdem .'■'■ , ' und bis zuletzt die Oberste Heéreslei-'■'""' -optimismus ausgestrahlt und Sieges-''r. nffon verbreitet hatte, löste einen schwe-'''-liiick bei den Politikern und dann in der ^lkcriiniiaus. ''■ u Oktober 1918 übernahm der als liberal V -ehciií' Prinz Max von Baden als neuer .'ťi-rdiť Reichsregierung, in die auf Verlan-*,J l .K|L-ndorffs jetzt auch Vertreter der im r':"-hsl W '-'e Mehrheit bildenden Parteien T" Tum. Fortschrittspartei, SPD und Natio-iircr.'.lf) aufgenommen wurden. Dies war . -rstcr wesentlicher Schritt zur Parlamenta-:iuiN (^9-S1) der deutschen Reichsverfas-...... durih den der Gefahr staatlicher Auflö- "n'üserscheinungen vorgebeugt werden sollte. 7Ľ-Icich ľii'lte diese Verfassungsänderung auf i.ii'orcleuing des amerikanischen Präsidenten ii'njdrow Wilson, der erklärt hatte, dass Frie-j,nstorlundlungen nur mit vom Volk getrage-'•n Rcierii ngen geführt werden könnten. ;:ider Nicht vom 3. zum 4. Oktober 1918 ging '-,; deutelte Waffenstillstandsangebot an den •T.irikanischen Präsidenten ab. Es berief sich .jdcseii im Januar 1918 verkündete Vierzehn i.iitlr (►>j,27). In dem sich anschließenden Noionweclľ-el mit der amerikanischen Regie-:ir.g wurde nun jedoch deutlich, dass der Ver-'-■ridlungsi-iiielraum, der dem Deutschen Reich ':':;!>, auKerst gering war. Vor der Aufnahme .„r. Waffenstillstandsverhandlungen sollte D-iitschl.indden U-Boot-Krieg (>■ 9.23) einstel-';.-, und die besetzten Gebiete räumen. Gegen :::=c schon einer Kapitulation gleichkommen-:.n Foideningen wollte Ludendorff jetzt die '.'.'leJorjuln.ihme der Kampfhandlungen an-.\l:ii!i; aber das deutsche Volk war kriegsmüde «.d liatie nur den Wunsch, endlich Frieden zu '"kumnicn. Ludendorff musste am 26. Oktober :-fl)ruck der Reichsregierung seinen Abschied ":hniĽii. '•)•$(' nV:U Ludendorff -:n j. Apri 1186 5 in Kruszewnia bei Posen gebo-■■■n,-chlu» Ludendorff ab 1881 die Offizierslauf-'■uncin; ei erhielt eine Generalstabsausbildung "■■dwariijiiS bis 1912 Chef der Aufmarschabtei- WlLHELMINISCHE ZEIT lung im Großen Generalstab. Am Beginn des 1. Weltkrieges war Ludendorff maßgeblich an der Eroberung Lüttichs beteiligt, anschließend als Chef des Generalstabes der 8. Armee zusammen mit Paul von Hindenburg (*-10.29) Sieger bei Tannenberg (> 9.17) und in der Schlacht an den Masurischen Seen über die Russen. Von diesem Zeitpunkt an arbeiteten die beiden Heerführer bis zürn Kriegsende zusammen, zuerst im Oberkommando der Ostfront, ab Juli 1916 als 3. Oberste Heeresleitung (ŕ- 9.21), wobei die stärkeren Impulse von Ludendorff ausgingen. Er wirkte stark in die deutsche Politik hinein, setzte die volle wirtschaftliche Mobilmachung durch und ordnete die Wiedereröffnung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges (> 9.22) an, die den Kriegseintritt der USA (►9.24) zur Folge hatte. Wesentlichen Anteil hatte Ludendorff am Sturz des Reichskanzlers Theodor von Bethmann Hollweg im Juli 1917; im Frieden von Brest-Litowsk (^-9.26) mit dem bolschewistischen Russland verwirklichte er die Kriegsziele (►-9.20) der Militärs und der Alldeutschen (ŕ-9.4). Nach dem Scheitern der Frühjahrsoffensive 1918 (^-9.28) forderte er überstürzt Ende September 1918 die sofortige Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen (>9.29), durch die vor aller Welt die militärische Niederlage des Deutschen Reiches offen gelegt wurde. Nachdem er mit seiner Forderung, die Kampfhandlungen wieder aufzunehmen, gescheitert war, wurde Ludendorff auf Drängen des Reichskanzlers, Prinz Max von Baden, am 26. Oktober 1918 verabschiedet. In der Zeit der Weimarer Republik gehörte Ludendorff als einflussloser Außenseiter völkischen Rechtsgruppen an, er verbündete sich kurzzeitig mit Adolf Hitler und war am Hitlerputsch 1923 (►10.23) beteiligt. Später wurde er, zum Teil unter dem Einfluss seiner Frau Mathilde, zum politisch-sektiererischen Außenseiter. Ludendorff starb am 20. Dezember 1937 in Tutzing. €).J1 Parlamentarisierung Das Deutsche Reich war seiner Verfassung nach eine konstitutionelle Monarchie, die Macht des Herrschers war durch eine Verfassung eingeschränkt, die eine Volksvertretung in Form des Reichstages zugelassen hatte. Die Rechte des Reichstages waren jedoch sehr begrenzt. Die Reichsregierung (Reichskanzler und Staatssekretäre) wurde vom Kaiser ein- und abgesetzt, 225 17 Kapitel g ■t. - * • i ".v.(■< *-Wvi\r. ůř-'v-;-í'- ■■-■■'''■:'"»■■■■•-■■- t| der Reichstag hatte darauf keinen Einfluss, sondern lediglich sein Votum zu den Gesetzen abzugeben. Die Bemühungen der Parteien, vor allem der politischen Mitte und der Sozialdemokraten (ŕ- 8.28), mehr Einfluss zu erhalten, verstärkten sich seit Beginn des Krieges anlässlich der Abstimmungen über die Kriegskredite. Aber erst als General Erich Ludendorjf(>-9.$o) die militärische Niederlage eingestand und sofortige Waffenstillstandsverhandlungen forderte, wurde auf seine Veranlassung hin die Regierung auf eine parlamentarische Grundlage gestellt. Mit diesem Versuch einer »Revolution von oben« stahl sich das Militär aus der Verantwortung für das von ihm verschuldete politische und militärische Desaster. In den Augen der deutschen Öffentlichkeit hatten nun die Parteien, die in der Kaiserzeit am heftigsten bekämpft worden waren, die Verantwortung für den Waffenstillstand und die späteren Ergebnisse des Versailler Vertrages auf sich zu nehmen. Eine Hypothek, die zum Scheitern der Weimarer Republik 15 Jahre später beitrug. Reichstagsabgeordnete aus den Parteien der Mehrheitskoalition (Zentrum, Fortschrittliche Volkspartei und Sozialdemokratische Partei) traten in die von Prinz Max von Baden gebildete neue Reichsregierung ein. In der im Hinblick auf die Waffenstillstandsverhandlungen beschlossenen Verfassungsänderung vom 28. Oktober 1918 (deshalb Oktoberverfassung) wurde die Bindung des Reichskanzlers an das Vertrauen des Reichstages festgelegt. Die Oktoberverfassung hatte jedoch keine tieferen Auswirkungen mehr, da wenige Tage später die Novemberrevolution ausbrach. Sie war aber ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur parlamentarischen De- ' Die Revolution „0II in Deutschland ft,..,'9'* Anfang Novenu,"*!1 einer Meuterei,mf"" Schiffen der in Wilhelmshaven liegenden Hoc hs,vß schnell griffen ,lir ""' Unruhen aufini,lvri. Marinestandoru- tib„ Das Bild zeigt Urs,," zungsmitgliedirv,,, ihren Linienscliijfrn »Thüringen« uml j »Helgoland« mokratie, wie sie dann in der Weimarer 1-blik mit ihrer Verfassung verwirklicht wunU' t) .3.2 Matrosenaufstan -I Die 3. Oberste Heeresleitung (►ij.n) i,,Ml schon Ende September 1918 der Reichs^.».' rung eingestanden, dass der Krieg militarist nicht mehr zu gewinnen war (U'«//^;.;' standsangehot, »-9.29). Als die Marinc!citi»< Ende Oktober 1918 der in den Häfen seit j.-ihrer untätig liegenden Hochseeflotte den ISefeh] gab. zu einem letzten großen Einsatz gegen die Witsche Flotte auszulaufen, um »die Ehre der Waf. fengattung« zu retten, weigerten sich die Mi-trosen, diesem sinnlosen Befehl zu lolgcn. Ab 5. November übernahm ein Maticü-i-nrat ic größten deutschen Flottenstützpunkt Wilhelmshaven die Macht, von hier aus sprang die Meuterei auf die anderen Hafenstädte überuni erfasste bald auch die Garnisonen in den Binnenstädten (Köln 7. November) und die Arbeiterschaft in den Industriestandorten. ÜbsriL bildeten sich Arbeiter- und Soldatenriie. Da Kaiser wich den revolutionären Ereignissen:: Berlin aus und ging in das Hauptquartier na:: Spa in Belgien. Am 7. November wurde da Witteisbacherdynastie in München «esrurz: am 9. November (r-io.i) trat Reichskaiu!.: Prinz Max von Baden unter dem Diuckdv Massen von seinem Amt zurück, kündigte es Abdankung des Kaisers an, die in Wirklich!»: erst spät abends stattfand, und übersj.ib dicRt-gierungsgeschäfte an den Führer der Mehrln.;';-Sozialdemokraten, Friedrich Eberl (►10 f dem es schließlich im Zusammenspiel mit. F mäßigten Kräften und gestützt auf das I leere-- ■ 226 Wilhelminische Zeit du" i •rlamentarische Demokratie gegen [mngen der radikalen Linken durch-"'" die die Einführung des Rätesystems hem Vorbild anstrebten. '!---ii>s■ die sofortige Beendigung der Feindselig und die Abdankung des Kaisers und ^tandesfiirsten verlangten. Aller Augen & sjcri auf Berlin. Was würde der Kaiser t*)' Wilhelm II. besprach im Großen Haupt-Vs. jjr obersten Heeresleitung (OHL), im ^S- hen Kurort Spa, mit seinen Generalen militärische Lage und die Situation im *vh die sich von Tag zu Tag mehr zuspitzte. ^Berlin wartete der Reichskanzler Prinz Max Baden auf die entscheidende Nachricht des i0. pie Führer der SPD hatten sich ultima-'■Jbereit erklärt, die Regierungsgewalt zu über-hraen, um zu verhindern, dass die Radikalen j,»Macht an sich rissen und eine Räterepublik iy ,0.4) errichteten. \ls die Nachricht aus Spa ausblieb, ließ der Reichskanzler eigenmächtig die Abdankungs-«klärung veröffentlichen, die erst Stunden sater bestätigt wurde. Kurz nach der Veröf-jěndichung übertrug der letzte kaiserliche Reichskanzler die Regierungsgeschäfte an fmdrkh Ebert (r-io.6), den Vorsitzenden der SPD, mit den Worten: »Herr Ebert, ich lege Ihnen das Deutsche Reich ans Herz.« Ebert ant-itoitete: »Ich habe zwei Söhne für dieses Reich verloren.« Eberts Ziel war es, mit den Führern der USPD, der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, die sich während des Krieges vonder SPD abgespalten hatte, zu einer Vereinbarung zu kommen, um die Einheit der Arbeiterbewegung wieder herzustellen und die extremen linken Gruppen wie den Spartakus-W (K 10.3) zu isolieren. Bis zum Zusammentritt einer so schnell wie möglich zu wählenden Nationalversammlung soilteeine Übergangsregierung mit den bisheri-jffl Mehrheitsparteien im Reichstag (neben 5?Dauch Zentrum und Fortschrittliche Volks-fi'tei) gebildet werden. Die Entscheidung über ie zukünftige Staatsform (parlamentarische Republik oder Monarchie) sollte der National-wsammlung vorbehalten bleiben. Ebert war -«halb über das eigenmächtige Vorgehen sei- 'Ctlinet &latt I jrrWijf. EffSívílV-}rt JÄ?.?Ä'?.£ 50© XL id Sujte»'« Ar t* ttitíS M HM ^Äf^^fUl^ Kücftf tiff bes ftaífets unb Ktonptin3eru ainlicuilimo clncc riolloiialoctfommlimo- SfiMH4. BitHn. a. SHaíctŕti. eCciltalfitaaBlttlalH SH fla) (afí^ftHcx. »in H"*« jn lallaats StiíatlBjaf ÍBjlai íltlíl auf, (olaajŕ to MbH. 6tt ti» n)t tu MŕSaaíaaB B(J natíti», ti« X*[°B»ci|mBtimea»ita|caBc*Sea!. faira Eltlfljtl aaa ten tJita&ta aaa í« alaFtftaaa *» BIfaffa*|-B(*ia6( Kalieit SIolt»naIt,i!s«KíqHfl BaliBÍ<*lía(a. »ti tí tíUt*tn wHtaa, t!f ÍBalHal «UaHlana tíí Btalífljtn VcSttt ilaldSIItMIA »ci HcimWt. M< t4»a etaíilll la (!( »d^jjita," ^"14« fauľa, «ab-afllifa dliiali.a.a. Bítlla, tta 9.nařlfflSn Í9I8. X«I flilrtj9(aa,í(ll S]a(. ?l1a| »aa Vltin. A Nachdem am $.11.1918 mit der Meuterei von Matrosen der deutschen Hochseeflotte die »Novemberrevolution« begonnen hatte, bildeten sich binnen weniger Tage überall in Deutschland Arbeiter-und-Solda-ten-Räte. Am 9. November dankte Kaiser Wilhelm II. ab und ging in die Niederlande ins Exil (Titelseite des »Berliner Blatts« vom 10.11.1918) nes Parteifreundes Philipp Scheidemann ungehalten, der, um dem Spartakistenführer Karl Liebknecht zuvorzukommen, von einem Fenster des Reichstages die Republik proklamiert hatte. Mit der USPD-Führung kam es zu einer Verständigung über die Bildung einer provisorischen Regierung, den Rat der Volksbeauftragten ((»-10.2). 10.2, Rat der Volksbeauftragten Nachdem der letzte kaiserliche Reichskanzler, Prinz Max von Baden, die Regierungsgeschäfte an Friedrich Ebert (1*10.6), den Vorsitzenden der SPD, übergeben hatte, wurde am 10. November 1918 als erste provisorische Regierung der Republik der Rat der Volksbeauftragten gebildet. Durch die rasche Vereinbarung zwischen den Führern der SPD und der USPD, der 1917 von der SPD abgespaltenen Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, konnte der am gleichen Tag zusammentretenden Versammlung der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte schon eine Regierung präsentiert werden. Die Versammlung nahm die Nachricht von der 231 **' . ÉV.íi K il'[ I 1 l m fII I I í W>- - y.* 'i i 'ľ 1 /'■'■ ■;■' .v/; "J ,^ l" r Did ďriindiing kí ihlsiliiui Republik. \ -,'„,,■ ^ v> rief Philipps,^ dcmanninBvil,,,,, Republik aus. i;iekl' zeitig wurde,,iit,ic' »RatderVolhhrJ* tragten« ein,-ni;lc vorläufige Rt-gin gebildet. Diel otopů karte aus dem lul,,,' zeigt die Mit-Ühlni' Rates, rechts in der \\,. Scheidemann, ahrn"'" rechts Fried) i,la:i)nt ¥ Einigung zwischen den beiden Arbeiterparteien mit großer Zustimmung auf und bestätigte auch die Regierungsbildung. Die von den Linksradikalen durchgesetzte Bildung eines Vollzugsrates als Kontrollorgan und »Gegenregierung« zum Rat der Volksbeauftragten hat keine Bedeutung erlangt. Dem Rat der Volksbeauftragten gehörten die Sozialdemokraten Ebert, Scheidemann und Landsberg an sowie Haase, Dittmann und Barth von der USPD. Ebert und Haase führten gemeinsam den Vorsitz. Die drei Politiker der USPD traten jedoch unter dem Druck ihrer Partei am 29. Dezember 1918 wieder aus der Regierung aus. Sie protestierten mit diesem Schritt gegen die Vorgänge bei der Niederwerfung eines Matrosenaufstandes in Berlin in den Weihnachtstagen. Nach dem von Ebert am 10. November 1918 mit General Groener von der Obersten Heeresleitung geschlossenen Pakt konnte die Regierung reguläre und intakte Truppen zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung im Lande anfordern und einsetzen. Demgemäß hatten Truppen diesen Aufstand Weihnachten 1918 niedergeworfen. Der Rat der Volksbeauftragten wurde daraufhin durch die Sozialdemokraten Noske und Wisseil ergänzt und regierte, unterstützt durch Staatssekretäre aus bürgerlichen Parteien, bis zur Übergabe der Regierungsgeschäfte an die Nationalversammlung (^10.5) am 10. Februar 1919. Er hat mit der Ausschreibung der Wahlen für eine Nationalversammlung zum 19. Januar 1919 die Weichen für eine parlamentarische Demokratie gestellt. ' 232 lO,^ Spartakusbund Auf dem äußersten linken Flügel dor SPD h» sich 1916 eine oppositionelle Gruppe rK\P/i.'. nach ihrem illegal erscheinenden ľicsscori-»Spartakusbriefe« zunächst »Sparl.^kuserin-genannt, die sich nach der Abspiliunj J,. USPD 1917 dieser Partei anschloss. Ihre lump Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, gru-;.. ten am 1. Januar 1919 zusammen mit .indc-cr i Linksradikalen die KPD (► 10.17). i Die Spartakisten wollten die Revolution vp ! enden und alle Macht den Räten uliortii°e Nach dem Spartakusaufstand in Hi-rlin im!. nuar 1919, der im Auftrag des VolkshiMufrN: ten Noske von Freikorps blutig niĽdi-rgcuhli gen wurde, gerieten auch Liebknecht und Ro' Luxemburg in Gefangenschaft. Beide wimi;-. beim Abtransport von Freikorpsoffi/iercn ermordet. Diese Mordtat brachte den Klierende-. Sozialdemokraten aus Kreisen der Arbtisr schaft den Vorwurf der KomplizeiT-ch-ift x j der Reaktion ein. Das von Rosa Luxemburg, die von der Rcchü-presse als Parteigängerin Moskau-, verier worden war, verfasste »Spartaku^pnignrr.rr' unterschied sich in wesentlichen Punkten vir der bolschewistischen Lehre Lenins, l-.s -.trete zwar die Räterepublik an, doch tendieitcess einem demokratischen Kommunismus: iFiei-heit nur für die Anhänger der Regierung, ne für die Mitglieder einer Partei... iM keine Freiheit. Freiheit ist immer nur Freiheit tics antes Denkenden.« publil i., radikalen Revolutionäre war die ■'JCr čimT Räterepublik. Alle Macht im ''""'"'if ■ iiif die Arbeiter- und Soldatenräte '"i>U die sich überall im Lande gebildet ...gfhen, rste Gewalt im Staate sollte der "n pic Cjbi'l'S ' ■ n ten /.u wählende Zentralrat überneh-.."■fn..' vviiischaft sollte vergesellschaftet . r. d11! -int :':""'t!lin,iiliing der Berliner Arbeiter- und '''!■. nriti.' Ii-»tte am 10. November 1918 die 'in und l 'SPD vereinbarte provisorische .-". J' . n-^ J__.1ř_ll—1_____n— -~.----- -.jcrun.ü Je; t Rat der Volksbeauftragten, „i ihr aber mit dem Vollzugsrat ein in .in die Seite gestellt, das die Mit- * ...inj' der Räte gewährleisten sollte. Diese ' ","■' hnil"! n " jed°cft gegenüber dem Rat der '"■.'■■ heiufti-if!1 en keine spürbaren Funktionen \ >n kon m 11, da die Mehrzahl der Räte dem ■'«Friedrich ľberts zuneigte, Wahlen zu einer i' -oniK'Ci»Jinmlung auszuschreiben. End-''. !,_„ die Reichskonferenz aller Arbeiter-'~d Soldltonr.ile vom 16. bis 20. Dezember in -.> a >ich fui die Wahlen zur Nationalver- -.niluni! und damit für das parlamentarische ..jfmJUijL-prochen. .ijiew Veisiiclie linksextremer Gruppen, die . V, .1 in dei KPD (►10.17) zusammenschlos- ■. mit .streike und der Ausrufung von Räte- ■ i.bliken in \irschiedenen Städten bzw. Län-,! ,n («) u .1. in Bremen, Braunschweig und in --.irn) die Revolution doch noch in ihrem ■ r.r.iiii vollenden und die Reichsregierung zu ■ jzen, ■.viirdi-ti durch reguläre Reichswehr-niciten und I reikorps vereitelt, die teilweise -..bnit.iler (n-walt gegen die Aufständischen Weimarer Republik vorgingen und massenweise, Erschießungen vornahmen. Diese Vorgänge haben zu schweren Zerwürfnissen zwischen Teilen der Arbeiterschaft und der regierenden SPD, die dafür verantwortlich gemachtwurde, geführt und die Republik schon in ihrem Anfangsstadium erheblich belastet. IO.5 Nationalversammlung Erstmalig in der deutschen Geschichte waren zu den vom Rar der Volksbeauftragten (> 10.2) ausgeschriebenen Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 auch die Frauen zugelassen. Wahlberechtigt waren alle mindestens 20 Jahre alten Männer und Frauen. Die Wahlbeteiligung war hoch, sie betrug 83 %. Stärkste Partei wurde die SPD. Sie errang insgesamt 165 der 423 Mandate, war aber mit den erreichten 37,9 % auf die Zusammenarbeit mit anderen Parteien angewiesen. Die Sozialdemokraten schlossen sich mit dem Zentrum, das 91 Mandate (=19,7%) erhielt, und der aus der bisherigen Fortschrittlichen Volkspartei neu entstandenen, linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP), die auf 75 Mandate (=18,5%) gekommen war, zu einem Regierungsbündnis, der Weimarer Koalition (>io. 9), zusammen. Gemeinsam verfügten die drei Parteien, die schon im letzten kaiserlichen Reichstag eine Mehrheit besessen hatten, über 331 Mandate. Das waren über 78 %. Die USPD errang nur 22 Mandate (=7,6%). Auf dem rechten Flügel erhielten die aus der Nationalliberalen Partei hervorgegangene Deutsche Volkspartei (DVP) 19 Sitze (=4,4%) und die aus den ehemaligen konservativen Gruppierungen entstandene Deutschnationale I Die Eröffnungssitzung der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung im Nationaltheater in Weimar am 6. Februar 1919. Die Zeichnung erschien in der Leipziger »Illustrirten Zeitung« 233 98 Kapitel io Volkspartei (DNVP) 44 Sitze (=10,3%). Beide Parteien waren als Anhänger der Monarchie Gegner des neuen Staates. Die Nationalversammlung' wählte am 11. Februar 1919 Friedrich Ebert (*-io.6), den Vorsitzenden der SPD, zum ersten Reichspräsidenten (> 10.8) der Republik und beschloss am 22. Juni 1919 mit 262 Stimmen gegen die Stimmen von DVP, DNVP und USPD die Weimarer Verfassung^ 10.7). IO.Ö Friedrich Ebert Am 4. Februar 1871 als Sohn eines Schneidermeisters in Heidelberg geboren, lernte Ebert als Sattlergeselle in Mannheim früh das soziale Elend des Proletariats kennen. Er ging in die Gewerkschaftsarbeit und wurde 1889 Mitglied der SPD, 1893 Redakteur in Bremen und 1912 Reichstagsabgeordneter. Bei Kriegsbeginn trat Ebert in der SPD-Fraktion für den Burgfrieden (►■9.15) und die Bereitschaft zur Landesverteidigung ein, war aber ein entschiedener Gegner der Annexionspolitik. Seit 1913 Vorsitzender der SPD, als Nachfolger August Bebeis, setzte sich Ebert während des Krieges bald für einen Verständigungsfrieden ein. Im Januar 1918 suchte er bei Ausbruch des Berliner Munitionsarbeiterstreiks zu vermitteln und Ausweitungen zu verhindern. Am 9.November 1918 übertrug ihm der letzte kaiserliche Reichskanzler die Regierungsgeschäfte. Im Rar der Volksbeauftragten (►10.2) bemühte Ebert sich, die revolutionären Unruhen zu beenden und die Ausschreibung von Wahlen für eine Nationalversammlung durchzusetzen - mit dem Ziel, eine parlamentarische Demokratie zu errichten. Seinám 10. November 1918 geschlossener Pakt mit der Obersten Heeresleitung zur Wiederherstellung der Ordnung im Lande wurde ihm als Verrat an den Zielen der Arbeiterschaft und an der Revolution ausgelegt, weil er den Einsatz militärischer Verbände und Freikorps (*• 10.14) gegen Arbeiteraufstände zur Folge hatte. Am 11. Februar 1919 von der Nationalversammlung zum ersten Reichspräsidenten (^10.8) der Republik gewählt, hat Ebert sich gewissenhaft bemüht, sein Amt mit Würde auszufüllen und stets ein Präsident für alle Schichten des Volkes zu sein. Am 24. Oktober 1922 bestätigte ihn der Reichstag mit überwältigender Mehrheit auf weitere drei Jahre in seinem Amt. Wegen der 234 tp. iiiü !■ unsicheren politischen Situation 1 Volksvertreter auf eine in derVerl.iv,,' ^ '■ schriebene Neuwahl durch das Vnlk,. ^"-i Von der sich verstärkenden rec!ncn n^' tion wurde Ebert jedoch zunehmt»,! leumdungen und Verdächtigung.,, ' Schließlich musste er sich gegen di^. . ,V 1 des Landesverrats (wegen seiner -t-inJ. '-* "s i Beteiligung an dem Munitions irK..,,/',5*" i zur Wehr setzen. In dem Urteil vorn n, ,Lií.!' i 1924 wurde zwar der verantworte n"*, i teurwegenBeleidigungverurteili,(|(.,v "!l i des Landesverrats jedoch nicht /uriuU,. "' sen. Ebert starb am 28. Februar kj.>^ ,,n j61 : , gen einer in der Hetze der Prn/ľ-,.,,,,. " ■ schleppten Blinddarmentzündun;:. " : IO,J WeimarerVeri .,„,, i í> 1 Mit der Ausarbeitung einer Reii h-.vcrf»,ti.. hatte der Rar der Volksbeauftragtru (► m 2] 1.' j reits den Staatssekretär des Innern, úvn [jur-.n'. Staatsrechtler Professor Hugo Ph-uK, betragt. Seine ursprüngliche Absicht, um Cil... Gebietsreform aus einer Anzahl i-iwl .1,.., großer Länder einen einheitlichen, /unir.ih.-ten Staat zu schaffen, stieß auf dun Pretest da Länder, insbesondere Preußens, und konnte nicht verwirklicht werden, weil die Länder audi nach dem Fortfall der Dynastien ein gewisse Maß an Eigenleben beibehalten wollten. Die Verfassungsurkunde wurde am 11. Augia 1919 vom Reichspräsidenten unterzeichnet Der Text der Verfassung ist in zwei Hauptteile gegliedert: Aufbau und Aufgaben des Reiches (Artikel 1-108) und Grundrechte und Grund-pflichten der Deutschen (Artikel 109-165). Übergangs- und Schlussbestimmungensindis den Artikeln 166-181 enthalten. Die Verfassung beruhte auf dem Grundsatz der Volkssouveränität: »Alle Macht geht vom Volke aus.« Das Volk regierte durch den in allgemeiner, gleicher, geheimer und unmittelbarer Wahl zustande gekommenen Reichstag. Die Reichsregierung war von dem Vertrauen der Mehrhá der Abgeordneten abhängig. Dem für vier Jahre gewählten Reichstag stand das Gesetzgebungsrecht zu. Er konnte zwischenzeitlich nur vois Reichspräsidenten aufgelöst werden. Neben dem Reichstag bestand der Reichsrat, das Gremium der Länderregierungen, der lediglicheinf beratende Funktion und ein nur aufsch ick r. ■■■'• Vetorecht besaß. -.irhipräsident war das - ...' iliaupt (»Ersatzkaisem). ?:' \r. seit betrug sieben S*" [rannte nach §48 Not-■■"' , .ii.'en mit Gesetzeskraft i-" ".,"i.nd führte den Oberbe-ä V", r ilie Reichswehr. Reichspräsident Der Reichskanzler und die Reichsminlster wurden vom Reichspräsidenten ernannt und entlassen. Sie waren einzeln dem Reichstag verantwortlich und konnten von ihm durch Misstrauensvotum gestürzt werden. ! Kanzler .„Ichsr.-" bestand aus -v"ci„in Länderregierun-'="''',",' A,,ui beratend an Ge->=",",,ri!.Mlhattegegen sie s '"'i^1- - Ii indes Einspruchs-'■''Jjr -iilug dem Reichs-"ífľ"-tn"c"ll!e Mitglieder des ".^'«gem.....s vor. Reichsrat 11) i änderregierungen '••)' änderparlamente Regierung Reichstag Der Reichstag war oberster Träger der Staatsgewalt. Er beschloss Gesetze und konnte sie anregen, kontrollierte die Regierung und hatte die Etathoheit. Er konnte vom Reichspräsidenten aufgelöst werden. Die tegislaturperiode betrug vier Jahre. Volk ~(Voll(tfal,i.....""''■'. s'.ehiäimer und gleicher Wahl den Reichspräsidenten, '.'^icpsMi! ""ii i!i-- ji.-.v.-ilij'e tändervertretung. Es konnte Gesetze durch Vofks--V'nren i*r '< .-Vr: !ll!l! *':-|,''■ '■ Volksentscheide beschließen. •4. Die Weimarer Reichsverfassung ^Weimarei Reichsverfassung, in die sowohl .-■danken des Freiherrn vom Stein als auch 'äifassungsentwürfe der Frankfurter Paulskir--vvon 1848 eingeflossen sind, sollte in ihrem tränten Geist den Bürgerkrieg in Deutsch-^d beenden und ein Friedensvertrag zwi-shen allen politischen Gruppen in dem neuen ssat sein. Sie sollte auch den abseits stehenden iriften im deutschen Volk den Weg in ein aes, republikanisches Deutschland öffnen, áist dennoch - und gerade deshalb - bald auf itige Kritik sowohl von links wie auch von «hts gestoßen. :äondere Rechte wurden in der Verfassung k Amt des Reichspräsidenten zugewiesen. iO.o R-'chspräsident ~ti Reichspräsident war vom Vertrauen des "ahstages unabhängig. Er wurde jeweils auf 4en Jahre und unmittelbar vom Volk ge-■Alt. Er ernannte Reichskanzler und Reichs-'Jiister und konnte sie auch entlassen, chatte das Recht, den Reichstag aufzulösen, j Inhaber des Oberbefehls über die Reichs-'(►10.16) war er berechtigt, den Belage-V/ustand über das ganze Reichsgebiet zu verhängen und in Fällen des Staatsnotstandes vorübergehend Verfassungsrechte der Bürger ganz oder teilweise außer Kraft zu setzen. Diese außerordentlichen Vollmachten des Reichspräsidenten haben dem Staatsoberhaupt Züge eines »Ersatzkaisers« gegeben. Dass diese weit reichenden Befugnisse des Artikels 48 in der Hand eines Präsidenten, der kein überzeugter Anhänger der Republik war, zu folgenschweren Verwicklungen führen konnten, haben die Verfassungsväter nicht erkannt. Schon unter dem monarchisch gesinnten zweiten Reichspräsidenten, dem ehemaligen Feldmarschall Paul von Hindenburg (> 10.29), war diese Situation eingetreten. Die missbräuchliche Handhabung des Artikels 48 hat unter Hindenburg Zug um Zug zur Auflösung des parlamentarischen Systems geführt und über das Präsidialregime (ŕ-10.36) den nahtlosen Übergang zur nationalsozialistischen Diktatur ermöglicht. 10, €) Weimarer Koalition Nach der Eröffnung der Nationalversammlung in Weimar bildeten die SPD, das Zentrum und die DDP (Deutsche Demokratische Partei) die 235 Kapitel io erste republikanische Regierung. Gemeinsam hatten sie mit insgesamt 76 % der Stimmen die weit überwiegende Mehrheit des Volkes hinter sich. Ministerpräsident dieser Koalitionsregierung, der Weimarer Koalition, wurde der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann. Die Voraussetzungen für ein Gelingen der parlamentarischen Arbeit schienen gegeben zu sein. Aber schon formierten sich auf den Flügeln rechts und links die Gegner der Demokratie zum Sturm auf den Staat. Der massive Einsatz von Freikorpsformationen gegen Aufstandsversuche der Linksradikalen führte zu einer starken Entfremdung zwischen der Arbeiterschaft und der SPD. Die Unterzeichnung des Versailler Vertrages (►10.11) durch zwei Minister der Koalition rief eine hemmungslose Agitation der politischen Rechten gegen die Weimarer Parteien hervor, die Dolchstoßlegende (► 10.13) wurde in Umlauf gesetzt. Bei den Reichstagswahlen am 6. Juni 1920 verlor die Weimarer Koalition ihre absolute Mehrheit. Sie hat sie bis zum Ende der Republik nie wieder erreicht. Lediglich im größten Land der Republik, Preußen, bestand seit 1920 eine Regierung der Weimarer Koalition mit kurzen Unterbrechungen unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Otto Braun bis 1932. Sie galt als stärkstes Bollwerk der Demokratie bis zu der Reichsexekution (►10.37) des Reichskanzlers von Pa-pen am 20. Juli 1932. Das parlamentarische System hatte mit der Wahl zur Nationalversammlung über die Pläne der linksradikalen Revolutionäre, die Räterepublik (►10.4), die Diktatur des Proletariats durchzusetzen, den Sieg davongetragen. Parlamentarisches System bedeutet eine Regierungsmethode, die auf dem Prinzip der Gewaltenteilung beruht. Das Parlament ist die aus den Parteien in Wahlen zustande gekommene Volksvertretung. Es übt die gesetzgebende Gewalt, die Legislative, aus. Die aus den die Mehrheit im Parlament bildenden Parteien aufgestellte Regierung besitzt die Regierungsgewalt, die Exekutive. Neben diesen beiden Institutionen steht - gleichberechtigt und unabhängig - 236 die richterliche Gewalt, die Judikai k.. funktionierenden parlamentarisi her )'""< sind grundsätzlich alle Parteien mi, !i" koalitionsfáhig. ''"'"i: ■ Die Parteien der Weimarer Repuliü;.,. von Anfang an in zwei sich seiion *' 'trh, Grundeinstellung extrem vonein.irul ■' ''"• scheidende Gruppen, die den neuen Si '"^ henden und ihn tragenden Parteiin m, 1 ,. -: Republik und das parlamentarische ,';i verneinenden und bis zur Zerstöi inji, j, /'':" fenden Gruppierungen. Zwischen ilj^„ '> den Gruppen gab es so gut wie keine kJ..7" missbereitschaft. Das hat die pari inioni Arbeit der Weimarer Republik vnn Anh ■'' an belastet und infrage gestellt. '*"' Die in der Weimarer Koalition (► idm .„. mengeschlossenen Parteien SPD, /,,'' und DDP waren in der NationaherMnimi,! abgesehen von einigen Splittergruppe, .' drei großen, die junge Republik tr.i(;i „4.,,' t~ teien. Die USPD auf dem linken I Iii.lvI un.|,i DVP und die DNVP auf dem reiliiei, !,',!'.' Gegner der parlamentarisch-denii]ki,iiijCi..! Republik. Aber schon bei den ersten Reich^Li^vA-j1' -am 6. Juni 1920, als die Bedingungen ' fuller einen Kanzler gestellt, der ■..r'fli' „, Koalition zwischen SPD, Zentrum, i ••f°^rVolkspartei,DDPundDVP bildete. ■ ■-*'" jnnenpolitischen Meinungsverschie-: '.'■''. zerbrach, war das parlamentarische 1 J-'1''1'' „frisch am Ende. Mit der Ernennung ; : '"" ;iUrurnspolitikers Heinrich Brüning ; :•' ', /urn Reichskanzler durch Reichsprä-■ *^\iul von Hindenburg (► 10.29), ohne ' ''^„r Reichstag eingeschaltet wurde, war der :. ■■;' " ji1S Präsidialsystem beschritten. ,// rsailler Vertrag nri'-'-'r Friedenskonferenz tagte seit dem '", ,,.r laiq unter dem Vorsitz des französi-.; 'inu." 'y1? . ".' Ministerpräsidenten Clemenceau im Bei- "\un delegierten aus 32 Staaten. Vertreter ľ.-hem iligen Feindmächte waren nicht zuge- ■.;?n •.- Entscheidungen fielen im Wesentlichen im Vu der Vier«, zu dem neben dem französi-■■-.■n Ministerpräsidenten der amerikanische Weimarer Republik mündliche Verhandlung wurde ihnen nicht zugestanden, sie konnten sich lediglich schriftlich zu den einzelnen Punkten äußern. Die Bekanntgabe der Bedingungen rief in Deutschland über alle Parteien hinweg helle Empörung hervor. Deutschland sollte an seinen Grenzen, vornehmlich im Westen und Osten, Gebietsverluste von etwa 70 000 km2 hinnehmen und sämtliche Kolonien verlieren. Neben der demütigenden Behandlung der deutschen Delegation in Versailles waren es vor allem die Entwaffnungsbestimmungen, die geforderte Auslieferung des ehemaligen Kaisers und noch zu benennender Generale und Politiker als Kriegsverbrecher sowie besonders der Kriegsschuld-Artikel (►10.12), in dem Deutschland die alleinige Schuld am Krieg anerkennen und die Verantwortung für alle entstandenen Schäden übernehmen sollte - das Ausmaß der zu übernehmenden Wiedergutmachungsleistungen, der Reparationen (►10.18), war noch gar nicht abzusehen -, die auf einhellige und entschiedene Ablehnung im Volk und im Parlament stießen. £a°z j-~„„- Ä-V 'eľ3?sSS8gR'=i fA---- 1 I skleni Wilson, der britische Premierminis-'.: i !oyil George und der italienische Regie-'j.'.gSi.hľf Orlando gehörten. Über die den bebten Völkern aufzuerlegenden Friedensbe-:."snn»en kam es wiederholt zu heftigen Aus-"indersetzungen zwischen den Verbündeten, siciilielšlich die Delegationen der Unterlege-■n zur Intgegennahme der Vertragsbestim-'-ngeii .nifgefordert wurden. Die deutschen ' ■"-£"Willen unter Führung des Grafen Brock-tf-R.inuau erhielten am 7. Mai 1919 das fer-SPitťllti» Vertragswerk ausgehändigt. Eine Doppelseite aus dem Versailler Vertragsdokument vom 28. Juni 1919 mit Unterschriften und Siegeln einiger Siegermächte Die Regierung Scheidemann trat zurück. In der Nationalversammlung wurde unter dem Druck eines Ultimatums der Alliierten, den Krieg wieder aufzunehmen und Deutschland militärisch zu besetzen, wenn nicht binnen einer gesetzten Frist der Vertrag unterschrieben werde, heftig über die Frage der Unterzeichnung gestritten. Schließlich setzte sich die Ansicht durch, dass dem entwaffneten und wehrlosen Land keine andere Möglichkeit mehr blieb, als den Vertrag zu akzeptieren. Am 28. Juni 1919 unterzeichneten die Minister Hermann Müller (SPD) und 237 2 *'■' i: ttifi ti .' . ". Wŕ Kapitel io Versailler Vertrag Nordschleswig an Dänemark Ä Flensb 166 QOQ&ßnij "Schleswig ,- 14.3.1920 ÉHamburg - Gre.T *" 1871 ^lDM-"-d" Gre.i in ihre 'ääríStitiS?" '■ 33t 000 Freie Stadt " MariPríwerHer^í^ív'fV? '* <%ZM$nsimn Posen unci ^ír./.ioio' I t/ <•* KÖin *+i.'- Eúpen-Malmedy 6ii)ooan%lgien •,Koblenz\Ma|nz Weimar r-./L ,,-án Polen I 2 938 000 Teile ObéSfc sclilesiefiá», r-l &%!, 15 Jalre unter 2w J Multschiner Ländchen -* \ an die Tschechoslowakei 48íŽo„Wooo Loi an Fraňkreíefi 1 874 otfo /^ \ Völkerbund Verwaltung ú. franz. Besatzung München'. us aröHetungiiahl) [ j besetzte Gebiete I i 10 km neutrals Zone [_____I e n Imilita filierte Zone Neubefeihgung \/'r ^ Ruhrbesetzung 1920-25 [^■^■j Abjtimmungigeblet f:- i|/,iistoßlegende -.jäche Niederlage, die die Oberste p;e'"' , ung am 2. Oktober 1918 öffentlich vor ^ ifiihrern eingestand, wirkte auf die f -e!,i>f Bevölkerung wie ein furchtbarer " áäí15 ĺ a[j Jen Siegesmeldungen, selbst -^ den letzten Monaten, wollte man die js^3 n;cht zur Kenntnis nehmen. Schon r Begrüßung heimkehrender Fronttrup- '« , , Heimat tauchte das Wort »im Felde p*' „f L-cieet"aur' hon erschien das Wort »Dolchstoß« in Lfjpresse, wurde die Revolution für die "f J läge verantwortlich gemacht. Die Dolch- 'ffflMende war geboren. Die Heimat sei der f. fenden Front in den Rücken gefallen. Hin- fburg untermauerte diese Deutung des Zu- *' menbruchs, indem er am 18. November 1919 dem Untersuchungsausschuss der National- w*- Hans Bell (Zentrum) den Vertrag. Obwohl sich alle Parteien in der Nationalversammlung vorher gegenseitig ehrenhafte Motive für ihre Einstellung zu dieser schicksalsschweren Entscheidung zugebilligt hatten, wurde dennoch die Annahme des Versailler Vertrages bald von der politischen Rechten den Parteien der Weimarer Koalition als Kapitulation und Verrat an der Nation angelastet. Der Vertrag ist auch in Großbritannien und vor allem in den USA, die ihn nie ratifiziert haben, auf heftige Kritik gestoßen. In der Sicht heutiger Historiker und im Rückblick der Generationen, die den totalen Zusammenbruch von 1945 erlebt haben, wird das Vertragswerk sehr viel objektiver und emotionsfreier gesehen. Zwar wird zugegeben, dass die Bestimmungen des Vertrages für die junge Demokratie eine außerordentliche Belastung bedeutet haben, zumal ihre Politiker im Glauben an die von Wilson, zur Grundlage erhobene Völkerverständigung nach Versailles angereist waren. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass das Deutsche Reich in seinem Gefüge weitgehend erhalten blieb und in relativ kurzer Zeit, in der Ära Stresemtmn (►10.25), wieder • 238 den Rang einer europäischen Großmacht e nehmen konnte. 10.12 Kriegsschilld-Artikel (Artikel 231) Der Artikel 231 des Versailler Vertrages, der in Deutschland von den Rechtsparteien bis weh in die Sozialdemokratie hinein und in viele» Bevölkerungsschichten so große Emotione« ausgelöst hat, lautet: »Die alliierten und assoziierten Regierungenr-klären, und Deutschland erkennt an, ó«- I Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden veraniwr::-lieh sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infu!s. des ihnen durch den Angriff Deutschland« ur: seiner Verbündeten aufgezwungenen Krků" erlitten haben.« Diese These von der Alleinschuld Deutschl w.i-wurde das Fundament für alle Wii'di'rs--machungsforderungen der Alliierten. In &'■ i96oer-Jahren war sie Gegenstand einor listigen historisch-politischen Kontroverse. ;m *#ß- ■-&< IM ^ 1 - Q grfttfb IXJCÍtEťťeäl ťt« fcuff4« Ď»«( r« Dcfttybt wtfrtft Sit ifl $9 ta* M B-if« Uílí u«* »altu papítttn aargtjUiiif, in« &ft wi ortíiFiiifläfsEw 3ui$Hilírf Oíraffrůlín usí Kí t(a!( nm GnĚfrfltr. . . ..- • t.-'l!:i iveí.í lti*f*m 3tDe«en ^oícofťoft .111 ©říotjcti Ďct (šntenfe mod)cn, TO»«í if)f Ďaě iiicôť, bann 'UJrtíjíí &euífd)ttaíionat! Dolchstoßlegende. Das Wahlplakat (Irr Deutschnationalen Volkspartei •ms dem Jahr 1924 suggeriert, dass die [rote) Revolution in der Heimat 1928 10.16) übernommen, andere landeten in völkischen Verbänden und in der NSDAP (► 10.35). IO, 15 Kapp-Putsch Militante Rechtskreise, unterstützt durch Frei-korpsführer und höhere Truppenkommandeure, hatten sich im Sommer 1919 zu einer »Nationalen Vereinigung« zusammengeschlossen mit dem Ziel, die Regierung zu stürzen und 239 ŕjS'"' '. i" tfi $td tdofctniíii »uflí(iľi8 fútá'ta, &afcn tat Stolntt ťiilmiowulťii, tlŕ iHfpu&lií ju ŕí|[|«gttv uito (Ihk bltlatetijitii tHťQirrtutfl ja tllpín. ffllil «iWioiô lint) «Jaw an ret Spl(jc! Hrbíiler, OJemiHen! Eüir Ďa&Cfl pi( 9toe!ul!Dn ßl4l fltmaiit, pm etď traft B*rt>n «nicot bltiliaen ííanNIattljirrflloitnl (g unlaw«!«. Suli piflims nuty mu t>cn ťalliíua^ntit^trn, Arbeiter, ©enolfcn! Xfí flibťll rlntf gůmni 3a&rrt (oil In XrBaan offôtsjtu Cut« fýiwr íifflo(l( SrtiVil Hrvu^lrl BTOta, (Si nelil mm nlleä! SMnim (Int> ís!f (ojärjflra SlbiM(jrmiltcl oebotea. Stein SSelrleb Harf laním, lotunge bíe ffllllllärtlrtahir ber iíiibenborffe denttit! íBfrljalb Icflt tle «rrclt nlcbrt! Strelil! SAiefoct bicler realltacn Sljonc tic iínft at>. SHiiip|l mil jrtem Mittel um t>ie (Scuttling bet SlebiiMit! Saul nilcn Bivifl kilcllc! <£i gibt nur ein Wind gegen bic Siilatiir 33ill)timä II.: Valimlcnmin lCÍH'" SBIrífifwflíltliciiS! Meine .Onitb rmrf fldi titcljr führ«»! lidu prolclMlet tatl bet mililäeOlflaluc teilen! Weiieinlflicif mif bev n«i'je'i Siiiilc! it Mttirtl il! »r mil te @WfWIi!iDn! íle IllllWttitfl SillüH« (It »Slftl»: íílirn. iSniltr. WdíI(. äifjlirtc. 3iijtillt>l. 3>«uit>. lWüllcr. tu Wtiiilnl tit Cil» gi!tl4, A Amis-3.1920 veröffentlichter Aufruf des Reichspräsidenten Ebert, der sozialdemokratischen Regierungsmitglieder und des SPD-Parteivorstands zum Generalstreik gegen den Kapp-Putsch wieder die Monarchie zu errichten. Als von der Regierung die Auflösung zahlreicher noch bestehender militärischer Einheiten und Freikorps (> 10.14) angeordnet wurde, um die Weisung der Interalliierten Militärkommission zu befolgen, fürchteten viele Offiziere und Soldaten um ihre Existenz und widersetzten sich dem Befehl der Regierung. Am 13. März 1920 besetzten Truppeneinheiten unter Führung des Generals von Lüttwitz das Berliner Regierungsviertel. Reichspräsident und Reichsregierung, die einige Tage vorher eine ultimative Rücktrittsforderung der Verschwörer abgewiesen hatten, waren nach Dresden ausgewichen. Der Kopf der Verschwörer, der ehemalige ostpreußische Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp, übernahm die gesamte Gewalt als Reichskanzler. Er erklärte die bisherige Regierung für abgesetzt und die Nationalversammlung für aufgelöst. Von Dresden aus forderte die Reichsregierung das deutsche Volk zum Widerstand und zum . 240 Ungehorsam gegen die Aufrührer auf ry werkschaften riefen den Generalstreik cGt-in ganz Deutschland von den Arbe' ^'^ Angestellten befolgt wurde. Auch die ^ "^ Beamten der Reichsbehörden verweio te zt Aufständischen den Gehorsam, Nach vier Tagen sahen die Putschisten • sie verloren hatten. Kapp flüchtete ins A "'' die Truppen zogen sich in ihre Ka»r rück. rnen lO.lO Reichsweh 1: Die dem Deutschen Reich im Versailler V (> 10.11) zugestandene Streitmacht dürft • Truppenstärke von 100 000 Mann für das H* und 15 000 Mann für die Marine (einschließ!-1 der Offiziere) nicht übersteigen. Die Re'f wehr wurde eine Armee von länger dienend Freiwilligen, ein Berufsheer. Den Oberbefehl führte nach derWeinnreiV-. fassung der Reichspräsident, im Frieden ulv -• sein Stellvertreter die Befehlsgewalt diT IV-!." wehrminister aus. Oberste soldatische Sn:> war der Chef der Heeresleitung. Diese Hinicn-. übernahm nach dem Ende des Kapp-ľuisrJp' der General von Seeckt, obwohl dieser ,ils Q : des Truppenamtes während des Kapp-IV.^h-, sich geweigert hatte, Reichswehreinhi'ituii.; gen die Aufständischen vorgehen s-n |j»,. (»Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr-1 Seeckt machte aus der Reichswehr, indem irdi-Tagespolitik aus den Kasernen strikt vorbnn'e einen Staat im Staate. Mit dieser AbschotuiR sollte die Truppe gegen alle Versuche der !Ug:;. rung und der Parteien, demokratische Germing zu verbreiten und die Reichswehr /«ei:.;-echten Streitmacht der Republik zu mich.ei. abgesichert werden. Aus dieser Distanz zur Republik heran1- war £. Reichswehrführung unempfindlich grgonfch: der dem Staat durch die NationalsnzijIUlír. drohenden tödlichen Gefahr und ginj: 1931 widerstandslos zu Hitler über. Kommunistisch« Partei Deutschlands (E '<)) Die Kommunistische Partei Deuľ>chhr.:-wurde durch den Zusammenschluss do-, fy-''-takusbundes (^-10.3) mit Bremer Linksr.iJiki . m Parteitag vom 30. Dezember 1918 ■pi^ JQ19 in Berlin gegründet. Ihr Pro- " Ír1'''11 die Vollendung der Revolution und í^ttung einer Räterepublik Deutschland. "^ ralstreik der Arbeiter, der im März fß"e techtsradikalen Kapp-Putsčh zum . 3* gebracht hatte, wurde in verschiede- - &tein*fen des Reiches von KPD-Funktio- # -t Unterstützung sowjetrussischer In- #f zU Aufständen gegen die Reichsre- 0^ sgeWeitet. In Sachsen und Thüringen ř bewaffnete Selbstschutzverbände der jS? egen Reichswehreinheiten und Frei- 01 im Ruhrgebiet formierte sich eine ^ /jmee«, die einige Wochen lang große f 1 des Industriegebietes besetzt hielt und 'fniitden von der Regierung gegen sie aufge- en Freikorps blutige Gefechte lieferte. 1*. Vorgehen der sozialdemokratisch gelten Regierung gegen Arbeiter brachte der ibi'i l'en Reichstagswahlen vom 6. Juni í ." ..|li;|iliche Verluste, die der USPD zugute "«■i Die KPD vermochte in dieser Wahl .-- keine nennenswerten Stimmerfolge zu ...';[], sie profitierte aber von der Spaltung .-■SPD im Oktober 1920, deren linker Flügel . fa KPD anschloss. Erst jetzt wurde die Odiŕ Arbeiter-Massenpartei. :-muI der durch die Ruhrbesetzung ,.;.2o) und die Separatistenaktionen verur-■jcp Notsituation des Reiches versuchte die ' ,0 erneut, mit Rückendeckung Moskaus ei-i'úriKtuizim Reich auszulösen. Die Reichs-■"iinii jber reagierte prompt mit der Erklä-■;di5 Ausnahmezustandes und ließ in Sach-jiid'l lidringen durch Reichswehreinheiten Aufrunde im Keim ersticken. In den folgen-■'liiren wurde die KPD nach inneren Frakti-<■ impfen zur Kaderpartei, die stark von der . ;'i.-dii:n Kommunistischen Partei abhän-'.ir. Ihr Führer, Ernst Thälmann, trat bei : Reich s Präsidentenwahlen 1925 und 1932 als ■iid it der Kommunisten an. KI'D -.ah in den Sozialdemokraten ihren ::;clien Hauptfeind. Dabei beachtete sie die :hr nicht, die mit dem rapiden Anwachsen Ntiiiimalsozialisten heraufzog. Eine ge-■.»ene Abwehrfront der Arbeiter gegen den 'Minis kam somit nicht zustande. Nach "■AHiiťrungsantritt Hitlers wurde die KPD -11 /ei schlagen, ihre Funktionäre, Reichs-■ und I andtagsabgeordneten verhaftet und "a/eni lationslager eingewiesen. Thälmann Weimarer Republii wurde nach elfeinhalbjähriger KZ-Haft im August 1944 von der SS ermordet. Trotz aller Verfolgungen gelang es den Kommunisten, im Untergrund ihre Organisation in begrenztem Umfang aufrechtzuerhalten. lO.lO Reparationen Im Versailler Vertrag (> 10.11) war eine genaue Fixierung der Wiedergutmachungsleistungen noch nicht vorgenommen worden. Eine Reparationskommission war gebildet worden, die als Vollstreckungsorgan mit weit reichenden Kontrollfunktionen ausgestattet -worden war. Sie hatte die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der jungen Republik ständig zu überwachen. 1921 wurde die Gesamtsumme der Reparationen mit 132 Milliarden Goldmark, zahlbar in 30 Jahren, festgelegt. Das Reparationsproblem, 1 I ■ i zmatím 'ft W}„ ▲ Abtransport landwirtschaftlicher Maschinen aus Deutschland, die nach dem Versailler Vertrag als materielle Reparationsleistungen an Frankreich geliefert werden mussten das Ringen um erträgliche Zahlungsbedingungen und Sachlieferungen, um zeitweiligen Zahlungsaufschub, stand in den Jahren der Weimarer Republik im Vordergrund aller außenpolitischen Verhandlungen und hat auch die Innenpolitik schwer belastet. Auch die in späteren Vereinbarungen (Dawesplan, ŕ-10.24, und Youngplan, >■ 10.30) verbesserten Zahlungsbedingungen stießen bei der politischen Rechten in Deutschland auf wütende Ablehnung und wurden als Verknechtung von Generationen gebrandmarkt. Erst die Konferenz von Lausanne im Sommer 1932 brachte eine Beendigung der Reparationszahlungen. 241 3 # $< í i fy'' r if f y» p Kapitel io TOJO Rapallo Anlässlich einer internationalen Wirtschaftskonferenz in Genua im April/Mai 1922, zu der neben einer deutschen Delegation erstmalig auch eine sowjetrussische Abordnung eingeladen war, kam es zu Sonderverhandlungen zwischen Russen und Deutschen im benachbarten Rapallo, die am 16. April zu einem Vertragsabschluss führten. In dem Vertrag von Rapallo, der auf deutscher Seite von Reichskanzler Wirth und Reichsaußenminister Rathenau, auf russischer Seite von Außenminister Tschit-scherin unterzeichnet wurde, nahmen die beiden Staaten wieder diplomatische Beziehungen auf und verzichteten auf eine Erstattung der durch den Krieg verursachten Kosten und Schäden. Die Westmächte wurden durch diesen überraschenden Vertragsabschluss der deutschen Regierung vor vollendete Tatsachen gestellt und * Ji, Deutsch-sowjetische Vertragsverhandlungen in Rapallo: Reichskanzler Joseph Wirth (links) im Gespräch mit den sowjetischen Delegierten; mit der Mappe Außenminister Tschitscherin zeigten sich über das eigenmächtige Vorgehen der Deutschen verärgert, zumal der Vertrag ihre eigenen Pläne durchkreuzte. Die deutsche Delegation hat jedoch in Genua deutlich zu machen versucht, dass der Vertrag, von ihr nicht dazu benutzt werden würde, West gegen Ost 242 auszuspielen und dadurch die den-tion international zu verändern. le \ Innenpolitisch hat der Vertrag zw, wisse Befriedigung darüber ausgelöst d"*6" Deutschen begonnen hatten, ihre Ha' Z^ freiheit zurückzugewinnen, aber Hi» Jľ^Š einer Minderheit, dass Deutschland n * stärker ostorientierte Politik bpt»». möglicherweise zusammen mit Russi Revision der Grenzen gegenüber Polen ben würde, zerrannen schnell. Außenm^ Rathenau wurde kaum einen Monat sd"' der Straße von Angehörigen einer rechf kalen, antisemitischen Vereinigung erm0 j lO.ZO Rialifbeset-mr. Der französische Ministerpräsident beobachtete mit wachsendem Misstrauen"? Bemühungen der Deutschen, unier Hin * auf ihre zerrütteten Währungsverhältnisserľ leichterungen und Aufschübe bei der Erfüll.'. der Reparationen (► 10.18) zu erreichen. Alsd' Reparationskommission Ende 1922 einen Rw stand in Holz- und Kohlelieferungen meldet! ließ Poincaré am 11. Januar 1923 das Ruhrgebjf besetzen. Die französischen und belgische Truppen sollten die Arbeit der gleichzeitigen;, sandten Kontrollkommission, die die Reparaj. onsleistungen zu überwachen hatte, absichern. In Deutschland erhob sich ein Sturm der Erg-rüstung, der alle Parteien- und Klassengeger,, sätze in den Hintergrund treten ließ. Ds Reichsregierung protestierte gegen die Unrechtmäßigkeit der Besetzung und stellte um. gehend alle Reparationsleistungen an Frankreich und Belgien ein. Sie rief die Bevölkere^ des besetzten Gebietes zum passiven Wider-stand auf. Als Arbeiter, Angestellte und % amte sich den Anordnungen der Besatzungmacht widersetzten, konterte diese mi; fr vollständigen Abschnürung des Gebieto w übrigen Reich. Die Reichsregierung, die č-streikende Bevölkerung durch Gcldzahliny und Sachleistungen in Milliardenhöhe 1111-stützte, hoffte, Frankreich würde die Uli-.' nigkeit seines Vorgehens einsehen und i'in'- ■ ken. Poincaré jedoch blieb unbeugsam, obwohl '•.' das Ruhrunternehmen als ein großer w: schaftlicher Fehlschlag entpuppte und dv h.'-zösische Vorgehen auch in Großbritannitfi'Y in den USA heftig kritisiert wurde; die bri!:=-- * Während der Ruhrbesetzung lyži bewacht ein französischer Infanterist einen Kohlenzug (kolorierte Fotografie) ss-'erung erklärte sogar im August 1923, es wische dem Versailler Vertrag, •ajie finanzielle Leistungsfähigkeit des Reisswegen der Unterstützung des Ruhrkamp-Hvöllig erschöpft, der Wert der Mark in im--i schnellerem Tempo ins Bodenlose gesun-jiwar, blieb der neuen deutschen Koalitions-gerong unter dem Reichskanzler Gustav ismann (► 10.25) nur der Abbruch des Wi-jstandes am 26. September. Das war zwar ä erneute Kapitulation vor Frankreich und gnit eine ganz unpopuläre Maßnahme. Stre-e gestellt wurde, waren die Vorausset-;in Mir eine Stabilisierung der innenpoliti-^IB geschaffen. Weimarer Republik - ■ ,.oll Die Entwertung der Mark hatte bereits im 1. Weltkrieg mit der durch Kredite getragenen Kriegsfinanzierung begonnen. Sie setzte sich verstärkt nach Kriegsende durch die hohen Kriegsfolgelasten (Umstellung von Kriegs- auf Friedensproduktion, Wiedereingliederung der Soldaten, Unterstützung der Arbeitslosen, der Kriegsgeschädigten, Flüchtlinge und Verwundeten) sowie durch Demontagen und Reparationsverpflichtungen fort. Während die Gold-und Devisenbestände des Reiches mehr und mehr dahinschwanden, ergab sich infolge des fortwährenden überhöhten Banknotendrucks zur Befriedigung des Devisenbedarfs ein bald unübersehbarer Geldüberhang, durch den Warenknappheit, Preistreibereien, Spekulationen und Kapitalflucht ins Ausland ausgelöst wurden. Die finanzielle Unterstützung der im Ruhrkampf passiven Widerstand leistenden Bevölkerung beschleunigte die Inflation noch zusätzlich, der Wert der Mark sank nun rapide in eine bodenlose Tiefe. Hatte ein US -Dollar im Juli 1914 4,20 Mark und im Juli 1919 bereits 14 Mark gekostet, so mussten im Januar 1922 schon 191,80 Mark für einen Dollar bezahlt werden. Im Januar 1923 kostete A Auf dem Höhepunkt der Inflation verlor die Reichsmark so rasant an Wert, dass die Reichshank nicht mehr in der Lage war, schnell genug Banknoten mit gültigem Wert nachzudrucken. Stattdessen stempelte man die Noten um, wie diese 1000-Mark-Note vom i^.Dezember 1922, die auf eine Milliarde Mark »verändert« wurde 243 *?■ :ftW: •ŕ' Kapitel io der Dollar bereits 17972 Mark, im August 1923 war die Talfahrt der Mark bei 4 620455 Mark pro Dollar angekommen und endete am 15. November 1923 mit der Notierung: 1 Dollar = 4,2 Billionen Mark. Die Besitzer von Sachwerten wurden von der Inflation kaum betroffen. Da die Reichsbank nicht nur dem Staat, sondern auch der Industrie laufend kurzfristige Kredite aus der vermehrten Banknotenausgabe gab, konnten viele Unternehmer ihren Besitz beliebig ausbauen und erweitern und ihre Schuldverpflichtungen mit dem inzwischen weiter entwerteten Geld bezahlen, sodass ihre Neuerwerbungen praktisch nur geringfügige Kosten verursacht hatten. Einige Unternehmer wie der Großindustrielle Hugo Stinnes bauten sich so mithilfe der Inflation ein riesiges Wirtschaftsimperium auf. Auf der anderen Seite wurde der gesamte Mittelstand, der keine Sachwerte, sondern nur Geld-ersparnisse besaß, durch die völlige Entwertung der gesamten Sparguthaben besonders betroffen und verarmte. 10.22 Rentenmark Nach dem Abbruch des Ruhrwiderstandes gelang es der Regierung der großen Koalition unter Reichskanzler Gustav Stresemann, mit der Währungsreform im November 1923 die Talfahrt der deutschen Mark zu beenden, ohne ausländische Kapitalhilfe in Anspruch zu nehmen. Aufgrund eines Ermächtigungsgesetzes wurde durch Regierungsverordnung eine Rentenbank errichtet, die ab 15. November 1923 als neues Zahlungsmittel die Rentenmark (=1 Billion Papiermark) herausgab. Da das Reich nicht genügend Goldvorräte besaß, wurde zur Deckung der neuen stabilen Währung der industrielle und landwirtschaftliche Grundbesitz herangezogen. Grundbesitz, Handel, Banken und Industrie wurden mit einer Hypothek im Wert von 3,2 Milliarden Rentenmark belastet. Dafür gab die Rentenbank 2,4 Milliarden Rentenmarknoten aus, die zur Hälfte an die Reichsregierung und zur Hälfte an die Reichsbank und andere Banken flössen, von denen die Wirtschaft Kredite erhielt. Das Experiment glückte, die Staatsausgaben wurden gleichzeitig erheblich gedrosselt. Durch Sparmaßnahmen (u.a. durch Gehaltskürzungen) und Steuererhöhungen füllten sich die Staatskassen rasch wieder; auch die Wirt- j 244 schaft erholte sich schnell. Man sn »Wunder der Rentenmark«. Die Vota V< gen für die Wiederaufnahme von Verl, SCtZl,%Í gen, die das Problem der Reparation^ u®9: neu und konstruktiver als bisher ree 1 '"'í ten, waren nun geschaffen. Im OW, ^ wurde die endgültige Währung di« n "*< - • ~.. ö' Ule Reic| mark, eingeführt. :., '' ' '• l!'ierputsch In Bayern herrschten seit dem Kapn.p (> 10.15) andere Verhältnisse als im «1. Reich. Mehr als anderswo hatten sich h' * genannte Einwohnerwehren gebildet s II * Schutzorganisationen, die verhindern w0l dass Linksradikale eine Räterepublik erri ten. Es waren vorwiegend deutschnatio völkische Verbände. Die Abneigung pegeil »rote« Berlin und der Wunsch, in Bayerns, derregelungen und -interessen durchzusefe, führten zur Bildung von rechtsgerichtetenic alitionsregierungen, die vor allem von dr Deutschnationalen und der katholischen Bav-* rischen Volkspartei getragen wurden. Aus einer der zahlreichen völkischen Splitt» gruppen hatte sich die Nationalsozialistitf, Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP, ► 10.35) err wickelt. Ihr Führer war der aus Österreich starr mende Adolf Hitler (>■ 11.2). Er war im übrige; Reich nahezu unbekannt, nahm aber in Bai« inzwischen eine Schlüsselstellung zwischt; Landesregierung, Reichswehr und nationals Wehrverbänden in der gemeinsamen Abwehrhaltung gegenüber der Reichsregierung in Berlin ein. Nachdem die Reichsregierung den passives Widerstand an der Ruhr abgebrochen hatte, verkündete die bayerische Landesregicrungdes Ausnahmezustand für das Land, die Führutj der in Bayern stationierten Reichswehr» bände weigerte sich, Befehle der Reichsregt rung auszuführen. Hitler versuchte nun, & sich immer mehr zuspitzende Situation auszunutzen und die bayerische Regierung zu zwingen, sich offen gegen die Reichsregierung auszusprechen und mit bayerischen Truppen uwä Wehrverbänden nach Berlin zu marschier (nach dem Vorbild der Faschisten Mussolinis die mit dem Marsch auf Rom 1922 die Machte Italien übernommen hatten). Die Landesregierung versagte sich aber schli»' lieh diesen abenteuerlichen Plänen und ließ^ Weimarer Republik ftwember 1923 den Marsch der nationalso-'■'isrischen Kolonnen durch München, an de-'" spjtze neben Hitler der ehemalige kaiser-vheGeneral Ludendorff (ť9.30) marschierte, •"* der Feldherrnhalle durch Polizeieinheiten -appen und auseinander treiben. PeNSDAP wurde verboten, Hitler und andere rtiteifiihrer wurden verhaftet und zu Fes-oägshaft verurteilt. Mit dem Ende des Hitler--..isthes wurde auch der Konflikt zwischen der iberischen Landesregierung und dem Reich »gelegt- 10.2/? \!jder Aufgabe des Ruhrkampfes und der Sta-Ü-sierung der Währung waren die Voraussetzen für eine grundlegende Neuregelung der tyamtionen (> 10.18) geschaffen. Hatten die ieparationsverhandlungen bisher noch ganz in ^Atmosphäre des Gegensatzes zwischen Sie-smund Besiegten stattgefunden, so änderte i:h die Situation gegen Ende des Jahres 1923 riiklich, nicht zuletzt dadurch, dass die USA ^Hauptgläubiger ihre Politik der freiwilligen sátion aufgaben und wieder an den europäi-in Konferenzen verstärkt teilnahmen. Ein aer dem amerikanischen Finanzexperten ••Mies G. Dawes gebildeter Sachverständigen-•'-Bchuss legte im Frühjahr 1924 einen neuen ■"■-änzierungsplan vor, der das Reparations-'r'llern ausschließlich unter sachlichen Ge- ■4 Nach dem gescheiterten Putsch vom 8./g. November 1923 wurde Adolf Hitler zu fünf Jahren Festungshaft in Landsberg am Lech verurteilt, aus der er bereits nach wenigen Monaten entlassen wurde. Das Bild zeigt ihn (links) während der Haft mit seinen ebenfalls verurteilten Anhängern, zu denen Rudolf Heß (Zweiter von rechts) gehörte Sichtspunkten und unter Zugrundelegung des wirtschaftlich Möglichen behandelte. Eine Gesamtsumme der deutschen Reparationsleistungen wurde auch jetzt noch nicht festgelegt, ebenso die Frage einer zeitlichen Begrenzung nicht angesprochen. Der Plan setzte aber für die nächsten 5 Jahre erträglichere Jahresleistungen fest und erkannte die Notwendigkeit einer Erholungspause für die deutsche Wirtschaft an, zu deren Wiederbelebung eine internationale Anleihe von 800 Millionen Goldmark beigesteuert wurde. Anstelle der Reparationskommission wurde das Amt des Reparationsagenten in Berlin geschaffen, das den Transfer der deutschen Reparationszahlungen in fremde Währungen durchzuführen und Rücksicht auf die deutsche Leistungsfähigkeit und die Stabilität der Währung zu nehmen hatte. Der Dawesplan wurde von den Rechtsparteien, die seine Ausführung als »Erfüllungspolitik« denunzierten, heftig kritisiert, aber dann doch im Reichstag mit der Mehrheit der Stimmen angenommen, weil ein Teil der DNVP-Abgeordneten unter dem Einfluss der Industrie und der Landwirtschaft dafür stimmte. 10,25 Gustav Stresemann Am 10. Mai 1878 in Berlin geboren, studierte Stresemann Nationalökonomie und wurde Syndikus in einem sächsischen Industriellen- 245 5