Römische Hiiuk in der Germania magna lJ(J Komische Funde in der Germania magna und das Problem römisch-germanischer Handelsbeziehungen in der Zeit des Prinzipats* Reinhard Wolters Als Tibci'ius Ende des Jahres 16 li.Chr, den Inhaber des Oberkommandos über die Rheinlegioncn,seinen Adoptivsohn (iermaniciis, unmißverständlich nach Rom zurückrief, fanden die großen römischen Offensiven, die von Drusus, Tibci'ius selbst und Gcrrnanicus weit ins Gebiet rechts des Rheins und nordlich der Donau getragen wurden, ihr Ende. Wenn der Anspruch aufdiese Gebiete auch nicht offiziell aufgegeben wurde, so festigte der fortschreitende Ausbau des Gren/überwachungssyslems an Rhein und Donau doch die Vorstellung einer politischem Reichsgrcnze, an der /.wischen rcichsan-gehörigen Provinzhewohnern und Barbaren unterschieden werden konnte . Mit dem Ende der römischen Offensiven nehmen auch die ohnehin nicht reichlichen literarischen Quellen über Germanien ab. Die wenigen Ereignisse, welche die §chrift-s 1 eIler der Kaiser/eilpnch für boichteasaieii liiMpnyi'rvin-rkp'n r ">mischc lmlK>" im f'Vcil'" Germanien. 2 Rdc. Atlas der Urgcschichic I (llambiire 3 Als wichliucrc neuere Werke mil übe,,,eilendem Charakier sind zu nennen: .1. Kunow, Oer römische Import in der Germania hbera bis « fl wertvollen röu^cEcri Gegenwänden gebolen haben? (iermanischc Waren ImT^m^ii Reich sind ardílú>lw;isch so gut wie nicht belegt; audTwarcs am^e^cTils der materiellen Kultur der Germanen wenig wahrscheinlich, daß 'hre Produkte für die fWnhner des Römischen Reiches soweit die < icriuiipeil Überhaupt in der Lage waren, Überschüsse zu produzieren - von Anreiz sein kimnlcn. Möglich wäre natürlich der Eintausch archäologisch nicht verifizierbarer, vor allem organischer Waren. Damit wechselt die Argumentation von der archäologischen Überlieferung zu jener der schriftlichen Q-irllr"' tbBSB sind in der Tal Rems-Irin, ncrmauisťllť -Sklaven. Fdle, Schinken, Seifen. ľr-""'»te"ir und (iiinsel'cdcrn erwähnt, doch in unklarem Umfang und oh auch nicht eindeutig als Auslmisehproduktc erkennbar. F.s bleibt nicht nur das Problem, ob diese Gegenstände als Tauschwaren für die vielen römischen Importe ausreichten, sondern bei Heranziehung der schriftlichen Quellen kommen auch Erwähnungen weiterer germanischer Importe wie Wein, Vieh und Getreide hinzu, die den archäologischen "Befund ergänzen und das Ungleichgewicht in einer möglichen "Handelsbilanz" weiterhin aufrechterhalten. Von archäologischer Seile wurde daher verstärkt über andere Wege des Warenaustausches nachgedacht: Zunächst ist mil Nachahmungen ZU rechnen, denn mehrmals erwiesen sich für römisch gehaltene Gegenstände als germanische Kopien, die sich zum Teil nur äußerst schwer eindeutig hcrausfiltcrn lassen. Eng damil verbunden ist die Frage nach Wanderhandwerkern, seien es italische oder provmzialrömische. die eventuell in der Germania magna tätig wurden, oder seien es germanische, die im Römischen Reich erleriilc Fähigkeilen nun in ihrer Heimat zur Anwendung brachlen. Aber auch für den Austausch wurde darauf hingewiesen, daß nehen dem cchjcjTjbbujdcl Warenwanderungen ebenso durch Beule erklärbar sind, ^werteren durch Absahen wie ZolteTSchutzg^MiúTírčjuuKl Tribute, oder durch die Gabe von Geschenken, Schließ-lájFiruTirďic Möglichkcüpcrsanlichcr Mobilität iinnľevenluelleni Verlust des Gegenstandes durch seinen Träger in der Antike, aber ebenso eine moderne Verschleppung 4 Vgl da/u S, v. Schnurhein/M. Grdrich, Das Projekt: Römische Funde im nnllclcumpäischen Barbari cum. dargcslclll am Beispiel Nicdcrsachscn. Rer. RGK 73, 1992 (1993) 5 IT. Reinhaid Wolters von Gegenständen in Rechnunc "esrelli wo,-,!™5 v erlaub, der nrchäolouischc Befand SÍn d^R T^" A"S"ahmf" »MfdB». rT^- t'Lfiui.si.nn:^ PdiY Uir_bestimmte Rf-rinn^n t,.,~. -.. , ^ Hoch schnei ^bereits nl, daß^Ti^^^ Wflfflwzu komplex ist alsdaß nvm ,-smi.^-rJia"iiiuJ^üi;^^ informationell in 7usammEnlvinoT,l ,11 ' ".-^liUliintn Quellen, da nur .sie ihre den Miucln der Bereiche einschließen, die mi, Mangd^HterarilSSSLS ^geWK5Sen wcrde" können. Doch ist dieser .^rfSr^^ Wegen eines römischem ,isctA, 7 f" (íc^níífii^n, Anen und I>ní i so,, der Prob ^<* aussagen kann. sä und jener de ", "SicI en 1, ?T ^ BereWl '^«lelimg«" -hdicscinden n»s^^£t,,WVWW :merSllChl' °b S'Ch "ichl vielleicht zu einer dilTer .,7±Z V , g '"^ '""^ l,m m" »*»HUfe ;TtTt,oÄÄÄÄ nach den Ereig ^ ^ 0 n " s^'^ da^s,el"- -ich knegerischer Ereignisse Auxgcgicnztheii und anscheinend Fortgesetzter - "/-t^ltlb<- un- ^war gelangten erste Gefiißc bereits in »ender y (erat« r Wotleis^tímdsaufrwlt. verwiesen. ' "** "l,d DlÄnsö*>«TOgsaHi«a«h. Ted I „. 2 (Am,,. 3) Römische Finute in der Germania mátnut WS der vorrömischen Eisenzeit in den germanischen Raum, doch wuchs ihre Anzahl in der frühesten römischen Kaiscrzcil um rund das Zwo,flache , Diese starke Zufuhr hielt während der ganzen Kaiserz.cit relativ konstant an, wobei die Gefäße zunehmend weiter nach Germanien hineinstreuten und zahlreich tlie skandinavischen und polnischen Gebiete erreichten. Bemerkenswert ist eine gewisse, durchgehend leststellbare Standardisierung der Gefaßtypen, die dann jeweils in größerer Zahl erscheinen, wahrend andere Formen in Germanien nicht nachgewiesen werden können. Dies ließ bereits die Annahme regelrechter Imporlwcllcn aufkommen, könnte allerdings auch Ergebnis einer Typenauswahl oder einer bestimmten Nutzung sein. Hinsichtlich der Herkunft der Gefäße läßt sieh trotz, strittiger Provenienz im einzelnen zusammenfassen, daß die frühesten Gefäße in derRju^LaUiülalbiChgLProcIuktioii stammten, während es abdejn 2. Jahrhundert immer mehr clie pro v i n zi al römischen Produkte aus dem Westen des Reiches wurden, die den Weg nach Germanien fanden. Schon allein aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichtes kann davon ausgegangen werden, daß die Bronzegcfnße jeweils einen ganz erheblichen Wert repräsentierten, was auch durch ihre Funktion als Bestattungsbeigabe, verbunden mit ihrer teils äußerst reichen Vergesellschaftung, bestätigt wird. Weitaus seltener sind Silbcrgefijßg, die zumeist als Trinkgesehirr dienten. Zum größten Ted können die in Germanien gefundenen noch ins I. Jahrhundert datiert werden,einise in das 2. Jahrhundert'. Im (jogensalz zu den Bron/^periißcjULigejijiii' starke inili-, i(ln eile Züge, wobei spektakiilaij^jjjidl^ijiipJi:i.i' wie Hildcsheini odcrllohv dazu führten, in ihnen in aller Regel kein Handelsgut, sondern römische Gesandtengeschenke oder germanische Beute zu erkennnen. Eine weitere wichtige Fundgrnppc bildet die Keramik und insbesondere die 'lernt sigillata, die zwar schon zu Beginn des I. Jahrhunderts in Germanien vorkommt, jedoch überwiegend in den grenznahen Regionen. Erst im 2. Jahrhundert selzt ein starker Zustrom ein, wobei Terra sigillata im 2. und Anfang des 3. Jahrhunderts in reichem Maße auch in Gräbern westlich der Weichsel erscheint'. - Viele der anderen angesprochenen fmportgruppen, wie etwa die Glasperlen, sind, im Gegensatz, dazu, aus sieh heraus nur schwer oder kaum zu datieren, so daß sie sich für eine Analyse verschiedener Import wellen nur eingeschränkt eignen. Dennoch ist es unter Einbezug aller Fundgi Uppen möglich, zusammenfassend die regionale Verteilung der römischen Importe in den einzelnen Zeitslufen grob nachzuzeichnen: 7 Kunow, Import (Antn. 3) 35. 8 Zuletzt ausführlich J. Wiclowiejski. Die mmci/ciiliclicn Silbcieolnlíc in Polen. Importe und X.ieliali-niunpen. Ber. ROK 70, 1989 (1990) 191 IT. 9 K. Godlouiski» Per römische Handel in die Germanin libera aufgrund der archäologischen Quellen, tu; K. Dü\ecl/IT. Jankuhn/H. Siems/D. Timpc (1 Irsp), t'nlcisurhiinecn /u 1 landel und Vn kein- der vor- und IVülipcschichtliehcn Zeil in Mittel- und Nordctiropn. Teil I: Methodische (Irundlapeii uiul Darslclhinron /um Handel in vorgeschichtlicher Zeil und in der Anlike. Bericht über die Kolloc|uien der Konini. I. Allkilc. Nord- und Mitteleuropas in den Jahren 19X0 Iiis 19X3. Ahliaiidl. der Akail. Wisst Gollimvn. Phil.-ftisl. Kl., Folge 3, Nr. Pl7(Goliinrdliehen skanclina^saghcjiXiebicten, im Bereich der Nordsee, im Gebiet von Ems und Weser sowie Lippe und Ruhr, im gesamten Elbe- und auch Wcichse 1 hereich sovvjejn_ iTIVnnfeii und jTnJV1jirchgfdct^ Grnndleuende niclhodischc IJemerkungen zur 1 iitcrpretalion des iirehitolngisehcn Befundes bei Eggets, tinpon (An«. 2) IUI. 1, 23 IT. Zusammenfassend: 11 C liantraine. Die tiedeiiluiig der römiseben Pundinün/en für die f'rütio VVirlselialls-i;eschiehie. In: Diiwel/tankuhn/.SiemsAT'impe (Hisp.), Unlcr.snchun.ücn /u Hamlet und Verkehl (Anm. 9) 367 IT.: R. Wollers/Ch. Stocss, Die röniisclicn Miin/schal/funde im Wcsllcil des Freien Germaniens. Pin Beitrag zur Beurteilung des Geldumlaufs im Gebiei /.wiselien Rhein, Donau und Oder während rtei ersien beiden Jalirluilidcrte n.Chr. Miinsier. Bcilr. Am I landel.si>eseb. IV 2, 19X5. 3 ff. Pur Nordwesi-deulschliind lieüljel/.l eine akluelle Answeilune. vor von F. Ilereer, llnlersueluiujien /uden Pundmün/en der römischen Zeil in Nordwcsldeul.sebland. SPA 9 (Beilin 1992); vgl. auch A. Bursche, Roman Coinage in the Weslhall Circle, ßarharicutn 2, 1992, 231 IT l()ň Reinhard Wollen a. Die Dominanz der Silbermünzen und ihr Abklingen mit dem Absinken des Silberan-(eils, das weitgehendi- Fehlen des für den täglichen Gddverkchr unentbehrlichen Kleingelds in den germanischen Gebieten sowie schljct3hch das relativ geringe Vor-koiiimgiLAxm Mün/en in JenxludiggLSkcllungsriindcn legen zusammenfassend nahe, dal.i die römischen Münzen in Germanien keine vollwertige Gekll'unktion besaßen, Soweii sie heim Tnuschvorgang eine größere Rolle spielten, .skaLsie eher .ais-dureh Gewicht und Legierung genormte "Mctall-TauschobjeJsle" anzusprechen. Dennoch soll darauf hingewiesen werden, dal.i sich die Struktur der Denarhorte in den ersten beiden Jahrhunderten im Reichsgebiet und in der Germanin magno kaum voneinander unterscheide!: Dies kann auch als ein Hinweis auf einen relativ regelmäßigen Rückfluß der Denare ins Römische Reich gedeutet werden. Bei einer Kartierimg der römischen Funde in der Germania magna besteht stets die Gefahr, daß einerseits Germanien als in sich geschlossenes tind relativ einheitliches Gebiet gesehen wird, tlaß andererseits das Römische Reich und Germanien als durch Rhein und Donau strikt voneinander abgeschlossene Gebiete interpretiert werden. Bestimmen iTuierhalb Cermaniens unterschiedliche Siedlungsgebiete, unterschiedliche Stämme und Stainmesverbändc, kulturelle, soziale und politische Verbindungen und Abgrenzungen in ihrer historischen Entwicklung neben den naturräumlichcn Gegeben-heilen die Möglichkeiten eines innergermanischen Austausches, so ist die Frage nach dem Charakter der Rhein- und Donaugrenzc Für die Beurteilung der römischen Funde in Germanien konstitutiv (Karte 1). Hier zeigt sich hei einer näheren Betrachtung jedoch, daß Rhein und Dnnati_ki'ine strikten Grenzen waren, wie FlüssejÜlgBIBSÜlJäher LcheiTsrjhjrne miteinander verbinden Gm belegt sind die Verhältnisse am Rhein, wo im Bereich des Nieder- und Millelrheins Germanen zu beiden Seiten des Stroms siedelten und sich im Süllen die keltische Bevölkerung auch ins rechtsrheinische Gebiet ausdehnte. Bereits aus vorcaesarischer Zeil sind Wanderungen germanischer Stämme ins linksrheinische Gebiet bekannt, die sich in späterer Zeit fortsetzten und nun von Rom - wie dann auch an d_cr Donau - koordiniert .wurden Schon diese llherseho,diLun-gen dürften hei den grenznahen Bewohnc-fn-cinen schaden Römer-Germanen-, hesser Rom-Gcrmanicn-Cegcnsaiz verhindert haben, denn die einheimische Bevölkerung zu beiden .Seiten des Rheins und der Donau war sicherlich oft nicht voneinander zu unterscheiden. 1 licr ist allcnfaMsjnit langfristigen.Entwicklungen im Zuge der Roma-nisierung der Provmzialgchicle zu rechnen1 . Davor lag aber noch die Phase der versuchten Okkupation Germaniens in augusteischer und frühlibcrianischerZcit: Im Zuge der militärischen Durchdringung und Hcrrschalis-ergreifung im germanischen Gebiet bis hin zur Elbe, ist von den ersten Feldziigcn des Drusus 12 v.Chr. bis zur Abberufung des Gennanicus 16 n.Chr. mit einer fast durchgehenden Anwesenheit von Römern in diesem Gebiet zu rechnen. Römische Truppen- 14 Ausführlich R. Wolters, Römische Eroberung und Herntthaflxorjuinisiilioii in Gallien und Germanien. Zur Rnlsteluing und Bedeutung der sogenannten Klicniel-Randsiaalen. Bochumer hislonsehe SJludien, Alle Geschichte X (Bochum 1990) 13t ff, 1 OS Reinhard Wollers ktger befanden sich im Land und im Gefolge der Truppen auch römische Ziyiljfften und Händler zu ihrer Versorgung. Ohne Frage dürften sie auch in Kontakt mil dereinhei-—<-—■---.—- ,x ~ ,, e____r—--- mischen Bevölkerung getreten sein, wie germanische l'roduzcnicnund Kleinhändler .'iiehmem beitrugen, andere'leisteten sicherlich" zur Versorgung des I Leres mit Notwendigem und Ahl Die germanischen Stämme stellumvon Rom besoldete I lillslruppen. Abgaben, und insbesondere die von Rom erwünschten und zurErrichtung 6JnerStabilen Hcrr.schiiľl_crloľderln hen engen Kontakte zur germanischen Führungssehichi, diesieh sichciiiclunicfPim materiellen Gut ineffei'gesclilagenTiabcn. sind in den schriftlichen Quellen gut dokumentiert, /.cnli'cn wie H< produzierten in dieser Zeil selbst Terra sigillala. Insgesamt war für nahezu eine germanische Generation die ständige Anwesenheit von Römern in ihren Gebieten eine Selbstverständlichkeit'^. Auch nach der Abberufung der Gennanicus und dem Rückzug der römischen Truppen auf die Rhcinlinic existierten viele dieser Kontakte weiter: In Nordvvesldeiilsehland blieb das friesische Gebiet bis 28 n.Chr. römisch, 47 n.Chr. wurde es noch einmal vorübergehend dem Reich angegliedert. Enge Verbindungen sind im I. Jahrhundert im Nordsceküstengcbiet zu den Chauken. Aiigrivariern und Ampsivariern bezeugt. Im Bereich des Mittel- und Niederrhcins nutzten die römischen Truppen das rechtsrheinische Gchicl als Weidefläche für ihre Tiere, am Drachcnfels wurden Steine gebrochen und selbst eine Ziegelei befand sieh in flaviseh-trajaniseher Zeit jenseits des Rheins. Rom beteiligte sich an llcrrschaiiseinsetzungen bei germanischen Stämmen, wie Ende des I. Jahrhunderts bei den Bruklerern. Den Cheruskern wurde 47 n.Chr. der in Rom aufgewachsene Neffe des Arminius, der den bezeichnenden Namen "halicus" trug, zum König gegeben; Ende des Jahrhunderts wurde abermals einem pro römischen cheruski-schen König von Rom Hille gewährt. Im Vorfeld des Mains und im Bereich des Oherrheins bestanden gleichfalls schon vor der Okkupation dieser Gebiete in flavischer /.eil enge Kontakle zurdorligen Bevölkerung, die teils erst durch Rom diese Siedlungsgebiete angewiesen bekommen halte und im Gegenziig wohl als Miliz zu einem vorgezogenen Grenzschutz beitrug. Nicht anders waren die Verhältnisse an der Donau: Im Vorfeld Racticns werden die Hermunduren Ende des I. Jahrhunderts ausdrücklich als Rom-Ircu erwähnt und auch, daß ihre Händler bis in die Provinzhaupfstadt kamen. Besonders eng waren die Verbindungen zu den Markomannen, die gleich falls ihr Gebiet nördlich der Donau ersi mit römischer Unterstützung besiedelten. Trotz des gescheitelten Okkupationsversuches Roms ň n.Chr. hlicpen dir Markomannen ''Irr l,'"l|;r/'''t in engem, wenn auch von Rom zur Kontrolle des Stammes instrumentalisiertem Kontakt zum Reich. Hcrrschaliswechsel, so von Marhoduus atif CaiualdaTTrül schließlich auf Vanniiis,"wurden von Rom unterstützt, eine Abspaltung von Stammes teilen "unter Vannius durch Anweisung von Siedlungsl lache gefördert, und im Gegenzug šTéTňerTsich die Stammesführer Rom mit ihren Truppen zur Verfügung. Das Wechselspiel von politischen Abmachungen, germanischen Truppenhilfen, römischen Herr- l.s Wolters. F.roberung (Aiim. 14) 199 lf.; vgl. R. Wichels. Rom und Germanien in augusteischer und l'riihliherischer Zeil. In: W. Schlüter ([Its;'.). Kalknese - Römer im Osnabrück» Land. Archäologische Forschungen zur Vnrusschlnclu (Rramsclie '1994) 23 I IT., bes. 247 ff. 107 Römische Funde in der Oeimwiiti magmi Römische Funde in der tlermtmitt mtigmi 109 schcrcinsc./.unuon und Gelduntcrsiüizungen läßt sich Hotz sich häufig ändernder poli-iT^rir^Ohmom^^ Mjujgmajmenki'iegc verfolgen Wenn diese Kontakte auch durchaus wechselhaft waren, in den Quellen eher zufällig überliefert und bezüglich ihrer Repräsenlalivilät schwer zu beurteilen sind, so verdeutlichen sie doch ausreichend, daß Germanien kein von Rom "ausgegrenztes Gebiet wa.. Zumeist waren es germanische Gruppen, die ein Interesse an diesen Verbindungen hatten - auch durch Stärkung eigener Positionen in inncrgcrmanischen Konlhklen oclei solchen innerhalb des Stammes mit der Hille Roms -, während von römischer Seile viele dieser Kontakte noch auf die politischen Bedingungen der Okkupationszeit zurückgingen und weiterhin unlerhallen wurden, soweit sie kein stärkeres, das heißi vo, allem militärisches Engagement erforderlich machten. Materielle Hille war dagegen stets ein Instrument, das Rom zur Stützung und Fortführung dte«^a«nduj»B einsetzte, ohne sich dabei zu sehr zu verpflichten. f Diese politischen Verbindungen können schon als Schlüssel zur Erklärung einiger römischer Warengruppen in Germanien dienen: So sind die Funde augusteischer Zeit, wie sieh besonders deutlich bei den Münzen und der Terra s.gillata, aber auch bei einigen Fibeln zeigt, mit der Okkupationszeit zu verbinden und können auch durch römische Träger in diese Gebiete gelangt sein. Die längere Besetzung des Inesischcn Gebiets läßt sich etwa in den exzeptionellen liberianischen Mün/.lundei^von Onna/ Prov Overijssel und Feins/Prov. Fr.csland (Niederlande) dokumentieren . Auel, die Funde in den Gebieten der anderen genannten Stämme, im Nordsecküslenbercch und insbesondere in den grenznahen Regionen von Rhein und Donau, sind wohl kaum von den anhallenden pohlischen Kontakten zu trennen. Geradezu transparent werden die politischen Beziehungen in ihrem wirtschaftlichen Niederschlag in Böhmen und kurz darauf mit dem Reich des Vannius im Bereich der March, wo m den Phasen der engen politischen Anbindung der dortigen Reiche an Rom die Importe besonders dicht vorkommen und sich die Verlagerung des politischen Schwerpunkts im Fundgul chronologisch gut faßbar abzeichnet. Quü^ nnliii-rhr EinTlllßhprnrhr Roms inu. Zonen starken Importanteils zusammenfallen, bedeutet das allerdii^g-sno^chjrK^ih daxmt auch die Importe erklärt sind oder deren HerkwIUu^^ ■.■i,.r Was- ,ieh verändert darstellt c..vl ,ll,--R?nmgTinecn. unter denen suLZUSiaiide-fearn^n ÜicTrlgcn der Gegenseitigkeit von Tauschwaren und des Pernhandcls stellen UanaWes denn das Problem des Warenaustausches mit Germanien bekommt Uneinige Regionen Züge, die jenen der Durchdringung neuer, wirtschalt lieh noch relativ rückständiger Provinzen mit römischen Waren - wie etwa der Provinzen an Rhein und Donau - ähnlich sind. Diese Regionen jenseits von Rhein und Donau waren vermutlich eher an dem Auslausch von Waren und Dienstleistungen mil den Lagern und Stadien A7 ,6 Dc.aillicri mil den Quellen Wohers, Froberung (Ann, 14, 239 II, vgl. auch J K ose. Rom KlunU ■ Randsiaalen am Rhein und an der Donau. Beiträge zu ihrer Geschichte und rechlhc ei, Siellung .... I. „ml 2. Jahrhundcr, n.Chr. (Breslau 1934); Pur den Rhen, VV. Will, Römische "Khenlel-Randsiaaien an, Rhein'.' Fine Bestandsaufnahme. Bonner Jahrb. 187, 1987, 1 II. 17 Wolu.Ts/Siocss, Müir/schar/tundc (Aiim. 13) 23 1". ! 10 Reinhard Wolters als neu entstehenden wirisehafilichen Kristallisaiionspunkten beledigt, zugleich waren die Zugnlfsmöglichkeilcn ihrer sich lcilsmmanisicrcndcn01x-rschichtaurdie.se Waren direkter, - Niehl erklärt werden können auf diesem Wege allerdings die künde an der /Ostsee, jene östlich der l-lhe und im Oder- und Weichselbereich, schließlich die skandinavischen mit der rührenden Position Dänemarks und Seelands ab dem 3 Jahrhundert. Die wenigen schriftUcfreiLQuerie.n zum-The^a-J^hten sowohl von Germanen im Römischen Reich als auch von mmischcjiHändlern in Germanien. Ausdrücklich ist der Besuch hermundurischer Wändicr in der von der Grenze weil entfernten raetischen Provmyhiiupt.sLadlA^to Ww/W/ciiw/Augtbuis erwtthnt: eine §SiwrdederTenk-ggLJiilJ^^^ Zeile am-Rlieiil WdiOLikHelhe. Richtung „ In den vielen während d^rMJrkWnnen kriege ahyesehlnss^n vT^-s" gen spielte die Zui'angsregclung zu den römischen Märkten sehlieftlieh cinc eewie htme Rolle, wobei das Orangen germanischer Stämme aul'1-rleichieriinc in diesem Punkt vieMeKJTjsclW den romischen Märkten zeigtlv. Da» die grenzlräHcTTsicrlelnrlPn Rr'^%lrr Ger^n^. ITirtTjnj/i^ clurehaiie^exwendung von MünVgeld und durch Wemgenuß schon den Römern angepaßt hallen, wird mehrmals beschrieben und scheint, seihst wenn sieh dahinter eher theoretische VnntkUm*™ „»„ 7iZ^y^rrii r 2(T luston verbergen können, zunächst einmal sehTplausibel2" Greifbar wird dieser Koniakt auch in dem germanischen Wort kaupon für "kaulen", daß sich aus dem lateinischen eaupa für "Schankwirt" den die Germanen nur aul' römischem Boden kennengelernt haben können, ableitet . Römische Km.fleute in Germanien -sind schon seit der Zeil Gaesars bclct als sie ihm süs Inlormanicn dienten' . Auf dje iiiihnlirntleJCUuchtkuigung des germanischen Cie-b,eles clurch "»mische Kaufleute verweist eineSiüjJh^liliQrules M Viniri..« 2-5 v Chr 20 21 Hermunduren: Tac. Germ. 41, l; Tcnkicrcr: Tue. hist ■ 4 64 14 65 3 hV?'MCt*7'' ".^71, 15, l; 71, 16, l; 71, I, Di, Vertrage sind, j'e.» ühersichtlich «»,^1 U ■' /'"'lsc'len Ahgro/nng und Inicgration: nie Verträge der Kaiser Mark Aurel and Commo-Clus mit den Völkern Jensens der Donau. Chiron 19, 1989 2X9 IT bes 301 IT Kleidung: Tac. Gern, 17.1; MOn/.prUI: Tue. Oer,,,. 5, 3; Wein: Tue. Cicnn. 23. Vgl. m den Bedingungen der n.crprclalmn elhnographiseher Schriften insbesondere die Aufcil/c von D. Flach, K Brinkmann «m D. T.mpe m: H. .Iankuhn/D. Timpc (Hrsg.), Beitrage /um Verstiindms der Hermann, des Tachns , ur'1" ^ ' ' ^""ocl"lün c'er Krinun. I'. Allkde, Nord- und Milleteuropas im Jnhr 1986 Ahhandl Akad VVis.s. Göllmgen, Phil.-tlist. Kl., Fol,e 3, Nr. 175 (Uollingen 1989): A.A. Lund, I- Cornelius hicltis. Germama. Interpretiert, herausgegeben, iiherlragen. kommender! und mit einer Bibliographie versehen rte, elberg ,988); ders.. Zum Gcrmancnhdd der Römer, baue Rintulnune in die a like bihniigraphie (Heidelberg 1990). ----■___ k tf. Wagner, was germanische Wortfeld um den Kaufmann. In: K. Düwcl/H. Jankuhn u „ (Urs- , Untersuchungen n, Handel und Verkehr der vor- und fnihgcsclhchlhchcn Zeil ,n MiltcL und Nordeu- nT, /' ''U'"dCl ehrachl worden sein Der Umfang war sicherlich beträchtlich, und Bernsleinhandel dürfte auch maßgeblich für die weile Streuung der römischen Waren im Oder- und Weichseibereich verantwortlich sein, Der 52 Vgl. Gass. Dio .56, 19. I; Tac. ann. 4. 72. I; Gass. Dio 71, 11,2; 72, 2, 3; 1 LA. vir Prob. 14,3. 53 Tac. ann. 12, 29, 3. 54 Da/u 1.. Wierschowski. Heer und Wirtschaft. Das römische Heer der Prin/i pal s/eil als Wirtsehal'lslaklor (Bonn 198 I) 112 IT. Auf unmittelbaren und hitufigen Konlakl /wischen Römern und Germanen deinen auch die verschiedenen Übernahmen von Sitten, c !chr:iiii!ien. Kenntnissen nnttspracMiclicn Hlemenien: vgl. da/u: Woliet-sTBesiandsauftuthliie (Anm. 3) 87 IT. Römische Funde in der Germania magna 117 T durch r^^Jrr^mr archäologisch erkennbare Weg von der Donaujis zur Ost^seitein^^ 'n-EiTuTnennenswertc und bislan^weitgehend vcuÄgto Rolle ^«^r«,,^birmanischen Austausch dürften aber die von den Germanen ^^Jg^^ gespielt haben. Durch sickamen größere germanische Gruppen zu Kaull .alt, undnn den durch Sold uiTO^^ Cr^naand.....■ '......nj£^Tw^k7n »efundenen Münzen durllcn^mj^ßan MMre drama^ h■'" ^l^ichle^^ aSfeÄ wie groß die Inten-iretalionsspielräume zur Rekonst-uklion romisc Felu^üng^^ wertvolle AuSkünUe,ue.lK>nen, und die begonnene Gesam.aulnahm de, , Funde im mitteleuropäischen Barbaricum wird sicherlich m absehbare. Zeil euc Möglichkeiten bieten, die Phasen und Wege römischer Importe ,n Germanien nachzuzeichnen und besser zu verstehen. Vor diesem Befund gilt es dann erneut, die sehiill-liehen Quellen einzubringen und zu prüfen, inwieweit das hier überwiegend aus ihnen erschlossene Bild Bestand haben oder zu modilizteren sein wird. 55 So jetzt v. .Schnurhctn/F.rdrieh, Minclcuropaisches llarharicum (Antu. 4) 22 ff.