Das Attentat Franz Ferdinand und seine Frau verlassen das Rathaus. In Wien darf die geborene Gräfin Chotek und ehemalige Hofdame nicht offiziell an der Seite ihres Mannes auftreten. Sr. fc-ti. Ii. Hntieit Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand v. Otslerrtidi-f sie geboren am 13. Dezember 1863, gestorben am 28. Juni 1914. Ende Juni 1914 reist der habsburgische Thronfblger Erzherzog Franz Ferdinand, seit dem Vorjahr »k.u.k. Generalinspektor der gesamten bewaffneten Macht«, zu Manövern nach Bosnien -was das benachbarte Serbien als Provokation betrachtet. Überdies ist der offizielle Empfang in Bosniens Hauptstadt Sarajewo ausgerechnet am 28. Juni angesetzt, dem nationalen Trauertag der Serben in Erinnerung an die 138g verlorene Schlacht auf dem Amselfeld. Damals begann die fast 500 Jahre währende Herrschaft der Türken auf dem Balkan. Und diese ist in Bosnien nun durch die der »k.u.k. Türken« ersetzt, also der Habsburgermonarchie. Bereits bei der Anfahrt zum Rathaus scheitert ein erster Anschlag eines 19 jährigen Bosniers mit einer serbischen Handgranate, verletzt aber einen Adjutanten schwer. Franz Ferdinand absolviert den Empfang im Rathaus, an seiner Seite seine nicht ebenbürtige Frau und Mutter seiner drei Kinder, Herzogin Sophie von Hohenberg. Nach dem Empfang steigt das Paar ins Auto. Fünf Minuten später schießt der junge serbische Bosnier Gavrilo Princip und trifft beide tödlich. Der Täter wird gefaßt und gibt an, aus Liebe zu seiner Nation gehandelt zu haben. In Sarajewo wird wegen starker Unruhen der Ausnahmezustand ausgerufen. Kaiser Franz Joseph I., der seinen Neffen alles andere als hebt, gestattet aus Standesgründen keine gemeinsame Beisetzung des Paares in der Kapuzinergruft, der Wiener Ruhestätte der Habsburger. So bleibt nur ein privates Begräbnis in Franz Ferdinands Schloß Artstetten in Niederösterreich, wozu keine ausländischen Staatsgäste geladen sind, wie es bei einem Staatsbegräbnis selbstverständlich gewesen wäre. So bleibt die Chance ungenutzt, bei einem persönlichen Treffen die politisch angespannte Situation zu klären. Noch nicht einmal die Kaiser Franz Joseph I. und Wilhelm II. haben in den folgenden Wochen Gelegenheit, persönlich miteinander zu sprechen^ Es war Bismarcks Idee, die Habsburger von Deutschlandweg zum Balkan zu drängen: Im Berliner Vertrag von 1878 wurden die bisher türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina dem Habsburgerreich zur Okkupation überlassen. 1908 geht Wien ohne Absprache mit den Großmächten einen Schritt weiter und gliedert die beiden Länder in die k.u.k. Monarchie ein, »annektiert« sie. Der k.u.k. Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf will die Krise zum Anlaß für einen Präventivkrieg gegen Serbien, Rußland und sogar den Dreibundpartner Italien nehmen. Aber der Krieg wird verhindert: Serbien muß versprechen, sich fortan antiösterreichischer Agitation zu enthalten. Der Balkan macht weiterhin seinem Namen als »Pulverfaß« alle Ehre. Im Ersten und Zweiten Balkänkrieg 1912 und 1913 erkämpfen die Balkanstaaten weitere Gebiete der zerfallenden Türkei. Serbien, das sich als nationales Zentrum sämtlicher Südslawen versteht, wird immer aggressiver und verfolgt mit besonderem Haß die Pläne Franz Ferdinands, den k.u.k. Südslawen ähnliche Vorrechte wie den Deutschen und Ungarn zu geben, um die Ziele Serbiens zu konterkarieren. Der Verdacht, das Attentat angestiftet zu haben, richtet sich demnach 1914 sofort auf die serbische Regierung. Die Erschütterung über den Tod des Thronfolgers aber hält sich in Grenzen. Arthur Schnitzler notiert noch am Todestag: »Die Ermordung F. F.s nach der ersten Erschütterung wirkte nicht mehr stark nach. Seine ungeheure Unbeliebtheit.« Leichenzug des Erzherzogs Franz Ferdinand und- der Herzogin Sophie von HohenoeKr; Um Icein Aufsehen zu erregen, werden die Särge nach der Einsegnung in Wien nachts zum Bahnhof und von dort nach Artstetten gebracht. Aristokratische Freunde Franz Ferdinands demonstrieren ihre Mißbilligung der höfischen Politik damit, daß sie den Toten im Fackelschein das Ehrengeleit geben. Karikatur zur Annexionskrise 1908: Ein k.u.k. Soldat, Bosnien und Herzegowina im Rucksack, verhöhnt die protestierenden Großmächte (Frankreich, England, Rußland) und die Balkanstaaten. Der vorn auf den Knien liegende König ist Peter von Serbien. Im Hintergrund Ferdinand von Bulgarien, der sich neutral verhält. Nur knapp wird ein Krieg verhindert, weil das Deutsche Reich sich - mit erstmaligem Hinweis auf die »Nibelungentreue« - an die Seite Österreich-Ungarns stellt. Das Attentat (Wortschatz) 1. Welche Wörter kennen Sie? Welche sind neu? der Thronfolger die verlorene Schlacht der Anschlag der Empfang der Ausnahmezustand (wird ausgerufen) der Trauertag scheitern der Stand (aus Standesgründen) die Gruft 2. Welche Bedeutung passt mit welchem Wort zusammen? festliche [Begrüßungs]veranstaltung die Beerdigung/das Begräbnis sein Ziel nicht erreichen der Kampf zwischen größeren militärischen Einheiten (dauert längere Zeit); nicht erfolgreich in Ausnahmesituationen, wie z. □ B. im Krieg, geltender Rechtszustand, in dem bestimmte Staatsorgane (z. B. Regierung, Polizei, Militär) besondere Vollmachten erhalten (Militär) dem Kommandeur einer militärischen Einheit zur Unterstützung beigegebener Offizier der Nachfolger in der monarchischen Herrschaft nicht von gleicher vornehmer Abkunft (Familie) die Schicht in einer hierarchisch gegliederten Gesellschaft der Angriff/das Attentat/die Attacke das Grab/die Krypta Recht und Macht, über jemanden zu herrschen (absolut, demokratisch..,) der Tag der Trauer (traurig sein) 3. Fragen zum Text • In welches Land reiste Ende Juni 1914 der habsburgischer Thronfolger Franz Ferdinand? • Wer war Sophie von Hohenberg? • Wer hat das Paar ermordet? Wie? Warum? • Wie wurde das Paar begraben? die Herrschaft nicht ebenbürtig die Beisetzung der Adjutant